Die Aufregung ist groß und hält an über eine Äußerung unserer Außenministerin, die sie auf einem Panel des Forum 2000 in Prag getätigt hat: Sie werde liefern, „no matter what my german voters think, but i wan’t to deliver to the people of the ukraine.“ Ebenso laut wie die kritischen Stimmen sind jedoch die zustimmenden, die in der Rede Baerbocks vor allem die Bedingungslose Unterstützung der Ukraine sehen wollen und feiern. Zunächst mal unterstreiche ich meinen Standpunkt, dass ich prinzipiell für die Unterstützung der Ukraine bin, wenn ich auch stark bezweifle, dass die Art und Weise, wie unsere Politik dies zu tun vorgibt, zu irgend etwas positivem führen wird. Es war jedoch nicht der nun im Feuer stehende Satz, der mich erstaunt hat, denn erstens bin ich nicht „ihr Wähler“ und werde es nie sein und zweitens kann es doch niemanden ernsthaft überraschen, dass eine Exekutive sich einen feuchten Kehricht um das schert, was Wähler denken!

Wie so oft bei dieser Regierung ist es das mangelnde diplomatische Dekorum, welches vermisst wird. In diesem Fall durch die Deutschen, die nun die Torte im Gesicht spüren, während den Ukrainern das Dessert schmecken dürfte. Es hätte dieses unbedachten Satzes keinesfalls bedurft, um das zu sagen, was zu sagen war und wir dürfen davon ausgehen, dass solch eine verbale Entgleisung, die zu empörten Reaktion geradezu herausfordert, einem Genscher, Kinkel oder Westerwelle nicht passiert wäre. Aber wissen Sie was, liebe Leser: geschenkt!

Im Gedächtnis wird dieser Fauxpas bleiben und nicht die Essenz der Rede, nämlich ein weiterer „what ever it takes“-Moment in einer langen Reihe zu sein. Griechenlandrettung, Bankenrettung, Eurorettung, Klimarettung, Uniper-Rettung, Ukraine-Rettung – in diese Liste wollte Baerbock sich eingetragen und wie alle ihre Koste-es-was-es-wolle-Kollegen interessiert sie sich nur wenig für die Kollateralschäden bei jenen, die ihre Politik zu ertragen und zu bezahlen haben.

Dass nun das große Geraderücken und die Schuldzuweisungen begonnen haben, überrascht auch nur jene, die sich als Wähler Baerbocks irgendwie mitgemeint fühlen. Peter Ptassek, im Außenministerium für strategische Kommunikation zuständig, sieht pflichtschuldigst russische Desinformation am Werk – was denn auch sonst! Das viral gehende Video sei sinnentstellend zusammengeschnitten und „Desinformation von der Stange“. Er empfiehlt statt dieses kursierenden Schnipsels das komplette – und fast vier Stunden lange – Video zur Erbauung und Untermauerung der lauteren Absichten seiner Chefin – wie überraschend! Sie können aber bis zu 1:22:55 springen, liebe Leser. Erst da kommt der Auftritt der Ministerin.

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Auch der Spiegel schlägt in diese Kerbe und spricht von „prorussischer Desinformation“. Ansonsten trägt der Artikel leider nichts dazu bei, die sogenannte „Desinformation“ richtig zu stellen. Wie auch: der Satz wurde so gesagt und war sicher auch so gemeint. Der Rest ist Framing und Delegitimierung von Empörung und Kritik. Viel interessanter sind ohnehin die Kommentare zum Artikel, also die Meinungsäußerungen, die der Spiegel selbst zulässt. Zustimmung allenthalben! Baerbock habe sich klar geäußert, sei authentisch, die Maßnahmen der Regierung notwendig.

Es ist die Fortführung der Presse-Akklamation der Regierungsarbeit mit Hilfe des Leserkommentars. Ein Kommentator verstieg sich sogar zu folgender Aussage: „Bärbock hat recht. Deutschland ist ein sehr reiches Land und wir werden es nicht merken, wenn wir einige 100 Milliarden Euro für Waffen und den Wiederaufbau an die Ukraine überweisen.“ Natürlich weiß ich nichts über die finanziellen Reserven eines registrierten (und zahlenden) Spiegel-Lesers, habe aber den Verdacht, dass dieser keine Vorstellung davon hat, auf wessen Fell unsere geliebte Außenministerin da gerade zum Markt reitet, mit welchem Auftrag sie eigentlich unterwegs ist und wie dünn das Fell des „reichen Landes“ mittlerweile geworden ist.

What ever it takes!

Es ist nämlich nicht die kleine Entgleisung oder Wählerbeleidigung, sondern die im weiteren Gespräch immer wieder zutage tretende Amtsanmaßung, die zu kritisieren ist. Etwa „Die Ukraine wird Mitglied der EU. Punkt!“ oder „Es wird so lange dauern, wie er braucht, aber am Ende werden wir gewinnen.“ Alles ignorante, präfaktische und besitzergreifende Aussagen, die Baerbock nicht zustehen und Putin genau die Argumente in die Hand geben, um genauso weiterzumachen wie bisher und sein Proxy-Feindbild „expansionistische EU“ zu füttern. „Seht ihr“, wird er sagen, „sie halten sich nicht an ihre eigenen Regeln, an die Kriterien, die man erfüllen muss, um EU-Mitglied zu werden und um all die langen Prozesse und Prüfungen, die es dazu braucht. Sie sagen: du wirst Mitglied und Punkt. Und sie sprechen vom Sieg, warum sollen wir das nicht auch tun?“

Die Leichtfertigkeit der Versprechen ist es, die mir Angst macht, nicht die Wählerbeleidigung oder ein vermuteter verletzter Amtseid, um den sich hierzulande ohnehin niemand kümmert, am wenigsten die Politik selbst, die sich viel lieber in flexiblen Notwendigkeiten als starren Grundsätzen bewegt, auch wenn ständig das Gegenteil behauptet wird.

Doch ist dem gebeutelten und beleidigten Wähler nicht ganz im Sinne Hölderlins Abhilfe versprochen? Wächst nicht, wo Gefahr ist, das Rettende auch? Die negativen Folgen der Sanktionen (bzw. der deutschen Abhängigkeit von russischer Energie) werde man durch Maßnahmen abfedern, meint Baerbock. Doch wie kommt sie darauf, dass dies gelingen wird? Das Stickstoffwerk Piesteritz, das Ziegelwerk Nelskamp oder die Porzellanmanufaktur Eschenbach gingen bei diesem „Abfedern“ schon zu Bruch, weitere Kollateralschäden in der Industrie und Millionen Privathaushalten werden kaum noch abzuwenden sein.

Die Möglichkeit, dass das Baerbock‘sche „whatever“ buchstäblich alles sein und es am Ende dennoch nicht reichen könnte, die EU, den Euro, das Klima und die Ukraine zu retten, scheint unsere Außenministerin mit ihrem „… in the end we will win“ jedenfalls nicht in den Sinn zu kommen. Ich bin da weitaus skeptischer, zumal wir uns durch den Krieg gegen Russland und dem gegen die energetische Vernunft mal wieder in einem Zweifrontenkrieg befinden. Die Rede Georg VI. am 3.9.1939 zum Kriegseintritt Großbritanniens, die sich gerade zum 83. Mal jährt, endete mit der Wendung „…with God’s help, we shall prevail.“ Eine vergleichbare Demut – nicht nur den Wählern, sondern auch den eigenen Fähigkeiten gegenüber – lassen die Äußerungen Baerbocks leider vermissen.

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18 Kommentare

  1. Bestimmt ist es jetzt zu spät um zu antworten, und auch die Antwort überhaupt zu verfassen, aber ich möchte gerne eine Weisheit aus dem Prügelsport ablassen. Und zwar:

    Wenn man jemanden in einem sauberen Würgegriff hat, dann wird der 15 Sekunden lang mit aller Kraft zappeln, bevor er endlich still hält. Und wenn der Griff nicht sauber ist, oder man schludert, dann schafft er es mit seinem Gezappele, immer mal wieder kurz den Weg für neues Blut zum Hirn freizumachen, wodurch dieses Gezappele ewig anhalten kann. Es gibt MMA-Kämpfe, da hat ein Protagonist den Anderen im Prinzip eine halbe Stunde lang im Würgegriff, und der Andere will und will sich einfach nicht auschoken lassen.

    Deshalb hieß es schon im Sportpalast: Totaler Kriech – Kürzester Kriech.

    Wie dem auch sei, mir geht dieses Gejammere und Gemeckere auf den Sack. Es gibt doch immer noch jede Menge Spielraum nach unten. Zu viel, möchte ich meinen. Diese Dinge, die wir alle an der BRD hassen, sind alles Dinge, die man sich erst leisten können muss. Daher entwickelt sich doch alles zum Guten.

  2. @Karl Georg Lempenheimer
    Man kann Logik eben nicht ewig diskutieren. Man räumt ein. Wenn ich in den folgenden Ausführungen einen Fehler mache, weisen Sie mich darauf hin und ich räum es ein.

    Die Symbolzuordnung:
    A: „Sanktionen, die auf langfristige Wirkung angelegt sind und kurzfristig nichts bringen …“
    =>: „… bedeuten jetzt schon, dass …“
    B: „… man einen baldigen Frieden mit Russland gar nicht will.“

    Um es vorweg zu nehmen: „bedeutet“ ist dasselbe wie „heißt“, „lässt schließen, dass“, „daraus folgt logisch“ und so weiter. Sie ziehen aus „A“ einen Schluss.

    Zu „A“ hab ich geschrieben, dass ich das jetzt einfach so stehen lassen will. Es dauert ja offenbar schon lange genug, mit Ihnen eine Sache mal zu klären. Da macht es wenig Sinn, von Thema zu Thema zu springen. Sie erwiderten, dass ich meine Logik nicht auf falschen Prämissen aufbauen soll. Ihr Satz enthält aber ausschließlich Ihre Logik und Ihre Prämisse. Um die geht es.

    Ihre Aussage, dass sich aus einer degressiv wirkenden Sanktionierung ein Wille auf einen langen Krieg ableite (A => B), meint, dass ein anderer Wille durch A ausgeschlossen werden kann. Ihre Aussage verlöre desto stärker an Bedeutung, je mehr Sie den Leser zwingen, Zusätzliches zu B als Folge von A anzunehmen. Sie verlöre ihre Bedeutung ganz, wenn
    A => B v NICHT(B).

    Je mehr andere Motive, nennen wir sie B*, Sie für degressiv wirkende Sanktionen einräumen, desto mehr nähern Sie sich aber dieser Aussage A => B v NICHT(B).

    Zu A => B v NICHT(B) gibt es eine bekannte Bauernregel.

    Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie’s ist.

    B v NICHT(B) ist die triviale Aussage „einfach wahr“. Ihr entspricht der zweite Teil der Bauernregel.

    Doch kräht der Hahn auf dem Huhn, hat das mit dem Wetter nichts zu tun.

    Das Wetter ist „einfach so“ oder „wahr“, ob es sich ändert oder nicht und ungeachtet der Hühner. Da Ihre Implikation („bedeutet“) aber etwas meinen soll, muss nur B gelten und nicht noch etwas anderes.

    Manchmal sieht man logische Fehler leichter durch die Transposition.
    NICHT(B) => NICHT(A) ist äquivalent zu Ihrer Aussage A => B. Ausgeschrieben heißt sie, dass aus der gesamten Komplimentärmenge von Motiven außer dem Willen nach einem langen Krieg folgt, dass etwas anderes passieren muss als das Verhängen von degressiv wirkenden Funktionen. Das ist widerlegt, sobald gilt, dass
    NICHT(B) => A.

    Sobald es eine Motivation gibt außer einen langen Krieg zu wollen, die zum Verhängen einer degressiv wirkenden Sanktion führt, ist ihre Aussage widerlegt. Die Sanktionsmöglichkeiten können für den Entscheider z.B. die Günstigsten sein. Der Entscheider kann Fehler machen – wie z.B. Fracking und das Wiederingangsetzen von Kraftwerken verschlafen – und damit schneller wirkende Sanktionen vom Tisch fegen. Der Entscheider kann aus Mitgefühl für die Russen hadern. Es gibt also zahlreiche Motive aus NICHT(B), die zu A führen. Damit ist Ihre Aussage widerlegt.

    • Ich räum gerade mal selbst einen Fehler ein. Aus Schusseligkeit hab ich statt „progressiv“ „degressiv“ geschrieben. Natürlich gemeint ist, dass die Sanktionswirkungen steigen.

    • @Ben Goldstein.
      Ich hatte die Diskussion schon abgeschlossen, und habe auch jetzt nicht vor, Ihrer Diskussionsführung mit allen diesen Kalkulationen und Verkalkulationen, nunmehr sogar mit Aufforderungen an mich, zu folgen. Ich lasse es einfach als Ihre Aussagen stehen, die Sie für sich machen, zumal ich mich sowieso selber auszudrücken weiß. Ich empfehle das Original statt Wurstsalat. Werten Sie dies also nicht als Zustimmung. Es muss einfach auch mal Schluss sein! Und ein Logikseminar brauche ich wirklich nicht. Sie werden damit weder den Ausgang des Konflikts vorhersagen noch die Gedanken der Regierungen lesen können, denn die sind ja auch nicht sonderlich logisch 

  3. Die momentane Lage in der Ukraine sieht aus wie ein eingefrorener Krieg. Typisch dafür ist, dass beide Seiten nur minimale Gewinne machen bzw. Verluste hinnehmen müssen.

    Britische Geheimdienste unkten zuletzt in kürzeren Abständen (zu lesen bei n-tv), dass Russland geschwächt wäre. Seltsam daran ist die Öffentlichmachung ausgerechnet durch geheim arbeitende Dienste. Es ist fürs demokratische Volk gedacht, das die Politik hinter sich bringen möchte, weil sie letztendlich von ihrer Zustimmung abhängig ist. Über mediale Manipulationsmechanismen ist schon viel geschrieben worden, so dass ich an dieser Stelle darauf verzichte. Den Wahrheitsgehalt kann man indessen nicht beurteilen, weil Quellen nicht offengelegt werden. Seitens des Journalismus findet man hinter Informationen häufig, dass Meldungen nicht unabhängig bestätigt werden können.

    Blutet Russland nun aus oder nicht? In einem eingefrorenen Krieg eher nicht. Dieselbe Frage stellt sich erst recht in Richtung Ukraine mit ihren geringeren Humanressourcen. Ob Russland schwach wird, nur weil der Westen es so plant, ist nicht gesagt.

    Dass der Westen erfolgreich kalkuliert, ist kurzfristig negativ zu beantworten, Langfristiges würde erst später manfest. Es bahnt sich aber jetzt schon allerlei an, über das der Westen gar nicht glücklich sein kann. Russland sucht andere Handelspartner. Wir sind raus und haben es uns selber zu verdanken, weil wir es auch gar nicht anders wollten. Die zusammenhaltende „internationale Gemeinschaft“ war ein Produkt des Wunschdenkens. Der Westen zockt.

    Die anfänglichen und späteren Deklarationen stehen dennoch, dass man Russland langfristig durch Sanktionen schaden will und Russland vor allem nicht siegen darf. (Rhetorische Frage: Wie schafft man das, falls man selber nicht siegen wollte und auch keinen eingefrorenen Status akzeptiert, weil dies nach verlieren aussieht?)

    Über Logik kann man bis zum Sanktnimmerleinstag streiten, obwohl die politischen Absichten des Westens, nicht nur erklärt sondern auch in praxi unabhängig vom eigenen Erfolg umgesetzt werden, so dass man für den Zusammenhang zwischen Deklaration und dahinterstehender Absicht wegen purer Offensichtlichkeit die Logik gar nicht beanspruchen muss.

    Der größte Fehler bei Kalkulationen ist, wenn man die Rechnung allein ohne der Wirt macht, der in der Tat reagieren kann, aber nicht unbedingt so, wie man es sich ausrechnet. In Russland gibt es die besten Schachspieler. Der Westen ist deutlich emotionaler. Dabei wird mit willensgesteuerten Behauptungen und mehr oder weniger herabwürdigenden Adjektiven gearbeitet und gern auch mal am Verstand des anderen gezweifelt… weil die Hasen nicht die Gebrauchsanweisung für Jäger gelesen haben und ihr brav folgen.

  4. @Karl Georg Lempenheimer
    Tut mir leid, Herr Lempenheimer, aber über Logik lässt sich nicht groß diskutieren. Aus „Sanktionen sind auf langfristige Wirkung angelegt und wirken jetzt wenig oder gar nicht“ folgt nicht „Es besteht der Wunsch, die langfristigen Sanktionen erleben zu können und kein früheres Kriegsende zu wollen“. Sanktionen zielen ja darauf ab, dass jemand ein Einsehen hat und etwas ändert. Es geht nicht darum, einen Schaden beim anderen sehen zu wollen.

    Ich bin – wie wohl auch der Rest der Bevölkerung – desto offener für ein Ende der Sanktionen aus Deutschland je mehr die dumpfen Politeusen verschlafen, die Energiesicherheit anders herzustellen. Aber vollkommen unabhängig von der Bewertung der Sanktionen an sich, haben Sie doch einen logischen Fehler gemacht, wenn sie die graduelle Wirkungssteigerung von Sanktionen als einen Wunsch nach einem späteres Kriegsende interpretieren.

    • @Ben Goldstein
      Ich habe mich vielleicht unzureichend ausgedrückt, aber ich lese aus den Verlautbarungen als auch den Taten ab, dass der Westen einen Sieg will und vor allem ein schwaches Russland. Also soll sich Russland im Krieg verausgaben. So wird ein Schuh aus der langfristigen Absicht in allen relevanten Aspekten.

      Was Sie meinen, nenne ich nicht Logik sondern Kalkulation. Logik ist richtig oder es war keine. Bei Kalkulation gibt es mehr als zwei mögliche Ausgänge. Verzeihen Sie mir, dass ich in diesen Dingen so streng bin.

      Wenn die Regierung dennoch auf etwas anderes, früheres spekuliert, dann ist es noch nicht einmal Kalkulation, sondern Spekulation, Hoffnung – oder auch nur die Meinung mancher Beobachter. Und außerdem ein Fehler, wenn langfristig etwas entsteht, das nicht gewollt wäre. Denn…

      …das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland wird voraussichtlich lange nicht wieder so sein wie vorher. Das Vertrauen ist dahin. Das kann eine oder mehrere Epochen dauern. Wir wollen von Russland unabhängig werden, aber auch Russland wird von uns unabhängig sein wollen und müssen. Dies gegenüber dem größten Rohstofflager der Welt so einzufädeln – hier muss an alles gedacht werden, was als Verursachung der geopolitischen Gesamtsituation eine Rolle spielt – ist sicher nicht die klügste Entscheidung. Andere Länder werden profitieren. Vielleicht haben sie es sogar mehr verdient als wir.

      Danke für die kleine Unterhaltung.

      • Mein Gott, Herr Lempenheimer, es ist kein Beinbruch einen Fehler zu machen.

        A: „Sanktionen, die auf langfristige Wirkung angelegt sind und kurzfristig nichts bringen …“
        =>: „… bedeuten jetzt schon, dass …“
        B: „… man einen baldigen Frieden mit Russland gar nicht will.“

        A => B ist eine falsche Aussage. Ich will hier gar nicht aufdröseln, inwieweit Ihr „A“ stimmt oder nicht. Aus A folgt nicht B. Und das ist keine „Kalkulation“, sondern „Logik“. Der Sanktionierte kann in Erwartung auf zukünftige Schäden sein Verhalten ändern und das Sanktionsregime damit beenden. Das kann der Sanktionierende wollen. Er muss nicht wollen, dass ewig Schäden folgen werden, was ihre Falschaussage ist.

        Im Übrigen fehlt in Ihrer Überlegung, dass die Russen mal was ändern könnten. Die können nämlich ihre Soldaten abziehen, bevor sie ausbluten. Diese russischen Snobs sind doch ansprechbar und entscheidungsfähig, oder? Die sind doch so gut wie wir. Ach was! Besser! Oder nicht?

    • @Ben Goldstein: Sie sollten Argumente nicht auf falschen Prämissen aufbauen, zumal wenn sie anders dokumentiert sind. Man kann sich die Welt nicht zusammenbasteln, wie man will. Und üben Sie noch fleißig an Ihrer Logik.

  5. Bei uns im Westen gibt es so viel Kopfsalat, dass es geboten wäre, zuerst den eigenen Salat in Ordnung zu bringen, bevor man zu wissen meint, wie die Welt besser funktioniert. Wir wissen aus eigenem Erleben mit unseren Massenmedien gut, wie Menschen manipuliert werden, und es wird immer mehr publik, wie sehr diese skandalöse Entwicklung das abgelehnt wird. Bei uns machen die Medien den Staat. Die vierte Gewalt mausert sich zur ersten. Der Staat, der daraus entsteht, wird von ihnen gepflegt, nicht kritisiert.

    Das läuft in anderen Ländern genauso, wo der Befehl nicht vom Machthaber kommt. Ludwig XIV („Der Staat bin ich.“) war wenigstens noch ein ehlicher Mann.

    Insofern bleibt die Frage, wie viel Demokratie wir überhaupt selber haben, die den Namen verdient. Und was wir diesbezüglich glaubhaft exportieren könnten. Bei der „Berührung“ mit einer oder mehrerer unserer Demokratien hat manches andere Land ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht.

  6. Neulich hab ich Herr Scholz beim Reden gehört und er hat den russischen Ukrainekrieg zum Krieg gegen die EU erklärt. Kein Wunder, dass der militär-fetischistische, nekrophile Spinner in Moskau hier an Fans gewinnt. Wir kommen in den Köpfen unserer Machteliten überhaupt nicht mehr vor!

    Es geht denen nicht um Europa, sondern um die nicht abwählbare Bürokratie. In der Ukraine sterbe man nach deren Meinung nicht für den westlichen Lebensstandard und die längst einkassierte Freiheit, sondern für Direktiven von oben.

    Die ganze Welt habe sich nur um deren Machtgeilheit zu kümmern. „Schaut wie schön die EU-Verwaltung ist, die Ukrainer sterben doch sogar für uns!“

    Frau Auto-Prinzessin Baerbock hat überhaupt keine Ahnung, wie sehr die Leute auf dem Zahnfleisch gehen und wie groß die Angst ihrer Mitmenschen ist. Es ist ihr auch egal. Baerbock ist zwar nicht dumm, aber in hohen Positionen will ich Leute mit überragender Intelligenz sehen und nicht Typen, die absolut nicht über ihre persönlichen Belange hinaussehen können.

    Unser gesamtes Wahlrecht muss weg. Bis zur Biden-Harris-Wahl waren Kaliber auf dem Niveau unserer Leuchten in den USA allesamt Hinterbänkler. Selbst Leute, die ich absolut zum Kotzen finde wie z.B. Obama, Pelosi oder Clinton, können immerhin klar machen, was sie meinen und was sie nicht meinen. Hier haben wir nur Wasserläufer-Schwätzer, deren Vokabular über Themenüberschriften kaum hinausgeht. Vor seiner Senilität war selbst Biden noch fit im Kopf. Unser System spült hingegen Leute hoch, die nie etwas verstanden haben und die ihre Unsicherheiten unter viel „gemeinsam“, „solidarisch“, „zusammen“, „Bündnis“ und „bitte gehe jemand voran“ verbergen. Boris Palmer, Thilo Sarrazin und Fritz Vahrenholt werden an den Rand geschoben, wo sie kläffen, während die Dummen uns in den Abgrund führen.

    Und dann ist da noch der Ton. Leute wie Frau Baerbock könnten sagen, dass Licht hell sei und alle dagegen auf die Palme bringen. „Es ist mir gleich, ob die Deutschen das wollen oder nicht. Das Licht bleibt hell und, wem das hier nicht passt, der kann ja auswandern. Wenn das Licht nicht mehr hell ist, ist das nicht mehr mein Land! Im Internet und auf Papierzetteln findet man immer wieder die Behauptung, dass Licht dunkel sei. Dagegen muss sich unsere Demokratie wehren.“

  7. Eine „bedingungslose Unterstützung“ ist immer dumm. Im Falle der innenpolitischen Situation der Ukraine ist es geradezu selbstmörderisch.

    GOtt sei Dank kann man davon ausgehen, dass die Frau B. das nur so momentan dahingeplappert hat.
    Wenn der Wind dreht, dreht sich die mit. Das gehört zu den Genen dieser Partei.

  8. Unabhängig davon, das Trampolina Völkerballerin mit ihrer leicht verwirrenden Aussage wohl ihre Wählenden etwas, ähm echauffiert haben dürfte, läßt dieses doch wohl auch ihr Verständnis von parlamentarischer Demokratie zumindest gewöhnungsbedürftig erscheinen. Unabhängig davon sollte die deutsche Chefdiplomatin wohl mal beim NATO- Hauptquartier nachfragen, inwieweit man dorten über derartiges Geplapper amüsiert ist. Ich könnte mich eigentlich über solchartige Unbedarftheit maßlos ärgern. Nicht das hier Milliarden Volksvermögen verballert werden, das D und seine Verbündeten von der Plapperina quasi in den Kriesfall hineingezogen werden- das wäre ja halb so schlimm. Aber das das deutsche Volk diesen Figuren so bedingungslos folgt, das ist das Schlimme!

  9. Baerbock ist aufgrund ihrer mangelnden Intellektuellen Fähigkeiten eine rollende Kanone an Bord des transatlantischen Hilfskreutzers BRD. Alles was andere Politiker nur verklausuliert oder garnicht aussprechen, trägt sie in ihrer grenzenlosen Naivität zu Markte. All das, was sich westliche Politiker im kleinen Kreis gegenseitig versichern, dass im Kampf des Westens gegen Russland und dann China, am Ende der Westen gewinnen wird. Ob sie das glauben, ist eine andere Frage. Baerbock glaubt es. Wer mit so wenig Intellekt so hoch steigt, hat keine andere Chance als der erste Herold des Systems zu sein. Betrachtet man zum Beispiel den NATO Generalsekretär Stoltenberg und seine politische Karriere, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich das Imperium Romanum Secundo genau solche Leute aussucht. Sie sind nämlich aufgrund ihrer Defizite besonders formbar. Aber natürlich brauchen sie auch besondere Kontrolle. Wer kontrolliert Baerbock?

  10. „Bärbock hat recht. Deutschland ist ein sehr reiches Land und wir werden es nicht merken, wenn wir einige 100 Milliarden Euro für Waffen und den Wiederaufbau an die Ukraine überweisen.“

    Er hätte auch von Billionen schreiben können, für Ironie sind die Hamburger blind…

  11. Die Außenministerin hat Verantwortung gegenüber allen Deutschen. Wenn Baerbocks nur an ihre Wähler denkt, denkt sie zu kurz. Die Grünen wollen global sein, handeln aber provinziell. Was im kleinen Denklabor entsteht, muss in großem Maßstab noch lange nicht funktionieren. Das gilt fürs Klima genauso wie für Sanktionen.

    Sanktionen, die auf langfristige Wirkung angelegt sind und kurzfristig nichts bringen, bedeuten jetzt schon, dass man einen baldigen Frieden mit Russland gar nicht will. Der russische Geheimdienst wird wissen, ob es schon lange Zeit vorher so war. So lasst sich manches vom Lauf der Dinge erklären, das sonst eindeutig bewertbar erscheint.

    • @Karl Georg Lempenheimer
      „Sanktionen, die auf langfristige Wirkung angelegt sind und kurzfristig nichts bringen, bedeuten jetzt schon, dass man einen baldigen Frieden mit Russland gar nicht will. “

      Das ist ein offensichtlich logischer Fehler. Russland kommt am Besten aus der Sache raus, wenn es seine Truppen abzieht. Je früher desto besser. Man will, dass die Truppen früh abgezogen werden und möglichst rasch den Frieden. Mit „man“ meine ich natürlich aber nicht Annalena Morgenthau Baerbock.

      • @Ben Goldstein
        Ein logischer Fehler ist nicht aufgezeigt, wenn einer sich gar nicht mit der Logik der zugrundeliegenden Aussage beschäftigt. Meine Aussage ist eine (logische) Analyse über den Willen westlicher Politik, wonach es auch empirisch aussieht, vor allem wenn man ihr Geschwätz abzieht und überlegt, was (eigene) alternative Handlungen wären, die schneller zum Ziel führen.

        Wenn allerdings das Ergebnis, das unsere Politik produziert, anders ist als es ihrem erklärten Willen entspricht – Annalena ist mit ihrer Fähigkeit des schamlosen Lügens berühmt, die ob ihres Lebenslauf-Desasters etwas daraus „gelernt“ haben will – haben wir es mit einer Falschaussage oder einer Fehlenscheidung der Politik zu tun oder beides.

        Dies gilt insbesondere, wenn ein schneller Erfolg das Beste wäre, aber die Maßnahmen kurzfristig nicht wirken oder sogar gegenteilige Effekte nach sich ziehen unter denen wir selber leiden (werden), als hätten wir einen Krieg verloren.

        Weiß nicht, ob man da lange rätseln muss. Waren nun die langfristig wirken sollenden Sanktionsbeschlüsse falsch oder die Logik der Politik, falls sie nur das Beste für Russland wollte – oder waren das nur Sie? Sollte sich die Politik nicht besser überlegen, was für UNS das Beste wäre? Das könnte sogar dieselbe Lösung sein wie für Russland. Sie müsste nur ihren Willen ändern und logischer werden.

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