Die Elite weist uns den Weg - zumindest glaubt sie das in der Corona-KriseGehen wir mal grundsätzlich davon aus, dass die Krise erst dann für beendet erklärt werden kann, wenn der Deutschlandfunk zu seinem normalen Programm zurückfindet, statt uns allmorgendlich mit Corona-Wasserstandsmeldungen zuzutexten. Der Informationsgehalt ist meist gering und gäbe es nicht hin und wieder Perlen wie die vom 12. Mai, als Ingeborg Breuer „Aus Kultur- und Sozialwissenschaften“ berichtete, lohnte sich das Einschalten kaum. 9:20 Uhr war es an jenem Dienstag, als folgendes über den Sender ging:

„Mit den Lockerungen sinkt auch die Angst vor dem Virus. Für viele Menschen stellt sich die Frage, ob es vielleicht auch eine Chance in der Krise gibt. Öffnet der Lockdown Möglichkeiten für neue, nachhaltige Wege in eine solidarischere, klimafreundlichere Zukunft? Oder sind das romantische Träumereien von Menschen in privilegierten Lebensumständen?“

Der Fundort

Dass die Angst „sinkt“, ist natürlich gar nicht gut! Wer jedoch diese „vielen“ Menschen sind, denen sich hier eine Chance bieten soll und in welche Richtung der „neue“ Weg führt, wird schnell klar. Die Linke hält den Sozialismus für solidarisch und die wissenschaftlichen Lieferanten der Grünen kriegen sich angesichts der sinkenden CO2-Emissionen kaum noch ein vor Freude. Jetzt muss man das nur noch „zusammendenken“. Doch weiter im Sendebetrieb:

„In Zeiten von Corona zeigen sich Menschen solidarisch in der Nachbarschaft und helfen einander. In Zeiten von Corona stellt Sarah Schutzmasken her, VW baut Beatmungsgeräte und L’Oréal produziert Desinfektionsmittel.“ Slogans auf einer Online-Konferenz an der Uni Bozen. Sie verdeutlichen, zu welch erstaunlicher Solidarität Menschen, Firmen und Staaten im Fall der Corona-Krise fähig sind.“ 

Moment mal, „Solidarität“? Wozu braucht es hier dieses Schlingelwort, das immer dann fällt, wenn man den Leuten ans Portemonnaie will? Wenn Menschen oder Firmen das tun und produzieren, was gerade gebraucht wird, statt das herzustellen, was ein zentraler Plan ihnen sagt, handelt es sich um klassische und funktionierende Marktwirtschaft, nicht um Solidarität! Erstaunlich wäre, wenn L’Oréal die Produktion von Shampoo hochgefahren hätte, logisch und zutiefst marktwirtschaftlich ist es hingegen, im Moment Desinfektionsmittel herzustellen – und zu verkaufen!

Überhaupt fällt auf, dass in der Sendung jede Menge seltsamer Begriffe eingeführt werden, die ihren Erfinder zwar mächtig schlau erscheinen lassen, die jedoch in der Rubrik Marktwirtschaft vollständig enthalten und definiert sind. Wenn der Modephilosoph Precht etwa davon spricht, dass die künftige Post-Corona-Gesellschaft „ihren Alternativsinn schärfen“ werde, um zu entscheiden „braucht‘s das, braucht‘s das oder braucht‘s das“, beschreibt er nichts anderes als das Wechselspiel aus Angebot und Nachfrage. Aber dafür gibt es ja bereits ausreichend Experten (nämlich uns alle), während der Neologismus „Alternativsinn“ nach dicken Precht-Büchern und Phoenix-Sondersendungen geradezu schreit.

Radikale Chance oder Chance für Radikale?

Man möchte etwa Kris Krois nach Aussagen wie „was wäre, wenn diese Solidarität überdauert“ zurufen „was wäre, wenn Sie aufhören würden, die freie Marktwirtschaft anzugreifen, indem Sie ihre wichtigsten Mechanismen zu Solidaritätsbekundungen umdeuten?“ Krois, Professor für Eco-Social-Design in Bozen, sieht im aktuellen wirtschaftlichen Stillstand offenbar den Beweis für die Funktionstüchtigkeit politischer Macht und zeigt sich fasziniert von grünen und linken Ideen:

„Klimaforscher und Wachstumskritiker sehen jetzt die Chance für einen grundlegenden Paradigmenwechsel. Denn man macht ja gerade die Erfahrung, dass das Herunterfahren der Wirtschaft zu einem nie dagewesenen CO2-Rückgang führt, dass die Politik durchaus radikale Maßnahmen durchsetzen kann.“

Man kann sich auch eine Kugel in den Kopf jagen und dadurch eine radikale Diät einleiten. Wer wollte die Wirksamkeit bestreiten? Aber das kann man eben nur einmal machen, nachladen ist nicht drin. So ist es auch mit dem CO2-Rückgang im Corona-Lockdown, von dem wir bereits wissen, dass selbst dieser nicht ausreichen würde, um die für notwendig erklärte Decarbonisierung zu erreichen.

Was wollen wir also zur Verstärkung der Effekte noch machen? Einen Revolver größeren Kalibers benutzen? Eine doppelläufige Flinte vielleicht? Und wie soll die Leiche „Ökonomie“ nach ihrem „Selbstmord auf staatliches Verlangen“ überhaupt den Umbau der Wirtschaft auf „sanft“ hinbekommen? Dass die ganze irrsinnige „Transformation“ mehr CO2 verursacht als einspart, musste zuletzt sogar Michael Moore schmerzlich feststellen. Nichts davon beeindruckt jedoch unsere Geisteselite. Also zumindest jenen Teil, den Ingeborg Breuer in ihrer Sendung zu Wort kommen lässt. Es gelte „Veränderungen anzustoßen, die bislang politisch und wirtschaftlich nicht durchsetzbar zu sein schienen“. Aus gutem Grund nicht.

Krois weiter:

„Die Kurve der Erwärmung wird über Jahrhunderte nicht mehr absinken und dagegen wird es auch keinen Impfstoff geben.“

Womit er den Kritikern von Klimarettung und Energiewende mal eben denselben Aluhut aufgesetzt hat, wie Impfgegnern. Man lebt in spannenden Zeiten, wenn Schulschwänzerklimatologin Greta auf Virologie umsattelt und ein Eco-Social-Designer Krois aus Erderwärmungskurven die Zukunft „über Jahrhunderte“ auspendelt!

Ein Traum von Zukunft, die Zukunft – ein Traum!

Und der Irrsinn reißt in den acht Sendeminuten nicht ab. Da träumt Zukunftsforscher Matthias Horx von einer „neue Welt der Fairness, der Ökologie und der Solidarität“, Philosophin Svenja Flaßpöhler wurde „Denkraum geschenkt“ und so kann unsere privilegierte Elite abseits von Kurzarbeit, Jobverlust und Insolvenz nach Herzenslust über die Rolle der Bedeutung bei der Entwicklung der Steigerung nachsinnen. Dicke Bücher werden entstehen und dicke, wie Selbstversicherungen klingende Unverschämtheiten wie die folgende wertvolle Sendezeit vergeuden:

„Waren es nicht immer die Privilegierten, die die Muße hatten, andere Gesellschaftsmodelle zu entwerfen? Folglich sind es immer nur Minderheiten, die alternative Entwicklungspfade andenken und vorleben. Gut, dass die ihre privilegierte Position sinnvoll nutzen!“

Was täten wir nur ohne unsere Eliten, die unseren kleinen Leben unablässig den Puls fühlen! Freilich könnte man mit solchen Äußerungen auch dem Feudalismus ein dreifaches „Vivat!“ darbringen… das übersehen wir mal großzügig. Dass man seine privilegierte Position „sinnvoll nutzt“, ist in der Sendung übrigens nicht als Maxime gemeint, sondern ist eine Feststellung, von der man ausgeht! Erkennt man beim „Andenken und Vorleben“ aus privilegierter Position überhaupt die Probleme „da unten“? Eher nicht, wie es scheint:

„Braucht man wirklich die ganzen Fernreisen, Konferenzen, Meetings, Geschäftsreisen?“ fragt Ingeborg Breuer und ich frage mich, ob sie bemerkt, dass die Welt der Fernreisen und Konferenzen eben gerade nicht die der breiten Masse, sondern ausgerechnet die jener Elite ist, der gerade „Denkräume geschenkt“ und „Chancen geboten“ werden. Hier schließt sich nun der Kreis der Privilegiertheit zur Selbstreferenz, indem man von „allen“ Verhaltens- und Konsumänderungen fordert, die nicht erfolgen können, weil es sie beim Adressaten kaum gibt. Das eigene Verhalten wird auch weiterhin als „notwendiges Übel“ exkulpiert. Man selbst fernreist, konferiert und meetet ja nur, weil man muss!

Wir dürfen uns also auch weiter freuen auf Post-Corona-Konferenzen, Neue-Weltordnung-Meetings und COP-Klimagipfel an den schönsten Fernreisezielen. Dort trägt unsere Elite dann telegen und eloquent das angeblich uns gehörende schlechte Gewissen wie eine Gucci-Handtasche spazieren und wir dürfen dabei zusehen. Von zu Hause. Nachdem wir die Rundfunkgebühr entrichtet und Steuern gezahlt haben!

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12 Kommentare

  1. Ich bin Roger Letsch und seinen Kollegen (Broder, Maxeiner, Tichy etc.) immer wieder dankbar für seine Zitate aus der „liberalen“ (linken) Presse. Oder von irgendwelchen Philosophen, von denen ich noch nie gehört habe (David Bertolt Precht oder so). Da ich mich seit ca. einem Jahrzehnt aus dieser Parallelwelt zurückgezogen habe und Medien nur noch selektiv konsumiere. Irgendwie bewegte ich mich anfangs der Corona-Krise in der Illusion, manche von den linken Deppen von der Abteilung „Klima“ würden langsam aus der intellektuellen Pubertät herauskommen. Aber – eigentlich war’s klar: Sie kommen noch dümmer aus der Krise heraus als sie in sie hineingegangen sind. Und ihre Geschäftsmodelle funktionieren weiterhin. Notfalls wird „Klima“ einfach durch Sozialismus ersetzt.

  2. Viele Zombie-Firmen und leere Geschäftsmodelle werden platzen. Auch dieses Brüssler Spitzenprodukt mit dem durchgestrichenen C.

    Dennoch finde ich es eine verpasste Gelegenheit, wenn jetzt nicht die Liberalen endlich ihren ökonomischen Sachverstand gegen die massive Meinungsmache der SPD-Medienmafia ausspielen würden. Wenn die ganzen Bevormundungen und die unnötige Bürokratie abgeschafft würde, welche die Leistungsträger hemmt. Wenn die ganzen Mamas aus den Gemeinderäten flögen, die aller Welt Tempo 30 aufs Auge drücken wollen; in Frankreich bauen sie einfach Zäune um die Schulen und gut ist.

    Ich lese bei Lindner und seiner FDP nur kalten Kaffee, garniert mit einem Schuss „smart“. Ich vermisse Tacheles bei der Werteunion, insbesondere was die Verfassungstreue der Enteigni- und Erschießi-Partei angeht und wie heißt diese unselige Taschenausgabe einer Sozialisten aus Bad Liebenzell. Auch die AfD *Tasta desinfizier* sagt nicht, dass die Öko-Bewegung ein totgeborenes Kind ist und dass wir uns hohe Subventionen und teure Schwätzer nicht weiter leisten können, wenn sie keinen Mehrwert schaffen.

    Ich hoffe auf den Zusammenbruch der Schweigespirale – und jetzt kriechen die Esos und Tinfoil Hatler aus ihren Löchern, die sowieso schon immer gegen alles waren, was ihrem gepflegten Wohlbefinden schadet.

    • @xandru: Wer soll das „Brüsseler Spitzenprodukt mit dem durchgestrichenen C“ sein? Und wer oder was die/das „Tasta desinfizier“ der AfD? Beides noch nie gehört.

  3. @Alexander Droste
    Hat was universales. Ereignishorizont ist Ereignishorizont.

  4. Wann wird die sogenannte Intelligenz es merken und begreifen, daß man die Evolution weder planen noch direkt führen kann? Sie macht was sie will und wir können höchsten die Auswüchse abschneiden, sie damit indirekt führen. Würden sie dies endlich begreifen, könnte man sich viele Fehlentwicklungen – ideologische wie praktische – ersparen. Ich glaube, einer der Gründe dieses totalen Unverständnisses ist, daß Menschen glauben, sie haben sich über die Natur damit auch die Evolution erhoben. Das stimmt aber nicht und wird auch nie stimmen, so lange es Evolution gibt. Daß Mensch auf eine höhere Stufe steht als unsere nächsten tierischen Verwandten, ist klar. Aber er steht nicht über oder außerhalb der Natur. Wenn er tausendmal ein Kulturwesen ist. Es gibt nichts, was über oder außerhalb der Natur steht. Man soll nur den Begriff „Natur“ nicht auf das Grüne verengen. Alles was es gibt, ist Natur.
    lg
    caruso

  5. Also, ich finde, die Dame hat schon ein wenig Recht. Nahezu sämtliche Arbeit, die man am Computer erledigt, kann man auch von zu Hause aus erledigen. Tatsächlich träume ich schon seit Jahren davon, in ein Billig-Land mit gutem Wetter zu ziehen, und dort irgendwo am Strand zu arbeiten, und mit Coins oder halt per Überweisung in ein Land mit Bankgeheimnis bezahlt zu werden, das nen Staat hat, der mich nicht nervt.

    Das Problem dabei wäre nichtmal der deutsche Staat. Der ist schon mit dem Dreck daheim überfordert, und wenn ich dem nicht sage, wo ich hinziehe, wars das. Das Problem sind diese ganzen alten Leute, die einen persönlich sehen wollen, und die es für anrüchig halten, wenn man an einem Strand sitzt, und etwas von seiner Kohle behält. Das überwiegt bei denen sogar gegenüber wirtschaftlichen Vorzügen, weil man ja durchaus bereit wäre, die eingesparten Steuern und Abgaben zu teilen.

    Ich hoffe, dass zu den guten Dingen, die Corona uns allen beschert, auch eine Normalisierung der Fernarbeit gehört. Wer will schon in einer überteuerten Drecksgegend leben müssen, nur weil da ein Bürogebäude steht.

    • Wenn sich diese Erkenntnis bei „den alten Leuten“ durchsetzt wird der Job in einem billigem Land sein. Den macht dann ein Inder und Sie gehen zum Amt.

  6. Ist es nicht herrlich, wie bigott diese Leute sind?! Scheinheilige Phrasendrescher mit Überzeugungskraft die dumme Messe dazu zu bewegen ihnen zuzujubeln.

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