Hashtags erzählen keine Geschichte, sie erklären nichts. Hashtags sind Verkürzungen und zugleich Scheiterhaufen, auf die jeder sein Hölzchen werfen darf, solange es nur gut brennt. Hashtags betreiben die Fastfoodisierung der politischen Debatte. Denn differenzieren kann man nicht, wenn man nur brennende Holzscheite wirft. Der Hashtag „Wirsindmehr“, der als Abwehrzauber vermeintlicher „Hetzjagden“ in Chemnitz benutzt wurde und in einem Gratiskonzert gipfelte, bei dem man „für einen guten Zweck“ den Mord an Daniel H. instrumentalisierte, ist der perfekte Anlass, kurz inne zu halten und zu schauen, ob wir uns wirklich in eine gute Richtung bewegen.

(Der an dieser Stelle verlinkte Tweed wurde wie der gesamte Twitter-Account des Users gemutet. Das ist auch besser so. Wer das nicht gelesen hat, hat nichts verpasst. Deshalb werde ich auch auf die Darstellung eines Screenprints verzichten.)

Ich bin mir ziemlich sicher, dass niemand unter den Konzertbesuchern auf die Idee kam, sich Gedanken über die tiefere Bedeutung dieses „Wir sind mehr“ zu machen. Doch dieser Satz, der etwas ausführlicher ja heißen will „Wir sind mehr als ihr, deshalb sagen wir, wo es lang geht, was richtig und was falsch ist“ grenzt aus und zieht eine scharfe Linie zwischen „Uns“ und „Denen“. Hier findet eine Exkommunikation von Meinung statt – und zwar durch ausgerechnet jene Menschen, die sich mit großer Vehemenz gegen Ausgrenzung, Diskriminierung oder Rassismen gefühlter oder tatsächlicher Art einsetzen. „Wirsindmehr“ ist das hashtaggewordene Mehrheitsprinzip, nicht Ausdruck von Demokratie oder deren Verteidigung, wie behauptet wird, sondern Ausdruck von Gruppendynamik und Schwarmverhalten.

„Wirsindmehr“ ist das Prinzip, mit dem man auch eine Gruppenvergewaltigung rechtfertigen könnte. Mit „Wirsindmehr“ lässt sich auch ein Anspruch von einer Milliarde afrikanischer Globalisierungsverlierer auf Leistungen des deutschen Sozialstaats gegenüber 80 Millionen Deutschen begründen. Erdogan wandelte die demokratisch verfasste Türkei mit „Wirsindmehr“ in ein autokratisches System um. Demokratie geht sicher anders. Demokratie bedeutet, dass keine Mehrheit sich an den verbrieften Rechten aller vergreift, auch nicht an den Rechten derer, die sich nicht zur Mehrheit rechnen. Dieses Prinzip gerät vollkommen aus dem Blick der Öffentlichkeit und der Politik. „Wirsindmehr“ ist, was im Kopf des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein vorgeht, wenn er laut über Koalitionen mit den Linken nachdenkt. Richtig ist für ihn, was ihm eine Mehrheit und damit den Machterhalt sichert, politische Prinzipien zählen da nicht.

Unter der Losung „Wirsindmehr“ gäbe es in Familien mit drei Kindern zum Mittag nur noch Gummibärchen und Limonade, es lassen sich unter diesem Slogan aber auch Bücherverbrennungen rechtfertigen, Autoren erpressen, Kreditrückzahlungen einstellen, Enteignungen vornehmen oder Gedanken verbieten. Vielleicht wäre genau jetzt der Zeitpunkt gekommen, ernsthaft darüber nachzudenken, ob man das Prinzip der Freiheit und des Rechts wirklich dem Mehrheitsprinzip opfern sollte. Denn wenn in 50 oder 100 Jahren unter der „Wirsindmehr“-Fahne die Einführung der Scharia in Deutschland gefordert werden sollte, ließe sich die Intention eines Hashtags aus dem Jahr 2018 nicht mehr ändern.

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14 Kommentare

  1. Witzigerweise ist der oben verlinkte Twitterer ein rechtshämisch-nieswurziger Zeitgenosse.
    #wirsindmehr… Vor allem mehr informiert.

  2. #wirsindmehr bis wir nicht mehr sind.
    Ich bin froh, dass sich in Deutschland die Stimmen vermehren, die diese Gefahr endlich erkennen. Demokrakie kann eben nur in einer Gesellschaft funktionieren, in der die Einzelnen dazu faehig sind die Rechte Anderer zu respektieren. Wenn eine Mehrheit entsteht, die gewillt ist Anderen ihre Rechte abzusprechen um mehr fuer sich selber herauszuschlagen, dann ist das das Ende einer funktionierenden Demokratie.
    Ein Mann namens Adolf hat das perfekt auszunutzen gewusst, indem er die Gesellschaft in WIR und DIE ANDEREN teilte. Als WIR als Mehrheit stark genug waren, zerstoerte er DIE ANDEREN (nein, nicht nur Juden). Einer in der Tuerkei namens Rajib macht es ihm in diesen Jahren nach.

  3. „Wirsindmehr“

    Mann, was sind das geschmacklose Scheißer! Seit dem 26. August gibt es in Chemnitz eine Familie, die sagen muss: Wir sind weniger.

  4. Guten Abend Herr Letsch,

    das haben Sie sehr schön beschrieben. Dieses „wir sind mehr“ hat in etwa das Niveau einer Auseinandersetzung von Menschen im Sandkastenalter, denen die Argumente ausgehen. In der Aufzählung fehlt eigentlich nur noch der #HerzstattHetze. Wobei ich auch da den Eindruck habe, dass der Hashtag vor allem von Leuten propagiert wird, die von Herzen gerne Hetzen.

  5. Die Made im Apfel zu finden ist ja bei Ihnen auch eher mit Lustgewinn verbunden. Macht nichts. Passt schon.
    Der Zweifel ist eine Tugend. Nach meinem kolossalen Danebenliegen in der Sache Trump
    (schon wegen Melanie wird er nicht Präsident, niemand will Melanie ernsthaft als First Lady haben)
    beschloss ich meine Blase doch gezielter zu verlassen. Dabei bin ich seinerzeit über die Achse auf ihren Blog gestoßen. Sie reiben an meinen Gedanken und das tut gut. Manchmal empfinde ich ihre Gedanken sogar als ungewollt lustig. So wie bei diesem Artikel.
    Ihre Vorurteile ins linke Spektrum sind den meinen bei der konservativen Denkweise recht ähnlich und sie werden gepflegt. Ihre Sachlichkeit ist beruhigend, ihr reichhaltiges Hintergrundwissen lässt immer gute Vorbereitung erkennen. Im Ganzen feine Lektüre, immer wieder. Mal Danke dafür. Das eine liberale Gesinnung derzeit fast für eine radikale Denkweise gehalten wird, liegt u.a. sicher auch daran das jeder Furz zum Sturm erhoben wird.
    Meine Güte, lassen sie die Kinder doch spielen.
    Und #wirsindmehr hört sich ja erst einmal, und vor allem mit dem glühenden Herzen der Jugend, ganz schmissig an. Wer nicht schon alles “We are Legion” benutzt hat. Von Nerdkriegern über Burschenschaften bis hin zu Ego Shooter Clans im Internet. Die Masse macht stark. Ich halte es da mit Gerhardt Polt: “Bei uns wird doch kein Mensch gezwungen eine Minderheit zu sein. Jeder hat doch das Recht sich einer Mehrheit anzuschließen ……….und sich anständig zu benehmen.
    Dann braucht er sich auch von keiner Minderheit majorisieren lassen.”

  6. Neun von zehn Menschen haben Spaß an einer Gruppenvergewaltigung. #LegalizeItBecauseWereMore

    „Demokratie geht sicher anders. Demokratie bedeutet, dass keine Mehrheit sich an den verbrieften Rechten aller vergreift, auch nicht an den Rechten derer, die sich nicht zur Mehrheit rechnen.“

    Was genau ist eigentlich eine „Demokratie“, beziehungsweise „Demokratisch“? Ist der Unterschied zwischen einer Demokratie und den anderen politischen Systemen nicht, dass in einer Demokratie anhand einer Mehrheitswahl die Politik, oder zumindest die Herrscher, legitimisiert werden, während diese Legitimisierung in anderen Systemen mittels anderer Mechanismen erfolgt? Diktatoren haben ihre Machtposition, weil sie ihre Machtposition einmal auf irgendeinem Weg ihre Position im System erlangt haben, Könige haben ihre Macht, weil Gott das so sagt, und aufgrund der allgemein anerkannten Erbfolge, Aristokraten haben ihre Macht aufgrund irgendwelcher allgemein anerkannter Leistungen, die sie zu ihrer Position besonders befähigen, Warlords haben sie, weil sie die Mittel zur Durchsetzung ihrer Macht haben… Und Demokratische Herrscher haben sie, weil sie gewählt wurden. Was haben Bürgerrechte – also gegen das Wahlvolk und seine Repräsentanten gerichtete Abwehrrechte – mit Demokratie zu tun? Je weniger davon man hat, desto demokratischer ists.

    Du wirst sicherlich behaupten, dass das zeitgenössische Venezuela, bzw Südafrika, nicht „demokratisch“ sind. Aber anhand welcher objektiver Kriterien machst Du das fest? Beides sind keine Diktaturen, sondern deren Herrschaftskaste wurde gewählt. Wenn ich raten soll, haben die beim Wahlkampf auch vorgestellt, wie ihre Politik aussieht, falls sie an die Macht gelangen, weshalb auch deren Politik gewählt ist. Beide haben eine Verfassung, beide erkennen die Menschenrechte an. Beide haben ein Rechtswesen, klar definierte Grundrechte, und so weiter.

    „Viel­leicht wäre genau jetzt der Zeit­punkt gekom­men, ernst­haft darüber nach­zu­den­ken, ob man das Prinzip der Frei­heit und des Rechts wirk­lich dem Mehr­heits­prin­zip opfern sollte.“

    Du Verfassungsfeind. Welche undemokratischen Mittel schlägst Du denn vor? Das Ignorieren des Mehrheitsinteresses? Das wird doch schon lange praktiziert. Deutlich mehr als 50% der Bevölkerung sind laut Umfragen gegen Masseneinwanderung aus muslimischen Ländern. Oder vielleicht möchtest Du der Mehrheit verbieten, ihre Interessen lautstark publik zu machen? Möglicherweise mit sowas wie einem Netzwerkdurchsetzungsgesetz? Oder, ganz klassisch, mit einer Plethora an Beleidigungs- Redebeschränkungs- und (Impressums-)Pflicht-Paragraphen, die die Schwelle rechtlich unangreifbarer Publikation so sehr erhöht, dass kaum noch jemand publiziert, weil die Rechtssicherheit aufgrund der Komplexität der Rechtslage fehlt, und der öffentliche Diskurs dadurch einerseits stark an Qualität verliert, und andererseits von einer Minderheit mit den notwendigen Ressourcen, und der Staatsnähe, gesteuert werden kann? Oder vielleicht durch den verpflichtenden Besuch in Erziehungsanstalten, die der nachfolgenden Generation die richtigen Werte und Verhaltensweisen vermittelt, damit sie, in der von der Politik gewünschten Welt, genau so funktioniert, wie man es gerne hätte? Also einen Bildungsauftrag, oder auch gleich eine HJ und einen BDM? Oder durch öffentliche Propagandaveranstaltungen wie das beschriebene Konzert, staatlich finanzierte Medienanstalten, und dergleichen, die den Diskurs in Richtung eines Jubelpersertums verschieben? Ich nehme mal an, dass Du eine gute Vorstellung davon hast, wie solche Maßnahmen schmecken, und zu welch „hervorragenden“ Ergebnissen sie führen.

    Ich glaube, das Problem ist nicht mit den Mitteln der Politik zu lösen, sondern das Problem „Politik“ an sich, beziehungsweise unser Staat. Er ist einfach zu groß, und hat zu viel Macht, und es fehlt ein Mechanismus, der ihn diszipliniert, sollte es zu Fehlentwicklungen kommen. Dass Wahlen – also Demokratie – dafür ungeeignet sind, zeigt das Beispiel von Südafrika. Oder das Beispiel, das 1933 in Schland gewählt wurde.

    Dass Verfassungen allerdings auch nicht ausreichen, weil letztenendes diejenigen, die sie interpretieren, bestimmen, wie sie angewendet werden, ist offensichtlich. Wenn Du mal ein Paar wirklich haarsträubende Interpretationen eines verfassungsgebenden Dokuments sehen willst, mit denen dessen Wortlaut ins genaue Gegenteil verkehrt wird, dann beschäftige Dich mal mit jüdischem Recht oder islamischem Fiqh-Recht. Die Argumentationen, mit denen die im Lauf der Jahrhunderte ihre ganzen sehr expliziten Tötungsbefehle aus der Welt zu schaffen versuchten, sind lustig, so grotesk sind sie. Daran lässt sich gut erkennen, wie wenig Gewicht der Wortlaut und Inhalt einer Verfassung hat, sobald man auch nur Interpretationen zulässt. Die jüdischen und islamischen Rechtsgelehrten waren nicht dumm, und die widmeten ihr gesamtes Leben dem Studium ihrer heiligen Schriften, die, nebenbei bemerkt, viel bekannter waren, und ein viel höheres Ansehen genossen, als das Grundgesetz. Die gesamte Bevölkerung wurde ja von klein auf über den Inhalt der heiligen Schriften unterrichtet. Die Rechtsgelehrten gingen ebenfalls davon aus, dass Gott sie in die Hölle wirft, und es bestand für sie die realistische Chance, dass ihre gesamte Gemeinschaft auf grausamste Weise von Gott vernichtet werden wird, sollten sie es falsch auslegen, und die Gemeinschaft sich deshalb von Gott abwendet. Deren Anreize zur korrekten Auslegung ihrer Schriften war viel höher, als die Anreize eines Verfassungsrichters. Ich würde auch behaupten, dass es in der islamischen Welt mehr Stellen gab, die, zum Beispiel mittels Fatwas, eine fehlerhafte Auslegung angreifen konnten, falls die offiziellen Schriftgelehrten etwas falsch interpretiert hatten. Aus diesen Gründen würde ich erwarten, dass deren Auslegungsqualität höher ist, als die Qualität der Auslegung von Parteijuristen. Um etwas anderes anzunehmen, braucht man schon wirklich gute Gründe, und #Itsthecurrentyear reicht nicht aus, um zu begründen, weshalb der Wortlaut des Grundgesetzes nach seiner Auslegung und Implementierung langfristig eine größere Rolle spielen sollte, als der Wortlauf des Korans und der Hadithen, als diese zur Ableitung geltenden Rechts herangezogen wurden. Und natürlich, dass es zu keinen unbeabsichtigten Implikationen kommt. Wie bereits gesagt, es ist grotesk lustig anzusehen, mit welchen Begründungen die den Wortlauf von Gottes Wort ins Gegenteil verkehrten, wenn er ihnen nicht passte, und der Wortlaut Gottes hatte für diese Menschen ein höheres Gewicht, als der Wortlaut des Grundgesetzes heute hat, und deren Methodenlehre war auch nicht schlechter, als das bisschen Aussagenlogik, das ein Verfassungsrichter zur Verfügung hat.

    Man kann nicht anhand abstrakter Mechanismen steuern, wie sich ein Staat entwickelt. Egal, ob mans über göttliche Authorität angeht, oder einen manipulierbaren Zufallszahlengenerator, wie Wahlen, versucht, oder ob man mit den besten Absichten herangeht, wie die Linken es tun, oder mit eisernen Regeln, wie die Verfassungstreuen.

    Sehe ich etwas falsch? Ich meine, sofern Du die derzeitigen Institutionen beibehalten willst, und erwartest, dass zum Beispiel der Wortlaut des Grundgesetzes seine Geltung behält, brauchst Du erstens einen Grund zu der Annahme, dass der Gesetzgeber einerseits nach praktischen Gesichtspunkten allwissend ist, weil er entweder nach ewig gültigen Prinzipien handeln, oder in die Zukunft blicken können muss, und dieser Wortlaut, zweitens, nicht durch Interpretation ins Gegenteil verkehrt werden wird, weil diejenigen, die interpretieren, auf diesem Weg letztlich ihre eigenen Interessen durchsetzen. Wenn Du es hingegen lieber demokratisch haben willst, also das Grundgesetz dem Willen des Volkes unterworfen sein soll, brauchst Du einen Mechanismus, der sicherstellt, dass die 9/10, die an einer Gruppenvergewaltigung Spaß haben, zwar einerseits die Weisungsbefugnis haben, aber andererseits nicht gruppenvergewaltigen. Ich meine, sofern Du etwas gegen Gruppenvergewaltigungen einzuwenden hast. Sofern Du dieses Problem über einen Bildungsauftrag lösen willst, der die 9/10 zu etwas anderem als Gruppenvergewaltigern erzieht, hast Du das Problem, dass nicht mehr die 9/10 ausschlaggebend sind, sondern diejenigen, die über den Inhalt des Bildungsauftrags das Wahlorakel zu ihren eigenen Gunsten manipulieren können. Dann hast Du einen Propagandastaat, dessen Grenzen und Dynamiken über die Indoktrinationsfähigkeit der Bildungsinstitutionen definiert ist. Sofern Du auch keine derartige Propagandisierung willst, hättest Du einen Obrigkeitsstaat, in dem die Obrigkeit das macht, worauf sie gerade Lust hat, und deren Legitimisierung nur noch davon abhängt, was den Eindruck erweckt, legitim zu sein. In jedem Fall hast Du das selbe Problem, das auch jede Diktatur hat: Mit welchem Mechanismus stellt man sicher, dass der herrschende Diktator wohlwollend und kompetent ist? Es gibt so wenige Menschen, die sich dafür eignen. Ob Du nun einen funktionalen Diktator einsetzt, oder fünf, die sich gegeneinander ausspielen lassen (sollen), oder irgendeinen Mechanismus nimmst, der funktional die Rolle des Diktators übernimmt.

    Ein weiteres Problem ist: Es gibt Macht, also staatlich gesteuerte und in jedem Fall überwältigende Extremgewalt. Und es ist möglich, und für denjenigen, der es tut, vorteilhaft, diese Macht zum eigenen Vorteil auf Kosten Anderer einzusetzen. Sobald Einer damit beginnt, diese Macht zum eigenen Vorteil zu nutzen, kann er seine Position stärken, indem er seine Freunde daran teilhaben lässt, die ebenfalls die ihnen nun zugewiesene Macht zu ihrem eigenen Vorteil nutzen können, um wiederum ihre eigenen Freunde daran teilhaben zu lassen. Und so weiter. Und Leute, die dies zu tun beabsichtigen, haben einen viel höheren Anreiz, und können den Einsatz viel größerer Investition rechtfertigen, um in die entsprechende Position zu kommen, und ihren Machtbereich auszuweiten. Dieser Mechanismus ist doch vergleichbar mit dem Wachstum eines Krebsgeschwürs. Dabei muss es sich nicht um Einzelpersonen handeln, sondern es können durchaus auch Institutionen sein, die diesen Mechanismus nutzen. Wie willst Du verhindern, dass sich etwas von einem Machtzentrum zu einem solchen allumfassenden Krebsgeschwür entwickelt? Dieses Problem bleibt doch bestehen, selbst, wenn Du einen wohlwollenden und kompetenten Diktator, oder halt irgendein funktionales Equivalent mit der selben Funktion und einer schöneren Bezeichnung, auf den Thron gehievt hast. Einfach mehrere Diktatorenequivalente – also beispielsweise Wahlergebnis vs. Indoktrinierungszentrale vs. Verfassungsinterpretation – zu nehmen, ändert an diesem Problem nichts, selbst dann, wenn Du es schaffst, dass die nicht miteinander kooperieren.

    Wie mans auch dreht und wendet, das hat doch alles gleichermaßen den starken Hang zur Dystopie. Daher die Frage: Was davon willst Du also? Ich meine, mal realistisch gesprochen, und nicht nach den Kriterien utopischen Wunschdenkens. Du versuchst ja immer, Dich irgendwie gemäßigt darzustellen, aber ich glaube, Du weißt, dass die hier angesprochenen Probleme ebenso real wie ungelöst sind, und Mäßigung auch nichts daran ändert.

    Versteh mich nicht falsch. Ich will Dich nicht angreifen. Ich finde, Du bist beeindruckend gut darin, zu beschreiben, was alles falsch läuft. Aber ebenso beeindruckt es mich, dass jemand, der die Symptome so treffend zu Papier bringt, den zugrundeliegenden Mechanismus auszublenden scheint. Wieso ist das so? Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich hab nicht den Eindruck, dass das, was ich sage, keinen Abgleich mit der Realität überstünde. Das, was sich im aktuellen Overton-Window des sagbaren befindet, hätte da mehr Probleme. Mein Eindruck ist, dass bezüglich dessen, was ich in diesem Post geschrieben habe, im Allgemeinen der selbe Mechanismus zutage tritt, der im Kopf eines Lefties greift, wenn man ihn bittet eine Zahl zu nennen, oberhalb derer es akzeptabel wäre, weitere Drittewelteinwanderer mit Gewalt und ohne Ausnahme an der Einreise zu hindern. Die Strategie scheint zu sein, das Ganze etwas komplexer zu machen, als die meisten Menschen es verstehen, und diese dann mittels magischem Denken darin zu bestärken, dass das alles schon so seine Richtigkeit hat, und zu hoffen, dass man bereits in Rente ist, wenns aufgrund seiner inhärenten Fehler zusammenkracht, und in der Zwischenzeit jeder doof ist, der behauptet, der Kaiser hätte einen kleinen Schrumpelpimmel.

    P.S.

    Da Du Deinem Template nen neuen Header spendiert zu haben scheinst:

    Die Überschrift im Header hat im Vergleich zum Hintergrund zu wenig Kontrast, wodurch sie unleserlich wird. Eine CSS Zeile, die dies behebt, wäre: „text-shadow: rgba(0,0,0,0.8) 4px 2px 2px“ unter „h1.entry-title“. Dies weißt Du ja sicher alles, aber ich wollte Dir die zwei Minuten ersparen, die Du zum Nachschlagen bräuchtest. Ich mache für sowas normalerweise die CSS-Klassen .black-shadow und .white-shadow, die ich dann abhängig davon verwende, ob ein Hintergrund heller oder dunkler als 50% grau ist. Man kann ja beliebig viele CSS-Klassen pro Element setzen.

    Bei Bedarf kannst Du diesen Absatz gerne wegeditieren, ohne, dass ich mich auf den Schlips getreten fühle. Kleinscheiß ist beim Editieren ziemlich zeitraubend, und ich wollte helfen.

    • Danke für den CSS-Tipp. Ich versuche, ein paar neue Templates auszuprobieren und das ist wie Du richtig bemerkst, noch sub-optimal. Ich arbeite aber daran…;)

      PS: So sollte es gehen. Die Titel der Beiträge in anderem Layout sollten ja bleiben, wie sie sind.

    • Sie liegen leider richtig.Die,von unserer herrschenden klasse aus dunklen motiven,heilig gesprochene demokratie
      ist nur eine weitere herrschaftsform von menschen über menschen.
      Ohne gewaltenteilung,minderheitenschutz+rechtsstaat ist ihr wert=0.Die wirkungen dieser mäßigenden erfindungen halten nie lange an.
      Der dann einsetzende degenerationsprozess war schon den alten helenen sehr klar,ohne das sie abhilfe sahen.
      Über die oligarchie führte der niedergang zur tyrannis.
      Das todesurteil gegen Sokrates wurde,ganz demokratisch,mit 49 zu 51 stimmen(nach meiner erinnerung) gefällt
      Sehr schön auch eine alte griechische fabel,die sich so zusammen fassen lässt:

      DEMOKRATIE HERRSCHT,WENN 6 FÜCHSE UND 4 HASEN DARÜBER ABSTIMMEN WAS ES ZUM ABENDESSEN GIBT!

      • Also mal ohne Mist in Deutschland ist eine nicht-absolute Herrschaft extrem neu und die Prinzipien der Demokratie sind den meisten unbekannt. Das gilt für jedes einzelne Prinzip. Deutsche behaupten, alles umzusetzen, in der Realität ist das nie auf angelsächsischem Niveau. Es fehlen oft schon die Begriffe und die Geschichtskenntnisse (über die römische Republik, die Griechen, die Magna Carta, Charter of the Forest, US-Verfassung und Schriften der Framer usw. usf.).

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