Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.
(Georg Santayana, spanischer Philosoph)

Fragen sie sich auch manchmal, warum so wenig Kunst aus vergangenen Zeiten auf die Nachwelt gekommen ist? Zerrt man diese nicht durch Zufall aus Jahrtausende alten und gut versteckten ägyptischen Gräbern wie Howard Carter, sind die Chancen gering, dass bedeutende Kunst und kaum weniger bedeutende Objekte des Alltags den Weg durch die Zeit unbeschadet bis zu uns überstehen. Geraubt, geplündert, eingeschmolzen, umgeformt. Verstreut, zerstört, verloren. Ganz zu schweigen von der Gewalt durch Kriege und religiöse Umwälzungen und der Ignoranz der Sieger in beiden Fällen. Die ägyptischen Pyramiden wurden ihres weißen Kalksteins entkleidet, um daraus Moscheen zu bauen. Die gebrannten Ziegel Babylons speichern heute die Wärme privater Kochstellen und das päpstliche Rom hatte keine Skrupel, den antiken Tempeln und Gebäuden Marmor und Bronze zu rauben, um damit Kirchen und Paläste auszustatten. Es ist anzunehmen, dass der große Bernini, der Architekt des Petersplatzes, kein schlechtes Gewissen hatte, weil die Bronze für sein Baldachin-Ziborium im Petersdom aus der Decke der Vorhalle des Pantheons entnommen wurde. Warum ich ihnen das alles erzähle? Weil wir es im Westen zu einer Frage von Aufgeklärtheit, Bildung, Kultur, ja Zivilisation erklärt haben, die Zerstörung von Geschichte und deren Hinterlassenschaften für Barbarei und Frevel am Erbe der Menschheit zu betrachten und entsetzt aufschreien, wenn solches heute irgendwo auf der Welt geschieht. Dabei sind die Frevler, Zerstörer und Ignoranten mitten unter uns.

Die Archäologie als Wissenschaft und die Angewohnheit, Kunstgegenstände oder andere Objekte, die mit der Vergangenheit und deren Gestaltern in Berührung kamen oder in Beziehung stehen, in Museen zu zeigen oder auf Auktionen Höchstpreise dafür zu bieten, sind Erfindungen der Renaissance und der Aufklärung. Eine Ming-Vase, eine Gutenberg-Bibel oder ein Louis-seize-Sessel sind aus heutiger Sicht unpraktisch, ja nutzlos. Vielleicht, weil sie sich nicht per App steuern lassen. Doch ihr Wert bemisst sich ja nicht aus dem Porzellan, dem vergilbten Papier oder ein paar wurmstichigen Stücken Holz, sondern aus der Geschichte, die sie erzählen und der Unwahrscheinlichkeit, es durch die Zeiten bis zu ihren heutigen Besitzern und Bewunderern geschafft zu haben. Und doch sind wir immer noch und immer wieder in der Lage, Zeugnisse der Vergangenheit zu zerstören, wenn sie uns nichts mehr gelten oder wir glauben, uns von einer unliebsamen Vergangenheit zu befreien, indem wir deren Zeugnisse vernichten. Dieses „wir“ ist natürlich die Menschheit als Ganzes. Doch jeder meiner Leser ist eingeladen, sich dieser destruktiven Gruppe in den beschriebenen Fällen nicht zugehörig zu fühlen.

Historisches und Aktuelles

2001 schoben sich die Taliban in Afghanistan durch eine Zerstörung jäh in die Aufmerksamkeit des Westens. Und zwar nicht erst im September, sondern schon im März, als sie die riesigen Buddha-Statuen von Bamiyan sprengten, die bereits im 6. Jahrhundert aus dem Fels gehauen wurden und nun der islamistischen Doktrin vom Bilderverbot zum Opfer gefallen waren. Der Aufschrei im Westen war groß und einhellig. Kunstwerke zerstören, sowas geht gar nicht!

2015 sprengte die IS-Miliz im syrischen Palmyra die Ruinen des antiken Baal-Tempels in die Luft und versuchten genau wie die Taliban, Tabula rasa mit der „heidnischen“ Vergangenheit zu machen. Das Internet machte es möglich, dass die Welt dabei zusehen musste, wie die selbsternannten Gotteskrieger die Zeugnisse Jahrtausende alter Menschheitsgeschichte auslöschten, auch indem sie etwa in den Museen Syriens und im Irak Reliefs und Plastiken zerschlugen.

Was man auf den ersten Blick erkennt, ist die ideologische Gemeinsamkeit dieser Ereignisse. In beiden Fällen glaubten die Abrissbevollmächtigen, rechtmäßig zu handeln. Doch wer hat sie bevollmächtigt? Das Zerstörte sei schließlich falsch, hetzerisch, unrein und das Böse selbst und wenn solche Hinterlassenschaften einer fernen, unverstanden Vergangenheit auf Menschen treffen, die sich im Besitz der Wahrheit befinden, geschieht zu allen Zeiten dasselbe. Ich gebe hier schon mal pauschal mangelhafter Bildung eine Mitschuld.

Im Juni 2020 kommt es in zahlreichen Städten in den Vereinigten Staaten zu extrem gewaltsamen Protesten in Folge des Todes von Georg Floyd. Aber auch in London, Brüssel und sogar im weit entfernten und auf Diversität, Toleranz und Selbstverleugnung gebürsteten Deutschland geht die Post ab. In London werden Statuen beschmiert und umgeworfen und die Liste der „rassistischen Ehrenmale“, die gefälligst entfernt gehören, ist allein in Großbritannien 60 Einträge lang. Winston Churchill, Oliver Cromwell und König Charles II (ja, beide!), Christoph Columbus, Francis Drake und Horatio Nelson stehen auf der Liste, um nur einige Namen zu nennen, die auch in Deutschland allgemein bekannt sind.

In den USA fordert Nancy Pelosi, dass man aus dem Kongress die von diversen Bundesstaaten gestifteten Standbilder bekannter Konföderierter entferne, darunter übrigens pikanterweise das ihres demokratischen Parteigenossen Jefferson Davis, dem einzigen und glücklosen Präsidenten der Konföderation, welche den Amerikanischen Bürgerkrieg 1861-1865 gegen die Union verlor. Motto: kommst du in der Gegenwart politisch nicht weiter, verleugne, verdamme und bekämpfe öffentlichkeitswirksam deine eigene Vergangenheit. Seine Feinde mit Respekt und Anstand zu behandeln, sobald sie besiegt sind, soviel Größe brachten die Politiker im Jahr 1865 noch auf, heutige schreien nach Rache.

In Portsmouth (Virginia) knöpften sich in der Nacht zum 11.6.2020 die Sklavenbefreier von heute das dortige Bürgerkriegsdenkmal vor. Die vier Statuen, darunter Robert E. Lee und Jefferson Davis, wurden erst enthauptet und dann umgestoßen. Die herabstürzende kopflose Statue von Davis traf einen der Protestler, einen Afroamerikaner, ausgerechnet am Kopf und verletzte ihn schwer. Der Zustand des Mannes ist wohl kritisch und man kann nur hoffen, dass er die Selbstermächtigung seiner gleichgesinnten Freunde überleben wird. Falls nicht wäre er nicht das erste „Kollateralopfer“ durch „friendly fire“ der perversen Bestattungsfeierlichkeiten zu „Ehren“ von George Floyd.

Was genau unterscheidet eigentlich das Vorgehen der Taliban in Afghanistan oder des IS in Syrien von dem, was „Protestler“ in London oder Portsmouth machen? In allen Fällen werden historische Tatsachen und wehrlose Monumente im Namen einer ideologischen Selbstüberhöhung zerstört, ohne dass dadurch der Buddhismus vom historischen Afghanistan ferngehalten, das römische Reich aus dem historischen Syrien vertrieben oder der amerikanische Bürgerkrieg nachträglich verhindert werden kann. Die religiöse Inbrunst, mit der die Zerstörer zu Werke gehen, hat also mindestens die Parallel der Sinnlosigkeit.

Wie gute Menschen entstehen

In Seattle ist mittlerweile eine mehrere Blocks große „befreite Zone“ entstanden, in welcher Aktivisten und „freiwillig“ Schon-länger-da-wohnende ein sozialistisches Utopia ohne Polizei und ohne Gerichte verwirklichen wollen. Außer durch einen Twitter-Aufruf zu Lebensmittelspenden (nur vegan), weil die Obdachlosen den Sozialisten alle Lebensmittel weggefuttert hätten und einer Wikipedia-Seite hat diese Community allerdings noch nicht mehr geschafft als zu beweisen, dass die Abschaffung der Polizei keineswegs zu mehr Sicherheit führt. Wer hätte das gedacht.

Das erste, was der neue „Staat“ namens CHAZ inmitten Seattles einführte, ist Grenzsicherung – man lässt nicht jeden rein und macht im Grunde dasselbe, was man dem Präsidenten an der Grenze zu Mexiko vorwirft. Dann stellt man eine eigene „Polizei“ auf, die schwer bewaffnet die Ordnung aufrecht erhält und der Pavian mit dem rötesten Arsch schwingt sich zum Anführer auf und hofft auf Expansion. Ein Hort der Feigheit, Geilheit und Liederlichkeit, wie ihn die Welt schon so oft gesehen hat.

Eine zentrale Forderung dieser „People’s Republic of Capitol Hill“ ist übrigens „[to] drop charges against the protesters“. Übergehen wir hier mal die „Ungenauigkeit“, dass von Protestlern die Rede ist, obwohl sich die Ermittlungen mit Plünderungen und anderen unangenehmen „Begleiterscheinungen“ dieser Art von „Befreiung“ befassen. Denn hier sind wir beim Kern des Problems, welches sich aus der Selbstermächtigung dieser Aktivisten ergibt:

Dieselben Aktivisten, die nun für Körperverletzung, Raub und Plünderungen Straffreiheit fordern, schwingen sich gleichzeitig zu Scharfrichtern der Geschichte auf. Man fordert also „Gerechtigkeit“ von der Geschichte und entzieht sich dieser in der Gegenwart. Doch wer richtet die Scharfrichter? Diese laufen mit den Maßstäben ihrer schon aufgrund geringen Lebensalters beschränkten Weltsicht zurück durch die Zeit, um historische Ereignisse und die dort handelnden Personen nach ihren eigenen, nur bedingt auf die Vergangenheit anwendbaren Moralvorstellungen in „muss weg“ und „darf bleiben“ einzuteilen.

In London heißt es nun: Churchill war ein Rassist und seine Statue soll entfernt werden. Die Denkmale von Marx und Engels aber bleiben unangetastet. Nun fordere ich nicht, Marx Standbild zu beschmieren, auch wenn seine Theorien sicher deutlich mehr Menschenleben gekostet haben, als alle imperialen Husarenstücke Churchills, von welchen er nicht ohne Selbstkritik freimütig in seinen Büchern und Presseberichten aus dem Sudan oder Südafrika berichtete. Es ist ja generell nicht so, dass die Bilderstürmer aus 2020 die ersten sind, die Rassismus im britischen Kolonialreich erkennen, die Darstellung der Sklaverei in „Vom Winde verweht“ kritisch sehen oder das Vorgehen Kitchener beim Mahdi-Aufstand als unverhältnismäßig grausam beurteilen. Das taten schon die Zeitgenossen und die kritischen Rezensionen reißen nicht ab. Jeder von einer Wikipedia-Seite abgeschriebene Schulaufsatz zu bekannten Personen der Geschichte enthält heute mehr reflektierte und fundierte Kritik als alle Protestschilder in den Straßen Londons oder Seattles zusammen.

Churchills Verdienste für das Überleben Großbritanniens liegen zudem überschwer in der Waagschale, als dass er sich eine Behandlung wie die durch seine ignoranten kulturrevolutionären Ururenkel verdient hätte, die vergessen haben oder nie wussten, dass sie ihr vergleichsweise komfortables Leben nicht zuletzt diesem vor 55 Jahren gestorbenen Mann auf dem beschmierten Sockel verdanken.

Bürgerkrieg im LARP-Modus

Durch das Shenandoah-Valley in den Virginias zog 1864 auf einem Vergeltungszug Philip Sheridans Armee. Die Taktik der „verbrannten Erde“ wurde hier erstmals angewendet. Man wollte sicherstellen, dass die Konföderierten diese Gegend nie wieder nutzen können, um sich zu versorgen. Im darauffolgenden Jahr kapitulierte die Südstaatenarmee unter Robert E. Lee und die Nordstaaten hatten den Bürgerkrieg gewonnen. Die Sklaverei im Süden, ein Momentum, das im Verlauf des Krieges immer bestimmender wurde, war zwar abgeschafft, doch die Rassentrennung dauerte noch bis in die 1960er Jahre in unterschiedlichen Graden an.

Die demütigende Niederlage für den am Boden liegenden Süden wurde begleitet von annehmbaren Bedingungen, auch wenn es lange dauerte, bis das gegenseitige Vertrauen sich wieder besserte. Die Popularität gerade von Robert E. Lee beschränkt sich indes nicht auf den Süden. Der Pragmatismus, ihm zuzugestehen, der militärisch wohl fähigste Befehlshaber im Bürgerkrieg gewesen zu sein, der leider aus der Sicht des Siegers auf der falschen Seite stand, ist im US-Militär, wo man stets von fähigen Gegnern zu lernen bereit ist, bis heute lebendig.

Die Kids, die heute in einer Art „Live Action Role Play Modus“ Lees Statuen köpfen und sich dabei vielleicht wie Abolitionisten der gefahrvollen ersten Stunde fühlen, glauben sich moralisch dazu berechtigt. Doch es gibt gute Gründe, warum man (in Demokratien) Statuen zur Erinnerung an eine Person erst nach deren Tod aufzustellen pflegt: Alles liegt dann auf der Waage. Das Gute wie das Schlechte. Bei Lee neben seinen Verdiensten im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846-1848) auch, dass er seine Offiziere davon abhielt, statt 1865 zu kapitulieren, in einem endlosen Guerilla-Krieg gegen die Union weiterzukämpfen.

Welchen weiteren Lebensweg diejenigen vor sich haben, die heute die Statuen von Columbus umwerfen, Robert E. Lee’s Standbild köpfen oder die Bronze des alten, gebeugten Winston Churchill beschmieren, ob in 50 Jahren also eine Straße oder ein blutiger Schul-Amoklauf mit 50 Todesopfern nach ihnen benannt sein wird, ist offen.

Also halte man sich mit Hammer, Farbe und Sichel besser fern von Denkmälern, von deren Bedeutung man lediglich mehr zu wissen glaubt als jene, die sie bauten und jene, die die Widersprüche der Darstellung sehr wohl kennen und sich in demokratischen Abstimmungen immer wieder fragen, ob und warum eine Statue stehen bleiben darf. Wer bist du, Floydianer dass du glaubst, diese Entscheidungen ignorieren zu dürfen? Wer bist du, dass du dich für einen besseren Menschen, ja, für den ersten wirklich guten und gerechten Menschen der Geschichte hältst, der über den Wert von Symbolen urteilen darf, weil er frei von Sünde ist und „erkannt“ hat, was richtig und was falsch ist in der Welt?

Kannst du eine Statue wiederaufrichten, wenn sich erweist, dass aus dir Bilderstürmer ein noch mieserer Charakter wurde als jener, den du noch posthum vernichten und auslöschen wolltest? Als Atheist komme ich meinen Lesern ja nur selten mit Bibelzitaten, aber hier passt mal eines. Nämlich Matthäus 7.2: „Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.“

Oder kürzer und weniger pathetisch: Urteile nicht leichtfertig über die Geschichte, wenn deine noch nicht geschrieben ist. Und lass die Finger von Dingen, die aus der Vergangenheit zur Gegenwart sprechen. Höre ihnen lieber zu.

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16 Kommentare

  1. Es ist alles gut gesagt, Herr Roger. Mich beunruhigt weniger diese Kinderei, sondern dass es jetzt bereits die dritte oder vierte Kinderei in dichter Abfolge ist. Mich beunruhigt der Zusammenhang scheinbarer Kindereien. Radikaler Umweltschutz, radikale Zuwanderungspolitik, radikale Gesundheitspolitik und radikales Gerechtigkeitsstreben. Die Muster der Eskalation sind immer die gleichen. Die Wirkung ist jetzt nach der Abschaffung der Nationalstaatsidee, der Einführung der Planwirtschaft, der Abschaffung der Grundrechte – nun die Erschütterung der öffentlichen Ordnungsmacht Polizei. Was ist da los, was ist die Agenda. Kann es sein, dass dies alles in kurzer Folge zufällig geschieht? Nein, hier wird systematisch unsere Zivilisation zerstört. Es findet eine Revolution statt. Neu ist, dass niemand ausruft, wohin die Reise gehen soll, nicht mal die Aktiven Teilnehmer wissen es. Das ist nun wirklich neu.

  2. @Aristobulus

    Es gab noch einen weiteren, 5. Bilder- oder besser Denkmalvernichtungssturm: Die zum Teil restlose Zerstörung kriegsgeschädigter Altstädte in Deutschland. Gefordert von vielen deutschen Architekten und zukunftsbegeisterten Politikern. Den Rest besorgten die großen Handelskonzerne Karstadt, Herti ua. Am slimmsten die heimatlos umherirrenden Invasoren- entschuldigung, es sollte heißen Investoren, oft mit ergaunertem Geld anderer Leute. Nochimmer wird abgerissen, was das Zeug hält. Hannover oder Köln, die Beispiele sind legion. Was hätte nach 1945 getan werden sollen, haben uns auf beschämende Weise die Polen vorgemacht. Alleine in Warschau wurden etwa 740 Altstadthäuser, von denen nur noch ein paar Trppenstufen und das Fundamet vorhanden waren, originalgetreu wiederaufgebaut, ebenso das Stadtschloß. Genauso Elbing, Danzig, Stettin; um nur einige zu nennen. Man muß aus dieser Perspektive dankbar sein, daß Danzig unter polnischer Verwaltung steht, sonst würden wir es heute nicht mehr wiedererkennen!

  3. Großartig! Es gibt fast nichts, was hinzufügen wäre. Trotzdem möchte ich, alte Hexe, was dazu sagen. Zwar verabscheue ich Luther als Mann der Religion ebenso wie die Ajatollahs im Iran. Aber, ob er es wollte oder nicht, er brach die Macht der allein seligmachenden Kirche und schuf die deutsch Hochsprache. (Auch wenn er Vorgänger hatte, sein Beitrag war entscheidend). Beide waren/sind herausragende Verdienste, die nicht nur D auf Jahrhunderte beeinflußten, sondern ganz Europa. (Amerika gab es noch nicht:-))) —
    Menschen früherer Zeiten nach heutigen Maßstäben zu beurteilen ist dumm, zeugt allenfalls von Unbildung. Statt Zerstörung wäre es viel viel besser, solch umstritten Statuen, Bilder, Straßennamen mit erläuternden Texten zu versehen, in denen man sowohl die guten, auch für die Zukunft bedeutenden Taten erklärt wie auch die schwarzen Seiten der Personen. Dann hätte man eine Chance was zu lernen. Und womöglich verhindern, daß Menschen ihre mehr oder weniger berechtigte Wut an denen ausleben. Was an der (vergangenen?) Geschichte sowieso nichts ändert. Die Vergangenheit kann man nicht ändern, nur seine Bewertung, – Hingegen könnte man die Denkmäler, Straßennamen der zu ihrer Zeit bekannten, aber für die Zukunft unbedeutenden Menschen ruhig streichen. Wer zu welcher Sparte gehört sollte in öffentliche Debatten entschieden werden. Besser wäre vielleicht: Debatte öffentlich, Entscheidung durch Fachleute aller politischen Richtungen. – Soweit die alte Quatschtante namens
    caruso mit lg-en

  4. „Es ist wichtig, dass wir wissen, woher wir kommen, denn wenn man nicht weiß, woher man kommt, weiß man nicht, wo man ist, und wenn man nicht weiß, wo man ist, weiß man nicht, wohin man geht. Und wenn man nicht weiß, wohin man geht, geht man wahrscheinlich in die Irre.“
    Terry Pratchett (1948-2015) britischer Fantasy Philosoph

    Wer beim Blick über den Atlantik meint, wir kämen noch einmal davon da bei uns noch keine Statuen gestürzt wurden, irrt sich leider.
    Bei idiotischen Ideen ist Deutschland immer vorne mit dabei.
    So hat bereits 2018 die Universität Greifswald ihren Namenspatron Ernst Moritz Arndt verloren. Arndt deutsch-nationaler Schriftsteller und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung schrieb auch einige umstrittene antisemitische Texte. Das reichte der Universitätsleitung der Namen abzulegen obwohl es dagegen viel Protest gab.
    Auch das RKI soll seinen Namen verlieren, da der Namensgeber an medizinischen Experimenten in Afrika teilnahm.
    Und wenn man erst die judenfeindlichen Schriften Martin Luthers richtig aufgearbeitet hat, dann Gnade ihm Gott. Dann ist die evangelische Kirche aber sowas von am Arsch, daß glaubst du nicht.
    Und ob dann das Luther Denkmal vor der Frauenkirche stehen bleiben kann oder in der Elbe versenkt wird, ist noch nicht entschieden.
    Allerdings, Luther hat sich nicht abfällig über PoC geäußert (also soweit mir bekannt), hatte keine Sklaven, vielleicht kommt er in der gegenwärtigen Situation noch mal mit einem blauen Auge davon.
    Wahrscheinlich gibt es nur einen Warnhinweis am Denkmalssockel.

    Ich bin also gespannt, welche Person aus der deutschen Geschichte es als erstes trifft, welches Denkmal als erstes geschleift wird.

    • … nun ja, was sind „umstrittene antisemitische Texte“? Müssen sie umstritten sein, um als antisemitisch zu gelten? Also, Arndt hat eindeutig antisemitische Texte geschrieben, da beißt die Maus nun mal keinen Faden ab. Zitate erspare ich uns allen hier, man findet sie leicht; und nein, sie sind dann nicht einmal aus dem Zusammenhang gerissen, sondern sie begleiten sein gesamtes Werk als roter Faden. Dazu hat er pathetisch gegen die leichtlebigen usf. Franzosen geschrieben, Arndts Kollektivhass gegen Franzosen und Juden war schon ungeheuer – völkisch-kollektivistischer Provinzialismus in seiner hilflosen Ungeheuerlichkeit. Freiheit galt ihm nicht als Eigenschaft des Individuums, sondern als Eigenschaft des Volksganzen, worin er sich mit dem Turnvater Jahn traf, der das auch so sah. Arndts Freiheitsbegriff ist also eine national geisternde Fantasie.
      Warum soll man sich dann den Namen anheften, als Universität?
      Fritz Reuter hätten sie als Namenspatron auswählen sollen. Dem Reuter ist nun wirklich nichts vorzuwerfen.

  5. „Neger sind die Frauen der Juden. Unserer Zeit.“
    .
    Mit dieser verdrehten Logik entlarvte schon E. Henscheid vor 40 Jahren die Sprachhülsen…

  6. Es geht nicht um Inhalte. Es geht lediglich um Opposition. Wir sind die, die alles anders machen. Und die Alten machen einen Kotau statt ihre Kids zu erziehen.

    In Gebieten mit Fasnets-Kultur heißt es ebenfalls: „’S gôht drgegà.“ Aber das ist nur die dialektisch gemeinte spielerische Umkehrung der Ordnung wie einst bei den Saturnalien. Hier glauben allen Ernstes Kinder und infantile Seelen, sie könnten die Welt besser organisieren als Erwachsene.

    Ein Sinnbild ist der Gemüsegarten von CHAZ, in dem zwei Dutzend Pflänzchen vor sich hinmickern, sowie die dortigen Appelle: Schickt vegetarisches Essen, schickt Schicki-Micki-Getränke, schickt Solar-Ladegeräte, schickt „ICE (the good kind)“, also Crystal Meth.

  7. Sehr guter Artikel :-), wieder voll auf den Punkt gezielt und mitten ins Schwarze getroffen.
    Nur der Anfang („jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“) hat ein paar Dinge zuviel, oder ein paar Auslassungen.
    „… das päpstliche Rom hatte keine Skrupel, den antiken Tempeln und Gebäuden Marmor und Bronze zu rauben, um damit Kirchen und Paläste auszustatten…“
    Nun, warum denn nicht?, was war daran falsch? Die antiken Gebäude waren alle Ruinen außer wenigen völlig umgebauter Gebäude wie dem Tabularium. Die waren seit dem 5. Jahrhundert geplündert, und der Rest war im dauerruinösen Zustand, sehr gut zu sehen auf Piranesis Kupferstichen. Indem das päpstliche Rom seit dem 15. Jahrhundert planmäßig antike Statuen und Obelisken neu aufgestellt hat, wurden sie immerhin erhalten und gepflegt.

    „… Es ist anzunehmen, dass der große Bernini, der Architekt des Petersplatzes, kein schlechtes Gewissen hatte, weil die Bronze für sein Baldachin-Ziborium im Petersdom aus der Decke der Vorhalle des Pantheons entnommen wurde.“
    Die Bronze aus dieser Vorhalle war zwar römisch (2. Jahrhundert), aber keine große Kunst. Bernini hat daraus große Kunst gemacht, nicht? Übrigens war das Pantheon seit Jahrhunderten eine Kirche. Bernini hat also Bronze aus einer Kirche entnommen, um große Kunst für eine andere Kirche zu schaffen. Also musste er alles Andere als ein schlechtes Gewissen haben.

    „Dabei sind die Frevler, Zerstörer und Ignoranten mitten unter uns.“
    Ähm, nein :-), nicht in diesm Sinne. Die Ignoranten wohl schon unter uns, und täglich werden sie mehr (Ex-Bundeskanzler Schröder, jetzt russischer Oligarch, sagte über das Berliner Holocaust-Denkmal, es sei ein Ort, wo man gerne hingeht), aber wo sind die Frevler und Zerstörer alter Kunst? Merkel zerstört das Land, und Minister Maas zerfrevelt die Meinungsfreiheit. Aber an alter Kunst vergeht sich keiner. Nur an neuer Kunst. Das Berliner Regierungsviertel steht voller protziger Betonklötze, wo man vom Nirgendwo ins Nirgendwo gehen kann, während der Staat schamlos den Bürgern in die Taschen greift. Tja.

    • Die Bronze-Decke des Pantheon-Portals war intakt. Da lag nichts in Trümmern. 91 Tonnen hat man da rausgeschleppt. Hätte ich gern gesehen, diese Decke. Der Baldachin ist einfach nur monströs und hässlich. Aber das ist ja Geschmackssache.

      • Klar lag da nichts in Trümmern; das Pantheon wurde ja in Berninins Zeit schon seit etwa tausend Jahren als Kirche benutzt, Roger. Übrigens ist es deswegen so gut erhalten. Alles, was benutzt wurde, ist erhalten – etwa auch ein römischer Thermensaal, Santa Maria degli Angeli e dei Martiri seit dem Umbau durch Michelangelo, hier ist er:
        https://it.wikipedia.org/wiki/Terme_di_Diocleziano#/media/File:3222_-_Roma_-_Santa_Maria_degli_Angeli_-_Interno_-_Foto_Giovanni_Dall'Orto_17-June-2007.jpg

        Berninis Baldachin ist riesig, aber monströs?
        https://it.wikipedia.org/wiki/Gian_Lorenzo_Bernini#/media/File:Baldacchino_di_San_Pietro,_G_L_Bernini.jpg
        Luftig ist er :-), die Proportionen sind gelungen. Die gedrehten Säulen sind ein Zitat römischer Säulen, die schon als Spolien in der vorigen Peterskirche aus dem 4. Jahrhundert standen (ich denke, das sind die aus Marmor in den Emporen an der Seite, ein Beispiel mehr von Erhaltung durch Benutzung). Wenn Berninis Baldachin da nicht stände, wäre der Raum tatsächlich monströs.

        P.S. Wie kommen wir jetzt zurück zum Thema des Artikels?, Bildersturm, der Geschichte und Kunst ersatzlos auffrisst. Zwei, nein drei, nein vier geschichtliche Bilderstürmereien fallen mir ein. Der erste Bildersturm fand im Konstantinopel des 8. Jahrhunderts statt, als Fanatiker alle Statuen und Mosaiken vernichtet haben, die sie finden konnten; weswegen dort kaum byzantinische Mosaiken erhalten sind. Den zweiten Bildersturm am selben Ort erledigten die Türken ab 1453, und er war vollständig. Den nächsten Bildersturm haben die Protestanten im 16. Jahrundert verbrochen, als sie in Frankreich und Deutschland alle Kunstwerke zerstört haben, die sie finden konnten; und der vierte passiert anno 2020 durch fanatische Linke in den USA, die alle Denkmäler umstürzen, die ihnen nicht gefallen.

        • „Zwei, nein drei, nein vier geschichtliche Bilderstürmereien fallen mir ein“
          Das begreife ich nicht. Wieso so wenige? Die Geschichte ist voll davon und die Christen haben wohl das meiste zerkloppt, verbrannt, vernichtet. Angefangen mit den Kopten, die wunderbare ägyptische Reliefs vernichteten, über die Vernichtung jeglicher Mayaschriften (bis auf fast nix), sonstiger indianischer Kultur(stätten) bis zu den gesegneten Wehrmachtstruppen, die begannen, gnadenlos die bolschewistische Brut auszurotten. Auch könnte man die profane Bilderstürmerei nach jeglichen Kriegen und vielen Machtwechseln anführen, so wie das Schleifen der Denkmäler im Osten der Republik nach 1989, oder jetzt in Polen etc. Somit: was derzeit in der USA vonstatten geht ist ein Fliegenschiß zu dem, was die letzten 30 Jahre in Neufünfland abging.

  8. Es kommt noch besser: Das Denkmal des 54sten Massachusetts Regiments wurde während der Demos beschmiert.

    Was diese Kretins nicht wussten: Das 54ste bestand zu 100% aus „PoC“, die regelrecht darum bettelten, bewaffnet an die Front zu dürfen und dort zur Verblüffung ihrer weißen Kameraden überaus tapfer und aufopferungsvoll kämpften.

      • Ja krass, und unwissender als unwissend. Hmmm. Nein, nicht unwissend; es herrscht Kulturrevolution à la Mao, und sie wissen, was sie tun. Es steht in Maos kleinem roten Buch und in Alinskys Pamphleten, wie und warum das sein soll.

        Wenn da eine Statue von Harriet Tubman (Sklavin, die Sklaven befreit hat) stände, hätten sie die auch geschändet, weil sie sie für eine Southern Belle halten. Oder eine Statue von Booker T. Washington (großer schwarzer Intellektueller), der sich hundert Jahre vor Al Sharpton über genau diesen korrupt-egoistischen und zu Gewalt anstachelnden Typus des Minderheitenanführers mokiert hat, wann ist die dran?

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