Eins kann ich Ihnen sagen, ein Vergnügen ist diese Sendung nicht, die der Deutschlandfunk am 28.4.2018 zum Thema „Erklärung 2018“ gemacht hat. Ein Streitgespräch sollte es werden und Streit gab es reichlich. Ein Gespräch war es kaum. Vor allem keines über die Erklärung selbst, obwohl Alexander Wendt immer wieder versuchte, auf das Thema zu kommen – Fetschers Pfeile schossen stets in traumwandlerischer Sicherheit daran vorbei. Es gab aber einen Aspekt von Bedeutung, der die ganze moralische Übergeschnapptheit der Kritiker unserer Erklärung aufs prächtigste illustrierte.

Gleich zu Beginn wollte Frau Fetscher (Tagesspiegel) von Alexander Wendt (Publicomag) wissen, wer diese „Stellen“ seien, von denen Vera Lengsfeld in einem Artikel sprach, die mit staatlicher Förderung oder doch zumindest in vorauseilender Erfüllung dessen, was die Regierung als konformistisches Verhalten goutiert, die Unterzeichner der „Erklärung 2018“ unter Druck setzen, indem sie deren Arbeitgeber informieren, wes „Geistes Kind“ jene Angestellten seien, wenn sie sich mit Pegida-Geschmeiß und AfD-Natterngezücht auf einer Liste tummeln. Mal abgesehen von Fetschers unerträglichem Whataboutismus ist die Tatsache evident, dass die Frage eher an die abwesende Vera Lengsfeld hätte gehen müssen, nicht an Alexander Wendt. Caroline Fetscher beantwortet die Frage jedoch kurz vor Ende dieser fast unerträglichen Sendung noch rasch selbst:

„Man kann statistisch feststellen, dass unter den ersten 2.800 Unterzeichnern drei Viertel sind, die mit AfD und Pegida in irgendeiner Weise sympathisieren oder liken oder unterstützen oder sogar aktiv drin sind. Das sind AfD-Mitglieder, ich hab‘s ja gegoogelt.“

Bei was einen unsere gutmeinenden Journalisten heute so alles beobachten! Liken ist gefährlich, Sympathie aus der Ferne messbar und geschieden in Gut und Böse. Und wer da beim Anblick von Alice Weidel nicht mindestens beschämt zu Boden blickt, weil er sich nicht traut, „Nazischlampe“ zu rufen und wer bei Gaulands Reden im Bundestag nicht mit einem „apage satanas“ das Kreuz schlägt und eine Handvoll Salz über die linke Schulter wirft, der ist schon Sympatisant und den wird Caroline Fetscher bei Goggle suchen. Und wehe dem, der dort zu finden ist! Flugs wird derjenige in Caroline Fetschers selbstgebastelter Statistik verschwinden. Ja, Frau Fetscher ist fleißig und sie tut es für Gotteslohn. Wollte sie deshalb zu Anfang so dringend wissen, wo es für derlei Tätigkeit auch noch Geld gibt? Man weiß es nicht.

Interessierte Arbeitgeber müssen sich also nur an Frau Fetscher vom Tagesspiegel wenden, um ihre Mitarbeiter mal gründlich politisch durchleuchten zu lassen. Im Zeitalter schwindender Auflage muss man eben auch beim Tagesspiegel neue Wege der Diversifikation beschreiten. Ich halte mich aber doch lieber an Hoffmann von Fallersleben: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.“

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6 Kommentare

  1. Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Caroline_Fetscher:

    [[ Sie studierte von 1977 bis 1978 Germanistik, Geschichte und Psychologie an der Albert-Ludwig-Universität, Freiburg, und von 1980 bis 1986 Literaturwissenschaft und Psychologie an der Universität Hamburg mit dem Abschluss M.A. Von 1979 bis 1980 absolvierte Fetscher bis zum Berufsabschluss die Ausbildung zur Redakteurin an der Journalistenschule von Gruner + Jahr, (heute: „Herni Nannen-Schule“) in Hamburg. ]]

    Es sich 10 Jahre lang gemütlich linksdrrrrehend gemütlich gemacht? Fein, ich hoffe, sie hat ihre Sozialistenlehrjahre möglichst angenehm mit Chianti & Käseschnittchen verbracht.

    Was ich – nach dem „Geniessen“ vieler Artikel von Frau Fetscher im Tagesspiegel – persönlich von dieser Frau halte, das lasse ich hier, faulsterweise, lieber andere ausdrücken:

    https://diskurskorrekt.wordpress.com/2016/05/02/caroline-fetscher-schwachsinn-ist-ihr-hobby/

    https://diskurskorrekt.wordpress.com/2015/04/16/caroline-fetscher-eine-rassistin/

    Hier noch ein aktuelles Beispiel dieser „Meinungsfreiheits-Spezialistin“:

    https://www.tagesspiegel.de/politik/sarrazin-tellkamp-herman-unterzeichner-der-erklaerung-2018-sind-besorgnis-erregende-buerger/21151466.html

    Was bin ich froh, dass ich schon weg bin… („Meine Steuern kriegt Ihr nicht mehr!“)

    • Die Unterzeichner der „Erklärung 2018“ können noch so „besorgniserregend“ sein. Ihre Besorgniserregendheit ersetzt keine Auseinandersetzung in der Sache. Genau so funktioniert aber heute der Diskurs von Linken. Diese Erfahrung machen alle Kritiker der politischen Korrektheit. Kritisiert man irgendein Heiligtum der Linken schlüssig und mit Fakten, wechseln diese sofort auf die Ad-Hominem-Ebene und konstruieren irgendwelche angeblichen Kompromittiertheiten, die die Sachebene aber in keiner Weise berühren.

      Das ist wirklich immer das gleiche erbärmliche Schauspiel. Es ist wirklich erschütternd, das immer wieder zu erleben. Gerade als Ossi und gerade als Linker. Kritisiert man den Feminismus, ist man irgendwie „rechts“ und angeblich gegen Gleichberechtigung.

      Noch schlimmer finde ich aber fast, daß viele Leute „von uns“ diesen Tatbestand nur sehr selten wirklich gekonnt zum Thema machen und zurückpolemisieren. Also die ganze Verlogenheit dieser Diskursstrukturen offenbaren. Warum scherzt man nicht mal sarkastisch in so einem Gespräch zurück, daß auch der Teufel und Adolf Hitler die Erklärung 2018 mittragen, aber jetzt bitte wieder auf die Sachebene zurück, verehrte Frau Fetscher, oder fällt Ihnen da nichts ein?

      Diesen abgeklärten Stil vermisse ich in den Debatten der politischen Korrektheit. Man läßt sich da noch viel zu sehr die Butter vom Brot nehmen von Leuten, die nur mit Empörung und Paraonia zu argumentieren wissen.

  2. Verstehe ich das richtig? Wenn jemand die Erklärung 2018 unterzeichnet, der an einem Spaziergang von PEGIDA teilnimmt, die AfD wählt oder sogar deren Mitglied ist, dann kann man die ganze Erklärung in die Tonne treten, muss such nicht mit ihr auseinandersetzen. Dann kann sie nur falsch sein? Und in unserem Land soll Meinungsfreiheit herrschen?

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