opinionpollingsmilieshoirzontalDie Gesellschaft in den USA driftet auseinander, so sagt man. Aber was genau „driftet“ da? Ich vermute ja schon länger, es könnte da auch einen „Drift“ zwischen dem geben, was die Menschen denken und dem, was sie sich zu sagen trauen. Der 9. November 2016 sollte deshalb als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem sich alle Wahlforscher und Prognosenschreiber mit samt ihren Umfrageergebnissen aus den Fenstern stürzten – falls sie in der Lage sind, die Fallhöhe richtig einzuschätzen.

Hätte man das Wahlergebnis ahnen können? Vielleicht zumindest in Deutschland. Hatten sich doch die Auguren hierzulande schon mehrfach beim Abschneiden der AfD sehr heftig verschätzt. Dabei hat man sowohl hier als auch in den USA die richtige Erklärung für den „Messfehler“. Wer gibt schon gern mündlich oder sogar vor der Kamera der Meinungsmedien bekannt, jemanden wählen zu wollen, der von eben diesen Medien als dumm, populistisch, gefährlich, rassistisch und unwählbar gebrandmarkt wurde um dann bei jeder Gelegenheit wie ein einfältiger Tanzbär am Nasenring durch die Medienarena gezogen zu werden? Und wer kein Tanzbär sein will, gibt nicht mehr viel auf die Einschätzungen eben dieser Medien, wenn gleichzeitig die Wähler Trumps oder der AfD für dumm, populistisch, gefährlich, rassistisch und unberechenbar erklärt werden. Nun, das „unberechenbar“ stimmte offensichtlich. In der Wahlkabine ist man allein mit sich und seiner Wut und niemand redet belehrend auf einen ein – das hebt den Mut.

Jahrzehntelang haben sich die Wähler daran gewöhnt, dass von den Wahlversprechen selbst der „vernünftigsten“ Kandidaten nach der Wahl oftmals nichts übrig blieb. Diese Art des politischen Betruges ist etabliert und soll für „normal“ gehalten werden. Warum nicht gleich den Lügner wählen, der sich nach der Wahl nicht ändern muss…? Wahlversprechen sind out, nun möchte man es eben mal mit den Wahldrohungen versuchen.

Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich Trump nicht gerade sympathisch finde. Andererseits habe ich auch gesagt, dass ich heilfroh bin, mich in dieser Wahl nicht entscheiden zu müssen, da ich mich derzeit nicht einmal bei einer Wahl in Deutschland entscheiden könnte. Weil ich jedoch in politischen Fragen eher zum pessimistischen Realismus neige, kann es für mich in der Politik schon seit einiger Zeit fast nur noch positive Überraschungen geben. Deshalb bin ich sehr gespannt auf das, was jetzt in den USA passieren wird. Als Blogger sowieso!

Die Börsen sind ja heute weltweit bereits ins Minus gerauscht, die Medien und besonders einige der bekannteren Gesichter kauen noch immer mit verheulten Gesichtern an den Besen, die sie zu fressen gedachten, wenn Trump gewönne … es kann ab jetzt eigentlich nur besser werden. Wir haben acht Jahre Obama überstanden, warum sollte die Welt wegen (vorerst) vier Jahren Trump untergehen?

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3 Kommentare

  1. „Hätte man das Wahlergebnis ahnen können? Vielleicht zumindest in Deutschland. “
    Ja, ich habe sogar darauf getippt.
    „Also Frau Clinton soll > 47 % bekommen. Ich persönlich drehe die Zahlen für Herrn Trump und Frau Clinton. Herr Trump wird eher > 47 % bekommen als Frau Clinton. Wahrscheinlichkeit dafür für mich um die 55 – 57 %. Ich denke inzwischen das Ergebnis wird als „überraschend“ dargestellt werden. Ich gehe nicht mehr davon aus, daß die Befragten auf die Frage nach Ihrem Wahlverhalten die Wahrheit sagen werden. Ich denke viele werden erst mal gar nicht antworten und bei denen die Antworten geben ca 10 % falsche Daten an. Somit denke ich, sind die Zahlen für Frau Clinton auf jede nur erdenliche Art geschönt worden. In etwa einer Woche werden wir es wissen“

    Trotzdem möchte ich für die Wahlforscher nicht gerade eintreten aber zumindest etwas anmerken. Das Problem ist immer auch wen Frage ich wo und wann. Dies wurde anscheinend in den USA so nicht gemacht und es wäre auch möglich, daß sehr viele gar nicht antworteten und es eben diejenigen taten die Pro-Clinton waren/sind. Sie können dann machen was Sie wollen das Ergebnis kann nicht stimmen !

    Somit ist es nicht eine Frage des Könnens sondern eine Frage des Wollens. War das Ziel eine gute Voraussage oder war das Ziel die politische Einlussnahme?

    Man kann natürlich sagen, das sollten Forscher doch nicht tun. Nur was machen denn die meisten Klimaforscher was die Geschlechts-„wissenschaftler“.

  2. In die Liste der Demoskopieversager gehört unbedingt auch der Brexit!
    Das waren die exakt gleichen medialen Voraussetzungen, wie vor der US Wahl.

    Meine Prognose: Ähnliche „Überraschungen“ dürften bei den Wahlen des österreichischen Präsidenten und des/der französischen zu erwarten sein.

  3. Ich kann Dir nur zustimmen. Ich kann nicht wissen, wie gefährlich Trump ist und was er tatsächlich leisten wird. Aber er könnte auch positiv überraschen: ein Schuldenkönig und geübter Bankrotteur könnte das sein, was gebraucht wird. Bei Hillary schien eine positive Überraschung ausgeschlossen. Sanders, der vielleicht ein wenig zu anständig ist, hätte womöglich gegen Trump auch verloren, aber für seine Partei wäre es die bessere Niederlage gewesen, sagt mir mein immer noch links, für das Volk, schlagendes Herz. Die grassierende linke Volksverachtung („White Trash“) ist definitiv eine Perversion, die keinen Bestand haben kann. Die deutsche Linke ist an der Stelle auch kaputt und muss sich auf heftige Niederlagen einstellen.
    „Hätte man das Wahlergebnis ahnen können?“
    Mein Gewährsmann hat es für möglich gehalten und ganz sachlich diskutiert, ohne einen Sieg Clintons auszuschließen:
    https://hintermbusch.wordpress.com/2016/11/06/das-amerika-von-trump/
    So geht Analyse, der Rest ist Propaganda. Nirgendwo ist die Propaganda aktuell „stalinistischer“ als in Deutschland.

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