„Wir werden später wissen, wie wir uns geirrt haben.“
(Carolin Emcke, Corona-Tagebuch „JOURNAL“)
Irgendwas mit Digitalisierung – so könnte man das Themenfeld der Konferenz re:publica wohl zusammenfassen, die auch in diesem Jahr wieder in Berlin stattfand. Optisch stets in absichtsvolle industrielle Hässlichkeit getaucht wie die Realität in „Matrix“, soll es den Teilnehmern wohl leichtfallen, möglichst schnell wieder in den digitalen Normalzustand abzutauchen. Diesen schäbbich-Schick herzustellen, lassen sich die Veranstalter einiges kosten. Zum Glück springt der Steuerzahler hier großzügig ein, im Jahr 2023 zum Beispiel mit 227.000 Euro – in 2024 dürfte es eine vergleichbare Summe gewesen sein, genaueres wird wohl erst so postfaktisch wie üblich eine kleine Anfrage einer Oppositionspartei im Bundestag zeigen, auch wenn sich die Details der Antwort wie so oft versenden. Aber ich will nicht klagen, die Finanzierung der „öffentlichen Sache“ re:publica fände anderenfalls ganz abseits der öffentlichen Wahrnehmung statt – und das will ja nun keiner.
Von all den Panels der diesjährigen re:publica, die in Summe so etwas wie einen roten Faden vermissen ließen, war eines besonders interessant. Da saßen Energiewendeheroldin Claudia Kemfert und SZ-Publizistin Carolin Emcke zusammen und plauderten unter der Moderation von Jonas Schaible (Spiegel) über „Was wahr ist“ (so lautet auch ein Buchtitel Emcke) und die Klimakatastrophe. Eine Szene des Trialogs hat inzwischen einige Berühmtheit erlangt und ich komme noch dazu. Zunächst aber mal zum Moderator, der, wie auf Veranstaltungen üblich, bei denen es keine unauflösbaren Gegensetze geben darf, geradezu die ideologische Schnittmenge aus Emcke und Kemfert darstellte. Schaible ist nämlich Autor des durchgegenderten Klimaschutzbuches „Demokratie im Feuer“ und hat sich damit Zugang zu den höchsten Weihen des Klima-Alarmismus verschafft und erlangte sogar die wohlwollende Aufmerksamkeit von Luisa Neubauer, die von „einem mächtigen Buch, das Eindruck hinterlassen wird“ sprach.
Einhorn oder Kobold
Gleich nach der Vorstellung der Gäste möchte der Moderator ein Spiel spielen, das er dem Buch Emckes entlehnt hat. Es gilt, Fabelwesen nach der Wahrscheinlichkeit ihrer Existenz zu ordnen. Also ein Gedankenexperiment, dass man gegen die eigene Vernunft durchführen und dabei auch noch eine Begründung liefern muss. Denn um wieviel größer mag die Wahrscheinlichkeit sein, dass Kobolde zwar existieren, Einhörner aber nicht? Ich hätte spontan das Einhorn genommen und argumentiert, dass ein Einhorn ja auch nichts anderes als ein Pferd sei, nur mit einer kleinen Anomalie am Kopf. Für einen Kobold müsste ich analytisch über deutlich tiefere Gräben springen. Kemfert entscheidet sich sofort für den Kobold. Nein, nicht aus Solidarität mit unserer Außenministerin, sondern weil sie mal auf Island war und es dort viele Geschichten über Kobolde und sogar eine staatliche Koboldbeauftragte gäbe.
Ich finde das hochinteressant, denn Kemfert argumentiert hier nicht analytisch und mit Teilwahrscheinlichkeiten, sondern institutionell. Wäre ich Psychologe – was ich nicht bin – und müsste gewisse Schlüsse ziehen, würde ich sagen, dass sie bei Energiewende und Klimadebatte ähnlich argumentiert. Es gibt Problem-A-Beauftragte, also gibt es Problem A wirklich! Mit dieser Logik kann man sieben Jahre lang die Kunst des Drachentötens erlernen und das Abschlussdiplom als Beleg dafür betrachten, dass es Drachen gibt. Da ist es natürlich unangenehm, wenn jemand Scherze über solche Fähigkeitsnachweise macht. Zum Glück für Claudia Kemfert wird viel gegenseitiger Trost gespendet in der Runde und genau für diesen Zweck sind solche Veranstaltungen ja auch da.
Ach, diese Spötter und Leugner, wenn man ihnen ihre falschen Meinungen und Schlüsse in Sachen Klima nur so schnell um die Ohren hauen könnte wie in der Pandemie, wo Kausalketten der Gattung „Wenn Maßnahme, dann Rettung, sonst Verderben“ so offensichtlich waren, während man bei der Klimarettung oft Jahrzehnte…niemand scheint zu bemerken, auf welch‘ dünnem Eis Emcke gerade Schlittschuh läuft. Lockdowns, Maskenmandate, Schulschließungen, experimentelle Medizin, Einschränkungen der Bürgerrechte, Zensur…die Liste der offensichtlichen politischen Fehlentscheidungen ist endlos. Der Wunsch, nun auch bei der Klimarettung für Dekaden geltende, anmaßende Eingriffe in das Leben aller vorzunehmen, zeugt nicht nur von schlechter Fehlerkultur, sondern auch dem Hang zum Autoritarismus.
Kemfert hingegen ist offensichtlich frustriert von der mangelnden Wirkmacht ihrer Parolen, mit denen sie ja nun schon einige Jahre durch die Medienlandschaft tingelt.
„Man muss es wiederholen und wiederholen und wiederholen, damit es verstanden wird.“
Doch so entsteht kein Verstehen, so entsteht Glaube. Oder eine Art vegetatives „Wissen“ wie Feuer heiß, Wasser nass oder „orange man bad“, was eingeübtem motorischem Wissen (radfahren, schwimmen, werfen und fangen) nicht unähnlich ist. Und dieser Glaube ersetzt dann entweder Empirie und Evidenz – oder Vertrauen.
Aber nicht das Ziel der Klimarettung macht vielen Skeptikern Bauchschmerzen. Der Nachweis der Rettung des Klimas in der Zukunft entzieht sich ohnehin so konsequent jeder Rechenschaft wie die Gnade Gottes. Es ist der plan- und besinnungslos beschrittene Trampelpfad zur „Rettung“, den sie kritisieren. Und Claudia Kemfert geht „Sonne und Wind, nur Sonne und Wind!“ rufend vorneweg.
Emcke zur Komplexität der ganzen Retterei: „Bei technischen Fragen (wie Wärmepumpe) steige ich sofort aus! Sofort! Ich möchte das auch nicht verstehen. Ich möchte, dass es beschlossen, angeordnet wird, dass ich verpflichtet werde, nicht nachdenken muss…idealerweise so, dass es sozial ausgeglichen ist.“
Wenn sich letztlich also doch jemand um die Frage des sozialen Ausgleichs kümmern soll und muss, warum dann nicht jeder selbst? Sonst könnte es ja passieren, dass vielleicht ausgerechnet ich eines Tages darüber zu entscheiden habe, wie in Frau Emcke Keller das Wasser erhitzt wird. Und das kann sie nun wirklich nicht wollen!
Dass solche zentralistisch und autoritär getroffenen Entscheidungen am Ende natürlich immer gut ausgehen, weiß Kemfert mal wieder mit dem abgedroschenen Mehrheitsargument zu belegen. Sie kennen es alle, liebe Leser: 98% der Wissenschaftler sind sich einig, dass…ich erspare uns den Sermon und komme gleich zum lustigen Teil des Vortrags. Kemfert ist sich ihrer Sache so sicher, dass sie sogar von Einigkeit sprechen würde, wenn nur 80% zustimmten, allein der Mensch sei schuld am Klimawandel. Welch verrückte Idee, Wissenschaftliche Erkenntnis hänge irgendwie von Mehrheiten ab! Ich verweise an der Stelle nur auf die Schrift „100 Autoren gegen Einstein“ aus dem Jahr 1931, auf die der Autor der Relativitätstheorie antwortet „Warum 100? Wenn ich falsch läge, würde doch einer reichen“ und zitiere weiter Kemfert:
„Würden sie in ein Flugzeug einsteigen, das zu 80% abstürzt? Nein! Bei 98% auch nicht. Wieviel Gewissheit brauchen wir denn an dieser Stelle?“
Kemfert hat offenbar nicht nur Schwächen in der Problemanalyse, sondern im Studium auch Statistik abgewählt. Feigling der ich bin würde ich nämlich nicht mal in ein Flugzeug einsteigen, dass zu immerhin 98% ankommt! Von 80% ganz zu schweigen.
Aber Claudia „The Science“ Kemfert glaubt, dass es ohnehin nicht mehr um die Begründung der Maßnahmen gehen können, weil diese doch so offensichtlich und wahr sind, dass Gegenpositionen nur noch durch Bezahlung (vulgo: Bestechung) zustande kommen könnten. Wegen des irreführenden Kemfert‘schen Flugsicherheitsbeispiels erwarte ich zum Beispiel eine astronomisch hohe Summe von der Flugindustrie für eine beruhigende Mitteilung, die ich Ihnen nun machen darf, liebe Leser: in Wirklichkeit sind es 99,9999% der Flüge, die sicher ablaufen. (Überweisungen in Bitcoin, Goldbarren oder kleinen, nichtnummerierten Learjets, liebes Aviation Safety Network ASN)
Emcke, wohl die argumentative Schwäche ihrer Podiumsnachbarin spürend, setzt wenig später zur Vernichtung jeder Opposition zur ausgerufenen Klimakatastrophe an und ihr Ausbruch hat wie erwähnt mittlerweile Meme-Qualität und einige Berühmtheit erlangt:
„Ich würde wirklich dazu aufrufen, dass niemand, der eingeladen wird, in einer Rahmung, die Pro und Kontra heißt, teilzunehmen. Ich würde wirklich inständig darum bitten. Es muss aufhören, wir müssen aufhören, diese Rahmung zu bedienen. Es wird uns beständig vorgemacht, es gäbe zu allen Fragen gleichermaßen wertige, gleichermaßen vernünftige einander widersprechende Positionen. Das ist einfach Bullshit. Und es führt zu [nichts], wir müssen es abschaffen. Es führt genau zu dem, was dann anschießend als Spaltung der Gesellschaft thematisiert wird und wieder von den Talkshows thematisiert wird, die es vorher kreiert haben.“
Das sei auch eine Art der „Selbstverdummung“, wenn man – statt in unwidersprochenen Monologen Selbstzweifel und sanfte Selbstkritik mit einträufeln zu können, dem argumentativen Mörserfeuer der Gegenseite ausweichen müsse. So etwas ist unzumutbar und hat deshalb zu unterbleiben!
Da spricht der zumindest gefühlte kulturelle Hegemon, denn nur der hat die Macht oder bringt genügend Selbstermächtigung auf, um derart antidemokratisch (und anti-re:publikanisch) in Debatten einzugreifen. Emckes Beobachtung, die „Skeptiker“ seien irgendwie überrepräsentiert, überrascht sicher nicht nur mich, aber mir könnte natürlich entgangen sein, dass Talkshows neuerdings paritätisch mit Pro und Kontra zum Thema „Klimakatastrophe“ besetzt sind. Weniger überrascht hat mich hingegen Emckes Selbsteinschätzung, dass die Standpunkte ihrer Seite ganz selbstverständlich den Kategorien „vernünftig“ und „wertig“ zuzurechnen seien.
Also gar kein Dialog mehr mit „denen“, denn alle Erkenntnisse ist längst erlangt, alle Wahrheiten sind gefunden und alle Messen längst gesungen. Nichts neues gibt es unter der Sonne. Im Jenseits der Kopflosen schüttelt Robespierre seine berüschten Ärmel hoch und klatscht eifrig Beifall, aber er war ja auch noch einige Schritte weiter gegangen bei der „Reinigung der Debatten“. Er hatte 1793 vor dem Revolutionstribunal die Verteidigung mit der Begründung abgeschafft, die unschuldig Angeklagten hätten in den Geschworenen genügend Fürsprecher und die Schuldigen sollten sowieso keine finden. Außerdem sparten die Angeklagten so eine Menge Geld. Der Gegenseite einfach das Wort abzuschneiden und sich als im Besitz des wertenden Maßstabes in Sachen Vernunft zu sehen, zeugt damals wie heute von Größenwahn und ideologischer Raserei.
Und außerdem ist dieses ewige „Begründungen liefern“ nur lästig. Also „Lesen sie den Kram nicht, lassen sie sich nicht einladen“, ruft Emcke und Kemfert, die für ihre an haarstäubenden Auslassungen nicht gerade armen Publikationen regelmäßig von ihren Kritikern geteert und gefedert wird, jauchzt erleichtert „you made my day“. Ja, das glaube ich gern!
Klimaleugner verhindern also frech das nette Beisammensein und gegenseitige Bespiegeln der Klimaretter! Mehr Dissens als zwischen Kemfert und Emcke hier auf diesem Podium soll ab sofort nicht mehr stattfinden. Leider ist dieser Dissens nicht größer als der zwischen Schraube und Dübel und das Gespräch entsprechend spannungs- wie erkenntnisfrei. Doch wenn man sich nicht mit Gegenargumenten – und seien es oft auch schlechte – befassen muss, senkt sich die Deckung und es rutschen einem Dinge heraus, die ein peinliches Licht auf das eigene unterkomplexe Denken werfen.
Kemfert: „Klimawandel trifft die Ärmsten am meisten. Die können es sich nicht leisten, ins Grüne zu ziehen, weg von den Emissionen.“
An was sie wohl dachte? Man weiß es nicht. Vielleicht Feinstaub? Der hat aber nichts mit dem Klimawandel zu tun. CO2? Dessen Konzentration in der Luft unterscheidet sich statistisch nicht wesentlich zwischen Stadt und Grün und man entzieht sich dem Kohlendioxid auch nicht durch einen Umzug aufs Land.
Doch lassen wir zum Schluss auch den Moderator noch kurz zu Wort kommen. Und zwar mittelbar durch sein Buch, welches sowohl von Kemfert als auch von Emcke lobend erwähnt wird. Was für ein Schelm und heimlicher Klimaskeptiker, dieser Jonas Schaible doch ist! Sitzt da als Moderator zwischen Claudia „Speicher noch und nöcher“ Kemfert und Carolin „verordne mir endlich etwas“ Emcke, dabei enthält bereits die Leseprobe seines Buches Sätze wie diese:
„Frühe Menschen erlebten eine Erde, die heißer war als heute und verbrachten sehr viele Jahrtausende auf einem viel kälteren Planeten, in Eiszeiten, unterbrochen von wärmeren Perioden, und vor allem auf einem sehr unsteten. Extreme Schwankungen waren die Regel, sich ausbreitende Gletscher, schwankende Meeresspiegel, sogar die Sahara ergrünte immer wieder.“
Da brate mir doch einer einen Eisbären! Was für gefährliche Relativierungen, welch‘ ketzerische natürliche Schwankungsbehauptungen! Eine heißere Erde ganz ohne fossile Energielobby und Dieselmotor? Es war nie wärmer als heute! Abkühlung ganz ohne CO2-Steuer? Ist das nicht Blasphemie? Claudia? Carolin? So tut doch was!
„Vor rund 11.700 Jahren kam der Planet zur Ruhe. Man kann nicht genau sagen, warum, aber das Klima stabilisierte sich. Nicht absolut, doch verglichen mit allem, was vorher war. Die Systeme, die das Weltklima bestimmen, gerieten in einen neuen Zustand.“
Also ist der Klimawandel seit 11.700 Jahren – es wird ein Dienstag und gegen 16:30 Uhr gewesen sein – gewissermaßen Geschichte, das Erdklima hatte nach holprigem Flug seine Parkposition erreicht und wäre die Menschheit angeschnallt sitzen geblieben, hätte sie bis in alle Ewigkeit ideale Temperaturen genießen können. Doch dann erfand sie Zündkerze, Filet Mignon und Pauschalreise.
Die wirklichen Klimaleugner, so scheint es, sind jene, die den Klimawandel heute mit allen erdenklichen wie untauglichen Mitteln zu bekämpfen versuchen.
PS:
Zum Schluss noch ein ganz kurzer Ausflug in ein weiteres Panel der re:publica24, diesmal Kemfert zusammen mit Harald Lesch und Luisa Neubauer. Unter anderem ging es um Ausbau und Qualität des ÖPNV, den man auch abseits der Klimadebatte für sehr nützlich halten kann. Auf die Frage aus dem Publikum, warum die S-Bahn in Zürich pünktlich fahre, in Berlin jedoch eine einzige Zumutung sei, antwortete Kemfert, zunächst müsse man eben die Autos verbannen. Außerdem müsse die Straßenverkehrsordnung geändert werden, weil dort geregelt sei, man dürfe den fließenden Autoverkehr nicht behindern. So pauschal steht das zwar nicht in der StVO und auch in der Schweiz gibt es vergleichbare Regeln, aber geschenkt. Der Plan, Zürich „autofrei“ zu machen, ist übrigens nur auf ein kleines Areal am Hauptbahnhof beschränkt und soll erst in Zukunft und Schritt für Schritt umgesetzt werden – was die S-Bahn in Zürich allerdings nicht davon abhält, schon gestern und letzten Monat pünktlich zu fahren. Aber das ist wie so oft bei Kemfert’schen Bonmots gar nicht der Punkt.
Die Frage ist, wie ein Auto überhaupt, ob es nun steht, fährt oder in Kreuzberg brennt, die Pünktlichkeit des Schienenverkehrs in Berlin negativ beeinflussen kann, in Zürich aber nicht. Es sei denn, es stünde oder brenne direkt auf dem Gleiskörper. Auch hier geht also Kobold vor Einhorn und die Logik bleibt auf der Strecke.
Wunderbar!
Und respekt für diese Ausarbeitung und Darstellung! Ich Teile die Meinung eines Kommentators, solch ein gebrabbel nicht aus halen zu können. Gebrabbel, da faktenloses Wünsch-Dir-Was.
Diese „Elfenbeauftragte“ auf Island hat natürlich nichts mit dem überdurchschnittlichen Konsum von Cocaine zu tun, siehe Wikipedia. Oder war es vielleicht Cannabis?
Da wird Island zwei Plätze hinter Deutschland geführt, was das gebrabbel der Damen eventuell erklärt. Und, dass esdas Land Niedersachsen, gemäß Welt, ebenso Hilfe geholt hat von einer Elfenbeauftragte…
Habe vermommen, dass erst so eine Elfi-dingsda beauftragt werden muss, bevor Straßen gebaut werden dürfen. Und vom w3.windmesse.de lernen wir, dass es nur 2 Windräder und keine Offshore-Windkraftwerke auf Island gibt. Die Menschen dort machen sich echte Sorgen! Erstaunlich!
OK, es gibt genug Thermal- und Wasserkraftwerken. 80% für Industrie (4 Aluhütten!) und 20% für die Einwohner.
Aber dass die sich Sorgen machen und die hier in Deutschland, bei den Grünen, angeblich nicht, kann dann doch nur für Cocaine sprechen und gegen Cannabis…
Der Schluss liegt nur scheinbar so nahe, dass die Elfenbeauftragte in Island wohl grün sein oder wohl auch an Einhörner glauben müsse. Warum: Weil sich derlei für mitteleuropäische Ohren sofort unrettbar nach kitschiger 80er-Neu-Naturromantik anhört, nicht?
Ist es aber in Island nicht. Da ist es erzkonservativ traditionell, Respekt vor Trollen (tatsächlich das Wort) zu haben, die dort traditionell nun mal manche Steinblöcke bewohnen, egal, wie Mitteleuropäer das finden.
Es würde progressiv in Isrand zugehen, wenn sie dort plötzlich keine Rücksicht auf diese Steinblöcke nähmen. Wollen wir die Isländer zur Woke-Antireligion missionieren-?, ach nein. Sie wollen das doch auch nicht. Genau wie ich haben Sie die Nase so dermaßen gestrichen voll von mitteleuropäischen raschischrauchenden Wokelingen, die außer an ihre eigene Übergröße an garnischt glauben.
Da können wir froh sein, dass es an den Rändern Europas immerhin noch Traditionen gibt.
Also ich hab jetzt auch ein paar Ausschnitte gesehen. So gut wie Roger kann ich es natürlich nicht beschreiben, erst recht nicht, weil sich meine Gedanken dazu nah an der Grenze zur Strafbarkeit bewegen. In Deutschland gilt es als schwer beleidigend, eine gewisse Eigenschaft zu attestieren.
Ich lehn mich aus dem Fenster und sag mal, dass die Emcke als Kind eines einfachen Metzgers oder Schlossers eher nicht das Abitur gemacht hätte. Sie ist aber natürlich Tochter aus hohem Hause und wurde wild durch zwei Eliteunis und durch die Uni Frankfurt geschoben. Ihre Abschlüsse machte sie dann selbstredend nicht bei den Eliteschulen. Jürgen Habermas gab ihr den Magistertitel und Alex Honneth, Professor an der Uni Frankfurt, einen Philosophiedoktor.
Jetzt haben wir eine Frau mit Doktortitel, der partout nicht einfällt, welchen Sinn öffentliche Gespräche über Vor- und Nachteile haben sollen. Sie lehnt sie sogar entschieden ab. Ironischerweise heißt eins ihrer Bücher „Für den Zweifel“. Sie sagt in dem Gespräch über die Einhörner und Trolle tatsächlich, dass man einfach ignorieren soll, wenn etwas nicht möglich ist. Das klingt natürlich erst mal nach dem dumpfen Motivationsguru-Gelaber, von dem sie sich inspirieren ließ, aber sie will ja explizit nicht wissen, was wie geht und ob was geht und was ’ne Wärmepumpe so macht. Sie ist wie ein trotziger Bängel, der stur Hausaufgaben ablehnt und hat trotzdem einen Doktortitel!
Und das ist auch repräsentativ so. Eine Ursula von der Leyen weiß nicht, welchen Zweck die freie Rede und ein Markt der Ideen haben sollen. Eine Nancy Faeser hat keinen Schimmer, weshalb sie nicht einfach jeden Brief öffnen kann bzw. Chats mitlesen soll. Robert Habeck weiß genuin nicht, welchen Unterschied es macht, ob Firmen nun freiwillig zahlende Kunden bedienen oder sich nach und nach an den Staat hängen. Ein Thomas Haldenwang kapiert nicht, dass es in einer Demokratie keinen gesinnungsorientierten Geheimdienst geben darf. Und Maximilian Krah wird einfach nicht stutzig, wenn der Assistent die ganze Zeit Rotchina über den grünen Klee lobt. Es ist Natur. Es ist die Kraft der Natur. Knallhart.
Wenn Du mal richtig Puls kriegen willst, empfehle ich Dir die Panels dieser Veranstaltung, auf denen es um Nahost geht. Hecht-Galinski lesen ist dagegen wie ein Kochbuch der evangelischen Landjugend.
Aber ja. Da war mal diese Moderatorin vom NDR-Fernsehen, die sich vor 15 Jahren mal an mich dranhängte, Nachts gegen Drei im finstern Bahnhof von Göttingen, beim Umsteigen. Mitten in der zu Anfang freundlichen Konversation sagte die blonde, wohl prominente Halbdame plötzlich wörtlich: „Also wenns nach mir ginge, würde ich Israel sofort abschaffen“.
Mich überraschte das nicht so wirklich. Also frug ich bloß, „und was werden Sie mit den ganzen Juden machen, ins Meer treiben oder so?“
Man spürt, dass jemand trotzdem denkt oder gar nachdenkt, auch wenn jemand mal nichts sagt. Die blonde NDR-Moderatorin, prominent oder so, dachte jedoch gar nichts. Da war die finstere Nacht aufm Umsteigebahnhof ja geradezu randvoll, verglichen mit der leeren Finsternis in diesem Schädel.
Das war vor 15 Jahren. Jetzt sind die Leute viel weiter. Also viel progressiver sind die jetzt. Hamas ist denen zu liberal.
Präzise, Herr Letsch! Und wunderbar herausgearbeitet: die Logik steht der Selbstbesoffenheit nur im Weg und gehört daher abgeschafft. Wäre es nicht viel schöner, wenn alljene, jenseist der Selbstbesoffenen, gedankenlos oder besser noch willenlos wären? Bitte an der Garderobe abgeben, liebes Publikum, dann klatscht es sich doch gleich viel befreiter wenn ich wie Darth Vader durch meinen Helm atme.
Roger! Wiedermal unübertroffen.
Also erst mal danke an Roger, daß der sich das antut. Ich könnte keine Minute dieses Gesabbels aushalten. Die eine dieser Damen wünscht sich, daß es noch mehr Wärmepumpen gibt, obwohl (oder gerade weil) sie nicht versteht, was das überhaupt ist. Die andere beschwert sich, daß nur 98 statt 100 % endlich begriffen haben, daß wir bald den Klimatot sterben. Und will alle anderen verhaften? Vernichten? Ihnen das Wahlrecht entziehen? Habe es schon wieder vergessen, was da an absurdem abgesondert wurde. Da die, wenn ich es richtig gelesen habe, von SZ, SPIEGEL und so kommen, und da ich weiß, daß einige meiner (seit Covid 19: teils ehemaligen) Freunde und Nachbarn genau diesen Müll konsumieren, wundert es mich nicht, daß die – mit Verlaub – immer dümmer werden.
Es ist eine Freude Ihre Texte zu lesen und löst gleichzeitig ein Gefühl des Unbehagen aus, in Anbetracht der Realität die er beschreibt.
Wenn’s gewollt war, versteh‘ ich’s nicht,
wenn nicht, ist es peinlich: Die Frau (?) heißt „Emcke“ !
Völlig richtig. Also richtig falsch und damit in der Tat peinlich. Danke für den Hinweis.
Übrigens danke für den Hinweis auf die offizielle Koboldbeaufragte auf Island. Dort scheint man genug Verständnis für lokale Überlieferungen zu haben, um staatlicherseits die Kobolde mindestens nicht zu behindern, oder womöglich, um sie klimareligiös zu vereinahmen. Völlig egal, ob man selber an Kobolde glaubt, oder ob man sie halt für einen literarischen Prozess hält: Lokale Überlieferungen sind zu respektieren.
Das Kemfertsche Problem hingegen besteht darin, dass da in scheulichstem inquisitorischen Stolz nur respektiert wird, woran man selber glaubt – der primitivste aller Glauben; und übrigens lacht sich selbst der allertheoretischste Kobold einen Ast, wenn einer so was glaubt.
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