Ob die Regierenden merken, dass ihnen die Zeit davonläuft? Ist das vielleicht der Grund, warum sie im aktuell auf molekularer Ebene stattfindenden Bürgerkrieg jetzt gleich mal ein paar Gänge höher schalten? Und wer eskaliert eigentlich mehr, die Politik, die jetzt auch noch die letzten Kritiker in den eigenen Reihen standrechtlich um die Ecke bringt? Oder die Medien, die mit aufgerissenen Mäulern am Rand stehen, und nur mühsam ein bellendes „Kreuziget ihn“ unterdrücken können? Maaßen hat der Kanzlerin widersprochen, brüllen sie – und das darf bekanntlich niemand. Das Autodafé bei „Anne Will“ am 16.9.2018 konnte ich mir nicht ansehen. Nicht wegen der Zeit, nein, ich wollte einfach nicht Zeuge eines Prozesses sein, dessen Ausgang, Urteil und Strafmaß von Beginn an feststand und von dessen anwesenden Richtern ich lediglich Petra Pau für charakterlich integer halte – und die kommt aus einer ideologischen Ecke, vor der mir inhaltlich schon prinzipiell graust. Was sagt das wohl über Habeck, Schulz und den Rest des Tribunals? Mir genügten am Tag nach der Sendung einige Video-Schnipsel von wenigen Sekunden, um einen hinreichenden Eindruck vom Prozess zu bekommen. Mehr als ein paar Sekunden hat das Antifa-Video aus Chemnitz schließlich auch nicht gedauert und es wird offenbar ausreichen, um den Chef unseres Inlandsgeheimdienstes aus dem Amt zu kegeln – wozu also überhaupt noch irgendwo genauer hinsehen? Maaßen hat Merkel widersprochen, Maaßen muss gehen. Merkel beugt seit Jahren Recht, ist aber noch da. Aber das ist wohl etwas vollkommen anderes.

Das applaudierende und kommentierende Medienpräkariat war aber nicht zufrieden mit dem Ausgang des Prozesses bei Will. Viel zu zahm das Ganze. Denn Christoph Twickel, der die braunen Horden schon um den Reichstag tanzen sieht, schreibt auf SPON:

An dieser Stelle hätte die Debatte bei Anne Will Fahrt aufnehmen können, man hätte sich fragen sollen: Ist das nicht ein entscheidender Durchbruch der radikalen Rechten? Wenn ein Behördenchef ungestraft die Hatz auf migrantisch aussehende Menschen abstreitet? Dass Teile von Deutschland für Menschen, die vom biodeutschen Phänotyp abweichen, inzwischen No-go-Areas sind, ist schon empörend genug – dass ein Verfassungssschutzchef die Gewalt eines rechten Mobs zur Fake News erklärt und dafür ministeriale Deckung erhält: Das kann die neue rassistische Front von AfD bis Neonazis nur als sehr grundsätzliche Ermutigung verstehen.“

Diese Aussage eines Leichtmatrosen auf der sinkenden MS „Sturmgeschütz“ sollte man Wort für Wort genießen und gut archivieren, denn sie belegt den deutlichen Paradigmenwechsel in der Berichterstattung, der mit dem Mord in Chemnitz sein mediales Initial der Verdrehung von Ursache und Wirkung feierte. Maaßen äußerte Zweifel, mehr nicht. Das darf, so Twickel, nicht ungestraft bleiben. Maaßen stritt nichts ab, doch die Wortwahl Twickels ist hier verräterisch: Abstreiten ist nämlich etwas, dass ein Angeklagter tun kann – und nichts anderes ist Maaßen. Angeklagt der Majestätsbeleidigung, denn er hat, oh Frevel, der Kanzlerin widersprochen. Fake News wie behauptet hat er nie verbreitet – anders als der Spiegel, der (und hier wird die Verdrehung von Tatsachen besonders krass) No-go-Areas kurzerhand zu unsicheren Gebieten für „migrantisch aussehende Menschen“ erklärt. Wo sind diese Areas? Reden wir hier von den No-go-Areas in Berlin, Dortmund oder Bremen, in denen Clans und Friedensrichter die Gesetze machen? Die kann man nämlich mit Straßennamen und Hausnummern nennen. Wo sind die Viertel, wo der dumpfe Nazi in tribalisierten Großfamilien Faustrecht ausübt, Richter einschüchtert und Polizisten krankenhausreif prügelt? Adressen bitte! Doch schwups, hat man den Begriff „No-Go-Area“ auch noch nach rechts verschoben und in die Verantwortung dafür der AfD überwiesen! Welche Parteien haben doch gleich Regierungsverantwortung in Deutschland und wer schiebt hier wem frech die Schuld in die Schuhe? Ich komm‘ grad nicht drauf…

Psychologische Erklärungen

Wobei schieben hier das richtige Wort ist. Noch besser „Verschieben“! So nennt man in der Psychoanalyse nämlich den Abwehrmechanismus, bei dem eigene Regungen auf ein eher akzeptable oder weniger bedrohliche Objekte oder Menschen verschoben werden, denn so kann man Wut in eine für sich selbst oder das eigene Weltbild weniger gefährliche Richtung lenken. Dazu passt auch eine andere Posse vom 17.9.2018 von Caroline Rosales in der MoPo-Berlin. Wie sie schreibt, meldet sie ihr Kind nicht etwa deshalb bei einer Privatschule an (was ihr gutes Recht ist und der Begründung nicht bedarf), weil der Anteil von Kindern mit Migrationsvordergrund an vielen staatlichen Berliner Schulen Deutsch allmählich zur Fremdsprache macht, nein nein! Sie hat ausgerechnet im rot-rot-grünen Berlin Angst vor den AfD-Kindern, die den ganzen Tag Hakenkreuze in den Sand malen, Alice-Weidel-Podcasts hören und „ihr Kreuz“ bei den „Braunen“ machen.

Nun, das machen die Kinder natürlich nicht, die dürfen ja mit 6 oder 7 noch gar nicht wählen. Aber die Eltern! Und vielleicht tun sie das ja auch. Und man kennt diese Typen ja…wie die schon aussehen, was die für Namen haben, wie die sich kleiden, reden, fluchen…alles Nazis! Und wer hätte nicht davon gehört, dass in Pankow die Krabbelgruppe „Marienkäfer“ längst „Memelland“ und die Grundschule „Rosa Luxemburg“ in „Viertes Reich“ umbenannt wurde…in Chemnitz sind sie ja wohl sogar schon einen Schritt weiter, so mutmaßt, munkelt und menetekelt man! Das findet natürlich alles nur in der verschobenen Phantasie von Frau Rosales statt, so wie auch Katrin Göring-Eckardt Angst hat, nachts im Park auf Rechtspopulisten zu treffen die sie…ja was eigentlich? Gruppenvergewaltigung? So wie in Rimini, Velbert oder Malmö? Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit bis Alexander Gauland erklären muss, wo er in der Silvesternacht 2015/16 war und die Vorfälle damals auf der Domplatte eine erneute Überprüfung durch die neue Präsidentin des Verfassungsschutzes, Sawsan Chebli, erfordern.

Verschiebungen wohin man schaut. Die Alternative, ein ungefilterter Blick auf die Fakten, ist einfach zu schmerzlich und wird mit jedem Tag der Unterlassung immer schlimmer. Man kommt nicht mehr hinter die eigenen Bequemlichkeitslügen zurück, bis…ja, bis wohin wird das noch gehen? Rolf Peter Sieferle zeichnete am Ende seines Buches „Das Migrationsproblem“ folgende Dystopie, in die wir wohl im Moment gerade mit Volldampf hineinlaufen:

„Die letzten Menschen [also die autochthonen Europäer im allgemeinen und die Deutschen im besonderen] werden erstaunt sein, wie viele Alltagskonflikte plötzlich mit ungewohnter Gewalt ausgetragen werden (…) Eine Welle unfassbarer blutiger Gewalt überspült die letzten Menschen, die von einer Vertreibung aus ihrem Rentnerparadies bedroht sind. Sie werden die Verunsicherung in innere Konfliktlinien transformieren, sie werden in den eigenen Reihen Feinde identifizieren, die leicht zu bekämpfen sind, da sie aus dem gleichen Holz geschnitzt sind wie sie selbst“

Doch es gibt dennoch etwas Hoffnung auf ein Ende der allgemeinen Hysterie, obgleich es sich bei dieser „Hoffnung“ leider auch nur um eine Katastrophe handelt. Denn ein ökonomischer Kollaps würde wohl den ganzen Spuk schlagartig beenden. Die ersten, die es wohl erwischen würde, wären die medialen Merkel-Claqueure am Spielfeldrand, denen die Hexenjagd derzeit nicht schnell genug „Fahrt aufnimmt“. Die Frage ist nur, wie lange das noch dauert. Geht zuerst das Geld aus oder wird man es vorher schaffen, alle AfD’ler, Pegidisten, Merkelwidersprecher, Antifa-Skeptiker, Regierungskritiker und Nichtmitmachenwoller in die Bäume zu hängen?

Ich wette, das Geld ist schneller alle.

 

PS: Da heute „Tag der Verschiebung“ ist, hier noch ein kurioser Fahndungsaufruf aus dem nazibraunen Berlin (Selbstwahrnehmung Caroline Rosales), das die Schüler nur noch in Privatschulen Schutz finden lässt. Die Polizei Berlin sucht zwei „migrantisch aussehende Menschen“, wie es der Spiegel wohl ausdrücken würde, weil diese vor zehn Monaten einem 16-Jährigen durch „eine Kopfnuss“ schwer verletzten. Das sind gleich zwei Verschiebungen: eine in der Zeit (10 Monate nach der Tatzeit kommt die Fahndung) und im Raum: die Kopfnuss, (üblicherweise am Hinterkopf appliziert) zertrümmert eine Nase (üblicherweise auf der anderen Seite eines Kopfes angebracht).

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17 Kommentare

  1. Wer schützt uns nun, wenn uns der Maaßen nicht mehr schützt? Wer gibt Merkel „Kontra“, wenn der Maaßen weg ist? Die Vera Lengsfeld hat ja noch die Initiative „Wir sind Maaßen“ gestartet und mich damit zu den folgenden Versen inspiriert:

    für Hans Georg Maaßen
    Moslems mit Messern: überall!
    Es herrscht Kreig auf unseren Straßen.
    Doch hör! Ein Ruf, wie Donnerhall:
    „Wir sind wir und wir sind Maaßen!“
    (Siegfried Prütt 2018)

  2. Merkel (eine ehrenwerte Fau, sie lebe hoch, hoch, hoch) hat uns, die schon vor der Wende hier lebten geraten, die Fremden aufzusuchen, um sie kennenzulernen. Hab ich neulich gemacht. Nachdem mir aus dem Haus nebenan immer wieder Müll und anderes wie z.B. gebrauchte Kondome über die Mauer aufs Grundstück geworfen wurden hab ich die Fremden erst nach ihrem Namen gefragt und ihnen dann mit Kenntnis desselben in persönlicher Ansprache aufgefordert, soetwas um des Friedens willen zu unterlassen. Im weiteren Verlauf der interkulturellen Diskussion, welche weitgehen in englischer Sprache (meine Berufssprache) geführt wurde, durfte ich dann auch eine Teil des Inhalts der KnifeBox des Gesprächspartners kennenlernen. Langweilig wird es hier im Viertel rund um den Islam-Reaktor, Typ schneller DITIB-Brüter, in Turksburg-Mürxlüh nie.
    Wohlan…

  3. In der Causa Maßen sind mir besonders aufgefallen und haben mich belustigt.
    Als erstes war da der SPD Politiker (Name entfallen) der meinte Herr Maaßen hätte sich gegenüber der Kanzlerin nicht loyal verhalten. Bisher glaubte ich Beamte leisteten ihren Amtseid auf das Grundgesetz. Doch durch die SPD lernt man immer wieder dazu.
    Das oder besser der Zweite war Rumpelstilzchen Kevin Kühnert. Am liebsten würde man ihm zurufen: “ Halts Maul Kevin und geh spielen.“ Könnte mal bitte jemand dem kleinen Kevin im SPD Bällebad erklären das es seine Partei ist, die gerade abschmiert. Sollte die GroKo platzen und es käme zu Neuwahlen so müsste Kevin eventuell etwas tun was er noch nie getan hat: nämlich arbeiten.
    Abwarten wie es noch weitergeht.

  4. Die Berufs-Single-Mom von der MoPo, macht auf ihrem Profilbild die Merkel-Raute: LOL… Ihr Artikel ist übrigens höchst lesenswert: Die freie Berliner Presse :o)

  5. >Geht zuerst das Geld aus oder wird man es vorher schaffen, alle AfD’ler, Pegidisten, Merkelwidersprecher, Antifa-Skeptiker, Regierungskritiker und Nichtmitmachenwoller in die Bäume zu hängen?<
    Irgendwie habe ich das Gefühl an Bäume denken die da nicht, sondern, wie es Akif Pirincci ausdrückte: Offenkundig scheint man bei der Macht die Angst und den Respekt vor dem eigenen Volk so restlos abgelegt zu haben, dass man ihm schulterzuckend die Ausreise empfehlen kann, wenn er gefälligst nicht pariert. Es gäbe natürlich andere Alternativen, aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb.“

    • Diese Aussage von Akif P. wurde damals bösartigst von den Medien verdreht, aber ganz unrecht hatte er nicht (wobei er wohl besser Gulag gesagt hätte):
      https://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article112822562/Amsterdam-siedelt-Schwulenhasser-aus.html
      daraus:
      „Eberhard van der Laan ist kein Rechtspopulist, sondern Sozialdemokrat, und seine Partei konnte den Plan auch nicht allein durchboxen. Liberale, Grüne und Linke stimmten ebenfalls dafür, es gab keine große Debatte darum. Abgesehen haben es die Politiker auf Homosexuellen- und Ausländerhasser, die andere einschüchtern, belästigen und bedrohen und auch dann nicht aufhören, wenn man sie eindringlich dazu ermahnt.“

      “ In der multikulturellen Metropole soll kein Platz mehr sein für Intoleranz. Seit Jahresbeginn wird Ausschau gehalten nach Störern und Orten, an die man sie bringen kann. Es können Einzelpersonen sein, oder – sofern Minderjährige die Übeltäter sind – ganze Familien.“

      „In Amsterdam ist der Bürgermeister verantwortlich für die öffentliche Ordnung, er kann selbst entscheiden, wer weggebracht wird und wer nicht. Wie die Politiker sicher gehen wollen, dass da nicht jemand zu Unrecht beschuldigt wird, das gilt es noch zu klären.“

      Bezeichnend, dass es immer nur um Rassismus von inländischer Seite geht, aber der importierte Hass geflissentlich übersehen wird…

  6. Ich bin nicht sicher, ob ich noch solange warten will, bis das Geld alle ist um dann wieder auf NORMALITÄT auf allen Ebenen hoffen zu können.
    Diese islamgrüne, täglich sozialistischer und verlogener werdende Republik fordert mich geradezu heraus, ernsthaft über eine baldige Auswanderung nachzudenken und auch durchzuziehen.

  7. Die Zustände werden allmählich beängstigend. Meinungsterror, der auch noch handgreiflich von den Antifa-Schlägertruppen unterstützt wird, eine Umstellung des Bundesamtes für Verfassungsschutz in eine neue STASI- Gesinnungsschnüffel-Behörde. Wacht endlich auf!

  8. Jetzt kommen also die großen stalinistischen Säuberungen. Alle Volksfeinde müssen ausgemerzt werden. Oder hattet ihr gedacht das Netzwerksäuberungsgesetz wäre schon alles gewesen? Freuen wir uns also mit ganzem Herzen auf den großen Parteitag von Adolf Erdogan in Berlin.

  9. 1. Wenn wir schon bei Verschiebung von Begriffen sind: Chemnitz war kein Mord, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags. Für das Opfer macht es leider keinen Unterschied, aber rechtlich und medial sehr wohl. Indem er von Mord sprach, hat Maaßen einen beachtlichen Fehler gemacht und sich auch sonst erstaunlich (oder bewuß?) ungenau und mißverständlich ausgedrückt und die Sache damit unnötig aufgeheizt.
    2. Den linksgrün Regierenden läuft die Zeit davon? Wohl eher ein frommer Wunsch: In Bayern wird es vermutlich Schwarz-Grün geben, in Hessen haben wir es schon und es dürfte bestätigt werden. Die AfD legt in beiden Bundesländern wohl zu, bleibt aber klar Minderheit. Gegenwart und Zukunft sind grün: linksgrün und vor allem Islam-grün.
    3. Was wären die Leute – Linke, Rechte, Islam-Fanatiker, Nazis und andere – bloß ohne ihre Feindbilder? Dieses Grundproblem be- und verhindert jede Verständigung und erst recht jede Änderung verfehlter Politik. Die Medien machen bereitwillig mit.

    • 1. Ich kann diese Lächerlichkeit nicht mehr hören. Mord ist umgangssprachlich vollkommend richtig für Totschlagsfälle. Er hat nicht zu einem Gericht gesprochen. Es hat auch jeder richtig verstanden, der es nicht falsch verstehen wollte. Auf Totschlag gibt es das gleiche Strafmaß, potentiell lebenslänglich, wie auf Mord. Es ist kein „Mord light“.
      2. Stimmt.
      3. Der Unterschied ist aber, dass Linke ihr Feindbild aus Lügen zusammenbasteln. Radikalmuslims schnappen wegen (sozialer und staatlicher) Zensur über.

    • „Den linksgrün Regierenden läuft die Zeit davon? Wohl eher ein frommer Wunsch“

      Das wird umschlagen. Trump, der Brexit, die italienischen Wahlen, der weltweite Zugewinn von Populisten, sowie die Haltung der Osteuropäischen Staaten zeigen überdeutlich, wie die Welt das deutsche Handeln sieht. Der Grund, weshalb die deutsche Regierung handeln kann, wie sie handelt, liegt nicht darin, dass sie besonders viel Rückendeckung von Seiten der Bevölkerung hat, sondern daran, dass sie mittels der Propagandainstrumente (staatliche Bildung, Staatsmedien, kooperierende Medien), sowie der Strafverfolgungsinstrumente (Beleidigung, Volksverhetzung, Netzwerkdurchsetzung, verfassungsfeindliches Allerlei), sowie mittels allerlei sonstiger unlauterer Mittel, die auf die beiden genannten Institutionen zurückgreifen, den öffentlichen Diskurs steuert, und den Gegner mundtot machen kann, und so lediglich den Eindruck erweckt, sie hätte Rückendeckung von Seiten der Bevölkerung. Hat sie aber nicht. Ungefähr 75% der Wähler haben etwas anderes gewählt, als Angie, und dazu kommen noch die Nichtwähler, die nicht genannt werden. Alles was die deutsche Regierung vorweisen kann, sind die Früchte des langen Marschs durch die Institutionen. Sie kann überhaupt keine Konsenslösung mehr anbieten, weil die Lager schon viel zu sehr polarisiert wurden, um noch eine Konsenslösung zu finden. Irgendwann wird jemand daher kommen, der den einen oder den anderen Teil der Bevölkerung zu offenem Dissens inspiriert, und dann wird das in offene Gewalt umschlagen. Gäbe es in Deutschland das Grundrecht Waffen zu tragen – was ich sehr befürworten würde – gäbe es bereits Bürgerwehren, und Milizen, die den Staat in Schach halten, und die an die lokal unterschiedlichen Gegebenheiten angepasste Ordnungen aufrecht erhalten. Da man hierzulande diese leichte Lösung nicht haben will, muss das Problem halt noch etwas wachsen, bis man motiviert ist, es auf einem etwas schwereren Weg zu lösen. Staatliche Lösungen haben halt die Eigenschaft, Korrekturen zu verhindern, und Probleme so weit wachsen zu lassen, bis sie so groß sind, dass es keine einfachen und vergleichsweise schmerzlosen Lösungen mehr gibt, und man weitere staatliche Lösungen benötigt, die das Problem weiter anwachsen lassen. „Demokratie“ sollte sowas ursprünglich verhindern, scheitert aber, wie wir alle sehen können, außerhalb eines Minimalstaats mit Zugangs- und Wahlbeschränkung.

      „Was wären die Leute – Linke, Rechte, Islam-Fanatiker, Nazis und andere – bloß ohne ihre Feindbilder? Dieses Grundproblem be- und verhindert jede Verständigung und erst recht jede Änderung verfehlter Politik.“

      Stell Dir vor, zwei Teams würden gegeneinander Fußball spielen. Die Spieler von Team Blau passen den Ball, wenn sie im Ballbesitz sind, zu den Spielern beider Teams, und versuchen, den Spielern beider Teams den Ball wegzunehmen. Die Spieler von Team Rot passen den Ball nur zu Spielern des eigenen Teams, und greifen nur die Spieler des gegnerischen Teams an.

      Welches Team wird gewinnen? Team Blau, das die gegnerischen Spieler inkludiert, oder Team Rot, das die gegnerischen Spieler diskriminiert?

      Es gibt Grenzen der Kooperation. Manchmal spielt man auch ein Nullsummenspiel, das man nur gewinnen kann, wenn der Andere verliert. Alles, was mit einem Staat zu tun hat, ist ein solches Nullsummenspiel, und sollte auch als dementsprechend gespielt werden. So liegen die Anreize, und so ists optimal. Deshalb bin ich dafür, dass freie Märkte die Probleme lösen, die kein Nullsummenspiel sind, sondern durch die Kooperation belohnt wird. Aber für diese Lösung ist die Bevölkerung viel zu links. Deshalb halte ich es nur für die zweitbeste Lösung, mich gegenüber denjenigen, die konträre Interessen haben, maximal intolerant zu verhalten. Das ist insgesamt aber auch eine gute Strategie, weshalb alle Anderen es auch so machen. Geh mal als AfD-Nazi mit Argumenten zu ner Leftie-Veranstaltung, oder als Der-Prophet-war-ein-Kinderficker-Atheist zu einer muslimischen Hochzeit. So zum interkulturellen Austausch. Dann siehst Du, weshalb Du mit Deiner Kumbaja-Heiterkeit verlierst. Hoffentlich hast Du keine Kinder, denen Du mit dieser Einstellung das Leben versaust.

      @Ben Goldstein:
      Die wirklich radikalen Musel schnappen eigentlich eher selten über, habe ich den Eindruck. Da die sich im Krieg befinden, ist staatliche Zensur für die eher eine Feindhandlung, die man bekämpft, als etwas, worüber man sich aufregt. Stellenweise finde ich die wesendlich sympathischer, als was die Welt sonst noch zu bieten hat, weil sie wenigstens ehrlich sind, und eben nicht so gefühlsgeleitet. Diejenigen, die überschnappen, sind eher die Wald- und Wiesen-Musel. Aber die schnappen ständig über, also könnte es auch einfach nur ihrem Naturell entsprechen.

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