Darf ich vorstellen: das ist der Lars. Lars schreibt und redet bei der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ im Feuilleton über „Die sogenannte Gegenwart“. Dort berichtete er über das Herzeleid der identitären Linken mit dem lockenden Kapitalismus: „Was bringt uns der Respekt, wenn wir nichts verdienen“, geht der Frage nach, ob man als genervter Städter in Pandemiezeiten nicht besser aufs Land zöge „Liegt die Zukunft auf dem Land?“ stellt aber gleichzeitig fest „Wir weinen dem Verbrenner keine Träne nach“. Das Landleben ist also nicht wirklich etwas für Lars, weil er es ohne richtiges Auto kaum gestalten könnte.

Aber das weiß Lars nicht, denn Lars schreibt für die Zeit! Und Lars ist jetzt sauer. Richtig sauer! Begonnen hatte sein Unbehagen wohl mit dem Urteil des BVerfG, welches den Berliner „Mietendeckel“ für verfassungswidrig erklärte. Und wenn in der Welt von Lars die „sogenannte Gegenwart“ (vulgo: Realität) nicht zur vorgestellten passt, umso schlechter für die Realität. Auf Twitter macht Lars sich Luft und wir folgen nun einfach leise der Spur seiner Tweets. Denn schlechten Argumenten begegnet man am besten dadurch, dass man deren Darlegung nicht stört. Also, leg los, Lars. Wir sind ganz Auge und Ohr.

Hier war die Welt noch in Ordnung. Der Mietendeckel hielt schmarotzende Vermieter zur Arbeit an und Lars blieb genug Geld für die wichtigen Dinge des Lebens: fette Verbrenner, die Lars eigentlich nicht mag. Aber für eine gute Sache würde Lars schon mal ein Auge zudrücken.
Philosophisch wurde das BVerfG* in der Tat nicht. Der verbot Berlin einfach, dem Grundgesetz den Mittelfinger zu zeigen. Für Lars bricht eine Welt zusammen. Soll er vielleicht doch aufs Land ziehen?
Es ist gleich elf Uhr, Lars ist kurz davor eine Petition zu starten, derzufolge Vermieter endlich Steuern zahlen sollen. Lars weiß ganz sicher, dass die das nämlich noch nie getan haben.
Um halb Fünf erkennt Lars, wie er Philosoph hätte bleiben können. Doch nun es ist zu spät.
Erde an Lars: Psst, Lars, lebenswert bedeutet für dich, dem Verbrenner keine Träne nachzuweinen. Laura spricht von ganz anderen Sachen. Also heul jetzt nicht rum, wenn du nicht mit dem Bus zur FFF-Demo fahren willst und nicht auf deinen City-Roller verzichten kannst. So ein hippes Berliner Loft will halt jeder Lars, Sören und Malte-Torben, das spiegelt sich dann eben im Preis wieder. Schon mal an eine WG gedacht? Ist doch auch ganz nett und günstiger und man hat es abends nicht so weit zur Tagung der K-Gruppe „Revolution jetzt“, denn die findet in der Küche statt.
Es ist kurz vor Sechs. Lars reicht den Vermietern die Hand der Versöhnung. Bemüht haben die sich ja. Aber das reicht nicht.
18 Uhr. Lars findet zur alten Form zurück. Mit welchem recht hat jemand vier Kinder?
…und rückt die gesellschaftlichen Verhältnisse ins richtige Licht. Verschiedene Mieter haben die Welt nur interpretiert – es kömmt drauf an, sie von allen Zahlungen zu befreien zu verändern!
Lars ist kurz davor, zu erkennen, dass man Häuser auch bauen, instand halten, versichern, versorgen und verwalten muss, befindet sich aber noch im Stadium der Leugnung.
Leben oder sein, das ist die Frage. Die Politik macht Fehler und wundert sich dann. Lars verstrickt sich in argumentative Widersprüche. Müssen wir uns Sorgen machen um ihn?
Nein, Lars Welt ist wieder gerade gerückt, jedes Argument sitzt, sein Plan steht. Es muss eine Befreiung der Vermieter aus der selbstverschuldeten Abhängigkeit von den Mieten von Lars, Sören und Malte-Luise geben. Die soziale Hängematte muss ein Ende haben. Es wird Zeit, dass die Mieter ihre soziale Verantwortung den Vermietern gegenüber ernst nehmen und denen die Miete kürzen, wenn die sich einfach faul auf „Haus IV“ ausruhen!
Punkt, aus und Klappe halten, ihr Kritikerspackos! Der Lars arbeitet schließlich hart für sein iPhone, während sich Vermieter die Miete einfach nur so gönnen. Lars arbeitet sich für sein iPhone den Arsch ab im Feuilleton der ZEIT, während andere einfach nur Häuser errichten, Handwerker beauftragen und bezahlen, Bau- und Dämmvorschriften einhalten, Hausmeister mit dem wechseln von Glühlampen beauftragen, Steuern und Kreditzinsen bezahlen und andere lustige Dinge tun. Im Gegensatz zu Vermietern ist Lars ein wichtiges Mitglied unserer Gesellschaft.

Weiter im Text, nur etwas ernsthafter

Zum Mietendeckel Berlins nur noch soviel. Statt sich mit den Ursachen für die Wohnungsknappheit zu befassen, ging die Regierung Berlins an die Symptome. Ergebnis war der unausgegorene Mietendeckel, welcher der Stadt nun krachend um die Ohren geflogen ist. Begonnen hat die Begehrlichkeit der Politik und wütender Mieter nach dem Eigentum anderer Leute bekanntlich vor etwas mehr als zwei Jahren, als die Enteignung der „Miethaie“ gefordert und mit dem Mietendeckel schließlich auch umgesetzt wurde. Ergebnis war noch mehr Stillstand im Wohnungsbau, noch knapperer Wohnraum, noch weniger Rechtssicherheit für Vermieter und Mieter und noch größere Anreize, einen „Koffer in Berlin“ zu behalten, weil die Miete des netten 2-Zimmer-Loft im Prenzelberg jetzt soo schöön billig war. Wer eine Wohnung hatte, konnte ordentlich Miete sparen, wer keine hatte, fand erst recht keine mehr.

Nun laufen sie wieder über die Straßen Berlins, die Demonstranten, fordern „Enteignung bis zum Kommunismus“ und die bundesweite Umsetzung ihrer regulativen Schnapsidee. Zeit, einen Artikel aus dem Archiv zu kramen, den ich anlässlich solcher Forderungen schon vor zwei Jahren geschrieben habe und der immer noch so aktuell ist wie am 11.4.2019. Ach, und ihr, liebe Mieter, die ihr nun Mietnachzahlungen von der heftigen Sorte gewärtigen müsst: Schickt die Zahlungsaufforderung doch einfach an den Berliner Senat. Vor der „Enteignung bis zum Kommunismus“ kann ich indes nur warnen, denn der Kommunismus riecht nach Hausschwamm, wie der Artikel aus 2019 belegt.

* Irrtümlich hatte ich hier erst vom Bundesgerichtshof (BGH) gesprochen. Es war aber natürlich eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG). Danke für den Hinweis, der Fehler geht auf mich.

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27 Kommentare

  1. Ehrlich? Dieser Lars schreibt in der „Zeit“?

    Da schäme ich mich ja nachträglich, dass ich das Blatt 30 Jahre lang abonniert hatte.

    Klein-Lars stellt sich den Kapitalismus so vor: Die Erfolgreichen sind faul, saufen, und der arme Arbeitnehmer bezahlt sie noch dafür.

    (Ich bin Vermieter in Berlin. Aber nicht mehr lange.)

  2. Wer nichts wird wird Wirt – wer dafür zu faul ist Journalist. Sie Herr Letsch, Herr Reitschuster und einige wenige in unserer Blase haben meine Meinung drastisch geändert. Und jetzt dieses Weichbrod. Muss wohl doch an den Subventionsempfängern der Regierenden liegen, dass einst berühmte und vorbildliche Medien heute sich solchen Backausschuss leisten können.
    Nichts für ungut Herr Letsch, weiter so.

    • „Backausschuss“ als Berufs- oder besser als Daseinsbezeichnung für den Lars, der sich nicht mal ein klein Bisschen bemüht, ist ein feines Wort. Wobei der Lars ja nicht mal halbgebacken ist. Und zu ungewürzt und zu unsaftig zum Gegrilltwerden im Ofen ist er auch. Was dem Hänsel und der Gretel einst immerhin gebührte, gebührt dem Lars leider nimmermehr.

  3. Unfassbar, was dieser Schreiberling von sich gibt- inhaltlich und formell. Wieso darf der das und wer will das lesen?? Da lobe ich mir Bernd das Brot.

  4. Ich glaube ihm aufs Wort, dass Schreiben für ihn Schwerstarbeit ist. Man merkt es an jedem seiner Sätze.

  5. Damit dürfte alles gesagt sein zum Zustand des deutschen Journalismus im Allgemeinen und dem der „Zeit“ im besonderen, sowie zur immer weiter fortschreitenden Verblödung und der damit einhergehenden geistigen Verwüstung im Politikbetrieb. Angela hat das Feld bestellt und Annalena wird ernten.

  6. Also, ich weiß ja, daß eine Menge solcher Leute wie Lars auf der Straße herumlaufen: Langzeitstudenten, „Umschuler“ und sonstige Gestalten, die in ihrer reichlich bemessenen Freizeit gern einmal auf Demos gehen und dort „Reiche“, Kapitalisten“ und alle anderen Mitbürger für ihr eigenes trostloses Dasein verantwortlich machen. Ich weiß auch, daß die allerwenigsten meiner Mitbürger und leider auch die Mehrzahl der Journalisten auch nur den blassesten Schimmer von Wirtschaft haben. Aber ein Journalist- nicht irgendein zorniger Leserbrief-Schreiber- der nicht weiß, daß man auch auf Mieteinnahmen Steuern zahlen muß. Die Eigentümer von Immobilien (ca. 40% der Bevölkerung) für „spätaufstehende“ Alkoholiker hält, die nie in ihrem Leben gearbeitet haben. Sorry: Wer arbeitet denn heutzutage bei der ZEIT ? Ich meine, ich habe dieses als Lehrerlektüre verschriene Blatt nie gelesen. Aber immerhin war ein Helmut Schmidt hier einmal Herausgeber. Und auch der Chefredakteur der ZEIT, Giovanni di Lorenzi, mag zwar ein etwas aus der Zeit gefallener linker Träumer sein. Doch ein seriöser, gebildeter Mann ist er, soweit ich ihn aus talkshows kenne, allemal. Und stellt dann Leute wie Lars- offenbar ohne jeglichen Bildungshintergrund- ein? Wenn es noch eines Anlasses bedurft hätte, linke Postillen wie ZEIT, SPIEGEL und SZ zu ignorieren: Dann hätte Lars ihn geliefert.

  7. @Roger Letsch: Habe ich richtig verstanden, daß dieser Lars Journalist bei der ZEIT ist oder handelt es sich um einen Leserbrief?

  8. Die deutsche Sprache ist halt einmalig in Fähigkeit durch Wortzusammenziehungen neue Worte zu bilden. Aus Tür und Klo wird Klotür und aus „unfähiger, bratzblöder, dementlinker
    , grüngesinnungströtender Dummschwätzer“ wird „Zeitjournalist“.

  9. Der Lars ist derart pfiffig, dass er beim Fressen vom Brot gebissen wird. Wohlan…

  10. Man fragt sich, warum der hart arbeitende Lars nicht einfach selbst ein Grundstück erwirbt und mit seinem Fleiß und seinem Knowhow sich eine hübsche Wohnung baut. Das wäre doch sehr befreiend für ihn, und der faule Vermieter könnte sich einen anderen Dummen suchen, der sich von ihm ausbeuten lässt, nur weil er seine Wohnung bewohnen will.

    • Ich glaube nicht, daß dieser Lars bis zwei zählen kann. Ich bin froh, solche Knallköpfe nie als Miteigentümer zu kriegen, weil sie schlicht zu – sagen wir einmal höflich – bildungsfern sind, um je einen vernünftigen Hob und damit ein Darlehen für eine Immobilie zu erhalten.

    • Weil das sowohl mit viel Arbeit als auch mit finanziellem Risiko verbunden wäre. Und beides scheuen in die Demenz verwöhnte Wohlstandsweichbrödchen wie der Lars wie der Teufel das Weißbrod. Äh, Weihwasser.

  11. Lars hätte besser erstmal den Rechtschreibförderkurs in seiner Sonderschule regelmäßig besuchen sollen. Der Typ schreibt tatsächlich für die ZEIT? Ich meine, er kann ja Blödsinn schreiben, aber bitte korrekt
    ,

  12. Allein der Name ist doch pures Gold. Lars Weisbrod, da ist doch sofort alles klar. Habe zu früher Stunde herzlich gelacht. Vielen Dank.

    • Seine Freunde nennen ihn Laschi. Er hat überlegt, sich ein T-Shirt mit dem aufgedruckten Namen „Laschi Weisbrod“ in Crèmefarben zu bestellen, im Internet oder so, aber er wusste nicht genau, wie man so was bestellt.

  13. nur eine Anmerkung. Sie sprechen im Artikel vom BGH also dem Bundesgerichtshof. Über den Mietdeckel hat aber das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) entschieden.

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