Die EU-Kommission hatte kürzlich eine Kennzeichnung von israelischen Produkten aus dem Westjordanland, aus Ostjerusalem und von den Golanhöhen beschlossen. Die NGO BDS (Boykott-Deinvestition-Sanktion) fühlt sich nun darin bestärkt, als Flashmob durch die Läden zu ziehen und „verdächtige“ Waren zu kennzeichnen.
Antisemitismus schleicht langsam, fast unmerklich. Er beginnt mit Gerüchten, ein Flüstern, eine Andeutung, die Tante des Kollegen hat da mal gehört, man hat mal gelesen das irgendwo etwas geschrieben steht, weiß dies und das ganz sicher… Lässt man diese Gerüchte ungehindert wachsen, kann man einen Schritt weiter gehen. Mit Zeichen, Markierungen, Ausgrenzungen und „Traditionen“. Nun steht der Antisemitismus auf zwei Füßen, die sich gegenseitig stützen. Dann kommen die Gesetze, denn ein jeder konnte ja sehen, dass man etwas unternehmen musste, Lügen und Gerüchte gerinnen zu einer festen Masse, deren Jahresringe als Beleg deren Echtheit genommen werden. Im vierten Schritt kommt die Gewalt, gegründet auf das Gesetz, gegründet auf Zeichen, deren Fundament wiederum Lügen und Gerüchte sind. Das Tier steht nun auf vier Füßen.
Alles nicht neu, alles schon da gewesen. Nicht wenige Vertreter der heutigen BDS-Schutz-Staffeln kennen die Schablonen noch, haben sie noch aus den vierziger Jahren im Keller. Mit Gerüchten fing es an, genährt aus einem diffusen Antisemitismus, der wie ein hässliches Gemälde von Generation zu Generation weitervererbt wurde. Es hängt von je her in der guten Stube über dem Sofa, man merkt kaum, dass es überhaupt da ist. Aber es bleibt da hängen, weil’s halt von Opa und Oma ist und irgendwie zur Familie gehört.
Die Gerüchte über die jüdische Weltverschwörung, einen angeblichen Genozid in Palästina, Brutale militante Sieder in Samaria und Galiläa, Mord und Totschlag in Gaza, den zwar die Hamas exekutiert, für den man aber Israel verantwortlich macht, der IS als Handlanger des Mossad…all dieser krude Blödsinn überzieht ganz Europa längst schon wieder wie Nieselregen. Vieles davon als Ergebnis schlampiger journalistischer Arbeit, „Familientradition“ oder willentlicher Blindheit von vielen NGO’s, die über dem Feuer des Nahostkonflikts ihr eigenes Süppchen am Kochen halten.
Nun kommen also die Zeichen. Und die EU schiebt mit ihrer hirnlosen Kennzeichnungsverordnung die gesetzliche Grundlage gleich hinterher. Lassen wir dies alles zu, bekommt der Antisemitismus auch schnell das vierte Bein qua Amt auf den Boden. Die latente bis tödliche Gewalt gegen Juden oder jüdische Einrichtungen in Europa sind längst bittere Realität. Und man möge nicht denken, der Antisemitismus von heute sei ein anderer als der von 1933 bis 1945 – es ist exakt derselbe, denn er funktioniert nach demselben Muster.
Problemlösers Traum
Fragt man die Gauleiter der BDS-Schutz-Staffeln nach den palästinensischen Arbeitsplätzen, welche verloren gehen könnten, wenn der unselige Boykott wirklich umgesetzt wird, hört man tatsächlich, dass man sich dessen bewusst sei. „Aber wenn die Besatzung durch Israel endet, entstehen ja neue Arbeitsplätze in der endlich freien Wirtschaft Palästinas…“
Tief durchatmen, unbesorgt. Zwei tiefe Züge Anti-Trottel-Spray, dann erst antworten.
Ihr BDS-Tölpel solltet wissen, wofür ihr da kämpft: Für einen islamistischen Gottesstaat, den die Hamas und die Fatah in Israel errichten wollen. Eure NGO’s würden nach dem „Endsieg“ abziehen und zunächst erst mal hunderttausende Arbeitslose NGO-Helfer hinterlassen. Eure Lücken würden die IS-Brigaden füllen, die sich gern um den drittheiligsten Ort des Islam kümmern werden. Ein geschlossener jüdischer Laden oder eine verwüstete Arztpraxis machte den wenigsten „Reichsdeutschen“ 1938 Kopfschmerzen. Die NS-Propaganda versicherte glaubhaft, dass dies neue Arbeit „im Reich“ schaffen würde. Ein geradezu makaberer Witz ist es aber, wenn im Jahr 2015 jüdische Unternehmen Platz machen sollen für einen neu zu schaffenden faschistischen Staat – diesmal in Palästina.
An derlei „Endlösungen“ arbeite ich nicht mit!
Mir ist scheißegal, wie viele Aufkleber der BDS-Volkssturm auf israelische Produkte klebt, weil sie „verdächtig“ sind. Ich sage, klebt ruhig weiter. Genau diese Produkte werde ich kaufen. Genau wie 2014, als der un-informierte Mob, beflügelt von Todenhöferschen Horrorgeschichten aus Gaza durch die Supermärkte zog. „Die Paprika kommt aus Israel – nehm’ se die nich!“ – worauf ich antwortete „Oh, das wusste ich nicht. Dann nehm’ ich doch noch ein paar mehr…ich kauf’ ja noch beim Juden. Dem Juden nämlich, der auf seiner Paprika-Farm auch Palästinenser beschäftigt, die ihre Familien mit Arbeit, nicht mit Almosen oder Märtyrer-Prämien ernähren wollen!“
Alex Feuerherdt zum Thema „Antisemitische Vorhut der EU“
TapferImNirgendwo über eine gescheiterte Boykott-Aktion in Bremen
Alex Feuerherdt’s Artikel bei Fisch&Fleisch, diesmal mit „Gedöhns“
[…] Judenhass in der EU […]
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