Es stimmt schon, dass es am Ende eher eine Wahlentscheidung gegen Trump als für Biden werden könnte. Bei mir wäre es hingegen keine Entscheidung für Trump, sondern gegen Biden. Nur durfte ich ja – wie auch zum großen Bedauern viele Redaktionen und Aktivisten in diesem Land – in den USA nicht wählen und musste mir das Spektakel aus großer Entfernung ansehen. Dabei ist Biden selbst gar nicht das Problem, wenn man mal von der Tatsache absieht, dass er keine Reinkarnation des „Ehrlichen Abe“ ist, sondern sehr wahrscheinlich so korrupt wie alle Politiker, die auf Dauer und von Berufswegen Politik machen. 47 Jahre sind eine lange Zeit. In Deutschland – das nur zum Vergleich – geht man nach 40 Jahren Beitragspflicht abzugsfrei in Rente.
Biden will gewissermaßen sieben Jahre später erst so richtig durchstarten! Wer seine Auftritte gehört und gesehen hat, darf so seine Zweifel haben, ob der Start gelingen würde. Ebenso bezweifeln viele, mit Biden würde so etwas wie der Hoffnungsträger und Garant für das Zuschütten von Gräben an die Macht kommen. Man sollte auch nicht vergessen, was die Entscheidung Obamas, Biden 2008 mit auf sein Ticket zu setzen, über Wesen und Funktion des Mannes aussagt. Obama war der Newcomer, dem das Establishment einen der ihren an die Seite stellte. Biden füllte die „konservative Leerstelle“ in Obamas Agenda. Es kann keine Rede davon sein, dass er ihm Schwarze Wähler zutreiben sollte – das konnte Obama schon selber. Erste Wähleranalysen zeigen, dass Trump gerade bei den Wählergruppen stark zugelegt hat, deren sich Joe „You aint black“ Biden so sicher war.
Die Hoffnung der Demokraten, etwas von Obamas Feenstaub würde noch auf Bidens Schultern liegen, hat sich ganz offensichtlich nicht erfüllt. Aber hatte man diese Hoffnung überhaupt? Warum griff man zum Beispiel nicht auf die bei demokratischen Nostalgikern extrem beliebteste Michelle Obama zurück? Warum gab es keine Ralleys mit ihr? Der deutliche Vorsprung von acht bis zehn Prozent, den man Biden in den Umfragen einräumte, ist nun zum verzweifelten Kampf um verspätete Briefwahlstimmen und demnächst sicher um deren Gültigkeit in Einzelfällen in Pennsylvania und Wisconsin zusammengeschmurgelt.
Vermutlich wird es noch Tage dauern, bis wir überhaupt ein erstes, vorläufiges Endergebnis haben werden und ganz gleich zu welcher Seite sich die Waagschale am Ende neigen wird: die Akzeptanz des neuen Präsidenten wird darunter leiden, dass es so knapp war. Ein Umstand, mit dem sich keine Seite brüsten kann, mit dem Trump jedoch – seine komplette erste Amtszeit und die fortwährenden Sticheleinen wegen der Popular Votes belegt dies – offenbar zu leben gelernt hat.
Die deutschen und internationalen Medien schalten auch nach dieser Wahl sofort wieder auf vollen Angriff. Auch 2020 hat man nicht die Absicht, dem Großmaul aus dem Weißen Haus auch nur den kleinen Finger zu reichen und ihm auch nur die kleinste Chance zu geben. Das Projekt „Versöhnung“, für das mein geschätzter Gesprächspartner Paul Ingendaay im InDubio-Podcast Trump nicht ganz zu Unrecht für unfähig hält, müsste so schon über den Unwillen der Medien stolpern, bevor es richtig aus den Startlöchern kommen kann.
Blamierte Wahlforscher
Eigentlich war diese Berufsgruppe nach 2016 bereits blamiert und für erledigt erklärt worden. Doch man berappelte sich, erklärte, man habe die Werkzeuge verbessert und verstehe nun, was man damals nicht auf dem Schirm hatte. Doch irrte man sich auch in dieser Wahl in Größenordnungen weit jenseits des statistischen Fehlers. So dürfte etwa die Prämisse, eine hohe Wahlbeteiligung favorisiere immer die Demokraten, als widerlegt betrachten werden. Hauptursache für das erneute danebenliegen wird aber sein, dass es den „scheuen Trump-Wähler“ in Mengen gibt, den man sich in den kühnsten Prognosen nicht vorstellen konnte.
Die Tatsache, dass es heute offensichtlich als gefährlich angesehen werden muss, wenn man sich zu offen für Trump und die Republikaner ausspricht, weil dies persönliche Anfeindungen, Probleme im Berufsleben, ja, sogar Gefahr für Leib und Leben mit sich bringen kann, kam in den Prognosen ganz offensichtlich nicht vor. Woraus eine nationale Versöhnung sich speisen soll, wenn etwa zehn Prozent der Wähler Angst haben, ihre Meinung offen auszusprechen, wenn die Medien Trumpwähler kriminalisierten und manche besonders vorlaute deren Auflistung und Umerziehung fordern, ist mir nicht klar. Die Medien jedenfalls scheinen ihre Einstellung zu diesem unbelehrbaren „wilden Tier“ namens Trumpwähler nicht revidieren zu wollen. Eine Unversöhnlichkeit, die uns aus der deutschen Polit-Landschaft sehr vertraut und eine Warnung sein sollte.
Es ist völlig offen, ob Trump, so er denn im Amt bleiben kann, einige der dringendsten Projekte angehen kann, da der Kongress nach wie vor in Totalopposition verharren wird. Zumindest blieben uns im Fall eines Biden-Sieges auf den letzten Zentimetern einige von dessen verheerendsten Projekte wie der „Green New Deal“ oder die „Erweiterung“ des Supreme Court erspart, weil er dafür die Hilfe einer Senatsmehrheit bräuchte, die er wohl nicht haben wird.
Für einen gesundheitlich angeschlagenen Präsidenten Biden, der nicht von der gewünschten Welle der Sympathie ins Weiße Haus getragen wurde, begännen die Mühen der Ebene ebenfalls gleich am ersten Tag seiner Präsidentschaft, eingehegt von einer republikanischen Senatsmehrheit, einem konservativen obersten Gericht und sozialromantischen Maximalforderungen gewaltsamer Straßenproteste von BLM und Antifa. Dass ausgerechnet Biden in der Lage wäre, letztere einzuhegen, indem man der Straße die bisher großzügige Unterstützung der Dems entzöge, wage ich zu bezweifeln. Denn Biden ist der wandelnde Kompromiss, geformt von 47 Jahren Parteiarbeit und vom einzigen Gesetz, dass er federführend zu verantworten hatte – die Crime-Bill zur Bekämpfung der Drogenkriminalität – hat er sich mittlerweile distanziert. Ganz abgesehen davon, dass Trumps Justizreform dies de facto bereits erledigt hat.
Bevor wir jedoch wissen können, welcher Präsident uns ab Januar 2021 nicht überraschen wird, müssen wir wohl erst mal eine zähe Wahl hinter uns bringen, die meiner Meinung nach die schlimmste aller Zeiten ist.
„In Deutschland … geht man nach 40 Jahren Beitragspflicht abzugsfrei in Rente.“ Wo haben Sie denn diese Info her? Hab ich hier was verpasst oder sind das Fake News?
Hast Recht, Don Johnson. Hab mich schon wieder eingekriegt. Nicht meine Sache, wenn die Amis sich einen Loser zum Präsidenten wählen.
Touché
Pussy!
@Falk: Ja, das ist lustig: deutsche Politiker wollen uns Demokratie erklären. Erinnert sich noch jemand an Schröder und die „Elefantenrunde“ ? Wer erhob den Anspruch darauf, Kanzler zu bleiben? Der Sieger? Mag ja sein, daß Trump mit seiner Behauptung, Wahlsieger zu sein, etwas vorgeprescht ist. Aber erstens: so isser halt; Dampfwalze und Optimist. Und zweitens: Diese ganzen Befragungen der amerikanischen Medien, die Biden „uneinholbar“ vor Trump liegen sahen (über 42% hatte Trump so gut wie nie; tatsächlich ist er bei 48% gelandet), die Behauptung von CNN, Biden habe das (durch ihn komplett vermasselte) zweite TV-Duell gewonnen etc. etc: D a s ist Wahlbetrug. Denn Umfragen beeinflussen das Wählerverhalten. Wie dem auch sei: Ich denke, Biden wird Präsident werden. Und dann können wir Staaten, die noch nicht dem Sozialismus, dem neuen Rassismus (BLM) und der cancel culture anheim gefallen sind, mit der Lupe suchen. Mich macht das traurig.
Egal, wie es ausgeht, es wird schlimm werden. Bekommt Trump die Mehrheit, gibt es Bürgerkrieg in den USA, weil die radikale Linke die Wahl nicht akzeptiert. Dieser Bürgerkrieg schwappt auch nach Europa, weil alles, was in den USA geschieht, nach Europa schwappt.
Gewinnt Biden, gewinnt eigentlich der Deep State und die radikale Linke kann ihre feuchten Träume der Weltdiktatur noch schneller umsetzen.
All das überschattet den nächsten Staatsstreich, den unsere Regierung gegen den Souverän ausbaldowert: Die Novelle des Infektionsschutzgesetzes, das dann erlaubt alle Grundrechte außer Kraft zu setzen. Weil eine läppische Grippe nun eine Katastrophe nationaler Tragweite darstellt, wird diese „Pandemie“ nie mehr enden, auch nicht mit einer überflüssigen und hochgradig riskanten (Zwangs-) Impfung. Also ein Ermächtigungsgesetz getarnt als „Schutz“ vor einem Popanz.
Erfahrungsgemäß halten sozialistische Diktaturen maximal 70 Jahre. Diese Hoffnung gebe ich meinen Enkeln.
Ich wollte gerade meinen Kommentar abgeben und wurde dann durch das deutsche Fernsehen gestoppt.
Röttgen, Lindner und Walter-Borjans erklären die US Wahl respektive die Demokratie.
Man müsse das Voting der Wähler respektieren und könne nicht das Ergebnis vom Gericht bestimmen lassen.
Tja und da fiel ich dann vor Lachen vom Stuhl. Und da liege ich noch immer und lache.
Vielleicht sollten die Amerikaner sich Tips in Thüringen holen. Da könnten sie lernen wie das geht mit demokratischen Wahlen.
Wie soll Biden Pennsylvania noch aufholen? Warum hat die Auszählung in fünf von Demokraten regierten Staaten erst mal gestoppt? Haben die dort die Poststempel mit Datum 3.11. verlegt? Oh, und: Warum hat Kalifornien schon nach gut einer Stunde den Sieg Bidens verkündet, die sonst immer erst zwei plus Stunden später sagen, was Sache ist?
Ja, die Seltsamkeiten nehmen kein Ende.
Seien Sie mal nicht so ungeduldig! Das ist nicht so einfach. Da muss man mehrere Umschläge öffnen, das Papier mit dem Loch bei Trump durch das Papier mit dem Loch bei Biden austauschen, den ganzen Kram wieder zukleben und an den nächsten Wahlhelfer weiterreichen. Sowas macht die stasi-geschulte Anetta Kahane aus dem Handgelenk, aber für einen ganzen US-Bundesstaat bräuchte es eigentlich die ganze Amadeu-Antonio-Stiftung.
Der war gut!
Inzwischen sehen wir ja die diversen Aufnahmen aus den, nennen wir sie mal Wahlzentren. Da werden Zettel ausgefüllt (waren unleserlich, das macht man dann noch einmal), andere zerknüllt und weggeworfen, wieder andere … nun, das kann man alles im Netz finden.
Aber der Plan der Medien ist perfekt aufgegangen. Erst sagt man monatelang: Was tun, wenn Trump das Wahlergebnis nicht akzeptiert, dann Umfragen vorlegen, in denen Biden haushoch führt, alle Trump-Errungenschaften und -wahlveranstaltungen nicht zeigen – und dann am Wahltag mit windigen Methoden eine Trump-Mehrheit verhindern.
Und wenn das dann Trump nicht gefällt kommt ein: Aha, wussten wir doch. Das haben wir es euch doch gesagt, dass es so kommen wird.
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