Karrikatur aus 'Times of Israel'Nachdem insbesondere die deutschen Medien seit zwei Jahren keine Beschimpfung Trumps ausgelassen haben und versuchen, immer noch einen Gang hochzuschalten, um den „Irren im Weißen Haus“ dazu zu bringen, aus dem Amt zu scheiden und zu diesem Zweck über den Atlantik hinweg mit Platzpatronen schießen, macht Trump außenpolitisch ein sehr spezielles Versprechen wahr. Nämlich das, unberechenbar zu sein. Dies allerdings macht ihn in einer für Politiker eher ungewöhnlichen Art und Weise sogar sehr berechenbar. Man muss sich nur seine Ankündigungen und Versprechen von vor zwei oder drei Jahren nochmal ansehen, um zu wissen, was er beschließen wird. Es ist überhaupt gut, sich gelegentlich an das Geschwätz von Politikern von vor drei oder fünf Jahren zu erinnern, auch wenn gerade der deutsche Michel alle vier Jahre freiwillig eine Art Reset-Knopf im Kopf drückt, um jeder „neuen“ Regierung eine neue 100-Tage-Chance zu geben – und sei die Regierung im Kern auch noch so alt. Jetzt hat Trump also den Atom-Vertrag mit dem Iran außer Kraft gesetzt und die Europäer geben vor, die Welt nicht mehr zu verstehen.

Als der israelische Ministerpräsident in einer Art Zaubershow die Erkenntnisse des israelischen Geheimdienstes präsentierte, taten alle am Atom-Vertrag mit dem Iran Beteiligten (außer den Vereinigten Staaten) so, als hätte man ihnen drei Tage alten aufgewärmten Kaffee als Gruß aus der Küche serviert. ‚Kennen wir alles, nichts Neues, nicht wichtig, irrelevant.‘ Niemand schien verstehen zu wollen, was die Enthüllung scheinbar alter Erkenntnisse wirklich bedeutete.

Drehen wir die Uhren ein paar Jahre zurück

Der Verdacht, der Iran arbeite heimlich an einem Atomwaffenprogramm, bestand seit Jahrzehnten. Lange Zeit glaubte man, ein Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag könne solche Ambitionen beenden, lange wurde darüber verhandelt. Anlass waren die Ankündigungen der Iranischen Staatsführung, Israel „von der Landkarte“ zu tilgen und der Drohung, dass beim Einsatz der nuklearen Option der Iran höchstens einen Schaden davontragen werde, während Israel vollständig zerstört würde. 2003 unterzeichnete der Iran schließlich den Atomwaffensperrvertrag, aber unter Protest. „Wir haben der Unterzeichnung des Protokolls zugestimmt, um zu beweisen, dass unsere Aktivitäten friedlich sind“, kommentierte der Leiter der Iranischen Atomenergie-Organisation, Gholamresa Aghasadeh. Außer dem Iran haben bisher nur Indien, Israel, Pakistan und der Südsudan das Abkommen nicht unterzeichnet. Dass der Südsudan derzeit nicht in der Verfassung ist, Atomwaffen zu entwickeln, sollte klar sein. Auch klar ist, warum sich Indien und Pakistan gegenseitig das Messer an die Gurgel pressen, pflegen beide doch seit Jahrzehnten eine „innige Feindschaft“, die in Kaschmir immer wieder aufflackert. Auch die Frage, warum das von allen Seiten mit Auslöschung bedrohte Israel sich diese ultimative Option offenhält, ist hinreichend erörtert worden. Meine Gefühle diesbezüglich sind gemischt, weil ich einerseits Doppelstandards ablehne, andererseits sehr wohl sehe, dass Israel diese Waffe, wenn es sie denn hat, was niemand bezweifelt, als eine Art Gruppenticket zur Hölle betrachtet, dass nur lösen kann, wer versucht, Israel zu vernichten. Einen offensiven Einsatz hat Israel jedenfalls nie angedroht. Ganz anders der Iran.

Falls sie übrigens Nordkorea auf der Liste vermissen: die Kims haben ihre Unterzeichnung zurückgezogen, sobald sie erfolgreich eine Atombombe zünden konnten. Man sieht also, dass auch das Papier von Verträgen der edlen Sorte, für die eine UN-Organisation wie die IAEO garantiert, im Zweifelsfall gerade mal zum einwickeln von Butterbroten taugt.

Aber der Reihe nach. 2003 unterzeichnete der Iran also den Atomwaffensperrvertrag. Man war zwar beleidigt und Aghasadeh betonte die friedlichen Absichten seines Landes, aber die Weltgemeinschaft feierte. Man hatte eine Unterschrift unter einem Vertrag, und wann hätte man je davon gehört, dass ein solcher Vertrag je gebrochen worden sei! Man klopft auf Holz, dreht sich im Kreis und sagt dabei dreimal laut „Neville Chamberlain“ und alles wird gut. Unterdessen legte der Iran immense Beschaffungsaktivitäten an den Tag, um unter Umgehung bestehender Sanktionen an Zentrifugen zur Urananreicherung zu basteln, wovon der Westen erst dann so richtig Wind bekam, als ein fieser kleiner Computervirus namens Stuxnet 2010 diese Zentrifugen schneller laufen ließ, wodurch ein großer Teil davon zerstört wurde.

„Was zur Hölle macht ihr da, ihr Mullahs?“ fragte sich die Welt und zeigte auf den schönen Vertrag. Ihr wollt doch wohl nicht doch… „Nein, nein!“, kam die Antwort aus Teheran. Wir wollen die Atomkraft nur friedlich nutzen! Im September 2013 sprach der neue iranische Präsident Rohani, der nach dem irren Ahmadinedschad im Westen fast schon als Heilsbringer gefeiert wurde, vor der UN-Vollversammlung folgende Worte: „Das Ziel eines Atomprogramms eines jeden Landes darf nur die friedliche Nutzung sein. Ich erkläre hier mit aller Deutlichkeit, dass das der alleinige Zweck des iranischen Atomprogrammes ist.“ Netanyahus Warnung vor der Rede Rohanis im Jahr 2013 darf man aus heutiger Sicht als Menetekel bezeichnen. „Die Welt darf sich vom Iran nicht zum Narren halten lassen“, sagte er. Doch keiner wollte das hören.

Der Rest ist schnell erzählt, man feilschte noch zwei Jahre lang um den Vertrag, der Iran bestritt vehement, jemals ein Atomwaffenprogramm betrieben zu haben und unterzeichne im Grunde aus reiner Gutherzigkeit einen Vertrag, dessen Geist der Atomwaffenfreiheit man doch ohnehin längst selbst folge. Obama war glücklich, Merkel und Hollande waren glücklich, die Iranische Bevölkerung war glücklich, hoffte diese doch, nun endlich so etwas wie Reformen und Freiheit zu erleben. Daraus wurde bekanntlich nichts. Das Geld aus den beinahe sofort anlaufenden Investitionen floss in den Machterhalt der Theokratie oder finanzierte direkt die Stellvertreterkriege im Einflussbereich des Iran. In Syrien ist der Iran mittlerweile mit eigenen Truppen präsent und die Unterstützung der Terrororganisationen Hamas und Hisbollah wird immer umfangreicher.

Doch ich schweife ab. Fakt ist, der Iran hat stets bestritten, nach Atomwaffen zu streben, doch der Westen verzichtete ja auch auf ein Eingeständnis dieser Art, um die Party im Jahr 2015 nicht zu stören. Man wollte die iranische Unterschrift unter dem Vertrag, koste es, was es wolle. Und die Unterschrift kostete in der Tat viel. Der Iran schaffte es sogar, die Vertragspartner dazu zu bringen, seine Bemühungen zur Entwicklung von Langstrecken-Trägerraketen unberücksichtigt zu lassen. Dass der einzige Zweck dieser Trägersysteme ist, atomare Sprengköpfe zu weit entfernten Zielen zu tragen, ignorierte man. Keiner wollte mehr genau wissen, was der Iran tatsächlich vorhatte, der gehörte jetzt zu den Guten, mit dem sich prima Geschäfte machen lassen. Dummerweise sind die Lügner in Teheran noch dieselben und die Israelis immer noch genauso misstrauisch gegenüber Regierungen, die ihnen mit Vernichtung drohen. Daran änderte die Unterschrift Teherans rein gar nichts.

Was in unseren Medien komplett unterging, war denn auch die wichtigste Nachricht in Netanyahus Präsentation. Nicht die fehlende „smoking gun“ war nämlich die Topmeldung, sondern die Tatsache, dass es überhaupt eine „gun“ gegeben hat. Denn das hatte der Iran ja stets bestritten. Wie darf man nun die unterschiedlichen Reaktionen in Paris und Berlin auf der einen Seite und Teheran auf der anderen verstehen? Nur in Teheran reagierte man logisch, indem man bei der Lüge blieb. Israel habe das alles erfunden, hieß es. Einen Zacken dümmer die Reaktion aus Europa: das sei alles nicht neu. Für „Partner“, die einen gemeinsamen Vertrag unterzeichnet haben, erscheint das mehr als merkwürdig, wenn der eine etwas schon längst weiß, was der andere vehement abstreitet. Was ist ein Vertrag wert, der auf derart unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität beruht und die eine Seite jede im Nachhinein bekanntwerdende Lüge zu ignorieren bereit ist? Offensichtlich war man sich ja nicht einmal darüber einig, aus welchem Grund man überhaupt einen solchen Vertrag verhandeln musste.

Der persischen Bevölkerung wurde durch den nachlassenden Druck infolge des Vertrages jedenfalls ein Bärendienst erwiesen. Reformen blieben aus, die iranische Einmischung in Syrien oder dem Jemen verstärkte sich noch, erste „Kontakte“ des iranischen Militärs mit dem israelischen an der Nordgrenze zu Syrien waren die Folge.

Das große Zittern

So wenig man in deutschen Medien über die Gefahren lesen konnte, die vom Unterlaufen des Vertrages ausgehen, wenn die eine Seite nur allzu gern bereit ist, beide Augen fest zu verschließen, so heftig werden die Folgen des Endes dieses Vertrages an die Wand gemalt. Trumps Entscheidung gefährde die Stabilität im Nahen Osten. Was das angesichts der zahlreichen offenen Konflikte für eine Stabilität sein soll, erfährt man indes nicht. Es ist letztlich nichts anderes als die gekränkte europäische Eitelkeit, die aus den Reaktionen abzulesen ist. Martin Schulz, dessen Ego ohnehin weidwund am Boden liegt, bringt es in einem SPON-Artikel auf den beleidigten Punkt: „der Atom-Deal ist einer der größten diplomatischen Erfolge Europas in den letzten Jahrzehnten“. Es war so ein schöner Vertrag und Europa wirkte daran mit. Sowas möchte man sich nicht dadurch kaputt machen lassen, dass die Vertragsinhalte kaum binden, der Iran seine Waffenprogramme nicht offenlegen musste und sich gegen Zusicherung reichlichen Geldes lediglich dazu herabließ, künftig mit seinen Vernichtungsambitionen gegenüber Israel langsamer voran zu gehen. Schulz‘ Forderung, die „moderaten Kräfte“ im Iran zu stärken zeigt die anerzogene Blindheit gegenüber einem Extremismus, der bisher allen Regierungen im Mullah-Staat gemeinsam war und bei dem sich lediglich die Verpackung ändert. „Tod Israel, Tod den USA“ schallt es bei jeder Freitagspredigt. Und während derlei Hassparolen in Deutschland zurecht ein Fall für den Staatsanwalt wären, lässt man das den Vertragspartnern in Teheran mal eben als „Folklore“ durchgehen.

Dann eben ohne Trump?

Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis auch die in den Iran-Vertrag verliebten Europäer einsehen werden, dass mit dem Moratorium der USA der schicke Deal komplett geplatzt ist. In ihrer eilig veröffentlichten gemeinsamen Erklärung irrlichtern May, Merkel und Macron trotz der offensichtlichen Erkenntnisse, die sie selbst als „nicht neu“ bezeichnet haben, immer noch wie folgt: „Es darf keinen Zweifel geben: das iranische Nuklearprogramm muss für immer friedlich und zivil sein.“ Dass es dies eben nie war, blendet man einfach aus. Auch die Ankündigung der 3M’s, für die Zeit nach Auslaufen „bestimmter Regeln“ einen „langfristigen Rahmen“ mit dem Iran verhandeln zu wollen, ist nichts als Augenwischerei. Genau dies hat der Iran immer abgelehnt. Schon bei Unterzeichnung des Vertrages waren sich die Experten darüber einig, dass man in Bezug auf Teherans Atom-Ambitionen – wenn überhaupt – lediglich einige Jahre Zeit gewonnen habe.

Ohne die USA ist der Vertrag in seiner jetzigen Form erledigt. Wenn die Sanktionen wieder angezogen werden und der Iran erneut vom internationalen Zahlungssystem SWIFT abgeklemmt wird, kann man Geschäfte mit Teheran nur noch in Bar abwickeln, und Palettenweise Bargeld per Flieger zu den Mullahs schicken, wie Obama dies 2016 vorgemacht hatte. Gleichzeitig Geschäfte mit dem Iran und den USA zu machen, wird dann auch unmöglich werden, was die meisten Investoren abschrecken dürfte. Insgesamt also keine angenehme Lage für den Iran und seine europäischen Freunde. Den Gipfel der Heuchelei erklimmen übrigens diejenigen Journalistenkollegen, die den USA einerseits bei jeder Gelegenheit vorwerfen, nur an billigem Öl interessiert zu sein und nun andererseits in jammervollen Artikeln beklagen, dass der Ölpreis wegen des geplatzten Abkommens wieder zu steigen droht.

Aber hoffnungslos ist die Lage gleichwohl nicht. Der Ball liegt aber in der iranischen Hälfte. Dort könnte man sich „ehrlich machen“ und die Weltöffentlichkeit mit der stets geleugneten Wahrheit konfrontieren, dass man sehr wohl nach atomaren Waffen strebte. Wenn diese Programme wirklich der Vergangenheit angehören, muss man doch vor einer „Tiefenprüfung“ durch Experten keine Furcht haben. Auch könnte man als Zeichen des neuen Geistes der Versöhnung den Ton gegenüber Israel und den USA zivilisieren, indem man die Verwünschungen künftig unterlässt und seine Truppen aus Syrien zurückzieht. Teheran ist beim Lügen erwischt worden, es ist an der Regierung dort, Vertrauen wiederaufzubauen. Indes glaube ich nicht daran, dass dies geschehen wird, solange dort ein theokratisches Scharia-System an der Macht ist.

In einem Buch Hamed Abdel-Samads las ich folgende Anekdote, die ganz gut erklärt, was mich daran zweifeln lässt, dass der Iran jetzt zur Ehrlichkeit finden wird: Ein schiitischer und ein sunnitischer Geistlicher sehen auf der Straße eine schöne Frau und zwinkern ihr zu. Als sie dabei beobachtet werden, reibt sich der sunnitische Geistliche verstohlen über das Auge, als habe er Sand hineinbekommen. Der schiitische Geistliche hingegen wird das Auge zehn Jahre lang geschlossen halten um zu beweisen, dass das Zwinkern nie stattgefunden hat. Beim theokratischen Regime Irans auf vorbehaltlose Ehrlichkeit zu hoffen, erscheint mir leider eine europäische Selbsttäuschung zu sein.

Das Märchen von der Stabilität

Die im Umgang mit der täglichen Bedrohung geübten Israelis verwenden eine Smartphone-App, um die Bevölkerung vor den immer wieder stattfindenden Raketenangriffen auf ihren Staat zu warnen. „Red Alert“ meldete in der Nacht zum 10.5. mehrere Angriffe auf die Golanhöhen, die von der IDF entsprechend beantwortet wurden. Der Spiegel stellt den Vorfall natürlich wieder einmal so dar, als sei der Angriff nicht die Antwort, sondern die Frage gewesen. Wir kennen das Muster, immer nur die zweite Kugel zu erwähnen. Die IDF griff als Vergeltung die Stellungen der iranischen Al-Quds-Brigaden im Nachbarland Syrien an. Der Aktionsradius und die Fähigkeiten gerade dieser Abteilung der iranischen Revolutionsgarde, einem militärischen Staat im Staate, haben sich in den letzten Jahren dank des Atom-Abkommens mit dem Iran stark ausgeweitet. Vielleicht sollte sich gerade die deutsche Politik angesichts der heiligen Freundschaftsschwüre anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung Israels fragen, ob es eine gute Idee war, einem Regime, dass sich die Vernichtung des jüdischen Staates geschworen hat, auch noch die finanziellen Mittel dafür an die Hand zu geben. Der Stabilität im Nahen Osten hat der Vertrag jedenfalls nicht genützt, sondern geschadet. Gut, dass Trump den Vertrag und damit die Illusionen der Europäer beendet hat. Dem iranischen Regime jedenfalls sollte sein doppelte Spiel in Zukunft zumindest schwerer fallen. Der Rest, liebe Perser, die ihr seit langer Zeit die Nase voll habt von eurem absolutistischen „Gottesstaat“ und euch nach Freiheit sehnt, liegt ausschließlich in eurer Hand. Weder Israel noch die USA sind euer Feind, die Regierungen der europäischen Staaten jedoch nicht unbedingt euer Freund. Denn während sich eure Frauen zum Beispiel von der verordneten Verschleierung und der Bevormundung durch die Religion zu befreien suchen, hält man diese gerade in deutschen Regierungskreisen für eine spezielle Form der Freiheit. Eine perverse Form, wie ich anmerken möchte. Ebenso pervers wie die Hoffnung, ein Stück Papier mit wächsernen Siegeln könne die Absichten eines gewalttätigen und intoleranten Regimes beenden.

Darauf ein dreifaches „Neville Chamberlain“!

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31 Kommentare

  1. Warum überhaupt ein Atomprogramm? Das frage ich mich sehr lange schon? Ich meine Deutschland steigt aus der Atom Energie Produktion aus und es wird allgemein empfohlen es uns gleich zu tun? Nur beim Iran wird fast manisch darauf bestanden, ja, sie müssen Atomenergie produzieren. Wenn nicht allein das schon seltsam ist, warum verkauft ihnen denn niemend gleich ein ganzes verfluchtes Atomwerk das unter internationaler Aufsicht genügend Strom liefert, damit sie dann so viel Licht machen können das in Israel keiner mehr einschlafen kann.

    • „Warum überhaupt ein Atomprogramm?“

      Weil Atomkraft toll ist

      „Ich meine Deutschland steigt aus der Atom Energie Produktion aus und es wird allgemein empfohlen es uns gleich zu tun?“

      Deutschlands Vorreiterrolle beim Austieg aus der Atomenergie ist in etwa so nachahmenswert wie Deutschlands Vorreiterrolle bei der Grenzöffnung.

      „warum verkauft ihnen denn niemend gleich ein ganzes verfluchtes Atomwerk das unter internationaler Aufsicht genügend Strom liefert“

      Ich glaube, das war mal im Gespräch, aber dadurch würde sich der Iran abhängig von anderen Ländern, und, was noch schlimmer ist, von UN-Bürokraten machen.

      • So war das. Der Iran betonte stets, dass man unabhängig sein wollte, deshalb müsse man die Technologie entwickeln. Ein strunzdämliches Argument, weil man für diese Technologie eben doch externes Fachwissen benötigt – siehe Zentrifugen. Das es in ökonomischer Hinsicht auch keinen Sinn ergibt, wenn man in einer globalisierten Welt, an der man vorgeblich so gern teilhaben möchte, das Rad neu erfinden will, sollte spätestens klar sein, seit wir Elon Musk scheibchenweise beim Scheitern der Massenproduktion eines preiswerten Elektroautos zuschauen dürfen. Der wollte auch alles alleine machen.
        Es gibt nur noch eine einzige andere Branche, die so ähnlich tickt: Zauberkünstler. Aus Gründen. Denn wenn man ihnen auf die Schliche kommt, ist die schöne Illusion futsch. So beim E-Auto, so beim Atomvertrag mit dem Iran.

        • Ich würde den Anspruch des Irans, die eigene Versorgungssicherheit kontrollieren zu wollen, nicht unbedingt von der Hand weisen. Es gibt keinen freien Markt, auf dem der Iran sein spaltbares Material kaufen kann, sondern er würde durch Sanktionen und Embargos erpressbar, und wäre auf das Wohlwollen der liefernden Länder angewiesen, die in der Regel ebenfalls erpressbar oder käuflich sind. Ich fand das Argument deshalb eigentlich logisch.

          Die Verhaltensweisen und Aussagen aus dem islamischen Raum ergeben durchaus Sinn, wenn man Feindschaft mit in die Gleichung mit einbezieht. Als Westler neigt man dazu zu glauben, dass alle, die sich nicht den selben Authoritäten unterordnen wollen, wie wir selbst, entweder balla balla oder böse sind, weil wir das so sehr verinnerlicht haben, und uns deshalb bestimmte Denkstrukturen fehlen. Ich glaube, die Musel sind selbst ziemlich verwundert darüber, und denken, Allah hätte uns mit Wahnsinn geschlagen. Was gar nicht mal so weit hergeholt ist.

  2. An dieser Stelle möchte ich noch auf den Artikel einer meiner geschätzten Kolleginnen hinweisen. Jennifer Nathalie Pyka schlägt mit ihrem Text im Grunde in dieselbe Kerbe wie ich, betrachtet dabei aber noch etwas ausführlicher die Befindlichkeiten der Europäer, die aus ihrer antrainierten „Israelkritik“ und „Amerikaskepsis“ einfach nicht heraus kommen. Stattdessen spielt man gern Diplomatie der unverbindlichen Art, aber um des Spiels willen, nicht für das Ergebnis…es sei denn, es ist wirtschaftlicher Natur. Das Gejammer der Deutschen und der Franzosen bezieht sich nämlich sehr vordergründig auf die verpasste Chance, im Iran ordentlich Kasse zu machen. Israels Bedenken werden hingehen immer nur als „gefühlt“ oder „eingebildet“ dargestellt. Wie mir diese Hinterhältigkeit auf die Nerven geht, kann ich ohne Flüche kaum beschreiben!
    Hier der versprochene Text. Genießt ihn. https://www.salonkolumnisten.com/iran-deal-europa/

    • Mit Verlaub, das Gejammer der Deutschen – jedenfalls der vorherrschenden Bevölkerung – ist von den real existierenden Kulturen dort unten völlig unabhängig. Die armen Negerkinder (so sagte man früher) und die Muslime sind nur Spielmaterial im Bemühen der Deutschen um ein randvolles Punktekonto im Jenseits – was auch immer sich ein Atheist darunter vorstellen mag.

      Es geht um die Selbsterhöhung, es geht um den Beweis das eigenen Übermenschentums, zumal auch bei den Alten, die noch knocking on heaven’s door die Heilige Mutter Angela wählen. Henryk Broder sagt zum Glück sehr deutlich, dass wir unsere Mündel in unserer Naivität sogar um ihre Zukunft betrügen.

      Manchmal würde man sich wünschen, es gäbe mehr Chicos (Kampfhund in Hannover), an denen sich unreife Jugendliche und gelangweilte Senioren mit Petitionen selbstverwirklichen könnten, ohne großen Schaden anzurichten.

      • Je bedrohlicher, desto besser. In Somalia wurde eine deutsche Krankenschwester entführt und Außenminister (schüttel) Maas LOBT vor einigen Tagen im Nachbarland Äthiopien das Engagement Deutscher im Ausland – anstatt davor zu WARNEN!

        Selbsterhöhung und Fremdenliebe, weil man zu einem gerüttelt Maß an Eigenliebe zu feige ist. Auch das ist leider typisch deutsch.

      • Papperlapapp.

        Es geht darum, der Welt klarzumachen, dass es einen deutschen Holocaust NIEMALS mehr geben kann, weil die deutsche Bevölkerung HEUTE so gut, anteilnehmend, mitfühlend, grosszügig, herzig, und unzweifelhaft klar & deutig auf der Seite des Guten, Wahren, Lichten, und Schönen steht.

        Jedenfalls, solange kein Gegenwind herrscht.

    • Dieses „Vergnügen“ teile ich doch gerne.

      Mir wurde heute von einem sehr guten Freund (mit dem ich auch gerne alt werden möchte – also ist bei gewissen Themen fürderhin „Schnauzehalten“ angesagt) mitgeteilt, dass ich zwar sehr gut sei in Sachen „Big Picture“, aber dennoch sehr zu wünschen übrig liesse ich Sachen „Empathie“ (Flüchtlinge, Einwanderer, Subsidiäre, Schatzsuchende, Schnorrer, etc).

      Ich antwortete ihm, schamlos entwaffnend offen, und teilte ihm mit, dass er Recht hat. Die Gefühlswelt der anti-westlichen Welt interessiert mich nicht einmal für eine Sekunde („You no like? You go hang yourself!), und das Gewinsel der abgelehnten Asylbewerber verstärkt nur meine Verachtung für diese Schmarotzer.

      Die Israelis wissen anscheinend wenigstens noch, warum es sich lohnt zu kämpfen, und wofür es sich lohnt zu leben.

      Der Rest: Devolution?

  3. „weil ich einerseits Doppelstandards ablehne“ – Wer Gunnar Heinsohn kennt, wird um die Doppelstandards gar nicht herumkommen. Der Iran hat viele ungebildete junge Männer, Israel hingegen investiert Hunderttausende in die Bildung jedes einzelnen Bürgers. Der Iran könnte also, ganz abgesehen von der schieren Größe, den Verlust einer Großstadt locker wegstecken, Israel nicht. Wer trägt also das höhere Risiko, falls es doch zu einem nuklearen Waffengang käme?

    • Im Iran muss man auf die Frauen setzen, nicht auf die Männer! Das sollte man in einer patriarchalen Despotie ohnehin tun.

      • Die Frauen im Iran sind allerdings nicht diejenigen, die dem anderen Geschlecht mit dem Ledergürtel eintrichtern, was richtig, und was falsch ist.

      • Ich weiß, Du hasst mich allmählich für die Widerrede, aber… Fällt Dir, außer Ruanda und den Trümmerfrauen, ein Beispiel dafür ein, bei dem das mit den Frauen mal ohne vorhergehendem gewaltsamen Bevölkerungsschwund geklappt hat? Dieser scheint nämlich irgendwie dazu zu gehören, wenn auf die Schnelle ein System durch ein Anderes ersetzt werden soll.

        • Ich habe nichts gegen Widerreden. 😉
          Vielleicht geht es ja mal ganz ohne Gewalt. Oder mit wenig. Verglichen mit anderen Ländern, speziell denen der arabischen Welt, sind die Frauen im Iran besser ausgebildet. Besser zumal als die Männer. Aber ich gebe zu, dass die Hoffnung nur eine kleine ist.

  4. Also, ich glaube, dass die Lage um Israel herum so verkackt ist, dass man sich nicht einmischen sollte. Israel wird von der Bevölkerung seiner Nachbarn überwiegend gehasst, und würde überhaupt nicht mehr existieren, wenn es in der Region demokratisch zuginge. Die Nachbarn nutzen Israel um vom eigenen Versagen abzulenken, und müssten dem, wenn sie es könnten, Taten folgen lassen. Allerdings können sie nicht. Israel hat moderne Atomwaffen.

    Nun möchte der Iran auch einige schlagkräftige Argumente haben, und wer könnte es ihm verdenken. Der Iran steht, zusammen mit Syrien, offiziell auf der Abschussliste des Westens, und was den Westen von einer offensiveren Regime Change Strategie abhält, ist militärische Macht. Libyen und den Irak konnte man wegbomben, aber erst nachdem diese ihre Massenvernichtungswaffen aufgegeben hatten. Hätten diese Länder die Möglichkeit gehabt, mal eben einige Quadratkilometer Land zu sterilisieren, hätte es keine Regime Change Versuche gegeben.

    Es gibt nur zwei Möglichkeiten, militärisch überlegene Gegner zu besiegen: Massenvernichtungswaffen und Terrorismus. Es ist im Interesse der bereits starken Länder, Andere daran zu hindern, von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen, und es ist im Interesse der schwachen Länder, ihre Ressourcen vorrangig in diesen Bereichen zu investieren. Israel hat im Augenblick Massenvernichtungswaffen, und die Anderen wollen diese ebenfalls haben, weil sie derzeit im Falle einer Eskalationsstrategie unterlegen sind.

    Israel möchte natürlich, dass die Anderen auch weiterhin unterlegen sind, weswegen Netanjahu neuerdings seine Reden in Englisch und nicht in Ivrit hält, und verdächtig viele Interviews bei CNN&Co gibt, um den Westen in den Konflikt mit hinein zu ziehen. Ich finde, er sollte dabei etwas aufrichtiger wirken. Sonst kann ers, aber in den Interviews, die ich gesehen habe, kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass er nur die halbe Wahrheit sagt.

    Naja, und der Endeffekt ist: Der Westen hat eine dermaßen schlechte Erfolgsquote mit seinen Regime Change Versuchen, dass ich mitlerweile prinzipiell dagegen bin. Man hats mit aller Entschiedenheit versucht, es hat nicht geklappt, und jetzt muss man daraus lernen. So weit ich weiß, wurden die Ayatollahs mehr oder weniger demokratisch gewählt, und nun müssen die Iraner mit den Konsequenzen ihrer Wahl leben. Dann werden sie halt an Kränen aufgeknüpft. Selbst Schuld. Die Israelis verfügen über genügend Schlagkraft um alle seine Nachbarn in eine Glaswüste zu verwandeln, und ist dadurch sicher. Der Iran kann im Augenblick vielleicht einige Atombomben im Kilotonnen-Bereich zusammenschrauben, aber die haben nicht mehr Sprengkraft als einige konventionelle Aerosolbomben, und kämen nicht durch die israelische Luftabwehr. Um in den Megatonnenbereich zu kommen, müssten die Iraner Tests veranstalten, und am Morgen nach dem ersten erfolgreichen Atomtest wäre Teheran ein Krater.

    Also ist alles im Grünen Bereich. Massenvernichtungswaffen retten Leben. Kein Grund zur Einmischung. Ich würde sogar so weit gehen, dass ein Gleichgewicht des Schreckens, bei dem Alle über die Kapazität verfügen, die Region im Zweifelsfall zu sterilisieren, die friedenssicherndste Option wäre. Im Augenblick hat man den Konflikt, weil Israel zu nett für Krieg ist, und sich in die Rolle desjenigen drängen lässt, der zu böse für Frieden ist. Israel würde eine Eskalationsstrategie gewinnen, hat jedoch selbst Hemmungen, eine gewisse Grenze zu überschreiten, weshalb die Konfliktgegner einen langfristigen Konflikt auf kleiner Flamme fahren, und eine größere Eskalation vermeiden. Dadurch können die Konfliktgegner ihre Bevölkerung bis zum Äußersten radikalisieren, und müssen nicht viel mehr tun, als ab und zu mal einige harmlose Nadelstiche in Richtung Israels zu pieksen, um glaubwürdig zu bleiben. Es passiert ja nichts. Und so wird der Nahostkonflikt zu einem Selbstläufer, der auch in 100 Jahren aktuell sein wird, wenn sich nichts ändert. Bei dem Radikalisierungsgrad der mulsimischen Bevölkerung würde es mich nichtmal wundern, wenn der Konflikt erst dann gelöst werden wird, sobald die ersten Paar Städte verglast wurden. Dann jedoch sehr schnell. Menschen denken nach, wenn plötzlich etwas Schlimmes passiert. So lange alles geregelt zugeht, gewöhnen sie sich daran, und verbleiben in ihrem Trott. Und im Augenblick ist dieser Trott der Nahostkonflikt.

    Übrigens sind Leute, die Eingriffe gegenüber dem Iran befürworden, weil sie behaupten, prinzipiell gegen nukleare Aufrüstung zu sein, entweder dumm oder verlogen. Saudi Arabien ist viel näher daran, eine Atommacht zu sein, als der Iran. Die Saudis haben das Atomprogramm der Pakistanis finanziert, und sich die Option gesichert, die daraus entstandenen Waffen jederzeit kaufen zu können. Die müssen nichts mehr forschen und entwickeln, und die Pakistanis haben auch die notwendigen Tests gemacht, um in den Megatonnenbereich vorzustoßen. Die Behauptung der Saudis, Milliardenbeträge ohne speziellen Grund ins pakistanische Atomprogramm investiert zu haben, ist noch weniger glaubwürdig, als die Behauptung des Irans, ausschließlich Strom erzeugen zu wollen.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Nuclear_program_of_Saudi_Arabia

    • Das ein aktiver Regime-Change von außen nicht funktionieren kann, wenn die Menschen im betroffenen Land nicht zumindest eine Idee davon bewahren konnten, wie eine halbwegs funktionierende Demokratie aussieht, ist ja wohl jedem klar. Na ja…fast jedem. Aber ich habe gerade eine Einschränkung gemacht, die „Idee“ von Demokratie betreffend. Wäre dies anders, würden Du und ich heute noch unter der schmutzigen Flagge des Hakenkreuzes leben, weil alle Welt meinte, ein Regime-Change ginge ohnehin nicht, da könne man nichts machen. Ich halte die Iraner aber für intelligent genug, um selbst über ihr Schicksal zu bestimmen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie noch ein weiteres Mal versuchen würden, sich in die Hände einer absolutistischen Ideologie zu begeben.

      • „Ich halte die Iraner aber für intelligent genug, um selbst über ihr Schicksal zu bestimmen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie noch ein weiteres Mal versuchen würden, sich in die Hände einer absolutistischen Ideologie zu begeben.“

        Bezüglich der Intelligenz der Iraner würde ich widersprechen. Die liegen, was den Durchschnitts-IQ angeht, unterhalb des Irak. Siehe hier:

        https://www.worlddata.info/iq-by-country.php

        Daher erscheint es mir fraglich, ob die Menschen dort überhaupt das Potenzial zu so etwas wie „Demokratie“ haben, und Demokratie mehr als eine Wahl zwischen Kommunismus und religiösem Fundamentalismus wäre. Elitendiktaturen scheinen in dieser IQ-Spanne besser zu funktionieren, aber Elitendiktaturen sind undemokratisch. Ich persönlich wäre für eine kapitalistische Elitendiktatur als kleinstes Übel. Genau dies wird vom Westen jedoch nicht verfolgt.

        „Wäre dies anders, würden Du und ich heute noch unter der schmutzigen Flagge des Hakenkreuzes leben, weil alle Welt meinte, ein Regime-Change ginge ohnehin nicht, da könne man nichts machen.“

        Der zweite Weltkrieg wurde begonnen, als das reichsdeutsche Finanzsystem kurz vorm Zusammenbruch stand. Die NSDAP war aus wirtschaftlicher Sicht eine sozialistische Partei. Durch den zweiten Weltkrieg konnte die staatliche Misswirtschaft aufrecht erhalten werden, weil zum normalen Wirtschaftsbetrieb Plünderungswirtschaft, Sklavenarbeit, etc. hinzu kam. Wenn man den zweiten Weltkrieg als Regime-Change-Operation versteht, könnte es also durchaus sein, dass diese Operation die Existenz des dritten Reichs verlängert hat. Abgesehen davon, sollte man nicht vergessen, dass Städtebombardements und Massenvergewaltigungen zu dieser erfolgreichen Regime-Change-Operation dazu gehörten, und anschließend reihenweise (teilweise Unschuldige) Kollaborateure auf offener Straße gelyncht wurden. Ich würde davon ausgehen, dass diese Dinge für den erfolgreichen Ausgang der Operation relevant waren. Die Regime-Change-Operationen, die versuchten, ohne diese Mittel auszukommen, sind mehrheitlich gescheitert.

        Was sich für mich daraus ergibt, ist, dass ich nicht Teil der Bevölkerung sein möchte, die durch eine Regime Change Operation befreit wird. Manchmal ist das Kind halt in den Brunnen gefallen, und es ist das kleinere Übel, es nicht zu retten. Die Bevölkerung ist dafür verantwortlich, wer sie regiert. Ich würde mich, als Bevölkerung, daher primär darauf konzentrieren, dass mein eigener Staat nicht totalitär wird, bevor ich mich in anderen Regionen einmische. Ich habe nicht den Eindruck, dass dies im Westen geschieht. Im Gegenteil.

        Abgesehen davon, glaube ich, dass diejenigen, die versuchen den Westen zu islamisieren, durchaus eine Politik verfolgen, die man mit Regime Change vergleichen kann.

        • Da sprechen Sie aber auch ein Taboo an. Südkorea, Japan, Deutschland hatten alle zu einem gewissen Maße erfolgreich die Werte der Sieger übernommen (oder hatten jedenfalls den Drang es zu tun). Mit großer Brutalität lässt sich der Wille der Massen brechen. Das läuft auf unterbewusster Ebene ab und lässt sich auch für Religionswechsel in Antike und Mittelalter dokumentieren.

          Ich glaube mit „nie wieder“ meint man v.a. „nie wieder Dresden“ und das ist auch okay. Und ich verstehe es. An dieser Stelle getrau ich mich kaum zu fragen, „Und? War es das nicht wert?“

        • „Da sprechen Sie aber auch ein Taboo an.“

          Das ist eins meiner liebsten Hobbies.

          „Ich glaube mit “nie wieder” meint man v.a. “nie wieder Dresden” und das ist auch okay.“

          Ich glaube, mit dem „Nie wieder“ meinen unterschiedliche Menschen unterschiedliche Dinge. Ich persönlich denke, dass man aus der Geschichte die Lehre ziehen sollte, dass es ziemlich schlecht laufen kann, wenn man einen Staat hat, der zu groß ist, um von der Bevölkerung totgeschlagen zu werden, falls er seine Kompetenzen überschreitet, und die Bevölkerung nicht zögern sollte, dies gegebenenfalls auch zu tun. Das ist meiner Meinung nach die einzige tiefere Lehre, die man aus jüngeren deutschen Geschichte ziehen kann. Die sonstigen Lehren haben mehr mit Psychodrama und Katharsis zu tun, als mit Rationalität.

          „An dieser Stelle getrau ich mich kaum zu fragen, “Und? War es das nicht wert?”“

          Interessante Frage. Falls man den zweiten Weltkrieg als Akt der Notwehr begreift, was ich behaupten würde: Doch, das war es wert. Notwehr rechtfertigt solche Mittel, und irgendetwas musste man mit der neuen Situation auch anfangen, nachdem man gewonnen hatte. Da gabs nicht viele Möglichkeiten.

          Da es aktuell jedoch um Regime-Change-Operationen geht, wirds komplizierter. Um den zweiten Weltkrieg als Regime-Change-Politik zu betrachten, müsste man annehmen, dass die Nazis niemanden angegriffen haben, sondern selbst angegriffen worden sind, oder man sie gegen ihren Willen in einen Krieg verwickelt hat. Durch diesen Krieg sind die richtig fiesen Dinge – zum Beispiel das Holocaust – überhaupt erst möglich geworden. Die industrielle Vernichtung von Menschen war eines der Projekte des totalen Kriegs, das zu Friedenszeiten nicht in diesem Umfang hätte existieren können, und das ohne den Regime Change Versuch nicht stattgefunden hätte. Sowas in Kauf zu nehmen, um ein unliebsames Regime abzusägen, wäre nichts, das ich gutheißen würde. Das selbe gilt für die anschließenden Massenvergewaltigungen, und dergleichen. Wer sowas ohne konkrete Notwehrlage in Kauf nimmt, ist selbst ein Regime, das eine derartige Behandlung verdient hat.

          Sofern man annimmt, dass die Brutalität des zweiten Weltkriegs eine Voraussetzung für das Gelingen des Regime Changes war, würde ich zudem infrage stellen, ob der Westen diese Brutalität heute reproduzieren kann, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Falls nicht, wäre der Versuch nämlich zum Scheitern verurteilt. Bei Bedarf könnte ich übrigens konkrete Zahlen dazu liefern, was in etwa notwendig ist, um eine Population durch Trauma zur Aufgabe zu bewegen. Dazu gibts Forschungen. Ich lass es vorerst aber, weil das zu den Informationen gehört, die man in der Regel nicht wissen will. Nur soviel: Die NATO-Staaten und Israel kommen derzeit nicht mal in die Nähe dessen, was notwendig wäre.

          „Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass die israelischen Atomwaffen ein Bluff sein könnten?“

          Falls dies der Fall ist, sollten man daran schnell etwas ändern. Bluffs werden früher oder später gecalled. Im Augenblick hat Israel Nachbarn, deren Arbeit eine Bevölkerungsreduktion erleichtern würde, und die nur deshalb stabil sind, weil sie Israel als Buh-Mann und äußeren Feind haben. Um diese Stabilität zu erhalten, wird der Bevölkerung dort von klein auf eingetrichtert, dass sie von Israel unterdrückt werden, und Juden die Überschurken sind. Früher oder später gibt das nen Call, besonders, wenn es demokratischer wird. Diktatoren traue ich da noch mehr Verstand zu, als gewählten Volksvertretern.

        • Das sagt sich leicht. Das Land ist doch recht klein und wurde immer wieder von Milizen, Terroristen und benachbarten Armeen heimgesucht. Würden da nicht Atomwaffen eine große Gefahr darstellen? Ich meine, dass selbst eine Stationierung von US-Bomben zu heikel wäre. Unter den Gegnern befinden sich wohlgemerkt potentielle Selbstmordattentäter.

          Mir drängt sich der Verdacht auch auf, weil Israel so nervös reagiert. Eine Machtdemonstration, ein Waffentest auf irgendeinem gemieteten Inselchen oder eine Militärparade zum Vorzeigen der Bomben, würde ja schon die Iraner beeindrucken. Man hat aber wohl nix.

          Einen Regime-Change lehn ich auch ab. Aus dem von Ihnen genannten Grund. Wir können kein Blut sehen. Man hat sich beim Irak schon verkalkuliert, die Bevölkerung für reifer gehalten als sie war, weniger Gewalt einkalkuliert als nötig gewesen wäre. Der einzige Ort, wo ich einen militärischen Diktatorensturz begrüßen würde, ist Nordkorea, aber da stehen die Russen und die Chinesen (noch) quer.

          Sie irren sich leider, dass sich so etwas wie der Holocaust in Friedenszeiten nicht hätte realisieren können. Es wäre schwieriger, aber andere Sozialisten in UDSSR und China konnten es ja auch.

  5. Solange es Taqiyya im Koran gibt, solange glaube ich gläubigen Muslimen kein einziges Wort.

  6. Der Iran ist also der Böse, Israel und die USA sind also die Guten?
    Für mich ist das nicht so eindeutig. Ich traue auch Israel und den USA alles zu.

    Steht nicht der Iran schon seit vielen, vielen Jahren auf der Abschussliste der USA so wie der Irak, Libyen, Syrien? Ein Regime-Change wird seit langem angestrebt!
    Und sind nicht die USA sehr dicke mit den Saudis, den Todfeinden des Irans? Es werden sogar die Verbrechen der Saudis im Jemen ignoriert für diese „Freundschaft“.

    Ich glaube, dass hier versucht werden soll, einen Konflikt zu provozieren. Der Iran ist möglicherweise so dumm. „mitzuspielen“. Und selbst wenn nicht: Im Fall des Irak durften wir ja erfahren, dass bei Nichtmitspielern eben etwas konstruiert wird: Das erste Mal die Brutkastenlüge und das zweite Mal die Massenvernichtungswaffen.

    Das alles heißt keineswegs, dass ich den Islam für eine friedliche Religion halte. Ganz im Gegenteil.
    Aber der Westen ist nicht weniger aggressiv, wenn es um die Durchsetzung seiner Interessen geht.

    Schönen restlichen Vatertag noch. 🙂

    • Abschussliste finde ich etwas übertrieben, außerdem gibt es in der Einschätzung immer Freiheitsgrade. Noch unter G.W.Bush war Nordkorea Teil der „Achse des Bösen“, heute treffen Trump und Kim sich in Singapur. Im Übrigen denke ich, ein Regimewechsel in Iran – wenn er nicht von außen militärisch erzwungen wird – wäre das beste, was dem Iran, der Region und der Welt passieren könnte! Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass WENN dies in irgend einem islamischen Land ÜBERHAUPT möglich sein kann, ohne dass danach etwas entsteht, was schlimmer ist als das Regime zuvor, dann im Iran! Ich glaube, wenn das Königshaus in Saudi-Arabien plötzlich verschwände, ginge eine Stunde später das Licht aus und Bürgerkrieg herrschte – während die Iraner in derselben Situation erst einen Freitag später merken würden, dass irgend etwas am Freitagsgebet anders ist.

  7. Alles differenzierte, was man zu dem Iran-Israel-Konflikt sagen kann, vergeht einem, wenn man die typisch deutschen Kommentare angehört hat. Alles irgendwie so:

    Moslems immer unterdrückt und lieb
    Israel immer Aggressor
    Internationales Recht kommt von Gott und unterstützt eigene Meinung
    Amis wollen nur Öl
    Amis akzeptieren schlechteren Zugang zum Öl, weil kriegsgeil.
    Netanyahu …. argh…. Netanyahu
    Europa und Russland haben das mit dem Frieden ja schon fast geklärt.
    Lecker gemeinsam Essen unserer Politiker garantiert Frienden, weil Diplomatie.
    Juden sind lieb, außer sie manifestieren sich als atmende Wesen.
    Man würd doch noch sagen dürfen, außer die Konservativen, die nicht.
    Wir müssen ENDLICH unsere Beißhemmung ablegen.
    Nie wieder Holocaust an den Muslimen?!? (überhaupt ein Treppenwitz)
    Gerade wir als Deutsche müssen denen mal so richtig sagen…
    Wir als Deutsche haben ja aus der Geschichte gelernt, den Juden hat sie eh gefallen.

    • Nicht zu vergessen: „Chrrrr, de Jodn!“

      Aber so sind Menschen nunmal. Nicht sehr helle, aber niemals ohne Meinung, und niemals ohne Mitbestimmungsrecht.

    • Um es auf die Spitze zu treiben: „Wir Deutschen haben aus dem Holocaust gelernt, im Gegensatz zu den Juden.“

      Das sagt zwar keiner, aber der Mainstream verhält sich genau so. Koryphäen wie Augstein-Walser sei dank.

  8. Lieber Herr Letsch, wie immer mein Kompliment für Ihren klaren und völlig realistischen Beitrag.
    Diese Klarheit und der Realismus gehen leider sowohl “ Europa“ als auch Deutschland , jedenfalls der hier herrschenden „Politikern“ völlig ab. Sowohl in der Innen-,als auch in der Außenpolitik bekommen die sich in Sachen Islam-Appeasement
    kaum ein. Man kann sich nicht tief genug verbeugen, niemals genug Verständnis zeigen und nicht laut genug die“Friedfertigkeit“ des Islam betonen und alle Zweifler als „Phobisten“ verleumden.
    Wenn der Rest der “ westlichen Welt“ nicht beginnt, definitiv rote Linien zu ziehen ( wie D. Trump) und eine Überschreitung sofort auch ggf. mit Gewalt zu sanktionieren, wird der Rest keiner mehr bleiben und unsere alte Welt im islamischen Chaos untergehen. Es hat schon begonnen…..

    Für Sie einen schönen Vatertag, gedenken wir heute alle Gottes Sohn.

    Ihr Andreas Stüve

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