„The Legacy Media is Dying. And They Know It.“
(Konstantin Kisin)

Waren Reuters und Associated Press in die Terrorpläne der Hamas eingeweiht? Wusste man dort womöglich schon vorab von den Plänen zum 7. Oktober? Die Weltöffentlichkeit war jedenfalls zu entsetzt über das, was die Fotos zeigten, als dass sie sich darüber den Kopf zerbrochen hätte, wie sie so schnell zustande gekommen waren. Sicher, da war auch das Material, welches die Terroristen selbst von ihren Taten anfertigten. Doch von Anfang an gab es auch Bilder und Videos in AP-Qualität von Hamas-Terroristen, die mit ihren abgeschlachteten Opfern posierten. Und das an einem sehr frühen Samstagmorgen, wenn Journalisten üblicherweise nicht grundlos an Grenzen herumlungern, weil ja irgendwas passieren könnte. Vier Namen tauchten immer wieder auf in den Bildbeschreibungen und Quellenangaben auf CNN, AP, Reuters oder der New York Times: Hassan Eslaiah, Yousef Masoud, Ali Mahmud und Hatem Ali.

Allesamt freiberufliche Fotografen und Reporter, auf deren Zuarbeit aus dem Gazastreifen man gern zurückgriff. Hassan Eslaiah, der für CNN und AP arbeitete, war offenbar mit den Hamas-Typen in Israel unterwegs, filmte die Terroristen, wie sie auf einem eroberten israelischen Panzer feierten und hatte doch – Zivilist der er doch war – überhaupt keine Probleme mit dem Überleben in der Szene. Keine Kennzeichnung als „Presse“, keine Schutzausrüstung. Er unterschied sich in Aussehen und Verhalten kein Bisschen von den Hamas-Terroristen. In einem Twitter-Post, den er später löschte, teilte er mit, er „berichte live aus den Siedlungen“ – gemeint waren die überfallenen israelischen Kibbuzim. Yousef Masoud, ebenfalls für CNN dabei, machte Aufnahmen von Entführten, darunter auch von der entstellten Shani Louk auf einem Pickup. Das Bild von Mohammed Fayq Abu Mostafa und Yasser Qudih, auf dem ein Lynchmob zu sehen war, der gerade einen getöteten israelischen Soldaten aus einem Panzer zerrte, schaffte es bei Reuters sogar zum „Bild des Tages“.

Beweist dies, dass die Presse in die Pläne der Hamas eingeweiht war? Das nun gerade nicht. Man darf dem Anführer der Terroristen wohl glauben, was er kurz nach den Terroranschlägen im Interview mit „al Jazeera“ sagte: bei der Hamas selbst wussten keine fünf Leute über die exakten Pläne Bescheid. Der Kreis der Eingeweihten dürfte nur im Unterstützerland Iran etwas größer gewesen sein. Nein, hier wird etwas anderes deutlich. Nämlich, dass die Vorstellung, im Gaza-Streifen – und ebenso im Rest der Palästinensergebiete – gäbe es so etwas wie unabhängige Berichterstattung und freien Journalismus, glatter Selbstbetrug ist. All die „freien“ erhalten ihre Anweisungen direkt von der Hamas. Die Hamas bestimmt, welche Bilder entstehen und in die Welt hinaus gehen. Bilder, die die Hamas der Welt nicht zeigen will, verschwinden oder entstehen erst garnicht. Westliche Agenturen und Medien bezahlen sozusagen die propagandistischen Ortskräfte der Hamas und glauben gleichzeitig ernsthaft, damit der Wahrheit zu dienen. Im Gaza-Streifen geschieht jedoch spätestens seit 2008 nichts ohne Wissen und Genehmigung der Hamas. Jedes Foto, jeder Bericht und jede Klage über das ach so unmenschliche Vorgehen der IDF muss unter dieser Prämisse neu beurteilt werden.

AP und CNN arbeiten nach eigenen Angaben nicht länger mit Hassan Eslaiah zusammen, der sich auf einem nun aufgetauchten Selfie von Yahya Sinwar, Hamas-Anführer und Mastermind der Anschläge vom 7. Oktober, herzen und küssen lässt. Diesem verschämten Kehraus wirft CNN freilich noch den Beweis der eigenen Beschränktheit hinterher, denn man entblödet sich nicht, Eslaiah ein Zeugnis auszustellen. Selbstverständlich das Beste: „…wir haben keinen Grund, an der journalistischen Genauigkeit der Arbeit zu zweifeln, die er für uns geleistet hat“. Dass man diesen Grund nicht sehen will, sagt wohl mehr über CNN als über Eslaiah.

Die Hamas hatte entschieden, dass die Welt die schrecklichsten aller Bilder zu sehen bekommt. Die Hamas konnte sicher sein, dass diese Bilder im Sinne ihrer Botschaft wirken würden und die „Journalisten“ bei CNN, AP, NYT und Reuters ebenso wie die Appeaser in der Politik waren es wohl auch. Die Botschaft lautet: legt euch nicht mit uns an, wir sind zu allem fähig und zu jeder Grausamkeit bereit! Da rutschte wohl so manchem Sympathisanten der „Sache Palästinas“ in Europa vor Schreck das kleine Herz in die Hose und das Schild mit der Aufschrift „From The River To The Sea“ reckt sich noch etwas höher. Der „edle Wilde“ in seinem Befreiungskampf hat die volle Aufmerksamkeit der Medien. Brutalste Gewalt und Bürgerkrieg sind gern gesehen, sofern sie von den richtigen ausgehen und die vermeintlich richtigen treffen. Und das Kalkül ging auf. Das geltende Mediennarrativ von den unterdrückten Palästinensern und den unterdrückenden Israelis sitzt so bolzenfest zwischen den Ohren, dass es selbst von den grausamsten Bildern nicht zu erschüttern war.

Wer, was und warum in Tennessee

Apropos Medien und Botschaft. Ein Szenenwechsel: Nashville, Tennessee, wir schreiben den 27. März 2023. Ein 28 Jahre alter Amokschütze dringt gewaltsam in eine christliche Schule ein und richtet dort ein Blutbad an. Er ermordet drei Schüler im Alter von neun Jahren sowie den Hausmeister, die Schulleiterin und eine Vertretungslehrerin, bevor die Polizei ihn stoppen kann. Nicht das erste Verbrechen dieser Art, auch nicht das erste Mal, dass ein ehemaliger Schüler seine ehemalige Schule in dieser Weise heimsucht. Die Begleitumstände sind jedoch bemerkenswert. Zunächst zeigt die Presse einige Verwirrung beim Versuch, den Täter richtig zu bezeichnen. Die meisten Medien berichten über „Audrey Hale“ und „die Schützin“. Doch Audrey heißt längst Aiden und „dead-naming“ sowie das „missgendern“ von Transpersonen gelten den Medien eigentlich als Kapitalverbrechen. Hier jedoch keine Spur davon. Jeder Hinweis, jede kritische Nachfrage bezüglich der körperlichen und geistigen Verfassung des Amokschützen führte sofort in eine Richtung: Transphobie!

Wie so viele Amokschützen hinterließ auch Hale Aufzeichnungen, aus denen sich Rückschlüsse auf Motive und Geisteszustand der Täter ziehen lassen. Nicht nur für die Polizei und die Hinterbliebenen der Opfer, sondern auch für die Öffentlichkeit, die schon gern wüsste, welche Ideen den Mördern ihrer Mitmenschen durch die Rübe rauschen. Die „Manifeste“ von Massenmördern wie Brenton Tarrant (Christchurch, 2019) oder Anders Breivik (Oslo, 2011) wurden sehr rasch ausgewertet und auch völlig korrekt einem durchgeknallt rechtsradikalen Mindset zugeordnet. Niemand der noch bei klarem Verstand ist, würde die Motive rechtfertigen, die zu deren Taten führten und so hatte auch die Presse keine Probleme damit, ausführlich über die verschwurbelten Manifeste zu berichten und scheute sich auch nicht davor, von den Taten und Gedanken ausgehend alle denkbaren und undenkbaren Fäden zu ziehen. Jedes von den Tätern verwendete Zitat, jedes von ihnen gelesene Buch kam in Verdacht, die Taten irgendwie ausgelöst oder beeinflusst zu haben.

Auch nach dem Amoklauf in Nashville teilte die Polizei mit, man werde das „Manifest“ des Täters prüfen und auch veröffentlichen, um die Motive zu ergründen. Eine solche Veröffentlichung erfolgt dann in der Regel in redigierter Form, schon um keine Nachahmer zu ermutigen. Auch Associated Press, deren emsigen Fotoreportern wir weiter oben schon begegnet waren, forderte die Veröffentlichung. Doch die Monate vergingen und nicht geschah. Na ja, fast nichts! Denn auch wenn die Presse über die Motive des Nashville-Schützen keinerlei Vermutungen zu haben vorgab und auch nur minimal Neugier zeigen wollte, zog die Politik sehr schnell dieselbe Schlussfolgerung aus der Tat, wie sie bei solchen Gelegenheiten immer zieht: eine Waffe hatte Menschen getötet und wieder mal war es eine AR-15. Ergo: wir brauchen strengere Waffengesetze!

Ansonsten sollte bitte schnell Gras über die Sache wachsen, bitte gehen sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen! Auch die Associated Press hatte offenbar kein gesteigertes Interesse an der Motivlage in Nashville und verzichtete auf eine Klage auf Herausgabe des „Manifest“ gemäß dem Freedom-of-information-act. Man behielte sich dies vor, so hieß es. Doch weil seit der Tat bereits acht Monate vergangen sind, war wohl nicht mehr damit zu rechnen. Das dachte sich wohl auch ein Mitarbeiter der Polizei in Nashville und wurde anonym aktiv.

Die Information flutete dann am 6.11.23 das Internet, als der Podcaster Steven Crowder drei Seiten dessen veröffentlichte, was als Hales „Manifest“ bekannt wurde. Ich werde hier nicht im Wortlaut wiedergeben, was ein kaputter Geist da zu Papier gebracht hat, aber soviel ist sicher: Audrey/Aiden mochte weiße Menschen nicht sonderlich, mit ihren „gelben Haaren“ und „weißen Privilegien“. Der ganze Text müffelt nach Hass und offenbar erfolgreicher Indoktrination durch die „Critical Race Theory“. Dass hier jemand ernsthafte psychische Probleme hatte, ist wohl schon deshalb nicht aufgefallen, weil deren Projektionsfläche „white privilege“ sich so wunderbar mit dem geltenden Mediennarrativ deckte, dass der Grad des Melanin in der Haut darüber bestimmt, wer Opfer sein darf.

Und da sich in Hales akribische, ja, zwanghafte Pedanterie auch immer wieder offensichtlich homophobe Stereotype und Flüche mischten, verlor man sehr schnell das Interesse daran, diese Ergüsse und damit die wirkliche Motivlage öffentlich zu machen. Stattdessen münzte man den Amoklauf so um, dass er unter der Regenbogenfahne Platz fand. Eine Transperson, die Kinder tötet, weil sie weiß und blond sind und dabei homophobe Flüche ausstößt, täte dem heiligen „Kampf gegen rechts“ nämlich gar nicht gut! Schuld war vielmehr die AR-15 und eine unschuldige Transperson wurde Opfer des Systems, so die Claqueure des „Narrativs“, die mit sieben ausgestreckten Fingern (der Schütze als Opfer seiner eigenen Tat mitgezählt) auf den Straßen stehen.

Es ist etwas faul in der traditionellen Medienlandschaft. Nun wissen wir das natürlich bereits seit Jahren, aber beide geschilderte Fälle führen uns wieder mal eindrücklich vor Augen, wie eingespielt und ausgebuttert das Verhältnis der Presse zur jeweils herrschenden Macht heute ist. Was gemeldet oder unterschlagen wird, bestimmen nicht mehr die Regeln des investigativen Journalismus oder eine ehrlich gelebte Berufsauffassung, sondern das heilige Narrativ. Wo auch immer man sich befindet, arbeitet man mit den „lokalen Behörden“ bis zur beruflichen Selbstaufgabe zusammen. So wird etwa gezeigt, was die Hamas sehen will und versteckt, was den linksextremen Genderideologen unangenehm werden könnte. Den investigativen Teil der Arbeit liefern heute vor allem unabhängige Medien und Blogs. Die Hamas-Kooperation der Medien war zuerst „HonestReporting“ aufgefallen, das Manifest des Nashville-Schützen hatte der Hinweisgeber es an verschiedene Medien weitergegeben. Bezeichnenderweise hatte von allen Adressaten nur Crowder Interesse die Story öffentlich zu machen.

Was passiert, wenn alte Medien und neue Medien aufeinandertreffen, kann man schön in diesem ungekürzten Interview sehen, das Steven Crowder Jeremy Finley von „WSMV 4 Nashville“ gab. Entscheiden Sie selbst, liebe Leser, welcher Erklärung der Berichterstattung (bzw. Nicht-Berichterstattung) zu den Motiven des Killers und dem Schweigen der Behörden Sie eher Glauben schenken.

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9 Kommentare

  1. Sagt mal, bei dem Ding in Israel waren doch nicht nur Hamas-Kämpfer beteiligt, sondern auch palästinensische Zivilisten. Zuerst hat Hamas ein Loch in den Zaun gesprengt, dann haben deren Kämpfer ihre Ziele angegriffen, und sich danach wieder zurückgezogen, und dann sind Zivilisten eingesickert, die, unbewaffnet und in Alltagskleidung, für Chaos gesorgt haben. Die haben dann Geiseln entführt, asiatischen Gastarbeitern mit stumpfen Gartengeräten versucht den Kopf abzuhacken, und dergleichen. Ist Euch zufällig ne Quelle bekannt, die sowas wie ne Timeline über das Geschehen bietet, und dabei zwischen diesen beiden Gruppen unterscheidet?

    • Wie unterscheidet man einen Hamas-Terroristen von Zivilisten? Die haben keine Terroristenausweise oder Erkennungsmarken dabei und tragen zivile Kleidung. Letztlich ist das einzige Merkmal die Tat und für die gilt: wer mordet, überfällt, raubt und verschleppt, ist kein Zivilist. Handelte es sich bei Gaza um ein staatlich legitim geführtes Gebilde, könnte man die örtliche Polizei um Rechtshilfe bei der Verfolgung von Mördern und Dieben bitten, doch jeder Polizist ist auch bei der Hamas, also fällt das schon mal weg. Man könnte die Blauhelme oder die UNRWA mit der Verfolgung beauftragen, doch wer sich von denen in Gaza aufhält, ist nachweislich auch bei der Hamas. Und so bleibt die Aufgabe eben an der IDF hängen.

      • Die einen sind Soldaten, und treten uniformiert auf, sind bewaffnet, gehen koordiniert vor, und so weiter, die treten in Zivilkleidung und unbewaffnet auf, und verhalten sich nicht wie jemand, der sich auf sein Tun vorbereitet hat.

        Es wird ja immer gesagt, Hamas sei der einzige Akteur gewesen, aber ich hege den Verdacht, dass dies falsch ist, und ein nennenswerter Teil darauf zurückzuführen ist, dass die Hamas-Leute der Zivilbevölkerung irgendwas im Sinne von „Allahu-Akbar, da drüben ist ein Loch in der Grenze und wir haben deren Sicherheitsleute ausgeschaltet, was übrig geblieben ist kann sich nicht wehren, geht rüber und habt Spaß, alhamudillah“. Und ich würde halt wissen, ob und in welchem Umfang dies zutrifft.

        Am Vorgehen der IDF will ich überhaupt nichts kritisieren. Wenn ich in Kritisierlaune wäre, dann würde ich sagen, dass eine bewaffnete Zivilbevölkerung den größten Teil, und eine bewaffnete Zivilbevölkerung die sich bezüglich ihrer Sicherheit nicht auf Polizei und Armee verlässt das gesamte Ereignis verhindert hätte. Was ich jedoch garantiert nicht täte, wäre jetzt die Armee zu kritisieren und zu demoralisieren, die nun diesen Fehler ausgleichen soll, und dabei meiner Meinung nach viel schlechter aufgestellt ist, als allgemein angenommen, nicht zuletzt gerade wegen solcher Demoralisiererei.

  2. Es ist ein offenes Geheimnis, dass diese ganzen linken Lieb-Organisationen keinen Schutz vor islamistischen Infiltranten haben. Die wussten auch schon die ganze Zeit von den Tunnelgrabungen nahe ihrer Korrespondenzbüros und Absteigen. Im Moment wird wieder irgendein internationales Konstrukt für das Nachkriegsgaza vorgeschlagen. Bekanntlich ist es ein Kriegsverbrechen, militärische Installationen hinter Zivilisten, insbesondere hinter Kinder und Kranken, zu schützen, um die Humanität des Westens, die man rhetorisch ständig negiert, als seine Schwäche auszunutzen. Aber macht das die UN, die ihre Schulen und Kindergärten auf bereits bestehende Tunnelnetzwerken und neben Raketenwerfern errichtet hat, nicht selbst zu einem Kriegsverbrecher? Diese Leute sollen also danach die Sicherheit Israels garantieren.

    Ich soll ja hier nicht die Welt retten, also entschuldige ich mich vorweg, dass ich mir das Folgende alles trotzdem von der Seele tippe.

    Es zahlt sich aus, dass man sich angewöhnt hat, die Ausdrücke „Zweistaatenlösung“ und „palästinensisches Volk“ durch ständige Wiederholung in das Gedächtnis der Leute einzugraben. Damit wird effektiv verhindert, dass Gaza endlich entnazifiziert wird. Die heilige UN hat die Kinder dort Jahrelang mit Büchern versorgt, die Juden zu Dieben und Mördern stilisierten. Die Hälfte der Bevölkerung ist blutjung und müsste jetzt erst mal mindestens ein Jahrzehnt etwas anderes hören als den UN-Schrott, der überhaupt erst zu dem Massaker am 7.Oktober geführt hat. Die vernünftigen Araber denken alle in Bahnen einer Art föderalen Lösung. Als Außenstehender muss man nur wissen, dass die Lösung weder Einstaatenlösung noch Zweistaatenlösung heißt. Man schaut, was man gemeinsam und was man getrennt machen will – wie bei Schottland und England – und dann kann man sich in ferner Zukunft immer noch für einen oder zwei Staaten entscheiden – oder es bei einer Föderation lassen. Es gibt kein palästinensisches Volk, sondern Araber und Araber beherrschen bereits etliche Länder. Niemand versucht, die Araber auszulöschen, und dennoch reden die muslimischen Medien stur von Völkermord. Das soll natürlich den Schrecken der Schoah herunterspielen, bei der jeder europäische Jude um seine nackte Haut fürchten musste und alle damals Verwandte verloren. Erdogan meinte einmal, dass Assimilation ein Völkermord sei. Die Schickeria in Ost und West hat das Tor dazu mit ihrer Liebe zu schwammigen Formulierungen aufgestoßen. Die Moslems riskieren kein einziges Kochrezept, aber mit vagen Formulierungen wie „Auslöschung der Kultur“ kommt man weit. Man beachte auch parallel dazu das russische Gekreische über ihre angebliche Eliminierung durch Kiew, welches sich darauf verlässt, das keiner auf eine Karte schaut. Ich warte ja auf die Raketenwerfer in Haram-al-Kreuzberg. Die islamische Urgemeinde war zwar nie in Berlin, aber das hat andere Städte auch noch nicht davor bewahrt, dass „drei Weltreligionen“ plötzlich einen Anspruch darauf erheben.

    Den Grund, weshalb man sich als Außenstehender gar nicht den Kopf über die Details der Nachkriegsordnung zerbrechen muss, hat Ben Shapiro neulich offengelegt. Der war bei der Uni in Oxford (England) zu einer Debatte eingeladen. Das lief so wie bei Bettina Röhl und dem Klimakram. Die liest sich ein, Meeresströmungen hier, Wolkenbildung da, und dann hört sie Gretas „CO2 Bäh. Hopp. Dallidalli. Wir sterben! Ahhhh!“. Shapiro fragte mehrere Leute, welche Gebiete denn besetzt seien. Gaza war ja lange vollkommen „judenrein“. Man könnte meinen, dass eine Diskussion um Details der Ein- und Ausfuhrblockaden entspinnt. Aber nein. Alle Diskutanten meinten, einfach alles sei Besatzung, from the river to the sea. Jede Anwesenheit von Juden in Nahost ist Besatzung. So dumpf.

    Der Artikel ist übrigens wieder ein Kunststück. Wer sonst kann so amüsant die beiden Themen Nahost und Amoklauf darlegen und unter das Thema Medienversagen einspannen?

    Neulich ist mir ein Treiber des institutionellen Trump-Derangement-Syndroms eingefallen. Viele der Leute in den diplomatischen Einrichtungen und den Geheimdiensten verlassen sich blind auf die Medien. Es wird unterschätzt, wie viele dieser Leute ihr gesamtes Selbstbild daraus ableiten, dass sie tausende komplizierte Namen aus den Zeitungen auswendig lernen. Wenn jemand behauptet, dass die Redaktionen es mitnichten gut mit der westlichen Welt meinen und allerhand Lügen wider den Nächsten verbreiten, ist das der maximale GAU für das Selbstwertgefühl. In den meisten Fällen sind die Einschätzungen dieser Leute falsch. Wer die Trefferquote eines Horoskops hat, fühlt sich sehr angefasst, wenn man auch noch deren Quellen anzweifelt. Das Gleiche kann man übrigens auch über das Gros der Wirtschaftswissenschaftler sagen.

    Die meisten verstehen nicht, dass die arabischen Eliten Israel härter öffentlich kritisieren als es ihrer eigentlichen Ansicht entspricht. Das liegt daran, dass Hafiz al-Assad, der Vater des syrischen Präsidenten, 1970 einen Staatsstreich exekutierte, der seine Unterstützung stark aus Ressentiments gegen Israel bezog. Die arabischen Eliten haben mehr Angst vor den schiitischen Revoluzzern im Iran als vor Israel, aber sie fürchten, dass die judenfeindliche Stimmung in ihrer Bevölkerung zu ihrer Entmachtung führt.

    Emmanuel Macron jammert gerade, dass Israel Frauen und Kinder töte.
    https://www.bbc.com/news/world-europe-67356581
    Erst soll man kein Christenblut trinken… Oh, sorry, ich perpetuiere wieder.

    Drei Missverständnisse, die bei Konservativen üblich sind:
    (1) Die Wahl der Hamas und die Einstellungen der Bevölkerung sind keine Rechtfertigung dafür, dass man militärisch durchgreifen muss. Es geht darum, dass man Pogrome nicht unbestraft lassen kann, weil sich sonst weitere Akteure ermuntert fühlen. Grauenhaft ist auch, wie seelenruhig man dem Iran beim Streben nach einer Atombombe zuschaut. Was soll schon dabei schiefgehen, einem Land, das Selbstmordattentäter feiert und eine Weltuntergangsideologie als Staatsreligion hat, Kernwaffen zu gönnen? Aus linker Sicht (und das beinhaltet weite Kreise in der AfD) kann kein Land gefährlicher sein als die USA und wir Konservativen schlafen. Ron DeSantis hat neulich gesagt, dass er keine Truppen im Nahen Osten einsetzen werde. Er ist ein Freund Israels, aber auch ein Appeaser, der einem wachsenden pazifistischen Teil der Republikaner gegenübersteht. Wenn man so die Drohkulisse abräumt, braucht man sich nicht wundern, wenn der Iran mutig wird. Dann doch lieber „Mein Knopf ist größer und funktioniert“-Trump.

    Jedenfalls ist die Bevölkerung in Gaza zu jung, um für die Wahl 2006 haftbar gemacht zu werden. Wer hat schon selbst mit Anfang zwanzig alle Autoritäten und Nachrichtensprecher in Frage gestellt? Das gilt auch für die Kämpfer. Man schützt Zivilisten besonders, weil das die Gruppe ist, die man unter normalen Bedingungen am besten schützen kann. Auch gegnerische Soldaten sind keine wertlosen Menschen, sondern Leute, die nach Möglichkeit gefangen genommen werden. Die israelische Armee ist sehr verantwortungsbewusst und braucht nicht ständig diese Belehrungen. Sie versuchen die Opferzahl so gering wie möglich zu halten. Zivilisten sterben. Das ist traurig. Indoktrinierte Kämpfer, die unter anderen Bedingungen sich vielleicht noch hätten in ihrem späteren Leben hinterfragen können, sterben auch. Das ist auch traurig. Traurig bedeutet nicht, dass man die Hamas unbestraft lassen kann und Leute, die sich unter Krankenhäusern und Schulen verstecken, sind noch nicht genug gestraft, wenn irgendwelche Frauen und Kinder gestorben sind.

    (2) Die Motivation der Dschihadisten ist nur teilweise religiös. Die hocken nicht die ganze Zeit mit alten Schriften in der Moschee. Die Gewalt ist vielleicht zu 10% religiös begründet. Der Quell für 90% der Motivation sind diese ganzen linke Behauptungen, zu denen auch so manches Gerücht über den Juden zählt, der mal als Banker, mal als Zionist, Lobbyist oder Kapitalist alle ganz böse unterjoche. „CNN is ISIS“, war mal ein Meme.

    (3) Moslems sind so gut wie nie „rechts“. Sie sind auch nicht „ultra-„, „erz-“ oder „schon sehr“ konservativ. Es gibt in der islamischen Welt nur Umverteilungsparteien, mal mit mehr, mal mit weniger Folklorekitsch. Es gibt keine Haushaltskonsolidierungspartei, keine Korruptionsbekämpfungspartei, keine Bildungspartei und keine Problem-studier-und-lös-Partei. Es gibt Leninisten, Trotzkisten, Marxisten und so weiter. Und diese Gruppen nennen sich auch selbst so! Wer eine erfolgreiche Hisb-ul-Ludwig-von-Mises kennt, soll es mich wissen lassen! Ehrlich gesagt kenne ich auch keine glaubwürdige in Deutschland. Der Grund, weshalb der arabische Sozialismus, der wohlgemerkt so heißt, „konservativ“ genannt wird, ist, dass man die Hinterlassenschaften nicht vertreten will. Ist es futsch, ist es dir. Atatürk war Sozialist. Erdogan schließt endlose Private-Public-Partnerships und wirft die Gemeinschaftskasse aus dem Fenster. Die türkische Lira ist absolut am A*sch. Aber die meisten Medienkonsumenten und wohl auch Macher wissen eh nicht, dass es außerhalb von Osteuropa und Kuba überhaupt andere sozialistische Experimente gab und gibt. Und die Moslems, die hier das Wahlrecht bekommen, irren sich auch nicht alle in der Wahlkabine. Die Behauptungsketten hier und dort sind vollkommen identisch – bis auf Feminismus und Homogedöns. Konservative kratzen sich den Kopf, „Oh, die Moslems und die Schwulen stehen doch im Konflikt“. Egal. Das ist 1% der Behauptungen und Versprechen. Die kriegen sich wechselseitig gar nicht mit, wie die „Gays for Palestine“ eindrucksvoll zeigen. Akif Pirincci hat mal sinngemäß geschrieben: Es gibt keinen Konflikt. Es gibt Geld vom Staat. Wenn Chebli sagt, dass ihr Vater „besser integriert“ sei als die AfD in das, was die Medien als Soll-Deutschland beschwören, dann hat sie recht!

    Den Antisemitismus sehe ich übrigens auch. Ich sage nur, dass es taktisch nicht die Ebene ist, auf der man die Behauptungen im Nahostkonflikt bekämpfen kann. Es gibt allerhand BDS-Juden und sonstige Leute, die demonstrativ über ihre Schultern gucken, wenn man ihnen mit dem Vorwurf kommt. So jetzt bin ich ausgekotzt. Sorry.

    • >Erdogan meinte einmal, dass Assimilation ein Völkermord sei.
      Was er damit meinte war Kultureller Genozid, beziehungsweise Ethnozid, was so ziemlich das selbe wie zwangsweise Assimilation ist. Erdolf hat auch durchaus Recht damit, wenn er solche als verbrecherisch einstuft. Sowas passiert auch mit ziemlicher Regelmäßigkeit, wenn man mal die Geschichtsbücher nach dem zusammentreffen von irgendwelchen „Hochkulturen“ oder „Zivilisationen“ mit primitiven Stammesgesellschaften anschaut. In der Regel kommt dabei eigentlich immer etwas raus, wofür sich die Nachfahren der zivilisierten Beteiligten heute unentwegt bei den Nachfahren der zerstörten Stammesgesellschaften entschuldigen, sofern es davon überhaupt noch welche gibt.

      Hier mal eine der Definitionen des Begriffs bei Wikipedia:

      Ethnocide, unlike genocide, is not based on the destruction of the physical person, but rather on the destruction of a person’s culture. Ethnocide exterminates ways of thinking, living, and being from various cultures. It aims to destroy cultural differences, especially focused on the idea of „wrong“ differences, that are present in a minority group by transforming the group’s population into the culture norm of a certain place. This measuring of differences according to one’s own culture is called ethnocentrism. The ethnocentric mind is based on the assumption that there is a hierarchy of superior and inferior cultures. Therefore, ethnocide hopes to raise inferior cultures to the status of superior cultures by any means necessary

      Mit solchen Dingen wie der Schulpflicht, die ja ganz offiziell dazu da ist, um die Entstehung von „Subkulturen“ zu verhindern, die auch mit der zwangsweisen Wegnahme von Kindern durchgesetzt wird, hat man in Deutschland diese Grenze bereits überschritten.

      • Ich wollte dem noch hinzufügen, dass ein Großteil dessen, was den Juden in Europa so widerfahren ist, in diese Definition fällt.

        Juden im Mittelalter lebten größtenteils in kleinen Dörfern oder Schtetls, in denen in vollem Umfang jüdisches Recht galt, und in denen sie so gut wie gar nicht mit Nichtjuden in Kontakt kamen, und folglich überhaupt keine Diskriminierung erlebten. Wie es jedoch aussah, wenn die Mehrheit erwartete, dass diese Juden sich integrieren, weißt Du selber. Wobei dies im Mittelalter tatsächlich eher selten geschah, ganz im Gegensatz zur heutigen Zeit, mit diesen Grundgesetz-Boomern.

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