Treibt man die Durchsetzung von „Diversität“ und die Political Correctness auf die Spitze, zerfällt die deutsche Sprache dabei zu Staub und eignet sich kaum mehr für den Transport irgendeiner Information, weil sich hinter jeder Redewendung eine sogenannte Micro-Aggression verbergen kann, an die nur noch keiner gedacht hat. Geschlecht zuweisende Substantive, patriarchale Verben, sexistische Adjektive, ausgrenzende Pronomen…kein Stein bleibt auf dem anderen, wenn man mit dem Hammer dieser Ideologie auf einer gewachsenen, lebendigen, vieldeutigen Sprache herumprügelt. Es kommt immer nur darauf an, die Micro-Aggressionen als erster zu entdecken und lauthals anzuprangern und wenn man die Urheber auf dem falschen Fuß erwischt, behält man bei der Deutung immer die Oberhand. Vor solchen Angriffen sind selbst die professionellsten Gleichstellungsbeauftragten und Diversitätsexperten nicht sicher, weil man nie gewiss sein kann, genug getan zu haben und andere nicht noch korrekter formulierten. Dazu jetzt ein kleines Experiment.

Einladung und Diversität

An der Einladung zur Fachtagung „Critical Whiteness, Powersharing und Empowerment in der Jugend(sozial)arbeit“ (Anmerkung am 2.10.2019. Der Link ist mittlerweile tot. Ich bewahre solche Perlen jedoch stets sicher in einem eigenen Tresor auf. HIER), die großzügig vom Familienministerium NRW unterstützt wird (logisch, sonst käme so etwas ja gar nicht zu Stande) haben sich mit Sicherheit mehrere Vier-Gendersternchen-General*innen die Äuglein aus den Köpfen geguckt, bis sie das Elaborat textlich so flach gefeilt hatten, dass sich niemand mehr einen Benachteiligungssplitter daran einziehen konnte. Und dennoch findet schon das flüchtige Auge des Spötters leicht weitere Micro-Aggressionen, die natürlich per Definition nicht so stehen bleiben dürfen. Benachteiligungen aller Art sind abzuschaffen, auch die gefühlten.

Wollen wir doch mal sehen, ob ich Sprache und Erklärmuster der Genderstudies glaubwürdig imitieren kann.

Dann diversifizieren wir mal drauf los!

In der Einladung steht zum Veranstaltungsort, Zitat:

„Das LVR-Horion-Haus ist von den folgenden Haltestellen des ÖPNV fußläufig zu erreichen…“

Achtung, Micro-Aggression! Das ausgrenzende Wort „fußläufig“ diskriminiert Rollstuhlfahrende und andere benachteiligte Gruppen. Auch die implizierte Einschätzung, welche Strecke Teilnehmende der Fachtagung ohne Hilfsmittel zu bewältigen in der Lage sein sollten, stellt möglicherweise einen unnötigen sozialen Druck dar. Anstatt durch Body-Positiving zu empowern, wird diskriminiert! Teilnehmende können sich zum Laufen genötigt fühlen, wodurch sie sich unbeabsichtigt einer Gefahr aussetzen. Ein ergänzender Hinweis in der Einladung, wie vor Ort Hilfe und Beratung für die Anreise zu erlangen sind, ist dringend nötig!

Auch sollte man besser auf die Schreibweise der Organisationen achten, die Referent*innen zur Veranstaltung entsenden:

Tsepo Bollwinkel „Brauner Mob & Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.“

Achtung, Micro-Aggression! PoC* können sich durch die politisch aufgeladene Bezeichnung „Brauner Mob“ diskriminiert fühlen. Die Bedeutungszusammenziehung bzw. Gegenüberstellung von Braun und Schwarz ist irreführend, ausgrenzend und diskriminierend und kann von den Diversitätsfeinden von der AfD benutzt werden, um harmlose Gruppen jugendlicher Menschen mit Migrationshintergrund zu diffamieren, nur weil diese ein „südländisches Aussehen“ haben und nicht so critical white sind, wie alle Nazis. PoC, die sich selbst als „braun“ definieren oder Menschen, die zwar keine PoC sind, ihre critical Whiteness aber überwinden wollen, dürfen durch irreführende Begriffe nicht stigmatisiert und ausgeschlossen werden!

Auch führt die Verwendung des Symbols „&“ dazu, dass hier eine Gruppe von Tätern mit einer Gruppe von Opfern zusammengedacht werden kann, wo doch eine klare Ausgrenzung das politische Ziel sein muss. Eine Umbenennung des Vereins in „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland gegen patriarchal-weiße Nationalistennazis und -nazissen e. V.“ muss vorgenommen werden.

Fazit

Es kommt natürlich nicht nur darauf an, eine Benachteiligung oder Diskriminierung zu erkennen, man muss auch angemessen darunter leiden! Dazu bin ich in bei all meiner toxic masculinity und critical whiteness jedoch nicht in der Lage. Vielleicht sollte ich mal eine Fachtagung besuchen.

 

* People of Color (PoC), ein Fachbegriff aus dem Arsenal der gruppenbezogenen Menschenbezeichnungen (teile und herrsche). BPoC zieht die Gruppe „Black“ noch hinzu. Den Begriff „Mensch“ als Gruppenbezeichnung für alle zu verwenden, kommt nicht in Frage, weil er Weiße und Männer mit einschließt – und das will ja nun wirklich niemand riskieren!

Vorheriger ArtikelThe roof is on fire – wie man Bolsonaro medial anzündet
Nächster ArtikelEin Pokerspiel um Hockeystick und Klimakatastrophe

10 Kommentare

  1. Ich bin sehr gespannt, was passiert, wenn die weißen alten Männer alle ausgestorben sind. Sehr sogar.

  2. Zum Großteil handelt es sich hier um gelangweilte Weiber, die so schnell mal aus zweieinhalbtausend Jahren Geistesgeschichte aussteigen. Klar, der intellektuelle Diskurs war für „sie“ langweilig, so als Unbeteiligte; sie hat es gern in leichter Sprache, so mit Bienchen und Blümchen und Menschis im Hambi.

    Vor vierzig Jahren ist sie dann nach Indien gepilgert und hat sich dort mit Drogen vollgepumpt. Heute kann sie sich bequem den Orient per Internet nach Hause bestellen und die Drogen in den Park. Das kostet nichts, das zahlt der Staat.

    Doch wenn etwas umsonst ist, bist du die Ware. Da gibt es im Kleingedruckten keinen Umtausch und keine Geld-zurück-Garantie. Vielmehr geht die Ware bei Nichtgefallen den Weg alles Ex-und-Hopp, bei Gefallen kommt sie in den Schwarzen Sack.

    De facto hat „sie“ in den vergangenen 50 Jahren den heimischen Mann infantilisiert und enteiert; nun langweilen wir die verwöhnte Prinzessin; sie schmeißt uns auf den Müll der Geschichte und wendet sich einem anderen Spielzeug zu.

    • Vielleicht zur Klarstellung, nicht dass mich jemand um Mäßigung bitten muss: Keineswegs sind alle Frauen so und alle Männer anders. Keineswegs leisten die einen gar nichts und die anderen finanzieren alles. Keineswegs werden alle bellenden Hunde nicht beißen. Es sind nur Tendenzen.

      Ich sehe eine statistisch signifikante Verteilung, so wie auch deutlich mehr Frauen am Steuer telefonieren als Männer oder wie deutlich mehr Frauen diese Politik wählen als Männer. Das Verhältnis mag 40/60 sein oder 30/70.

      In der ersten Stufe will uns diese programmatische Sprachverwirrung erst mal alle tendenziellen Aussagen verbieten, nicht zuletzt in der Kriminalstatistik. Die nächste Stufe ist dann, dass auch kategorische Aussagen als Mikroaggressionen gelten. „Zwei plus Zwei gleich Vier“ könnte ja jene benachteiligen, die das anders sehen, oder gar die Säuglinginnen und Säuglinge bloßstellen, die es gar nicht wissen.

      In der dritten Stufe sind dann nur noch Sätze ganz ohne Verb erlaubt. „Du obergut. Ich doppelplusgut. Du und ich ficki ficki. Jalla jalla.“ Schöne neue Welt.

  3. „Bunte Leute“ = hat mich schon immer amüsiert.

    Und wieder der Hinweis: Robert Gernhardt hat schon anno ’85 diesen Schwachsinn erkannt und in vielen seiner Texte bekämpft, nicht mit Machete sondern mit Humor & indem er die Spinner (meist wohl Spinnerinnen) lächerlich machte.
    Half alles nix. Leider.

  4. Der Zweite, zu beachtende Grüne Schwachsinn, sind die Gender Studies (von Wissenschaft kann dabei aber keine Rede sein)

    Dazu empfehlen sich die Schriften von Prof. Dr. Ulrich Kutschera …

  5. … aber BPoC als exklusiv nur „Black“ diskriminiert doch alle blauen Menschen. Die mag es zwar offensichtlich nicht geben, aber das ist ja nur sozialer Konstrukt. Wieviele Menschen, die sich als blaue Menschen fühlen und wahrnehmen, mag es geben? Diese werden von vornherein ausgegrenzt, bevor sie als auch nur als solche wahrgenommen werden. Das ist maximaler Opferstatus!

    Skandalös!

    • Auch „Brauner Mob“ ist eine grässliche Diskriminierung aller Hausfrauen!, denn eine Hausfrau macht ihren verdammichten Mob immer verdammicht sauber. Ähm, pardon, „Hausfr*“ ist ja auch furchtbar diskriminierend, denn das Wort insinuiert Frauen im Hausformat!, dabei sind die meisten Frauen doch nur so dick wie höchstens eine halbe Hütte. Ah, pardon abermals!, das Hütt* – nein Vorsicht, das H-Wort ist doch furchtbar rassistisch!, denn es insinuiert, dass Braune oder Mobs in Hütten wohnen, wie in Afrika!, also das geht doch nun wirklich nicht. Parbleu.

  6. Blüten des linksgrünen Schwachsinns hübsch aufgespießt. Aber was soll’s noch? Wir vernichten unsere Industrie, die Energieversorgung und das Sozialsystem. Da ist es nur folgerichtig, wenn auch die Sprache den Bach runtergeht. Deutschland ist ein Irrenhaus, in dem die Verrücktesten das Sagen haben – und entsprechend das Steuergeld verbraten.

    • Richtig. Allerdings sind Genderismus und aufgeblasene Gerechtigkeitsdebatten ein Sedativum und damit Teil des Gesamtproblems. Ein Land, das sich SOLCHE Probleme leisten kann, das MUSS doch reich sein. 😉

      • Ja, reich an Idioten und Ideologen, die inzwischen fast überall an den Schaltstellen der Macht sitzen.

Kommentarfunktion ist geschlossen.