B. ist spät dran an diesem 20. November im 26. Jahr der Klimarevolution. Der zentrale Weckdienst hatte ihn erst geweckt, als der Wind wieder etwas stärker blies. Nachts war es fast windstill gewesen und B.‘s Aufgabe in Zeiten größerer Energieanstrengungen war es, sich ruhig zu verhalten, keine elektrischen Geräte zu benutzen und die Energie in wichtigere Bereiche fließen zu lassen. Er konnte ja auch kaum anders, schließlich bestimmte das Smartmeter, wann Strom floss. B. gehört zur sogenannten „energetischen Kampfreserve“ (früher Abwurflast genannt), was bedeutete, dass er, zur Untätigkeit verpflichtet, gelegentlich mit Kälte, Hunger oder dem Verlangen kämpfen musste, sich einfach etwas Wasser heiß zu machen und über ein paar Minzeblätter aus dem eigenen kleinen Garten zu gießen. Es gab eben nicht immer Strom. Nicht mehr für alle.

Der kühle, nebelige Novembermorgen kroch B. die Beine hinauf, während er auf den E–Bus an der Bundesstraße wartete. Es war schon kurz vor neun und er war zügig gelaufen, um rechtzeitig am Sammelpunkt zu sein. Die Busse fuhren schon lange nicht mehr in die kleinen Orte. E–Busse entfernten sich generell nicht weit von ihren Depots, weil sie zu Beginn der großen Klimarevolution ständig liegen geblieben waren. Erlass Nummer 232, das Reichweitenverbesserungsgesetz, erfand den Tatbestand der „Klimaschädigung durch Faulheit“ und legte fest, dass es jedem Bürger zuzumuten sei, bis zu fünf Kilometer zu den Sammelstellen zu laufen. Außerdem gab es Gesundheitspunkte, wenn man das staatliche Transportsystem nicht zu sehr belastete. Eine Win-Win-Win-Situation, wie Gesundheitsministerin Künast und ÖPNV-Minister Hofreiter unisono versicherten.

B.’s Nachbar G. stapfte gut gelaunt auf den Sammelpunkt zu und bellte ihm ein übertrieben fröhliches „Moin Nachbar“ entgegen. G. arbeitet im Ministerium für Klimakampf und hält sich für ungemein wichtig. Vermutlich ist er dort zwar nicht mehr als ein kleiner Angestellter, der Genehmigungen zum Betrieb von Elektrogeräten erteilte oder entzog. Doch oft deutete G. in Zaungesprächen an, wie kurz das Ministerium davor stehe, die allgegenwärtigen Energieanstrengungen zu überwinden und wie bedeutend sein Beitrag dazu sei. B. mochte G. nicht, ließ sich jedoch nie etwas anmerken. Man konnte sicher sein, dass G. ohne Zögern die Vermesser rufen würde, also jene Polizei-Kommandos des Klimakampf-Ministeriums, die in altmodischen Benzinautos angerast kamen und die Häuser der Denunzierten auseinandernahmen, immer auf der Suche nach Energieverbrechen und Klimaverrat. Es war bekannt, dass die Vermesser immer etwas fanden. Sie waren sehr gründlich und erfindungsreich. Die Klima-Schadenspunkte, die die Vermesser-Autos erzeugten, rechnet man stets dem Konto der Durchsuchten an, was oft allein schon die Hälfte oder mehr der fälligen Geldstrafe ausmachte. Wenn es denn bei einer Geldstrafe blieb.

Wirklich wichtig konnte G. jedenfalls nicht sein, denn er fuhr stets mit dem Bus zur Arbeit. Autos sah man nur noch selten. Allerdings gehörte G. nicht zur Reserve, sondern war Partei-Kader. Er fuhr jeden Tag zur selben Zeit mit dem Bus, ihn weckte kein Energiebedarfsplan. Morgens brannte nicht nur das Notlicht der Stirnlampe bei ihm und heute morgen, so glaubte B., hatte er sogar den Duft von schwarzem Tee wahrgenommen, der aus dem keine zehn Meter entfernten Küchenfenster des Nachbarn zu ihm drang, als er am Fenster stand.

„Na, auch erst mal ein Tässchen geschlürft, heute Morgen?“ fragte G., als er am Sammelpunkt angekommen war. B. erstarrte. Der Tee! Er hatte am Fenster gestanden, mit einer dampfenden Tasse Minztee in der Hand. Er hätte eigentlich keinen kochen können, sein Smartmeter gab ihm noch keinen Strom. Auch war sein ganzes Haus noch dunkel gewesen. Den Tee hatte er auf seinem kleinen Campingkocher zubereitet, den er versteckt hatte, als die Brigaden der grünen Garde vor Jahren begannen, von Haus zu Haus zu ziehen, um Mofas, Rasenmäher, Gasgrills und andere „Schädlinge“ zu konfiszieren. Ebenso wusste niemand von seinem kleinen Vorrat an Benzin, den er sich zugelegt und gut versteckt hatte, als Erlass 208, das Gute-Luft-Gesetz, den Handel, den Besitz und die Benutzung aller flüssigen, festen und gasförmigen Kohlenwasserstoffe verboten hatte. G. hatte zweifellos seine dampfende Tasse gesehen, B.‘s Stirnlampe und das dunkle Haus bemerkt und dann zwei und zwei zusammengezählt. B.‘s Knie wurden weich als er sich ausmalte, wie die Vermesser kommen würden, zusammen mit den grünen Garden, die ihnen stets auf dem Fuße folgten und er als Klimaverbrecher angeklagt würden. Geschubst, verprügelt, kahlgeschoren und an den Pranger gestellt würde er schließlich in einem der Umerziehungslager landen. Man hörte so einiges darüber und es waren keine schönen Geschichten. Wenn er doch nur nicht am Fenster gestanden hätte! Wie konnte er nur so unvorsichtig sein!

Der Bus hielt am Sammelpunkt und B. stieg wortlos ein. Aus dem Augenwinkel sah er, dass G. ihm nicht folgte, sondern ihn nur boshaft angrinste, sein Meldi aus der Tasche zog und damit demonstrativ in B.‘s Richtung winkte. B. setzte sich auf einen freien Platz und überlegte fieberhaft. Der Bus würde 15 Minuten brauchen, um ihn bei „Schellnhuber-Solar 26“ abzusetzen, der in die Jahre gekommenen Solaranlage, wo er seit zehn Jahren Tag für Tag mit Besen den Staub von den Paneelen fegte oder Vogelscheiße wegkratzte, die die Leistung der Technik beeinflussten. Dabei lieferte die Anlage ohnehin kaum noch Energie, schließlich war sie fast 25 Jahre alt und heute fehlten die Ressourcen und das Geld, um neue Paneele anzuschaffen. Würden sie ihn gleich im Kraftwerk verhaften? Unwahrscheinlich. Die Vermesser und die Grünen Garden würden einige Zeit brauchen, um den Kocher und das Benzin zu finden. Man würde einfach auf ihn warten, in seinem Haus. Dem einzigen ohne Solarpaneele im ganzen Dorf. Er könnte fliehen, dachte er kurz, und sein Herz hüpfte für einen Moment, als wolle es schon vorauseilen. Doch die Euphorie schwand schnell. Womit und wohin? Seine Beförderungsberechtigung reichte nur vom Dorf bis zum Kraftwerk und zu Fuß käme er nicht weit.

Resigniert sank B. auf dem Sitz des Busses zusammen und ließ die letzten Jahre Revue passieren. Alles war immer schlimmer geworden, immer restriktiver. Das tägliche Leben und die Jagd nach Energie banden die meisten Ressourcen. Die staatlich gesteuerte Digitalisierung taktete das Leben aller Menschen, sofern sie nicht zum Kreis der „Planer“ gehörten. Das Meldi, ein auf Beschluss der EU-Kommission eingeführtes innereuropäisches Smartphone, regelte die Kommunikation. Es war ebenso verpflichtend wie das Smartmeter in jedem Haus und war mit ihm gekoppelt. Jeder Energieverbrauch musste über das Meldi beantragt und autorisiert werden, jede Meinungsäußerung, EMail oder SMS ging durch die Hass-Filter der Hauptabteilung „AA“ des Innenministeriums, die aus der Amadeu-Antonio-Stiftung hervorgegangen war. Die Ministerin der Netze, Frau Baerbock und die Ministerin der feinen Rede, Frau Roth, bezeichneten das Meldi als „Überfällige Antwort Europas auf den weltweiten Trumpismus-Putinismus“ und als Win-Win-Win-Gerät.

Die Anfänge

Alles begann im September 2021, als Robert Habeck Kanzler einer Minderheitsregierung wurde. Zwar erreichten seine Grünen nur 32% der Stimmen, doch die andern Parteien waren nicht mehr in der Lage, auch nur einen ernst zu nehmenden Gegenkandidaten aufzustellen und ergaben sich ihrem Schicksal, nur noch als Beschaffer der 2/3–Mehrheit für zahlreiche Verfassungsänderungen zu dienen. B. war damals 18 Jahre alt und kam gerade vom Camping-Urlaub aus Holland zurück. Er hatte den kleinen Campingkocher, der ihm nun zum Verhängnis werden würde, gerade in der Hand, als im ZDF Habecks erste „Rede an den Klimawandel“ lief, in der er ankündigte, das alte System zu beseitigen und durch ein neues, besseres zu ersetzen. B. konnte diese Rede auswendig. Kein Wunder, schließlich stand sie mittlerweile als Präambel in der neuen deutschen Verfassung, welche 2023 das zur Hassrede erklärte Grundgesetz abgelöst hatte:

„Genossen, Klimaretter, Freunde der Menschheit! Es ist Zeit, Schluss zu machen mit der Vergangenheit und dieses Land, ja, die ganze Welt in eine neue Ära der Klimagerechtigkeit, des Wohlstandes und der Gleichberechtigung zu führen. Auf diesem Weg muss uns das Banner der Jugend voran wehen, denn nur die Jugend ist reinen Herzens und von reiner Klimabilanz. Die revolutionäre Jugend ist es, die CO2 sieht und durch Mut und Haltung, wie sie nur einer gerechten und wahrhaftigen Idee entspringen kann, die Feinde des Klimas entlarven und zur Rechenschaft ziehen werden. Tapfere Jugend, das dekarbonisierte Zeitalter ist nahe, doch es wird nicht anbrechen bevor nicht der letzte Verbrennungsmotor, das letzte Stück Kohle und das letzte Gasfeuerzeug vernichtet ist. Geh aufs Land, Grüne Jugend, trage die LED-Fackel der Revolution zu den verstockten Bauern, den Fleischessern und Berufspendlern. Vernichtet die „vier Alten“, die da sind: Die alten Denkweisen, die alten Kulturen, die alten Gewohnheiten und die alten Sitten.“

Man hatte die Parolen sehr vage und unklar gelassen, so dass die Grünen Garden, wenn sie trommelnd und hüpfend durch die Orte zogen, immer etwas fanden, was sie zertreten, kritisieren und verurteilen konnten. Etwa die alte Denkweise, individuelle Mobilität für eine Errungenschaft der Zivilisation und Freiheit zu halten, die alte Sitte, klimaschädliche Katzen und Hunde zu haben, die alte Gewohnheit, in Zeiten der Energieanstrengung (so wurden ab 2022 die längeren Blackouts genannt) den alten Benzinrasenmäher oder das Notstromaggregat hervorzuholen, um der egoistischen Energieverschwendungssucht zu frönen oder die alte Kultur, CO2 emittierende Wachskerzen am Weihnachtsbaum anzuzünden. Das alles und vieles mehr kostete bald so viele CO2-Strafpunkte, dass es einem leicht die täglich halbstündlichen Wärmezuteilungen für einen ganzen Winter kosten konnte – und die waren kalt in letzter Zeit, was die Grünen Garden und ihr großer Vorsitzender kurzerhand zum Ergebnis ihrer Klimarettungsbemühungen erklärt hatten.

Ganz flink waren die kleinen Revolutionäre, die Strafpunkte in ihre Smartphones – die später durch Meldis ersetzt wurden – einzutippen. Die SMS mit dem Strafbefehl kam stets nur Sekunden später. Sie waren Ankläger, Richter und Henker in Personalunion und je größer die Gruppen waren, in denen sie durch das Land zogen, umso heftiger waren die Exzesse. Mit Losungen wie „Wer Verbrennungsmotoren versteckt ist Energieverbrecher“ und „Auch Jesus ging zu Fuß“ zogen sie durch die Dörfer, hielten Autos an oder fackelten sie gleich ab, wenn sie ihnen „zu groß“ erschienen. Dann kamen die Bewegungseinschränkungen per Verordnung, die Schließung der Tankstellen, dann das Gute-Sonne-Gesetz, das alle Hausbesitzer, die sich keine Solarzellen aufs Dach schrauben wollten oder aus Geldmangel nicht konnten, zu Verdächtigen und Energieschmarotzern erklärte.

Die auftretenden Versorgungsengpässe auf dem Land, die wegen des sich verschlechternden Lieferverkehrs immer wieder auftraten, schaffte man mit dem Gute-Versorgung-Gesetz zwar nicht ab, aber nun war jeder Hausbesitzer mit mehr als 200 qm Garten per Dekret zum Selbstversorger geworden und mit Gartenarbeit beschäftigt, statt nutzlose kritische Blogs zu schreiben und sich über den dekadent-blinden Dünkel der Großstadtbewohner und ihrer grünen Eliten lustig zu machen, die glaubten, der Strom käme aus der Steckdose und das Gemüse aus dem Biomarkt. Es gab Kontrollen und wenn die Grünen Garden „schmarotzerischen Zierrasen“ oder Begonien vorfanden, wo Kohlrabi und Kartoffeln hätten wachsen können, wurde der Rasenfreund „zur Rede gestellt“ oder musste gleich vor Ort sein „Gras fressen“. B. reißt sich aus seinen Gedanken, denn der Bus hält und die Tür öffnet sich mit einem dumpfen Geräusch.

Aufwachen

[klong]

..

[klong?]

Indymedia, Screenshot Was ist los? Autsch! Ich bin offensichtlich eingeschlafen, zur Seite gerutscht und mit dem Kopf unsanft auf die Tischplatte geknallt. Meine Güte, was für Träume! Wie kommt man nur auf sowas! Kranke Phantasie? Habe ich Fieber? Da fällt mein Blick auf die Artikel, die ich gerade gelesen hatte. Die TAZ begründet ausführlich, warum Verbote die eigentliche Freiheit seien, auf Indymedia feiern Klimaaktivisten ihr Barbecue mit vier „backfrischen Porsche-Cayenne“ im Namen des Klimaschutzes, in Berlin sperrten Gretas Klima-Kids SUV’s mit Flatterband ab und stellten deren Fahrer „zur Rede“, warum sie in der Stadt ein so schädliches Auto fahren würden. Außerdem war ein Wikipedia-Artikel geöffnet, in dem die Parolen und die Vorgehensweise während der Kulturrevolution in China und die Handlungen der verblendeten, missbrauchten Jugend beschrieben sind, die mordend und marodierend durch das Land zogen, um „Die vier Alten“ zu vernichten. Die alten Denkweisen, die alten Kulturen, die alten Gewohnheiten und die alten Sitten. Hab wohl doch kein Fieber. Ich habe im Traum einfach zwei und zwei zusammengezählt.

Titelfoto: Flickr

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24 Kommentare

  1. Die Erzählung ist deshalb so beängstigend, weil es tatsächlich so kommen könnte. Der reale Auftakt zu dieser Denk- und Lebensweise war zu Beginn der Kampagne die Feststellung von Frau Baerbock, man brauche doch gar nicht die teuren Energiespeicher, denn die Energie könnte ja im Stromnetz gespeichert werden. In die gleiche Kerbe haute vor wenigen Tagen eine Aussage einer Wirtschaftsjournalistin der WirtschaftsWoche bei Phoenix oder Presseclub „Kohlendioxid ist der Müll der Atmosphäre“. In Teil 2 der Reportage von Roger Letsch wäre der Bericht des Erzählers über seine Eindrücke nach der Rückkehr von einer Auslandsreise interessant, in dem der deutsche Energie-Wahnsinn noch nicht um sich gegriffen hat.

  2. Ich musste immer wieder herzhaft lachen, aber immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass wir uns ja bereits schon jetzt nicht sehr weit von so einer Situation entfernt befinden, oder man eine solche als gänzlich unrealistisch ausschließen könnte. Erschreckend .

  3. Habe soeben den verlinkten Artikel in der „taz“ gelesen und würde gern Max Liebermann zitieren.

  4. Ganz großes Kino. Eine erschreckende Mischung aus „1984“ und „Das Leben der Anderen“. Erschreckend vor allen Dingen deshalb, weil man den Text vor wenigen Jahren als dystopische Spinnerei abgetan hätte und heute alles für prinzipiell möglich hält.

  5. Zwei Propheten saßen auf einem Berg.
    Und sie sahen auf die Trümmer der letzten Zilivisation herab.
    Also sprach der Eine zum Anderen:
    „Du wusstet das dies passieren würde.“
    „Ja.“
    „Wieso ist es dann passiert?“
    „Die Menschen wussten es eben besser.“

  6. Hervorragend!!!
    Das ist schon Literatur. Spannend geschrieben. Vielleicht können Sie aus diesem Fragment einen richtigen Roman machen. Der könnte im richtigen Verlag ein Riesenerfolg werden. Bitte denken Sie darüber nach. Und wenn Sie diesen Roman schreiben, dann möglichst bald. Die kulturelle und industrielle Destabilisierung Deutschlands und Westeuropas entwickelt sich auch zügig.
    Herzliche Grüße aus der noch glücklichen Schweiz von einem ehemaligen Ossi

  7. Wollt ihr die total grüne Welt? Jaaaaaaa! Nicht nur Deutschland ist von der Ökohysterie betroffen. Der Klima“schutz“-Wahn hat bereits den halben Planeten befallen: Gestern erst kündigten 24 von 28 EU-Ländern an, bis 2050 „klimaneutral“ zu werden. Weit und breit keine Kraft, die den Irrsinn wenigstens bremsen, geschweige denn stoppen könnte. Die Linksgrünen haben ganze Arbeit geleistet und die einschlägige Gehirnwäsche geht weiter (Unter anderem die ARD setzt ihren Dauerwahlkampf für die Grünen fort: https://www1.wdr.de/daserste/hartaberfair/sendungen/beimklimaprima-100.html; in ähnlicher Weise trommeln auch private „Leitmedien“ täglich für die Zeugen Gretas).
    Lieber Herr Letsch, Ihr großartiges Stück sollte möglichst umgehend verfilmt und dann intensivst beworben werden. Vielleicht würde das wenigstens ein bißchen helfen. Und sei nur, um die schlimmsten Auswüchse der Ökodiktatur abzuwehren (s. auch: Gretins an die Macht! https://tinyurl.com/y3m52uul). Allerdings ist auch die Filmwirtschaft inzwischen arg vergrünt. Es dürfte also schwer sein, Produzenten, Darsteller, einen Regisseur und Kinos sowie TV-Sender für ein solches Projekt zu gewinnen. Aber einen Versuch wäre es allemal wert.

  8. Aus der Sicht des ‚Denunzianten‘? ‚Armer B.‘? Gründe?

    Warum sollte ein‘ Mitläufer‘ gleichgültig sein – vielleicht setzt er nur andere Prioritäten? Wobei es einen‘ Mitläufer‘ im Dritten Reich systembedingt gar nicht geben konnte, keine Ahnung, welche ‚man‘ da zu kennen glaubt.

    Ab- oder Zuneigung sind nicht disputabel, nach den Gründen fragen darf man schon, wenn’s interessiert – auch ‚diesen Typus‘.

    • Man kann beleuchten, wie G. zu dem wurde, was er ist, wie sein Weltbild und seine intrinsische Sicht zustande kamen und was ihn antreibt. Leicht ist das sicher nicht.

      • Ähmdoch, Roger, es ist nicht sehr schwer, den Werdegang, ja auch und gerade den inneren, des G. herauszufinden und zu beleuchten, warum er einfach keine andere Wahl hatte. Genügend Anhaltspunkte stecken ja schon in Deiner feinen Geschichte, so deutliche, dass der Leser den G. vor sich sieht.
        Etwa die Geste, mit der er das Meldi zückt. Also, da war doch mal was?, ein Schlüsselerlebnis in ach seiner Schulzeit, als er nichts war, während die superpopuläre Gruppe der Greta-Thunberg-Jünger jedoch ALLES war. Er durfte nicht mit zu denen gehören, denn einer mit falschen Klamotten, der auch noch näselt, leicht errötet, Al Gores heilige Schriften nicht zitieren kann und nie den richtigen, angaschierten Ton trifft, nein, mit dem hat man ja nischt zu tun. Zumal G. dazu immer die Mädchen anstarrte, und das ist doch Mikroaggression, Sexismus, ja Objektivierung und Vergewaltigung! Und da war immer dieses hämische Wedeln (auf dem Pausenhof vor allen Leuten) mit den Positionspapieren, in denen drinstand, wer der Greta Thunberg bei welcher Freitags-Gelegenheit online was ins Fatzebuck schreiben durfte, und da stand der arme G. nun mal nie mit drin. Ach, er wurde bei Facebook siebenmal und dann völlig gesperrt, weil er mit wachsender Verzweiflung versucht hatte, sich bei St. Greta einzuschleimen. Und das stand dann in dem neuen Positionspapier drin, im TOP „Schwarze Liste“, wo vor allen Leuten aufgelistet wurde, wer ein Abweichler war, und warum.
        Also fasste der G. zum ersten Mal in seinem Leben eine Entscheidung. Die Entscheidung seines elenden Lebens. Nämlich als der A., der St. Greta offiziell den Hof machen durfte, heimlich beim MacDonald’s einen Big Mac fraß. Da hat der G. den A. nämlich gesehen, fressenderweise. Er hat mit dem Smartphone, dem Vorgänger des Meldis, fünf sehr schöne Fotos gemacht, wie der große A. da diesen sehr großen entsetzlichen Bic Mac fraß, und er hat alles sofort in allen verfügbaren Ssoschal-Miiiidia veröffentlicht. Damit stand der A. am nächsten Schulmorgen als der größte Verräter da, den die Menschheit je gesehen hatte, und der B., die C. und die D., die den A. schon immer der größten Sauereien verdächtigt hatten, feierten den G. plötzlich vor allen Leuten als guten Kerl.
        Das reichte dem G. aber nicht. Er hatte ja jetzt die MACHT gespürt. Weswegen er sich noch heute bei der Amadeo-Antonio-Stiftung bewarb, als Volontär, und da machte er es genauso wie mit dem A., denn alle taten dort heimlich diese entsetzlichen privatheimlichen Fehltritte, hatten die falschen Bekannten, redeten miteinander rechtspopulistische Sauereien, flüsterten sexistisch über Transfrauen und fraßen incognito beim MacDonald’s.
        So kam es, dass man nirgendwo mehr ohne den G. konnte, und stieg unaufhaltsam auf. Er war zwar weiter elend unglücklich, denn MACHT hat man ja nie genug!, MAAACHT!!, aber noch heute arbeitet er daran, immer mehr zu kriegen. Und als Denunziant geht viel, ja wenn nicht ALLES. Damit wird man sogar Vorsitzender und mehr, und alle kuschen sie, dann.

        • Ich betrachte es aber als meine Aufgabe, G’s Kosmos in den pastelligsten Farben zu malen, die auch die Gretas und wie sie alle heißen verwenden, wenn sie von der fürderhin dekarbonisierten Welt phantasieren. G’s Welt muss eine sein, in die man gern und freiwillig einträte, deren Parolen man freiwillig sänge und zu deren Heiligen man gerne beten würde, wenn…ja wenn man an einfach Lösungen für Überkomplexe Probleme glaubte. Und ich gebe zu, diese Welt zu entwerfen, ist ungleich schwerer, als sie von außen ablehnend zu zeichnen.

  9. Beklemmend! Es ist furchtbar, weil es so nah ist, fast greifbar. Das wirklich unfassbare an der ganzen Misere ist ja, daß ausgerechnet eine Physikerin diesen Wahnsinn angefangen, und gestern sogar noch ausgeweitet hat. Klimaziele verschärft. Fünf-Jahres-Plan-Physik. Das Netz ist der Speicher.
    Immerhin wird es bei den Kampf- und Kritiksitzungen* eines nicht geben: Die helle Lampe, die einem zur Zermürbung durch Schlafentzug ins Gesicht scheint.

    Nächster Halt wird wohl das Schöne Blogs Gesetz sein, das konterrevolutionären Subjekten wie uns die Plattform entzieht. Oder man orientiert sich an Thomas Moores „Utopia“, da ist es illegal, sich außerhalb des Regierungsgebäudes über Politik zu unterhalten. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich diese eher obskure Sache hier erwähnen soll, womöglich liest es der Falsche, und nimmt es als Anregung.

  10. Sie haben vergessen die Mauer im Deutschland zu erwähnen, die natürlich dazu da ist Klimasünder an der Flucht zu hindern 😉

    Super Artikel.
    Ich hoffe sie haben nichts dagegen, wenn ich ihn Papierverschwenderisch ausdrucke und bei der Arbeit auf unsere Pinwand klebe.

  11. WOW – !! Hier liest man ein journalistisches Meisterwerk, das einen total umhaut!
    Danke!
    Man weiß nicht, ob man fassungslos lachen oder weinen soll.

      • 🙂
        Feiner Text, besten Dank.
        Nur eins: Die Identifikation des Lesers mit dem armen B. ist vorhersehbar, nicht? Besser für den Text, weil noch gemeiner unter Beibehaltung der politischen Aussagen, wäre die Perspektive aus der Sicht des Denunzianten.

        • Ah!, sehr schön 🙂
          – Oder die Perspektive aus der Sicht eines Gleichgültigen, der sich das alles mit ansieht und ohnehin noch nie etwas gegen etwas oder für etwas getan hat. So der Typus des Mitäufers, den man aus der DDR kennt und aus dem dritten Reich, aber auch aus dem kalten Krieg (ober- oder unterschwelliger Amerika-Hass, aber immer mit der demokratisch gewendeten Ex-weil-nie-Nazi-Oberschicht marschierend), und jetzt hat man diesen Typus ja auch wieder am Hals, so mitten im Äon des grassierenden Antirassismus, des fanatischen Administrativismus und der heiligen Klimareligion.

        • Die kleine Menschenmenge in der Stube tobte: „Klimasünder zu Pflugscharen erziehen! Zukunftsfähigkeit wiederherstellen!“
          Soeben war im Klimazieltag-Modellprozess (jährlich am Sonntag zwei Wochen vorm Advent) das Urteil über die Angeklagten gesprochen: schuldig.
          Inzwischen war Klimazieltagfeiern wichtiger als der Nationalfeiertag, weshalb I. eine Sonderenergiezuteilung und sogar einen Leihfernseher bekommen hatte, um als Klimaverdientester des letzten Jahres eine Feier für das ganze Dorf auszurichten. Jeder mit seiner eigenen Feier hätte schließlich auch zuviel verbraucht.

          Der Reihe nach zeigte die Kamera die Klimasünder. Auch aus I.s Ort war jemand dabei, der Ökobilanzfrevler G. Schwarzer Tee aus Sri Lanka, eine halbe Welt entfernt: Transport-CO2 mit dem Fußabdruck eines Dinosauriers. I. hatte das Meldibild mit den Teebeuteln selbst an die Prima-Klima-Stelle geschickt; die Vermesser fanden außer einem ganzen Kilo des apokalyptischen Zeugs gleich zwei Campingkocher, ein Notstromaggregat – und sogar gut versteckte Glühbirnen und Benzin.
          Als sie schon auf dem Weg waren hatte die Webcam des EBusses noch aufgezeichnet wie G. perfide versucht hatte den Tee seinem Nachbarn B. anzuhängen – bei B. hatten die Vermesser aber nichts gefunnden, als I. sie nach der Razzia bei G. kurz „sicherheitshalber“ mit seinem Ersatzschlüssel einließ. I. tippte dem jetzt neben ihm sitzenden B. halb spöttisch an den Ellenbogen und nickte zum Bild des angeprangerten G.: „Schuldest mir dafür eigentlich no was.“
          „Sag einfach, wasd magst.“
          „Weiß no net. Komme irgendwann bei Gelegenheit drauf zrück.“

          Es war mit der richtigen Verkaufstaktik für Gelegenheiten eine ganze Menge „was“ zu bekommen, das einem jemand schuldete.

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