Das wesentliche Prinzip des Totalitarismus besteht darin, Gesetze zu erlassen, denen man nicht gehorchen kann. (Christopher Hitchens)
Es gibt Jahreszahlen, die so fest verzurrt sind mit einem Ereignis, dass man sie synonym dafür verwenden kann. Doch wo sich bei Issos auf 333 noch „Keilerei“ reimt, bleibt uns beim ablaufenden Sonnenumlauf die sprachliche Parabel verwehrt. Außer vielleicht „Zwanzigzwanzig? Kann mich!“. Natürlich darf man bei allen Flüchen und Verwünschungen nicht vergessen, dass das Jahr selbst nichts für das Unheil kann, welches es über uns auskübelte. Dazu bedurfte es schon den Gestaltungswillen unserer Politikerkaste und mediale Hybris, um den schon nicht gerade wenigen gesellschaftlichen Trennlinien weitere hinzuzufügen. Waren wir an Großkampffelder wie Energiewende, Klima oder Migration gewöhnt, gesellte sich 2020 mit den Corona-Maßnahmen ein weiteres hinzu. Wieder verlief die Bruchlinie durch alle Lager und fragmentierte die Opposition der besten Bundesregierung die wir uns nur träumen können, noch weiter. So gibt es AfD-Abgeordnete, denen die Maßnahmen zur Abwürgung der Wirtschaft noch nicht weit genug gehen, wie es Grüne gibt, die wegen ihrer Teilnahme an Demos als „Corona-Nazis“ gelten.
Mehr als die Maßnahmen selbst oder gar die Zahl der Opfer dieses Virus macht mir seit den Iden des März die Letztbegründung allen Regierungshandelns Sorgen: die Gesundheit jedes einzelnen. Dieser Hebel könnte sich als lang genug erweisen, unsere Welt aus den Angeln zu heben, denn wer würde die Frage „Willst du etwa nicht am Leben bleiben?“ mit NEIN beantworten? Das Geschwätz vom „Great Reset“ wird immer lauter und warum soll man angesichts des besinnungslosen Gelddruckens nicht gleich den gesellschaftlichen Umbau zu einer globalistisch-kollektivistischen Zuckerbäckerutopie chinesischen Stils wagen? Ich scherze, denn natürlich sollte man das besser nicht versuchen und die Krise stattdessen dazu nutzen, sich jedes wuchernden staatlich alimentierten Dekors zu entledigen, um unsere Wirtschaft fit zu machen für die Zeit, in der die aufgehäuften Schuldenberge wieder abgetragen werden müssen. Und diese Zeit wird kommen, wenn der endgültige und tiefe Zusammenbruch der Weltwirtschaft nicht schneller sein und uns die Entscheidung für einen gangbaren Weg abnehmen wird.
War sonst noch was?
Im Januar bot Siemens-Chef Joe Kaeser Luisa Neubauer einen Vorstandsposten an.
Im Februar befürchtete Adam Schiff, Trump würde Alaska wieder an die Russen verkaufen und in Deutschland musste auf Kanzlerinnenwunsch eine demokratische Wahl rückgängig gemacht werden.
Im März hatte Bahlsen einen an der Waffel und entschuldigte sich für den Produktnamen „Afrika“, ohne dass auch nur ein Afrikaner darum gebeten hätte.
Im April kam der Bundeswehr in Kenia eine ganze Flugzeugladung Masken abhanden.
Im Mai verschwand der Hamburger SPD-Pate Johannes Kahrs (bekannt geworden durch einschüchternde nächtliche Anrufe bei parteiinternen Rivalen und in ewiger Erinnerung geblieben durch belfernde Injurien in seinen Bundestagsreden) für immer von der politischen Bildfläche. Es war, als hätte versehentlich jemand auf einen Bovist am Waldboden getreten. Ein kurzes „Pfft“, eine Staubwolke, weg war er.
Seit Juni dieses Jahrs ist der Rassismus zurück. Überall! Rassismus in der klassischen Musik, Rassismus bei der Partnerwahl, Rassismus bei Ghandi, Churchill, Kant und den amerikanischen Abolitionisten, Rassismus in Minneapolis, Portland, London, Berlin, Köln, München, …das Grundgesetz ist rassistisch, weil es nicht nach „Rasse“ benachteiligt oder bevorzugt, der Tagesspiegel kämpft tapfer gegen Sklaverei und die TAZ meint, Integration befördert Rassismus…es riecht seitdem überall brandig, weil über diesem perversen Feuer gerade jeder sein kleines, Opfer-Marshmallow röstet.
Im Juli kam der Polizeipräsident von FFM auf die geniale Idee, dass es auf dem Opernplatz ja gar nicht zu Plünderungen und Ausschreitungen kommen könne, wenn sich dort niemand mehr aufhalten dürfe. Außerdem begannen nun auch deutsche Restaurants und Geschäfte, sich mit „Black Lives Matter“ Schildern vor Umverteilung zu schützen – was ihnen im Herbst nichts nützte, als der Staat sie alle unter dem freilich anders gemeinten Motto „All Lives Matter“ zusperrte.
Der August brauchte schließlich einen Kämpferfaust schwingenden Olaf Scholz, der an der Spitze seiner 15%-Partei mit dem Scholzzug ins Kanzleramt stürmen will. Höchste Zeit, denn den Reichstag hatten kurz zuvor bereits um ein Haar einige zu allem entschlossenen Heilpraktiker erstürmt, was nur mühsam von drei unbewaffneten Polizisten verhindert werden konnte.
Im September verkündete Ursula von der Leyen, Europa binnen zehn Jahren zum „klimaneutralen Kontinent“ machen zu wollen, meine wohl aber eher die EU, was tatsächlich gelingen könnte, wenn der Brexit Schule macht.
Im Oktober hatten die Hashtags #Beherbergungsverbot und #WirHabenPlatz einen epischen Endkampf bei den Dialektikmeisterschaften, ebenso im November der Stern-Artikel „Ich bin eine Quotenfrau“ und das Brandenburgische Verfassungsgericht, dass es für verfassungswidrig erklärte, politische Mandate nach Geschlechterproporz vulgo „Quote“ zu besetzen.
Und so sind wir im Sauseschritt schon im Dezember angelangt, in dem die ARD ankündigte, wegen fehlender 86 Cent bald kein Qualitätsprogramm mehr machen zu können. Ob mein Mittleid für Burow, Gause und Kleber noch bis zum Monatsende reichen wird, ist ungewiss.
Der Trend zum Wahnsinn hält also an und es ist nicht zu erwarten, dass es 2021 anders sein wird.
Danke!
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei meinen Lesern und Unterstützern für ihre Aufmerksamkeit und bei vielen auch für materielle Aufmerksamkeiten. Danke auch an meine Kommentatoren für ihre vielen klugen Worte und an meine Kritiker, wenn sie mal keine hatten. Ebenfalls ein herzliches Dankeschön an meine Redaktion und das Team bei Achgut.com, an Henryk, Dirk, Burkhard, Stefan, Ulrike, Peter und die vielen anderen Autoren. Wir sehen, hören und lesen uns im nächsten Jahr wieder.
Schließen möchte ich wie ich begonnen habe, mit Christopher Hitchens, dessen scharfsinniger Aphorismus Leitmotiv für die kommenden Monate sein könnte, unter welchem ich auch 2021 weiter schreiben werde:
„Das wahre Wesen einer Diktatur sind in der Tat nicht die Regeln, sondern deren Unvorhersehbarkeit und Launen. Wer darunter lebt, darf sich nie entspannen können, darf sich nie ganz sicher sein, ob er die Regeln richtig befolgt hat oder nicht.“
Dennoch habe ich mir fest vorgenommen, das neue Jahr mit etwas Positivem zu beginnen. Es kann ja nur besser werden, nachdem ich dieses Jahr fatalerweise und ausgerechnet mit einer Grippe ausklingen lasse. Die Möglichkeit besteht sehr rasch! Am 2.1.2021 steht der zweite Corona-Test an…
Bleiben oder werden Sie gesund!
Bleiben oder werden Sie unbequem!
Kommt alle gut ins neue Jahr!
…und bleiben Sie auf Empfang.
Ihr
Roger Letsch
Alles Gute Roger, werden Sie gesund bleiben Sie und Ihr Blog so wie Sie sind.
Außer vielleicht „Zwanzigzwanzig? Kann mich!“.
„ranzig“ käme noch in Frage.
Im schönen Jahre 2020,
als Merkel war schon ziemlich ranzig,
kam aus einem fernen Land
ein Virus, Sars-COV-2 genannt.
an Letsch a day keeps the doctor away!
Danke
Lieber Herr Letsch, eine gute Besserung wünsche auch ich Ihnen! Und Danke für Ihren amüsant-g’scheiten Jahresrückblick! Ob es 2021 besser wird, ist zu bezweifeln. Längst wissen wir nicht, ob das Universum unbegrenzt ist, aber dass das bei der menschlichen Dummheit allerorten der Fall ist, ist ziemlich gewiss … Servus! Franz
Zwo-null-zwo-null: „stay safe“-Gebrull
Zwanzig-ein-und-zwanzig: Staats-Mensch-„nudging“ kann mich.
Zwei-null-zwo-und-nix-und-nie: brachte Massenhysterie
Roaring twenties zweiter Akt: fallen aus im Panik-Takt
.
Neunzehn-neunzehn ist verwunden,
Zwanzig-zwanzig bald entschwunden,
Doch was bleibt von all den Viren
Ist das leichte Durchregieren.
.
In diesem Sinne einen guten Rutsch mit Hals- und Beinbruch.
Lieber Roger,
was soll ich sagen? Werde wieder gesund, lass dich nicht unterkriegen, bleib uns allen die deine Beiträge lesen, erhalten. Mit deiner investigativen Blogarbeit und deinem Humor.
Ich freue mich bereits jetzt auf den ersten Beitrag 2021, denn auch das kommende Jahr wird nicht besser werden.
Da bin ich ganz sicher, Corona und unsere allseits beliebten Politiker bleiben uns ja erhalten.
Also guten Rutsch und alles Gute für 2021.
LG Falk
Kommentarfunktion ist geschlossen.