Wir haben uns fein eingerichtet in unserer humanitären Wolke. Wir sind die guten, weil wir seit einigen Jahren unsere Nachbarn nicht mehr überfallen haben, Geld für Flutopfer, Tierheime, kleine Afrikaner mit dicken Bäuchen und palästinensische Flüchtlinge spenden. Wir gehen auf die Straße und protestieren gegen Israel – haben aber natürlich nichts gegen Juden! Ein bisschen Protest muss schon sein, das gehört zur Empörungskultur. Wenn’s mal eine Weile nicht kracht im heiligen Land, haben wir tolle Ideen für das friedliche Zusammenleben von Israelis und Palästinensern und unsere Kinder malen in der Schule Bilder, wie die Kinder der Israelis und Palästinenser Hand in Hand lächelnd unter dem blauen Himmel stehen.
Wir geben das Geld ja auch gern! Unsere Regierung, wir kleinen Leute…alle. Wir wollen auch gar nicht so genau wissen, was das UNRWA mit dem Geld so alles treibt. Es wird schon was bei den Menschen ankommen – Prinzip Gießkanne.
Nun hat das Tunnelnetz der Hamas offenbar Ausmaße erreicht, an die das Straßennetz in Gaza kaum noch heranreicht – aber die Bewohner des Gazastreifens nutzen diese Tunnel ja nach Meinung einiger Journalisten nur dazu, mal „kurz die Luft der Freiheit“ zu schnuppern. Ausgerechnet Israelische Luft.
Krieg ist immer Scheiße. Ganz egal wie gerecht, notwendig, heldenhaft oder heilig er ist. Seit Kriege nicht mehr zwischen Armeen auf einem Schlachtfeld zwischen zwei Hügeln ausgetragen werden, kosten sie immer zivile Opfer. Kinder, Frauen, „Unschuldige“, Alte, Wehrlose… Männer sterben übrigens auch.
Wie sieht nun im Fall Gaza die Alternative aus? Ich muss ehrlich zugeben, dass ich keine Ahnung habe! Ich werde auch keine Belehrungen über die Verhältnismäßigkeit ausstoßen, weil das von hier aus niemand beurteilen kann. Ich könnte resigniert den Kopf schütteln und denken, dass beide Seiten mal wieder keine Gelegenheit auslassen, eine Chance zu verpassen. Fragt man sich aber mal, wem die aktuelle Situation nützt, kommt man zu dem Ergebnis, dass die Hamas nun all das hat, was sie eigentlich will. All ihr Bestreben gilt dem Kampf gegen Israel. Ihre gesamte Organisations- und Infrastruktur ist darauf gerichtet.

Und so wird es kommen wie immer: Israel wird die Tunnel zerstören, einige Hamas-Führer ausschalten oder gefangen nehmen um sie später für ein oder zwei gefangene eigene Soldaten einzutauschen. Israel wird sich den Zorn der „zivilisierten Welt“ auf sich ziehen weil es sich „unverhältnismäßig“ selbst verteidigt. Zorn von Menschen, die sich in ihrem ganzen Leben noch nicht die Fragen stellen mussten, was verhältnismäßig ist.
Die solidarische Weltgemeinschaft wird Geld nach Gaza schicken, damit die Hamas wieder Tunnel bauen und Bazookas kaufen kann.
Und im Supermarkt wird mich wieder eine schrille Stimme belehren „die Paprika kommt aus Israel – nehm’ se die nich!“ – worauf ich wieder antworten werde „Oh, das wusste ich nicht. Dann nehm’ ich doch noch ein paar mehr…ich kauf’ ja noch beim Juden. Dem Juden nämlich, der auf seiner Paprika-Farm auch Palästinenser beschäftigt, die ihre Familien mit Arbeit, nicht mit Almosen oder Märtyrer-Prämien ernähren wollen!“

veröffentlicht auf E P P I N G E R

Vorheriger ArtikelVon Schornsteinen und Schweinen oder wie mir die Wurst ausgetrieben wurde
Nächster ArtikelWie man die richtigen Fragen stellt