„Darüber diskutiert die Partei noch“ ist die Standard-Unwissenheits-Ausweichfloskel von Susanne Hennig-Wellsow. Sie wusste bei Jung & naiv nicht, aus welchen Auslandseinsätzen sie die Bundeswehr abziehen wollte und sie weiß bei Lanz nicht, wie die steuerlichen Daumenschrauben aussehen sollen, die sie für „Vermögende“ fordert. Genügt es dem Lanz nicht, dass diese groß und schmerzhaft sein, aber mit marxistischer Gewissheit schon die Richtigen treffen werden? Offenbar nicht. Doch seit wann ist es dem der Macht dienenden Medienpöbel gestattet, die spinnerten Wolkengebilde linker Politik anzupusten? Gut gemacht, Herr Lanz! Sie sind direkt und mitten ins intellektuelle Vakuum vorgestoßen.

Das Spitzenpersonal sowohl von Links als auch von Grün fällt in wirklich bohrenden Nachfragen durch beständige Ahnungslosigkeit auf, was sich mit „darüber diskutiert die Partei noch“ nur mühsam als basisdemokratischen Prozess tarnen lässt. Denn die Basis dieser hierarchischen Parteien verlässt sich ja gerade auf die „Spitzenkräfte“, von denen sie sich nur zu gern führen lassen will. Man versucht der galoppierenden Dummheit entgegenzusteuern, indem man Doppelspitzen installiert und verdoppelt damit nur die Inkompetenz. Keine Sahra Wagenknecht oder ein Gregor Gysi, ja, nicht mal eine Katja Kipping (dass ich das noch mal sagen würde!) wäre so ins Taumeln geraten wie Hennig-Wellsow. Dass die SED sie dennoch statt ihrer Co-Vorsitzenden Janine Wissler zu Lanz schickt, lässt vermuten, dass erstere sogar für kompetenter, eloquenter und sympathischer gehalten wird – eine Bankrotterklärung wie ein hingeworfener Blumenstrauß. Mein Mittleid hält sich in Grenzen und ich habe alle Hände voll zu tun, um meiner Schadenfreude den Mund zuzudrücken.

Der Linksgrüne „Aufbruch“ empfiehlt sich dem (zurecht) merkelmüden Deutschland also mit Gestalten, für die das Netz der Speicher ist (Baerbock), die keine Ahnung haben, was die Bafin für Aufgaben hat, wie hoch die Penderlpauschale ist oder wer sie bekommt und alberne Kinderbücher über Wölfe schreiben (Habeck), schlumpfig grinsend (Söder über Olaf Scholz) Schulden machen als gäb’s kein morgen, und mit „einmaligen Vermögensabgaben“ in unbekannter Höhe und unbekannten Ausmaßes ihre Umverteilungsorgien bezahlen wollen (Hennig-Wellsow). Mit diesen Figuren und den Parteien, die sie ja gefördert, geformt und schließlich an ihre Spitze ausgeschwitzt haben, ist kein Staat zu machen. Sie eignen sich jedoch trefflich als Impresarios des raschen Verfalls, als Dirigenten des Stücks „Run to the bottom“. Ich weiß, einige meiner Leser glauben, dorthin, zum Boden, nach ganz unten, müsse es erst gehen, damit das Land lerne, dass man diesen Leuten das Steuer nicht überlassen darf. Doch weil beim Spiel „Kopf gegen Wand“ immer die Wand gewinnt, kann ich dem leider nichts abgewinnen. Die Linke ruiniert sich zuverlässig selbst, indem sie redet. Wir sollten sie nicht unterbrechen und auch die Grünen ausreden lassen. Nur genau zuhören müssen wir. Nicht dass es am Ende wieder heißt, das konnte ja keiner wissen!

Foto: Martin Heinlein (Wikipedia), © CC BY 2.0

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19 Kommentare

  1. Bindestrichnamen sind doch sowas von modisch passé, weiß die Dame auch DIES nicht?
    Nudge nudge, wink wink, say no more?

  2. Ergänzung: Die bairischen Kurfürsten waren keine K önige, erst durch Napoleon wuden sie dazu. Die Pfalz war bis 1945 bairisches Territorium. Helmut Kohl war gebürtiger Baier; Ludwigsburg.
    Und Ludwig Erhard kam aus Fürth (fränkisch Fädd), oder auch, aus Nürnberger Sicht „Westvorstadt“.

  3. Ich bin mittelfränkischer Franke. Also wäre es böses Foul, mich als Baiern zu bezeichnen.
    Baiern hat 17hundert schlag-mich-tot die Kurwürde nur erlangt, weil der Kurfürst bairischer König wurde, weil die dortigen Wittelsbacher ausgestorben waren.
    Könige wurden sie nur von Napoleons Gnaden, mit dem Geschenk, sich den Fränkischen Reichskreis einzuverleiben (neben verschiedenen Fürstbischofstümern).
    Komme aus Ettenstatt, das Sie mit seinen 870 Einwohnern wahrscheinlich nicht kennen werden und wohne mittlerweile in Nürnberg, für seinen ruhmreichen (äh, in letzter Zeit nicht mehr) „Glubb“ FCN bekannt ist.

  4. Ahem. Lanz ist Südtiroler. Italienischer Staatsbürger, stimmt. Aber sagen Sie nie zu einem Südtiroler, er wäre Italiener. Die mögen das gar nicht.
    Zum Thema: Natürliche Dummheit schlägt Künstliche Intelligenz bei weitem.

  5. > Nein, das ist KEIN Ostproblem.

    Es freut mich, mich geirrt zu haben. Schreiben Sie wieder einmal etwa Schoenes. So wie die Artikel ueber Israel. Obwohl die ja leider mittlerweile auch freidrehen bei Thema numero 1.

    Wahrscheinlich gibt es nur einen Weg in Normalitaet: Die Laender suchen, aus denen *keine* Nachrichten kommen. Vielleicht lebt dort der elusive Typ Mensch, dessen Gehirn irgendwie grundlegender immunisiert ist.

    • Sobald sich mal wieder etwas Schönes zeigt, schreibe ich nur zu gern darüber. Ich fürchte aber, wir werden hier noch viel angefasster und zorniger werden müssen, bevor es besser wird.

      • Danisch hat da eine gesunde Mischung; nach einer Anzahl notwendiger Wahnsinnsmeldungen kommt dann auch mal was ‚anderes‘, ‚anders ulkiges‘.

  6. Ich denke, Sie übersehen den Kern des Problems.
    Lanz stößt hier in der falschen Richtung vor, er versucht sich mit Sachfragen der Parteivorsitzenden zu nähern, das ist blanker Unsinn.
    Henryk Broder hatte schon vor Jahren das Problem sehr richtig erkannt als er (sinngemäß) sagte: Heute wird das Geschlecht als soziales Konstrukt angesehen, morgen vermutlich die Wirklichkeit. Das trifft es auf den Punkt.
    Die Zeiten als Kommunisten noch sagten „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ sind vorbei, heute gilt, „Das Bewusstsein bestimmt das Sein“. Der DiaMat ist tot, es lebe das von Fakten und der Realität befreite Denken. Diese Befreiung werden wir dann bald als „Neue Aufklärung“ feiern.
    Also fragte Lanz wie eben ein alter weißer Mann fragt, der noch nicht in der neuen, aufgeklärten Wahrnehmung angekommen ist. Die Welt wird zukünftig nicht mehr die sein, die wir messen und mathematisch abbilden können, sie wird die Welt sein, die uns unser Bewusstsein vorgibt.
    Ich bin allerdings sehr sicher, dass sich im Rahmen des großen Kulturkampfes eine der Realitäten wird gegen die andere durchsetzen müssen. Das wird dann vermutlich ausgehen, wie alle sozialistischen Versuche ausgegangen sind, die Schwerkraft und andere Unannehmlichkeiten werden bleiben.

    • Lanz ist Italiener, er hat keine Angst vor deutscher Vermögenssteuer. Deshalb kann er sich der linken Schmiede unbedarft nähern, ohne sich den Pelz zu verbrennen.

      • Ich fürchte Sie haben den ironischen Unterton überhört, aber das ist verständlich, heute ist viel normal, was noch vor kurzer Zeit als völlig irrwitzig und abgedreht angesehen worden wäre.
        Ironie, sogar Sarkasmus sind nicht mehr von ernst gemeinten Texten zu unterscheiden.
        Was sagt das über den Geisteszustand der Gesellschaft. Nein, sagen sie es nicht, ich glaube ich schlafe besser wenn ich es nicht bestätigt bekomme.

  7. Eine etwas andere Sicht auf diese Sendung (ich habe keinen Fernseher) vom Danisch:

    https://www.danisch.de/blog/2021/04/01/die-kotzbrockin-bei-lanz/

    Ich muss zugeben: Als DDR-Sozialisierter ist mir das stringenter. Die haben Aufwind und bemuehen sich gar nicht mehr, Maske zu zeigen.
    Ob sie selbst als Linke das durchsetzen koennen oder ihre zeitgeistigeren gruenen Brueder und Schwestern im Geist, das ist Banane. Die wachsende Chuzpe zum Demonstrieren toatlitaeren Denkens ohne Handbremse halte ich fuer viel gefaehrlicher, da den Realzustand der Schwaeche dieser Schoenwetterdemokratie deutlich spiegelnd.

      • Das geht an meinem Kommentar vorbei. Und uebrigens auch an dem darueber, der wie ich – und auch Danisch – sieht, dass es hier ueberhaupt nicht um Sachfragen geht. Es geht um den Willen zu Brutalitaet, die wachsende Frechheit dies nicht mehr zu verbergen und damit in Konsequenz, wenn man einen Grund dafuer sucht, um die immer weiter umgreifende Akzeptanz dafuer.

        Multipolar hat gestern einen Artikel veroeffentlicht:

        https://off-guardian.org/2021/03/29/the-unvaccinated-question/

        in dem weiter verlinkt wird, z.B. zu einer neuen Vorschrift in Sachsen:

        https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/corona-testverweigerer-an-schulen-100.html

        Lesen Sie sich einmal die Kommentare durch. Da fallen Sie vom Glauben ab, wenn sie sehen, was Volkes Zorn Anderen mittlerweile wuenscht. Das ist der Sumpf, den solche Gewaechse wie diese Linke benoetigen.

        • Aber das wissen wir doch auch seit Jahren! Das autoritäre Betriebssystem dieser Leute hat sich kein Stück verändert. Nicht mal die Lautstärke. Gefühlt schreibe ich seit Äonen gegen diesen Mist an. Dass diese Brutalität sich nun auch offen und an der Spitze Bahn bricht, ist doch das Erhellendste, was passieren konnte! Natürlich braucht es den Sumpf für sowas! Der war schon immer da und musste über die Zeit nur ergänzt werden. Erst die Mauerschützen und ihre Verharmloser und nun das internationalistische Gelichter, das gegen „das System“ kämpft, dass sie für neoliberalen Kapitalismus halten, obwohl sie es längst unterwandert haben und sich von ihm alimentieren lassen. Nichts neues unter der Sonne. Aber nun immer deutlicher im Tageslicht zu sehen.
          Auch die MDR-Kommentare erschrecken mich nicht mehr. Dieser ideologische Mist entstammt denselben Hirnen, die mir Drohungen der herzlichen Art schicken. Deshalb sage ich: raus ans Tageslicht mit euch! Frordert, droht und brüllt noch viel mehr! Deklariert, dass der Mond aus Käse und ein deutscher Handwerker mit fünf Angestellten ein reicher Mann sei, dem man seinen Laden wegsteuern muss. Macht nur so weiter, denn anders lernt der deutsche Michel nicht, woher die Gefahr kommt: von autoritären Parteien wie den Linken und Grünen.

        • > Das autoritäre Betriebssystem dieser Leute hat sich kein Stück verändert.

          Da hoere ich jetzt raus, das waere ein Ostproblem (kann micht irren). Ist es nicht. Ich habe zwei Lebensmittelpunkte hier in Deutschland (und das sind wirklich solche – also mit grosser Familie und dem gesamten pipapo). Der eine ist Sachsen, der andere B/W. Ich sehe da keinen wesentlichen Unterschied.
          Ja, der Osten ist etwas grobschlaechtiger im Guten und im Schlechten. Aber im Kopf und eben auch mittlerweile nach aussen ist das ueberall da.

        • „Nichts neues unter der Sonne.“

          Je älter ich werde, bemerke ich ebenfalls, dass dieses Bibel-Zitat stimmt.
          Aber verwundert es? Nein. Die Mutter der Doofen ist immer (wieder) schwanger, oder so ähnlich.

          Dieter Hildebrandt sagte 1994 in einem Interview für das Berliner Magazin ‚Radio Kultur‘: „Jede Generation fängt immer neu an, nichts zu wissen.“ Er wurde daraufhin gefragt: „Bedeutet das, daß man von einer zyklischen Verblödung ausgehen muß, die von Generation zu Generation wiederkehrt?“ Dieter Hildebrandt: „Ich glaube ja“.

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