Zur Strategie von Boris Palmer in Tübingen, möglichst viele Geschäfte und Restaurants wieder zu öffnen und Sicherheit durch massenhafte Tests herzustellen, kann man ja unterschiedlicher Auffassung sein. Palmers Ziele jedoch sind klar und zu begrüßen: er möchte, dass die Stadt, deren Bürgermeister er ist, vor dem Ruin und deren Bewohner vor dem Wahnsinn bewahrt werden. Dazu gehört eben mehr, als die Bürger einfach einzusperren, wie es Lauterbach, Merkel und viele jener aus dem Wirtschaftskreislauf gefallener fordern, deren Wohlbefinden nicht von Handel, Kultur und Dienstleistungen abhängt, sondern von Fördermitteln, Diäten oder GEZ-Erhöhungen.

Außerdem muss man fragen: was habt ihr denn eigentlich erwartet, ihr schlauen Öffnungsorgienkritiker? Die Positivrate beim Testen liegt (falsch positiv inbegriffen) deutschlandweit derzeit bei etwa 7-8%. Wer mehr testet, bekommt zwangsläufig mehr positive Ergebnisse. Wer viel an einem Tag testet, bekommt am Folgetag eine „hohe Inzidenz“.

In Tübingen ist die Inzidenz schon aufgrund der nun massenhaft durchgeführten Alltagstests eine komplett sinnfreie Kennzahl, was diese Kenngröße nebenbei bemerkt wahrscheinlich ohnehin und überall ist. Ehrlich gerechnet sind in diesem Land derzeit überall und zu jeder Zeit unter 100.000 Einwohnern jeweils bis zu 7.000, deren Test positiv wäre oder ist. Die meisten bekommen davon offensichtlich nichts mit. Außer in Tübingen, wo viele von ihrer „Erkrankung“ erfahren, weil sie morgen einkaufen gehen wollen. Das mag der Statistik „schaden“, verbessert aber die gefühlte Sicherheit der Bürger und die Notlage der Geschäfte.

Dass man bei der FR weder rechnen noch klar denken kann, aus der Beinahe-Verdopplung der Tübinger Inzidenz (von 35 auf 67) ein Armageddon herbeiphantasiert und natürlich nie ehrlich Ross und Reiter nennen würde wenn es darum geht, zu erklären, wer genau bei den festgelegten Regeln nicht so treudeutsch mitwirkt („Palmer beschuldigt Geflüchtete“, jammert die FR), wundert mich bei dieser Postille nicht. Aber dass sich nun allerorten der Hygienemob sammelt und die Sagrotanfläschchen auf Palmer gezückt werden, ist einfach nur erbärmlich!

Öffnung probieren statt Zahlen jonglieren

Denn eines sage ich euch. Wenn Städte wie Tübingen nicht mit Versuch und Beispiel vorangehen, wenn sich also nicht wenigstens ein kleiner Teil der lokalen Politik traut, mal etwas anderes als Zahlenjongliererei und Panikmache zu versuchen, also ein kalkuliertes Risiko eingeht, statt nur stumpf auf das zu starren und zu hoffen, was die Regierung von oben herab befielt, können wir das Land gleich beerdigen. Statt wie im sprichwörtlichen Krabbenkorb durch gegenseitiges Herunterziehen, Bedrohen und Denunzieren dafür zu sorgen, dass niemand der politischen Corona-Diktatur dieses Hygienestaates von Muttis Gnaden entkommen kann, sollten wir Tübingen und Boris Palmer die Daumen drücken, auch wenn es mir persönlich angesichts der Partei, für die Palmer steht, den einen oder anderen Stich versetzen mag.

Mir wäre es aber auch recht, wenn ein Grüner, den ich nie wählen würde, einen Weg aus der politischen Sackgasse aufzeigte, in die wir blind und dumm hineinregiert wurden. Wenn ich seine Corona-Politik auch begrüße, muss ich ja nicht gleich seinen Klimafimmel umarmen. Lasst den Mann machen! Überlasst es den Tübingern, über seinem Experiment den Daumen zu heben oder zu senken und senkt stattdessen lieber den Daumen über der FR. Wenn Tübingens Experiment gelingt, werden es die kleinen Unternehmen, die Gastwirte und die prekär Beschäftigen sein, denen Palmer die Existenz rettet. Einst war dies mal erklärte Stammklientel sozialdemokratischer Politik und damit auch der FR. Was für ein Hetzblatt ist nur aus diesem Medium der einst stolzen Sozialdemokratie geworden!

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7 Kommentare

  1. Wen wundert es eigentlich?
    Die einst stolze SPD , die Partei der kleinen Leute, der Arbeiter und Angestellten ist doch schon seit langem auf dem absteigenden Ast.
    Die SPD ist die Partei der Kleingruppen geworden. Man glaubt, mit der Anbiederung an diese Gruppen sich ein neues Wählerpotential zu erschließen. Und die Parteizeitung geht diesen Weg natürlich mit. Dabei scheint keiner zu merken, dass man mehr Stimmen verliert als man dazugewinnen kann.
    Und so wird die älteste Partei Deutschlands und mit ihr das Parteiorgan den Weg alles irdischen gehen und niemand wird sie vermissen.
    Kann natürlich noch eine Weile dauern, man klammert sich ja mit Zähnen und Klauen an die Pfründe.

  2. „Außer beim Roger Letsch und bei der Vera Lengsfeld “

    Och, da gibt’s viel mehr: Danisch, Klonovsky, Reitschuster, Wendt (Publico), achgut…, dazu finden Sie im „neues Westfernsehen“ täglich noch mehr Neues.

  3. Außer beim Roger Letsch und bei der Vera Lengsfeld lese ich ja überhaupt niemals-nirgendwo-garnichts mehr über die Staatsseuche aus Staatszwangsmaßnahmen und induzierter Staatsmassenhysterie, denn was auf ’normalen‘ Seiten darüber geseucht wird, geht ja seit Anfang an überhaupt gar nicht mehr!, und seit der Klopapier-Massenstaatshysterie vor über einem Jahr, die von Anfang an offenbart hat, wie absurd diese ganze Massenseuchenstaatspanik von Anfang an ist und bleibt und bleiben wird, seucht mich alles nur noch an.
    Die sind doch alle völlig staatsseuchenuntertanenirre da draußen, außer dem Roger Letsch und der Vera Lengsfeld naturgemäß, die das ja unendlich wohltuend angenehmerweise überhaupt nicht sind.

    Las ich also gestern Zwecks Ablenkung von allgegenwärtigen Staatsseuchen-Überschriften im Interwebby (da sind wir ja hier, da sind wir ja immer!) ausgerechnet einen Artikel in der Frankfurter Rundschau über Dante Alighieri, ah weit weg!, möglichst weit weg von der grassierenden Massenhysteriestaatsuntertanenbesessenheit!, nein?, aber es war halt die Frankfurter Rundschau, und der Autor Arno Widmann, der selbstverliebt über den Dante Dinge schreibt, von denen er glaubt, dass man die man ja überhaupt noch gar nie über den Dante gelesen und gehört haben könnte, behauptet, der Dante habe ja von der herrlichen arabischen Dichtung über den herrlichen Himmelsflug des herrlichen Mohammed glattweg was oder alles abgeschrieben.

    Ähm?, aber da hat Arno Widmann ja nicht mal den Alexanderroman erwähnt, in dem es wohlbekannterweise seit der Spätantike immerzu um Alexanders Himmelsflug geht. Also Alexander der Große flog da im Alexanderroman in einem Korb getragen von Greifen durch den Himmel, so steht das da drin seit mindestens der Spätantike und wieder seit Dantes Zeit, als man gern den Alexanderroman hörte (vorgelesen!, wer konnte schon selbst lesen?), und wenn überhaupt einer von wem abgeschrieben hat!, ja?, dann hat der übrigens ziemlich miserable Mohammed-Himmelsflug-Dichter ziemlich schlecht beim Alexanderroman abgeschrieben, also so herum!, und so herum hat der Dante ja nun mal überhaupt gar nicht beim miserablen Mohammed-Himmelsflug-Dichter abgeschrieben, denn der war allzu miserabel zum Abgeschriebenwerden, sondern der Dante hat vielleicht ein bisschen beim Alexanderroman abgeschrieben. So.

    Hat jedoch Arno Widmann in der Frankfurter Rundschau den Alexanderroman ÜBERHAUPT NICHT erwähnt.
    Ja warum denn nun nicht!: Weil die Frankfurter Rundschau, die noch miserabler ist als der miserable Mohammed-Himmelsflug-Dichter (dazu gehört schon was!), selbstverfreilich die herrlichen kulturellen Errungenschaften (ähm?) des herrlichen Islams (huch?) andauernd lobend erwähnt, selbst wenn es diese Errungenschaften kaum bis überhaupt gar nicht gibt, selbst wenn man dann den Alexanderroman (höchst bekannt in Dantes Zeit!) NICHT ERWÄHNT.

    Ja so ist sie, die Frankfurter Rundschau.
    Und was die wohl so übern Staatsseuchenzirkus daherschreibt, weiß ich ja überhaupt nicht mal.
    Wie GUT, dass ich das überhaupt so gar nicht weiß.

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