Die einen lieben seine Texte, die anderen hassen sie – wobei ich von der letzten Gruppe erst heute wirklich Kenntnis erhielt, weil dort, wo besagte Texte zu finden waren, sich fast ausschließlich seine Bewunderer tummelten. Die Rede ist von Don Alphonso, dem selbsternannten „Steigbügelausrüster der Reiter der Apokalypse“ und seinen Blogs bei der FAZ, die zum Ende des Monats eingestellt werden. Die Begründung der FAZ kam per Twitter und es ist von „thematischer Neuordnung“ und der „Bloggerplattform als Experimentierfeld“, an anderer Stelle auch von „Platz schaffen“ die Rede.

Nun ist die Personalpolitik eines Unternehmens prinzipiell dessen eigene Angelegenheit – oder sollte es zumindest sein. Niemand stellt zum Beispiel in Frage, wenn ein Bundesliga-Verein nach zehn verlorenen Spielen in Folge den Trainer austauscht…doch so ist es hier ja nicht. Don Alphonso war in der Liga der FAZ-Blogs gewissermaßen „Bayern München“, warum sollte man ein „winning Team“ für ein ungewisses „Experimentierfeld“ eintauschen? Der Zuspruch für die Texte von Don Alphonso war enorm, die Klickzahlen ein Bloggertraum und die Leser konnten mit guter Sicherheit sogar davon ausgehen, dass ihre Fragen vom Autor beantwortet werden. Und was steht hinter dem Argument, man wolle „Platz schaffen“ für Neues? Platz schaffen wofür? Platz in einem Blog? Wir reden ja hier nicht von einer Print-Kolumne in einem von Papierrändern begrenzten Medium, wir reden von digitaler Präsenz, von einem Blog, einem Link, einer virtuellen Welt, die weder Platz braucht noch diesen anderen Inhalten wegnehmen kann – außer, man spricht von „Platz“, meint jedoch „Aufmerksamkeit“. Mein eigenes Blog passt immer noch auf einen großen USB-Stick und ein solcher sollte doch für Don Alonso durchaus bereitgestellt werden können, oder?

Kurzum, hier scheint ein Vorwand vorzuliegen, um aus irgendeinem Grund einen unbequemen Journalisten loszuwerden. Um dies und die Schadenfreude zu verstehen, die nun über ihm zusammenschlägt, muss man nur mal versuchen, den Standpunkt einzunehmen, von dem aus „Don Alonso“ seine Texte schreibt.

Fest im Standpunkt, aber flexibel im Geiste, ein Bohemien vom Tegernsee, mit einem Fuß immer in Oberitalien, mit dem anderen in bayerischem Wohneigentum der beständigen Art, ein der Urbanität Entzogener, der es sich leisten kann, über die hektische Urbanität seiner Landsleute so zu berichten, als schaue er einer Fliege dabei zu, wie sie immer wieder versucht, mit Anlauf durch dieselbe Scheibe zu kommen, hinter welcher er gemütlich und mit einem guten Glas Wein in der Hand über den Wert von Kunst oder die Qualität eines 50 Jahre alten italienischen Rennrads sinniert, um sich langsam aber unaufhörlich dem eigentlichen Gegenstand seiner Betrachtung zu nähern. Dabei bietet er kaum einen Angriffspunkt, da seine Interessen eher den Klassikern in Kunst und Kultur gelten, als den Verlockungen der industriell übersteuerten Shopping-Elite im Hochglanz-SUV – der Don fährt Fahrräder, alte Fahrräder.

Er verkörpert in seiner Blogger-Rolle somit alles, was gewisse links-grüne Kreise abgrundtief hassen: die Kombination aus bourgeoiser Gelassenheit, die sich aus materieller Sicherheit und fundierter Bildung speist, gepaart mit ökologischem Pragmatismus, der ganz ohne Ideologische Überhöhung und brennende Barrikaden auskommt. Da schrieb ein Mensch, der sich aus jeder Abhängigkeit staatlicher Segnungen erfolgreich befreite und diese Freiheit, die auch die Freiheit ist, sich gewählt und unprätentiös auszudrücken, öffentlich zur Schau stellte. Für Menschen, die ihren Neid nicht unter Kontrolle haben und glauben, in einer perfekten Gesellschaft müsse der Staat als Rasenmäher über alle und alles hinwegrollen, um ein Höchstmaß an Gleichheit unter den Grashalmen zu erreichen – für solche Menschen ist Don Alonso offenbar ein Feind, dessen Abschaltung man nun ungeniert feiert.

Bei Twitter entwickelte sich daraufhin ein veritabler Shitstorm, es wurde „entfolgt“ und mit Abo-Kündigung gedroht. Es ist tatsächlich anzunehmen, dass diese Entscheidung der FAZ einiges an Lesern kosten wird. Andererseits waren nun endlich auch mal die Stimmen zu vernehmen, die sich nie in den Kommentaren der Blogs fanden. Tenor: „Ein Nazi und Hate-Speech-Verbreiter weniger“. Ich versuchte daraufhin, anhand einiger der letzten Blogtexte festzustellen, woran solche Anwürfe festzumachen seien, konnte aber auch beim schlechtesten Willen keine einzige Formulierung oder auch nur einen Anflug von Hass finden. Es sei denn, eloquente Nichtachtung ist jetzt auch schon ins Hasslager hinüberdefiniert worden. Wenn nun aber bereits die Texte von Don Alphonso unter Naziverdacht geraten können, hat das Wort „Nazi“ traurigerweise überhaupt keine Bedeutung mehr. „Nazi“ ist dann ein Haus am Tegernsee oder ein 200 Jahre alter Bilderrahmen, „Nazi“ ist dann ebenso, wenn man lieber mit dem Rad durch die Hügel über Mantua als durch das Multikulti von Kreuzberg bei Nacht radelt.

Du bist, was du liest

Fragt sich nur – und soviel Spekulation erlaube ich mir – wem die Blogs Don Alphonsos ein derartiger Dorn im Auge waren, dass man sich zu solchen radikalen Schritten veranlasst sieht. Das schrittweise „Outsourcing“ konservativer Stimmen darf in den deutschen Leitmedien als beinahe abgeschlossen gelten. Selbst gelegentliche Op-Eds, wie sie früher selbst in SZ und TAZ häufig anzutreffen waren, werden immer seltener. Es ist deshalb wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch Fleischhauer beim Spiegel abgeschaltet wird. Bereits heute ist es mir zur Routine geworden, Meldungen der deutschen Medienlandschaft mit dem abzugleichen, was das „Westfernsehn“ – also Schweizer Medien – dazu berichtet. Die fast durch die Bank ins bodenlose fallenden Auflagen der deutschen Printmedien sorgen für lange Gesichter in den Chefredaktionen und Büros der Herausgeber. Man kann sich das scheinbar nicht erklären, obwohl mittlerweile fast alle Häuser an derselben, schönen, rundgefeilten „Wahrheit“ stricken. Neidvoll schaut man auf die Goldpaläste der GEZ-alimentierten öffentlich-rechtlichen Medien, bei denen Reichweite und Auflage nicht über Wohl und Wehe entscheiden. Dort möchte man hin, dort fließen medial Milch und Honig, dort hat man sich vollständig vom Konsumenten emanzipiert, der über eine Zwangsumlage dennoch zahlt. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit sind deshalb in den letzten Jahren Konstrukte wie der „Rechercheverbund“ entstanden. In diesem arbeiten zum Beispiel NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung zusammen und es braucht nicht allzu viel Phantasie sich vorzustellen, von wo nach wo dort Geld fließt. Dabei bezweifle ich nicht einmal, dass sich auf diese Weise kompetente Teams bilden können. Die Abhängigkeit jedoch, in die sich private Verlage auf diese Weise vom staatlich organisierten Gebührensystem begeben, macht mir Angst. Wes‘ Brot ich ess, des Lied ich sing‘ wusste schon der Minnesänger Oswald von Wolkenstein. Don Alphonso könnte sich für eine derartige Kooperation als ein konservativer Balken erwiesen haben, der quer im Wasser lag. Wir werden sehen, wie ungehindert das Wasser für die FAZ zukünftig fließt.

Am Tag nach seinem Rauswurf per Twitter schrieb Don Alphonso: „Macht euch um mich keine Sorgen. Echt. Aber hört bitte mit dem Shitstorm gegen die FAZ auf, das bringt niemandem etwas, und es waren meine wirklich guten 9 Jahre dort. Die sollen nicht mit sowas enden.“ – klar, dass solche Rede, die nicht zur totalen Vernichtung und auf die Barrikade ruft, auch „voll Nazi“ ist. Wir werden jedenfalls noch vom „Don“ hören. Sowohl aus Mantua, als auch aus Kreuzberg.

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34 Kommentare

  1. Die Abschaltung von Don Alphonso’s Blog hat sicherlich auch damit zu tun, dass den Verantwortlichen des zum linken Hetzmedium verkommenen Blattes sein großer Erfolg unerträglich geworden ist.

    Ich habe mir heute mal die 9 unter „Blog“ genannten Autoren mit ihren letzten Beiträgen und die Resonanz erkennbar an den ‚Lesermeinungen‘ angesehen. Hier das Ergebnis:
    1. „Flüssiges Brot allein ist auch keine Lösung“
    10. März 2018 von Uwe Ebbinghaus | 0 Lesermeinungen
    2. „Sex in der frühen Bundesrepublik: „historische Sittenbilder““
    10. März 2018 von Hans Ulrich Gumbrecht [hier gibt es keine Möglichkeit zum kommentieren]
    3. „29. Lesung: Wer ist Gesine Cresspahl?“
    10. März 2018 von Birte Förster | 0 Lesermeinungen
    4. „Sofort mehr im Kopf“
    9. März 2018 von Stefan Löffler | 0 Lesermeinungen
    5. „Wohnen müssen ja alle“
    9. März 2018 von Kornelius Friz | 0 Lesermeinungen
    6. „Kopftuchverbot auf der Richterbank“
    8. März 2018 von Corinna Budras und Constantin van Lijnden | 1 Lesermeinung
    [Diese eine Lesermeinung ist lustig entlarvend und lautet: „Was soll man darauf antworten? Der Artikel hat mit der Überschrift nichts zu tun.“]
    7. „Das Mädchen mit der Essstörung“
    7. März 2018 von Andreas Platthaus | 0 Lesermeinungen
    8. „Was Ökonomen gegen Grippe empfehlen“
    6. März 2018 von Johannes Pennekamp | 2 Lesermeinungen
    9. „Feine Leute, von denen man viel erzählt“
    6. März 2018 von Don Alphonso | 1.292 Lesermeinungen

    Wir sehen also 8 Mainstream-korrekte Blogger mit insgesamt 3 Reaktionen (‚Lesermeinungen‘) und daneben Don Alphonso mit 1.292 Lesermeinungen. Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Don Alphonso derzeit natürlich viele Sympathiebekundungen bekommt, ich habe in den letzten Jahren bei ihm immer zwischen 500 und 1.000 Lesermeinungen gesehen.

    Und nun stelle man sich die Verantwortlichen der FAZ vor, wie sie allwöchentlich diese Zugriffszahlen auf dem ‚Blog‘ zur Kenntnis nehmen müssen. Eine solche Quoten-Statistik (‚Lesermeinungen‘ spiegeln relativ die allgemeinen Zugriffszahlen auf den jeweiligen Artikel wieder) ist wie die Faust ins Gesicht. Da sie lernunwillig sind, mussten sie ihr verlogenes Konstrukt zerstören.
    Wie verrottet ein System ist, das einen Erfolgsautor Don Alphonso abschaltet, kann man erahnen.

    • Die Macht der Ideologie. Youtube baut sich ja auch freiwillig zurück. Facebook und Twitter sowieso. Ideologie hebelt die normalen Marktgesetze aus.

      Sehr kontraintuitiv ist ja auch die Ehrlichkeit im Internetzeitalter. Je einfacher wir die Lügen der Medien aufdecken können und je öfter sie überführt werden, desto dreister lügen die. Da wäre man ja auch nicht direkt draufgekommen. Die Macht der Ideologie.

      • Das Imperium (bisher führende Medien und die Spitzen der Politik) hat die existenzielle Gefahr durch Facebook, Twitter und Co. erkannt. Deshalb wird nun zunehmend eine gesetzliche Zensur eingeführt, um die eigene Machtposition abzusichern.

  2. Lieber Herr Letsch,

    mit grosser Besorgnis muss ich sehen,Ihr Blog leidet nun an „TDV“.Das ist eine unerfreuliche parasitäre Infektion.
    So etwas springt leicht von einem waidwund geschossenen Platzhirsch auf einen vergleichbar saftigen neuen Wirt
    über.
    Seien Sie auf der Hut.

    • Die Infektion machte sich bei mir durch Erbrechen bemerkbar, weshalb sich nun ausreichend Antikörper gebildet haben. Sein antisemitische Geblubber, dass ich hier nicht mehr auf die Welt losgelassen habe, sorgte letztlich für seinen Ausschluss. Trau schau wem, wie man sagt. 😉

  3. Die Lehren des Don Alphonsos. Eine andere Wirklichkeit.

    Politisch Korrekt. Schon das Wort an sich ist Etikettenschwindel. Der Deckmantel wird zum Alibi. Der Betrug zum Mittel. Und der Zweck heiligt die Mittel.

    Selbstständiges Denken ist den Mächtigen an sich schon zu gefährlich geworden. Mediale Gleichschaltung. Politische Gleichschaltung. Das Niveau muss aus Sicht der Mächtigen abgesenkt werden. So weit, dass selbst die gröbste Dummheit als politische Weisheit verkauft werden kann.

    Wer es wagt oder versucht, hier noch einen Rest an Differenziertheit zu wagen oder anzumahnen, wird aus allen Rohren beschossen. Selbst in privater Runde verstummen schon die Stimmen, wenn jemand es wagt, an der politischen Macht in diesem Land Kritik zu üben. Mir sind schon (wieder) weit in diesem Land.

    Schwarz, Rot, Gold ist bald ohne wert. Noch 23 Tage Don Alphonsos Stützen und Deux – dann ist Zeit loszulassen. Nur eines zum Schluss. Was bisher in Deutschland (und auch anderen Ländern) passierte wird nicht der letzte Schritt sein. Niemand wird sich dem entziehen können. Ausser man lebt auf einer sehr abgelegenen Insel.

    Man darf nie vergessen: Angst ist das beste Herrschaftsinstrument.
    Und Angst geht um, auf diesem kleinen Planeten.

  4. ganz einfach, Nazi ist alles, was nicht ins Endziel der Grünen/Linken, nämlich ein globales Nordkorea, passt

  5. Der veritablen Verschwörungstheorie, die FAZ schiele auf eine Kooperation mit den öffentlich-rechtlichen Sendern (statt, wie bisher, sich durch die Anzeigen des Kapitals zu finanzieren), widerspricht der Blogger selbst: „Manchmal klappt der Übergang, manchmal klappt er nicht, das hat nichts mit Links oder Rechts oder Sympathie zu tun, sondern einfach mit der Frage der Führung und der Ziele. Es reicht in einem derartigen Umfeld schon aus, wenn in der Leitungsebene keiner mehr ist, der sich explizit dafür stark macht und es auf seine Kappe nimmt: Dann ist es halt vorbei.“ (https://rebellmarkt.blogger.de/stories/2678843/)
    Im selben Beitrag drohte die „Kombination aus bourgeoiser Gelassenheit, (…), gepaart mit ökologischem Pragmatismus“, der „Mensch, der sich aus jeder Abhängigkeit staatlicher Segnungen erfolgreich befreite“, der „konservative Balken (…), der quer im Wasser lag“, oder, wie ich ihn nennen möchte, der Langweiler mit der Macke für Räder und Torten, übrigens damit, es gehe „irgendwo weiter“. Was die ganze Aufregung ebenso lächerlich macht wie die Texte von Herrn Meyer.

    • Danke für den Link.
      Im Übrigen habe ich deutlich gemacht, dass meine Interpretation ein nur meine eigene und Spekulation ist. Machen Sie nicht gleich eine Verschwörungstheorie daraus, das ist albern. Meyers Schilderung beinhaltet auch keine neuen Infos über die Intentionen der Abschaltung. Er spekuliert gleich mal gar nicht. Ihr Urteil über die Qualität seiner Text bleibt Ihnen unbenommen.

    • Ich wage zu bezweifeln, dass die Anzeigen noch viel Gewinn abwerfen. Das ist vermutich der Grund für den Niedergang des Journalismus. Die junge Generation ist nicht mehr so werbewirksam wie die Vorgängergeneration. Die werbewirksame Altersgruppe schrumpft auf Teenager bis Mittzwanziger und hat nicht mehr die gleiche Wirkung. Es gibt eine Anzeigengewöhnung plus technischer Ad-Blocker für den Browser. Auch die Fernsehwerbung hat von Jahr zu Jahr weniger Wirkung. Die FAZ rettet sich teilweise mit Paywalls, aber das wird nicht reichen. Das sie nach Investoren oder staatlichen Subventionen, verdeckt oder offen, suchen ist nun wirklich keine Verschwörungstheorie. Man sieht das bei Medien weltweit. Und die Investoren sowie die Spitzenpolitiker sind schon auch ein soziales Milieu, dessen Ideologie man bespielen will.

      • Hallo…
        Die junge Generation nicht mehr so werbewirksam?
        Ich nehme an, Sie meinen „nicht mehr so „werbungsanfällig“ und damit
        könnten Sie recht haben. Bei jeder Seuche fängt das Immunsystem
        langsam, aber sicher, an zu reagieren.

    • Nun, Herr „Thomas ex Gotha“,
      ich antworte ja nun nicht gerne auf Beiträge anonymer Zeitgenossen. Ihr Kommentar reizt mich denn dann doch, Ihnen zu widersprechen.
      Ich habe die Beiträge Herrn Meyers sehr gerne und mit Genuss und Gewinn gelesen, auch wenn ich manchen Einstellungen kritisch begegne. Ich habe die beiden Blogs als „Leuchttürme“ im Meer der m.M.n. „Einheitssuppe“ der Medien (heuer auch zutreffend als „Lückenpresse“ bezeichnet) empfunden. Auch manche Leserkommentare offenbarten mir Zeitgenossen, die nachdenklich und teilweise unsicher sich tiefe Gedanken um unser Hier-und-Jetzt und die Zukunft unserer Kinder machen . Das treibt mich als Vater nämlich auch um.
      Es ist Ihr gutes Recht, die Beiträge unqualifiziert „lächerlich“ zu finden und den Autor als „Langweiler mit der Macke für Räder und Torten“.
      Mich rührt beides an und ich mag Ihnen das auch begründen: Als Kind habe ich die selbstgebackenen Kuchen und Torten meiner Großmutter schätzen gelernt und von ihr versucht, möglichst alle Rezepte zu erfahren. Das ist in Ihren Augen vielleicht lächerlich, aber ich finde, mit der Auswahl und dem Anerbieten von Köstlichkeiten erweist man seinen Mitmenschen Achtung. Es ging und geht darum, sich und anderen Freude zu bereiten und ist im Übrigen Ausweis von Geschmack und Lebensart – beides Tugenden, welche verloren gegangen zu sein scheinen.
      Dazu gehören m.E. auch die Nippes-Figuren des Don, die im sicher weniger meinem Geschmack entsprechen.
      Fahrräder: Ich habe als Jugendlicher und später gerne und mit Stolz Fahrräder selbst gebaut bzw. restauriert. Herr Meyer hat mir jetzt dazu einen angenehmen Rahmen geboten und ich habe mich entschlossen, einen Oldtimer wieder fit zu machen.
      Im Übrigen halte ich mich an Evelyn Beatrice Hall: „Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.“
      Vielleicht denken Sie mal darüber nach, wie Sie sich fühlten, wenn Sie zum Schweigen gebracht werden sollten.
      Zum Schluss: Es ist das gute Recht der FAZ, Autoren zu beschäftigen oder zu entlassen, die in ihr „Weltbild“ passen. Aber: Es ist (noch) mein gutes Recht, auszuwählen, was ich kaufe und lese.

  6. Sie verstehen die Verbindung zwischen dem „Platz schaffen für Neues“, und dem „Nazi Gekeife“ anscheinend nicht.
    Don beschreibt in seine Texten Realität mit seinen Worten, und seinen Werten, die einem Leser das selber Denken ermöglichen und wege seiner Weigerung zu zensieren auch erlauben.
    Eine Zeitung am Abgrund, wie die FAZ, die sich gern als konservativ verkauft, aber seit sehr, sehr vielen Jahren nichts anderes als ein weiteres Mitglied der Lügen– und Lückenpresse ist, kann von den stets weniger werdenden die selber denken nicht leben.
    Auch wenn es die sich für besonders schlau Haltenden nicht bemerken können, die Trennlinie in der Politik verläuft auch auf dem Medienmarkt schon längst nicht mehr zwischen links und rechts, sondern zwischen dem primitiven Mittelmass der Politisch Korrekten, das Schreiberlinge wie sie peinlicherweise für links/grün halten, und der Trump Fraktion, die der Wahrheit und den Fakten jegliche Bedeutung abstreitet, wie das die Reaktionäre aller Zeiten immer schon getan haben.
    Das kleine Häuflein der selber Denkenden ist derzeit kein Marktsegment mehr um das es sich lohnen würde zu streiten, es ist so eine Art Kuriosität, wie die Pferde Wagen beim Einzug des Oktoberfestes, die Bierfässer transportieren obwohl das Bier längst nur mehr aus Containern über Pipelines in die Masskrüge kommt.

    DESHALB trennt sich die FAZ wohl vom mit gewaltigem Abstand erfolgreichsten Blogger des Landes.
    Man ist fortschrittlich bei der FAZ und will mit Veraltetem, wie dem Denken nichts zu tun haben. Selbst der Anschein des Denkens schadet nur dem Ruf… bei der hoffentlich künftig zahlenden Kundschaft….

    • Mit Ihrer Definition der Trennlinie bin ich durchaus einverstanden, auch wenn ich einwenden möchte, dass das primitive Mittelmaß der Politisch Korrekten eben genau jenen Zielen hinterherläuft und genau die Mittel einsetzt, die man allgemein in linken oder grünen Utopias findet – selber denken: unerwünscht. Das dazu nötige „Terra-Forming“ der menschlichen Gesellschaft, das Schaffen von besseren, willigeren Menschen, die ausgegebene Ziele nicht in Frage stellen und ihren Individualismus zugunsten einer größeren Meta-Idee aufgeben, kommt in allen Werken linker Vordenker und Ideologen vor, auf die man sich in solchen Kreisen immer wieder bezieht. Widersetzt sich einer wie „Don“ dieser „Arbeit hin zur besseren Gesellschaft“, wird er als konservativ empfunden, aber nicht im Wortsinn, als Bewahrer, in diesem Fall des Individualismus, sondern als krampfhaft am Alten klebend und dem Neuen ablehnen gegenüberstehend.
      Ihr Bild mit dem Bierwagen ist übrigens sehr treffend: ein „Politisch Korrekter“ würde die Pferdekutsche abschaffen mit dem Hinweis auf die Feinstaubbelastung durch Pferdemist. Ein pragmatischer Konservativer würde zwar erkennen, dass das Bier zwar ohnehin und besser aus der Pipeline kommt, aber diesen einen Wagen, der die „ersten Fässer“ bringt, den würde er hegen und pflegen.

      • Sehen sie, genau das ist der Denkfehler. Politisch Korrektes gibt es bei genauerem Hinsehen ebensoviel bei rechten Spiessern, wie bei Linken.
        Dummheit ist nicht an Parteien oder Ideologien gebunden.

        Ich persönlich glaube ja, dass es keineswegs Don Alphonsos Texte waren die ihn in den Chefetagen unbeliebt gemacht haben, was ja ohnedies nur nach Schirrmachers zu frühem, traurigen Abgang möglich war…

        Die banalen Wahrheiten die er zur Flüchtlingsfrage bereits ganz zu Anfang geschrieben hat, deckten sich ja zB mit den Worten Wagenknechts. Es waren dann die Primitivlinge der Rechten, der BILD und Stammtisch Fraktion, die mit ihren abgrundblöden Kommentaren die tatsächlich Konservativen Kommentatoren bald aus demn beiden Foren nach und nach vertrieben hatten.

        Und „das Schaffen von besseren, willigeren Menschen, die ausgegebene Ziele nicht in Frage stellen und ihren Individualismus zugunsten einer größeren Meta-Idee aufgeben“ finden sie genauso gut in rechten Ideologien, wie in linken… Die Trennung die sie sich einreden, ist albern, oberflächlich und existiert in der Form einfach nicht.

        Das sieht zB auch dan diesem wirklich arg dämlichen Satz: „…ein “Politisch Korrekter” würde die Pferdekutsche abschaffen mit dem Hinweis auf die Feinstaubbelastung durch Pferdemist“. Keiner (der mir verhassten) politisch Korrekten würde solchen Unsinn denken. Pferdemist stärkt das Immunsystem, würde der völlig zutreffend sagen, aber sich halb tot lachen über den Ernst, mit dem rechte Spiesser meinen, das erste Fass Bier sei ein zu pflegendes Kulturgut, angsichts der allabendlichen Bierleichen an den Hängen der Bavaria und den vollkgekotzten Toreingängen der Anwohner.

        Und im Unterschied zum Pferdemist verursachen zu viele Autos nun mal tatsächlich zu vielen Feinstaub, der eine unnötig grosse Zahl Menschen tötet, die weiter leben könnten, wenn sich Konzerne an die Gesetze halten würden. Bzw wenn deren Vorstände, die die Kunden betrügen, die Strafen aus ihren eigenen Taschen bezahlen müssten, statt aus der Steuerkasse …. politisch korrekt oder nicht.

        Ich habe als linksradikaler Anarchist viele Jahre in Dons Blog mit ihm und anderen konservativen Foristen diskutiert, seine Texte deuteten stets so vieles mehr nur an, dass man immer einen Bezug zur Tagespolitik fand, bzw zur letzten Sau die gerade durchs Dorf getrieben wird, und auf eine Art und Weise besprach, die man sonst nirgends in der Medienlandschaft mehr findet.

        • Trocknender Pferdemist, soviel nur nebenbei zur Feinstaubdebatte, sorgte in amerikanischen Großstädten am ende des 19. Jahrhunderts für sehr viel schlechtere Luft, als es der dann beginnende Autoverkehr je geschafft hätte. Dass Pferdemist das Immunsystem stärke, möchte ich in Anlehnung an Ihre Wortwahl deshalb auch mal als dämliche Aussage bezeichnen. Die New Yorker empfanden das Auto auch in dieser Hinsicht als Segen. Das Groß an Feinstaub wird heute in den Städten nicht durch Diesel oder Benzin, sondern durch Bremsabrieb verursacht. Technische Lösungen zu dessen Rückhaltung gibt es, doch niemand redet darüber. Aber wir schweifen ab…es geht ja um Dons Abschaltung, die Sie ja offenbar genauso beklagen und verurteilen, wie ich. Auf diesen Punkt kann ich mich mit einem linksradikalen Anarchisten einigen.

        • Das Feinstaubproblem ist nicht DAS Problem der Autos, sondern vieler Ursachen, die früher (noch vor 50 Jahren) wesentlich dramatischer waren. Wie haben die Städter damals den Feinstaub aus Tausenden von Schornsteinen überrlebt?
          Aber vielleicht ist es ja auch gar kein Problem sondern wurde dazu gemacht, um die Ideologie der autofreien Innenstadt voranzubringen.

  7. Das klingt leider nicht nach guten Aussichten für die FAZ, denn nichts geschieht ohne Grund. Man wird genau beobachten müssen, wohin die weitere Reise dieses Blattes nun geht.
    Um den Don mache ich mir keine Sorgen. Die Zeiten, in denen man einen kritischen Geist einfach zum Schweigen bringen konnte, sind glücklicherweise vorbei. Wenn er will (und ich hoffe sehr, dass er will), hat er schon in Kürze einen eigenen Blog. Oder er veröffentlicht zukünftig bei der Achse oder bei Tichy. Man wird sehen..

  8. Eine wunderschöne Euloge. Traurig, dass Don von uns gegangen ist.

    Oh, halt, Moment, er ist nicht tot! Mein Fehler. Aber irgendetwas stirbt gerade.

    Roland Tichy, Bettina Röhl, Kai Diekmann, Matthias Matussek…es sind viele prominente Journalisten in den letzten Jahren in der Versenkung verschwunden und immer wurden sie von links ersetzt.

    ARD Chefin Karola Wille hat eine knallharte Vergangenheit als Diktaturstütze in der DDR. Die ist eine 100%ige und keiner redet drüber.

    Peter Hahne irrlichtert im Nachtprogramm und hat sich innerlich von den großen Debatten eh verabschiedet. Broder darf als letzter Konservativer (der sich selbst als links sieht) bei N24 und Welt Kurzauftritte und Kolumnen absolvieren. Alice Schwarzer lässt man nur noch ungern vor die Kamera und dann nur noch bei Conchita-Wurscht-Tratsch. Prostitution? Keine Redezeit dafür. Tichy hockt ab und an beim Presseclub mit Fuchs und Hase.

    Konservative machen sich auch was vor, wenn sie meinen, dass der Streisandeffekt zuschlägt und Zensur eh nicht wirke. Zensur wirkt blendend (Terror, Folter, Mauern und die Todesstrafe sind auch so Sachen, die doch funktionieren). Deutsche würden nicht bei jeder einzelnen US-Präsidentschaftswahl den linken Kandidaten zu kubanischen Traumzahlen von über 95% wählen, wenn Zensur/Einseitigkeit nicht funktionieren würde. Die funzt gaaaaaaanz prima.

    Now, I had my rant.

  9. Liberale Denkweisen, unabhängiger Intellekt, feine Ironie usw., hat alles in deologisch festgefahrenen Gesellschaften keinen Platz, werden sukzessive zurück gedrängt. Viele kritische Bürgerliche machen sich Illusionen bezüglich der Zukunft nur weil es Beruflich noch gut läuft. Das ist mir schon bei Tichys Einblick aufgefallen, das die Autoren sich wunderten, das die Antifa auch gutbürgerliche Kritiker physisch an geht, die Presse diese als „Rechtsextrem“ diffamiert, wenn sie mal ein Schildchen „Merkel muss Weg“ in die Höhe halten, das den Organisatoren die Reifen zerstochen und die Scheiben eingeworfen werden mit dem Hinweis, das könnte auch ein Moli werden. Selbst die bürgerlichen Kritiker der etablierten Parteien leben in ihrer eigenen Wirklichkeit, wo sie sich nach wie vor Sicher fühlen, daran glaubend, das werde schon alles wieder.

    Das Deutschland den Kampf um eine freiheitliche Gesellschaft schon verloren hat, ist mir durch Sarrazin klar geworden. Ein Bürgertum, das dem poltischen Establishment solch exemplarische gesellschaftliche Exekution einer der ihren durch gehen lässt, zwischen Buckeln und hämischen Nachrufen schwankend, das ist schlichtweg unfähig die pluralistische, demokratische Grundordnung weiter zu verteidigen, längst dem Paternalismus erlegen oder in der Karriere verfangen. Die wenigen, die gegen den Strom schwimmen werden nun langsam unter Wasser gedrückt. Das ist alles. Aus meiner Sicht hat das Deutsche Bürgertum (mal wieder) total versagt.

  10. Ne, echt ey, wie kann man nur auf die Idee kommen, dass es in diesem Land, wo wir gerne und sicher leben, sowas wie ne Gleichschaltung in den Medien geben soll…?
    Ist doch voll Verschwörung, so a la Trumpist, nein eher doch schon Putinist!

  11. Die Abschaltung Don Alphonsos korrespondiert mit der gedämpften Trend-Verschiebung der FAZ in Richtung Genderismussympathie, Israelkritik und „Hessenhitler“-Etikett für ex-MP Roland Koch.

  12. Lieber Roger,

    Frank Schirrmacher ist nun bald vier Jahre tot – damit sind wohl irgendwelche Schamfristen endgültig abgelaufen. Jetzt wird Frühjahrsputz veranstaltet, denn der erhoffte wirtschaftliche Erfolg, zu dem die durch zusätzliche „Schnellboote“ angelockten Neuleser mit ihrem Deckungsbeitrag verhelfen sollten, ist für das „Schlachtschiff“ ( v.gd/73o1vy ) nicht eingetreten.

    Der mitgeschasste „Digital/Pausen“-Autor ist Schirrmachers Doktorvater…

    • Blieb dem „bürgerlichen Lager“ von damals noch das Mittel der Bestechung, um missliebige Kontrahenten vom Zündeln abzuhalten, hat der heutige linksdominierte Mainstream einfach nichts anzubieten, was seine Protagonisten extrem dünnhäutig und verbiestert macht. Zum Glück macht solche „politische Landschaftspflege“ die Stimmen nur lauter, die man abschalten wollte.

      • So ist es! Das Interessante wird sein, zu sehen, wohin sich die Faz in den nächsten Monaten entwickeln wird.
        So etwas geschieht nicht ohne Grund.

      • Warum werden die Medien immer linker, inkompetenter usw.?

        Unsere Medienlandschaft, besonders die sog. Leitmedien, präferieren junge Leute mitveiner soliden Linksgesinnung. Vgl. dazu Jan Fleischhauer „Unter Linken“ 
        Unter diesen jungen Leuten befindet sich ein außerordentlich hoher Anteil von Studienabbrechern. Eine solide berufliche Ausbildung vermisst man häufig ebenso. Als Anhänger des Leistungsprinzips würde mich das nicht weiter stören, wenn diese jungen Leute sich dann auch fachlich einarbeiten und fortbilden würden. Statt dessen findet man inzwischen nicht nur Gruppen-Inkompetenz in der ZEIT, z.B. beim Thema Blockchain, sondern auch im Handelsblatt, wo Redaktionsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen noch nicht einmal die Grundrechenarten, den Dreisatz und die Prozentrechnung beherrschen, von Plausibilitätsüberprüfungen der eigenen Recherchen ganz zu schweigen. 

        Damit kommen wir zum dritten Punkt: Die finanziellen Rahmenbedingungen. Schon allein unter Kostengesichtspunkten entsteht so ein Prekariat, dessen Erfahrungen in der eigenen Berufswelt automatisch die Grundlage zur Beurteilung von Wirtschaft und Politik darstellen.

        Nicht zuletzt mutieren die großen Presseagenturen zu den eigentlichen Meinungsmachern, indem Meldungen produziert und in Umlauf gesetzt werden, die nur ein Ziel haben, nämlich Entrüstung zu produzieren. Beispiel: „Krankenschwester wegen eines Brötchens rausgeworfen!“ Aufgrund der massenhaften Multiplikation dieser verstümmelten Meldung ist es dann kaum noch möglich, den wahren Hintergrund herauszufinden.

        Man sieht also: 
        Die sog. Qualitätspresse hat sich selbst heruntergewirtschaftet. Da viele junge Frauen wie Motten in den Mediensektor streben und dies natürlich deren Überlebensdruck in den Redaktionen erhöht, könnte sich daraus eine weitere Me-Too-Welle ergeben. Einen kleinen Vorgeschmack dazu konnte man bereits in der 70-Jahre-Jubiläumsausgabe der ZEIT erleben.

    • Ich glaube nicht, daß unter Schirrmacher hier irgend etwas anders ablaufen würde. Durch bürgerlich-konservative Einstellungen war der mit nicht aufgefallen, eher im Gegenteil.

  13. Schade dass man Welt TAZ FAZ & Spiegel & Focus nur 1x kündigen kann
    MFG SMAD

  14. Lieber Roger, ich liebe Deine Ausdruckskunst, die auch schlechte Nachrichten verdauen lässt. Das „Aus“ hat System in einem Schland, das bunter werden soll und damit ist dann ein Straßenbild gemeint, das nur noch aus schwarzen Säcken mit Sehschlitzen besteht. Im Feuilleton zieht diese Buntheit konsequenterweise jetzt auch ein. Mich wundert nichts mehr!

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