Unter dem Schlagwort „Flüchtlingskrise“ wird heute gern all das zusammengefasst, was derzeit rund um Mittelmeer, Europa und Österreich und Deutschland im Speziellen an menschlichem Elend zu beobachten ist. Aus meiner Familie und von Freunden werde ich seit Wochen gefragt, warum ich denn zu diesem Thema nichts zu schreiben hätte und ob mich speziell dieses Elend womöglich nicht interessieren würde. Doch, das tut es. Es fällt mir in dem Zusammenhang nur unendlich schwer, einen klaren Standpunkt zu finden. Seit Wochen kämpfe ich mit diesen Zeilen, wäge ab, verwerfe, gewichte neu. Es bleibt bei einem verzweifelten „keine Ahnung, was nun am besten zu tun ist“.  Ich werde im Folgenden versuchen, mich dem Thema von verschiedenen Seiten zu nähern, muss dazu aber etwas weiter ausholen. Haben Sie also bitte etwas Geduld mit mir.

Wissen & Vorurteil

Es gibt im täglichen Umgang von Menschen miteinander Eine Wissensrubrik, die ich gern „Was-jeder-weiß“ nenne. In dieser Rubrik finden sich viele Verhaltensregeln wieder, die wir aus den Religionen kennen. Nicht töten, nicht stehlen, niemanden denunzieren und so weiter. Anderes hat sich im Laufe der Jahrhunderte einfach als praktisch erwiesen und wurde deshalb zum Konsens: Nicht mit dem Feuer spielen, Kerne von Pfirsichen nicht mit essen, seine Notdurft nur an dafür vorgesehenen Orten verrichten, Bäumchen mit dem Grünen nach oben einpflanzen, Navis sind keine Autopiloten oder Kranken und Bedürftigen zu helfen. Für letzteres findet sich natürlich auch wieder ein Religionsprinzip.

Zwar lässt vor Gericht so mancher Verteidiger seinen Mandanten als Volltrottel erscheinen, wenn es gilt, Vorsatz gegen Fahrlässigkeit einzutauschen. Aber im Großen und Ganzen gibt es diese Wissensschnittmenge innerhalb einer Region, eines Landes, eines Kulturkreises. Und wer in der Vergangenheit von Wien nach München, von Karlsruhe nach Düsseldorf oder von Hamburg nach Berlin zog, fand sich meist sofort recht gut zurecht. Von Hamburg nach Wien oder von Buxtehude nach Miami oder Rom … da wurde die Schnittmenge schon kleiner, die Unterschiede spürbarer aber sie waren und sind noch leicht überwindbar. Wie sieht das aber zum Beispiel aus, wenn jemand von Priština nach Berlin ziehen möchte? Gutmeinende Europäer werden jetzt einwenden, dass Priština in Europa läge, dass Kosovo der EU beitreten möchte und seine Lage zwischen Serbien, Griechenland und Albanien bedeute: Priština gehört zu Europa wie Worms, Warschau oder Wien. Ich habe da derzeit meine Zweifel, sehen wir uns ein Beispiel an:

Kosovo. Juli 2015. Ein junger Mann im Interview mit einem Reporter des Deutschlandfunks. Der junge Mann berichtet in angenehmen aber stockenden deutschen Halbsätzen von seinen Plänen, nach Deutschland zu gelangen. Er hat Deutsch via Internet gelernt, er hat sich Mühe gegeben, seine Sprachmelodie ist angenehm, das Stocken sieht man ihm gern nach, denn er hat einen Traum. Er möchte in Deutschland Medizin studieren. Das Medizinstudium in Deutschland sei das Beste! Er will sich auf den Weg machen. Über Serbien, Ungarn, Österreich oder irgendwie anders wird er nach Deutschland aufbrechen um sich dort an einer Uni für das Fach Medizin einzuschreiben. Einfach so. Ohne anerkanntes Abitur (Matura), den NC (Numerus clausus) ignorierend, mit rudimentären Deutschkenntnissen aus dem Internet. Der Reporter wünscht viel Glück, im Off fragt er sich selbst lapidar ob der Kosovare es wohl schaffen werde. Der Zuhörer weiß es. Der Zuhörer der nun diese Zeilen schreibt schüttelte fassungslos den Kopf und fragte sich, was das gerade war: Journalismus? Anstiftung zur fahrlässigen Körperverletzung? Dschungelcamp? Rat Race? Wohl letzteres. Denn der Kosovare hat nicht den Hauch einer Chance, sich seinen Traum von Deutschland zu erfüllen. Genauso erfolgreich wäre er wohl, würde er sich für den Flug mit der Apollo 22 zum Mond zu bewerben.

Die Schnittmengen des „Was-jeder-weiss“ aus Albanien und Deutschland enthalten keine Anweisungen für die Aufnahme eines Medizinstudiums an einer deutschen Uni, der junge Mann ist leider komplett aufgeschmissen.

Der Fluch der guten Tat

Was fällt Ihnen zu Schweden ein? Ganz spontan: IKEA, Volvo, Hallberg Rassy, Sozialstaat, blonde Haare, rotbraun/weiße Häuser, ABBA, seltsame Fischgerichte…alles richtig. Alles herausragend, alles typisch. Genauso herausragend aber untypisch wie die Statistiken über Vergewaltigungen in Schweden – in dieser Statistik belegt Schweden derzeit nach Lesotho den unrühmlichen zweiten Platz weltweit**. Die schwedische Regierung gibt sich indes große Mühe, diese erschreckenden Zahlen mit dem politisch korrekten Radiergummi zu behandeln. Man spricht von einer höheren Anzeigerate und ganz allgemein von „Schweden“ als Täter.  Selbst dann, wenn die Täter nachweislich keine sind, ja, nicht einmal die schwedische Staatsbürgerschaft haben. Bei letzteren handelt es sich mehrheitlich eben doch um Zuwanderer im engeren Sinne. Aber wir müssen schon genauer  hinsehen, wer mit „Zuwanderer“ exakt gemeint ist. Es sind nämlich nicht Zuwanderer aus Spanien, Portugal, Polen oder der Ukraine die schwedische Frauen als frei verfügbare Gegenstände betrachten. Die Herkunftsländer der Täter zeichnen sich durch eine erheblich kleinere moralisch/politisch/religiöse Schnittmenge aus. Somalia, Irak, Syrien, Algerien, Libyen usw. sind hier zu nennen. Die schwedische Regierung weiß das, die Polizei in Schweden weiß das, die schwedischen Frauen die Opfer dieser Abscheulichkeiten werden, wissen das auch. Die gut gemeinte Asylpolitik Schwedens fällt dem Land unverdienterweise gerade vor die Füße.

Die Umkehrung des Drucks oder wie die Freiheit einen fertig machen kann

Ich frage mich manchmal was aus mir geworden wäre, wenn der „Fluch der frühen Geburt“ mich im etwa im Jahr 1910 in die Welt geworfen hätte. Wäre ich 1933 mit einer Fackel in der linken Hand und die rechte zum „deutschen Gruß“ erhoben im Braunhemd durch die Straßen marschiert? Hätte ich meinen jüdischen Nachbarn lachend denunziert oder ihn vor der Gestapo versteckt? Die Frage ist nicht zu beantworten, selbst wenn ich mir einrede, dass ich sicher die richtige Entscheidung getroffen hätte. Ich kann es nicht wissen. Es ist generell sehr schwer, sich in den Entscheidungshorizont eines Menschen hinein zu versetzen, mit dem man nur eine sehr kleine Schnittmenge des Was-jeder-weiss hat – räumlich oder zeitlich.

Ich kann und will mich auch nicht in die Geisteswelt eines Mannes hineinversetzen, der in seinem Gastland eine Frau vergewaltigt – etwas das er in seinem Heimatland vielleicht nie getan hat. Ich kann nur Vermutungen anstellen. Ich denke es ist eine Frage von Druck und Gegendruck. Nigeria, Somalia, Eritrea…alles Staaten, in denen jeder einzelne Mensch sich vor dem enormen regulativen Druck der Regierungen zurückzieht, sich verkapselt, Familie, Stamm und Religion wichtiger werden lässt.  Und nun Schweden! Einem der liberalsten und fortschrittlichsten Länder der Welt! In den Zeitungsauslagen liegen Pornos, die Frauen laufen nicht drei Meter hinter ihren „Herren“ her, kleiden sich wie es ihnen gefällt und reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Und überhaupt: Kein Druck, keine Repression, kein Zwang! Dass letzteres aber nicht bedeutet, dass jeder machen kann, was ihm gerade in den Sinn kommt, kann er nicht begreifen. Wie auch! Woher auch! Er ist gerade dabei, mental zu platzen!

Nach dem Frühling kam der Herbst

Wisst ihr noch, damals? Als der Norden Afrikas sicher war? Gesichert von einer Reihe von despotischen aber pragmatischen Staaten, die zwar ihre Völker unter der postkolonialen Knute hielten, aber uns Westeuropäern unter ihrer Sonne Urlaubsenklaven eingerichtet hatten in denen sie unsere Franken, Dollar und Euro in Empfang nehmen konnten, um damit ihre Macht auszubauen? Wisst ihr noch wie wir jedes Jahr nach Hammamed oder Hurghada reisten, am  Strand lagen, Tauchkurse besuchten und kitschige „King-Tuti-Pens“ in ägyptischen Souvenirshops kauften oder Tunesien zu kennen glaubten? Kaum jemand hinterfragte, ob dies das „wahre“ Marokko, das „echte“ Ägypten oder ein „autentisches“ Tunesien war. Solange unsere Urlaubsenklaven sicher und billig und das Bier kalt war, schauten wir lieber nicht so genau hin. Der arabische Frühling hat diesen Sperrgürtel des Totalitarismus hinweggefegt und über die Trümmer steigen nun die Menschen aus dem Süden, die wir vorher nie zu Gesicht bekommen haben. Schon gar nicht in dieser Zahl. Und schon überhaupt nicht in dieser zombiesken Entschlossenheit, koste es was es wolle nach Europa zu gelangen. Es kostet oft nicht weniger als das Leben. Fast alle Länder Afrikas kann man heute wirtschaftlich und politisch als failed States bezeichnen. Fast jedes Land südlich der Sahara erlangte in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zwar formal seine Unabhängigkeit, hat aber nie wirklich eine Entwicklung genommen, wie sich das die ehemaligen Kolonialstaaten oder die aufgeklärte europäische Öffentlichkeit erhofft hatte. Deshalb bestaunen wir heute in Afrika auch das Ergebnis einer mehr als 50 Jahre langen fehlgeleiteten Entwicklungshilfe, die zwar hier in Europa unser Gewissen beruhigen konnte, aber nicht ein einziges der Probleme der Länder Afrikas gelöst hat. Im Gegenteil! Derzeit ist der einzige Beruf mit Zukunft in Afrika der des Schleppers und Menschenhändlers! Na gut, Söldner geht auch ganz ordentlich. Aber mit der Jugend, die ihre Herkunftsländer für die Idee eines Versprechens verlässt, verabschiedet sich auch jede mögliche Zukunft dieser Länder in Richtung Mittelmeer.

Stalin wird der Satz zugeschrieben „Ein Mensch, ein Problem – kein Mensch, kein Problem.“ Auf diese Weise entledigte sich zum Beispiel die DDR gern ihrer Kritiker. Man konnte sie sogar an den Westen verkaufen, und das tat man fleißig! Hunderttausende Menschen, die nun zum Mittelmeer streben oder sich in den Aufnahmelagern in Italien oder sonst wo befinden, die tausenden Ertrunkenen, all diese Menschen können nun in ihren gescheiterten Heimatländern keinen Ärger mehr machen, keine Jobs mehr fordern oder die Korruption anprangern. Diese Menschen werden dort aber fehlen, weil Felder nicht mehr bestellt werden, Kranke keine Pflege mehr erhalten und Schulen die Lehrer weglaufen. Diese Länder exportieren mittelfristig nicht ihr Elend, sie vergeuden ihre Zukunft. Währenddessen zählen wir die Schlauchboote, die Toten und streiten über die gerechte Verteilung der Gestrandeten und Geretteten.

Man kann es den Menschen, die im arabischen Frühling auf die Straßen und Plätze ihrer Länder gingen nicht vorwerfen, dass sie die Frage „was kommt danach“ nicht beantworten konnten. Man muss es aber den Europäern, den Amerikanern und auch den Russen vorwerfen, dass diese die Frage „was darf auf keinen Fall danach kommen“ nie gestellt und gemeinsam beantwortet haben. Der sogenannte IS rollt gerade fast ungehindert den Irak, Syrien und Libyen auf. Der Ableger Boko Haram Nigeria. Unter diesen barbarischen Herrschaften wachsen hunderttausende junge Menschen heran deren Wertesystem komplett von verrohtem Verhalten, unmenschlicher Taten, Sklaverei und dem Gefühl des göttlichen Auserwähltseins bestimmt ist. Wir lassen das zu und schauen nur entsetzt auf die Gräuel und den Kulturfaschismus wie der Zerstörungen in Palmyra, aber wir greifen nicht ein. Wir stellen auch den arabischen und türkischen Nachbarn nicht die Frage, warum nicht ausnahmsweise mal sie selbst sich intensiv um diese Sache kümmern und alle anderen Konflikte einfach mal hintan stellen. Stattdessen erheben viele hier auch jetzt noch den moralischen Zeigefinger und rufen zum Boykott ausgerechnet des einzigen Landes in der Region auf, der demokratisch ist und funktioniert: Israel. Wir hatten mehrere Jahre Zeit, eine wirksame Strategie gegen diese islamistischen Wolfsbanden im religiösen Schaftpelz eine Strategie zu entwickeln, stattdessen lassen wir es zu, dass immer mehr Menschen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben werden, religiöse Minderheiten ausgelöscht werden und das kulturelle Erbe der Menschheit unwiderruflich vernichtet wird. Die Menschen aus Syrien WOLLEN ihr Land nicht verlassen, sie MÜSSEN. Deshalb muss man ihre Asylanträge auch anders behandeln als die derjenigen Menschen, die ihre Heimatländer nicht verlasse müssen, dies aber wollen. Den ersten Fall regelt das Asylrecht, den zweiten die Gesetze von Angebot und Nachfrage des Arbeitsmarktes. Es ist gefährlich, beides zu vermischen. In beiden Fällen muss es aber gestattet sein, ein paar klare Fragen zur politischen und religiösen Gesinnung an jeden unserer Gäste zu stellen, auf Antworten zu dringen und eventuell einige korrigierende Worte und Maßnahmen vorzubereiten.

Das fehlende Lehrbuch der Weltkunde

Was kostet ein Kamel? Ist man reich, wenn man 1.000 Euro im Monat verdient? Gehöre ich zur Oberschicht, weil mein Onkel Minister ist? Ist Schweinefleisch giftig? Wie viele Götter gibt es? Ist Trinkgeld  Bestechung oder Bestechung Trinkgeld? Auf all diese Frage und viele andere erhalten sie unterschiedliche Antworten oder ein Kopfschütteln, je nach dem wo, wann und wen sie fragen. Ich bin für die Schaffung einer neuen Organisation unter dem Dach der UN, einer UN-WEHK (United Nation – What Everyboby Has to Know) die nur eine einzige Aufgabe hat: Den Kinder weltweit in einem Pflichtfach mit mehreren Wochenstunden beizubringen, wie die Menschen anderswo leben und denken. Ganz wertfrei, völlig unabhängig. In den jüngeren Klassenstufen befasst man sich mit den Nachbarländern, die man vielleicht auch mal eher selbst sehen wird und deren Kultur einem räumlich nicht gänzlich fremd ist. Die höheren Klassen dürfen sich dann in Burkina Faso mit dem deutschen Wahlrecht, Englischen Parteien oder der Gleichberechtigung von Mann und Frau in Kanada befassen. Die deutschen Kinder lernen dann etwas über traditionelle Beschneidung von Mädchen in Afrika oder die glücksbringende Wirkung von getrockneten Körperteilen nigerianischer Albino-Kinder. Immer wieder liest man dass (Fremd) Sprachen der Schlüssel zum Erfolg in der heutigen Gesellschaft seien. Sprachen sind aber nur das Transportmittel für Informationen und Emotionen. Die Frage ist doch, was transportiert werden soll. Und dieses WAS muss das UNWEHK weltweit mehren, damit wir alle eine möglichst große Was-jeder-weiss-Schnittmenge haben und uns wissender und gleichberechtigter gegenüber stehen. Die Industrienationen sollten Jahr für Jahr 10% mehr der Gelder, die sie in sinnlose Entwicklungshilfeprojekte stecken an das UNWEHK überweisen. Was bedeutet, dass es in 10 Jahren keine klassische Entwicklungshilfe mehr geben wird – ausgenommen sind Hilfen bei Naturkatastrophen. In Zehn Jahren gäbe es aber auch viele Millionen junger Menschen die wissen, dass Schlaraffenland kein Synonym für Europa ist, dass ein Bauer mit fünf Kühen im Kongo ebenso reich ist wie ein Hartz4-Empfänger in Duisburg und dass es nicht genügt, alle vier Jahre einen Zettel in einen Kasten zu werfen, um sich Demokratische Republik von Soundso zu nennen. Vielleicht ist das unsere letzte Chance, die Massenflucht aus Afrika noch aufzuhalten. Denn nach dem Herbst kommt der Winter und wie wir aus Game of Thrones wissen, kann der sehr sehr lange dauern.

 

**Quelle: http://de.gatestoneinstitute.org/5223/schweden-vergewaltigung

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