Die erste Infektion vor ziemlich genau zwei Jahren hatte mich für eine Woche aus den Socken gehauen. Das Original, Wuhan-Style, nicht so leicht zu kriegen aber schwer wieder loszuwerden. Es folgten zahlreiche verpasste Gelegenheiten, bei denen in meinem Umfeld Familie und Freunde sich das „Hohe C“ einfingen, ich jedoch nicht. Nun die Überraschung in Form eines positiven Selbsttests. Die Nase lief und ich dachte, was, wenn es jetzt mal zur Abwechslung keine Erkältung ist? Es brauchte keine 10 Sekunden, um im Ergebnisfensterchen den zweiten, roten Balken zu erzeugen. Bingo!

Ungepiekst wie ich bin, erwarte ich nun selbstverständlich mein rasches Ableben und möchte die Zeit bis zum Kondolenzschreiben/Grinsen (nicht zutreffendes bitte streichen) meines fürsorglichen Gesundheitsministers damit überbrücken, dass ich Protokoll führe, wie mich die Seuche dahinrafft. Opfer müssen gebracht werden für die Wissenschaft!

Tag 1

Wie gesagt, die Nase lief. Deshalb ja der Test, den ich eher aus einer Laune heraus machte und nicht, weil ich mich irgendwie krank fühlte. Am späten Abend dann leichter Temperaturanstieg, jedoch kein Fieber. Ansonsten Symptomfrei.

Tag 2

Gut geschlafen. Kein Fieber, Nase läuft kaum noch, leichter, trockener Husten. Verstörender Appetit auf Hörnchen und Marmelade, esse sowas sonst so gut wie nie. Der Lauterbach und die Chinesen stecken also auch mit Zentis und Schwartau unter einer Decke! Weil nichts anderes im Kühlschrank war, kann der Heißhunger aber auch diesem Umstand geschuldet sein und der Minister hat (außer gegenüber Pfizer und Moderna) gar keine anderen Lobbypflichten. Keine Beeinträchtigung von Geruchs- und Geschmackssinn, der Kaffee schmeckt wie immer und das ist das Wichtigste.

Später an Tag 2

Kein Husten mehr. Dennoch werde ich sterben, das ist gewiss. Wenn nicht an Covid, dann doch an Langeweile. Nicht dass es mir an Aufgaben mangelt, es ist nur so öde, ständig in sich hineinzuhören, um nicht zu verpassen, ob sich da doch noch irgendwas berichtenswertes ereignet. In mir drin ist sterbenslangweilig wenig los. Es ist wohl nicht zu leugnen, dass ich gerade symptomlos schwer krank bin, und das macht mich verrückt! Moment, war da nicht gerade…aber nein, da war nichts. Das Fieberthermometer kooperiert auch nicht mit dem Gesundheitsminister, es zeigt 36,5°C.

Tag 3

Der leichte Husten ist wieder da. Es ist wohl eher ein Hüstelchen. Aus Sicht des Virus bin ich eine totale Enttäuschung, weil ich, obwohl ich mich doch sonst gut fühle, nicht unter Leute gehe. Deshalb macht auch ein weiterer Test keinen Sinn, den gibt’s dann morgen. Für den Moment ist aber Schluss mit den Selbstbetrachtungen, ich habe zu tun.

Tag 4

Test positiv, Symptome keine. Es schneit. Passt zur Stimmung. Schokolade. Alles ist leichter mit Schokolade! Erste Mitleidsbekundungen gehen ein und die Stimmung steigt wieder etwas an, als es mir gelingt, Befürchtungen mein Ableben betreffend zu zerstreuen. Seltsam ist das schon, denn jeder, dem ich von der Sache erzähle, geht davon aus, dass es mir hundsmiserabel gehen muss. „Aber Du bist doch nicht geimpft, oder?“ höre ich und spüre die Verwirrung bei den Leuten. Ich unterstehe mich, in der Sache weiter zu argumentieren und lasse die Logik einfach schweigend ihre Arbeit tun.

Tag 5

Neuer Tag, neuer Test. Das muss dieses Longcovid sein, von dem alle sprechen, denn ich hab’s nun schon viel zu lange, wie ich finde. Immerhin: der rote Strich ist kaum noch zu sehen. Außer Lagerkoller keine Symptome.

Tag 6

Seit fünfzehn Minuten starre ich auf das kleine Testfenster. Keine Linie beim „T“, der Spuk ist vorbei. Außer am ersten Testtag war auch nicht der Hauch einer Veränderung zu spüren. Von Bedrohlichkeit ganz zu schweigen. Lauterbach muss leider darauf verzichten, eine weitere Kerbe in den Pfosten seiner misslungenen Amtszeit zu schnitzen, weil ich unbelehrbarer Verweigerer seiner höchst fragwürdigen Anweisungen mich weigerte, den Prognosen des Bundesministers folgend, qualvoll abzunippeln oder die Kliniken zu verstopfen. Statt dieser letzten Worte: „hätte ich mir doch nur den ersten, zweiten, dritten, vierten und den aktuellen Pieks geholt, wäre es weniger sclimm gekommen“ sind es nur folgende, mit denen ich diese kleine Selbstbetrachtung abschließen möchte: „Hätte ich doch nur den blöden Test nicht gemacht!“

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18 Kommentare

  1. Da Corona-Pandemieleugner, Spritzengegner und Reichsbürger bei dem gerade noch vermiedenem Putsch gegen die alternativlose Regierung irgendwie zusammengehören, bewegt man sich schon mit dem Thema „Corona-Virus“ in vermintem Gelände.

    Und letztlich ist es ja die Oppositionspartei, welche die eigentliche Gefahr darstellt. Mit einem Nachweis, dass die hinter den Putschisten steckt, wäre ein Verbotsverfahren aussichtsreich. Es sei denn, dass sich herausstellt, dass in der Prinzengarde V-Männer für die Radikalisierung (- Schreckschusspistolen!) sorgten.

    Wie auch immer: Wer am Ernst der Pandemie zweifelt, delegitimiert die Bundesregierung, also das Grundgesetz, also die westliche Wertegemeinschaft, spielt Putin in die Hände. Ich habe die Mails und regierungsfeindlichen Sprüche der Telegram-Gruppe gelöscht und esse mit erhöhter Energie unsere Vorräte auf.

    Bei dem nächsten Großeinsatz wird bei mir nur noch der Diesel-Generator zu finden sein. Könnte mir bitte jemand den unauffällig entsorgen? Lieber solidarisch mit der Volksgemeinschaft frieren und hungern als putschverdächtig in U-Haft zu sein..

  2. Ohne den Test hätte keiner etwas von einer Pandemie bemerkt. Wir hätten unsere „Grippe“ gehabt mit leichter Übersterblichkeit in den Wintermonaten und hätten letztlich vielleicht noch eine funktionierendere Demokratie, was wir auch nicht gewusst hätten, da wir das Gegenteil nicht gekannt hätten. Und Roger hätte nicht 3 Tage unter Todesangst leben müssen . Hätte, hätte… Fahradkette.

    • Oh wir leben in demokratischen Zeiten. Nur ist die Frage, wie diese demokratische Legitimation genutzt wird? Derzeit wird sie dazu genutzt, durch NGOs und von fremden Mächten antrainierte Agenden umzusetzen. Das man dazu nicht gebildet oder gar intelligent sein muss, sondern nur abgerichtet, sieht man sehr schön bei unsereren Joung Leadern. Das gefährliche an diesem selbstzerstörierischen Kurs ist die innere Überzeugung, an der Richtigkeit des eigene Tuns. Diese Menschen werden in Masse ausgewählt, ausgebildet und über Netzwerke an die entsprechenden Positionen geleitet. Mittels willfähiger Medien in Wahlstellung gebracht. Dieses auf Langfristigkeit ausgelegte Vorgehen, trägt Früchte. Die Menschen müssen über diesen Zufluss von Einflussagenten informiert werden. Denn die wahren politischen Ziele dieser Leute (und deren Zielgeber) bleiben bis nach der Wahl verborgen.

      • Wird da wirklich was verborgen? Das Schlimme ist doch, dass gar nichts verborgen wird. Es ist für die Menschen nur zu schlimm, die Brandstifter vor den eigenen Augen als solche wahrhaben. Debatten über das Geschlecht von Engeln finden wieder statt, nur dass alles und jeder heute ein „Engel“ ist, dessen Geschlecht geklärt werden muss. Alice Weidel sucht derweil die Ecken nach Amis ab.

        Überhaupt sind die Leute banaler als man meint. Es ist kein Wunder, dass „Banalität“ das Wort war, was nach einer Weile Recherche zum Totalitarismus bei Hannah Arendt im Kopf kreisen blieb. Alexander Wendt hat einen tollen Text zum absolut dumpfen Theo Sommer geschrieben.
        https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/ich-und-erich-wir-beide-theo-sommer/

        Der Sommer war der Inbegriff des nach unten tretenden und nach oben buckelnden Opportunisten. Und seine Zeitung „DIE ZEIT“ atmet noch heute den Ungeist. Wendt schreibt, „Wie in einem therapeutischen Gespräch zeigen sich tiefere Persönlichkeitsschichten. Nur dem Autor selbst scheint davon nichts aufzufallen.“

        Und das ist auch des Pudels Kern. In den betreffenden Kreisen sieht man sich selbst nicht. Das erklärt wahnsinnig viel. Man bricht nicht Regeln. Regeln sind, wenn Leute, die man nicht mag, angeschwärzt werden sollen. Man hat keine Doppelstandards. Es gibt keine Standards. Es gibt Opportunismus hinter der Maske von Standards, die vielleicht dem niederen Bürgervieh was bedeuten. Mehr noch: Man ist selbst einfach nicht. Nochmal betont: Man IST einfach nicht! Man kommt in seiner Wahrnehmung gar nicht vor. Banal.

        Und diese Abwesenheit jeglicher Introspektive macht es auch leichter einen abgehobenen Narzissmus zu pflegen. Sommer kannte ich v.a. als verurteilten Steuerhinterzieher und aufgeblasenen Ami-Bescheidwisser. Ich glaub, ein Gefühl der Scham kannte der gar nicht. Das ist fast schon am Rande der Zurechnungsfähigkeit. Und das Milieu ist voll von diesen Leuten.

  3. Kann ich alles bestätigen. Nun hat es vor zehn Tagen endlich auch meine Frau und mich (73/74, geimpft, ungeimpft) erwischt. Nachdem wir uns drei Jahre redlich bemüht hatten. Test positiv. Die Symptome waren wie immer bei mir, wenn ich mir eine Nasen-Rachen-Infektion (zB Rhino – oder Adenoviren) eingefangen habe: Kein Fieber, Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Und sie waren bei mir und meiner Frau identisch. Es galt auch die alte Regel: Drei Tage kommt’se, drei Tage steht’se und drei Tage geht’se. Wobei ich diesmal schon nach sieben Tagen damit durch war. Am achten Tag, negativ. Genau so hatte ich es mir vorgestellt, und da viele im Bekanntenkreis ähnliche Erfahrungen hatten, wusste ich was auf mich zu kommt. Davor waren meine Kinder infektiös. Aber natürlich nicht die Enkelkinder im selben Haushalt. Das Schlimmste war die Langeweile zuhause. P.S. Norovirus ist dagegen die Hölle, kann ich bestätigen.

  4. Warum das, lieber Roger? Prof. L. macht genau das, wenn er in die andere Richtung generalisiert. Die individuelle Erfahrung mit Wissenschaft zu tauschen, ist, glaube ich, gerade exakt das, was dein Mit-Blogger Dr. Frank eben bekämpft.
    Aber, ich gebe zu, es ist nicht immer einfach, die Fakten nicht überzuinterpretieren.
    Ich würde mir wünschen, du machtest journalistisch weiter, nicht emotional.
    Liebe Grüße

    • Im Gegensatz zu Professor L. behaupte ich aber nicht, die Wissenschaft zu sein. Das Geschilderte ist episodisch und beweist empirisch nur zwei Dinge: mein Überleben und die Langeweile in der Quarantäne. Und das hat rein gar nichts damit zu tun, was ich sonst so schreibe. 😉

  5. Erlebe als Ungeimpfter heute den ersten symptomfreien Tag seit Freitag. War aber nicht C, sondern N = Norovirus. Nix Husten, Schnupfen, Heiserkeit, sondern Kotzen, Scheißen (simultan, wusste gar nicht, dass das möglich ist) und ein Kurztrip in die Vorhölle. Hätte gerne mit C getauscht.

      • Ja, auch nicht übel 😉 Wenigstens weiß ich jetzt, dass Leni Riefenstahl unrecht hatte, denn der Körper ist nicht unbedingt nur schön. Und du, frei nach Loriot, dass ein Leben ohne (xxx) sinnlos ist.

        (xxx) Feld für individuelle Angaben

  6. Was wir doch für eine verweichlichte, dekadente Weicheigesellschaft geworden sind! Da beschwert man sich über ein bisschen Covid! Denkt mal an unsere Ur-ur-Urgroßväter im ersten Weltkrieg. Die hatten noch richtig die spanische Grippe!

    Das ist natürlich ein Scherz. Im übrigen finde ich es gut, dass Sie sich mit Covid ein Alibi geschaffen haben, um nicht mit dem Neonazi-Umsturzes du jour in Verbindung gebracht zu werden.

  7. Letzte Woche: Mein Nachbar ging nicht zur Arbeit. Ich ging ihn besuchen, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen und einen Kaffee mit ihm zu trinken. Gleich beim Eintreten in seine Wohnung erkannte ich, dass er sich auf Distanz hielt. Dann sagte er mir, dass der Covid habe, Muskelschmerzen und so. Woher er denn wisse, dass es Covid sei, fragte ich; er habe den Schnelltest. gemacht. Also kein gemeinsamer Kaffee, aber wir sprachen doch noch einige Minuten über seine weiteren Beschwerden; er hatte auch schlecht geschlafen und fühlte sich etwas müde.
    Er hatte sich gleich zu Beginn der Verfügbarkeit der Spritze zweimal in die Nadel gestürzt. Da es dazumal eine lokale Knappheit an Impfstoff gab, hatte er jedes Mal über 30km zu einem Impfzentrum unter die Räder genommen.
    Ich verabschiedete mich, wünschte ihm gute Besserung und trank meinen Kaffee zuhause.

    PS: Nach vier Tagen war er wieder gesund und ging zur Arbeit.
    PS, PS: Ich bin weit über 70 und nicht „geimpft“. Mir geht es immer noch gut ….

    • > Mir geht es immer noch gut .…

      M.E. sollte man nicht gleich ins entgegengesetzte Extrem verfallen und meinen, man sei unverwundbar. Sehen Sie sich meinen Beitrag an und die Beschwerden Ihres Nachbarn. Und ich bin auch nicht gespritzt…

      Ich muss aber zugeben, dass ich schlampig war und das C nicht getestet habe. Der Rest meiner voll kontaminierten Familie hatte das allerdings, das genuegte mir dann zusammen mit den Umstaenden meines menschlichen Umfelds um diese Zeit (da war niemand sonst).

      Wobei, ein Muster faellt mir beim gerade Gesagten auf. Ungespritzte sind da irgendwie ungeruehrter: „Corona? Kann sein. Oder eine Grippe, keine Ahnung. Kurieren wir aus wie immer.“ Weniger Grundsatzhandlungen und -prozeduren wie das Testen. Und auch viel weniger „Viren gibts nicht“-Flacherdler und Vorwerfer an die Gespritzten als gemeinhin kolportiert.

  8. Gehe mal mit: Covid in der Familie geholt. Zwei Tage echt unangenehm. Nicht (litererally) geschlafen wegen Kopf- und v.a.D. einer Art Gliederschmerzen ( wirklich Glieder, aber auch Ruecken mit gleichen Symptomen). Kaum Fieber (nicht gemessen).
    Danach war das alles weg – bis auf einen Husten tief in den Bronchien, der dann erst richtig herauskam und auch jetzt nach zwei Wochen weiterhin aktiv ist. Der scheint aber generell gerade stark umzugehen. Frische Luft hilft aber.

      • > Nu is’ aber langsam mal gut.

        Das denke ich allerdings auch, oder was sollen die Ferndiagnosen? Vielleicht lesen Sie auch noch einmal verstehend. Hint: Es ging nicht um meinen spezifischen Zustand oder eine besondere Schwere. Vielleicht arbeiten Sie besser an Ihrer dreissigjaehrigen existentiellen Stoerung, dann ist mit der u.U. auch mal gut. Sieht wie ein lohnenderes Ziel aus 😀

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