Nachdem ich es mir mit den Fans eines bekannten TV-Physikers verscherzt habe, indem ich diesem eine gewisse Blauäugigkeit in Bezug auf die Machbarkeit der Energiewende vorwarf, ist es höchste Zeit, kurz vor der Europawahl eine Physikerin zu Wort kommen zu lassen, deren gesunder Skeptizismus und nüchterne Betrachtung ihrer Zunft Hoffnung macht, dass die Selbstreferenzialität, die sich nicht nur in der Physik breit gemacht hat, irgendwann enden wird. Ich möchte Sabine Hossenfelder, die Sie hier im Video sehen können, natürlich nichts unterstellen. Sie spricht in erster Linie über die Gründe für das seit Jahrzehnten anhaltende Festhängen der Forschung in den Grundlagen der Physik, wo man verzweifelt versucht, Theorien zu vereinfachen und dadurch „schöner“ oder „perfekter“ zu machen, auf diesem Weg jedoch offenbar keinen Millimeter vorankommt. Allein die Menge an publizierten Vorhersagen, was nach der Inbetriebnahme des LHC, des „Large Hadron Collider“ alles zu finden sein würde, steht in keinem Verhältnis zu dem, was die Experimente ergaben. Gefunden wurde das Higgs-Boson, das letzte noch fehlende Teilchen des sogenannten Standardmodells. Sonst nichts – was nicht abwertend gemeint ist, denn der Fund war zweifellos ein grandioser Erfolg. Laut Hossenfelder gehört das Standardmodell unter Physikern übrigens nicht gerade zu den als „schön“ empfundenen Theorien, weshalb viele ihrer Kollegen elegante Erweiterungen und Symmetrien postulierten. Dumm gelaufen, dass ausgerechnet die Bestätigung des Standardmodells in all seiner Hässlichkeit so gut lief.

„Meine Kollegen und ich, wir sind die intellektuellen Nachkommen von Albert Einstein. Wir denken gerne, dass wir auch nach Schönheit suchen.“
(Antony Zee, theoretischer Physiker)

Hossenfelder deutet an, dass sich die Neigung der Wissenschaftler, nach Symmetrie, Harmonie und „mathematischer Schönheit“ zu suchen und ihre Hypothesen diesen Erwartungen anzupassen, nicht nur in der Physik findet. Die Gesellschaftswissenschaften seien ebenfalls voll davon. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, wir finden diese Unsitte auch in der angewandter Form der Soziologie, in der Politik. Hossenfelders Schlussfolgerung, die sie in einem Vortrag an Uni Stuttgart sowie in ihrem Buch „Das hässliche Universum“ zog:

Die Verwendung von Schönheitskriterien zur Auswahl von wissenschaftlichen Hypothesen ist schlechte Methodik. Solch schlechte Methodik kann akzeptierte Norm werden, wenn viele Wissenschaftler sich gegenseitig versichern, dass sie das Richtige tun.“

Ersetzen Sie „Wissenschaftler“ durch „Politiker“, liebe Leser, und Sie wissen, was ich meine.

Auf der Suche nach Harmonie, Symmetrie, Hierarchie und Schönheit

Chaos ist nicht nur dem Physiker, sondern auch dem Politiker ein Gräuel. Den einen schreckt die Unvorhersagbarkeit, den anderen der eigene Kontrollverlust. Doch während dem Physiker nichts anderes bleibt, als weiter nach Gesetzmäßigkeiten zu suchen, kommen manche Politiker auf die Idee, das Chaos ganz abzuschaffen. Wenn die Protagonisten nur mitspielen würden! Im Unterschied zu denen in der Physik haben die Elementarteilchen (Individuen) in Politik und Soziologie doch die Eigenschaft, denken zu können. Regeländerungen müssen sich also (scheinbar) nicht an Naturgesetze halten. Das Streben nach komplexen Hierarchien, nach Kontrolle, Gleichschaltung und Ordnung soll als Betriebssystem im „Homo Politicus“ verankert werden, mit dem der wohlmeinende Politiker mittels seines „Gestaltungswillens“ tolle Dinge machen kann.

Das Postulat gesellschaftlicher Harmonie hat die meisten Klingelworte hervorgebracht, mit denen uns Politik und Medien täglich die Hirne fluten. Die Kampagnen der Parteien zur Europawahl zeigen dies geradezu exemplarisch. „Wir“, „gestalten“, „uns“, „gemeinsam“, „Zukunft“, „Integration“, „retten“. Je größer jedoch die Entfernung der politisch Handelnden vom Individuum ist, umso höher muss der Abstraktionsgrad der Botschaft sein, damit sie allgemein verstanden wird. Vergleichen Sie doch mal die Komplexität des Baus einer Umgehungsstraße um ihren Heimatort mit dem Projekt „europäische Integration“, dann haben Sie eine Ahnung vom prinzipiellen Kommunikationsproblem.

„Was besonders auffällig und bemerkenswert ist, dass in der fundamentalen Physik eine schöne oder elegante Theorie eine größere Wahrscheinlichkeit hat richtig zu sein, als eine unelegante.“
(Murray Gell-Mann, Physiker, Nobelpreis 1969)

Während man dem einzelnen Individuum noch am ehesten das Prädikat „Instinkt“ zuordnen kann, weil ihm auch so elementare Dinge wie Hunger, Durst, Furcht oder Liebe eigen sind, „fühlen“ Gesellschaften, Staaten oder Staatengemeinschaften nichts dergleichen. Mit dem Hierarchiegrad steigt die Abstraktion und die Organisation anonymisiert sich. Individuum, Familie, Gruppe, Gemeinde, Region, Land, Staatswesen – jede Ebene kann sich physisch nur sinnvoll um die Regulierung von externen Bedürfnissen der Ebene darunter bemühen und zum Funktionieren der Ebene darüber beitragen. Despotie kann entstehen, wenn Ebenen übersprungen werden, wenn sich beispielsweise der Staat regulierend und bevormundend um die Ängste seiner Bürger kümmert und sie etwa zur Phobie erklärt oder durch Ge- und Verbote in die Speisepläne seiner Bürger einzugreifen versucht.

Schöne Idee, hässliche Wirklichkeit?

Begründet wird solches gern mit gefühliger „Sorge um das Wohlergehen“ des Einzelnen, doch wie schon gesagt: Staaten haben keine Gefühle. Gängelungen der Art „Was-geht-das-den-Staat-an“ bemerkt man deshalb sehr schnell und empfindet sie meist als anmaßend und bevormundend. Die Idee, dass sich die Staaten Europas zu einer Gemeinschaft zusammenschließen, ist so betrachtet jedoch nichts Schlechtes. Aber was die EU, wenn sie ihre Aufgabe richtig versteht, leisten kann und sollte, hat eigentlich nur Auswirkungen auf die Interaktion der europäischen Staaten und der EU als Ganzes gegenüber ihren Nachbarn und der Staatengemeinschaft. Überall dort, wo die EU diese Grenze beachtet, wirkt sie geräuschlos und effizient.

Verletzt sie jedoch die Handlungssouveränität lokalerer Ebenen oder versucht sogar, sich zur staatlichen Entität aufzuschwingen und sich EU-unmittelbare Wesen, die sogenannten „Europäer“ als Staatsvolk herbei zu definieren, wird sie als fremd und übergriffig empfunden. Hier versucht die Politik, das recht erfolgreiche Konzept der Nationalität abzuschaffen, indem sie es kopiert und zur „europäischen Identität“ aufbläst. Nichts als eine wunderschöne Theorie, während die „hässliche“ Praxis sagt, dass es schon vergeblich wäre, die Mannschaften des BVB und Schalkes in den gleichen Farben antreten zu lassen – und die sind bis hinab zur Ebene „Region“ geradezu Zwillinge!

Viele der ausgehandelten Regelungen auf EU-Ebene sind zweifelsohne sinnvoll, gerade wenn es um Sachverhalte geht, die das Zusammenleben der Mitgliedsstaaten betreffen. Nur ist das, was auf EU-Ebene entschieden wird, selten Politisches im engen Sinne, sondern bewegt sich auf der Ebene von Verwaltungsakten und juristischen Verträgen. Wir sollen am 26.5. jedoch nicht Verwaltungsangestellte und Juristen mit dieser Aufgabe betrauen, sondern Politiker – und die wollen gewählt werden. Die Inhaltsleere der Wahlaussagen aller Parteien, die sich bis zum Verwechseln der Parolen ähneln, zeigt das Glaubwürdigkeitsproblem des Projektes „EU-Parlament“, nicht die Überflüssigkeit der EU als Ganzes.

Die mangelhafte Verankerung der EU-Parlamentarier in den Hierarchieebenen „Gemeinde“ oder „Land“ lässt konkretere Wahlaussagen jedoch kaum zu. Wo es um das „große Ganze“ geht, ist vom „kleinen Individuum“ nichts mehr zu sehen. Da müssen platte Sprüche aushelfen. Die Barleys, Beers und Webers beraten später ja nicht nur die Belange ihres Landes, sondern die „der Europäer“, was eine sehr fluide Quersumme aus polnischem Kohlekumpel, Berliner Kebabverkäufer, französischem Ziegenzüchter und maltesischem Reeder ist. Die schöne Theorie ist, dass es eine Politik geben kann, die deren sämtliche Interessen zu einem sinnvollen Ganzen bündeln kann. Die hässliche Praxis fragt, warum es so etwas überhaupt geben sollte.

Hässliche Theorien ablehnen?

„Hass macht hässlich“ polterte MdB Johannes Kahrs in Richtung des politischen Gegners und das sogenannte „Zentrum für politische Schönheit“ sorgt mit medial gut inszenierten Aktionen für die richtige pädagogische Grundstimmung. Aber wer legt eigentlich fest, was als schön empfunden wird? Physiker mögen offenbar keine Zahlen ohne Einheiten, keine Unendlichkeit und andere „unelegante“ Dinge. Viele Politiker mögen offenbar keine gesellschaftlichen Prozesse, die gänzlich ohne ihr Zutun ablaufen. Als hässlich wird deshalb gern der Kapitalismus dargestellt, schon weil er mit so verdammt wenigen Regeln auskommt, die man noch nicht einmal kennen muss, um sie instinktiv zu erfassen und am System zu partizipieren.

Um wie vieles schöner erscheint da der theoretisch mächtig unterfütterte Sozialismus, in dessen Propaganda wir all die abstrakten Schlagworte wiederfinden, die wir auf den Plakaten zur Europawahl sehen – was natürlich ein hässlicher Zufall sein könnte. Der Kapitalismus mag nicht schön, sondern voller Fehler und Ungerechtigkeiten sein, aber im Gegensatz zum theoretisch perfekten Sozialismus funktioniert er. Selbst dann noch, wenn er mehr und mehr von politischen Gängelungen und Eingriffen überwölbt wird. Es ist leider schwer zu sagen, welche politische Umbaumaßnahme und Regulierung „die eine zu viel“ sein wird und wann das System infolge dessen zusammenbricht. Es gibt keine „tragenden Wände“, die als solche gekennzeichnet sind. Wir werden jedoch merken, dass die letzte Wand eine tragende war. Der Hammer wird in Berlin geschwungen, die Verantwortung gern nach Brüssel delegiert.

Europawahl: Schön ist, was sich fügt

Viele Politiker halten eine Gesellschaft für „schön“, wenn sie die Handlungen all ihrer Teile bis zur Ebene des Individuums nicht nur erklären, sondern herleiten und beeinflussen können. Weil dies jedoch praktisch nur begrenzt möglich ist, erklärt man sich die Weigerung einzelner Individuen entweder als Feindschaft oder als Mangel an Wissen. Feinde werden moralisch abgesondert (Populist, Nationalist, Europazerstörer, Nazi), Unwissende intensiv moralisch agitiert. So teilt sich die Welt schnell in schön und hässlich. Auf der Ebene der EU und speziell des EU-Parlaments ist es besonders leicht möglich, „schöne“ Theorien voranzutreiben, weil hier das Individuum weit weg ist und der Vergesellschaftung immer weiterer Bereiche des Lebens nicht aktiv im Weg stehen kann. Gegen die Schließung einer Schule oder den Bau einer Hochspannungsleitung kann man demonstrieren, Verantwortliche aufsuchen und Bürgerprotest organisieren. Gegen europaweit vorangetriebene gesellschaftliche Umbaumaßnahmen ist das schon erheblich schwieriger. Professor Russell Berman von der Stanford-University formuliert es in der NZZ so:

Ich meine damit [mit Vergesellschaftung] die Kollektivierung bzw. Monopolisierung der Wirtschaft, die Verrechtlichung des alltäglichen Lebens und die Politisierung des Privaten, kurzum: das Schrumpfen nichtverwalteter Lebenszonen. Erstmals seit langem macht sich eine heftige Reaktion der Bürger gegen diese verwaltete Welt bemerkbar. Was wir hier in den USA erleben, kennen Sie auch in Europa, denken Sie nur an die «gilets jaunes» in Frankreich oder die Populisten in Italien. Gegen die Erwartungen des normierten Denkens würde ich nun eben zugespitzt sagen: Theodor Adorno, dieser Linke, ist der eigentliche Vordenker der «gilets jaunes». Zwar war er selbst gegenüber den aktionistischen Tendenzen der Studentenbewegung höchst reserviert, doch hilft er uns diese Protestbewegung zu verstehen – als Aufschrei gegen Zentralismus, Bevormundung und ENA-Elitismus.

Der „ENA-Elitismus“, dem Macron nun zaghaft und meiner Meinung nach zu spät zu Leibe rückt, zeigt in Frankreich im Kleinen das, was in der EU im großen Maßstab betrieben wird, nur dass sich auf europäischer Ebene die Protestbewegung erst zu bilden beginnt. Dort wird, so fürchte ich, nicht weniger in Bruch und Brand geraten, als bei den Protesten der Gelbwesten in Paris. Der gleichgeschaltete EU-Wahlkampf von Links über Grün und SPD bis in die Union zur Bewahrung des Status Quo und für die Beibehaltung und Vertiefung von Zentralismus und Bevormundung lassen der Phantasie wenig Raum, dass es nicht so weit kommen wird.

Ein Sahnehäubchen auf die Indifferenz des ganzen Europa-Wahlkampfes setzte vor wenigen Tagen die FDP im hessischen Fischbachtal, wo man gleich eine universelle Wahlempfehlung für alle Parteien (außer natürlich für die Schwefelbuben von der AfD) abgab. Ja, wenn man wolle, könne man auch FDP wählen. Wichtig scheint das der FDP indes nicht zu sein. Für den weiteren Weg, den Brüssel nehmen wird, könnte sich das fatalerweise als richtige Einschätzung erweisen. Die minimal nötigen 51% zur Sicherung des Status Quo werden schon noch zusammenkommen. Und auf Listenplatz zwei ihrer Partei wird Svenja Hahn, die Ulknudel vom Wählerverarschungsdienst der FDP, sicher gern an diesem Status mitstricken. Vielleicht wird sie ein Demokratie-Tutorial daraus machen. Nur für’s Protokoll: schön ist das nicht!

„Europa: Die beste Idee, die Europa je hatte.“
(Robert Habeck, Politiker)

Rettet die Idee, denn sie ist so schön!

Aber ist sie auch gut, diese Idee? Es ist in der Tat nicht leicht, gerade schönen Ideen die gebührende Portion an Skepsis entgegen zu bringen. Viel zu leicht lässt man sich von ihnen Umarmen, viel zu unkritisch heißt man sie willkommen, weil sie dem ästhetischen Empfinden schmeicheln. Massenhafte muslimische Einwanderung etwa ist etwas, dass noch in keinem einzigen westlichen Land zu Integration geführt hat. Dennoch hält man eisern an der Idee der Integration fest, weil die Alternative einem Offenbarungseid gleichkäme. Auch die zweifellos schöne Idee einer gemeinsamen Währung lässt sich nur noch durch die Aushebelung aller Marktregeln aufrechterhalten. Niemand wagt es zu fragen, warum es in 3.000 Jahren Währungsgeschichte noch nie zu negativen Zinsen kam – bis die EZB dies für eine gute Idee hielt. Man bleibt der schönen Idee solange verpflichtet, bis es richtig hässlich wird.

Man bringt auch den Mut nicht auf, die offensichtlich in der Praxis gescheiterte Idee, wirtschaftlich sehr unterschiedliche Regionen und Staaten mit Hilfe einer gemeinsamen Währung zu „harmonisieren“, für gescheitert zu erklären. Wie die Physiker aus dem Vortrag von Sabine Hossenfelder suchen auch Politiker nach Symmetrien und Harmonie, die sie unbedingt herstellen wollen. Der Mindestlohn ist eine weitere solche Symmetrie, die als angenehm empfunden wird – den möchte man nun auf europäischer Ebene erzwingen. Jeder Wunsch nach Umverteilung entspricht der imaginierten Störung einer Symmetrie und soll politisch reguliert, begradigt und verschönert werden. Das schlägt mittlerweile bis in die juristischen Begriffe durch – in Deutschland ist man diesbezüglich besonders weit. Man denke nur an das „Gute-Kita-Gesetz“ – da ist der ästhetische Anspruch bereits im Titel verankert und über Schönheit kann man bekanntlich nicht streiten.

„Europa ist die Antwort auf jede Frage.“
(Christian Lindner, Politiker)

Beinahe jedes politische Großprojekt, angefangen mit Baumaßnahmen wie S21 und Kopfnotengebern vom Kaliber „Demokratie leben“ über gesellschaftliche Großprojekte wie die Energiewende, welche uns saubere, unschuldige Energie bescheren soll bis hin zur Klimahysterie, die eine statistische Durchschnittstemperatur zum Schönheitsideal des Planeten Erde erklärt – überall findet man Spuren dieser schlechten „Methodik der Schönheit“ und hört den Gleichschritt ihrer Postulanten. Überall werden im Namen dieser postulierten Schönheit munter alle Bereichsgrenzen bis zur individuellen Lebensführung der Bürger angegriffen und pulverisiert. Für das höhere Wohl, für die Schönheit einer Idee.

Das Fazit Hossenfelders für die Physik lautet übrigens: „Bevor Physiker versuchen ein „Problem“ zu lösen, sollten sie sicherstellen, dass es ein Problem ist. Ein empfundener Mangel an Schönheit ist kein Widerspruch und daher kein echtes Problem.“

Das gilt meiner Meinung nach ebenso für die Politik.

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6 Kommentare

  1. Nun, mit Verlaub, als Physiker möchte ich doch zu bedenken geben: das mit der Schönheit der Theorien ist bei den meisten Physikern eher im übertragenen Sinne gemeint und im Grunde eine Erweiterung von Ockham’s Razor, dem Prinzip, unnötige Theoreme zu vermeiden. Ein schönes Beispiel stellen die Maxwell-Gleichungen dar:
    Vier Gleichungen, die alles, was damals – 1864 – über magnetische und elektrische Vorgänge bekannt war, zusammenfaßten, darunter die Gauß’schen Gesetze für elektrische und magnetische Felder, das Gesetz von Faraday, das Ampere’sche Gesetz, das Gesetz von Biot-Savart und weitere. Darüber hinaus ergaben sich Vorhersagen für bis dato unbekannte Phänomene, die z.B. Heinrich Hertz veranlaßten, nach elektromagnetischen Wellen zu suchen und für deren Entdeckung er sicher den Nobelpreis bekommen hätte, hätte es den da schon gegeben.
    Die vier Maxwellgleichungen zeigen verschiedene Symmetrien und werden von manchen Physikern deshalb als schön beschrieben.
    Bei einer Theorie wie des Standardmodells der Teilchenwelt, mit über Hundert verschiedenen Elementar-Teilchen gibt es eben den Verdacht, es gebe eine Wirklichkeit dahinter, die mit weniger Parametern auskommt!

    Ob man die Theorie des Sozialismus schön findet oder nicht, sei dahingestellt, es ist keine wissenschaftliche Theorie sondern eine Ideologie und braucht sich deshalb nicht an der Realität zu orientieren! Ganz vergleichbar übrigens die Neoliberale Kapitalismustheorie, nach der der Markt alles regelt, wenn man ihn nur möglichst ungestört wirken läßt. Vereinfacht gesagt, wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.
    Auch hier zeigt die Realität eben ganz andere Ergebnisse, als die Neoliberalen gerne hätten. Dabei ist es zum einen eine Frage der Ziele: falls man erreichen will, daß einige wenige ultra-reich werden,so gut wie alle anderen aber an oder unter die Armutsgrenze rutschen: hier ist ja der Neoliberalismus weltweit sehr erfolgreich. Eigentlich auch kein Wunder, denn die Rede Markt, vom Wettbewerb ist ja nur eine Beschönigung des Rechts des Stärkeren, der dog-eat-dog-Gesellschaft, wie es im Englischen heißt, nur das möchte man eben nicht so offen sagen.
    Zum anderen sind es eben oft die Reichen und Mächtigen, die genau das, den freien Markt, predigen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

    hemei 22. Mai 2019 at 11:47
    2. Das lang­same Abster­ben der Bevöl­ke­run­gen
    der Indus­trie­staa­ten kann nicht auf­ge­hal­ten werden, es sein denn mit der Wie­der­ein­füh­rung archai­scher Lebens­wei­sen.

    Nun, da bin ich ganz anderer Ansicht! Es ist eine Frage des politischen Wollens. Bräuchte man nicht zwei Jobs – wenn’s reicht – um eine Familie zu ernähren, sondern es gäbe wieder anständige Löhne, so daß ein Alleinverdiener eine Familie gut ernähren kann, da bin ich sicher, gäbe es auch wieder mehr Kinder. Nichts Archaisches, sondern einfach die Zustände wie in den 1960ern und 1970ern. Eben vor Schröders Agenda der Billig- und Tagelöhner, der Neosklaverei und gewollter Verelendung.
    Da man davon aber nicht abgehen will, ein menschenwürdiges Leben für die Erwerbsabhängigen nicht in Frage kommen darf, importiert man jetzt eben Menschen aus Kulturen, in denen das Prinzip Verantwortung unbekannt ist, die sich völlig ungehemmt vermehren, egal wovon ihr Nachwuchs mal leben soll. Solange der Sozialstaat noch nicht verfrühstückt worden ist, finanzieren wir Steuerzahler die Party.

  2. Muss natürlich heißen:
    Aber wahr­schein­lich sind wir wirk­lich erst bereit, uns zu wehren, wenn die Juso-Antifa mit dem Base­ball-Schlä­ger zuhaut.

  3. Ich nehme mal Bert Brechts „Fragen eines lesenden Arbeiters“

    Wer baute das siebentorige Theben?
    In den Büchern stehen die Namen von Königen.
    Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
    Und das mehrmals zerstörte Babylon

    Wer baute es so viele Male auf?
    In welchen Häusern des goldstrahlenden Limas wohnten die Bauleute?
    Wohin gingen an dem Abend, wo die Chinesische Mauer fertig war die Maurer?
    Das große Rom ist voll von Triumphbögen. Wer errichtete sie?

    Über wen triumphierten die Cäsaren?
    Hatte das vielbesungene Byzanz nur Paläste für seine Bewohner?
    Selbst in dem sagenhaften Atlantis brüllten in der Nacht, wo das Meer es verschlang
    Die Ersaufenden nach ihren Sklaven.

    Der junge Alexander eroberte Indien.
    Er allein?
    Cäsar schlug die Gallier.
    Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?

    Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte untergegangen war. Weinte sonst niemand?
    Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg.
    Wer siegte außer ihm?
    Jede Seite ein Sieg.

    Wer kochte den Siegesschmaus?
    Alle zehn Jahre ein großer Mann.
    Wer bezahlte die Spesen?
    So viele Berichte. So viele Fragen.

    Na ja, wenn die Sozen sagen, dass Europa die Antwort ist, dann hat sich das ja.

    Im übrigen findet sich in Erfurt (eine sehenswerte Stadt) auf dem ega-Gelände (Erfurter Gartenbauausstellung) auch die passende, überlebensgroße Bronzestatue „lesender Arbeiter“ (Ludwig Engelhardt, 1961). Dazu eine kleine Anekdote meinerseits: 2006 während der WM hatte ich mit meiner 16-jährigen Tochter eine Städtereise in Thüringen und Sachsen gemacht. Wir besuchten in Erfurt den ega-Park. Als ich die Statue von weitem sah, sagte ich meiner Tochter: „Geh mal hin. Das ist ein lesender Arbeiter.“ Vorher hatten wir schon die Traktoristin und andere gesehen. Als sie nachgeschaut hatte, fragte sie mich verblüfft:“ Papa, woher hast Du das gewusst?“ Ich habe ihr dann kurz etwas über den sozialistischen Realismus erzählt.
    Sozialisten jeder Couleur sind so erbärmlich berechenbar. Man weiß immer schon, was als nächstes kommt und könnte sich eigentlich dagegen feien.
    Aber wahrscheinlich sind wirklich erst bereit, uns zu wehren, wenn die Juso-Antifa mit dem Baseball-Schläger zuhaut.
    Was das mit Schönheit zu tun hat? Frage ich mich auch, da möglicherweise physikalische Formeln nach Einstein ästhetisch sein mögen (Physiker sind oft auch gute Musiker wie z.B. Einstein), Politik aber ausschließlich und nur Interessen verfolgt.
    Und die EU-Interessen, bzw. die Interessen derer, die die EU ausbauen wollen, sind nur Interessen. Schönheit in dem Sinne finde ich z.B. in Werken der europäischen Architektur, der bildenden Kunst, der Musik oder der Wissenschaft. Da gab es über mehr als 1000 Jahre eine fruchtbare Wechselwirkung. Gotische Kathedralen in Deutschland, Dürer in Italien, Händel in England, englische Landschaftsgärten auf dem gesamten Kontinent… Die Liste lässt sich verlängern. Politik war nie dabei, ist nicht dabei und wird nicht dabei sein.

  4. Auf der Suche nach einem gemeinsamen Nenner für das Tohuwabohu fällt mir folgendes ein: 1. Die Bevölkerungsexplosion in der III.Welt und insbesondere in Afrika ist nicht lösbar, es sei denn mit diktatorischen Maßnahmen.
    2. Das langsame Absterben der Bevölkerungen
    der Industriestaaten kann nicht aufgehalten werden, es sein denn mit der Wiedereinführung archaischer Lebensweisen.
    3. Die Auswirkungen der Menschheit auf den Globus (Umwelt) können nicht verhindert, wohl auch kaum verkleinert werden.(Bevölkerungswachstum, fortschreitende Industrialisierung) es sei denn durch eine Weltdiktatur.
    Diejenigen, die diese Entwicklung aufhalten wollen, liegen genauso falsch, wie diejenigen, die vorgeben Lösungen zu kennen.
    Gemeinsam ist beiden nur die verständliche Hysterie.

  5. Besser kann man es nicht formulieren:
    „Es gibt keine „tragenden Wände“, die als solche gekennzeichnet sind. Wir werden jedoch merken, dass die letzte Wand eine tragende war. Der Hammer wird in Berlin geschwungen […].“
    Eine der tragenden Wände wurde bereits von Berlin zu 99 Prozent zerstört: die Meinungsfreiheit.

  6. Die EU hat sich weit von der Idee ihrer Gründerväter entfernt, der eines freiwilligen Zusammenschlußes europäischer Staaten, die durch Bündelung ihrer Kräfte Vorteile erwirtschaften, die dem einzelnen Mitglied des Staatenverbundes zum Vorteil gereichen. Mittlerweile hat sich daraus ein eigenmächtiges Gebilde herausgeschält, daß das ideologische Ziel der Auflösung aller Nationalstaaten verfolgt, um ein europäisches Umverteilungsorgan zu etablieren, in dem die europäische arbeitende Bevölkerung den ständigen Nachschub aus muslimisch- und afrikanischer Welt versorgen soll. Ich muß nicht extra erwähnen, daß das ganze damit verbundene Ökomärchen ausschließlich der Akzeptanz der Migration gegenüber der europäischen Bevölkerung dient. Europäer haben Schuld an der Ausbeutung der dritten Welt, sind Umweltschweine, müssen bestraft werden. Der Ablaß, der Schulderlaß, sind Migranten. Eine christliche Vorstellung, der sich unsere Kirchenobersten gerne anschlossen, Halleluja! Egal was wir aufnehmen, nach 14 Tage hat Afrika eine neue Millionen CO2-Abdrücke geboren. Ein ökologisches Desaster, nach grüner Diktition. CO2 wird in unserer Haltungsdiktatur nur dort skandalisiert, wo es zur Zerstörung der einheimischen Industrie führt. ( ein weiterer Programmpunkt grüner Politik) Die Altparteien wollen a l l e die Befugnisse dieser EU ausbauen. Man ist für Migration, für die CO2-Steuer, um damit die bereits jetzt fallenden Steuereinnahmen, die für die teuren Hobbys Migration und EU-Finanzierung benötigt werden, kompensieren zu können. Nicht mehr alle Stimmen des Europarats sollen bei Entscheidungen nötig sein, sondern nur noch eine Mehrheit, was bedeutet, daß wir schneller überstimmt werden können, auch dafür stehen alle Altparteien, und auch dafür bezahlen wir jede Menge Geld. Die ideologische Verblendung und Blödheit der Politiker nimmt ihren Lauf und ständig zu. Bereits im deutschen Bundestag bestimmen Menschen mit abgebrochener Berufsausbildung oder reine Politiker( d.h. null Berufsausbildung) Deutschlands Belange. Sie werden nicht nach Kompetenz, sondern aufgrund ideologischer Standfestigkeit von ihrer Partei undemokratisch auf Listenplätze und in Ausschüssen verteilt. Diejenigen, die diesen Pfeifen inkompetent erscheinen, werden nach Brüssel abserviert. Es ist ein Elend, kein Wunder, daß selbst Oberideologe Juncker ständig zur Flasche griff!

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