Wenn deutsche Politiker ihren Träumen von Amerika freien Lauf lassen, wird es schon mal peinlich. Seit drei Jahren ist das nun schon so, wobei Wunsch und Wirklichkeit seltsamerweise gerade unter Amtsvorgänger Obama so gar nicht zusammenfinden wollten. Keinem der Projekte, die vom Lieblingspräsidenten der Deutschen gemeinsam mit den Europäern angestoßen wurden, war Erfolg beschieden. Die einen erwiesen sich als diplomatische Luftnummern, die anderen wurden von Europa aktiv hintertrieben. Libyen, Syrien, Iran-Deal und TTIP seien hier nur als Beispiele genannt. Das Problem für Europa und Deutschland im Besonderen ist, dass der „neue“, mit dem man schon seit seiner Amtseinführung „fremdelt“, so gar nicht kuschelig daher kommt und man auf dieser Seite des Atlantiks einfach die Kraft nicht aufbringen kann, die Tatsachen zu akzeptieren.

Karl Lauterbach, SPD, in Coronazeiten oft zitierter Experte für alles und Jedes, retweeted am 12.4.2020 einen harmlosen Ostergruß von Ex-Präsident Barak Obama und fügte etwas Eigenwürze hinzu. Die Verzierungen, die Lauterbach beim Lesen des Obama-Tweets durch Rübe und Fingerchen rauschten, muss man wohl mit pathologischer Elle messen:

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Wenn man bedenkt, wieviele Menschenleben in den USA in den nächsten Wochen gerettet würden, wenn Obama noch Präsident wäre. Es ist eine besondere Tragik, dass Trumps historisches Versagen ausgerechnet so vielen Schwarzen den Tod bringt. Das werden sie ihm nie verzeihen.

Zunächst mal, Karl, wäre das dann gerade seine dritte Amtszeit und dagegen steht nun mal der 22. Zusatzartikel der Verfassung der USA. Das muss Sie als Politiker in einem Land, in dem die Regierungschefs Jahresringe im Dutzend bilden, natürlich nicht kümmern. Außerdem müssen Sie eine besonders große Kristallkugel besitzen, wenn Sie „bedenken“ können, wie viele Menschenleben in den nächsten Wochen nur deshalb nicht gerettet werden, weil Obama nicht mehr Präsident ist.

Das ist böswilliger, abgefahrener Schmarrn und den Hirnwindungen eines Verschwörungstheoretikers würdig! Auch dass Trump durch ein „historisches Versagen“ ausgerechnet viele Schwarze auf dem Gewissen haben soll, ist albern und schon deshalb nicht zu belegen, weil „historisch“ ein retrospektiver Begriff ist. Die Zukunft wird das zeigen müssen, nicht die selektive lauterbachsche Wahrnehmung der Realität. Ein Zwischenergebnis dürfen wir für Anfang November erwarten, vielleicht wird ja endlich ein SPD-Genosse Präsident der Vereinigten Staaten?

Sehr wahrscheinlich hat Lauterbach einen Artikel im Guardian gelesen und Schlüsse gezogen, die nicht mal der Guardian selber zieht. Trump wird in dem Artikel übrigens nicht mal erwähnt. In der offiziellen Statistik der Johns-Hopkins-Universität gibt es jedenfalls kein „racial profiling“, wie Lauterbach es betreibt. Was der Guardian-Artikel zudem unerwähnt lässt ist die Tatsache, dass die größten Zentren der Epidemie ausgerechnet in traditionellen „Blue-States“ liegen, die seit Jahrzehnten von der Partei Obamas regiert werden.

Lauterbach leidet wie die meisten in seiner Partei unter dem Orange-Man-Bad-Syndrom, das ist bekannt und nicht zu übersehen. Selbst wenn Trump auf dem Wasser gehen könnte, würde Lauterbach noch behaupten, dieser sei zu dumm zum Schwimmen. Aber der Mediziner in ihm sollte dem Populisten und Antiamerikaner Lauterbach doch eigentlich längst klar gemacht haben, dass das Virus nicht zwischen links und rechts regierten Staaten unterscheidet. Sonst kommt noch jemand auf die Idee, die katastrophale Lage in Spanien und Italien den dort regierenden Sozialisten oder gleich der sowieso für alles verantwortlichen EU in die Schuhe zu schieben. Und so etwas würde man Brüssel nie verzeihen, oder, Herr Lauterbach? Genau wie die LGBTQ-Gemeinde Ihnen nicht verzeihen wird, dass Sie „People of Color“ (PoC) als „Schwarze“ bezeichnen.

Drei Fettnäpfchen auf 41 Wörter – das ist eine glatte 7 auf der nach oben offenen Stegner-Skala!

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7 Kommentare

  1. Mein immer wieder gerne zitierter Geschichtslehrer meinte so treffend zu einem Mitschüler, der eine ähnlich intellektuelle Reichweite aufwies wie Herr L.: Überlaß das Denken den Pferden. Die haben einen größeren Kopf.

  2. Lieber Trump als tumb.
    Ich habe inzwischen einen kaum noch zu ertragenden Ekel vor der bratzblöden Selbstgerechtigkeit dieser erzdummen Politik- und Medienschleimbolzen.

  3. Beim Denken hat der Herr mit der Fliege halt leider meistens Pech. „Die Tatsache, dass die größten Zentren der Epidemie ausgerechnet in traditionellen „Blue-States“ liegen, die seit Jahrzehnten von der Partei Obamas regiert werden“ – das darf und kann natürlich nicht sein.
    Dieser Knilch ist eine Schande für seine Zunft, Fliege hin oder her. Das muss ich als Angehöriger derselben mal sagen. Aber in seiner Partei ist das mit dem Denkproblem nicht so selten.

  4. „Wenn man bedenkt wieviele Menschen durch Drohnenangriffe in den kommenden Wochen ums Leben gekommen wären, wenn Obama noch Präsident wäre…“, oder habe ich da was falsch verstanden?

  5. Wenn ich genauso ein gewissen- und hirnloser Demagoge wie Lauterbach wäre, würde ich jetzt fragen, wieviel mehr Menschen hierzulande an dem Virus gestorben wären, wenn statt Spahn Lauterbach Gesundheitsminister geworden wäre. Was er ja ca. zwei Jahrzehnte erfolglos versucht hat. Da ich aber weder ein Depp noch ein SPD-Mitglied bin (manche sagen, das sei dasselbe) sage ich: Daß die Linken Trump auch für dieses Virus verantwortlich machen würden, war erwartbar. Und daß Linke und die ihnen angeschlossene „liberale“ Presse früher oder später behaupten würde, Trump würde alle, die arm und entrechtet und „abgehängt“ sind, über die Klinge springen lassen und sich nur noch um Milliardäre und „alte weiße Männer“ kümmern, war und ist ebenso nur eine Frage der Zeit.

  6. „Selbst wenn Trump auf dem Wasser gehen könnte, würde Lauterbach noch behaupten, dieser sei zu dumm zum Schwimmen.“
    .
    Ich hatte mir diesen trefflichen Spruch ebenfalls in meine Zitatensammlung einverleibt, als ich ihn vor ein paar Tagen (woanders und statt ‚Lauterbach‘ war’s ‚die Journaille‘) las.

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