„Alle Utopien haben ein Problem gemein, sie enden an einer Grenze: der unseres Vorstellungsvermögens.“ So beginnt der Essay „Die elternlose Gesellschaft“ von Lukas Hermsmeier in der „Zeit“, welcher dort in der Rubrik „Kapitalismuskritik“ erschienen ist. Auch bei der Zeit bestehen solche Kritiken neuerdings in Lobgesängen auf den Kommunismus, was doch etwas verstörend ist für ein der Selbstwahrnehmung nach „Leitmedium“ deutscher Medienlandschaft und angesichts verschiedener gescheiterter sozialistischer Experimente aller Farben in Deutschland.
„Wir können nur die Bilder träumen, die wir schon mal gesehen haben, und selbst solche Zukunftsvorstellungen, die uns heute maximal radikal erscheinen, leiten sich aus dem Bekannten ab, dem gegenwärtig Existierenden. Bestes Beispiel dafür sind die Ideen einer postkapitalistischen und postpatriarchalen Gesellschaft, die sich, wie die Begriffe schon verraten, eben vor allem auf das beziehen, was sie überwinden möchten.“
Ja, ich albträume schon mal etwas vor. Bei dieser Einleitung stellen sich mir nämlich instinktiv die Nackenhaare auf, denn hier bereitet der Autor seine Leser auf die ausführliche Ausbreitung so ungeheurer und radikaler Ideen vor, dass er glaubt, uns mit diesem Hinweis vorab beruhigen zu müssen. Alles was nun folge, sei irgendwie schon immer da gewesen und bekannt. Kein Grund zur Beunruhigung. Der Mann hat offenbar keine Ahnung, mit welch kruden gesellschaftlichen Experimenten, die angeblich auf Tradiertem beruhen, sich die Menschheit schon gründlich den Tag versaut hat und wie alert viele Menschen werden, wenn Gesellschaftumkrempler verkünden ‚hatten wir schon mal, hat nicht funktioniert, machen wir beim nächsten mal wieder – nur diesmal besser!’ Von welcher Art die Axt ist, mit der es gleich ans Holz gehen soll, wird im nächsten Satz deutlich.
„Ein anderes Konzept, mindestens so verwurzelt wie Kapitalismus und Patriarchat, ist das der Familie.“
Der Autor schöpft seine Erkenntnis, so er sie nicht in sich selbst findet, vor allem aus einer Publikation des amerikanischen Verso-Verlages und beeilt sich zu versichern, dass mit dessen Wassern alles in bester Ordnung sei, schließlich hätten schon Judith Butler und Noam Chomsky aus derselben Quelle gesprudelt. Das von Hermsmeier vorgestellte Buch scheint fremden Glanz nötig zu haben, verspritzt es doch so übelriechende kommunistische Jauche, dass es sogar Butler und Chomsky, selbst verdiente Parfümeure des Sozialismus, ekeln dürfte. Das bejubelte Buch, dessen Titel ins Deutsche übersetzt etwa „Allgemeine Leihmutterschaft jetzt: Feminismus gegen die Familie“ (bislang nur auf Englisch erschienen) lautet, wurde von Sophie Lewis geschrieben, einer britischen „Theoretikerin“ (irgendwas mit Gender) und promovierter Geografin, die laut Selbstbeschreibung auf Twitter „Schwangerschaft und Reproduktion theoretisiert und die Abschaffung der Familie“ fordert.
„Lewis skizziert in ihrem Buch eine Welt, in der die bis dato neokolonial-ausbeutende Praxis der Leihelternschaft obsolet würde, weil wir alle Leiheltern würden; eine Welt, in der Kinder niemandem mehr gehörten und sich deshalb auch keine Gebärmütter mehr geliehen werden müssten. Lewis stellt sich vor, wie es wäre, wenn wir Familien nicht mehr bräuchten, weil die Gesellschaft ausreichend Fürsorge und Nähe spendete, sie schreibt von „Polymutterschaften“ und „Schwangerschaftskommunismus“. Und ihre [Lewis] Hauptforderung lautet: „Wir müssen Wege finden, um der Exklusivität und Vormachtstellung ‚biologischer‘ Eltern im Leben von Kindern entgegenzuwirken.“
Lewis ist nicht allein Zeuge dieser erzkommunistischen Auferstehung kranker Ideen. Auch Bini Adamczak, der wir Bücher wie „Kommunismus, kleine Geschichte wie endlich alles anders wird“ zu verdanken haben, darf im Essay mit einer „brillanten“ – ich würde eher sagen: eiskalten – Idee zu Wort kommen:
„Wenn Kinder von großen demokratischen und antiautoritären Institutionen aufgezogen werden, Essen nicht mehr in Kleinküchen, sondern öffentlichen Kantinen zubereitet wird, Alte und Kranke nicht länger von sogenannten Angehörigen gepflegt werden und die Reinigung der Wohnungen nicht mehr privat organisiert wird, dann ist die Familie gänzlich überflüssig.„
Multikulti und Gleichschaltung – gleichzeitig!
Ist es nicht seltsam, dass jene, die am lautesten nach Multikulti, Diversität und Vielfalt schreien, als Endziel ihrer Bemühungen ausgerechnet eine möglichst homogene, gleichgeschaltete Gesellschaft mit sterilen universalistischen Idealen im Sinn haben?
Und um nichts weniger als das geht es diesen und vielen anderen modernen „Abolitionisten“, die allesamt Apostel einer möglichst queeren, neofeministischen, antikapitalistischen Ideologie sind, welche direkten Weges in einen Kommunismus führt, wie ihn sich Pol Pot, Mao Zedong oder Kim Il Sung nicht totaler hätten ausdenken können.
Gerade meine Leserinnen mögen sich bitte fragen, ob etwa die Feststellung Hermsmeiers, schon Marx und Engels hätten „erkannt“, dass Frauen im Kapitalismus zu „bloßen Produktionsinstrumenten“ degradiert seien, für Mitteleuropa oder „den Westen“ ganz allgemein heute stimmen kann. Blickt man über die Welt stellt man vielmehr fest, dass dies heute nur noch – und selbst dort mit Abstufungen – für extrem theokratische islamische Staaten oder Stammesgesellschaften gilt. Unser Grundgesetz kann nicht Marx und Engels Lügen strafen, nur Linke Spinner wenden heutige Maßstäbe auf die Vergangenheit an. Aber dieses Grundgesetz und unsere Rechtspraxis legen nahe, dass Hermsmeiers Argumentation im höchsten Maße ignorant, wenn nicht gar böswillig verfälschend ist.
Im Parforceritt sammelt Hermsmeier seitenlang Protagonisten seines Weltbildes ein, verknüpft alles mit allem, ruft Horckheimer, Adorno, Brecht, Wilhelm Reich und sogar die linke Ikone Angela Davis in seine rote Messe an und predigt: Im Schoß der Familie lauert die Gewalt, deshalb lasst uns die Familie zerschlagen! Er zitiert Statistiken zu häuslicher Gewalt, als belegten diese nicht ebenfalls, dass das Umfeld, in dem sich ausnahmslos alle Menschen am häufigsten aufhalten, nun mal die Familie ist. Die meisten Menschen sterben übrigens in ihren eigenen Betten und dennoch begeben wir uns ohne Angst oder verunsichert von Bertelsmann-Studien fast jede Nacht in dieses gefährliche Gerät.
Der Widerspruch in der Argumentation von Lewis und Hermsmeier ist offenbar beiden nicht klar. Denn wenn Familie eine Form der Beziehung ist und – wie wir aus Kriminalstatistiken wissen – Beziehungen gefährlich werden können, wie ist dann Lewis Aussage „Familienabolition bedeutet für mich die Vervielfältigung von Beziehungen und nicht der Abbau von Beziehungen“ einzuordnen? Mehr Beziehungen, mehr Gefahr, mehr Gewalt? Oder doch weniger? Warum mal so und mal so? Die Morddrohungen, die Lewis seit einiger Zeit erhalten soll, stammen wohl nicht aus dem familiären Umfeld der Autorin. Die Absender stehen wahrscheinlicher in anderen, „vervielfältigten Beziehungen“ zu ihr.
Leihmutterschaft für alle!
Eine Quelle dieser wahnhaften Vorstellung von der Zerschlagung von Familie und Elternschaft, ja, genau genommen die wichtigste Quelle überhaupt, in der bereits all das ausgesprochen war, was Lewis darlegt und Hermsmeier beklatscht, bleibt im Zeit-Essay leider unerwähnt. Aus Gründen, möchte ich vermuten. All diese kalten Gedanken wurden nämlich schon von Louis Antoine Saint-Just gedacht und ausgesprochen – auch wenn diese nur fragmentarisch auf die Nachwelt gekommen sind, weil das Fallbeil diese gerade noch rechtzeitig abkürzte. In seinem Manuskript zu den „Institutionen“ beschreibt er präzise und bis ins penibelste Detail den Umbau Frankreichs in ein noch am ehesten dem antiken Sparta vergleichbares Staatsgebilde, in dem die „Institutionen“ über Moral und Tugend aller Menschen wachen und richten, ja sogar die einzige Quelle von Moral und Tugend sind.
Bei diesen „Institutionen“ handelt es sich nicht um eine Art ministerielle Einrichtung, wie wir sie heute kennen, sondern um Gebilde, die unmittelbare Kontrolle über alle Aspekte des Lebens jedes einzelnen Bürgers haben und Familienstrukturen ganz im Sinne Lewis und Hermsmeiers vollständig ersetzen sollten. Sätze daraus wie „die Kinder gehören bis zum 6. Lebensjahr der Mutter und danach dem Staat“ sind das geistige Wachs, aus dem heute Saint-Justs Nachfolger wieder ihre schiefen Kerzen ziehen. „Metallene Träume“ nannte Friedrich Sieburg in seinem biografischen Roman „Robespierre“ die Fragmente der „Institutionen“ Saint-Juists und ich frage mich, was an den Ideen dieses größten aller Terroristen der französischen Revolution ich erschreckender finde. Ihre Konsequenz oder die Detailversessenheit.
Saint-Just wollte ein Volk staatsunmittelbarer Wesen schaffen, die in jedem Aspekt ihres Helotenlebens abhängig sein sollten von den Entscheidungen, Weisungen und Launen einer ewigen, die „absolute Wahrheit“ verwaltenden Bürokratie, gegen deren Knüffe und Anschuldigungen man sich selbst nur durch Kontrolle, Misstrauen und Denunziation zur Wehr setzen konnte. George Orwell hat Saint-Just verstanden und literarisch zu Ende gedacht.
Der Staat ist alles
Der Staat sorgt für alles, der Staat entscheidet alles, der Staat ist alles. Das Individuum mit seinen Neigungen, Talenten und Unzulänglichkeiten ist fehlbar, ein Nichts. So das Credo von Lewis und der Ideologie, die sie vertritt.
Die Familie, besonders eine große, kann sich durch Selbstorganisation und die Potenzierung von Ressourcen dem Zugriff des Staates entziehen – ein Effekt, den die Berliner Justiz im negativen Sinne der Bedeutung im Umgang mit arabischen Großclans nur zu gut kennt. Je kleiner also eine Familie, umso mehr Anknüpfungspunkte der Abhängigkeit ergeben sich für den Staat und seine Lakaien. Der einzelne Mensch, erzogen von staatlich bestellten Erziehern, durch staatliche Schulen geformt und vom Staat auf einen Platz gesetzt, den er als alter Mensch verlässt, um den Rest seiner Tage eine kleine Rente zu beziehen, deren Wert der Staat nach Gusto, Kassenlage und Gesinnung festlegen kann – dieser Mensch bildet im Kommunismus eine Familie von idealer Größe: Eins! Und ganz eins mit dem Staat.
Vom Staat abhängige Menschen mucken seltener auf und goutieren bereitwillig materielle Zuwendungen mit Loyalität. Der Hund beißt nicht die Hand, die ihn füttert. Er begrüßt sein Hundeleben und hofft, das Halsband kratze ihn nicht so arg und die Richtung, in die der ferne Herr ihn zerrt, könne er dem eigenen Restgewissen gerade noch als eine selbstgewählte verkaufen.
Die Zerstörung der Familie als Fundaments der Freiheit
Die Stasi in der DDR hatte den Wert der Familie als Schutzort vor dem Staat und seiner Ideologie erkannt und sich geradezu darauf spezialisiert, Oppositionelle an dieser Stelle durch Verleumdung und andere „operative Maßnahmen“ zu treffen und von ihren Freunden und Familien zu entfremden. Wer heute glaubt, „multiple“, auf die „Gemeinschaft“ bezogene Beziehungen könnten familiäre Bindungen von Eltern, Kindern, Geschwistern, Großeltern usw. ersetzen, muss in meinen Augen ein ernsthaftes psychologisches Problem oder vielleicht selbst keine Kinder haben oder hat zu viel Zeit mit den Heroen sowjetischer literarischer Revolutionserbauung wie Pavel Kortschagin verbracht.
Die Tiefe der Regulationen, die bei Saint-Just schon im Fragment zu erkennen sind, zeigt eine der wichtigsten Schwachstellen dieser Utopien, von welchen die queer-feministischen Kommunisten unserer Tage wieder träumen. Wenn der Staat oder eine „Institution“ Kontrollinstanz und Sinnstifter für alle Aspekte des Lebens ist, muss er oder sie sich auch um jedes Detail kümmern. Zur ökonomischen Planwirtschaft kommt die gesellschaftliche hinzu und die erstreckt sich bis ins Kinder kriegen und großziehen. Eigenverantwortung? Fehlanzeige! Jede Verantwortung lässt sich stets nach oben delegieren und diese Art passiver Widerstand gegen die Hierarchie ist es, die das System träge und ineffektiv macht.
Eine weitere Schwachstelle in Lewis Utopie ist die fehlende „Redundanz des Systems“, um mal einen eher technischen Ausdruck zu verwenden. Familien scheitern mitunter, das ist wahr. Aber es scheitern nie alle. Um richtig und im großen Maßstab Katastrophen zu produzieren, bedarf es einer zentralen Lenkung.
Fundamentalirrtum der Linken
Noch entscheidender erweist sich ein Fakt, den kommunistische Utopisten aller Farben seit über 220 Jahren nicht erkennen. Die Menschen wollen kein Prinzip verwirklichen, sie wollen leben! Sieburg schrieb, dass Revolutionen und Umwälzungen aller Art (heute würde er den Klimaaktivismus sicher mit auf die Liste setzen) stets Bewegungen sind und der Mensch auf Dauer nun mal nicht in der Bewegung leben könne – und sei sie noch so groß und erhaben. Von den kleingeistigen und schmutzigen ganz zu schweigen! Der Mensch kann auf Dauer nur im Zustand leben.
Utopische kommunistische Bewegungen haben zudem das Problem, dass sie mit all ihren kristallenen Theorien stets das Ausgangsmaterial ihrer Überlegungen umformen und verbessern müssen: den Menschen selbst. Er soll gut werden, edel handeln, selbstlos sein und vorbildlich. Er trennt nicht nur seinen Müll, er trennt ihn perfekt! Und statt CO2 atmet er stets nur gute Laune aus. Um frei zu sein von Zweifeln und Schwächen, Begierden und Nachlässigkeiten – dafür müsse man ihn ändern, geradebiegen und erziehen, den Menschen.
Mit den Generationen „Y“ und „Z“, die sich teilweise weigern, erwachsen zu werden und tatsächlich Verantwortung zu übernehmen, zum Beispiel als Eltern für ein eigenes Kind, scheint die Linke offensichtlich leichteres Spiel zu haben. Für diese Zielgruppe wird Verantwortung abstrahiert und ins Übermorgen verschoben, indem man von einer fernen Zukunft oder der abzuwendenden Klimakatastrophe schwafelt. Im hier und jetzt bleibt jede Verantwortung in Symbolen stecken.
Der perfekte linke Staat
Der fürsorgliche Nanny-Staat, der diesem perfekten, ewig adoleszenten Citoyen unterstützend zur Seite gestellt werden soll, ist ein perfekter, fehlerloser Staat, der die Richtung kennt und nie fehl geht, nie korrumpiert oder missbraucht wird und unterschiedslos alle Menschen gleich behandelt. Doch hier gerinnt eine Idee, die natürlich immer perfekt ist, zu einem Ergebnis, dass nur in der Theorie existiert! Das sehen natürlich auch die Kommunisten. Kurioserweise gilt deren Vordenkern seit vielen Jahrzehnten die größte Aufmerksamkeit der Frage, wie Theorie und Praxis besser zueinander finden könnten. Mit anderen Worten: der Kommunismus hat ein Problem mit der Realität, womit eigentlich alles gesagt wäre.
Doch wenn es diese „perfekten Menschen“ gar nicht gibt, wie kommen dann solche Utopien zustande? Nun, das würden Lewis und ihre Spießgesellen zwar nie zugeben, aber sie selbst halten sich für diese Art „neue Menschen“, der alle Voraussetzungen für die eigene Utopie erfüllt. Sie benutzen die eigene Elle zur Vermessung des eigenen geistigen Horizonts! Kein Wunder, dass da nur ganzzahlige, harmonische Ergebnisse zu erwarten sind, die sich gut zwischen zwei Buchdeckeln machen!
Ich hingegen glaube weder an die Existenz des perfekten Menschen noch an die einer perfekten Institution. Ich misstraue ja sogar mir und meinem eigenen Urteilsvermögen, was glauben sie, wie absolut ich das Urteilsvermögen anderer setze? Mir ist deshalb ein fehlertolerantes System tausendmal lieber, tausendmal glaubwürdiger. Die Menschen sind wie sie sind. Gut und schlecht, selbstlos und eigennützig, faul und voller Tatendurst. Es gibt Verbrecher und Heilige (und Scheinheilige) und jede gesellschaftliche oder soziale Utopie, die sie gleich machen will, werden sie über kurz oder lang als unerträglich empfinden und abschütteln.
Der Aufstand der Indifferenten
Bisher zogen sich Menschen, die sich für unpolitisch erklärten, einfach in ihr Privatleben zurück. Man kümmerte sich um Familie, Haustiere, Urlaub, Auto, Freunde…was schert einen die Politik! Man ging nicht wählen, es ändere sich doch sowieso nichts. Ausgerechnet an dieser Stelle greift Lewis nun an und verkündet, es gäbe nichts Privates mehr, die Familie sei abgeschafft. Dieser Rückzugsraum sei ab sofort staatlich requiriert. Also mehr noch als bisher, wo Tagesschau und Co. die informative Hintergrundbeschallung besorgen.
Haustiere belasten das Klima, Auto und Urlaub nicht minder, Freunde müssen auf Einstellung und Haltung überprüft werden und Familie wird zukünftig dank staatlicher „Brutpflege“ obsolet…mehr Zeit also, Schulter an Schulter mit den gleichgeschalteten Kindern und den Vertretern der Institutionen gegen rechts und den Klimawandel zu marschieren. Wie lange wird es wohl dauern, bis unter diesen Vorzeichen staatlich organisierten Privatlebens die Menschen gegen das System auf die Straße gehen? Alle Punkte außer der Familie stehen bereits im Feuer bedeutungsaufladender Politik, die Menge ist ohnehin schon auf Krawall gebürstet – wer also ohne Furcht vor dieser Menge ist, ihr Genderclowns und Familien-Abolitionisten, der werfe den ersten Molotowcocktail und hoffe das Beste.
Ausnahmsweise Optimist
Mein Pessimismus, der angesichts der Volten und Verstiegenheiten in diesem Land des Öfteren nach Depressionien auswandern möchte, muss hier allerdings einem heiteren Optimismus Platz machen. Denn, liebe Leser, so weit wird es nicht kommen! Noch ist Deutschland nicht verloren, die linke Revolution hinüber ins kommunistische „Paradies“ verantwortungsloser Elternschaft und staatlicher Kinderaufzuchtstationen, aus denen dann die Jannitscharen der Gretajugend rekrutiert werden, wird nicht kommen.
Nicht nur, weil der Aufstand der schweigenden Mehrheit samt aller lauten Minderheiten ins Haus stünde, die man sich in internationalistischer Verblendung als „Kampfgenossen“ ins Haus geholt hat (ausgerechnet!).
Die „Bewegung“ wird am Gewicht ihrer eigenen Bedeutungsaufladung zugrunde gehen. Man schaue sich zur Beruhigung des eigenen Gemütes die Parteitage der Grünen oder Linken an, oder die Kongresse der Klimajugend oder der amerikanischen Sozialisten und man versteht, warum die Einhaltung des „1,5°-Ziels“ so existenziell wichtig für diese Leute ist. Bereits ein halbes Grad mehr Raumtemperatur, ein lautes Klatschen oder ein falsch sitzendes Pronomen bringt die Ärmsten zum Schmelzen!
Vielleicht sollte jede halbwegs intakte Familie in Deutschland einen dieser armen, linken, geistig zerrütteten Aktivisten adoptieren. Lassen wir sie spüren wie es sich anfühlt, ohne ideologisches Halsband spazieren zu gehen!
#adoptAleftie
An @rolf da draußen, der beleidigt abzog, weil ich seinen Kommentar nicht durchgehen ließ: das ist die Grenze anonymer Kommunikation, bei der Du nach Herzenslust senden, aber nichts empfangen willst. Ich hätte Dir gern erklärt, was ich an dem Post auszusetzen hatte, aber es gibt mit Dir leider keine gleichberechtigte Kommunikation, nicht mal inoffiziell. Ich finde es aber bedauerlich, dass Du Dich auf diese Weise verkrümeln willst, aber so ist es halt.
Sehr geehrter Roger Lesch,
auch ich hatte mich wegen dieses Artikels nach langer Zeit mal wieder auf ZON „verirrt“. Oliver Janich hatte diesen auf seinem Telegram-Kanal gepostet.
Ich muss aber sagen, dass, um meinen Energiehaushalt auf einem möglichst für mich positiven Level zu halten, ich lediglich die erste Seite ertragen habe. Danach habe ich mich gleich den Kommentaren gewidmet und war gespannt… und etwas erleichtert, was auch mit Ihrem Optimismus korrespondiert. Allerdings tummeln sich auch dort genug schräge Vögel, die sich gerne als Experimentiermaterial zur Verfügung stellen (wollen)! Es wäre interessant, zu wissen, welcher Altersgruppe die Beklatscher als auch die vielen Skeptiker und Warner angehören. Und schon in dem Moment, in welchem ich die Frage hier tippe, weiß oder ahne ich zumindest die sehr wahrscheinliche Antwort: dass nämlich die übereifrig mit zu vielen verschiedenen offenen Lego-Welten Infiltrierten („Alles ist dir möglich!“, „Konstruiere dir deine Welt!“…) in Kontakt Gekommen, dh die Jüngeren unter uns die Befürworter bzw. ahnungs- und kritiklose Mitläufer sind.
Und da schwindet leider mein Optimismus. Denn das deckt sich mit meinen Erfahrungen in meinem Umfeld: unsere uni-geschädigten großen Kinder, die jüngeren Kollegen, die Statements eigentlich aller Neu-Experten zu diversen Fragen in Funk und Fernsehen… Alle (Rühmliche Ausnahmen bestätigen die Regel!) bejubeln den neuen Baukasten-Menschen, der geläutert von jeglicher Geschichte, Tradition und sonstiger Anbindung einer glanzvollen gleichheitlichen Zukunft entgegenstrebt. Hmmm!?
Für mich stellt sich immer mehr die Frage: Den Kampf aufnehmen, noch verstärkter (siehe obiger Kommentar, Stichwort Schwert!…?…)? Doch mit wem eigentlich, wenn es in der Familie schon ständig knirscht und kracht ob eines Reizwortes, eines kritischen Statements… Letztlich läuft das doch auf eine Opferung hinaus, wenn wir es realistisch betrachten. Und nein, ich bin nicht Jesus! So vollständig verstehe ich die Nachfolge nun doch nicht.
Noch ein Wort zu den kommunistischen Experimenten im Artikel: Mir fiel beim Lesen die Kibbuz-Bewegung ein. Ich habe vor jetzt auch schon wieder etlichen Jahren relativ spät in meinem Leben erstmalig davon gehört. Und ich war damals ziemlich irritiert ob dieser ganzheitlichen LPG-Praxis, die ich in einem freiheitlichen Land niemals vermutet hätte. Wenn ich richtig informiert bin, ist auch diese Genossen(!)schaftsform doch mittlerweile großflächig gescheitert. Oder?
Herzliche Grüße, auch in die Runde hier
S.T.
Sehr geehrter Herr Letsch,
als bisher stiller Leser Ihres Blogs, möchte ich nun auch einmal ein bisschen persönlichen Meinungs-Senf beitragen.
Sie haben die Miseren des linken Handelns und Denkens hervorragend offen gelegt.
Ich empfehle im Freundes- und Bekanntenkreis jedem, der die Meinung äußert, der „wahre“ Sozialismus/Kommunismus sei noch nicht ausprobiert worden, zwei Werke der Weltliteratur: „Die Farm der Tiere“ und „Der Archipel Gulag“. Dort steht alles drin, was ein Mensch zur Wirklichkeit dieser menschenverachtenden Ideologien wissen muss.
Solche Hinweise interessieren allerdings niemanden! Jedenfalls nicht die Mehrheit der Deutschen.
Ich teile daher Ihren Optimismus nicht (mehr), dass dieses Land noch zu retten ist. Bitte schauen Sie sich doch nur das Wahlverhalten der Mehrheit an. Die Mehrheit der Wähler geht entweder nicht zur Wahl oder wählt mit CDU/CSU, SPD, Grünen und Linken (mit Abstrichen auch die FDP) Parteien, die alle den Rechtsstaat aushöhlen und den Nannystaat fördern. Wobei der Nannystaat auch nur eine Form von Planwirtschaft und Sozialismus darstellt. Liberalismus, Freiheit und Selbstverantwortung liegen dem Durchschnittsdeutschen nicht am Herzen.
Ich sehe keine gute Zukunft mehr für dieses Land. Noch liegen rund 10 Arbeitsjahre vor mir, bevor ich in Rente gehen kann. Die werde ich auf jeden Fall noch hier bleiben. Für die Zeit meiner Rente habe ich noch keine Pläne, aber mich beschleicht immer häufiger der Gedanke, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, hier alles zu verscherbeln und den Lebensabend in einem Land mit weniger linken Spinnern, weniger Multikulti, Gendergaga, Klimahysterie oder sonstigen Blödsinn zu verbringen.
Mal schauen…
Freundliche Grüße
Olaf Weiss
Ja, Deutschland ist nicht mehr zu retten. Das ergibt sich doch einfach aus einer objektiven, wunschfreien Analyse der Lage. Die zu diesem Ergebnis gekommen sind, sind Realisten, keine Pessimisten. Optimist bin ich nur in der Hinsicht, daß der Untergang Deutschland nicht gleichbedeutend ist mit dem Untergang des Westens. Und ich glaube auch, dass die herausragenden Werte deutscher Kultur, allem voran die der Musik, unsterblich sind. Schwacher Trost, aber immerhin mehr als Nichts.
Die von Ihnen empfohlenen Bücher sind wichtig, ich habe aber die Erfahrung gemacht, daß ein Wessi, die nie in einer kommunistischen Diktaturselbst gelebt hat, das gar nicht richtig versteht, nicht interessant findet und, weil das alles überhaupt nichts mit seiner eigenen Welterfahrung zu tun haben scheint, die Bücher ungelesen beiseitelegt.
Der Historiker Karlheinz Weißmann, der auch Gymnasiallehrer ist, verdeutlicht die quasi Unmöglichkeit, einen jungen Menschen gegenüber sozialistischen Ideen zu immunisieren, mit einem Gespräch: „Was bedeutet Kommunismus?“ – „Da sind alle Menschen gleich“ – „Und ist das gut?“ – „Ja“. Dem kann man zwar etwas entgegenhalten, sogar so, dass es unwiderstehlich überzeugend ist. Das Problem dabei ist nur, daß Stunden, Tage, Wochen oder sogar Monate dafür nicht ausreichend sein werden – und wer hat diese Zeit?
Herr Wauer, Sie stellen meiner Meinung nach die richtige Frage: Schulen und Universitäten müssten sich eigentlich diese Zeit nehmen.
Während meiner Schulzeit hat man sich locker ein halbes Schuljahr im Fach Geschichte mit dem römischen Reich auseinandergesetzt; die Zeit des Nationalsozialismus wurde innerhalb von zwei Wochen abgehakt und die Verbrechen des Sozialismus und Kommunismus, die ganzen linken Massenmörder von Lenin, Stalin, Mao bis hin zu Ulbricht und Honecker fanden mit keiner einzigen Silbe Erwähnung, obwohl deren Ideologien über 100 Millionen Opfer forderten. Diese Schweigekartell ist ein riesiges Problem!
Ich hatte als „Wessi“ das Glück , in Frieden und Freiheit geboren zu werden. Zu meinem Kollegenkreis gehört glücklicherweise eine ehemalige Bürgerin der DDR, so dass ich in Gesprächen mit einer Augenzeugin zumindest ein paar Dinge des realen Sozialismus vermittelt bekomme. Die genannte Literatur ergänzt dieses Bild.
Für mich ist es vollkommen unverständlich, warum die Nachfolgepartei der SED nicht verboten wurde, sondern heute bereits auf Kommunal- und Landesebene mit in der Regierungsverantwortung sitzt. Deutschland hat ein gewaltiges Aufarbeitungsproblem. Das kommt davon, wenn alle mit dem Kampf gegen Rechts beschäftigt sind, während links komplette Blindheit vorherrscht.
Sehr guter Artikel! Vielen Dank dafür!! Ich empfehle jedem klar denkenden Menschen das Buch: „Politische Ponerologie“!!! Damit ist alles gesagt bzw. geschrieben!
Ein hervorragender Artikel. Mir standen die Haare zu Berge! Wie verquast kann man sein?! Allerdings teile ich Ihren Optimismus im letzten Absatz nicht. Ich fürchte, das wird diesmal (wieder) böse enden.
Die Familie steht schon lange im „Feuer der bedeutungsaufgeladenen Politik“. Die Diskussion um die Kinderrechte ist nur ein weiterer Schritt, das Erziehungsrecht von Eltern zu beschneiden. Seit den sechziger Jahren wird die Familie destabilisiert und wir sind schon auf halbem Weg in die Utopie des Herrn Hermsmeier. Die Kulturrevolution findet in erster Linie in der Familie statt.
Wilhelm Reich hat hier eine zentrale Rolle, da er die Möglichkeit eröffnet hat, die Kinder bei ihrer sexuellen Identität zu packen. -Wilhelm Reich: „Die patriarchalische Familie ist die strukturelle und ideologische Reproduktionsstätte aller gesellschaftlichen Ordnungen, die auf dem Autoritätsprinzip beruhen. Wir diskutieren nicht die Existenz oder Nicht –Existenz Gottes, wir eliminieren einfach die sexuelle Repression und lösen die infantilen Bindungen an die Eltern auf.“ Sexuell aktive Kinder sind natürliche Revolutionäre, die gegen jede Autorität rebellieren. Es geht Reich darum, die „sexualverneinende Erziehung“ abzuschaffen und Kinder und Jugendliche durch Sexualisierung aus dem Familienverband zu lösen.- Aus „Die globale sexuelle Revolution“, Gabriele Kuby
Das kommt alles immer so schön als Freiheit, Rechte und Stolz daher, seien es die Kinderrechte, das Recht auf Abtreibung, die Rechte der LGBT und wie man jetzt lesen kann, soll es bald Schwangerschaftsgerechtigkeit geben. Unsere Kinder wissen schon jetzt nicht mehr wo ihnen der Kopf steht, ob sie Männlein oder Weiblein sind und sexuelle Beziehungen sind auch nur noch beliebig und haben nicht mehr viel mit Verantwortung zu tun. Die Grenzen der Normalität sind längst gefallen und Werte wie Anstand und Moral durch eine Vielfalt von Neusprech -Vokabeln ersetzt worden.
Man stelle sich nur mal den Nutzen der Abschaffung der Familie für den Staat vor, wenn es um die Erbschaftssteuer geht. Das Ganze wird uns dann noch erleichtert durch unser „Recht auf einen würdevollen Tod“ auf Kosten der Krankenkasse.
Und bitte: Nicht nach Depressionien auswandern! Ein Kämpfer stirbt mit dem Schwert in der Hand und lässt sich nicht von seinen Kindern den Giftbecher reichen.
Dank für diese Artikel und insbesondere Dank Herrn Wauer, der nocheinmal diesen Fundamentalirrtum Rousseaus beleuchtet hat. Hat bei mir eine Kette von Ideen ausgelöst. Danke!8
Alles was man über Rousseau wissen muß, ist daß er seine fünf Kinder allesamt ins Waisenhaus gesteckt, und ein Buch über Kindererziehung geschrieben hat. Der Prototyp des linken Theoristen.
Rousseau zeigt sich hier als perfekter Vorläufer der Zeit-Schreiberlinge.
Verantwortungslosigkeit und Bequemlichkeit(auf Kosten anderer Leute) waren ohnehin sein Ding.
Wie schon seine Zeitgenossen wussten,waren die Überlebenschancen der Kinder in diesen
„Waisenhäusern“ sehr gering.Ein Alter von 15 erreichten etwa 6-8% der Kinder lebend.
Es war also eine Form der Kindstötung.
Das wußte ich zwar, aber trotzdem geht mir, da Sie das schreiben, ein Licht auf. Ich habe mich nämlich gewundert, warum bei den „Marxisten“ Hegel viel mehr als Vorläufer von Marx gefeiert wird als Rousseau. Rousseau steht Marx viel näher als Hegel. (Ansonsten liegen beide im Schreiben von Unsinn auf gleicher Höhe.)
Der Grund ist also ganz einfach: Die Biografie von Rousseau ist, im Gegensatz zu der von Hegel, nicht vorzeigbar.
Solche Träumer und Apologeten wird es wohl immer geben. Mit schlechter Bildung und dem ominösen Kampf gegen das immer ominösere „Rechts“ ist ein guter Nährboden dafür ausgelegt; gestern (13.August) schafften es diverse Behörden und Politiker aller Couleur, an den Mauerbau in Berlin zu erinnern, ohne dabei die Worte Sozialismus, Unrechtsstaat, SED oder DDR zu verwenden. Eine reife Leistung.
Aber manche Leute kann man mit der Nasenspitze auf etwas stoßen, und sie ignorieren es trotzdem. Der investigative Journalist Lincoln Steffens reiste während der leninistischen Säuberungen nach Rußland, und schrieb begeistert „I have seen the future, and it works!“.
In einem detaillierteren Bericht über die Vorzüge des Kommunismus räumte er allerdings ein, das System kranke an einer ungesunden Phase („a temporary condotion of evil“), die jedoch erträglich gemacht würde durch das zu erwartende Endergebnis („hope and a plan“).
Ich hatte den Artikel auch gelesen und genauso empfunden. Bei der ZEIT ist schon seit Jahren eine Marxverklärung am Laufen und das Wort „Kapitalismuskritik“ wird vollkommen unkritisch rumgeworfen. Das Brave-New-World-Textchen ist nur ein weiterer Tiefpunkt. Mich schüttelt es nur noch. Vor dem Haus von Martin Sellner steht ein Van vom Verfassungsschutz. Ich bin gegen den Verfassungsschutz, aber wenn ich einen ihrer Vans wo hinparken sollte, dann vor der Hütte von Giovanni di Lorenzo.
Hervorragender Artikel. Einen Punkt würde ich noch etwas detaillierter ausführen Es betrifft einen von Ihnen treffend als solchen erkannten Fundamentalirrtum der Linken Ideologie, zu dem Sie schreiben: „Utopische kommunistische Bewegungen haben zudem das Problem, dass sie mit all ihren kristallenen Theorien stets das Ausgangsmaterial ihrer Überlegungen umformen und verbessern müssen: den Menschen selbst.“
Dazu ist zu sagen, dass das Problem von den Klassikern des Marxismus gar nicht als solches erkannt wurde. Die marxistische Lehre fußt auf dem Menschenbild von Rousseau, wonach der Mensch ursprünglich als „Edler Wilder“ ein herzensguter Mensch war. Er wurde später durch geänderte gesellschaftliche Verhältnis erst zu dem, was er heute ist. Die Änderung der Verhältnisse bestand darin, daß eine Minderheit böser Menschen („die herrschende Klasse“) die Mehrheit der übrigen für ihre egoistischen Zwecke benutzte, sie „unterdrückte“ und „ausgebeutete“. Und das hatte wiederum negative Auswirkungen auf deren Mentalität, denn nach Marx bestimmt das „Sein das Bewusstsein“.
Eine normale Ordnung, ohne Unterdrückung und Ausbeutung, wieder herzustellen, ist nach Marx ganz einfach. Das Stichwort heißt „Revolution“, und beinhaltet die physische Liquidierung der „herrschenden Klasse“ durch die „unterdrückten Proletarier“. Wie es dann weitergeht, das beschreibt Lenin so:
„Erst in der kommunistischen Gesellschaft, wenn der Widerstand der Kapitalisten schon endgültig gebrochen ist, wenn die Kapitalisten verschwunden sind, wenn es keine Klassen (d.h. keinen Unterschied zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft in ihrem Verhältnis zu den gesellschaftlichen Produktionsmitteln) mehr gibt – erst dann „hört der Staat auf zu bestehen, und es kann von Freiheit die Rede sein“. Erst dann ist eine tatsächlich vollkommene Demokratie, tatsächlich ohne jede Ausnahme, möglich und wird verwirklicht werden. Und erst dann beginnt die Demokratie abzusterben, infolge des einfachen Umstands, daß die von der kapitalistischen Sklaverei, von den ungezählten Greueln, Brutalitäten, Widersinnigkeiten und Gemeinheiten der kapitalistischen Ausbeutung befreiten Menschen sich nach und nach gewöhnen werden, die elementaren, von alters her bekannten und seit Jahrtausenden in allen Vorschriften gepredigten Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens einzuhalten, sie ohne Gewalt, ohne Zwang, ohne Unterordnung, ohne den besonderen Zwangsapparat, der sich Staat nennt, einzuhalten.“ (Staat und Revolution. 1917)
D.h. ein „Neuer Mensch“ muss für den Kommunismus nicht extra gezüchtet werde, denn weil das Sein das Bewußtsein“ bestimmt, besinnen die Menschen sich im Kommunismus relativ schnell wieder auf ihre (nach Rousseau) ursprünglichen edlen Eigenschaften.
Mir fällt dazu nur ein Zitat von Nietzsche ein: „Das ist eine Spaß- oder Afterphilosophie, die da glaubt, dass durch ein politisches Ereignis die Menschen ein für alle Mal glücklich gemacht werden können.“
Später musste man dann in der bolschewistischen Sowjetunion der Erfahrung machen, dass die Menschen sich nicht so von selbst ändern. Von zentraler Bedeutung im Agitprop wurde der „Neue Mensch“ der aber erst gezüchtet werden müsse. Und den Kommunisten nach geht das so: Lyssenko, ein Agrar“wissenschaftler“ und enger Vertrauter Stalins, bestritt den Einfluss der Gene auf die Vererbung. Sondern es vererben sich die im Laufe des Lebens erworbenen Eigenschaften. Man muss demnach also nichts weiter tun als eine Generation einer intensiven Gehirnwäsche zu unterziehen, und schon ist der „Neue Mensch“ ein für alle Mal gezüchtet.
Wundervoll Herr Wauer,wie Sie hier die Betriebsgeheimnisse des nationalen/internationalen Sozialismus
lüften, incl.einer seiner fatalsten Wurzeln bei dem Pseudoaufklärer Rousseau,einem bigotten,parasitären Psychopathen.
Aber der und alle anderen Figuren die Sie nennen gelten immer noch als Lichtgestalten.
Wie viele Menschen in diesem Land wissen schon was Sie wissen oder wären auch nur bereit sich dem zu stellen?
Danke für ihren klugen Beitrag.
Danke. Lyssenko & Mitschurin haben über lange Zeit und auch noch in der Anfangsphase der DDR die biologische Forschung, speziell die Genetik, enorm behindert; man verlor seinen Lehrstuhl und ggf. seine Freiheit oder mehr, wenn man diesen Lehren nicht anhing. Die Ironie liegt darin, dass die beiden vermutlich einige epigenetische Effekte (d.h. die transiente, sich wieder verlierende „Vererbung erworbener Eigenschaften“) entdeckt haben, ohne deren Bedeutung zu erfassen und ohne zu verstehen, dass es sich um wiederum vererbte, sehr spezielle Adaptationsmechanismen handelt. Die Methoden waren in der Tat voll-stalinistisch, und z.B. die berüchtigte „Deutsche Physik“, die in der Praxis keine wesentliche Bedeutung gewann, vergleichsweise harmlos. Siehe dazu Shores A. Medwedjew: Der Fall Lyssenko. Eine Wissenschaft kapituliert, dtv 1974.
Menschen bringen eine große Zahl angeborener Dispositionen mit, wie man den Ergebnissen der Humanethologie leicht entnehmen kann, und deren Ausbildung bedarf einer auf die jeweilige Entwicklungsphase angepassten Umgebung, wenn nicht Krüppel herauskommen sollen. Die ethnologische Forschung bestätigt das. Diese Entwicklung bedarf über lange Zeit der persönlichen Beziehung, wie sie die Familie bietet, nicht der NAPOLA oder der SOPOLA oder ÖKPOLA. Die Konfabulationen des H. und seiner Stichwortgeber fundieren so offenkundig auf Ignoranz und Verblendung, dass sie mich ICD10-Ziffern aus den Bereichen F20, F70 und F90 ff. assoziieren lassen. Und nicht umsonst finden sich derartige purgamenta mentis in einem Zentralblatt für den Typus des geistiger Führung bedürftigen nanus mentis furiosus.
Danke, Ich bin gerührt über die positive Resonanz meiner Zuschrift. Ich habe in der DDR mehr als mein halbes Leben als unfreiwilliges Versuchskaninchen für das sozialistische Experiment verbracht, aber dass der Marxismus auf der illusionären Anthropologie von Rousseau fußt, weiß ich erst seit 10 Jahren. Es war das Buch von Jan Fleischhauer „Unter Linken. Von einem der aus Versehen konservativ wurde“, dass mich aufgeklärt hat Von den Rezensionen und vom Coverdesign kommt es als Spaßbuch daher. Wahr daran ist aber nur, daß es sehr gut geschrieben ist. Ansonsten stimmt es nicht: das Taschenbuch enthält ca. 200 Literaturhinweise und ein ebenso ausführliches Personen- und Sachregister. Hat man so etwas bei einem Spaßbuch? Bei den Marxisten gilt übrigens weit mehr Hegel als eine Art Vorläufer von Marx. Rousseau wird nur gelegentlich mal mit erwähnt.
Ebenso bedeutend war für mich ein anderes Buch. Es handelt von der Natur des Menschen, über die Willy Brandt sagte: „Der Schnitt zwischen Gut und Böse geht mitten durch das Herz jedes einzelnen Menschen“. Der Verfasser ist Eugen Sorg, ein Psychotherapeut, der in vielem Krisengebieten der Welt gearbeitet hat. Der Titel ist: „Die Lust am Bösen. Warum Gewalt nicht heilbar ist“. Aber Vorsicht: Was er über den Bürgerkrieg in Jugoslawien schreibt, verträgt nicht jeder.
Wem ich noch auf etwas Anderes hinweisen darf, weshalb die sozialistischen Experimente regelmäßig schief gehen. Weil Karl Marx das „Kapital“ schrieb, denken etliche, die Kommunisten müssten zumindest etwas von Wirtschaft verstehen. Das ist ein Irrtum, sie verstehen davon absolut nichts, das Einzige, was sie überhaupt wissen ist, wen sie zu liquidieren haben. Als die Kommunisten 1918 in Russland ihre Revolution machten und Betriebe und Landwirtschaften enteigneten, glaubten sie, weil ja nun alles in der „Hand des Volkes“ war, dass damit nahezu unvorstellbare „Produktivkräfte“ freigesetzt seien und daß dadurch wie von selbst die Produktion in kürzester Zeit um mindestens den Faktor 10 gesteigert würde. Das funktionierte natürlich nicht, und sie suchten dafür Sündenböcke, denn sie selbst waren ja immer im Besitz der absoluten Wahrheit und machten alles richtig. Als Sündenböcke wurden die Ingenieure gefunden, die das zu organisieren hatten. Es gab schon unter Lenin die ersten „Ingenieurprozesse“. Sie kamen in den Gulag, den es, wie Solschenizyn schreibt, ebenfalls schon unter Lenin, und nicht erst seit Stalin gab. Wie man jetzt in Venezuela beobachten kann, hat sich bis dato an der kommunistischen Wirtschaftsweise nichts geändert.
Apropos Lyssenko unter Stalin:
Die Anwendung der Konzepte Lyssenkos in der sowjetischen Landwirtschaft führte zu Missernten und zur Verschärfung der Hungersnot.
Meinen Dank für den hervorragenden Artikel. Der „Westen“, ehemals konservativ und marktorientiert, hat komplett versagt, indem er das Emporkommen dieser unsäglichen Ideologie zugelassen hat. Sei es aus Schwäche, aus als Toleranz getarnter Selbstaufgabe oder auch aus Bequemlichkeit und Trägheit. Das Ergebnis sehen wir jetzt, brutal, unmenschlich, kalt und berechnend. Hier sprechen die Geister von Stalin, Berija und Guevara. Die rote Flut überschwemmt mittlerweile alle Bereiche unseres Lebens. Familie, Religion, Tradition, Geschichte, moderne Produktionsverfahren, selbst die natürlichen Geschlechter. Alles wird von durchgeknallten Ideologen in Zweifel gezogen, bis zur physischen Vernichtung aller Nichtlinken. Hier werden Parlamente, gleich wie sie zusammengesetzt sind, nichts mehr ausrichten. Hier hilft nur der geschlossene Widerstand aller „Bewahrer“. Mein Gott, was ist auf dieser Welt nur geschehen.
Danke für dieses hervorragende Essay.
Ich hab mir auch mal den Zeit Artikel angetan. Selten so einen himmelschreienden Blödsinn gelesen. Mein Highlight:
Kinder, die in der Familie aufwachsen, werden also zu angepassten Staatsbürgern geformt, die dann – ogottogott! – womöglich auch noch AfD wählen könnten. Deswegen wachsen also Kinder besser ohne Familie gleich in staatlich/gesellschaftlicher Obhut auf. Die ziehen dann offenbar seiner Ansicht nach freie Menschen und eben keine angepassten Staatsbürger heran.
Klar doch, sehr einleuchtend. Eine richtige Intelligenzbestie, dieser Hermsmeier. Kaum zu glauben, mit was für einem Müll man zu Publizität kommt.
Nachdem ich mir die Mühe gemacht habe den Beitrag in der „Zeit“ vollständig zu lesen wurde mir kurzzeitig schlecht. Was für ein Schwachsinn, was für ein hirnverbrannter Unsinn. Allerdings habe ich auch schnell erkannt, wie dumm die „Beweisführung“ von Lukas Hermsmeier eigentlich ist. Man sollte ihn einmal mit der Nase in ein Geschichtsbuch stoßen. Und muss dazu nicht einmal bis zur französischen Revolution zurückgehen. Eines seiner Argumente lautet ja, die Rechten würden die konservative Idee der Familie hochhalten. Hat Herr Hermsmeier schon mal etwas von den NAPOLA’s in der Zeit des Nationalsozialismus gehört. Natürlich ging es damals um eine Führungselite. Doch hätten die Nazionalsozialisten genügend Zeit gehabt, hätte das über kurz oder lang auf alle Kinder zugetroffen. Lukas Hermsmeiers Idee ist also, wir verteilen wieder „Mutterkreuze“ und den Rest übernimmt Vater Staat. Was für eine krude kommunistisch, nationalsozialistische Idee.
P.S. Interessant auch das Forum unter dem Artikel der „Zeit“, indem einige das für eine gute Idee halten.
Wow Herr Letsch,Ihre Essays zählen ja immer zu dem Besten was in diesem Land des(ansonsten) Niedergangs noch zu lesen ist,aber hier haben Sie sich wieder mal selbst übertroffen.
Nur ihren Optimismus teile ich leider nicht.
Schon Schopenhauer erfüllte die Dummheit und Obrigkeitshörigkeit seiner deutschen Landsleute mit Hoffnungslosigkeit und Scham.
Sie werden wieder versuchen „den Planeten zu retten“,wie sie es schon unter dem FÜHRER versuchten.
Das „Narrativ“vom leblos durchs All torkelnden Planeten bedient er in seinem Hauptwerk regelmäßig.
Rettung:1.Totale Hingabe an den Willen von Mutter Natur unter Anleitung einer tatkräftigen Priesterkaste.
2.Eliminierung des Individuums .Slogan:Du bist nichts,dein Volk ist Alles!
Der grüne „Sozialismus“ ist nur eine Variante.Slogan schon in der DDR: Du bist nichts ohne dein Kollektiv!
Auch diesmal wird nur eine Katastrophe die gläubige Mehrheit unserer Mitbürger(vorübergehend) aufhalten.
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