Viele Jahre lang rubrizierte man in amerikanischen Boulevard-Zeitungen Meldungen des Kalibers „Mann beißt Hund“ unter einem Begriff, welcher gleichzeitig intellektuelle Verachtung, Lust an Sensation und Schadenfreude ausdrückte. So ist er eben, der „Florida Man“, schießt sich selbst ins Knie, ringt mit Krokodilen und löscht Brände mit Benzin. Pleiten, Pech und Pannen pflastern seinen Weg.

Nun hat Florida seit einigen Jahren so gar nichts hinterwäldlerisches mehr. Die Wirtschaft boomt, immer mehr Unternehmen und Menschen zieht es in den Sonnenscheinstaat – nicht selten auf der Flucht aus „Blue States“ wie Kalifornien und New York. Allen Anwürfen und medialen Hinrichtungen der Politik der Regierung von Ron DeSantis zum Trotz. Derrick Johnson, Chef der NAACP (eine der einflussreichsten schwarzen Bürgerrechtsbewegungen) verkündete gerade sogar Reisewarnungen für Schwarze US-Bürger, die in Florida aufgrund der dortigen Politik nicht sicher seien.

Das ist angesichts historisch niedriger Kriminalität und Arbeitslosigkeit und gleichzeitig Rekorden für Firmengründungen gerade schwarzer Amerikaner nicht nur komplett gelogen, Johnson wohnt selbst in Tampa/Florida. Und so geht es weiter gegen DeSantis, den Mann aus Florida, der zwar in seinem Staat so ziemlich alles richtig macht, es der DC-zentrierten linken Presse aber nie recht machen kann. Den bisherigen Gipfel der Verachtung erreichte Vanityfair, wo man unterstellte, DeSantis ginge nur deshalb zu Elon Musk auf Twitter, weil David Duke (KKK) nicht verfügbar sei.

Mit der Ankündigung, sich ins Rennen um die Präsidentschaftskandidatur zu werfen, war DeSantis spät dran, was hauptsächlich daran lag, dass erst die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen werden musste, gleichzeitig Gouverneur in Florida zu sein und für ein anderes politisches Amt zu kandidieren. Dabei tauchte er seit Monaten in den entsprechenden Umfragen auf und wird konstant (allerdings mit großem Abstand) als Nummer Zwei hinter jenem anderen Florida Man gehandelt, der für alle Kandidaten der Republikaner wie ein 400-Pfund-Gorilla im Raum steht: Donald Trump.

Neuer Besen, neue Medien, neue Freunde

Die Umstände für DeSantis Bekanntmachung waren vielversprechend: Neuer Besen, neue Medien, neue Freunde. Denn während es den Dems an finanzkräftigen Milliardären nie mangelt, kann die sichtbare öffentliche Unterstützung von Leuten wie Elon Musk und David Sacks doch nur positiv sein, oder? Musk hat in den letzten Monaten seine Akquisition Twitter von links auf rechts gedreht, verschlankt, von Zensur befreit und damit begonnen, neue Funktionen zu implementieren. Was lag also näher, als die alten Medienkanäle (zumindest zunächst, er war später für 40 Minuten bei Foxnews) zu umgehen, welche die Reps seit Dekaden benutzt haben? Foxnews hat durch den Sendeschluss für Tucker Carlson so massiv an Reichweite und Vertrauen bei der konservativen Basis verloren und damit begonnen, sich dem woken Mainstream anzugleichen, warum nicht Twitter-Spaces verwenden…? Leider ging das zunächst technisch schief.

Es herrscht ja kein Mangel an Bewerbern um das Präsidentenamt. Jedoch an ernsthaften Herausforderern, die es mit dem „Gorilla“ aufnehmen wollen. Alle Namen, die entweder als mögliche Kandidaten gehandelt werden oder ihren Hut bereits in den Ring geworfen haben, kann man grob in drei Gruppen einteilen. „Republikraten“, also solche Personen, wie Medien und Dems sich die Republikaner wünschen: handzahm mit Trump-Phobie, harmlos und unwählbar für beide Seiten. Archetypisch stehen Mike Pence oder Liz Cheney für diese Fraktion. Dann sind da „Außenseiter“ wie Asa Hutchinson und Larry Elder. Interessant, debattenfest, aber chancenlos.

Schließlich ist da noch das „Kabinett“, fähige Leute allesamt, die sich jedoch nicht inhaltlich an Trump abarbeiten, sondern ihm wie Schneider bei der Anprobe Kreide vom Sakko wischen. Kritik ist von denen nicht zu erwarten, höchstens Kosmetiktipps und noch auffälliger ist, dass Trump diese Kandidaten sämtlich in Ruhe lässt. Nikki Haley läuft sich offenbar schon für das State Department warm, Vivek Ramaswamy empfiehlt sich für die Federal Reserve und Tim Scott, der salbungsvoll und warm reden kann wie kaum einer, wäre er nicht wie geschaffen für die Vizepräsidentschaft, auch weil er Trump die Wähler der Minderheiten sichern könnte? DeSantis war bis zu seiner Ankündigung auf Twitter-Spaces der einzige echte Gegenkandidat für die Nominierung Trumps. War? Es ist vielleicht zu früh, ihn abzuschreiben, zumal es Szenarien gibt, in denen die Pannen bei der Verkündigung DeSantis noch nützlich sein könnten. Dazu später mehr.

„Keine Gesprächskonserven und Teleprompter“

Reden wir lieber nicht von den technischen Pannen, den Verzögerungen, den frustrierten 300.000 Zuhörern, die den Space verließen, weil die Probleme nicht abrissen oder weil sie von Fahrstuhlmusik und verwirrenden Fehlermeldungen genervt waren. „Ich glaube, wir bringen das Internet zum Schmelzen“ sagte Gastgeber David Sacks im Scherz. „Keine Gesprächskonserven und Teleprompter“ lobte Musk sein Trägermedium „Twitter Spaces“ und die enthaltene Ironie war wohl eher unfreiwillig. Begrenzt auf Audio konnten die Ohrenzeugen schließlich nicht sehen, ob da ein vorgefertigtes Skript vor DeSantis lag und die Audioqualität seines Mikrofons hatte schon etwas konservenhaftes. Der Gouverneur trug jedenfalls vor, wie er auch sonst vorträgt. Deutlich, sachlich, monoton, emotionslos.

Verfolgt man die amerikanische Politik und deren Probleme aufmerksam, konnte man diese sämtlich adressiert finden und wie auf einer Liste abhaken. DeSantis kennt und nennt die Probleme – und schafft es doch nicht, dass sich auch nur ein unentschlossener Trump-Fan begeistert vom Sofa erhebt oder auch nur den Ton etwa lauter stellt. Den Moment der Bekanntgabe einer Kandidatur optimal zu nutzen, heißt, den Kandidaten im denkbar wärmsten emotionalen Licht darzustellen. Wie soll das ohne Video funktionieren, gerade angesichts der begrenzten rhetorischen Talente von DeSantis?

Und warum nutzte DeSantis das beträchtliche Emotionskapital nicht, welches ihm Bilder mit seiner Bilderbuchfamilie in dieser Situation hätten bieten können? Und wenn man schon den Weg der Audio-Puristen versucht, stellt man dann nicht wenigstens durch Tests sicher, dass alles wie am Schnürchen funktioniert? Prüft man nicht Mikrofone und Übertragungswege? Hat man nicht Techniker bei der Hand, die sich um Bugs kümmern, statt dies durch die Hosts Musk und Sacks erledigen zu lassen? Und war es wirklich klug von DeSantis, sich die Aufmerksamkeit mit gleich zwei Tech-Schwergewichten zu teilen, die sich streckenweise so angeregt unterhielten, dass man sich fragte, ob DeSantis überhaupt noch auf Sendung war? Ich wüsste gern, wer der Produzent war, der das verzapft hat und falls es keinen gab: warum nicht?

DeSantis vermied es, den „Gorilla“ direkt anzugreifen

Kleine Korrektur: nicht ich wünsche das alles zu wissen, denn meine Stimme hätte DeSantis. Es gilt jedoch, Delegierte auf den Nominierungsparteitagen in 50 Bundesstaaten zu überzeugen, dass Ron DeSantis dem Vergleich mit „dem Original“ standhält, wobei die emotionale Komponente entscheidend sein kann. Die böswilligen Gerüchte über seine Politik in Florida, die bis nach Hintertupfingen dringen, hat er medial nie wirklich bekämpft. Wie leicht würde es für die Dems werden, im Wahljahr 2024 die verrücktesten Plots aus der Schublade zu ziehen? Trump brauchte sechs Jahre, um endlich die erfundene Geschichte von der „geheimen Absprache mit Russland“ gerichtsfest zu widerlegen – und selbst das hält die Washington Post nicht davon ab, dieselben Lügen auch heute noch zu verbreiten und weiterzuspinnen.

Auch DeSantis vermied es, den „Gorilla“ direkt anzugreifen und ihn dort zu packen, wo er schlagbar ist: seine Corona-Politik, Operation „Warpspeed“, für die sich Trump noch immer rühmt, und die Tatsache, dass er sein wichtigstes Versprechen in seiner ersten Amtszeit nicht gehalten hat: den Sumpf in Washington auszutrocknen und die allergrößte Sumpfblüte namens Fauci nicht am ersten Tag gefeuert zu haben. Stattdessen lauschte man Erörterungen über Bitcoin und digitales Zentralbankgeld, was als Botschaft der ersten Stunde viel zu komplex, viel zu detailversessen und viel zu abgehoben ist, um länger in Erinnerung der Zielgruppe zu bleiben. Deftige Splitter wie „inmates running the asylum“ oder „no transformation without representation” konnten gar keine Wirkung entfalten.

Keine Headline, kein griffiger Slogan, Twitter als Blitzableiter für Hohn und Spott und technische Pannen, gegen die Trump genüsslich eine Breitseite nach der anderen feuert. Die inhaltliche Kritik an DeSantis ist schwach. Was aus der Sicht von Trump ein grandioser Fehlstart sein soll, entpuppt sich trotz des gebremsten Schaums als warer Geldsegen. 8,2 Millionen Dollar kamen binnen 24 Stunden in DeSantis Wahlkampfkasse. Rekord! Eben gerade nicht Trumps Spiel zu spielen, sich andere Felder und Kanäle zu suchen und gar nicht erst versuchen, Trump dort zu schlagen, wo er kaum schlagbar ist: in direkter Fühlung mit Fans und Unterstützern.

Wie Gottfried Benn einst sagte. „Gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen…“. DeSantis hat womöglich erst einen kleinen Zeh ins kalte Wasser gestreckt, alles an seinem Auftritt signalisierte Trump „ich greife dich nicht an“. Noch nicht. Meine Auftritte sind keine Gefahr für dich. Noch nicht. Ob DeSantis Trump vergessen machen kann, wie durchgeplant und choreografiert seine Rede war, die er letztes Jahr nach seinem Sieg bei den Gouverneurswahlen gehalten hat? Wer gegen einen Boxchampion gewinnen will, kann dies ja auch beim Schach versuchen…

Zuerst erschienen auf Achgut.com

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9 Kommentare

  1. Zwischen den Zeilen dieses Kommentars schimmert durch, daß Roger L. sich beide ernsthaften Kandidaten als nächsten U.S- Präsidenten vorstellen könnte. Ich auch (darf nur leider nicht wählen; meine „Dienstzeit“ in der damals zweitgrößten amerikanischen Consultingfirma hat leider nicht ausgereicht ). Ich denke, inhaltlich liegen The Donald und Ronnie nicht weit auseinander: Beide sind 1. willens und 2. in der Lage, der Dominanz wirrer, sozialistischer Vorstellungen und der ungenierten Geldverschleuderung für „Klima“ das Genick zu brechen. Dafür braucht es eines Wellenbrechers, eines, dem die Kacke, die Washington Post und CNN über bisher j e d e n republikanischen Kandidaten ausschütten, am Á… vorbeigeht, der/die wie eine Dampfwalze sein Ding durchzieht. In D hatten wir mal so einen: F.J.S. In den USA ist dies Trump: Der ist ein Kampfelefant, kann Schläge wegstecken und austeilen (sich rhetorisch), und: glaubt unbeirrbar an ein Amerika jenseits von „Wokeness“ und neuem Rassenwahn („critical race theory“) usw. Leider ist er manchmal auch etwas unberechenbar (Kim sei ein „goog guy“), und sein Narzissmus bietet natürlich Angriffsfläche für weitere Schmutzkübel der „liberalen“ (linken) Medien. Bei de Santis ist es eher umgekehrt: Begrenztes Charisma, kein großes rheotisches Talent, aber: berechenbar, ohne Allüren und – wenn ich es richtig sehe – genauso standfest und politisch unbeirrbar wie sein Mentor. Ich bin sicher: Wenn er erst einmal im Amt wäre, würde er auch Wackler und nicht ganz so linke Demokraten auf seine Seite ziehen. Eine zweite Amtszeit wäre ihm fast sicher. Mein Traumszenario: Noch mal vier Jahre Trump und dann acht Jahre De Santis. Die linke Dominanz wäre nachhaltig gebrochen, „Klima“ und sozialistische Experimente erst einmal Geschichte. Und schöner Nebenaspekt: Die Depp…. sorry, Genies in der EU stünden dann erst einmal allein mit ihrer Umgestaltung Europas in ein China der 60 er oder Kambodscha der 70 er Jahre. Und ihrem sog. Multilateralismus. Sorry, daß ich mich nicht kürzer gefaßt habe. Ich gelobe Besserung

    • Oder acht Jahre DeSantis und dann acht Jahre Glenn Youngkin oder oder oder.

      Woher habt ihr denn alle, dass DeSantis kein guter Rhetoriker sei? Der Mann ist Anwalt mit einem Abschluss von der Harvard Law School. Charisma? Wir reden von einem, wie die Damen sagen, gut aussehenden Italiener und ehemaligen College-Sport-Athleten. Also wenn der Quarterback und die Cheerleaderin als langweilige Randfiguren dargestellt werden, weiß ich nicht mehr, wer in der Nachfolge in der Popularitätshierarchie aufsteigt. Das lispelnde Mädchen mit den x-Beinen und der dicke Junge, der seine eigenen Popel frisst?

      Aber das mit dem leicht Linkischen bzw. dem fehlenden Charisma hab ich auch schon an anderer Stelle mehrmals gehört. So kleine Ticks hat er sicher und er scheint schon jetzt einen leichten Buckel zu entwickeln. Aber ich glaub, dass diejenigen, die ihn zum Steve Urkel erklären, einfach ein vages Attribut streuen wollen, von dem sie hoffen, dass schon irgendwas verfängt.

      Die Taktik kenn ich schon von …
      – … der „uneitlen Angela Merkel“, die ihr ganzes Land an die Wand gefahren hat, um ihre Brust an ein paar Orden zu hängen
      – … dem „große Rhetoriker Christian Lindner“, bei dem man in den meisten Fällen nicht mal weiß, was zum Kuckuck er überhaupt gesagt haben wollte
      – … und der „erfahrenen Hillary Clinton“, die vor ihrer ersten Kandidatur nur einige Jahre im Parlament hockte und ansonsten v.a. verheiratet war.

      Mit Late-Stage-Obama kann DeSantis jedenfalls rhetorisch mithalten. Der Mann ließ irgendwann meine Ohren bluten. Der Ökonom Thomas Sowell hat auch bekundet, dass Obama der erste Präsident war, bei dem er den Fernseher abschalten musste, wenn er anfing zu reden.

      • Ben, es gibt einen Unterschied zwischen reden und mitreißen. DeSantis kann die Menge vor ihm nicht lesen, deshalb sucht er die Bühne nicht. Er bevorzugt das Gespräch, mit sich selbst als Moderator. Ich weiß von Leuten, die bei offiziellen Gelegenheiten zum Essen an seinem Tisch saßen, ohne dass er auch nur einmal das Wort an sie gerichtet hätte. Nein, ein großer Verführer und Kommunikator ist er nicht, ganz gleich, wie toll seine sonstigen Credencials sind. Er kann überzeugen, gewiss. Aber nicht mitreißen.

        • Das ist wirklich ein guter Punkt! Es ist sicher hilfreich die Zuhörer wie Oprah Winfrey anzusprechen, einzubinden und zu animieren. Ich würde das nicht „Mengen lesen können“ nennen, weil das vermutlich keine besonders schwierig zu erlangende Kompetenz ist (und es auch eher aktiver Natur ist). DeSantis ist von seinem Naturell her introvertiert, aber das ist sogar Trump. Viele Männer sind eher nicht menschenorientiert. Trumps typisch gebückte SItzhaltung mit den Händen im Schoß kommt nicht von ungefähr.

          Mir wäre es aber lieb, wenn Ron DeSantis diese ganzen Selbstdarstellungstipps total ignorieren würde. Wer noch Jahre bis zu wichtigen öffentlichen Auftritten hat, kann allerhand Wink- und Gucktipps in Fleisch und Blut übergehen lassen. Für jemanden, der vor wichtigen Terminen steht, steigern sie nur noch die Nervosität und sind in dem Stadium dann kontraproduktiv. Trump hat wunderbar demonstriert, dass diese ganze PR-Etiketten total überbewertet werden.

        • Alles wird davon abhängen, ob und wie er die Debatten mit Trump „überlebt“. Wenn er dessen Basis gegen sich aufbringt, hat er schon verloren. Im Moment ist er so schlau, einfach auf die Wunden zu zeigen, die Trump ihm schlägt, und zu fragen „Warum?“.

  2. Mir macht Sorgen, wie wir in Deutschland die politische Nachfolge organisieren sollen. Alles, selbst Nikki Haley, der man eine gewisse Hinterfotzigkeit nachsagt, ist besser als Ursula von der Leyen, Olaf Scholz und Robert Habeck. Friedrich Merz und Christian Lindner sind nicht mal eine Ehrennennung wert. Leute aus der AfD kann man abhängig von den jeweils antretenden Kandidaten bestenfalls auf kommunaler oder auf der EU-Ebene wählen; oder mit Stimmensplitting. Ich wage auch zu bezweifeln, dass man bei den Blauen noch etwas anderes will, als ein paar Protestwähler für den Zugang zu den Fleischtöpfen zu aggregieren. Man hat sich mit dem gärigen Haufen abgefunden und feiert sich für die inhaltliche Pluralität (ähnlich wie die Querdenker zwischendurch), statt Lösungsvorschläge und deren Details weiter auszuarbeiten und Differenzen sachlich und zivilisiert zu klären. Medien können es sich erlauben, sich ausschließlich an den Mächtigen und deren Fehlern abzuarbeiten. Politische Alternativen haben aber noch die Aufgabe, sich um die Alternativen zu kümmern. Der Wahnsinn um das neue Pazifismusverständnis, bei dem Frieden nicht mehr heißt, dass Soldaten zu ihren Familien heimkehren, sondern dass sie auf fremden Boden ihre Lager aufschlagen und sich in Kämpfen verwickeln, harrt einer Aufarbeitung. Ich wiederhole mich, aber ich versteh nicht mal, wie sich diese Leute die Verteidigungspolitik überhaupt gedacht haben. Nicht mal grob.

    Kulturell dreht sich international der Wind. Die lesbische Komikerin Rosie O’Donnell distanziert sich vom Transenquatsch.
    https://youtu.be/jDHfe7tkA00
    The Young Turks sind vom Hass auf Weiße genervt.
    https://www.youtube.com/watch?v=4bzOoBhjnBM

    Aber Amerikaner sind auch weniger fanatisch als Deutsche. Die können Fehler einräumen und begründete Änderungen vornehmen. Es wird deutlich schwieriger für die CDU, die SPD und die EU sich zu entschuldigen.

    Wir erlauben hier keine Rückzieher. Das macht uns kulturell eher asiatisch als westlich. Wenn mal jemand Macht abgibt wie zuletzt die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, dann wird nicht ihre Einsicht gelobt, aus ihrer fachfremden Besetzung die richtige Konsequenz gezogen zu haben, sondern es wird von allen Seiten nachgetreten. Wer im Amt bleibt und das sieht, lernt, dass er persönlich nur dann gewinnt oder unbeschädigt davonkommt, wenn er Macht an sich reißt und Fehler leugnet. Und das war kein Einzelfall. Es ist geradezu eine deutsche Spezialität Brücken abzureißen, die der Gegner für den Rückzug nutzen könnte, und sich dann zu wundern, warum die andere Seite so unerbittlich weiterkämpfen. Björn Höcke darf nicht zurück in den Lehrerberuf. Alice Weidels gesamte Ausbildung bezog sich auf die Rechnungslegung von Großkonzernen, wo sie nie und nimmermehr an der Personalabteilung vorbeikommt.

    George Washington wird hingegen immer noch dafür gelobt, dass er sich nach zwei Amtsperioden zurückzog, um ein Vorbild für künftige Präsidenten zu sein.

    • Wer in Deutschland die Nachfolge antreten wird? Na, ist doch ganz klar. Die Völkerballexpertin, Robert Habeck, Ricarda Lang, oder auch die aus den Jusos oder jungen Grünen, die die „ekelige weiße Mehrheitsgesellschaft“ abschaffen wollen, selbst aber nur dank Sozialhilfe der ekeligen weißen Mehrheitsgesellschaft über die Runden gekommen sind. Ich mache mir da nichts mehr vor.

      „Kulturell dreht sich international der Wind.“

      Das weiß ich auch nicht. Wie relevant ist Rosie? Die Young Turks haben eben noch gewettert, dass Charlie Kirk zur Gewalt aufrufe, weil er den Boykott von Firmen unterstützt, mit deren Werten er nicht d’accord geht (Budweiser, Target). Aber ein Boykott ist keine Gewalt, einbrechende Umsätze sind keine brennenden Geschäfte wie im Jahr 2020.

      Kulturell dreht sich gar nichts. Von Hollywood, klassischer Musik und Ballett will ich gar nicht anfangen. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

      • Natürlich werden TYT und Rosie O’Donnell nicht plötzlich vernünftig. Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die sich von der alten Alice Schwarzer noch retten lassen wollen. „Komm Alice, auf den Besen!“ Sie wird absehbar nichts mehr reißen.

        Aber wir haben beim TYT-Video schon mal über 4600 Likes. Ich glaub nicht, dass massenhaft Konservative den Kanal mit einem Like unterstützen wollten. Es sieht eher so aus, dass man selbst in dem Milieu genervt ist.

        Woke ist eine Religion ohne Gläubige mit Erfahrung und IQ. Diejenigen, die es veranlassen, wissen, dass es für alle anderen Kacke ist. Neulich meinte Steven Spielberg, dass es ein Fehler war, E.T. zu bearbeiten, um die Pistolen aus den Händen der Sicherheitskräfte heraus zu editieren. Spielberg ist ein Feigling. Er hat das auch nicht groß ausgeführt. Klar ist nur, dass er weiß, dass alles, was er geleistet hat, im Bildersturm zu versinken droht. Kann man jetzt von der alten Schildkröte erwarten, dass sie sich mutig wehrt? Nein, er nimmt das Geld, kauft sich einen Swimmingpool und editiert mit CGI Walkie-Talkies über die Pistolen. Aber er verrät durch die Blume, dass er es gerne sähe, wenn andere den Hardcore-Freaks mal in den A*sch treten würden.

        Auftritt Rosie O’Donnell. Rosie O’Donnell hat Grandes Cojones. Das ist Chuzpe auf Jiddisch, wie Bill Maher weiß. Und sie ist ne dicke Nummer in Hollywood. Ja, Rowan Atkinson ist auch toll, aber O’Donnell ist ein großer Fisch in der Industrie. Seit ihrer Nachmittagstalkshow in den 90ern hat die die Telefonnummer von allem, was Rang und Namen hat. Wenn wir irgendwann zurückblicken, werden wir die Positionierung von O’Donnell und J.K. Rowling als Wendepunkte identifizieren. Der Umschwung kann trotzdem noch ewig dauern. Es liegt ja auch schon ewig her, dass sich die Harry-Potter-Autorin den Transaktivisten in den Weg gestellt hat. Allerdings ist das kein Selbstläufer und gerade das Abschwellen des Great Awokening kann die Linken in einem ökonomischen Angstklima Zulauf bringen. Ein Präsident Gavin Newsom ist leider realistisch.

        Ich muss auch sagen, dass ich mit Neid auf die Spaltung in Amerika und den Transenterror schaue. Unsere Eliten zeigen ihren Hass durch die mutwillige Verarmung der Massen. Und Gespräche zu führen ist hier wirklich schwer geworden, nicht nur unangenehm, sondern angstbesetzt.

        Jedenfalls macht es Sinn den Kreis derer, die vermutlich pathologisch bedingt alle ihre Mitmenschen hassen und ihnen schaden wollen, möglichst klein zu fassen und alle anderen dazu zu animieren, sie zu isolieren und zu entmachten. Gero von Randow, Holtzbrinck-Verlag natürlich, war vor seinem Wechsel zur ZEIT Chefredakteur der „elan“, die von der leninistischen „Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend“ herausgegeben wurde. Wusste der in den 70ern und 80ern nicht, wer Lenin war und was so im Osten los ist? Ist das ein im Grunde guter Mensch, der „einfach nur von einer besseren Welt träumt“? Ich glaube, dass man was machen kann, wenn man solche Leute endlich isoliert und zum Teufel jagt. Es sind ja nur wenige Pappenheimer, die das alles zu verantworten haben. Wie Project Veritas herausfand, gibt es selbst innerhalb der New York Times einen kleinen Bürgerkrieg zwischen den Seriösen und den woken Hetzern. Die Wendehälse bekommen das Angebot, ihren Hals wenden zu dürfen. Mehr braucht es vielleicht nicht.

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