„Du hast gerade andere Themen“, dachte ich mir in letzter Zeit des öfteren. „Lass mal eine Weile die Finger vom Thema Migration, vielleicht bessert sich dann deine Laune etwas“, redete ich mir ein. Und in der Tat bewegt sich diese in letzter Zeit häufig irgendwo zwischen sauer und bitter. Vielleicht, so so dachte ich, wird unsere neue Bundesregierung – die zwar nicht dieselbe wie die alte ist, aber leider immer noch die gleiche – endlich die Realitäten und Gefahren anerkennen und Fehleinschätzungen eingestehen, ich könnte mich dann mal eine Weile auf Eigenzitate beschränken, versehen mit dem Hinweis: „ich hab‘s euch doch gesagt“. Und es gab ja tatsächlich und fast unbemerkt einen Paradigmenwechsel. Betonten unsere Politiker noch bis vor kurzem vor allem die Verantwortung die wir für den Weltfrieden, das Weltklima und die Welt als Ganzes hätten oder versuchte man, die Utilitarismus-Karte zu spielen, um wahlweise dem Fachkräftemangel, der Überalterung, der kulturellen Ödnis oder der Inzucht des deutschen Genpools durch wahllose Migration zu begegnen, sind die Töne nun leiser.

Was ist passiert? Ist ein Messer zu viel in der Tasche aufgegangen? Hat eine Schule zu viel „Land unter“ gemeldet, weil der Anteil von Schülern mit Bereicherungshintergrund längst die 50%-Marke überschritten hat? Nein, es ist subtiler. Es scheint, als seien alle Verantwortlichen Politiker (außer Ralf Stegner) einen Schritt zur Seite getreten und beobachteten nun mit gespielter Verwunderung, wohin all die Pfeile fliegen und was all die Aufregung um Islamisierung und Migration eigentlich solle. Da sei doch nichts, da war auch nie was, da werde auch nichts kommen und wenn doch, dann sei das nunmal so. Eine Ausnahme beim Rochieren gibt es freilich: die Uschi sitzt immer noch auf ihrem rostigen Panzer, man hat sie wohl vergessen. Vielleicht stimmte aber auch einfach was mit der Kommunikation nicht und sie hat die lauten Rufe nicht vernommen, wäre ja nicht das einzige Jammertal der Dysfunktionalität, in dem die Bundeswehr biwakiert. Und Merkel, die ist natürlich auch noch da. Aber gehört die eigentlich noch zur Regierung oder einer bestimmten Partei? Wohl kaum, denn sonst würden Oppositionspolitiker in der Losung „Merkel muss weg“ nichts obszönes, sondern eine legitime Forderung erblicken.

Doch Merkels Flakhelfer sind nachlässig geworden. Die Durchhalteparolen und Rechtfertigungen der Chefin klingen zwar rhetorisch unbeschenkt wie immer, aber da sie nicht mehr lauter werden kann, vernimmt man durch das Abwehrfeuer der Antifa hindurch immer mehr Stimmen, die eine einfache Wahrheit aussprechen: Die Kaiserin ist nackt!

Erklärer erklären „Erklärung 2018

In ähnlich wenige Worte kleidete sich auch die Erklärung 2018 und da ich auch zu den Unterzeichnern gehöre, darf ich mir seit Wochen auf aller Herren Kanäle anhören oder lesen, wie tief der Sprung in meiner Schüssel sei, wie er verlaufe und wie die psychologische Prognose für die letzte Tasse in meinem Schrank aussehe. Je mehr dieser Generalabrechnungen ich lese, desto mehr scheine ich mich von mir selbst zu entfremden, ja, ich erkenne mich kaum wieder! Wie, das soll ich sein? Das soll ich denken? Das also wollte ich eigentlich schreiben, war aber zu feige? Solche Meinungen vertrete ich? Sehr merkwürdig!

Doch man liest ja immer wieder mal Artikel, deren Inhalt einen zum Grübeln bringt, gerade wenn der Gegenstand der Betrachtung dem Autor besser bekannt ist, als einem selbst. Aber genau hier liegt das Problem: Gegenstand der  Berichterstattung über die „Erklärung“ ist nicht etwa deren Inhalt, sondern was gerade nicht darin zu finden ist und ganz besonders die vermuteten politischen ergo charakterlichen Defizite der Unterzeichner – und das bin ja auch ich. Ernst Elitz jedoch, der eine jener Abrechnungen für den Cicero schrieb, hat mich nie getroffen und die meisten der Mitzeichner wohl auch nicht. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, den Lesern des Cicero ein „Bild“ von dem zu malen, was er nach tiefer Analyse in den eigenen Hirnwindungen in unseren Köpfen entdeckt zu haben glaubt, obwohl sich der ganze Erkenntnissprozess allein in seinem eigenen Kopf abspielt. Das allerdings war ganz großes Kino!

„Die Erstunterzeichner sehen „mit wachsendem Befremden“ wie Deutschland durch „illegale Masseneinwanderung beschädigt“ wird und solidarisieren sich „mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“ Das hört sich erstens so an, als wäre es eine Rechtfertigungsschrift für die Etablierung von Seehofers Heimat-Ministerium samt bayerischer Grenzpolizei.“ Das lässt zweitens die Frage offen: Wo sind eigentlich die friedlichen Demonstranten, denen die Unterzeichner ihre Solidarität aussprechen? Und lässt drittens außer Acht, dass es inzwischen nun wirklich keine Massen mehr sind, die über die deutsche Grenze tröpfeln.*“

Wenn wir aber schon dabei sind, uns Quantitäten um die Ohren zu hauen, analysieren wir doch gleich mal den ersten Satz der Erklärung: Dass unser Befremden steigt, ist nicht davon abhängig, ob es eine offizielle Definition von „Masseneinwanderung“ oder auch nur von „Masse“ und „Wandern“ gibt. Auch findet sich hier keine Zeitform, der man sich mit einem achselzuckenden „es kommt doch grad fast niemand“ entziehen könnte. Selbst wenn es aktuell keine unkontrollierte Migration gäbe (was nicht stimmt), bliebe immer noch die unbewältigte Masseneinwanderung der letzten Jahre, deren Auswirkungen uns eben Sorge machen – es müsste auch nicht ein einziger illegaler Migrant hinzukommen, um die Antifa und ihre Blutsbrüder jene friedlichen Demonstrationen zusammenprügeln zu lassen, auf denen das Befremden bezüglich der rasanten Veränderungen artikuliert werden. Eine Tatsache, die unsere Forderung nur noch untermauert. Für die Frage allerdings, wo die friedlichen Demonstranten denn seien, braucht man angesichts des Verlaufs der Demos in Kandel, Berlin, Cottbus oder Hamburg schon gehörig Hutzpe! Was ist das eigentlich für eine Attitüde, anderen Menschen ihre Sorgen ausreden zu wollen und für nichtig zu erklären? Geht man den Weg der Ignoranz und Stigmatisierung vielleicht doch wegen der Unmöglichkeit, berechtigte Bedenken argumentativ zu zerstreuen?

Und so macht Ernst Elitz nach einem vergifteten Lob über die verschenkte Chance einer intellektuellen Debatte – zu der er seltsamerweise selbst nichts beigetragen hat – einen Schwenk ins verletzend persönliche und beweist einmal mehr die Richtigkeit des Spruches: „If you can’t blame the message, blame the messanger“.

Die Debatte an die Plebejer verschwendet?

Was Elitz nicht gefällt, ist die Tatsache, dass „…ein jeder voraussetzungslos mitmachen kann…“. Denn das geht ja mal gar nicht!

„Was als konservatives Aufbegehren begann, sogar als Wortmeldung konservativer Intellektueller für eine überfällige Debatte jenseits lähmender politischer Korrektheit gedeutet werden konnte, ist im Getümmel wutschnaubender Mitbürger gelandet und hat der Petition damit jedes Gewicht genommen – trotz eilig nachgeschobener Forderung, eine prominente Kommission einzusetzen, die nach Wegen contra „Kontrollverlust“ und pro „wirksame Hilfe für tatsächlich politisch Verfolgte“ suchen soll.“

Dabei ist in dieser Debatte doch bereits alles ausprobiert worden. Doch wie man’s macht, macht man’s falsch. Kritisiert man allein, ist man Abweichler oder Spinner. Je nachdem, ob man vernichtet oder lächerlich gemacht werden soll. Sucht man Gleichgesinnte, und sei es auch nur für den Anlass, bildet man entweder eine Konterbande auf Zerstörungskurs oder eine unbedeutende, abgehängte Minderheit, die nicht weiter ins Gewicht falle. Man zählt dann zu den ewig Gestrigen und sammle sich auf dem Marsch zurück in die Fünfziger oder nach Neunzehnhundertrotbraun. Wird der Protest größer und breiter, landet man im wutbürgerlichen Plebs und beschmutzt die „intellektuelle Debatte“ mit dem Schweiß und dem Dreck der Straße.

Die Iden des März

Ausgerechnet am 15.3. wurde die „Erklärung 2018“ veröffentlicht. Wer in der Schule nicht nur die „Geschichte der Arbeiterklasse“ hatte, wird sich dunkel erinnern, dass es eben dieser Tag war, an dem Caesar den Dolchen seiner Gegner im römischen Senat zum Opfer fiel. Damals war es ein gewisser Cicero, der im Hintergrund die Fäden zog, selbst aber nicht zum Messer griff. Das Magazin „Cicero“ schickte einen Gastbeitrag für den versuchten Rufmord und lässt fragen, „Wer ist die Frau, die Tellkamp dermaßen ins Unglück reitet?“ und gibt gleich die Antwort: Vera Lengsfeld – und die sei „nur noch bitter“. Solche Sätze, nur so dahingesagt, verhallen. Verwendet man sie jedoch in Artikeln, sollte man sie legitimieren. Doch das kann Elitz nicht. Stattdessen schmutzt er in Veras Vergangenheit aus Verfolgung und Verrat herum, als hätte er noch eine Rechnung mit ihr offen. Doch worin sollte die bestehen? Darf ich auch mal mutmaßen? Sitzt da vielleicht eine tiefe, innere Trauer eines Mannes, der das Scheitern des „besseren Deutschland“ nicht ganz verkraftet hat und in dessen altlinker Traumwelt die DDR so etwas wie ein Nimmerland der Glückseligkeit war, in welches man jederzeit gehen könnte, falls der Klassenkampf im Westen verloren gehe? In den Augen solcher Menschen waren Dissidenten wie Lengsfeld natürlich Verräter am Arbeiterparadies.

Doch ich kann nur vermuten und halte mich mit Schlussfolgerungen zu Menschen zurück, die ich nicht kenne. Umso heftiger muss ich Elitz aus eigener Anschauung widersprechen, denn als „nur verbittert“ kann man Vera nun wirklich nicht bezeichnen. Auch sollte Herr Elitz in Betracht ziehen, dass Tellkamp nicht „geritten“ werden musste, um seine Meinung zu sagen und die Behauptung, dieser „…finde sich [nun] neben Bachmann wieder“ stimmt auch nur im Kopf von Elitz, weil er es war, der Tellkamp dorthin geschrieben hat. Auf der Liste der Unterzeichner ist Bachmann nämlich gar nicht vertreten! Doch er passt dennoch perfekt in den Gesinnungskontext, mit dem Elitz hier arbeitet, und so werden viele „müsste“ und „könnte“ in den Text geklopft, so wie auch andere schäumende Kommentatoren ausgerechnet das in der „Erklärung 2018“ bemängeln, was gerade nicht im Text zu finden ist. Und so „müsste“ Bachmann unterschreiben, weil ihm die Erklärung gefallen „könnte“, denkt sich Elitz. Unterstellungen zu Beweisen hochzujazzen, ist jedoch schlicht eine Unverschämtheit!

Die „Erklärung 2018“ ist inhaltlich von solcher Selbstverständlichkeit und Schlichtheit, als hätte man gefordert, dass der Frühling auf den Winter folgen möge. Und dennoch haben diese zwei dürren Sätze einen Sturm der Entrüstung auf der einen Seite und einen Sturm der Unterstützung auf der anderen ausgelöst. Nüchtern betrachtet könnte man die Forderungen ja auch einfach mal beantworten, anstatt ihre Legitimität immer sofort in Zweifel zu ziehen. Es ist doch eigentlich ganz einfach. Entweder bestehen die Forderungen zu Unrecht, dann sollten sich sachliche Argumente leicht finden lassen, ohne dass man zu persönlichen Beleidigung der Petenten greifen muss. Bestehen die Forderungen jedoch zu Recht, müsste man feststellen, ob unser Land überhaupt noch in der Lage ist, sie zu erfüllen. Und jetzt wird’s knifflig: wenn man es kann, warum tut man es nicht? Und wenn man es nicht kann, warum spielt die Kapelle auf der Titanic noch und macht niemand die Rettungsboote klar.

Dies sind die Worte des Marcus Tullius Cicero

Und während Ernst Elitz mit wehendem Schal in den Elfenbeinturm der intellektuellen akademischen Debatte zurückkehrt, selbst wenn diese Debatte derzeit nur aus Selbstgesprächen zu bestehen scheint, erklingt eine andere Stimme im Cicero, nämlich die von Alexander Grau, welcher Elitz‘ Worte wieder einfängt:

„Was ein wohlfeiler Vorwurf! Wirklich ernst genommen, würde er jede politische Artikulation unterbinden. Doch Demokratie besteht nicht allein im Austausch ausformulierter Denkschriften. Deshalb hatte die politische Linke – zu Recht – auch nie Skrupel, Protest lautstark auf die Straße zu tragen. Mit Elitz’ Argument könnte man jede trillerpfeifende Gewerkschaftsdemo diskreditieren. Was aber der Linken legitimes Mittel, darf der Rechten nicht vorgehalten werden. Das weiß im Grunde natürlich auch Elitz. Und so verstrickt er sich in offenem Spott gegenüber den „Doktores, Erfindern, Schriftstellern und Ganz- oder Halbakademikern“ und nasenrümpfender Missbilligung der Wutbürger. „Ja was denn nun?“, ist man geneigt zu fragen. Wenn die einen zu abgehoben sind und die anderen zu dumpf, wer darf sich dann überhaupt noch artikulieren?“
Doch was an Elitz’ Text wirklich irritiert, ist nicht die Unterstellung falscher Behauptungen oder sein wankelmütiger Begriff von Demokratie, sondern seine Attacke auf Vera Lengsfeld, die Initiatorin der Erklärung. Denn wie immer eine politische Diskussion verläuft und was immer ihr Thema sein mag, eines sollte sich immer verbieten: direkte Attacken ad personam. Zu suggerieren, Frau Lengsfeld Leben sei so schlimm, dass keiner „mit ihr teilen“ möchte, dass sie eine politisch Gescheiterte sei, die nun „nur noch bitter“ wirres Zeug verbreite, ist nicht nur unsachlich, sondern schlechter Stil. Schade eigentlich, denn mit seiner Analyse, dass die „Erklärung 2018“ eine große Chance berge, hat Elitz recht.

Und die Erklärung selbst? Der geht es bestens! Sie hat heute die Marke von 80.000 Unterstützern übersprungen und wird weiter wachsen. Hier gehts zur Liste.

* Zeit für einen uralten Kalauer:
Autofahrer: „Was kostet ein Tropfen Benzin?“
Tankwart: „Geht auf’s Haus!“
Autofahrer: „Prima, einmal volltropfen bitte!“

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21 Kommentare

      • Vielleicht wäre es nützlich, einen Hinweis mit Link an prominenter Stelle auf der Startseite zu plazieren?

        Im Augenblick tickt der Zähler für die Mitzeichnungen im Unter-Minutentakt und steht gerade schon auf 9.650! Wie es aussieht geht’s gleich am ersten Tag über die 10.000er Marke. Die graphische Verlaufskurve kommt bereits nicht mehr nach. >;D

        Btw.: Derzeit sind knapp 90 Petitionen in der Mitzeichnungs-Phase, davon ein großer Teil seit 3 … fast 4 Wochen. Die haben alle zusammen keine 10.000 Mitzeichner und da ist überhaupt nur eine einzige, die es mal so gerade eben vierstellig schafft. *G*

  1. Da haben Sie, sehr geehrter Herr Letsch, sehr Recht: „Die „Erklärung 2018“ ist inhaltlich von solcher (…) Schlichtheit…“, dass man schon darüber nachdenken muss, was das Gerede davon, Deutschland (dessen Abschaffung uns einer der Erstunterzeichner vor 8 Jahren versprach) werde „beschädigt“, eigentlich soll. Ich will gar nicht darüber reden, ob dieses schwammig formulierte Anliegen nicht angesichts anderer Weltprobleme (zehntausende ertrunkene Flüchtlinge im Mittelmeer, hunderttausende Kriegsopfer in Syrien, wo die Türkei zur Zeit mit deutschen Waffen gegen die Kurden vorgeht) vernachlässigenswert wäre, sondern vermute, dass es den Initiatoren der GE 18 darum ging, einfach mal zu prüfen, wer sich nicht davor gruselt, z.B. mit dem Identitären Semlitsch („Martin Lichtmesz“) auf einer Liste aufzutauchen. Nun, da gibt es einige, und so mancher „Studiendirektor i.R.“ entdeckt nach der Pensionierung seinen „Mut“ und seinen konservativen Kern und folgt vom sicheren Sessel aus dem Aufruf, der das AfD-Umfeld etwas enger mit der neurechten Szene verknüpfen soll (während Elitz wohl eher auf eine postmerkelsche Mehrheit von CDU-CSU-AfD hofft, wenn ich seinen Text richtig interpretiere).
    Dergleichen innerrechte Kämpfe finde ich denn doch ebenso vorhersehbar wie uninteressant, daher nur noch 2 Anmerkungen: Das Wissen, dass Cicero beim Caesarmord „im Hintergrund die Fäden zog“ haben Sie ebenso exklusiv wie die Schreibweise von „Chuzpe“.

    Und ein P.S.: Interessanterweise findet sich mein Name in diesem Kommentarstrang in einer Reihe mit einem Ex-Intendanten Elitz und dem Außenminister Maas als Beispiel für jemanden, der am „Drücker sitze“. Das wird einige Leser befremden, und sie werden evtl. grübeln, wer denn dieser ominöse Thomas ex Gotha eigentlich sei, sie sollten aber wissen, dass der Kommentator und ich eine ganze Zeitlang auf einem anderen Blog einen durchaus zivilisierten Austausch miteinander (von Troll zu Troll) pflegten, der dann irgendwann endete. Von meiner Seite aus hatte das damit zu tun, dass ich mich ungern beschimpfen lasse, und dann ist es wohl besser, man trennt sich. Dass ich nun aber für diesen ehemaligen Gesprächspartner zu einer Art Superschurken mutiert bin, lässt mich für seine Verfasstheit nichts Gutes vermuten.

    • Für gewöhnlich korrigiere ich meine Tippfehler auch nachträglich, wenn meine Leser mich darauf hinweisen. Doch weil das in Ihrem Fall bedeuten würde, dass Ihr Kommentar ins Leere pieseln würde, habe ich die Chuzpe, ihn im Text zu lassen. 😉
      Doch zur Liste, in der Sie da herumstochern. Das ist Ihr Argument? Dass „gewisse Leute“ dort auch unterzeichnen? Sie entwerten ein Anliegen aufgrund der Tatsache, dass ihnen einige Namen der Unterzeichner nicht passen? Ich halte das für oberflächlich und moralisierend. Vielleicht darf ich aber in Zukunft ein von Ihnen und der TAZ initiiertes Anliegen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben unterstützen – ich würde mich freuen. Aber was an einer so klare Forderung wie der in unserer Petition noch zu „schwammig“ sein soll, entzieht sich mir leider.
      Ich habe Elitz übrigens anders verstanden. Wahrscheinlich denkt er im Kern wirklich, es bedürfe jetzt dringen einer akademischen Debatte, aus der sich Leute heraushalten sollen, denen er die Expertise anspricht, weil sie „nur“ betroffen sind. Das wird aber nicht mehr funktionieren, die Idee kommt zehn Jahre zu spät. Der Fairness halber sei gesagt, dass es damals die CDU/CSU war, die ein Einwanderungsgesetz verhindert hatte. Aber das wissen Sie ja sicher.
      Ach, eines noch: sollten Sie Probleme nicht nur mit meiner Person sondern auch mit Kommentatoren hier haben, die Sie nicht mit den Betreffenden klären können, erreichen Sie mich auch per Mail (falls das Ihre Anonymität nicht zu sehr unterläuft). Ansonsten gilt hier natürlich das Prinzip: man kann hier kommentieren, muss aber nicht.

    • Hm. Ich habe diesen Text nun drei Mal gelesen, und frage mich immer noch, was uns der Verfasser eigentlich mitteilen will. Hier ist, was ich soweit verstanden habe:

      – Es gibt anderswo größere Probleme als in Deutschland, aka „was kümmerts Dich, dass bei Dir gerade eingebrochen wird, am anderen Ende der Stadt brennts, also zier Dich nicht so, und rück raus mit der Kohle“.
      – Der A ist irgendwie böse, und hat eine bestimmte Ansicht. Darum soll jeder, der diese Ansicht teilt, gefälligst damit aufhören. (aka. Hitler hat gesagt, dass: 2 + 2 = 4. Darum gilt: 2 + 2 != 4)
      – Irgendwer äußert seine Meinung erst, nachdem man seine Zukunft, seinen Lebensunterhalt und seine Karriere nicht mehr zerstören kann, darum sollte die Meinung, die dieser Feigling zuvor, möglicherweise aus Angst vor Übergriffen, zurückgehalten hat, nicht beachtet werden.
      – Die gegen Gaius Julius Caesar gerichtete Verschwörung wurde nicht von von Cicero angeleitet.
      – Irgendetwas Persönliches, das kaum jemanden interessiert.

      Lieber Schreiberling,

      bitte drück Dich beim nächsten Mal einfacher aus, und versuch auch mal, an Deinem Inhalt zu arbeiten. Ich finde es ja durchaus interessant, die Argumente der Gegenseite zu lesen, aber wenn eine negative Korrelation zwischen Wortreichtum und Inhalt eines Texts zu Lasten des Inhalts geht, ists Zeitverschwendung. Versuchs beim nächsten Mal einfach wie folgt:

      „Roger, Du bist doof. Die Verschwörung, die zu Caesars Ermordung führte, wurde von Gaius Cassius Longinus, Decimus Junius Brutus Albinus, und Marcus Junius Brutus geleitet. Außerdem finde ich es doof, dass irgendjemand, den ich nicht mag, irgendetwas sagt, dem Andere zustimmen. Ich will das nicht, denn das macht mich traurig. Also heul nicht rum, wenn bei Dir eingebrochen wird, sondern rück raus mit der Kohle. Anderswo ist Krieg. Ich hab Dir ne Mail mit persönlichem Scheiß geschrieben, in dem ich noch etwas herumschmolle. Danke, dass Du mir etwas Aufmerksamkeit geschenkt hast, ich hab auch versucht, mich kurz zu fassen.“

      Siehst Du, so geht das. Nun machs nach.

  2. Frau Merkel wird die Erklärung 2018 ebenso ignorieren, wie sie seit ihrem Amtsantritt alles ignorierte, was ihr nicht gefiel. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.

    Deutschland hat es im Übrigen noch nicht einmal fertig gebracht, die paar hundert schwerkriminellen Libanesen auszuweisen, die seit den 1990ern wie eine Made im Berliner Speck leben. Für dauerhafte Verurteilungen scheint es ebenfalls nie zu reichen. Und dann soll es plötzlich möglich sein, etwa 500.000 Illegale abzuschieben? Wie denn? Durch Abschaffung der Rationalität, und der Wiedereinführung von Magie? „Simsalabim! Weg sind’se?“

    Die Grenzen sollen gesichert werden? Wie denn? Es sind ja noch nicht einmal Auffang- und Abschiebungslager an den Grenzen verfügbar. Darüber hinaus werden allen Personen, dies es auf deutsches Hoheitsgebiet geschafft haben, umfangreiche Schutz- und Klagerechte eingeräumt. Das wird SO einfach niemals etwas werden.

    Das Einzige, was in Deutschland mit absoluter Präzision funktioniert, das ist das automatische, effiziente, und schamlose Abgreifen der Produktivität der eigenen Bevölkerung. Vulgo: das Steuerneintreiben.

    Verzeihung für das Verbreiten von lupenreinem Pessimismus. Hier sitze ich, und kann nicht anders.

  3. Ernst Elitz? Habe in meinem Leben noch nie etwas von ihm gehört! Jedenfalls was wissenswertes kann es wohl nicht gewesen sein. In Sachen Demokratie habe ich schon einiges an Schmarrn gehört. Mein Vater sagte in solchen Fällen:“ Man muss kein Proktologe sein, um solche als solche zu erkennen“.

  4. Liebe Leute,

    eine Entgegnung auf ein Argument, mit der man die Person des Argumentierenden angreift, ohne das Argument zu entkräften, ist ein „Argumentum ad hominem“. Kurz auch „ad hominem“.

    „Ad personam“ Argumente sind etwas anderes, und zeichnen sich dadurch aus, dass man den Anderen mittels Erpressung zu „überzeugen“ versucht.

    „Wer X sagt ist ein Idiot“ oder „Du bist ein Idiot, weil Du X sagst“ sind Ad Hominems.

    „Du willst doch nicht, dass jemand denkt, Du wärst ein Idiot, also sag nicht X“ ist ein Ad Personam.

    Lest mehr Schopenhauer.

    • Nu ja, Rolf, prinzipiell stimmt das schon, und Schopenhauern zu widersprechen wäre nur was für reine Titanen 🙂 . Der gute Dittsche hatte das perlenderweise erkannt.
      Andererseits gibt es durchaus idiotische Behauptungen, nicht?, und die kommen ja irgend wo her, meist gezielt. Man nannte derlei mal „Entgleisung“, vielleicht zu der Zeit, als alles zwar schlecht, aber doch noch vielleicht irgendwie besser gewesen ist (mythisches früher war alles usf.). Also da entgleisten manchmal welche in entgleisungstechnischer Hinsicht, und daraufhin hat man den Entgleiser gern ad hominem verschont, indem man nur seine Entgleisung eine ad-Entgleisung nannte.
      Lange her.
      Wobei jedoch einer, der antisemitisch, erdoganisch oder antifantisch entgleist, das ja nicht einfach so tut. Indem manche nie so oder anders entgleisen, Andere jedoch regelmäßig, aber selten anders.
      Hm, wer Idiotien sagt, könnte desob ein Idiot sein! Die Frage stellt sich seit Johann Andreä Eisenmenger („Entdecktes Judenthum“, 1701).
      Ich werd wohl mal Schopenhauern fragen. Oder den Nietzsche. Der hatte es mit Wagnern. Also erst hatte er es mit dem, und dann hatte er es gegen den, auf hunderten Seiten. Er kam zu der Folgerung, dann, dass Wagner eigentlich nie entgleist ist, sondern dass seine Dauerentgleisungen, tja, eben Wagner gewesen sind.
      Was uns wieder zur Ad Hominem-Frage zurückführt.

  5. Nun ja, dann oute ich mich mal als einer der „Doktores, Erfinder[..], Schriftsteller[..] und Ganz- oder Halbakademiker[..]“, die sich erfrecht haben, die kurze Erklärung unter Namens-, Wohnorts- und Berufsangabe unterzeichnet zu haben. In der Tat bin ich promoviert (naturwissenschaftliches Fach) und habe mir im zarten Alter von 52 noch einen geisteswissenschaftlichen Master gegönnt. Bin ich jetzt nach Elitzscher Lesart Eineinhalbakademiker? Prof. Dr. Elitz selbst hat ja wohl auch seinen Master etc. und einen Lehrauftrag.
    Der MDR schreibt im Teaser zu einem Interview( https://www.mdr.de/kultur/ernst-elitz-zur-gemeinsamen-erklaerung-zwanzigachtzehn-100.html) zwischen MDR Kultur und Ernst E.: „Die Debatte müsse von Menschen aufgrund ihrer Sachkenntnis, ihrer historischen Kenntnis geführt werden.“
    Bedeutet für mich konkludent, mir wird die Teilnahme am Diskurs von Herrn E. abgesprochen. Mit dem Argument kann Herr E. fordern, dass mir mangels Sachkenntnis oder historischer Kenntnis doch das Wahlrecht zu entziehen sei. Für mich ist Herr E. Apologet einer stalinistischen Diktatur.
    Sein Gejammer über die Kommentatoren im Cicero „…und die Kommentatoren, die sich da zu Wort melden, verlangen, dass ich sofort ihre Meinung übernehme…“ stimmt schon nicht. Die wenigen Kommentare (46 – ab Dienstag Mittag kam wohl nichts mehr durch) stimmen in der Zurückweisung E.’s weitestgehend überein, aber nicht einer hat E. aufgefordert, seine Meinung sofort zu übernehmen. Vielleicht hapert es dem alten Herrn (76) ja mittlerweile an Wahrnehmungs- oder intellektueller Verarbeitungsfähigkeit – um auch mal ad personam zu argumentieren. Denn ich ich mir da jedenfalls sicher, das Elitz die Verleumdung Frau Lengsfelds in sicherer Kenntnis der 38 Schopenhauerschen Kunstgriffe betrieben hat (Arthur Schopenhauer: Die Kunst, recht zu behalten, Anaconda Verlag Köln, 2016).
    Was mich mit den mir bekannten Unterzeichnern der Erklärung bzw. jetzt Petition verbindet, ist unsere Sorge um die Zukunft unserer Kinder und Enkel, um die Errungenschaften der humanistischen Aufklärung und um Deutschland als Vaterland, das zu verteidigen sich (noch) lohnt. Ich habe den Mut, mich meines Verstandes zu bedienen, um aufgeklärt den Ausgang aus meiner Unmündigkeit zu finden. Da lasse ich mir den Schneid nicht abkaufen.

  6. Elitz‘ regierungsoffiziöser Gesinnungsaufsatz ist erstaunlich niveaubefreit. Also überall ist er das; seit der allerersten Zeile durchgehend bis zum zuschnappenden Schluss. Darin steht gar nichts, also gar nichts!, dass man irgendwie als halbwegs durchdacht, als intellektuell redlich oder nur als einigermaßen fair oder nur logisch bezeichnen könnte.
    Es ist ja nichtmal bemüht.
    Einfach nur ideologisch gequirltes Zeug ist das.

    Im Übrigen erinnert Elitzendes Geschwalle ja erstaunlich an die Schreibe und Denke eines gewissen Thomas ex Gotha, nicht?, dessen Invektiven, Insinuationen und Dauerwarnungen vor dem rechten Dauerputsch gleich morgen früh wir hier ja auch kennen, denn er war ja hier, der Mann aus dem rötestblassbraunen Gotha. Auch dessen Vorlieben erschöpfen sich im Elitzschen Wutgeseufz über diese-Leute-da, dieses unlinke Kroppzeug, und besonders dieser Hass auf Abweichlerin Vera Lengsfeld erscheint da auch wieder.
    Es handelt sich da wohl um die neuestdeutsche Antifa-Mentalität in der erstaunlch widersinnigen Mischung: Eerzreaktionär-linksextrem, regierungsfromm und voll nichtausrottbarer Abneigung gegen Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und freie Debatte.

    Wo kommt das eigentlich her?
    Es gibt so verdammt viele davon.
    Verbände, Parteien, Stiftungen, Universitäten, Verlage, Kirchen, NGOs, Stadtparlamente usf. und der ganze Bundestag stecken ja randvoll davon (im Bundestag aber außer etwa gewissen dreizehn Prozent, wobei Optimisten sagen, es seien vielleicht etwas mehr, wobei jedoch Pessimisten sagen, jene dreizehn Prozent seien so wie der ganze Rest). Überall sind die.
    Und seit wann geht das überhaupt so?!
    War es nicht mal besser?? Und was hat denn die allumfassende Wende zum friedhofsruhigen Allerschlechtesten verursacht? Selbsthass und Ostalgie reloaded?
    Und was zum Geier ist denn da passiert, dass mittlerweile überall, ja ÜBERALL diese kleinen Elitzens und schlammigen Thomasse ex Gothä und geschniegelten Heiko Unmaasens usw. usf. am Drücker sitzen?!

    • „Und seit wann geht das überhaupt so?! War es nicht mal besser??“

      Falls es Dich tröstet: Nein, es war früher nicht besser.

      Die Menschen in Deutschland argumentierten schon immer primär mit Autorität, Beleidigungen, substanzlosen Behauptungen, und Meinungen. Es macht halt bedeutend mehr Arbeit, Scheiß zu widerlegen, als Scheiß zu formulieren. Und weils so einfach ist, spezialisiert man sich einfach darauf. Warum auch nicht? Es ist ja nicht so, dass man in Deutschland zum Beispiel zu einem viralen Mem gemacht werden könnte, und dadurch weltweit der Lächerlichkeit preisgegeben wird, weil das schließlich die Persönlichkeitsrechte verletzen würde. Und ne Fair-Use Klausel gibts auch nicht. Beides macht es noch schwieriger, den Scheiß zu widerlegen, als es ohnehin der Fall wäre. Warum sollte man also keinen Scheiß verfassen? Es kann einem doch nichts passieren. Und außerdem machen das doch alle so. Und Negativbeispiele, an denen ein Exempel statuiert wurde, und in deren Nähe man nicht gerückt werden möchte, gibts auch nicht. Und, mal ganz im Ernst, die Gegenseite ist auch nicht besser.

      Mitlerweile halte ich diese niedrige Argumentationsqualität für in der deutschen Kultur verankert. Im englischsprachigen Raum trifft man ab und zu auch mal auf Menschen, die ihre Argumentation basierend auf „first principles“ aufbauen, aber damit gelangt man zu unpopulären Schlüssen, weshalb dieser Ansatz in Deutschland eher unbekannt ist. Man würde sonst zu Ergebnissen kommen, die diesen ganzen realitätsfernen Narativen widersprechen, die mitlerweile einen Großteil dessen ausmachen, was man als „Normalität“ betrachtet. Das gilt auch nicht nur für Linke.

  7. Ich hab mir die Presseschau von Herrn Broder durchgelesen und es sieht so aus als wäre die Strategie der Leitmedien weniger die Diffamierung als das Todschweigen. Die schauen erst einmal, wieviele bekannte Gesichter sich öffentlich bekennen und wenn da nicht noch mehr kommt, wird weiter gegen Räääächts geschimpft wie gehabt.

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