Nächtliche Marathonsitzungen sind bei unserer Ampelregierung das vermeintliche Indiz für hart errungene politische Kompromisse zu Problemen, die eine gewisse Dringlichkeit haben. Und wer wollte bestreite, dass es da so einige gibt im Land. Ein Ressourcen und Gewissheiten auffressender Krieg im Osten, ein unerklärter und mit blitzenden Messern vorgetragener Bürgerkrieg von Süden her, ein Energiekrieg gegen die eigene industrielle Basis, eine erodierende Währung und Versorgungsengpässe in der medizinischen Versorgung von Antibiotika bis Hustensaft… nur die überflüssigen Covid-Stöffchen hat der zuständige Minister für die nächsten hundert Jahre im Bunker. Das könnte eine sehr unangenehme Diät werden, wenn wir das alles auslöffeln müssen. Es gab also viel Dringendes zu besprechen zwischen den Koalitionären der Ampel, doch die entschied, sich ausschließlich mit der Rettung des Weltklimas vor CO2 zu befassen. Herausgekommen ist ein 16 Seiten schlankes Papier, von dem die Presse meint, es enthalte nicht viel von den Plänen der Grünen. Doch wer das behauptet, muss etwas völlig anderes gelesen haben. Außer grünen Klimaverstiegenheiten ist da nämlich nichts drin.

Die Ampelkoalition hat nun beschlossen, dass die Stunde nur noch 30 Minuten hat und wir – also Sie alle da draußen, liebe Leser, die Sie mitgenommen, abgeholt und nicht im Stich gelassen werden – haben schon 29 davon ungenutzt verstreichen lassen, weshalb wir uns nun etwas beeilen müssen mit der Weltenrettung. Das ist jetzt so beschlossen, der Weg ist gewiesen, die Politik hat in langen ermüdenden Sitzungen die wichtigsten Dinge für uns erledigt, als da wären klangvolle Namen für Beschleunigungsgesetze finden und Termine fixieren. Nur das Fehlen von Zeitdruck und Politikergeschwätz hielten uns bekanntlich bislang zurück. Doch nun müssen endlich auch wir unseren geringfügigen Beitrag leisten und schnell mit der Umsetzung fertig werden. Neben all den anderen Dingen, die wir sonst von Neun bis Fünf zu tun haben. Danke, Ampelkoaltition! Danke für das „Modernisierungspaket für Klimaschutz und Planungsbeschleunigung“! Es lebe der neue Sechsjahresplan, er lebe hoch, hoch, hoch! Schauen wir uns mal an, was so alles beschlossen wurde.

Nun macht mal schnell…

„Diese Koalition ist angetreten, um Deutschland zu modernisieren. Bereits im vergangenen Jahr haben die Koalitionspartner umfassende Reformen auf den Weg gebracht, damit 2030 in Deutschland mehr als doppelt so viel erneuerbarer Strom produziert wird wie heute.“

Doppelt so viel „erneuerbarer Strom“ ist auch in 2030 nicht genug, wenn Sonne und Wind nichts liefern und die Hälfte davon heute schon zu viel, wenn es mal ein Sturm mit Namen über Deutschland zieht. Von Speichern, von denen wir wissen, dass wir sie brauchen werden, ist im Papier hingegen keine Rede.

„Die Koalitionspartner arbeiten dafür an einem neuen Deutschlandtempo.“

Da bin ich mir sicher. Es kommt aber schon auf die Zeithorizonte ab. Der Deutschlandtakt der Pünktlichkeit ist bei der Bahn schon für das Jahr 2070 terminiert. Das wäre aber sehr unambitioniert, wenn 2030 bereits die Welt gerettet sei muss.

„Zukünftig werden alle Sektoren aggregiert betrachtet. Wenn die Projektionsdaten in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zeigen, dass mit den aggregierten Jahresemissionen bis zum Jahr 2030 das Gesamtminderungsziel nicht erreicht wird, wird die Bundesregierung auf Basis der Vorschläge der maßgeblich für die Minderungsmengen der Sektoren verantwortlichen Bundesministerien Maßnahmen beschließen, die sicherstellen, dass das Minderungsziel bis 2030 dennoch erreicht wird. Alle für die Sektoren verantwortlichen Bundesministerien, insbesondere jene, in deren Zuständigkeitsbereich die Sektoren liegen, die die Zielverfehlung verursacht haben, haben zu den Maßnahmen der Minderung beizutragen.“

Heißt: Wir rechnen jedes Jahr alles zusammen und wenn wir hinter dem Plan liegen, beschließen wir, dass ab sofort alles noch viel schneller gehen muss.

Alles mit Strom

„Damit das Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität im Jahr 2045 erreicht werden kann, werden zum Ausgleich unvermeidbarer Emissionen natürlichen Senken und technische Senken wie Bioenergie mit CO2-Abscheidung und -Speicherung (BECCS) oder direkte CO2-Abscheidung aus der Luft und anschließende Speicherung (DACCS) eine Rolle spielen. Die Bundesregierung wird für die Jahre 2035, 2040 und 2045 ein Ziel für Negativemissionen festlegen. Dies wird erstmalig im Jahr 2024 auf Basis der im Koalitionsvertrag für dieses Jahr vorgesehenen Langfriststrategie zum Umgang mit unvermeidbaren Restemissionen geschehen.“

Mit Direct Air Capture ist es wie mit den synthetischen Kraftstoffen, den sog. E-Fuels: man braucht für beides kontinuierliche billige elektrische Energie im Überfluss, um das im großtechnischen Maßstab zu machen. Die kann aber nicht aus Sonne und Wind kommen und die Kernenergie haben wir aus einer ideologischen Marotte heraus abgeschafft. Setzt man solche Anlagen (wer soll das eigentlich machen) dennoch in die Landschaft, konkurrieren die mit allen anderen Verbrauchern im Netz – und von denen kann die Ampel gar nicht genug haben, wie wir noch sehen werden.

„Mit der Umsetzung der EU-Notfall-Verordnung wird das Tempo beim Ausbau von Wind und Photovoltaik (PV) und den dazugehörigen Netzen nochmals erhöht.“

Sie haben richtig gelesen: Notfall-Verordnung! Die Energiewende firmiert in der EU unter ähnlich dubiosen juristischen Voraussetzungen wie die mRNA-Behandlungen. Ich sage das nur, damit Sie Vertrauen fassen. Das wird schon alles gut gehen!

„Zentraler Baustein einer modernen und leistungsfähigen Infrastruktur ist der Ausbau und die Modernisierung des Schienennetzes. Dafür sollen Planung, Genehmigung und Umsetzung erheblich beschleunigt werden. Mit dem Genehmigungsbeschleunigungsgesetz Verkehr soll für Schienenprojekte, die im Bedarfsplan im Vordinglichen Bedarf oder als Fest Disponiert eingestuft sind, ein überragendes öffentliches Interesse festgelegt werden.“

Nichts gegen die Sanierung unseres Schienennetzes! Einige pan-europäischen Trassen warten seit Jahrzehnten darauf, dass in Deutschland endlich etwas in diese Richtung passiert. Ob es dafür ein Gesetz mit dem infantilen Namen „Genehmigungsbeschleunigungsgesetz“ braucht, sei mal dahingestellt.

„Für Bundesfernstraßen ist im Genehmigungsbeschleunigungsgesetz Verkehr u. a. vor-gesehen, dass existierende marode Brücken deutlich schneller und einfacher saniert bzw. ersetzt werden können als bisher.“

Das muss man sich mal geben: verhindert etwa die aktuelle Gesetzgebung, dass Brücken erst gar nicht marode werden? Wohl kaum! Es sind vielmehr Schlendrian und Aufschieberitis, die die Probleme mit unserer Infrastruktur erst ins Unermessliche haben wachsen lassen. Man gibt das Geld viel lieber für Projekte im Wolkenkuckucksheim oder lässt straßenbezogene Steuergelder in Prestigeprojekten wie Stuttgart 21 versickern.

„Wind-Onshore: Gewerbe und Industrie brauchen mehr günstigen Windstrom.“

Falsch! Gewerbe und Industrie brauchen verlässlichen, günstigen Strom. Ob der von Wind erzeugt wird, ist unerheblich. Stattdessen bekommen sie teuren „grünen“ Strom und Lastabwurfverträge.

„…dazu ist es erforderlich, kurzfristig zusätzliche Flächen für Windkraftanlagen an Land bereitzustellen. Dafür soll der Handlungsspielraum für Kommunen erweitert werden, indem die Kommunen auch dann Flächen für Windenergie ausweisen können, wenn die regionalen Planungen in ihrem Gebiet keine Windflächen vorgesehen haben. Zusätzlich soll eine flächen-spezifische Außenbereichsprivilegierung für bestimmte besonders geeignete Flächen eingeführt werden. Auf diesen Flächen sollen Windenergieanlagen für die direkte Belieferung der benachbarten Unternehmen errichtet werden können, ebenso soll auch der Eigenverbrauch ermöglicht werden. Auch der Handlungsspielraum für Länder soll erweitert werden, wenn sie die allgemeine Außenbereichsprivilegierung vorziehen wollen (Länderöffnungsklausel).“

Das Märchen vom Windrad, dass eine Fabrik antreibt, ist so unausrottbar wie das von der Vogelspinne in der Yuccapalme. Die Arbeitsverträge möchte ich gern mal sehen, die es braucht, damit bei Wind produziert, bei Flaute aber Ferien gemacht werden. Die Sache mit dem Eigenverbrauch ist aber generell eine sinnvolle Sache – sofern man den erzeugten und verbrauchten Strom nicht am Ende doch durch EEG und Steuergesetzgebung verteuert. Ich bin ja ohnehin sehr für Insellösungen zu haben, wenn sie tatsächlich autark machen, was im Fall der Stromerzeugung eine ehrliche, komplette Netzentkoppelung bedeuten würde, statt einer statistischen Gegenrechnung von Einspeisung und Entnahme.

Jeder Verbraucher weniger entlastet das eh schon am Rande des Zusammenbruchs fahrende Netz. Ich bin allerdings sicher, dass große Windkraftanlagen zur Netzentkopplung ungeeignet sind. Nicht nur wegen der Volatilität und fehlenden Speichern, sondern auch wegen des Eigenbedarfs für Nachführung, Kühlung, Heizung, Eisfreiheit der Rotorblätter… Stehen sie still, sind WKA nicht wirklich still, sondern verbrauchen Strom und zwar je nach Typ im mehrstelligen Kilowattbereich, siehe etwa diese ENERCON-Datenblätter (ab Seite 9). In der Idealwelt der Energiewende braucht man also Windräder, die laufen, wenn andere Windräder nicht mehr laufen, weil sie Strom brauchen, damit sie wieder laufen, wenn sie wieder laufen können. Aber lassen wir das.

Für die Ampel scheint ja noch die Sonne

„Der stufenweise Ausbau von Photovoltaikanlagen entlang der Bundesautobahnen und Bahnstrecken…[] Beim Autobahnausbau werden bereits bei der Planung die Voraussetzungen für eine eigenwirtschaftliche Nutzung der Flächen zur Erzeugung erneuerbarer Energien geschaffen. Für den Bestand werden die Voraussetzung geschaffen, die Flächen entlang der Autobahnen grundsätzlich für erneuerbare Energieerzeugung zu nutzen. Das Bundesfernstraßengesetz definiert derzeit verschiedene Zonen entlang von Bundesfernstraßen, die den zulässigen Abstand von Bebauungen regeln. Für Hochbauten jeglicher Art gilt innerhalb einer bestimmten Entfernung ein absolutes Bauverbot bei Bundesautobahnen und Bundesstraßen. Außerdem gibt es Anbaubeschränkungszonen. Häufig werden noch größere Sicherheitsabstände gewählt. Es wird daher klargestellt, dass nunmehr im Rahmen der anbaurechtlichen Beurteilung die Belange der erneuerbaren Energien grundsätzlich überwiegen. Dennoch treten straßenrechtliche Belange nicht vollständig hinter diese zurück, sondern es ist bei der Einzelfallentscheidung über eine Ausnahmegenehmigung zu prüfen, ob gewichtige straßenrechtliche Belange entgegenstehen, die bei der Bemessung des erforderlichen Abstands zu beachten sind.“

Die erwähnte „bestimmte Entfernung“ nennt sich Hochbauverbot und beträgt bei Autobahnen 40 Meter und bei Bundesstraßen 20 Meter. Die Ampel kratzt hier also schon die letzten Flächen zusammen, die der Bund noch ohne private Umnutzungen verfügbar hat. Gut, verzichten wir auf Grünstreifen und pflastern alles mit Solarpanelen zu. Kann man machen, hat man eben noch mehr volatilen Sonnenstrom. Doch auch diese Anlagen muss jemand planen, die Materialien einkaufen und errichten. Und nicht vergessen, dort regelmäßig zu putzen und die durch Steinschlag zerstörten Platten auszutauschen.

„Um die Entwicklung, Sicherung und Aktivierung einer ausreichenden Flächenkulisse zu gewährleisten und die Kompensationsmaßnahmen für große Bundesvorhaben qualitativ hochwertig umzusetzen, wird eine zentrale Organisationseinheit im Geschäftsbereich des BMUV geschaffen und entsprechend ausgestattet.“

Vergessen Sie Politvokabeln wie Flächenkulissen und Kompensationsmaßnahmen, lesen Sie nur „zentrale Organisationseinheit schaffen und ausstatten“. Mit anderen Worten: Es gibt Planstellen und Gelder zu verteilen! Wer könnte da nein sagen!

„Der Schienengüterverkehr soll bis 2030 einen Marktanteil von 25 Prozent erreichen“

Derzeit sind es 17,6%, das scheint also machbar. Die Frage ist leider, was schneller geht: die Verlagerung von Gütern auf die Schiene oder – galoppierender Deindustrialisierung sei Dank – die Abwanderung deren Herstellung ins Ausland. Und dass die vielen Kesselwagen demnächst statt Benzin, Öl, Gas und diversen chemischen Produkten grünen Wasserstoff transportieren werden, ist leider ausgeschlossen.

„CO2-Aufschlag auf die Lkw-Maut: Zum 1. Januar 2024 werden eine CO2-Differenzierung der Lkw-Maut und ein CO2-Aufschlag in Höhe von 200 Euro pro Tonne CO2 eingeführt. Emissionsfreie Lkw werden bis Ende 2025 von der Infrastrukturgebühr befreit, anschließend werden lediglich 25 Prozent des regulären Satzes erhoben.“

Zu den horrenden Energiepreisen, von denen die Branche eh schon betroffen ist, kommt nun noch eine zusätzliche CO2-Maut hinzu. Doch freuet euch, ihr „emissionsfreien Lkw“, die es (außer einigen Prototypen) nicht gibt, ihr seid von der Gebühr befreit. Erst die von euch, die es 2025 auch noch nicht geben wird, bezahlen 25% der Gebühr.

„Lkw-Maut ab 3,5 Tonnen: Die Lkw-Mautpflichtgrenze wird zum 1. Januar 2024 abgesenkt, sodass grundsätzlich alle Nutzfahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen technisch zulässiger Gesamtmasse in die Gebührenerhebung einbezogen sind. Die technische Umsetzung erfolgt schnellstmöglich. Handwerksbetriebe werden ausgenommen.“

Schlimm genug, dass man den mittleren Lieferverkehr nun auch zusätzlich zu KfZ- und Mineralölsteuer zur Kasse bittet, schafft man sofort Ausnahmen, die überwacht und verwaltet werde müssen.

Der Ingenieur hat’s nicht schwör

Aufbau Infrastruktur-Grundnetze für batterieelektrische und Wasserstoff-Lkw: Der vorausschauende Aufbau eines initialen Netzes an Ladeinfrastruktur und Wasserstofftank-infrastruktur für schwere Lkw bis 2025 wird sichergestellt (Ausschreibung beginnen ab Q3 2023). Für batterieelektrische Lkw wird ein bedarfsgerechtes Grundnetz entlang der Bundesautobahnen geschaffen.“

Ein typischer Dialog zwischen Capitain Kirk und Scotty ging etwa so.

„Wie lange dauert die Reparatur, Scotty?“
„Der Warpantrieb ist völlig hinüber und wir müssen die Plasmaverteilerspulen neu kalibrieren. Das dauert mindestens 48 Stunden, Capitain.“
„Scotty, wir müssen in 12 Stunden beim Aldebaran sein, ich verlasse mich auf sie!“
„Capitain, in acht Stunden können wir los!“

Auf dem Raumschiff Deutschland wir in sechs Jahren nicht nur die Ladeinfrastruktur für 15 Millionen PkW (nächster Punkt) gebaut, nein, die für elektrische Schwerlast-LKW entlang der Autobahnen gleich mit! Und weil das auch noch nicht ambitioniert genug ist, auch gleich ein Wasserstoffnetz! Die Milliarden werden in dem Papier rausgehauen wie auf dem „Ich muss verrückt sein“-Teleshopping-Kanal.

„Zur Beschleunigung des Markthochlaufs elektrisch betriebener schwerer Nutzfahrzeuge wird der Aufbau von Lkw-Ladeinfrastruktur sowie von Wasserstofftankinfrastruktur für Nutzfahrzeuge an Depots, Betriebshöfen und weiteren Hubs in logistischen Ketten unterstützt.“

Vergessen wir mal kurz die Hybris, auch noch auf die Schnelle den Güterverkehr zu elektrifizieren (und gleichzeitig auf die Schiene zu bringen, wie wir weiter oben sahen) und konzertieren uns auf dieses eine verräterische Wort: Markthochlauf. So stellt man sich das in der Politik nämlich vor, Märkte, Pumpen, Motoren…alles eine Sülze. Man drückt auf einen Knopf und dann läuft etwas hoch. Und drückt man den Knopf stärker oder mehrfach, kommt es zur Beschleunigung des Hochlaufs. Das ganze Papier liest sich wie eine Anleitung aus einem Baukasten Lego-Technik und so ähnlich stellt man sich in unserer Ampelregierung das wohl auch vor. Gibt es denn nicht einen Referenten mehr im Dunstkreis der Ampel, der weiß, wie Märkte funktionieren?

„15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge bis 2030“

Hybride, die ja immerhin noch ein gängiger Kompromiss mit dem besten aus beiden Welten sind, nicht mitgerechnet. Im Oktober 2022 waren 840.000 auf unseren Straßen unterwegs.  470.000 kamen allein 2022 dazu. Ginge es in dem Tempo weiter, wären es in 2030 allerdings erst 2,8 Millionen. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres kamen nur etwa 50.000 hinzu, was angesichts von Inflation und Rezession kein Wunder ist.

„Das Erreichen des 15-Millionen-Ziels setzt einen erheblichen Anstieg der Neuzulassungen von batterieelektrischen Fahrzeugen bereits in den nächsten Jahren voraus. Die Bundes-regierung wird gemeinsam mit der Branche die Entwicklung eng monitoren und im Bedarfsfall weitere Maßnahmen zur Erreichung des Ziels beschließen.“

Überlegen Sie, liebe Leser, wie riesig die Probleme tatsächlich sind, wenn sogar in diesem durchgeknallten Papier leise Zweifel an der Umsetzung der eigenen Pläne geäußert werden. Neuzulassung heißt übrigens kaufen oder leasen, was erheblich finanzielle Mittel voraussetzt, wenn man diese Zahl „eng monitoren“ und dabei auch noch steigern will. Was uns zum „Masterplan Ladeinfrastruktur II“ führt.

Der „…stellt sicher, dass der für die Erreichung der Klimaziele erforderliche Ausbau der Ladeinfrastruktur in Zusammenarbeit von Ressorts, Ländern, Kommunen sowie der Automobil- und Energiewirtschaft erreicht wird. Kommt der Ladeinfrastruktur-Ausbau nicht schnell genug voran, steuert die Bundesregierung über den engmaschigen Monitoring-Mechanismus nach.“

Das stellt der einfach so sicher! Eng monitort und mit Steuergeldern ausgebuttert. Was ist eigentlich aus dem Masterplan Ladeinfrastruktur eins geworden?

Schluss mit lustig!

„Die Verteilnetzbetreiber werden gesetzlich verpflichtet, ihre Netze vorausschauend auszubauen, damit in 2030 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge reibungslos und komfortabel geladen werden können.

Vorbei die Zeiten, in denen Netzbetreiber ihre Netze erratisch und ohne Sinn und Verstand einfach ins Grüne oder Blaue hinein erweitert hatten. Reibungslos und komfortabel soll es hergehen, wenn 2030 statt einer halben Million schlappe 15 Millionen Autos laden – ganz zu schweigen vom elektrischen Schwerlastverkehr. Da muss man sich schon mal etwas mehr Mühe geben beim Netzausbau.

„CO2-neutrale Fahrzeuge ab 2026 bei Car-Sharing: Durch eine schnellere Umstellung von Carsharing-Flotten auf CO2-neutrale Antriebe kann ein weiterer Beitrag zur Minderung von CO2 im Verkehr geleistet werden. Dazu wird die Bundesregierung über § 5 Absatz 4 Carsharinggesetz (CsgG) die CO2-Neutralität zu einem Eignungskriterium für die Zulassung von Carsharing-Flotten ab 2026 machen. Die Regelung sollte dabei eine im Zeitverlauf ansteigende Anteil vorsehen.“

Von wegen „ich brauch nur einen kleinen E-Flitzer für die Stadt und kann bei Gelegenheit einen Diesel mieten, damit ich Tante Heidelinde in Bayreuth besuchen kann“! Die Carsharing-Flotten werden noch schneller an die elektrische Kandare genommen als der Rest des automobilen Landes.

Bullshit, vorschattiert

So geht es weiter und weiter im Papier. Stellenweise klingen sie Sätze so gestanzt, inhaltsleer und nichtssagend, dass man annehmen muss, die Fachreferenten lagen schon schlafend unter dem Tisch, währen die Juristen noch mit erlöschender Geistesgegenwart Reste kalten Kaffees schlürften. Hier nur ein Beispiel zum Genießen:

„Die Bundesregierung wird deshalb nach Vorlage der Schriftform der EED-Regelungen ein Energieeffizienzgesetz vorlegen, das die Erreichung der Effizienzziele mit Blick auf 2030 sicherstellen soll und dieses für 2040 und 2045 vorschattiert. Das Gesetz wird wirksame Maßnahmen zur Zielerreichung unter Minimierung des Bürokratieaufwands für Unternehmen ab einer bestimmten Schwelle beinhalten. Damit werden die Beschlüsse der Europäischen Energieeffizienz-Richtlinie (EED) zeitnah in nationales Recht überführt und darüber hinaus – im Sinne frühzeitiger Planungs- und Investitionssicherheit – ein langfristiger Zielpfad gezeichnet.“

Und ganz am Ende, nachdem alles elektrifiziert, solarbedacht und windradbestanden ist, dass es nur so scheppert, kommt man noch kurz zum Elefanten im Raum, der Heizproblematik:

„Es wird darauf geachtet, dass ein technologieoffener Ansatz verfolgt wird, und dass ausreichende Übergangszeiträume zur Verfügung stehen. Das Gesetz wird dabei pragmatisch ausgestaltet, unbillige Härten auch zum sozialen Ausgleich werden vermieden und sozialen Aspekten angemessen Rechnung getragen; auch für Mieterinnen und Mieter. Damit Bürgerinnen und Bürger nicht überfordert werden, wird zielorientiert geprüft, wie der ambitioniertere Austausch von Öl- und Gasheizungen aufgrund der Änderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) gezielt und bürokratiearm aus dem Klima- und Transformationsfonds finanziell gefördert werden kann. Niemand wird im Stich gelassen.“

Wenn die Scholz-Habeck-Lindner-Gang verspricht, niemanden im Stich zu lassen, ist buchstäblich gerade eine tödliche Lanze auf uns gerichtet. Und am langen Ende der Stange glotzt die Ampelcombo auf den Hasen namens Bürger, der im Papier zwar nicht vorkommt, aber nun „machen“ soll.

Vorteil ist: nach diesem Irrsinn kann es eigentlich keine Steigerungen mehr geben. Es sei denn, unsere Politiker heulen, um ihrer Sache Nachdruck zu verleihen, demnächst noch den Mond an. Das Papier ist das ultimative Wünschdirwas-Kostjanix, ein Brief an den Weihnachtsmann oder ein Blatt Papier, welches man engzeilig mit zweifellos guten Vorsätzen fürs neue Jahr bedeckt hat. Natürlich jeden Tag Sport! Natürlich vegan leben! Natürlich das rauchen und saufen aufgeben! Natürlich nur Strom aus Sonne und Wind! Doch wo privatim nur der „innere Schweinehund“ Widerstand leistet, bei Nichterfüllung der Nachbar nicht betroffen ist und ein guter Vorsatz zwar oft, aber nicht immer an Ressourcenmangel scheitert, sind es für die Pläne der Ampel die renitente Physik und die Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie, die einfach nicht mitspielen werden. Die Ampel hat der Realität den Krieg erklärt.

Die beschlossenen Maßnahmen sollen übrigens keine zusätzlichen Kosten im Bundeshaushalt verursachen, berichtet die WELT. All die tollen Förderungen, Unterstützungen, und das enge Monitoring lassen sich ja sicher aus Sondervermögen bestreiten.

Musik zum Text: Rio Reiser, König von Deutschland

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5 Kommentare

  1. Gestern war ich zu wütend, um mich sonderlich geistreich zu äußern. Wir warten alle ungeduldig auf Lösungen. Ich auch.

    Franz Kafkas Poseidon fällt deutlich bürokratischer aus als der griechische Meeresgott. Er sitzt am Schreibtisch und berechnet und bemisst alle Probleme des Meeres. Gelegentlich murrt er wie eine Hausfrau über die fehlende Anerkennung für sein Arbeitsvolumen und für seine enormen Entbehrungen. Andere Meereskreaturen bieten ihm zwar Hilfe an, aber bevor die es falsch machen, macht er es lieber selbst. Und murrt.

    Der kafkaeske Robert Habeck murrt auch. Er macht vielleicht nicht alles selbst, aber er würde doch so gerne – zentral, planbar, verlässlich, Habeck! Mensch, was hätte man ein Arbeitsleben haben können, wenn man nicht in die Literatur und in die Politik gestolpert wäre! Aber für solche Tagträume hat er keine Zeit, denn Robert Habeck trägt Verantwortung. Ob er auch Prada trägt, wissen nur seine Mitarbeiter.

    Wir haben es mit einem Kreis von Menschen zu tun, der gleichzeitig die Details delegieren und für alles Verantwortung tragen will. Das ist ein immer wiederkehrendes Muster, am schlimmsten wohl bei der EU. Genies können grobe Richtungen vorgeben und selektiv an mal diesem und mal jenem Detail selbst Hand anlegen, weil sie grundsätzlich die Details kennen. Kafkas Poseidon hat das Meer noch nicht gesehen, glaubt aber alles besser zu wissen.

    Das Ampeldokument trieft Realitätsferne. Konservative haben typischerweise drei Thesen dazu:
    (1) der oben beschriebene Hybris-Loser-Komplex
    (2) Klaus Schwab oder eine andere finstere Macht bellt Befehle durchs Telefon und wechseln Idioten nach belieben aus
    (3) der Einfluss des Marxismus und des akademische Zirkus

    Die zweite These bleibt hier eine Ehrennennung. Das Druckmittel oder die konkreten Befehlsketten werden nie genannt. Das ist das Feld der fruchtlosen Andeutungen. Relevanter ist, dass ein Teil der klugen Konservativen sich mMn in der dritten These verlieren.

    Viele Geschwätzbrocken der Linken kommen aus dem postmodernen Jargon, den schon die Linkenikone Noam Chomsky als Priestersprache von herrschsüchtigen Dünnbrettbohrern erkannte.
    https://www.youtube.com/watch?v=9js6LdkRE6Y

    Die wohl nervigste Blüte ist die Obsession mit Sprache an sich. Donald Trump könnte jemanden auf der 5th Avenue erschießen und seine Feinde würden ihm die Wortwahl anlasten. Das hat einen langen akademischen Vorlauf, den Außenstehende nicht für möglich halten und um den sie oft nicht wissen. Es gibt mittlerweile etliche konservative Kommentatoren, die sich diesen ganzen Quatsch, oft im französischen Original, durchlesen, nur um Satzfetzen der Linken mit dem wirren Regal in der Soziologiefakultät in Verbindung zu bringen. Hat Robert Habeck Derrida, Foucault und Satre gelesen? Hat Ricarda Lang … na ja. Also die These dieser Konservativen lautet, dass die meisten Leute keine originellen Gedanken formen, sondern einfach nur Inhalte wiederkäuen, die andere vorgeschlagen haben, ohne den Urheber zu kennen. Das Problem mit dem wirren Regal ist aber, dass wir von extrem niedrig hängenden Früchten reden. Ältere mathematische Entdeckungen werden oft mehreren Genies zugleich zugerechnet, die unabhängig voneinander auf ein gemeinsames Resultat kamen. Wie schwer ist es, auf den Gedanken zu kommen, dass man mit Wortklauberei leichter ein Motzklima gegen einen beliebigen Gegner aufbauen kann als mit Kritik an dessen Handlungen und deren potentiellen Folgen? Liest man dafür Judith Butler? Hat man von Judith Butler mehr als ein bisschen undurchdringlichen Jargon, um sich als Gruppe elitär zu fühlen?

    Männer denken mindestens einmal alle fünf Minuten an Sex. Erhöht Gendersprache die Schlagzahl der Gedanken an Frauen? Ist das die Funktion? Glauben Linke, dass sie diese Funktion habe? Die eigentliche Funktion ist das Lästern. Man hat weitere Kriterien, um an anderen herumzunörgeln. „Bäh, Hiphop statt Punk Rock! Pfui, gelbes Sommerkleid statt eins in orange!“ Eine wohl entscheidendere, strukturelle Bedingung für die aktuelle Jeder-ist-ein-Nazi-Kesseltreiberei ist die Frauenflut in den kommunikativen Berufen. Sich mit Worten statt mit Realitäten zu befassen, ist auch außerdem vor allem kognitiv billig.

    – „Wir wollen Freiheitsenergie!“
    – „Unsere Partei hat einen Vorschlag zur Zukunftsenergie bereits vorgelegt.“
    – „Meine Damen und Herren, die Zeit ist reif für eine Energieversorgung der Verantwortung!“

    Kluge Konservative halten den Versuch, den theoretischen, akademischen Hintergrund des Geschwätzes aufzuzeigen für fruchtbar, weil sie damit ohnehin schon vertraut sind und deshalb auch auf sie Schopenhauers ‚Die Welt als Wille und Vorstellung‘ wie ein Startschuss für einen irren Lauf über Nietzsche, Leni Riefenstahl, postmoderne Sprachfetisch-Wunschdenker und Energiewende-Realitätsleugner wirkt. Dabei verschwenden sie aber ihre Ressourcen. Während man sich nämlich in die Kopenhagener Interpretation der Quantenphysik einliest, um solide darauf antworten zu können, inwieweit der Wille dies oder jenes zu messen das tatsächliche, reale Sein bestimmen kann, hat Ricarda Lang schon drei Sahnetorten verdrückt. Vielleicht ist die gar nicht so komplex. Mehr noch. Vielleicht bietet der ganze Marxismus und seine Mutationen auch nur Jargon, um billige Ambitionen nach Gewalt, Sex, Macht, Traumtänzerei, Schadenfreude, Herrschsucht und Neid zu ummanteln.

    Falls hier Akademiker mitlesen, die sich mit ihrem Insider-Know-How an die Öffentlichkeit wenden wollen, hab ich zwei fruchtbarere Themen anzubieten.

    (1) Die Frustration des aufgeblähten, akademischen Lebenslaufs an sich. Es gibt zu viele Lehrstühle und zu wenig ehrliche Orientierung, was die Gesellschaft braucht. Das Thema „Fachkräftemangel“ wird in den Medien habituell mit Krankenschwestern und Müllmännern bebildert, damit die Redakteure sich „bodenständiger“ vermarkten können als sie sind. Forderungen selbst Kindergartenbetreuung zu akademisieren werden erhoben. Viele wissen nicht mehr, welche Arbeit leicht zu ersetzen ist und für welche sich ein langer Ausbildungsweg überhaupt lohnt. Am Ende haben wir ein Meer von frustrierten Proletariern, die immer gemacht haben, was man ihnen gesagt hat, wenn man ihnen zwischendurch einen Hauch Orientierung gab, beispielsweise als Tipp, seine Hausaufgaben ordentlich zu machen, und die viel vom Leben erwartet haben und jetzt in NGOs hocken und aggressiv sind. Beide führenden Köpfe der „deutschen Physik“, Johannes Stark und Philip Lennard, hatten lange frustrierende Karriereanläufe und sind darüber wahnsinnig geworden, auch wenn sie beide letztlich Nobelpreise gewannen. Was folgt also daraus, dass wir unzählige Schüler in die brotlose Kunst treiben? Welchen Effekt hat billiges „Selbst schuld“-Geblöke?

    (2) Theodor Adorno hatte allen ernstes eine F-Skala (Faschismusskala) entwickelt, die später in einen populären Likerttest umgewandelt wurde, der massenhaft benutzt wurde und wird (RWA-Skala). Dabei werden Leuten Fragen gestellt, in denen wild Aussagen, die darauf hinweisen, dass ein Befragte dazu verleitet werden kann, eine autoritäre Struktur aufzubauen oder zu stützen, mit Fragen gemischt, die einfach nur auf US-Republikaner abzielen. Der beabsichtigte Bias wird dann benutzt, um beliebigen Gruppen angeblichen Autoritarismus nachzuweisen, während selbst Gulag bejubelnde Linke mit einem Persilschein davon kommen. Ob z.B. Kaninchenzüchter autoritär sind, hängt eigentlich nur davon ab, ob Kaninchenzucht gerade bei US-Republikanern beliebt ist. Deshalb gibt es den Test schon in der x-ten Version, um ihn an den „Wandel der Gesellschaft“ anzupassen. „Überraschend“ findet man an den Unis, dass der Test in Frankreich oder anderen Ländern nicht mehr funktioniert. Da gibt es wohl einfach nicht genug US-Republikaner. „Überraschend“ ist entsprechend, dass sehr viele Studien aus der Psychologie und den Sozialwissenschaften den Nageltest der Wiederholbarkeit nicht bestehen. Der vorgegebene Grund, weshalb man überhaupt klare Fragen nach den Facetten autoritärer Gelüste meidet und durch „Soll die Braut der Tradition entsprechend ihren Gehorsam schwören?“ ersetzt, ist die angebliche Betrugssucht der anonymen Befragten. Ich glaub ja an die Betrugssucht der Forscher. Das ist unterquasselt.

  2. Das Heizen in diesem Pamphlet nur am Rande vorkommt ist verständlich. Immerhin sollen nicht ampelgerecht gedämmte Häuser ab 2030 nicht mehr bewohnt, verkauft oder vermietet werden. Wer braucht schon Heizung unter Deutschlands maroden Brücken. Insofern hätten Solarpanel entlang der Autobahnen und Schienen schon etwas Positives, denn man könnte sich als Neu-Obdachloser darunter ins Trockne legen.

    Mir fällt zu diesem Irrenhaus mit seinen Wahnsinnigen in „Regierungsverantwortung“ langsam nichts mehr ein.

  3. Decouple Media hat eine realistische Doku zum Reaktormüll gemacht, die teilen kann, wer mag.
    https://www.youtube.com/watch?v=jM-b5-uD6jU

    Ehrlich gesagt will ich schon gar nicht mehr darüber diskutieren müssen, dass Solarpanele gerne mal Blei, Kadmium, Arsen und Silber enthalten und sich in Massen nicht gut verschrotten lassen und dass die gesamte Speichertechnologie entweder riesige Flächen zerstört (Pumpspeicherkraftwerke), bei Unfällen schnell für Mensch und Tier toxisch werden und/oder brennen/explodieren (sie müssen eine hohe Energiedichte haben). Der eigentliche Punkt ist nämlich, dass diese ganzen Studienabbrecher und Anwälte in Parlament und Verwaltung jetzt bitte einfach ihr dummes Maul halten und sich bitte bitte auf ihre Hände hocken sollen.

    Ich will Krawall wie in Israel und Frankreich und dann Neuwahlen mit einem anderen Wahlrecht. Entweder das oder wir kriegen Venezuela 2.0.

  4. Oh Schreck! Nachdem Annalena kürzlich Russland den Krieg erklärt hat, erklärt die Ampel diesen nun der Realität?
    Aber wenn, wie wir ja alle wissen, am Ende immer die Realität siegt, brauchen wir uns ja um die Ampel keine Sorgen mehr zu machen. Oder hab ich da jetzt was vergessen?

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