Es ist ein gern bemühtes Motiv, die Gegenwart, die nicht gerade arm an Umwälzungen ist, mit der ersten Umwälzung moderner Art zu vergleichen, der französischen Revolution. Mein überreiztes Hirn sucht ständig nach aktuellen Vorkommnissen, die sich abseits aller digitalen Verfälschungen an ihre historischen Vorbilder schmiegen, ohne dass es den handelnden Figuren immer bewusst ist. Aber das trifft oft auch auf die historischen Vorbilder zu, die erst in der Retrospektive und im Falle der französischen Revoluzzer meist einen Kopf kürzer in die Schablonen passten. Und weil ich diesbezüglich gewissermaßen eine Maschine forensischer Mustererkennung bin, gehen bei mir gelegentlich alle Lampen an.

So geschehen neulich bei einem Vorfall an der Nordseeküste, als Minister Habeck – glaubt man der aufgewühlten Journaille – nur knapp mit dem Leben davonkam, weil ein von Hitler, Höcke und den Hunnen angestachelter Mob blutrünstiger Kartoffelbauern mit Strick und Stein auf den Superminister lauerte. Vom Minister selbst ist wenig Entsetzliches über die Situation zu lesen, in welcher sein Sicherheitsteam entschied, nicht er selbst. Man könnte die ganze Szene sogar als sich gegenseitig missverstehende Einschätzungen einer unbekannten Lage beschreiben, wenn man konziliant wäre. Die Fähre legte an, die Lage ist unklar, die Fähre legte wieder ab, dann Jubel und Feuerwerk, fertig. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Es musste mehr Drama und Gefahr her für Spiegel und Co. Man wolle einen Charlotte-Corday-Moment erkannt haben! Oder doch zumindest den herbeigeschriebenen Abklatsch eines solchen. À la Robespierre, gewissermaßen.

Charlotte Corday werden sie vielleicht noch aus dem Geschichtsunterricht kennen, liebe Leser. Französische Revolution, sie erinnern sich? Corday erdolchte Jean Paul Marat – einen der führenden Revolutionäre und Herausgeber des „Volksfreund“ – in der Badewanne. David – selbst ein großer Jakobiner, Geschworener des Volkstribunals, begeisterter Beinahe-Schierlingsbechertrinkerfreund Robespierres und später treuer Portraitist Napoleons – verewigte den Tatort in einem ikonischen Gemälde, die Tatwaffe unten links inklusive. Mord ist nichts Schönes und führt oft auch zum Tod des Mörders. Charlotte Corday verlor ihren Kopf unter der Guillotine und machte Marat – einen wohl nicht gerade konzilianten Demagogen und Erz-Populisten – durch ihre Tat nicht nur „unsterblich“, sondern auch zum ersten großen Märtyrer der französischen Revolution. Ein Holz, aus dem sich Legenden schnitzen lassen! Und aus den Spänen solcher Schnitzereien speist sich der Rauch, der die Erben und Nachahmer von Revolutionen oft umwabert.

So auch Robespierre, den „Vater des Vaterlandes“, der „um ein Haar“ und ein Jahr nach dem Mord an Marat ebenfalls einem „Anschlag“ zum Opfer gefallen wäre. Cécile Renault, 20 Jahre alt, wohnte mit ihren Eltern, die einfache Handwerker waren, in der Rue de la Laterne. Cécile sucht im Sommer 1794 das Haus in der Rue Honoré auf, in dem Robespierre wohnte und war verstimmt, dass die Wachleute sie abwiesen, weil der große Unbestechliche nicht zuhause sei. „Das ist doch sonderbar, dass er nie zu Hause ist. Seit drei Uhr suche ich ihn schon. Er ist doch öffentlicher Beamter, da hätte er die Pflicht, jeden Bürger, der ihn sprechen will, zu empfangen.“*

Cécile wird verhaftet und dem Sicherheitsausschuss vorgeführt. Man hatte ein kleines Taschenmesser bei ihr gefunden. Auf die Frage, ob sie Robespierre töten wollte, antwortete Cécile, „Nein“, sie habe nur sehen wollen, wie ein Tyrann aussieht.

Sehen, nicht abstechen. Sprechen, nicht lynchen. Die Robespierre hörige Presse stilisierte Cécile Renault zur zweiten Charlotte Corday und sie landete mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe zum Tode Verurteilter, die nichts miteinander zu tun hatten und sich nicht einmal kannten, als „Vatermörder Robespierres“ auf dem Schafott. Ebendort – wenn auch vorerst noch nicht leibhaftig – möchte die empörte Medienmeute heute am liebsten alle renitenten Bauern und Regierungskritiker versammeln, um sie im Namen der Demokratie einer schrägen und vergöttlichten Idee von Fortschritt, Weltrettung und Unfehlbarkeit der Regierung zu opfern.

Die Bauern wollten sehen, wie ein Tyrann aussieht. Gewissermaßen. Und diesen Wunsch sollen sie nach Meinung von Politik und Medien nun teuer bezahlen. Der „Tyrann“ indes hatte sich wie einst Robespierre nicht mal blicken lassen, seinen Wachleuten die Einschätzung der Lage und seiner Medienmeute die Ausschmückung der Gefahr überlassen, in der er angeblich schwebte. Er selbst sonnt sich nun in seiner Bubble in dem Ruhm, dem Dolch gerade noch einmal entkommen zu sein. Geschichte – und hier darf man mal Marx zitieren – wiederholt sich. Zuerst als Tragödie, dann als Farce.

* aus „Robespierre“, Friedrich Sieburg

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7 Kommentare

  1. Es ist natürlich noch nicht ausgemacht, dass aus dem Bauernprotest etwas Größeres wird, aber mir zumindest ist klar, dass wir in eine gefährliche Gemengelage steuern. Ein Menetekel sind die EU-Bemühungen um einen Ukrainebeitritt. Militärisch ist vollkommen unklar, wieviel von dem Land gerettet werden kann. Der Krieg ist überspitzt gesagt bei vielen Politikern eine Mischung aus Verwaltungsakt und Fototermin. Da wird wild budgetiert, die Zeit nach dem Sieg geplant und die Regenbogengardinen für die Rathäuser ausgewählt, die – Kleinigkeit am Rande – von den Russen als annektiert betrachtet werden. Die handelnden Akteure selbst glauben nicht mehr, dass das, was sie sagen und tun, überhaupt irgendeinen Sinn ergibt. Die EU ist ein Zombi, der um seinen Tod schon weiß. Das Selbstverständnis ist offenbar „Theater und jetzt erst recht“. Ursula von der Leyen lächelt versonnen, während alles einbricht, ohne dass sie etwas davon versteht.

    Erdogan ist ein schwieriger Typ und droht die Türkei vom Westen zu entfremden. Wie wichtig das Land militärisch ist, ist den meisten hier nicht klar. Nicht nur haben die eine gut sortierte Armee, sie kontrollieren auch die Meerengen zum schwarzen Meer. Mit der Krim bekommt Russland die Möglichkeit, ganzjährig eine Flotte einzusetzen, weil dort keine Packeisgefahr droht. Bislang hat Moskau deshalb auch nur einen Flugzeugträger, den „Admiral Kusnezow“, der gegen Ende dieses Jahres wieder einsatzfähig sein soll. Das kann sich ändern.

    Istanbul sieht also, wie rasch Beitrittsverhandlungen laufen können, wenn es nicht um die Türkei geht. Seit einer Ewigkeit tun alle so, als ob die Türkei jeden Moment EU-Mitglied wird. Diese Lüge fällt allen auf die Füße. Eigentlich kann die Türkei froh sein, vom EU-Bevormundungswahn nicht erschlagen zu werden. Auf der anderen Seite ertragen viele Länder Osteuropas ja auch diesen Müll, weil Deutschland sie mit Geldern ruhig stellt. Erdogan nutzt die Scham um die Unehrlichkeit, indem er dem „Christenclub“ vorwirft, Moslems diskriminierend draußen halten zu wollen. Er will damit Privilegien erquengeln oder Geld. Wenn Deutschland abkackt und die EU sowieso, hat es sich damit.

    Was wir von der Türkei wollen, ist deren Westbindung und die muss man auf eine ehrliche Basis stellen. Unsere Schickeria wird hier wie dort als desinteressiert und besserwisserisch wahrgenommen. Wie die Türkei mit ihrem beträchtlichen Terrorproblem (Kurden, Sozialisten, (zumindest vorgeblich) die Gülenbewegung, die Islamisten usw.) nicht umzugehen habe, weiß die EU-Elite: Keinen Autoritarismus. Gleichzeitig ist sonnenklar, dass die exakt gleichen Personen, die das Fehlen von Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit anprangern, selbst bei sehr kleinen Herausforderungen diese Dinge über Bord werfen wollen. Sie kamen nur mal vorbei wegen der Sonne, der Schulmeisterei und dem leckeren Essen. „Schon spannend Ihr Problem mit den Persmega, äh, Peschmerga.“

    Maximilian Krah, AfD, verstieg sich zu der These, dass Erdogan wenigstens im Interesse der Türken regiere. Ohne dem Mann bislang Aufmerksamkeit geschenkt zu haben, geh ich davon aus, dass er auch Frau Merkel dafür gelobt hätte, wenigstens die Interessen der Deutschen im Auge zu haben – vorausgesetzt natürlich, dass er die Sprache nicht verstünde und einen Millimeter weit außerhalb wohnte. So klingen Parteisoldaten. Hauptsache er hat Worte wie „Interesse“ und „eigen“ benutzt statt sich in den Niederungen von Inhalten zu verlieren.

    Und damit bin ich auf der Fähre mit Herrn Habeck. Wir haben einen gefährlichen Punkt erreicht, an dem sich Leute vor allem der Feindschaftspflege widmen. Der Vertrauensverlust ist massiv. Wir brauchen eine Deeskalation und wir brauchen vertrauensbildende Maßnahmen. Wir haben voreinander Angst.

    Herr Krah hat ein Manifest geschrieben, „Politik von rechts“, das ich nicht gelesen habe. Ich tu ihm also vielleicht unrecht. Aber ich vermute, dass einzelne die Herausforderungen nicht komplett durchdacht haben und erst recht nicht, alle auf einmal. In Krahs Manifest will er nachgewiesen haben, dass die AfD Antworten auf alle wesentlichen Politikfelder gebe und nicht nur auf die Einwanderung. Wenn das so ist, dann muss man sich schon sehr für die Partei interessieren, um davon zu hören.

    Ich nenne mal als Beispiel die Rundfunkabwicklung. Einige Stimmen, und ich vermute, dass es die sein werden, die sich durchsetzen, wollen alles „bis auf einen Kernbereich aus Nachrichten, Dokumentationen und Kultur“ abwickeln. Das ist ein beträchtlich großer angeblicher Kernbereich, der sich theoretisch auch für Propaganda missbrauchen ließe. Man ist sich noch nicht einmal klar darüber, dass die Kommunikation, einschließlich der Kunst, perspektivisch dezentral organisiert sein muss. Wie man baden geht, erleben gerade die Polen, deren Rundfunk der PiS gefällig gesendet hat und nun auf Bertelsmann und Springer eingenordet wird. Die PiS hat jetzt das Problem, sich nicht mehr auf Neutralität berufen zu können. Formell hat Tusk nur privatisiert, allerdings in einem Tempo, das nahelegt, dass hier nicht Ausschreibungsprozedere oder andere gesetzliche Verfahren beachtet wurden. Es sieht für mich – und natürlich kann ich mich irren – so aus, als hätte man den Kram einfach Freunden in die Hand gedrückt und auf das Klingelschild „privat“ geschrieben. Also hier haben wir wieder das Problem der Vertrauenszerrüttung. Also das wollen wir bei der ARD nicht.

    Unser Rundfunk ist ein Schuldenberg mit Kulisse. Wir haben also eine Art „Bad Bank“. Es müssen Überlegungen her, wie man die Lasten auf die Anstalten verteilt und wie man eine Teilversteigerung oder auch eine Teilvermietung organisiert. Einige Marken/Sendungen z.B. sind durchaus noch profitabel und können kostenpflichtig gestreamt werden. Die Aufgabe dürfte komplex genug sein, um nach Aufteilung der Pensionsansprüche auf die Anstalten Intendanten wählen zu lassen. Ich vermute nämlich, dass das die einzige Art der Insolvenzverwaltung wäre, die nicht einfach darin bestünde, das ganze Ding an linke Investoren zu übertragen und die Pensionsansprüche vom Steuerzahler bedienen zu lassen. Wahlen wären eine vertrauensbildende Maßnahme. Verschiedene Köpfe, denen man nicht unterstellen kann, Sympathisanten einer Partei zu sein, würden die Abwicklung auf unterschiedliche Weise organisieren. Am Ende könnte sogar ein Rumpf stehen bleiben (muss aber nicht). Ob der dann aus „Bildung, Kultur und Nachrichten“ besteht oder aus Tatortwiederholungen, ist mir dann egal. Wenn es teuer wird, wird es abgewählt.

    In Israel wird protestiert, während die Jungen Beine, Arme, ihr Seelenheil und manchmal auch ihr Leben verlieren. Für mich ist das ein Zeichen von Fanatismus. Es regiert ohnehin ein breites Notfallkabinett. Kann man seine Schlammschlachten nicht einmal während einer so existentiellen Gefahr vertagen? Muss man seiner Feindschaftspflege wirklich alles unterordnen? Auch hier wäre es angebracht, vertrauensbildende Richterwahlen wie in Amerika anzubieten statt darauf zu pochen, dass die Knesset mehr Wählerlegitimation ins Spiel brächte. Den Organisatoren dieser Proteste geht es vermutlich nicht darum, aber man kann ihnen so die Unterstützung nehmen.

    Wir müssen also klarer durchdenken, welche Maßnahmen für die Herausforderungen angeboten werden können, um eine möglichst große Vertrauensbasis wiederherzustellen. Die Frage ist also nicht nur „was will ich“, sondern auch „von was würden sich die jeweils anderen nicht über den Tisch gezogen fühlen“. Einem Herrn Merz – das ist der Mann mit den Euro-Zeichen im Blick aufs Kanzleramt – bescheinige ich eine kurze, unglückliche Kanzlerschaft. In seiner Zeit werden noch drängender die Fragen nach der Art des Gemeinwesens, nach dem Fundament der Versammlungsfreiheit, des Wahlrechts, der Kontaktschuldfreiheit, der Rechtsstaatlichkeit und der Eigentumsrechte zu hören sein. Die Rattenfänger werden unterwegs sein. Vertraute Ideen (schon vertraute Bilder und Klänge) räumen Sympathien ein. Ohne klare Antworten haben die Kommunisten also die besten Karten. Ich denke, dass Neonazis keine Rolle spielen, aber wir können venezolanisch abk*cken. Einen Einwand vorweg nehmend: Der Islam wurde schon oft mit Sozialismus verbunden. Auch die Rattenfänger werden unterwegs sein, aber die Sozialisten, meinetwegen Baathisten, werden das Rennen machen, wenn sich unsere eigenen freiheitlichen Kräfte nicht durchsetzen können.

    Von den Linken würde ich mir hoffen, dass sie sich rechtzeitig aus Einsicht für den Jeder-ist-ein-Nazi-Zirkus entschuldigen. Anfangen würde ich bei Björn Höcke. Ist die Entschuldigung für Höcke raus, wird sie von Millionen Leuten, die ihm nicht mal nahe stehen, auch verstanden. Das ist die Katharsis, die wir brauchen. Egal, was man von ihm hält, der Mann wird nicht Kanzler. Und je früher die Wogen geglättet werden, umso unwahrscheinlicher wird ein unappetitlicher Typ an der Spitze.

    • In Kürze zu Bens Überlegungen bezüglich der „Abwicklung“ der Geschlossenen…. sorry … Öffentlich Rechtlichen Anstalten. Dies ist nicht so kompliziert wie es scheint: Man könnte diesen ganzen Komplex an die Börse oder in ähnlicher Form geschlossen an den Markt bringen. Und zwar a l l e s, nicht nur den sog. U-Bereich (der ja inzwischen sowie nicht weniger mit linkem Schwachsinn „geframt“ ist als der offen politische Programmteil). Am Markt würde sich ein Preis herausbilden, welcher den Saldo bildet aus dem Wert für die Programmteile, für welche echte Nachfrage besteht zuzüglich technischer Assets, Immobilien etc. und den Verbindlichkeiten; hier insbesondere für Pensionslasten sowie Rückstellungen für dann vermutlich eingereichte Klagen wegen jahrelanger kommunistischer Indoktrination (juristisch nennt man das wohl Volksverhetzung oder so). Der Ertragswert der Programmassets (refinanzierbar durch streaming, Teilverkauf o.ä.) ist nicht zu unterschätzen. ARD, Degeto (deren Tochter), ARTE und so verfügen über einen unermesslichen Fundus von wirklich guten Eigenproduktionen (Filmklassiker, Naturdokus v o r „Klima“, Reisedokus etc.), Filmrechten usw. Auch der nostalgische Wert dieser ganzen Schunkelsendungen, Ratespielchen und so für einen großen Teil der Bevölkerung ist nicht zu unterschätzen. Die Pensionslasten wären vermutlich verhandelbar. Meiner Ansicht nach (ich gehöre nicht zur Fraktion Versöhnung) könnten die meisten Funktionäre dieser Anstalt froh sein, nicht im Gefängnis zu landen für ihre jahrzehntelange Desinformation, Vetternwirtschaft etc. Wenn das Paket am Markt ist, kann sich bedienen wer will. Der (potentielle) Zuschauer entscheidet dann, was für ihn Wert hat und was nicht. Die von Ben beschworene Gefahr, daß linke Investoren sich die Sender unter den Nagel reißen und weiter als Propagandakanal nutzen würden, sehe ich nicht. Die haben ja schon ihre Kanäle, auf denen sie aus allen Rohren schießen. Bertelsmann z.B. ist in wirklich s ä m t l i c h e n Bereichen vertreten. Sendungen wie „Tagesschau“, „Monitor“ oder diesen waaaaahnsinnig witzigen Judenhasser (irgendwas mit mann hinten dran) würde so gut wie keiner mehr schauen, weshalb sie wohl eingestellt würden. Und falls nicht: Wenn juckt‘s, wenn noch ein paar tausend Deppen Dumm-TV gucken. Deutschland geht auch nicht davon unter, daß das „Neue Deutschland“ (ehemaliges „Zentralorgan“ der SED) noch existiert. In Kürze: Der Markt würde richten, was bleibt und was vergeht. Aber die Politiker wären ihr Ministerium für Volksaufklärung und Prop… ein für alle mal los. Und die Erlöse aus dem Börsengang (der Ausschreibung oder was auch immer) ? Juristisch gesehen müßten sie proportional, nach Jahren und Haushalten verteilt, an die Gebührenzahler verteilt werden. So ähnlich wie eine Steuerrückerstattung. Wäre aber wohl zu kompliziert, und so wäre wohl der richtige Weg, den Erlös in den Staatshaushalt einzustellen. Oder ihn als finanziellen Grundstock für eine Art Fonds für Opfer jahrelanger gezielter Verblödung der Massen zu nutzen. Ist alles ins unreine gedacht, aber im Prinzip sollte es so funktionieren. Schaun wir mal, ob der Tag kommen wird, an dem wir uns hierüber den Kopf zerbrechen müssen.

      • So ein Börsengang wäre auch ein aufwendiger Prozess, um den sich Leute, denen breites Vertrauen entgegengebracht werden müsste, intensiv kümmern müssten. Ich weiß gar nicht, wie ARD/ZDF/Deutschlandfunk buch führen oder Steuern zahlen müssen. Zum Spaß hab ich mal „Kameralistik öffentlich-rechtlicher Rundfunk“ ge-google-t und, bingo, natürlich was gefunden.
        https://mmm.verdi.de/medienpolitik/oeffentlich-rechtliche-in-der-bredouille-70837

        Da sagt eine Frau Wentzien, dass sie beim Deutschlandfunk noch eine kameralistische Haushaltsführung haben. Bei einem Börsengang müssten sich die potentiellen Käufer an Bilanzen orientieren können, für deren Erstellung sehr strenge Regeln gelten. Um die Aufzustellen müsste man sämtliche Vermögenswerte neu bewerten. Davon sind viele immateriell, was bei Buchhaltern als notorisch schwierig gilt. Und dann sind viele nicht leicht separierbar. Kaum ein anderes Gewerbe ist so von Kundengewohnheiten abhängig wie die Unterhaltung. Etliche erfolgreiche Serien verschwanden nach Sendeplatzwechseln. Selbst Barbara Schöneberger könnte „Wetten dass …“ nicht erfolgreich weiterführen… okay Adenauer und Reich-Ranicki vielleicht noch, aber die sind tot. Die Bilanzierung wäre also schon ein Alptraum und man macht die nur, damit beim Börsengang die Marktteilnehmer abschätzen können, ob das initial public offering IPO, also der Aktienpreis, den Kauf wert wäre.

        Laut Frankfurter Allgemeinen legte die ARD alleine 7,4 Milliarden Euro für Pensionen zurück. Das seien 13,50€ vom monatlichen Rundfunkbetrag.
        https://www.docs-for-democracy.de/wp-content/uploads/2021/01/160202_Rentenausgaben_ARD_ZDF_FAZ.pdf
        Die ARD spricht von 7,6% der Gesamtaufwendungen. Komisch. 13,50€ kommt mir mehr vor als 7,6% von etwas. Oh, da wird noch eine alternativ errechnete Zahl genannt. 5,8 % von früher, was aber nicht vergleichbar sei wegen, also, wegen … gaaaah!!!
        https://www.ard.de/die-ard/organisation-der-ard/Altersversorgung-in-der-ARD-100/

        Also 13,50€ kommt mir jedenfalls mehr vor als fünf Pillepalle. Und in dieser Transparenz soll etwas bewertet werden. Ich wette, dass eine Privatisierung sofort vom Pleitegeier zerpflückt würde.

        Ich hab nicht verstanden, warum du glaubst, dass die Linken kein Interesse daran hätten, das Ding weiter unter ihrer Kontrolle zu behalten (weil sie schon anderen Medien haben und, äh, ihnen Fairness wichtig sein könnte). Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll. Meine Frage dazu lautet wohl „häääh?“.

        Nein, ich glaub, dass Leuten, die untereinander unabhängig sind, im Reputationswettbewerb zueinander stehen und die nicht beschuldigt werden, einer politischen Gruppe dienen zu wollen, die Leitung übertragen werden muss, damit sie das peu a peu zu Markte tragen. Das Ding lässt sich nur für die Abwicklung in vermarktbare Teile sanieren, wenn mit Zwang noch eine Weile GEZ hineinfließt. Das ist wohl die günstigste Variante. Aber no taxation without representation. Also muss ein Wahlakt zur Legitimation her.

        • In Kürze: in der Feststellung, daß ein IPO eine komplexe Angelegenheit und es nicht sicher wäre, ob die Erlöse die Verbindlichkeiten übersteigen (was ich persönlich allerdings annehme) stimme ich Dir zu. Aber es geht, und ein „Alptraum“ (wie du es nennst) wäre es für Leute, die dafür bezahlt werden (Wirtschaftsprüfer, Anwälte…), nicht für uns. Wir wären im Gegenteil den Alptraum los, dafür zu zahlen, daß wir täglich für das was wir denken und tun beschimpft zu werden. Auf keinen Fall sehe ich, daß eine Abwicklung auf Raten Sinn machen würde. Einen derart mafiösen Verein wie die Öffis kann man nur radikal, d.h. schnell und im ganzen, zerschlagen. Jeder Kompromiss würde nur dazu führen, daß Politiker sich weiter einmischen und Netzwerke spinnen würden. „Unabhängige“ Kommissionen (oder ähnliches) sind Fiktion. Das haben wir z.B. bei der Treuhandanstalt gesehen. Es sind letztlich auch nur Politiker oder aber Fachidioten, welche die Komplexität nicht durchschauen. Der Markt packt das besser. Eine Aufteilung in vermarktbare Teile und Schrott (wie „Tagesschau“) wäre genau der falsche Weg, denn dann hätten die (derzeitigen) Gebührenzahler weiterhin den Propagandaapparat am Hals und andere würden sich die Taschen füllen. Genau deshalb muss man solche Konglomerate im Ganzen zerschlagen. Sonst wuchern sie – wie die Geheimdienste ehemaliger kommunistischer Staaten – nach. Ein neuer Eigentümer/Aufsichtsrat (falls es eine börsennotierte Gesellschaft ist) würde die profitablen (werthaltigen) Programminhalte vermutlich in Form eines oder mehrerer Abomodelle streamen und den Politschrott entsorgen. Und was „Fairness“ der Linken betrifft: Da kennst du mich schlecht, Ben. Ich traue denen jede Sauerei zu. Ich denke einfach, die politischen Propagandasendungen der Öffis haben für die keinen Wert. Die würden einfach nicht genügend Zuschauer finden um sich zu refinanzieren, wenn sie auf die Scheibe gebracht würden. Die haben doch SZ, SPIEGEL, ZEIT, taz und all ihre Fernsehkanäle von ntv bis RTL. Da brauchen sie doch nicht noch eine „Tagesschau“ zu streamen. Ich mag mich irren; vielleicht werden wir es in einem Jahrzehnt erfahren. Sorry, Roger, daß ich vom eigentlichen Thema abgekommen bin. Aber ich halte den Ben für unheimlich klug und wenn ich ausnahmsweise einmal anderer Meinung als er bin, will ich’s ihm gern auch sagen. Lach.

  2. Also die Gleichsetzung des unbedeutenden Herrn Habeck mit Marat und Robespierre erscheint mir etwas gewagt :-).
    Warum fällt es in der Tat schwer bis äußerst schwer, gültige Analogien aus der Geschichte für völlig unbedeutende Polit-Knubbel wie Habeck, Scholz, Faeser usf. zu finden: Weil diese Namen keine geschichtlichen Personen sind. Selbst jener vergangene Schmächtling mit den Hängeaugen, vor kurzer Zeit noch allmächtiger Innenminister, der das Netzwerkdurchsetzungsgesetz gemacht hat (Guillotine der eigenen Art), ist schon totaler als allertotalst vergessen; wie hieß der doch gleich?, Matz oder so.

    Nicht einmal Angela Murkel kann als historische Gestalt gelten, obwohl sie faktisch als allerschlechtester Kanzler seit dem Adolf fast alle Rekorde schlägt. Historische Gestalten müssen immerhin ein bissele Charisma haben!, oder zumindest irgend eine unverwechselbare Eigenschaft. Bei Murkel gabs nur diese erstaunlichen Mundfalten, und dieses erstaunlich schlechte Deutsch, so bald sie den Schlitz über ihren Mundfalten auftat. Weiter nix…

    Es scheint, dass wir generell in einer Zeit ohne historische Gestalten leben – solche, die sich selber dafür halten, sind allesamt Kroppzeug; allesamt austauschbare Bürokraten; allesamt Dutzendgesichter. Vielleicht wird einst 0bama als historische Gestalt gelten?, wegen seiner extremen Arroganz, wegen seines Hasses auf Amerika, und weil er als erster Präsident drei Amtszeiten genießt. Donald Trump wird man in hundert Jahren auch noch kennen, wegen seiner Lustigkeit, wegen seiner Frisur, und weil ein halbes Land, nein die halbe Welt, ihn beständig und mit allen Mitteln verfolgt und dämonisiert. Auch noch Vladimir Putin wird man dann noch kennen, wegen seiner totalen Skrupellosigkeit.

    Aber hier, in Krautland-? Ist da irgendwer eine historische Gestalt, seit Adenauer und vielleicht Marcel Reich-Ranicki? Irgend einer-?

  3. Danke für die amüsante Lektüre am Sonntagmorgen. Also ich lese und sehe schon eine Weile keine etablierten Medien mehr, aber die Berichte dort über „Hitler, Höcke und Hunnen“ (herrliche Alliteration) werden wohl so daneben liegen wie zu erwarten. Dabei war, wie in den Videos zu sehen, die Atmosphäre vor Ort eher entspannt. Was die frz. Revolution anbetrifft, identifiziere mich selbst eher mit Olympe de Gouges. Aber ach herrje auch sie landete auf dem Schafott. – Wir sind gespannt, wie es morgen weitergeht.

    • Schließe mich an. Die drei H s von Roger sind wirklich köstlich. Eine gelungene Adaption (Neudeutsch: Cover-Version) der „Nazis mit Mistgabeln“ (oder so ähnlich) der Linkspresse. Nur daß diese unterbelichteten Einfaltspinsel ihre eigenen Märchen glauben. Der Kommentar von Aristobulus ist übrigens auch nicht von schlechten Eltern. Was die Identifizierung mit Gestalten der französischen Revolution betrifft: ob Robespierres, Marat, Tayllerrand oder Danton: Die waren so ziemlich alle Schurken, und es wäre mir ziemlich egal gewesen, ob diese Ururururgroßväter Roten Terrors unter der Guillotine oder in einer blutgetränkten Badewanne sterben. Im
      Zweifel hätte ich mich um 1800 noch mit demjenigen identifizieren können, der diesem Massaker ein Ende bereitete. Napoleon I. Daß der dann später Massaker im globalen Maßstab verrichten würde, konnte man damals ja noch nicht ahnen. Danke übrigens für den Artikel und die Kommentare. Ich liiiiiebe historische Vergleiche.

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