Es war einmal ein Mensch*, der litt plötzlich große Schmerzen. Er konnte weder sitzen noch stehen noch liegen oder laufen, der Schmerz, der vom Rücken ausging und in den ganzen Körper strahlte, war so fordernd, dass auch an Schlaf nicht zu denken war. Also rief der Mensch, der im Gesundheitsparadies Deutschland lebte, einen rettenden Krankenwagen. Weil der Schreiber dieser Zeilen aber nicht so viel Zeit hat wie mancher Verwaltungsangestellte in hiesigen Krankenhäusern, lässt er die vielstündige Odyssee des gepeinigten Menschen durch verschiedene Kliniken weg, die ihn abwiesen, nichts mit ihm anzufangen wussten oder weiterschickten und auch dass er beim Transport kurz verloren ging, tut hier nichts zur Sache.

Angekommen in einer Klinik**, die ihn nicht wegschickte, legte man den Menschen in ein Bett, gab ihm Schmerzmittel von augenbrauenhochziehender Stärke und vergaß ihn dann erst mal für zwei Tage. Schließlich wurde doch noch ein MRT gemacht, Blut abgenommen und allerlei Doktor-House-artige Untersuchungen angestellt. Der Mensch war neugierig und fragte, was man denn gefunden habe. Man fand: Nichts! Einige Tage später wurde dem Menschen mitgeteilt, seine Schmerzen rührten von einer Schleimbeutelentzündung am Beckenknochen her, man werde ihn nun für eine hochdosierte Cortisonsbehandlung der betroffenen Stelle lokal betäuben. Nach dem Eingriff wartete der Mensch und wartete und wartete, als jemand vom Personal auf ihn aufmerksam wurde und fragte, was er denn noch in der Klinik wolle. Er sei längst entlassen.

Man drückte ihm einen Briefumschlag für den Hausarzt in die Hand und sagte Tschüss. Die Schmerzen waren noch da und der Mensch machte sich mit dem Brief auf dem Weg zu seinem Hausarzt, der völlig verblüfft war über die Schilderungen der Therapie – besonders deshalb, weil er die Untersuchungsergebnisse des MRT und des Bluttests vor Augen hatte. Die Entzündungswerte des Menschen waren nicht erhöht und statt einer Schleimbeutelentzündung hatte das MRT einen Riss in einer Bandscheibe ergeben, den man natürlich nicht mit einer Cortisonspritze am Beckenknochen beheben kann.

Und wenn er nicht an Corona gestorben ist, freut sich der Mensch noch lange am besten Gesundheitssytem der Welt und darüber, dass Karl Lauterbach dessen König ist.

* Name und Person sind dem Autor gut bekannt.
** Die Klinik kennt der Autor ebenfalls.

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