gänsefüsschenDer türkische Präsident meint es ernst. Wenn die Verhandlungen mit der EU nicht bald in die Pötte kommen, zwingt ihn Europa zu drastischen Maßnahmen. Schließlich hat er alle Vereinbarungen im Flüchtlingsdeal erfüllt! Warum ist das Geld noch nicht zur Gänze ausbezahlt, das ihm zusteht? Und was ist mit der Visa-Freiheit? Bis Juli wolle man eine Lösung finden, sagten ihm die EU-Typen. Der Juli ist vorbei und nichts ist passiert. Nun ja, es gab da einen Putschversuch, deshalb wird er noch etwas mehr Geduld haben mit den renitenten Europäern. Bis Oktober muss der Kater gekämmt sein, sagt sein Außenminister. Bis dahin muss die Visa-Freiheit kommen, dann hat Erdogan sicher auch aufgeräumt im oppositionellen Saustall Türkei, dann ist der Ausnahmezustand aufgehoben. Versprochen!

In der Zwischenzeit feiern große deutsche Menschenrechstexperten wie Evelyn Hecht-Galinski Erdogans humanistische Ankündigung, 300.000 syrischen Flüchtlingen türkische Pässe zu geben. Was für ein Menschenfreund, was für ein Held! Kein Vergleich etwa mit Israel, das versuche, sich die Flüchtlinge vom Leib zu halten, weil sie keine Juden sind. Was die 300.000 Syrer, von denen rein statistisch 299.000 glühende Antisemiten sind, überhaupt nach Israel treiben könnte, erklärt Frau Hecht-Galinski uns nicht. Vermutlich meint sie es aber weder mit den Flüchtlingen noch mit den Juden gut, dass sie sie gern auf engstem Raum zusammen sähe. Dass kein anderes Mitglied der „westlichen Wertegemeinschaft“ die Meinung der deutschen Kanzlerin teilt, dass wir das schon schaffen, hat Frau Hecht-Galinski auch noch nie gehört. Israel begnügt sich derweil damit, Verletzte des syrischen Bürgerkrieges zu retten, die von ihren Kameraden an der israelischen Grenze zu diesem Zweck abgelegt werden. Diese fiesen Zionisten aber auch, machen all die schönen Vorurteile von Frau Hecht-Galinski kaputt!

1+1 ist …egal

Warum sind eigentlich Israelhasser und deutsche Gutmenschen so unglaublich schlecht in Mathe? Erdogan verweigert Akademikern unter den Flüchtlingen die Ausreise, will 300.000 syrischen Flüchtlingen aus reiner Freundlichkeit einen türkischen Pass geben und ab Oktober sollen Türken visumfrei in die EU reisen dürfen…vergessen wir das, viel zu kompliziert, Mathe eben. Wer kann schon ahnen, was dann passieren kann. Egal, das schaffen wir schon. Aber sicher wird Evelyn Hecht-Galinski am „Hochblauen“ ein paar Zimmerchen freimachen, und eine Dankesrede auf den türkischen Menschenfreund auf CNN-Türk halten.

Sie werden jetzt vielleicht grübeln, weil ihnen der Name der Erdogan-Bewunderin irgendwie bekannt vorkommt. Nun, das wird an ihrem Vater liegen, dem sie den Namensteil Galinski verdankt.

Die weiße Krähe

Es gibt Menschen und Medien in diesem Land, für die Israel und die Israelis aus der Ferne wie eine homogene Ansammlung von Menschen aussieht, die alle gleich „ticken“, gleiche Ziele haben und gleich handeln. Zionistisch, rassistisch, expansionistisch… ein Apartheitsstaat! Und weil man die Fabel von den zwei Krähen kennt, bei denen bekanntlich eine der anderen kein Auge aushackt, freut man sich umso diebischer, wenn man in der „homogenen bösen jüdischen Masse“ Juden findet, die Israel gern von der Landkarte tilgen würden und in diesem Staat all das zu sehen glauben, was Friedensfreunde wie Walter Herrmanns oder Martin Lejeune in Israel sehen: Etwas, das man vernichten muss. Eine solche „weiße Krähe“, die den anderen, schwarzen Krähen nicht sehr zugetan zu sein scheint, ist zum Beispiel Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Sie hackt gern zu, wenn sie einen frechen Juden treffen kann, besser noch, einen Zionisten! Am liebsten den Oberzionisten Netanjahu.

Nie würde Frau Hecht-Galinski vergessen, „Jüdischer Staat“ in Gänsefüßchen zu schreiben! Ebenso bezweifelt sie, dass Israel die „einzige Demokratie im Nahen Osten“ sei, deshalb: Gänsefüßchen! Da Israel aber eben trotz der Gänsefüßchen ein demokratischer Staat ist, wird man dort „Kronzeugen“ für fast jede Meinung finden, weil es in Israel eben auch Presse- und Meinungsfreiheit gibt. Manche Israelis würden ihren Staat lieber heute als morgen abschaffen, ganz gleich, was dann aus ihnen würde. Die Knesset ist voll von Parteien, die in Netanjahu das Böse schlechthin sehen und alles tun, um ihn zu behindern. Was das Ertragen anderer Meinungen angeht, sind uns die Israelis um Längen voraus! In Deutschland bekommen manche Bürger und Politiker schon Schnappatmung, wenn von der AfD oder einer Pegida-Demo berichtet wird – dabei hat von denen niemand erklärt, die Bundesrepublik einfach zwischen Polen und Frankreich aufteilen zu wollen und ganz abzuschaffen. Frau G. und ihre Freunde haben aber etwas Ähnliches mit Israel vor und finden das ganz legitim.

Frau Gänsefüßchen kämpft gegen den Zionismus

Wenn eine Jüdin wie Gänsefüßchen Israel und den Zionismus verteufelt, verschafft ihr das im nicht eben kleinen antisemitischen Milljöh in Deutschland ein Vertrauensvorschuss, wie wenn ein trockener Alkoholiker über die Gefahren des Saufens referiert. Sie wird zum Experten, weil sie die „Krankheit“ aus eigener Anschauung kennt, man kämpft denselben Kampf, hat aber die Seiten gewechselt. Nur ist es im Fall des Alkoholikers die Einsicht, im Fall Hecht-Galinski der Selbsthass, der zum Sinneswandel führte. So schreibt sie in ihrem Blog:

„Was wäre das für ein Satz, ein Anfang, wenn Ministerpräsident Netanjahu zu den vertriebenen palästinensischen Flüchtlingen weltweit sagen würde: „Palästina ist auch eure Heimat“, zumal es ja ihre Heimat ist. Aber im Unterschied zu dem türkischen Präsidenten Erdogan, der 300.000 syrischen Flüchtlingen anbot, die türkische Staatsbürgerschaft zu erwerben, um sie einzubürgern, käme das bei den jüdischen Besatzer Regime von Netanjahu niemals in Frage.“

Gänsefüßchen bleibt die Antwort schuldig, weil sie sie kennt: Dieser Satz wäre der Anfang vom Ende Israels. Denn im Gegensatz zu jedem anderen Flüchtling auf dieser Welt erben nur die Nachfahren der arabischen Flüchtlinge diesen Status und ich als gewöhnliches, unterprivilegiertes, nichtpalästinensisches Flüchtlingskind erblasse vor Neid. Es gibt keine belastbaren Zahlen über die tatsächliche Anzahl derer, die 1948 flohen, man geht jedoch nie von mehr als 700.000 aus, nicht alle wurden vertrieben. Viele gingen freiwillig, auch weil die angreifenden arabischen Armeen sie dazu aufforderten und siegessicher behaupteten, in ein paar Tagen mit den frechen Israelis fertig zu sein. Daraus wurde bekanntlich nichts. Gleichwohl sind heute von der UNRWA 10,5 Millionen ihrer Nachfahren als Flüchtlinge anerkannt.

Gänsefüßchen weiter:

„Es passt zu der verlogenen westlichen Politik, die den „Jüdische Staat“ als Vorbild für Flüchtlingsintegration darstellt.“

Da bringt sie allerdings etwas durcheinander. Integriert werden in Israel allerdings all die Juden, die ihrer Heimat seit einiger Zeit vermehrt den Rücken kehren, um nach Israel zu kommen. Deren Auswanderung ist Ergebnis der verkorksten westlichen Flüchtlingspolitik und des zunehmenden Antisemitismus in Europa. Würden Sie weniger auf den Hochblauen starren und zum Beispiel nach Frankreich blicken, um festzustellen, wem dort in letzter Zeit Anschläge galten, könnten Sie das vielleicht verstehen, Frau G.! Außerdem gibt es einen riesigen Unterschied zwischen Hilfe und Integration, den aber weder Sie noch Frau Merkel verstehen. Hilfe ist Humanität, Integration in dieser Zahl ist Hybris. Dasselbe gilt für die Idee, dass Israel mit seinen 6 Millionen Juden 10 Millionen Nachfahren der vertriebenen Araber „integrieren“ soll.

Das Resultat dieser Politik ist, dass soeben weitere Siedlungen durch die jüdischen Besatzer genehmigt wurden, noch mehr Millionen in die illegalen Siedlungen fließen und die Judaisierung und ethnische Säuberung Palästinas als Endziel immer näher kommt.

Kein Vorwurf gegen Israel kommt ohne die Siedler aus. Erinnern Sie mich daran, etwas zu diesem Thema zu schreiben, wenn Sie auf einer pro-Flüchtlings-Demo ein Schild mit der Aufschrift „Kein Mensch ist illegal“ hochhalten. Der Rest Ihrer Aussage ist aber leider auch schon wieder falsch, Frau G. Die ethnische Säuberung, die in Palästina stattfindet sieht so aus, dass alle Gebiete, die vollständig unter der Kontrolle der PA stehen, von Juden gesäubert wurden. Nicht, weil die Juden, die dort lebten, die Gesellschaft der Araber nicht mochten, sondern weil sie sonst tot wären. Auf jedem Stückchen Land, über das Israel bisher die Kontrolle aufgegeben hat, lebt heute kein einziger Jude mehr. Das ist ethnische Säuberung, Frau Hecht-Galinski.

Darum sollte auch an „unserem“ Endziel eines freien Palästina „from the river to the Sea“ festgehalten werden, mit der Möglichkeit der legalen Rückkehr aller vertriebenen Palästinenser, denn „Palästina ist eure Heimat“!

Nun, Frau Gänsefüßchen ist ehrlich, das muss man ihr lassen. Keine alberne Vision vom friedlichen Zusammenleben, kein „wenn erst die Besatzung endet, herrscht Frieden“, kein Abwägen, kein Einerseits und Andererseits. Klarer Schnitt. Frau Hecht-Galinski fordert das Rückkehrrecht für alle Araber und tauscht es gern ein gegen die Daseinsberechtigung aller jüdischer Israelis. Mit „from the river to the Sea“ stellt sie sich eindeutig auf die Seite der Hamas und deren Terrorfreunde und fordert die Vertreibung der Juden aus Israel, das kaschieren auch die Gänsefüßchen am Wörtchen „unserem“ nicht.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, so heißt es. Manchmal kann man aber kaum glauben, welchen Weg ein Apfel zurücklegen kann, wenn er erst mal vom Baum gefallen ist. Der Bewohner eines Altersheimes in Israel, das Tuvia Tenenbom einst besuchte, sagte ihm: „Ich bin heilfroh, dass Hitler keine Juden in die SS aufgenommen hat“. Ich habe diesen Satz lange nicht verstanden. Seit ich gelesen habe, was Frau Hecht-Galinski schreibt, habe ich zumindest eine Ahnung.

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1 Kommentar

  1. Tja, wenn einem sonst nichts einfaellt, das man fuer die eigene Misere verantwortlich machen koennte, muessen eben „die Juden“ wieder herhalten. Wenn die das Spielchen nicht mitspielen wollen, macht das gar nix — was nicht passt, wird passend gemacht, mittels wohldosierter Wahrheitsverdrehung (vulgo: Luege).

    Da koennt‘ ich grad‘ kotzen, wenn ich solche Aussagen wie dieser Dame lese.

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