Vor Jahren schon kündigte ich an, die meisten Beschimpfungen und Drohungen gegen mich einfach ignorieren zu wollen. Aber ich behielt mir vor, die schönsten davon zu Marmelade zu verarbeiten, wenn es mir zu bunt wird oder der Zuckergehalt des Materials besonders hoch ist. Den nachfolgend in Best-of-Auszügen wiedergegebenen Kommentar erhielt ich auf meinen Artikel auf Achgut, in dem ich die Klimahysterie der „Fridays for Future“-Bewegung mit den „Roten Garden Maos“ verglich und zu meinem Erstaunen hören musste, dass selbst die Anführer dieser Bewegung offen von einer „Kulturrevolution“ sprechen, die es zu starten gälte. Langstrecken-Luisas Worte, nicht meine. Hier nun der (um einige besondere Unappetitlichkeiten gekürzte) Wortlaut der Mail an mich:
„Für diesen text werden sie bühssen“, „…Aus gedruckt … ist bereit’s eingetütet und franckiert…Richtung Staat’s Anwaldschaft“, „Freundchen für diese Hetze und KlimaLEUGNUNG wirst du bühssen“, „Das Netzwerk Durchsuchung’s gesetz schreibt Strafen bis zu 50 Mio’s vor!!!“ „deine wiederlichen Lobby Kumpel’s Monsanto und Ko“, „Da zittern dir schon die Kniee“, „Nazi’s und Klima Lügner“, „In ein paar Tagen wird diese vom Verfassung’s Schutz beobachtete Hassseite abgeschaltet“, „Waffen Hendler“, „knast oder oder arbeit’s Lager“, „Wir sind mehr. Wir sind gegen Nazi’s und Klima Lügner“, „Werdet für immer im Knast sitzen. So wie Hitler und die ganzen Nazi’s“. Solidaritat global. FFF vs NZS
Man könnte ja vor Angst zittern, würde es einen vor Lachen nicht so schütteln. Die Argumentation ist natürlich völlig irre, nicht ernst zu nehmen und die Orthografie so unterirdisch, dass selbst unter Wölfen aufgewachsener Janhagel noch peinlich davon berührt wäre. Aber die Schlüsselworte fallen, die Schlüsselemotionen scheinen durch, die Schlüsselkategorien werden deutlich: Es gibt nur eine richtige Meinung, alles davon Abweichende ist auszurotten, zu vernichten.
Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz ist in vorauseilender Selbstermächtigung schon zum Netzwerkdurchsuchungsgesetz geworden. Und es deckt gedanklich bereits „Klimaleugnung“ ab, was auch immer das sein soll. Die „Lobbykumpels von Monsanto“ – die natürlich überall ihre Finger im Spiel haben – sind der Weltkapitalismus, der zerschlagen werden muss und auf „Klimalügen“ steht demnächst Arbeitslager oder Knast. Auch das dummdreiste „wir sind mehr“ nimmt exakt das vorweg, was ich in meiner Dystopie beschrieben habe: eine Mehrheit entzieht der Minderheit die Bürgerrechte. Das verräterische „wir“ legt nahe, dass der Schmierfink (oder die Schmierelster, ich möchte Geschlechtergerechtigkeit walten lassen) in irgendeiner Form in den Klimazirkus involviert ist.
Ein weiterer Aspekt soll Erwähnung finden, der sich seit Jahren wie ein roter Faden durch die Berichterstattung unserer Medien zieht. Während als Verfechter der vermeintlich „Guten Sache“ stets möglichst eloquente, gut gekleidete und schlau daherredende „Aktivisten“ zu Wort kommen, zerrt man für die kontrastierenden O-Töne der „Feinde“ das krasse Gegenteil dessen vor die Kameras und Mikrofone. Das unterstreicht nach Meinung der Meinungsversorger, dass die Trennung nicht nur zwischen „richtig und falsch“, sondern genauso zwischen „klug und dumm“ verläuft. Dass dies nicht der Fall ist, belegt die zitierte Nachricht.
Ich breche die Analyse hier ab, denn es lohnt die Mühe nicht. Weder, sich auf den geistigen Horizont solcher Knallerbsen herabzulassen, noch sie anzuzeigen oder sich mit ihnen zu streiten, denn die Messer sind gezückt. Leider. Hamed Abdel-Samad beschreibt in seinem Buch „Der islamische Faschismus“ ein Plakat, auf dem zu lesen stand „Enthauptet alle die leugnen, dass der Islam die Religion des Friedens ist“. Die oben zitierte Mail fällt in dieselbe Kategorie der Dialektik. Der Verfechter (in diesem Fall: Ferfächder) einer Ideologie droht mir mit Arbeitslager, weil ich seine Ideologie für eine halte, die in Unfreiheit und Arbeitslager führt – schlagender sind meine Aussagen selten bestätigt worden. Danke, unbekannter Flegel.
Und jetzt geh bitte wieder zur Schule. Besonders dringend in den Deutschunterricht.
Eine feine Beleidigung? – Mozart KV 231 sechsstimmig oder KV 233 dreistimmig.
Wo sind die Zeiten geblieben, als man sich noch kultiviert beleidigt hat. Damals hätte ich geantwortet: Ich hoffe, Sie haben Ihren Berlichingen gelesen.
Versteht heute keiner mehr. Vor ein paar Jahren bestand der Gag noch darin, dass der Beleidigte ein paar Tage brauchte, bis er merkte, dass er beleidigt wurde. Heutzutage kommt eher die nächste Eiszeit als die Erkenntnis über diese Leute.
Gepflegte Beschimpfungen – ein Buch, das dringend geschrieben werden muss.
Vielleicht verbirgt sich hinter dem dummen Pamphlet ein kluger Kopf. Der Vorteil eines Klugen ist es, sich dumm stellen zu können. Umgekehrt geht das wohl nicht.
„Freundchen“ 🙂 interessant wäre einmal die ganze Mail inkl. header. Möglicherweise könnte man einmal antworten. Oder die Staat’s Anwaldschaft. Lustig auch zu wissen, ob eine Uni seinen Server zur Verfügung gestellt hat. Das würde den Ruf nach Facharbeitern erklären.
Da hätte mich der ganze Text schon interessiert…
Kauf Dich ein Deutschbuch. Hat mich auch gehelft. Generation Schulschwänzer.
Sie haben meine ganze Sympathie – nicht nur, weil unser beider Sachkenntnis über Totalitarismus auf sehr tiefe und unwiderlegbare Erfahrungen mit dem „real existierenden Sozialismus“ gründet. Wir sind darauf trainiert, Konflikte nicht zu scheuen und ungeachtet aller Drohungen und Versuche der „Zersetzung“ Demokratie und Rechtsstaat als Voraussetzungen eines überlebensfähigen Gemeinwesens zu verteidigen. Dass ein gehöriges Maß an Sarkasmus unentbehrlich wird, angesichts fortschreitender Tendenzen zu einem „Rollback“, zu einer Renaissance totalitärer Strukturen, nicht zu resignieren, ist ein Beleg für den Niedergang von Politik und Medien. Wir sind nicht „mehr“, aber die Realität spricht für uns. Auch die Weisheit und Tiefenschärfe aufgeklärten Denkens und einer einzigartig reichen Kultur – also Qualität statt Quantität. Wir fürchten uns nicht – nicht einmal vorm Alleinsein.
Erinnert an Leistungskurs Deutsch mit Abitur an einem Bremer Gymnasium.
😀
Was der da stammelt, stammt ja glattweg aus den unvollendeten Kapiteln Deiner feinen Geschichte über die Klimakulturrevolution, und zwar hassmailt da just einer von den Verhetzten, die übers Land fahren und Regierungskritiker terrorisieren. Das ist einer von denen.
Waaah!, die Geschichte fängt an zu leben.
Jetzt ahnst Du sicher auch, warum es mir so schwer fällt, diese Kapitel zu beenden. Sich – wenn auch nur simuliert – in diese Geisteszustände zu stürzen ist bitter. Aber ich arbeite daran.
Ja. Weil es so leicht Satire wird, nicht?, aber es ist real.
Wahrlich lachhaft, wenn es nicht so traurig wäre. Wächst da eine Generation ‚BLÖD‘ heran oder ist das bereits ein erkennbares Ergebnis des freitäglichen Schuleschwänzens? Die ‚lieben Kleinen‘ sollten wissen, dass Dummheit schlecht für die Zukunft ist und nicht 0,04 % CO2 als Luftbestandteil. von der Fotosynthese gar nicht zu reden.
Soviel kann das bisschen Schuleschwänzen noch nicht ausgemacht haben, da liegt sicher schon eine hausgemachte Überbegabung vor. Verbunden mit der oben erwähnten Art der Berichterstattung verbessert selbige zwar nicht die Rechtschreibung, aber die rechte Haltung. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man direkt lachen.
Da die „Zitate“ offensichtlich von Jugendlichen oder Kindern kommen: Es gibt historische Beispiele, was uns droht, wenn sie politisch das Sagen haben:
1. Kambodscha, Rote Kehmer. Die „Guerillas“, verantwortlich für den Genozid mit 1,7..2,2 Millionen Toten, waren in der überwiegenden Mehrheit Kinder um 16 Jahre. (Generation „Greta“)
2. China, „Kuturrevolution“, 65 Millionen Tote. Die „Revolutionäre“ waren fast ausschließlich Jugendliche unter 25 (Generation „Rezo“).
Und dabei muß man noch bedenken, dass der durchschnittleich Intelligenzquotient der Asiaten höher ist als der der Europäer. Das schützt also keineswegs vor politischem Extremismus,
Das Problem ist nur, jetzt sind Ferien und da FLIEGEN diese Typen in den Urlaub, da ist nichts mit Deutschunterricht…
Danke für den Artikel..
Besonders witzig fand ich die“ Staat’s Anwaldschaft“.
Vielen Dank, habe sehr gelacht.
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