Illustration in der Süddeutschen Zeitung, Foto: dpa
Illustration in der Süddeutschen Zeitung, Foto: dpa

Die Fakten: 1700 Meter Flughöhe, Orange-Blaue Farbe, vier Rotoren. So viel ist bekannt über die Drohne, die einen Beinahe-Zusammenstoß mit einem Airbus in der Nähe von München provoziert hat. Die Presse muss das natürlich illustrieren! Und was liegt da näher, als ein Modell des Marktführers DJI in den Presseartikeln herzunehmen, es in ein Bild mit einem Flugzeug hinein zu montieren und so auf die allgemeinen Gefahren dieser frei verkäuflichen Fluggeräte hinzuweisen. Natürlich dürfen auch Verweise auf die amerikanische Drohnentechnik und deren militärische Nutzung nicht fehlen, Drohnen sind schließlich böse, was wohl beim uninformierten Leser evozieren soll, dass deutsche Jagdpächter ihre Flinten bald Drohnen „made in China“ anvertrauen könnten – wäre doch möglich…

Wohl kaum! Drohnen, die man in Deutschland frei und ohne „Waffenschein“ kaufen kann, sind prinzipiell nicht in der Lage, den unregulierten Luftraum zu verlassen. Mehr als 500-600 Meter Höhe sind also nicht mal theoretisch drin. Das Bios der Drohnen regeln schon sehr viel früher ab, etwa bei 120-130 Meter über dem Aufstiegspunkt ist Ende der Fahnenstange. Das gescholtene Modell hat eine maximale Steigleistung von 6 Metern pro Sekunde, würde also fünf Minuten brauchen, um dem Airbus auf Augenhöhe zu begegnen – wie gesagt, theoretisch. Diese Anstrengung würde dem Akku fast die Hälfte seiner Energie entziehen, was es für den Rückflug eng werden ließe. Auch nur theoretisch, versteht sich. Wie es eine handelsübliche Hobby-Drohne also auf 1700 Meter Flughöhe geschafft haben soll, ist mir ein Rätsel – es sei denn, der Drohnenpilot stand auf dem Gipfel eines 1600 Meter hohen Berges, den es meines Wissens im Umkreis von 30 km um München aber nicht gibt. In dem Fall wäre der Drohnenlenker dem Airbus-Piloten aber sicher ebenso auffällig gewesen, wie die Drohne selbst – beide hätten sich zuwinken können.

Meiner Meinung nach wurde der Vorfall also entweder durch jemanden verursacht, der sein Fluggerät auf kriminelle Art und Weise manipuliert hat und für den der Rückweg des Gerätes keine Überlegung wert war, oder es handelte sich eben doch nicht um eine „Hobby-Drohne“, was den Artikel der Süddeutschen ziemlich lächerlich erscheinen lassen würde. Das klingt alles sehr bedenklich und ist es sicherlich auch. Aber nicht deshalb, weil sich diese Drohnen zu tausenden in den Händen von geisteskranken Hobby-Piloten befinden, sondern deshalb, weil die Luftraumüberwachung für derart kleine Objekte offensichtlich mangelhaft ist.

Die Verschärfung der Gesetze – etwas typisch deutsches also, wenn es um eine veränderte Gefahrenlage geht – wird in dem Fall also nichts bringen, denn ein derartiger gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr ist bereits heute verboten und wird hart geahndet.

Vielleicht wäre es aber an der Zeit für die Verschärfung des Presserechts, um für Suggestionen der Art, wie sie die Süddeutsche Zeitung in ihrem Artikel anstellte, eine Flugerlaubnis zu verlangen, oder aber deutlich als Ironie bzw „Räuberpistole“ zu kennzeichnen.

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5 Kommentare

  1. Teils sicherlich wahr, teils aber dermaßen daneben und schlecht recherchiert, dass einem die Haare zu Berge stehen. Es ist überhaupt kein Problem, mit Phantom und Co die Höhen zu erreichen! Energetisch nicht, mit der „Deckelung“ auch nicht etc.
    Wenn man dann noch hört, wie Vergleiche Autofahren vs. Fliegerei gezogen werden in den Kommentaren, dann sind diese oder der Bericht schlimmer, als die (manchmal) Halbwahrheiten in den Presseberichten.

    • Meine Phantom nicht. Vielleicht sollten Sie sich bei der Flugsicherheit melden, wenn Sie diesen Höhen erreichen oder in China anrufen und denen sagen, wie’s geht. Und zur Energetik: die Sinkleistung beträgt 4m/s. Für den Rückflug brauchen Sie also sogar deutlich länger. Aber was weiß ich schon…

  2. Bevor man die Presse verurteilt, sollte man dem Übel an die Wurzel gehen: Flugsicherung, Fluggesellschaft, Pilotenvereinigung sind die ersten, die berichten, woher sonst soll die Presse Ihre Informationen haben?
    Zum Thema Drohnen gibt es mittlerweile überall Interessen, die einen dafür, die anderen dagegen. So auch bei den o.g. Partnern im Luftverkehr: Die Flugsicherung sucht in der Ausbildung und Kontrolle von (Drohnen.) Piloten neue Betätigungsfelder, Pilotenvereinigung Cockpit und die Fluggesellschaften sorgen sich, verständlicherweise, um die Sicherheit. Das Thema und die Technik von Drohnen ist nichts neues, man kann also relativ schnell einschätzen ob ein Vorfal wirklich möglich ist, oder ob eine optische Täuschung vorlag.

    Abhilfe gegen die Hysterie: Vorfälle erst untersuchen, dann berichten, aber damit ist das Potential des Themas für alle Beteiligte leider tot.

  3. Vor allem kann man als Pilot bei einer Fluggeschwindigkeit von 240 – 260 Knoten, die der Airbus über Schwabhausen (Landkreis Dachau) in der Annäherung auf München gehabt hat, gaaanz genau eine in der Luft stehende Drohne erkennen, zumal Airbus ja neuerdings eine Rundum-Panoramaverglasung des Cockpits in die Flieger einbaut. Da gibts auch kein Instrumentenpanel mehr, über das man nur mit gestrecktem Hals drüber schauen kann …
    Ich sage meiner Frau auch immer bei Tempo 250 km/h auf der Autobahn: „Da guck‘, da sitzt ein Rotkehlchen im Baum“.

  4. Nein, das ist keine Räuberpistole.
    Das ist nur Qualitätsjournalismus à la Prantelhauser Zeitung, wie sie Don Alphonso so schön nennt.

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