Die erste Reaktion auf die Beschluss-Anträge im Rat der Stadt Flensburg war bei den meisten Lesern „das kann doch nicht ernst gemeint sein“ – und diese Haltung sollte man in Zukunft auch beibehalten, wenn es um politische Beschlüsse geht. „Ernst“ meint es Politik ja nur noch selten. Politik muss Freude bringen, Spaß machen und die Leute zum Lachen bringen, das ist ihre Aufgabe. So hört man.
Zumindest in Flensburg sollte man dringen darüber nachdenken, für Ratssitzungen in Zukunft Eintritt zu nehmen, denn was dort geboten wird, muss den Vergleich mit der „Lach- und Schieß“ in München oder „Distel“ in Berlin nicht scheuen. Alles nur Spaß dort.
Ratssitzungen als Gelegenheit der satirischen Talentshow also? Man setzt offizielle Tagesordnungspunkte, beschäftigt einen Verwaltungsapparat damit und erklärt das ganze am Ende zu einem politischen Jux. Warum machen wir das eigentlich nicht öfter? „Spaß in die Politik“ sei das Motto – nicht nur in der Spaßpartei! Politik ist in Zukunft nicht mehr nur Stichwortgeber für Kabarett, sondern der passende Ort dafür. Man überzieht sich dort gegenseitig mit lustigen Anträgen und schaut mal, was die Bevölkerung daraus macht. Diätenerhöhung? Spaß! Genderitis in der Alltagssprache? Urkomisch! Baumaßnahmen in der Innenstadt? Wer’s glaubt…! Das dumme Volk nimmt politische Entscheidungen doch sowieso nicht mehr ernst, da kann man auch lustig weiter blödeln.
Wenn wir schon soweit sind, sollten wir demnächst mit Tröten und Kamelle auf die Zuschauertribüne des Bundestages gehen, um die Tagesordnungspunkte entsprechend zu würdigen – ist doch alles nur Spaß. Zumindest, wenn man es im Nachhinein so sehen will. Übrigens funktionierte dieser „Scherz“ nur deshalb so gut, weil Linke Fraktionen landauf landab für ihre Genderschlachten bekannt sind.
Aber in Wirklichkeit ist es doch so: weder die Ratsversammlung von Flensburg noch der Bundestag sind passende Orte dafür, den politischen Gegner auf Kosten des Steuerzahlers auf die Schippe zu nehmen und auch nicht für „April, April“-Scherze!
Ist das also Satire oder kann das weg? Die Linke in Flensburg empfiehlt den anderen Fraktionen übrigens, Ihren Büromittel-Genderantrag zurück zu weisen. Eine Empfehlung, die man bei solch politischem Dilettantismus generalisieren sollte.