Ein „Heer von willfährigen Jasagern“ habe der Gottseibeiuns Trump für die Midterms am 8. November aufgestellt, so erfährt man im Spiegel-Daily-Podcast vom 25. Oktober. Das alles sei natürlich Teil eines von langer Hand vorbereiteten Plots auf dem Weg zum Staatsstreich, den Trump für 2024 plane. Vorsichtshalber formuliert man die Gewissheit als Frage und kann so im Falle besorgter Nachfragen zur geistigen Gesundheit abwiegeln. Man wird ja wohl noch fragen dürfen! René Pfister, US-Korrespondent des Spiegel, hat offensichtlich gelernt aus dem Vorhersagefiasko deutscher Wohlfühlpresse aus 2016. Er kommt aus der blauen Komfortzone Washington D.C. heraus und im Land herum. Sogar auf einer Trump-Ralley war er, was für ihn sicher kein Genuss gewesen sein kann. Ich glaube, er schätzt die desolate aktuelle Lage der Dems sehr gut ein, die drauf und dran sind, ihre Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments zu verlieren.

Solche Verluste sind zwar für Midterms eher die Regel für jede Präsidentenpartei, doch die Verwunderung der Dems – oder sollte man schon von Verzweiflung sprechen – speist sich aus der Gewissheit, dass hier doch irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Wir sind doch die Guten, verdammt und zugenäht! Biden ist Präsident und warnt ständig vor den üblen Republikanern, den Magas, den Mega- und Ultra-Magas und wie diese Meinungsextremisten sonst noch von ihm genannt werden. Die die die…die wollen doch das Land zerstören! Doch das fruchtet nicht mehr beim Wähler und ein neues Narrativ muss her! Nicht nur der Spiegel hofft, es möge die Dems sicher über die eigentliche Ziellinie in 2024 tragen. Oder besser noch weiter, denn ginge es nach der deutschen Presse, wären die Demokraten schon seit langem die einzig erlaubte Regierungspartei in den USA.

Den „Wahlleugnern“ und deren Mastermind Trump wurde der Kampf angesagt, doch weil das nur eine Reminiszenz an die Vergangenheit ist, für die sich trotz Januar-6-Commitee nur wenige Prozent der Wähler interessieren, muss man die Bedrohung irgendwie in die Zukunft retten. Was liegt da näher, als Trump schon vorab Putschabsichten zu unterstellen, der, wie der Spiegel es nennt „einen perfiden Langfristplan durchsetzen“ will? Hach, der Spiegel! Wie gut lebte man doch bis 2021 von diesem Beelzebub im Weißen Haus, wie erfreute man sich – trotz ideologischer Differenzen – an der medialen Milchkuh Trump, die nun endlich wieder hinreichen bedrohlich wirkt, um hemmungslos gemolken zu werden.

Die mögliche Kandidatur Trumps ist jetzt „Operation Staatsstreich“ und die Midterm-Wahlen seien nicht etwa ein indirektes Votum über die verheerende Politik der Regierung unter Joe Biden, sondern irgendwie eine Art Mutprobe für Trump-Unterstützer. Ganz so, als hätten die Amerikaner gerade nicht ganz andere Probleme als eine mögliche Kandidatur des Orangeman in zwei Jahren. René Pfister spricht von den „radikalen Kandidaten“ der Republikaner für Senat und Gouverneursposten in den Bundesstaaten und führt die typischen „Beweise“ für deren Radikalität an: Trump unterstützt sie und sie unterstützen Trump, weshalb alle pauschal mit Injurien wie „Wahlleugner“, „Klimaleugner“ und ähnlichem überzogen werden.

Besonders an Kari Lake, der Kandidatin für das Gouverneursamt in Arizona, putzt sich der Spiegel gern die Schuhe ab. Lake kennt die Medien, schließlich saß sie viele Jahre selbst als News-Anchor vor der Kamera. Und sie versteht das Spiel, die Auslassungen, kennt die absichtsvollen Schnitte, Interpretationen und Schlingelformulierungen, weshalb sie bei Presseterminen stets eine eigene Kamera mitlaufen lässt, die sowohl ihr Team als auch die Pressemeute ungeschnittenen aufzeichnet. Es ist also nicht so leicht wie üblich, ihre Aussagen wegzulassen oder absichtsvoll zu verdrehen, es sei denn, man hat es mit dem durchschnittlichen Spiegel-Leser zu tun, der nicht an die Quelle geht, weil er der Relotiusspitze blind vertraut.

Im Gegensatz zu sämtlichen im Feuer stehenden Kandidaten der Dems, die sich auf die Entscheidung des Obersten Gerichts bezüglich des Abtreibungsrechts und die Vorkommnisse am 6. Januar 2021 kaprizieren – die einzigen politischen Momente der letzten zwei Jahre, auf die sie keinen Einfluss hatten – adressieren Lake in Arizona oder Zeldin in New York die wirklich brennenden Probleme: Inflation, der Zustand der amerikanischen Wirtschaft, Benzinpreise, Ideologisierung der Bildung und die ausufernden Probleme mit illegaler Einwanderung und Kriminalität.

Überall brennt für die Dems in den Umfragen die Hütte und so kommt es, dass selbst in den blauesten aller blauen Gegenden plötzlich Obama im Wahlkampf auftaucht, um zu retten, was noch zu retten ist. Sogar die Hochburg New York ist mittlerweile in (moderater) Gefahr, auf Rot umzuschalten. Nun, das wird wohl nicht gelingen, aber in Arizona und Nevada zeichnet sich das deutlich ab, in Georgia wird Stacey Abrams (Dems), die ihre Niederlage von 2018 noch immer nicht akzeptiert hat – was sie natürlich genauso zur Wahlleugnerin macht wie Hillary Clinton – wohl auch diesmal leer ausgehen.

In Pennsylvania muss man derzeit von einer krachenden Niederlage für John Fetterman (Dems) ausgehen, den leider nicht seine verheerende Politik, sondern sein im Mai erlittener Schlaganfall die Wahl kosten könnte. Unfähig, gesprochene Worte im Kopf zu verarbeiten ist er auf Computerhilfe angewiesen, die leider nicht wirklich zuverlässig ist, wie man in seiner einzigen Debatte mit seinem republikanischen Kontrahenten leider feststellen musste. Man begrüßt das Publikum nicht mit „gute Nacht“, ohne dass besorgte Fragen gestellt werden. Es war eine Qual, das mit ansehen zu müssen und seine Unterstützer müssen sich fragen, ob es wirklich im Interesse Fettermans sein kann, als Senator nach D.C. zu gehen, wo er in seinem Zustand kaum mehr tun könnte als „jay“ oder „nay“ zu sagen. Aber womöglich ist das ja die Absicht. Das Mitleid seiner Gegner ist jedenfalls ehrlicher als der gespielte Enthusiasmus seiner Unterstützer, die nicht das Beste für den Mann im Sinn haben können.

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Die Pietät verbietet hier, sich näher mit dem zu befassen, was Fetterman da zum Besten gab. Der Beweis seiner Amtsunfähigkeit wurde aber zweifelsfrei erbracht und er sank in der Wählergunst weiter kräftig ab. Nur zur Einordnung: ein republikanischer Senator aus Pennsylvania wäre etwa so ungewöhnlich wie ein bayrischer Ministerpräsident, den die Linke stellt.

Immerhin stellte sich Fetterman einer Debatte, auch wenn die nicht gut für ihn ausgehen konnte. Solches kann man von der Kandidatin der Dems in Arizona nicht behaupten. Katie Hobbs verweigerte sich einem TV-Duell mit Kari Lake mit der Ausrede, sie habe anderes zu tun, ihr Kalender sei ohnehin schon voll und mit einer gefährlichen Wahlleugnerin wie Lake wolle sie ohnehin keine Debatte. Was das „andere“ sein soll, wo ihre einzige Aufgabe momentan darin besteht, eine Wahl gegen Lake zu gewinnen, erklärt sie nicht. Wer Lake mit ihrer Eloquenz und Faktenfestigkeit erlebt hat, kennt natürlich den wahren Grund für Hobbs Verweigerung: es ist die reine Panik!

Oktoberüberraschung und Inkonsistenzen

Wie schnell sich das Blatt doch gewendet hat! Es ist nicht mal zwei Jahre her, dass die Demokraten die größte Wählermobilisierung der Geschichte der USA hingelegt hatten und genau hier liegt auch der Denkfehler Trumps begründet, er und nicht Biden hätte diese Wahl gewonnen. Er setzte seine eingesetzte Energie mit dem zu erwartenden Ergebnis gleich und wer würde bestreiten, dass Biden in seinem Keller in Delaware saß, als er, Trump, vier bis sechs Wahlkampfauftritte in einem Tag vor Zehntausenden hatte? Doch am Ende war es eben eine Wahl gegen Trump, nicht für Biden. Zwei Jahre später will der Spiegel das gern wiederholen. Nur ist es heute eben ein Votum gegen die ganz reale Politik Bidens, an der Trump nun mal so gar keinen Anteil hat. Der Elefant hat den Raum vorerst verlassen und lässt sein Tröten nur noch aus der Ferne hören. Das reicht indes bereits, um den Dems hörige Medien auf beiden Seiten des Atlantiks in Aufregung zu versetzen.

Es hat eine gewisse Tradition in US-Wahlen, dass im Monat vor dem Termin noch gut platzierte PR-Bomben hochgehen. Das Entsetzen der Wähler ist dann am Wahltag noch frisch und wenn die Medien mitspielen, kann so etwas den Ausgang der Wahl beeinflussen. Spielen sie nicht mit, natürlich auch. 2020 blieb die Überraschung aus, weil die Medien und das FBI die „Oktoberüberraschung“ unterdrückten. Die Eskapaden der Biden-Familie wurden als russische Falschinformation dargestellt und Informationen darüber aktiv auf Twitter und Facebook zensiert. Man schätzt, das 10-16% der 81 Millionen ihr Kreuz nicht bei Biden gemacht hätten, wenn sie von der Affäre um Hunter Bidens Laptops – es waren ja mehrere, deren Echtheit mittlerweile erwiesen ist – erfahren hätten.

Der Oktober ist fast vorbei und für die Midterms blieb jede große Überraschung aus. Doch im letzten Moment versuchen die Demokraten offenbar, stattdessen die faustdicke Verschwörungstheorie vom geplanten „Trump-Putsch“ unters Wahlvolk zu bringen. Überbringer der Nachricht ist ausgerechnet Hillary Clinton, die sich in einer Videobotschaft an die „indivisible“ wandte: Diese fiesen Reps, die planen da was! Die wollen Wahlergebnisse nicht anerkennen! Nicht mal die Entscheidungen des „anachronistischen“ Electoral College! Gerichte sollen den Sieger bestimmen und die Richter haben die Trumpisten doch in der Tasche! Sechs Staaten seien nun das Schlachtfeld, auf dem die letzten freien Völker Mittelerdes gegen das absolut Böse…ich übertreibe hier nur wenig, denn die Angstmacherei ist geradezu grotesk! Ganz schlimme Trumpleute greifen nach der Macht und wenn der Zuschauer den einen oder anderen Dollar entbehren könnte, dann liegt der Sieg der Guten über das finstere Maga-Land schon zum Greifen nahe!

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Doch bevor sie nun an den Fingernägeln kauen und verzweifen, liebe Leser, weil „Dark Maga“ – eine Wortschöpfung Bidens – in den USA bald die Demokratie abschafft, schauen wir kurz auf die Strategie der Dems. Die fanden es nämlich in den letzten Monaten überhaupt nicht schlimm, die nach ihren Maßstäben jeweils radikalsten Kandidaten der Reps finanziell im Vorwahlkampf zu unterstützen. Immer in der Hoffnung, dass sich der „radikalste“ Kandidat durchsetzen möge, auf dass man im Finale umso leichter auf dessen Radikalität verweisen und die verängstigten Wahlschäfchen ins eigene Lager treiben könne.

Als Wahlkampftaktik eigentlich eine Wucht, die jedoch nur so lange funktioniert, wie die Wege des Geldes verborgen bleiben. Doch an dieser Stelle funktioniert die Transparenz der Republik eben noch und selbst Sender wie CNN berichten mit Abscheu über die Praxis der Dems, nicht nur die eigenen Kandidaten, sondern auch die als Negativ-Folie ausgewählten der Konkurrenz zu finanzieren. Doch wo ist die glaubhafte Bedrohung, von der Clinton warnt, wenn ihre Partei diese Bedrohung selbst mitfinanziert hat? Man spielt angesichts der drohenden Niederlage genau das Spiel, welches man der anderen Seite vorwirft und redet von Betrug, gestohlenen Wahlen und sogar vom angeblichen Putschversuch Trumps. Das passende deutsche Stichwort dazu lautet „was ich denk und tu‘, trau‘ ich and’ren zu“.

Was wirklich zur Wahl steht

Dabei sind es ganz andere Dinge, die zu dem gründlichen Abstieg der Dems in der Wählergunst führten und man muss nur ins Weiße Haus schauen, um sie alle dort versammelt zu sehen. Es ist die völlig erratische und inkonsistente Politik der Biden-regierung, die LNG in Europa verkauft, in den USA aber das Fracking runterdrückt und Pipelines nach Kanada schließt. Der Mangel auf der Angebotsseite bringt die Benzinpreise in Höhen, was bedrohlich ist für den Durchschnittsamerikaner, dessen Arbeitswege länger sind als unsere und der mangels Bus und Bahn oft alternativlos vom Auto abhängt. Der wiederholte wirkungslose Griff in die strategische Ölreserve, die für gänzlich andere Fälle angelegt wurde, lässt an Planwirtschaft denken.

Als Biden schließlich bei den Saudis erfolglos darum bettelte, die Senkung der Ölfördermenge um einen Monat (also bis nach den Midterms) zu verschieben, war wohl auch dem letzten Optimisten klar, dass hier Parteipolitik gegen die Interessen der Amerikaner gemacht wird. Man glaubt den Opa im Weißen Haus eigentlich gar nichts mehr. Im September noch beendete er mit knappen Sätzen die Pandemie, im Oktober steht er nun wieder vor den Kameras und sagt „Holt euch noch einen Covid-Schuss. Einmal pro Jahr. Das ist es.“ Während hinter ihm im Bild die komplette Pharma-CDC-Fauchi-Lobby grinst und nickt. Wer sich mit den Fröschen einlässt, muss die Sümpfe bewässern.

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Unterdessen bröckelt nicht nur das Vertrauen der Wähler in ihre gewählten Vertreter der Demokraten, auch Gerichte stellen sich quer. Der oberste Gerichtshof von New York hat die Praxis, ungeimpftes medizinisches Personal zu feuern, für illegal erklärt. Die Betroffenen müssen ihre Jobs wieder bekommen, Gehälter müssen rückwirkend gezahlt werden. Gouverneur Kathy Hochul, die letztes Jahr durch den Rücktritt von Andrew Cuomo ins Amt gelangte, erklärte indes ungerührt auf die Frage nach dem Impfzwang für Polizei, Feuerwehr und medizinische Personal, sie würde all das genauso wieder tun. Auch Hochul muss am 8. November die Wähler fragen, ob sie sie weiter im Amt sehen wollen. Und wenn es wohl auch für sie reichen wird, ist es doch seit 2003 das erste Mal, dass die Reps in New York eine ernsthafte Herausforderung darstellen.

Aussichten

Es sind noch zwei Wochen bis zur Wahl und Vorhersagen bekanntlich unsicher, da sie die Zukunft betreffen. Sollte es jedoch wie erwartet laufen und die Demokraten ihre Mehrheiten in beiden Kammern verlieren, brächte das eine Zäsur in die aktuelle Politik der USA. Wahrscheinlich ist, dass die Reps im Repräsentantenhaus den Spieß umdrehen werden und Biden bezüglich der Ukraine- und China-Deals seiner Familie einem Impeachment-Verfahren unterziehen würden. Sicher hingegen ist, dass die Milliardenprogramme zur Unterstützung der Ukraine, die aktuell einfach so durchgewunken werden, unter die Lupe kommen würden, was einen zusätzlichen finanziellen Druck auf die EU und insbesondere Deutschland ausüben dürfte, wo man bekanntlich stets bereit ist, jede eingereichte Forderung prompt zu begleichen.

Es könnte sich also rächen, dass es seit Monaten keine ernsthaften Bemühungen seitens der Amerikaner gegeben hat, zwischen Russland und der Ukraine Verhandlungen auf den Weg zu bringen und Washington stattdessen immer wieder vom Sturz des Irren im Kreml und Regime-Change in Moskau träumte. Die USA könnte sich nach einer zweijährigen Unterbrechung, als sie versuchten, an ihre alte Rolle als weltweiter Hegemon anzuknüpfen, wieder stärker um sich selbst kümmern. Ganz so, wie es kurioserweise die europäische Linke seit Jahrzehnten fordert. Die offensichtliche Schwäche der verzwergten EU wird dafür auf der Weltbühne kaum Ersatz bereitstellen können.

Die USA selbst stehen gerade am Scheideweg und es ist noch nicht entschieden, in welche Richtung sich die politische Stimmung entwickelt. Die beiden Parteien werfen sich wechselseitig Wahlbetrug und Diktaturgelüste vor, das Land ist politisch zerrissen wie noch nie. Sogar von Bürgerkrieg ist wieder die Rede, wobei man gut belegen kann, dass dieser kulturell bereits im vollen Gange ist. Rot gegen Blau, Großstadt gegen Landbevölkerung, staatliche Bevormundung gegen Verfassungsgarantien, Ordnungsstaat gegen Amnestie für Schwerverbrecher. Die „alte Garde“ mit Pelosi, Schumer, Trump oder Biden ist dabei abzutreten, die ideologisierte „neue Garde“, vertreten durch den wunderbunten Haufen „The Squad“ mit Ilhan Omar und AOC strauchelt, weil sie ihre Reichweite überschätzt und den Willen der Amerikaner, an ihren Verfassungsrechten festzuhalten, unterschätzt haben. Wenn es gut läuft für Amerika, wird es mehr Politiker des Kalibers Kari Lake oder Ron DeSantis wählen, die besser in der Lage sind, mit Kompetenz und ohne ideologische Agenda das Land gut zu verwalten. Um die durch Hurricane Ian zerstörte Infrastruktur wiederherzustellen, etwa die Brücken zu den vorgelagerten Inseln im Westen, brauchte man in DeSantis Florida zwei bis drei Wochen. Man stelle sich vor, die Bewohner des Ahrtales hätten eine solche Perspektive gehabt.

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9 Kommentare

  1. @Markus Müller
    Gegen die Spaltung in Deutschland ist die Spaltung in den USA ein Witz. Ich glaube, die Fanbase von Trump wird total überschätzt und dass DeSantis bessere Karten hat. Nikki Haley wird eher Vize von ihm als von Trump.

  2. Guten Tag Herr Letsch,
    ich lese regelmäßig und mit Interesse Ihre Artikel auf Ihrem Blog. Nun meine Frage an Sie: Wer ist denn Ihrer Ansicht nach ausser Trump der aussichtsreichste Kandidat für die Republikaner in den nächsten Präsidentschaftswahlkampf zu ziehen?
    Ich bin jetzt nicht so der grosse Experte für US-Politik wie Sie und ausser von Trump und seinen „dunklen“ Machenschaften bekommt man in unseren “ Qualitätsmedien“ ja nicht mit. Vielen Dank schon mal für Ihre Einschätzung. Viele Grüße aus Ulm

    • Eindeutig DeSantis. Das geben sogar die left-leaning Medien zu, indem sie ihn verteufeln und als „schlimmer als Trump“ darstellen. Wenn Trump kandidiert, macht er das Rennen bei den Reps in den Vorwahlen. DeSantis könnte die Fanbase Trumps nur dann gewinnen, wenn Trump ihn ausdrücklich vorschlägt und supportet, was das Ego Trumps verhindern würde, bevor er nicht seine zweite Amtszeit hatte. Genau deshalb wird DeSantis nicht antreten, wenn Trump antritt. Mein Tipp für 2024 wäre ein Ticket Trump/Nikki Haley und es wird ein medial extrem schmutziger Wahlkampf, weil all die Anti-Trump-Reflexe der Medien wieder losbrechen würden.

      • Vielen Dank für die ausführliche Antwort, Herr Letsch. Wie lange beschäftigen Sie sich denn schon mit der Politik in den USA? Es war in den letzten Jahren oft zu beobachten, das politische Bewegungen bzw. Strömungen mit etwas Verzögerung in Deutschland übernommen wurden. Daher ist ein Blick in die USA auch für Deutschland interessant. Leider sind die Entwicklungen in den USA, wie Sie diese beschreiben, nicht wirklich gut. Deutschland ist ja aufgrund der Coronapolitik schon ziemlich gespalten, aber die Spaltung in den USA geht ja noch deutlich weiter. Ich hoffe, dass uns dies in Deutschland erspart bleibt.

  3. Ach, ich wette, dass die Drähte zwischen Washington und Moskau längst glühen. Mir kommt es immer albern vor, wenn jemand sagt, die Amerikaner müssten mal mit den Russen reden. Natürlich haben die ein Interesse daran, dass sich eine rapide Lösung findet und werden die Telefone klingeln lassen. Es gibt ja nicht nur Parteipolitiker in Washington. Auch in den Ländern der europäischen Union sind im Hintergrund mehr Leute am werkeln als nur Annalena Baerbock. Kommunikation findet nicht nur genau dann statt, wenn die Polit-Stars medienwirksam in einem Luxushotel eintrudeln.

    Ich erinnere mich, wie Trump dafür kritisiert wurde, dass er schon im Wahlkampf 2016 über die Einrichtung einer abhörsicheren Leitung nach Moskau geredet hatte. Nachdem das kurz skandalisiert wurde, hat die Mueller-Untersuchung zu möglichen Russlandverbindungen des Trump-Wahlkampfteams eingeräumt, dass es diese Leitungen für höheres diplomatisches Personal und selbstverständlich auch für den Präsidenten immer gibt.

    Was mich dabei auch irritiert, ist, dass Europa sich bei Sicherheitsfragen immer als Zaungast sieht. Das wird natürlich auch ein bisschen von Henryk Broder so kolportiert, weil die Deutschen meinen, sich ständig in irrelevante Sachen im Ausland einmischen zu müssen, und wir dieses Gewicht ganz gewiss nicht haben, auch wenn die Redakteure des Spiegels sicher bedauern, dass Opa den zweiten Weltkrieg verbockt hat und die nicht einfach in Amerika durchregieren können. Das ist das Momentum, auf das Broder reagiert. Daraus folgt aber noch nicht, dass uns schier gar nichts was angeht. Die Amerikaner sind der Waffen und Knete rüberwachsen lassende Zaungast und die Russen wollen die NATO aus Europa scheuchen und den Westen besiegen. Wir selbst sind die Interessenten unserer Sicherheitspolitik. Und die ist auch nicht nebensächlich und kann ergo auch nicht für die AfD mal kurz auf die Seite geschoben werden.

    Also in der russischen und vorher in der sowjetischen Propaganda ist natürlich v.a. der Amerikaner pars pro toto der Hauptträger der ominösen westlichen Aggression, ohne die man längst schon Wakanda wäre. Aber bei der „Gefahr“ der Ausweitung der NATO (oder auch der EU) geht es freilich immer um irgendwelche Raketen und nicht um stationierte Amerikaner. Es ist aus russischer Sicht wurscht, ob das französische oder britische oder meinetwegen polnische Raketen sind und wer die Knöpfe drücken kann. Der Westen ist immer eine Gefahr und immer der Feind.

    Es ist sogar so, dass die russischen Nuklearwaffen alle Städte der USA erreichen können. Die „Gefahr“ zusätzlicher Raketen hier und da liegt nicht in der Konfrontation mit den Vereinigten Staaten selbst, sondern darin, dass man bei Territorialraub-Vorhaben wie bei der Krim oder den Dombass möglichst wenig Gegenwehr haben will. Die militärische Einbeziehung der USA liegt – trotz des rhetorischen Fokus auf die USA – wohl bei keinem Russen in der Ideenschublade. Es geht um uns. Und die Krim hat Warmwasserhäfen in Kerch und Sevastopol, welche den Russen nützten könnten, um uns zu bedrohen (und nicht die fernen Amerikaner). Die Amerikaner haben ihre Atomwaffen mit Reichweite auf alle Städte Russlands und trotz der NATO-Vertragstexte ist wohl jedem klar, dass man für andere Mitgliedsstaaten nicht so rasch den roten Knopf drücken wird. Genau um das Kalkül geht es den Russen.

    Zum „Traum“, dass der alte Putin mal abtritt, muss ich sagen, dass Joe Biden längst betont, dass es durchaus auch Wege aus der Krise gibt, in der Putin im Amt bleibt. Das ist natürlich Theater für die Deppen, die die Russenpropaganda im Westen kolportieren, dass der böse Ami alle friedlichen Völker der Welt wie den total friedliche Irak unter Saddam Hussein oder das super friedliche Afghanistan unter den Taliban in Krieg und Chaos stürzen, was es da ohne die Amis nicht gäbe. Diese Leute müssen beruhigt werden. Putin selbst ist so nicht zu beruhigen.

    Und da muss ich etwas auf das Wort „Irre“ eingehen. Ich höre jetzt schon seit einem halben Jahr, dass es total falsch sei, also tooootaaaal falsch sei, Putin für verrückt zu halten. Das stimmt in soweit, als dass sein Denken auf wahnsinnigen Prämissen aufbaut, aber von da an ungefähr logisch aufbaut. Er ist also grob abschätzbar. Er wird keine Atombombe zünden, weil er schon versteht, dass sein Kopf danach auf dem Schreibtisch von Xi Jinping landen wird. Die im Moment opportunistischen Chinesen und Inder werden sich keine Zuck-Finger-Atommacht bieten lassen. Das weiß Putin. So weit, so rational.

    Bevor ich auf das „Irre“ eingehe, will ich noch sagen, dass ich nur Leute höre, die vor denen warnen, die ihn einfach als irre bezeichnen. Jemanden, der einfach nur Putin als irre bezeichnet, hab ich noch nicht gehört, sondern immer nur die, die vor denen warnen. Am nächsten kämen wohl noch die AfD-Vollpfosten um die hochgeschätzte – pardon, mein Fehler – am nächsten kämen wohl noch die AfD-Anhänger um die überschätzte Alice Weidel, die vor den Namen Putin immer „böse“ in Anführungszeichen setzen, als ob das total abwegig wäre, und danach gerne mit den Zähnen klappern, dass der ganz und gar nicht böse Putin jeden Moment Atomwaffen schleudert, weil der Ami ihn dazu nötigt.

    Hmmmm … oder besteht die Angst vor dem Nuklearkrieg etwa darin, dass man fürchtet, die Amerikaner würden einfach so Atombomben auf Russland abfeuern? Dann sollte man den Amerikaner wohl besser nicht provozieren. Ha ha, nein, nein, man vernimmt schon zwischen den Zeilen, wer für verrückt gehalten wird und wer nicht.

    Nun das Irre ist nicht eine spezifische klinische Diagnose, sondern Ideologie. Ein für mich prägnanter Moment war, wie er in einem Interview sagte, dass eine Welt ohne Russland es nicht wert wäre zu existieren. Das Problem sind nicht die Worte, sondern das Pippi in den Augen. Das ist wie das „Alles-Nazis-außer-ich“-Augen-Pippi von Ralf Stegner. Daran merkt man, dass die Herren nicht mehr ganz bei sich sind. Auch von Ralf Stegner erwarte ich nicht, dass er nackt durch die Fußgängerzone rennt und mit Kot um sich wirft. Ich halte ihn aber auch nicht für vernünftig.

    Putin meint damit, dass er das Auseinanderbrechen der russischen Föderation fürchtet. Das allein ist nicht sonderlich abwegig. Das Ganze wird erst dadurch zum Wahn, wenn man es mit anti-westlichen Verschwörungstheorien auflädt. Diese ganzen Ethnien des Vielvölkerstaats Russland hätten nur deshalb ein Interesse an ihrer Unabhängigkeit, weil der böse Westen den Russen weh tun will. Zu der Erzählung gehört, dass die Ukrainer 2014 nur auf das Treiben westlicher Eliten ihren sonst total populären Präsidenten vertrieben. Die gleichen westlichen Eliten, die gerade auf heimischen Territorium alle Trommeln gerührt haben, um die „Solidarischer Herbst“-Demo zu starten, die sich aber nicht ganz zu einer Farbenrevolution zusammenraffen ließ. Die gleichen westlichen Eliten, die keine Zuschauer zu Hillary Clintons Wahlkampfterminen locken konnten. Ja, genau, die Leute, die über alle Kanäle zum überschaubaren Lamya-Kaddor-Marsch gegen den islamistischen Terror aufriefen.

    Zur gleichen Ideologie gehört ein Widerspruch. Denn obwohl der Westen erst alle aufstacheln muss, braucht es eine eiserne Faust, um alles zusammen zu halten. Russland an sich gilt den „Patrioten“ offenbar nicht als attraktiv genug, um andere Völker freiwillig binden zu können. Der Liberalismus und die Demokratie hätten hier nichts zu suchen und gefährden die Stabilität. Außerdem hätten die ganzen anderen Völker der Erde von Demokratie keine Ahnung. Man hat im Russland der 1990er was gemacht und es war eine schlechte Zeit; ergo weiß einzig der Russe, weil nur er es probiert hat, dass Demokratie nicht klappt.

    Ich frag mich, ob man immer „böse“ in sarkastischem Ton vor den Namen eines Mannes setzen muss, der Unterdrückung und damit verbundenes Blutvergießen (wie z.B. in Tschetschenien) als Vaterlandspflicht sieht, weil er nichts außer Gewalt sieht, das das Land zusammenhält.

    Was bedeutet der „Traum“, dass der alte Bock sich zurückzieht? Er bedeutet, dass Putin sich auf mehrere Villen im Land über das Jahr verteilt und überall Wallfahrten von ewiggestrigen Verblendeten empfängt. Man kann das dumme Geschwätz um das „internationale Strafgericht“ jetzt runterfahren. Das für die Russen angeblich auch so inakzeptable Ende des Kriegs bedeutet für die Soldaten eine Heimkehr zu ihren Familien und für Putin den Weg ins Paradies auf Erden. „Unzumutbar“, finden seine Fans.

  4. „Die Demokraten hatten die größte Wählermobilisierung der Geschichte der USA hingelegt…“ Das glaube ich keine Sekunde! Ich lebe in den USA. Die Antifa-Fußtruppen der Democrats sind genauso skrupellos und totalitär wie ihre Verwandten in Europa. Die von den Democrats durchgesetzte Änderung der Wahlgesetze – vorgeblich wegen Covid – hat dem Betrug durch fanatisierte Fußtruppen Tür und Tor geöffnet. Die Statistik spricht eine deutliche Sprache. Die Wahl vor zwei Jahren ist an mehreren Fronten gefälscht worden. Da haben viele Leute unkoordiniert und unaufgefordert „der Führung zugearbeitet“. Es ist ein naiver deutscher Standpunkt, dass so etwas in einem demokratischen Land nicht möglich ist. Wer die US-Behörden und ihre notorische Korruption und Inkompetenz kennt, zweifelt keine Sekunde an der Möglichkeit einer Wahlfälschung. Die Mail-in-Ballots, die 2019 von den Democrats erfunden wurden, hätten vor einem deutschen Verfassungsgericht keinen Bestand gehabt. Zu einfach waren sie zu fälschen. Und erzählen sie mir nicht, dass die Gegenseite ja auch hätte fälschen können. Republicans in den USA sind Patrioten und Christen. Die fälschen nicht. Kaum zu glauben, aber wahr.

    • Die Praktiken mögen im Graubereich gewesen sein, aber „ballot harvesting“ lässt sich nunmal leichter in den Ballungsgebieten durchführen als irgendwo im platten West-Texas. Die ausgeweitete Briefwahl tat ihr übriges. Und ja, es gab auch echte Fälschungen. Wer glaubt, Wahlen gingen im Westen immer sauber über die Bühne, hat Berlin noch nicht erlebt. 😉

      • „Wer glaubt, Wahlen gingen im Westen immer sauber über die Bühne, hat Berlin noch nicht erlebt. “

        Da haben Sie allerdings Recht. Aber die blauen Großstädte in den USA – und damit natürlich auch in den Swing States – haben mindestens das Korruptionsniveau Berlins. Sieht man sich die Statistiken kann, bleibt einem eigentlich nur die Wahl zwischen zwei Thesen: Die Wahl wurde in unkoordinierter Basisinitiative gefälscht (es waren ja nur wenige Stimmen dafür notwendig) oder die Demokraten haben mit einem senilen, korrupten und unbeliebten Kandidaten, der im Keller seines Hauses wirre Botschaften auf Video aufnahm, und mit einer linksradikalen Agenda im libertärsten Land der Welt eine geschichtlich einmalige und von keiner Umfrage vorhergesehene Wählermobilisierung geschafft, die ausschließlich den Demokraten zugute kam.

        Ich lebe seit sieben Jahren in den USA. Die Sturmtruppen der Demokraten glauben bis heute ganz ernsthaft, mit Trump einen Hitler verhindern zu müssen. Rechtsstaatliche Skrupel und demokratische Verfahren sind ihnen wesensfremd. Eine Fälschung scheint mir doch wesentlich wahrscheinlicher zu sein als ein Wunder. Zumal die Amerikaner eigentlich nie einen wirtschaftlich erfolgreichen Präsidenten abwählen.

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