Mein drittes Bloggerjahr ist vorüber und deshalb ist es Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen. Fast 250 Artikel sind es bislang insgesamt geworden und allein in diesem Jahr haben sich täglich 1.000 oder manchmal auch fast 10.000 Besucher die Mühe gemacht, mein Blog zu besuchen. Fast 500.000 Seiten wurden 2017 aufgerufen. Es gibt Lokalzeitungen, die sind schlechter dran! Das macht mich ein klein wenig stolz auf meine Leser, die zudem immer wieder kommen. Die meisten meiner Artikel erscheinen ja auch auf Achgut, wo sie sogar noch größere Aufmerksamkeit erfahren – auch dafür: Danke. Aber dies hier, dieses Schiffchen „unbesorgt“, ist eben meine digitale Heimat, auf der ich selbst dann noch ungestört senden kann, wenn Facebook oder Twitter mit ihrer Zensur so weitermachen. Sehe ich mir die „Gründe“ an, aus denen Freunde und Autorenkollegen gesperrt wurden, kann es bei mir auch längst einen solchen NetzDG-Trigger in der Timeline geben. Bei Facebook ist man heute ganz in Heikos Hand und noch nicht gesperrt wurde nur, wer noch nicht ausgiebig geprüft wurde oder nichts zu sagen hat. Ich hoffe dann also auf Ersteres.

Das Schreiben macht noch so viel Spaß wie eh und je, zumindest dann, wenn ich mit einem Artikel erst mal angefangen habe, und die Worte fließen. Ich stelle aber zunehmend fest, dass die Wellen da draußen hoch und höher werden, die mediale Brandung, geübt, in eine Richtung zu donnern, auf mein Schiffchen „unbesorgt“ schlägt, während ich Segel setze, um ausgerechnet gegenan zu kreuzen – hoffend, dass das Rigg nicht von oben kommt. Dieses Segelbild trifft das Dilemma ganz gut, in dem wir uns befinden. Wir, die Achguts um Henryk M. Broder, die Tichys, die Kelles, die Fleischhauers, die Buurmanns und die Klonovskys und all die anderen leisen Lautsprecher mit ihren scharfen Zungen, die gegen eine Brandung anbrüllen, immer Lauter und so lange sie können. Die man vermissen würde, sollten sie verstummen, die man aber vergisst, wenn sie erst aufhören, zu rufen. Sie alle sagen, ‚das ist mein Weg, ich will nicht dahin, wohin mich dieser Wind schieben will. Ich bin anderer Meinung‘. Ginge es auch leichter? Kann man den Sturm nicht abreiten, sich treiben lassen, mit dem Wind brüllen und mit großem Gratismut „Sturm, Sturm, kämpft gegen die, die gegen den Sturm kämpfen“ rufen? Nicht wirklich. Nicht, wenn man weiß, was am anderen Ufer des Meeres liegt, wenn man Uniformität verabscheut und die Meinungsfreiheit schätzt. Nicht, wenn man weiß, dass auf diejenigen, die sich widerstandslos vom Sturm treiben lassen, die Klippen warten.

Was würde ich, Hetzer der ich nun mal sei, zum Beispiel schreiben, wenn nicht ein Afghane, sondern ein 15-jähriger Deutscher seine Ex-Freundin erstochen hätte? So etwas würde ich doch sicher als Kollateralschaden beschweigen – so wurde es mir gerade unterstellt. Eine berechtigte Frage, wenn sie auch etwas vorschmeckt, weil sie mich implizit etwas zeiht, was ich nicht bin: xenophob und ein Rassist. Ich sag’s ganz offen: mir ist völlig egal, wen es nach Deutschland zieht, um hier selbstbestimmt und von seiner Hände Arbeit zu leben, mir ist auch egal, welche Religion oder Hautfarbe er oder sie hat. Das war mir nie wichtig, ich wurde so erzogen. Mir ist ein hart arbeitender Dönerladenbesitzer aus Anatolien zehnmal lieber und willkommener, als ein studierter Soziologe aus Berlin auf empirisch/emphatischer Feldforschung in der Hausbesetzerszene, dem man seine revolutionären Ideen zu fest in den Kopf geschraubt hat. Die Hetzer-Beschimpfung hat mich aber veranlasst, nochmal in meinem Blog zurückzugehen um zu schauen, zu welchen Themen ich eigentlich prinzipiell schreibe und vor allem, warum. Gelten meine Prämissen noch, oder haben sie sich verändert?

Zumindest eine Bedingung hat sich geändert: ich erfahre heute mehr! Jeden Tag gibt es zig Themen, über die ich gern schreiben würde. Oder sollte ich sagen, ungern? Es stimmt schon, gute Nachrichten bekommen Sie hier nicht viele, das ist hier kaum besser, als bei der Tagesschau. Für viele Dinge reicht außerdem die Zeit einfach nicht aus und bei denen, denen ich mich zuwende, schreibe ich oft gegen das erwähnte stürmische Meer. Aber im Gegensatz zum Anfang meiner Bloggerei fliegen mir die Themen heute buchstäblich zu. Und zwar durch meine Leser! Es sind Ärzte dabei, Richter, Sozialarbeiter, Anwälte, Musiker, Unternehmer, sogar Politiker! Von ihnen erhalte ich Tipps und Quellen, sie berichten mir von ihren Erlebnissen mit Medien, Parteien, Banken, Gerichten oder NGO’s. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle endlich mal öffentlich bedanken.

Doch warum habe ich denn nun angefangen mit der Bloggerei, was war der Anlass? Einen frühen Auslöser meiner Empörung kann ich zumindest genau beschreiben, der liegt kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen nach Kuwait, um es von Saddam Hussein zurückzuerobern. Es war in Magdeburg und eine Demonstration mit Plakaten „Agressor USA“ und „No blood for oil“ zog an mir vorüber. Als ich einen der Demonstranten fragte, ob hier die Sache nicht völlig anders läge und man die Amerikaner nicht besser unterstützen müsse, wurden mir Schläge angedroht. An diesem Tag lernte ich zwei Dinge: Für den Frieden zu demonstrieren macht dich nicht automatisch zu einem guten Menschen und zweitens, für ihre Ideen können selbst Pazifisten über Leichen gehen. Die ganze Demonstration war verlogen. Auch der zur Schau gestellte Anti-Amerikanismus war verlogen, billig zu habender Protest und Wohlfühlrhetorik. Die mutigen (aber dummen) Demonstranten flogen nämlich in den Irak, um sich dort vom freundlichen Saddam als menschliches Schutzschild benutzen zu lassen. Die anderen „Guten“ zeigten lieber viel Gratismut in der Etappe. Die Wahrscheinlichkeit, dass George H. Bush mit dem Hubschrauber auf dem Magdeburger Hasselbachplatz gelandet wäre, um den Demonstranten die Plakate aus den Händen zu reißen, war gering.

Der konkrete Anlass meines allerersten Blogs kam viel später, es war der Gaza-Krieg 2014. Ein Krieg, den die Hamas vom Zaun brach und der in Deutschland die übelsten antisemitischen Parolen und Beschimpfungen hervorbrachte – inclusive unsäglich selbstgerechter Schlagzeilen des Kalibers „Israel droht mit Selbstverteidigung“. Da waren sie wieder, die Verlogenheit, die falschen Transparente und Losungen, dieses Anbiedern an einen Feind, den man tief im Unterbewusstsein fürchtet und sich deshalb mit ihm verbündet. Diesmal war es der politische Islam, an dem ich mir wohl noch lange die Finger wund schreiben werde. Dann folgte die „rustikale“ Rettung des Euros und der griechischen Staatsfinanzen. Auch hier dasselbe Muster: Verlogenheit, Angst, Servilität, Selbstverleugnung, die sich wie ein roter Faden durch die Politik der letzten Jahre zieht. So auch in meinen aktuell wichtigen Themen Energiewende, Klimahysterie, politisch-medialer Gleichschritt, Meinungsfreiheit und Migration. Falsche Parolen, falsche Prognosen, Selbsttäuschung, Lügen oder Schweigen wohin man schaut.

Und so beantwortet sich nun auch die hinterlistige Frage des Meckerers, ob ich auch über einen Mord eines 15-jährigen Deutschen an seiner 15-jährigen Ex-Freundin berichtet hätte, wie ich es im aktuellen Fall aus Kandel getan habe: Wahrscheinlich nicht. Jedoch nicht deshalb, weil ich ein rassistischer Hetzer bin, sondern weil in diesem (nicht ganz so wahrscheinlichen) Fall eine „Gefährderansprache“ wohl funktioniert hätte. Weil die Eltern des Mädchens längst auf der Matte des Jungen gestanden hätten – und zwar nicht mit Teddybären. Weil sofort nach der Tat festgestanden hätte, wie alt der Junge wirklich ist, weil er mit großer Wahrscheinlichkeit dem Meldeamt bekannt wäre. Und weil die auf eine solche Tat folgenden juristischen Aufarbeitungen wahrscheinlich keine Boni verteilt, und Journalisten keine Rabattpunkte für tribale Gewohnheitsrechte oder Alleinreisen gegeben hätten. Warum also darüber schreiben, wenn man nicht gerade in der Lokalredaktion arbeitet? Das ist Ihnen zu sehr „Tagesschau-Begründung“? Aber nein, denn genau da liegt das Problem: die Tagesschau tut so, als sei unser Land noch so verfasst, wie vor zehn Jahren! Da gab es natürlich auch schon Morde, über die nicht berichtet wurde. Aber da handelten Staat und Justiz auch noch dem angemessen, was an Straftaten begangen wurde, eine Bewährungsstrafe war für jeden ein empfindlicher Einschnitt ins Leben und eine Gefährderansprache womöglich ein probates Mittel, mit renitenten 15-jährigen Freundinnenmördern umzugehen, zumal diese damals noch wirklich und sicher 15 Jahre alt waren. Der Wind wehe wie immer, meint man dagegen bei vielen unserer Medien, den öffentlich-rechtlichen vorneweg. Nur die Wellen seien heute etwas höher. Schuld daran seien unter anderem die kleinen Boote, die gegenan kreuzen, wer sich hingegen nicht widersetze und von den Wellen tragen lasse, spüre nicht viel. Ansonsten „Business as usual“. Aber so ist es nicht, darf es nicht sein.

Was man da tun kann? Für den Anfang, zweifeln! Hinterfragen! Und darüber schreiben. Das werde ich auch weiterhin tun. In der Hoffnung, dass Sie weiterhin lesen und mir weiter berichten. Ich werde neuerdings häufiger gefragt, ob man mich finanziell unterstützen kann und ich habe das immer mit dem Hinweis abgelehnt, eine Patenschaft bei Achgut wäre besser angelegtes Geld. Zu dieser Aussage stehe ich auch weiterhin. Den großen Laden „Achgut“ technisch und organisatorisch am Laufen zu halten, kostet viel Geld. Mein kleiner Bauchladen hier ist momentan noch von mir allein beherrschbar. Da aber auch immer wieder Reise- und IT-Kosten anfallen, überlege ich, ob ich demnächst eine Spendenmöglichkeit via PayPal einbaue, um vielleicht einen Teil der einigen Hundert Euro zu refinanzieren, die mich der Spaß hier jedes Jahr kostet. Wenn es soweit ist, lasse ich es Sie wissen. Doch es ist Spaß und das soll es auch bleiben, denn weitermachen werde ich auf jeden Fall. Die Zeit, die hier schon drinsteckt, kann nur wertlos werden, wenn ich keine weitere darauf verwenden würde, Ihnen ein paar Minuten Lesevergnügen mit vielleicht ein wenig Erkenntniszuwachs zu verschaffen. Also, danke, dass Sie mir Ihre Zeit schenken. Jetzt heißt es klar Schiff für 2018, Reff ins Groß, Sturmfock setzen und raus in die Wellen. Ziehen Sie sich warm an, das nächste Jahr wird sicher heftig.

Alles Gute im neuen Jahr wünscht,
Ihr Roger Letsch

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9 Kommentare

  1. Bleiben Sie, wie Sie sind und waren – oder werden Sie anders, ganz wie es Ihnen beliebt. Ich ( und viele
    andere ) werden in der Nähe und Ihnen verbunden sein. Fest versprochen!

  2. Cher Monsieur Letsch,

    LePenseur ist als Binnenlandbewohner mit der Seglersprache nicht so vertraut — aber „Kurs halten“, das versteht auch er.

    Halten Sie weiter Kurs!

    Und: Danke!

  3. Hallo Herr Letsch,

    ich möchte mich (mal wieder) bei Ihnen fuer ihre Arbeit und Artikel bedanken. Wie ich grade in diesem Artikel festgestellt habe bin ich fast ein Leser der ersten Stunde und kann bis heute praktisch jedem ihrer Artikel zustimmen. Ich hoffe, dass sie weiterhin in der Lage sein werden ihre Artikel hier und auf der Achse zu veröffentlichen.

    Über die Möglichkeit ihre Arbeit via PayPal zu Unterstützen würde ich mich Freuen.

    Guten Rutsch und ein frohes neues Jahr wünsche ich ihnen.
    Marc Hunkirchen

  4. Vielen Dank, Herr Lesch, für ihre unermüdliche Arbeit! Ich hoffe immer noch, Ihr Engagement und das Ihrer Kollegen bei der Achse, Tichys und wie sie alle heißen, wird am Ende mehr bewirken, als es erstmal den Anschein hat.
    Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2018!

  5. Vielen Dank, Herr Letsch, kenne Ihre Artikel von Achgut, immer mit Genuss und anregungsreich. Die Reflexionen über die Begründung, warum „wahrscheinlich“ kein Artikel nötig wäre über „Kandel-ähnliche“ Vorkommnisse vor deutschem Täterhintergrund trifft einen Punkt, dem ich immer wieder in privaten Diskussionen begegne. Ja, die Zeiten sind noch nicht soo lange her, dass unsere Justiz kriminelles Verhalten und Ordnungswidrigkeiten („Knöllchen“) noch in einem akzeptablen Verhältnis verfolgte. Dank der Überlastung der Gerichte mit Asyl-Berufungsklagen u.ä. „schaffen wir“ auch das nicht mehr. Und auch in dieser Hinsicht betreffen die Veränderungen mehr, als sich der gemeine dschurnalistische S(chw)achverstand in den Staatspropagandemedien vorstellen kann. Werde „Unbesorgt“ regelmäßig(er) lesen und bekomme dann auch mit, sobald Sie einen Klingelbeutel eingerichtet haben. Guten Rutsch, Ihr Binz

  6. Moin moin lieber Herr Letsch,
    ich lasse keinen Ihrer Artikel aus, jeder entspricht so ziemlich genau meinen inneren Überzeugungen, wohl auch, weil ich wie Sie „mittelalt“ bin und mich für halbwegs gebildet halte (Dipl.Ing).
    Was wollten wir nur ohne Autoren wie Sie und Ihre Mitstreiter machen? Die Tagesschau oder „Heute“ gucken ? Erst gestern wieder bei “ Heute“ übelstes Trump-Bashing wie seit über einem Jahr, Klimahysterie, bei der sogar schon Metereologen wie die Horneffer mitquaken.
    Dieses Land ist am Ende, dank unserer “ Journalisten“, dank unserer „Politiker“ und dank der Millionen rot-grüner Mittäter.
    Setzen wir uns dagegen zur Wehr und unterstützen Ehrliche und Offene wie Sie.
    Für Ihre Arbeit meinen persönlichen Dank und auf ein neues im Jahre 2018.
    Herzliche Grüße
    Andreas Stüve

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