Nach drei Zitteranfällen vor laufender Kamera lauschen Merkel und ihr heutiger Gast, die dänische Ministerpräsidentin Frederiksen, den Nationalhymnen im Sitzen. Betrachten wir die Angelegenheit mal abseits jeder Sympathie oder Antipathie und ausschließlich auf der Funktionsebene. Vernachlässigen wir auch für einen Moment die persönliche Tragik, die sich für Merkel damit verbindet und das Mitgefühl, dass selbst jene aufbringen können, die die Kanzlerin am liebsten schon gestern ins chilenische Exil schicken würden. Es geht auch nicht darum, ob ein Regierungschef „Stärke zeigen“ müsse und von körperlicher Fitness auf Amtseignung zu schließen wäre. Sitzen wäre ja ganz ok, denn selbst gestandene Football-Spieler wie Colin Kaepernick verfolgten ihre Nationalhymne schon mal kniend – wenn auch aus anderen Gründen. Wäre nur die Informationslage nicht so verdammt dürftig.

Zugegeben, die Stellenbeschreibung des Bundeskanzlers enthält kein Bärenringen, Reiten ohne Sattel oder Haie verhauen – wir sind hier ja nicht in Putinland. Nicht zuletzt Präsident F. D. Roosevelt lieferte den Beweis dafür, dass mentale Eignung und körperliche Gebrechen keineswegs negativ korrelieren müssen. Einen positiven Zusammenhang gibt es aber außerhalb des Leistungssports nirgends – trotz Stephen Hawking. Die Vorstellung jedoch, Merkel könne mit lancierten Beschwichtigungen oder dem eigenartigen Satz „Ich bin in einer Verarbeitungsphase“ ihren Gesundheitszustand zur Privatsache erklären, ist einfach absurd!

„So wie es gekommen ist, wird es vergehen“

Der konsequente und geradezu stoische Fatalismus, der sich durch Merkels Amtszeit wie ein roter Faden zieht und der uns schon Augenaufreißer wie „Nun sind sie halt da“ beschert hat, setzt sich hier im Umgang mit der Öffentlichkeit fort. Erst gestern kam in der PK mit dem finnischen Premierminister Rinne der Satz „So wie es gekommen ist, wird es vergehen“ hinzu, der nichts erklärt, nicht informiert, ja, nicht einmal beschwichtigt. Es hätte genauso gut ein flapsiges „Hier kommt ohnehin keiner lebend raus“ sein können.

Durchaus möglich, dass das Kanzlerinnenzittern im Amtssinne harmlos ist, nur sollte das Land davon aus berufenem Munde erfahren, zum Beispiel über ein offizielles ärztliches Bulletin und nicht von Merkel selbst, die seit Jahren in der Überzeugung lebt, von Massenmigration über Atom- und Kohleausstieg bis zur Weltklimarettung alles sowieso und prinzipiell schaffen zu können. Dass es sich dabei oft genug um Selbstüberschätzung und Urteilsfehler handelt, wissen wir spätestens seit September 2015.

Wenn der BVB als Aktiengesellschaft vergisst, eine Ad-Hoc-Meldung über den Gesundheitszustand eines wichtigen Spielers zu veröffentlichen, gibt es Ärger. Wenn ein Chirurg mit zitternder Hand zum Skalpell greift, schlägt die Haftpflichtversicherung der Klinik Alarm. Und würden Sie Ihr Leben einem Piloten anvertrauen, der sternhagelvoll ins Cockpit wankt und Ihnen lallend versichert, er komme schon klar, er befinde sich in einer Verarbeitungsphase? Sicher nicht. Sie würden darauf bestehen, dass ein (nüchterner) Flugarzt zu Rate gezogen wird oder umgehend den Flieger verlassen.

Es gibt Tätigkeiten, für die man aus gesundheitlichen Gründen die Befähigung verlieren kann – und sei es auch nur zeitweise. Regierungschefin eines Landes zu sein, gehört für meine Begriffe in diese Kategorie, deshalb ist eine fachliche, unabhängige Beurteilung hier unumgänglich. Wenn die Kanzlerin dies nicht möchte, bleibt ihr natürlich der Rückzug ins Privatleben. Erst dann wäre ihr Gesundheitszustand wieder allein ihre persönliche Angelegenheit. Es muss ja nicht gleich die Uckermark sein, in Chile gibt es auch gute Ärzte.

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19 Kommentare

  1. „… lie­ferte den Beweis dafür, dass mentale Eignung und kör­per­li­che Gebre­chen kei­nes­wegs negativ kor­re­lie­ren müssen. Einen posi­ti­ven Zusam­men­hang gibt es aber außer­halb des Leis­tungs­sports nir­gends …“

    Willst Du sagen, dass Leistungssportler, die körperliche Gebrechen haben, mental besonders zum Leistungssport befähigt sind? Also, aus eigener sportlicher Erfahrung kann ich sagen, dass Aggressivität und Motivation stark nachlassen, sobald körperliche Gebrechen eine Rolle spielen.

    „Die Vor­stel­lung jedoch, Merkel könne mit lan­cier­ten Beschwich­ti­gun­gen oder dem eigen­ar­ti­gen Satz „Ich bin in einer Ver­ar­bei­tungs­phase“ ihren Gesund­heits­zu­stand zur Pri­vat­sa­che erklä­ren, ist einfach absurd!“

    Okay. Nehmen wir an, Angela Merkel hat Parkinson, Demenz, kriegt ständig kleine Schlaganfälle, hat einen Gehirntumor, der ihre kognitiven Fähigkeiten abfuckt, ist nur noch medikamentös vor dem psychischen Zusammenbruch zu bewahren, und wurde bereits zur so schweren Alkoholikerin, dass sie selbst dann Entzugssymptome bekommt, wenn nur säuft. Nun tritt sie überaschend an die Öffentlichkeit, und sagt: „Sorry, Leute, aber ich bin ein Wrack. Wie Ihr alle gesehen habt, hab ich bereits das Führerzittern. Der Scheiß, den ich die letzten Jahre über gemacht hab, tut mir Leid. Ist nun aber so. Fickt Euch, ich geh jetzt.“

    Was passiert dann?

    „„So wie es gekom­men ist, wird es ver­ge­hen” hinzu, der nichts erklärt, nicht infor­miert, ja, nicht einmal beschwich­tigt. Es hätte genauso gut ein flap­si­ges „Hier kommt ohnehin keiner lebend raus” sein können.“

    Wo ist das Problem? Was Angie sagte, war ein „Sorry, hab gerade einen Anfall von Führerzittern, scheiß drauf, ist gleich vorbei“. Deswegen stirbt doch niemand.

    „Es gibt Tätig­kei­ten, für die man aus gesund­heit­li­chen Gründen die Befä­hi­gung ver­lie­ren kann – und sei es auch nur zeit­weise. Regie­rungs­chefin eines Landes zu sein, gehört für meine Begriffe in diese Kate­go­rie“

    Also, wenn gesundheitliche Gebrechen ein Attribut sind, wegen dem man seine Befähigung verlieren kann, ein Land zu verlieren, dann gibt es im Umkehrschluss Attribute, die jemanden dazu befähigen? Wirklich? Welche Attribute wären das? Was würde zum Beispiel mich persönlich dazu befähigen, ein Land zu führen, sollte ich mal einen Karrierewechsel anstreben?

    Oder anders gesagt: Man nenne mir die Attribute, die zum Führen eines Landes erforderlich sind, dann nenne ich jemanden aus der Geschichte, der diese Attribute besaß, und der das mit der Führung verkackte.

    Demnach: Nichts Neues unter der Sonne. Alles ist wie immer.

    P.S.

    Vielleicht zittert Angie auch einfach nur weil sie den Klang der Nationalhymmne schon zu oft gehört hat? Ich meine, es gibt wenige Stücke, die musikalisch noch schlechter sind, und ich weiß, wie ich auf Schlager und Deutschpop reagiere. Vielleicht bricht einfach nur Angies, schon viel zu lange unterdrückter, guter musikalischer Geschmack aus ihr heraus. Gab es nicht kürzlich erst löbliche Bemühungen, die Nationalhymmne endlich zu ändern? Vielleicht waren das Angies zaghaften Versuche, einen, angesichts dieser musikalischen Kotze unvermeidlichen, Nervenzusammenbruch zu verhindern.

    P.S.
    Mein anderer Text wartet auf Moderation. Soso. Ich fragte mich schon immer, ob Du mein Zeug überhaupt noch liest, bevor Du es absegnest 😉
    Wobei, es soll ja auch noch ein Leben außerhalb des Internets geben. Angeblich. Ich habe da Gerüchte gehört. Das könnte auch etwas erklären.

    • „Also, wenn gesund­heit­li­che Gebre­chen ein Attri­but sind, wegen dem man seine Befä­hi­gung ver­lie­ren kann, ein Land zu ver­lie­ren, “

      Ich meinte natürlich „ein Land zu führen“,.
      Verficktnochmal. Diese Last-Minute-Überarbeitungen sollte ich lassen.

  2. Sind wir eigentlich nicht alle gebrannte Kinder die es gelernt haben sollten? Vertraut euer Schicksal keinem Behinderten an. Keinem Kranken und keinem Abhängigen. Unser Rolli hat mit seiner Nullobsession unsere gesamte Infrastruktur geschrottet, und als Bundestagspräse fühlt er sich schon fast gottähnlich. Kohl war nach eigenen Angaben ein Alkoholiker. In einem Interview im Yachthafen am Starnberger See, trank er eine Flasche leichten Pfälzer aus- vor dem Mittagsessen. Mit dem Hinweis, dass es zum Essen einen gehaltvolleren geben wird. Was war dann so ab spätestens 14 Uhr bis 24 :00 noch alles fällig? Sein Agieren während der Spendenaffäre war dann auch entsprechend gradlinig. Solch ein verhalten lässt sich vom letzten Kaiser (linker Arm) über Hitler, Göhring, dem Reichspropagandaministerund und und … erschreckend darstellen. Nun bei Angie sehen wir blutig gekaute Fingernägel und ein unkontrollierbares Zittern. Das Ergebnis ihrer Politik: Durchweg miserabel. Nicht eine Aktion, die uns Deutsche etwas positives gebracht hätte. Energiepolitik, Zuwanderung, Wirtschaft und Finanzpolitik – alles nur Murks. Also gebt fein acht, wessen Geistes Kind ihr euer Schicksal anvertraut.

  3. Bei Raumschiff Enterprise habe ich von Lenin, äh unseren geliebten USA gelernt, das der Kommandant abgelöst werden kann, wenn ernsthafte Zweifel an seiner geistigen und körperlichen Gesundheit bestünden. Beim dritten öffentlichen Zitter-Male berichtet nun BILD, unsere Sayerin hätte dabei beschwörend das Mantra „Ich schaffe das!“ gemurmelt. Das wiederhole ich und wünsche mir „Beam sie nun up Scotty!“

  4. „Ich bin in einer Verarbeitungsphase“ belegt das Merkel in therap. Behandlung ist. Denn der Satz: „Ich schaffe es“ (wie man an den Lippen ablesen konnte) wird hier, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, von Therapeuten als Suggestion empfohlen.

    • Ja. Oder es handelt sich um den schlimmen Rest schlimmer 1980er Psychojargonreste im stammelnden Geiste der schlimmen Jargon stammelnden Kanzlerin.

  5. Entweder sie bekommt langsam ein schlechtes Gewissen, ob der Menge Geld anderer Leute, das sie für Ihre Macht verprasst hat; oder sie bekommt Angst, dass bald nichts mehr da ist, mit dem sie Ihre Macht verlängern kann. Naja, wie auch immer. Wir brauchen uns keine Sorgen um sie zu machen. Sie wird sowieso heilig gesprochen, wenigstens von der evangelischen Kirche.

  6. Ich schlage vor, das nächste Protokoll im Liegen zu zelebrieren. Da gibt es so schöne, große und elegante Kombis, in dezentem Schwarz oder Metallicgrau, die mit nach hinten ausfahrbaren Bahren ausgestattet sind. „M“ wird ihren gerontokratischen Vorbildern im SED-Politbüro immer ähnlicher. Vom ideologischen und medizinischen Standpunkt her gesehen. Lieber Roger, liebe Leser, seid mir nicht böse, dass ich hier keinerlei Mitleid offerieren kann. Diese Frau ist maßgeblich verantwortlich für die Zerstörung unserer Heimat, für Chaos, Verbrechen und Kulturverfall. Da rührt sich in mir nichts, außer einer gewissen Genugtuung. Verzeihung.

  7. Vielleicht zittert sie, weil ihr im Unterbewusstsein dämmert, welches Unheil sie in Deutschland angerichtet hat?

        • Ich weiß jetzt zwar nicht, worum es geht, aber zu Zeiten der französischen Revolution wusste man nicht, welche Teile des Gehirns wofür verantwortlich sind.

          Damals dachte man, so ein Schuss in die Schläfe würde genügen. Das Motiv mit dem Kopfschuss durch die Schläfe ist in der damaligen Literatur weit verbreitet, ist aber falsch. Wie erfolgreich praktizierte Lobotomien beweisen, braucht man die vorderen Hirnbereche überhaupt nicht, um am Leben zu bleiben.

          Sofern Robbespierre also versucht hat, sich zu erschießen, und damit scheiterte, fehlten ihm vielleicht nur medizinische Kenntnisse, und er hat gar nicht gezittert. Darüber hinaus wird ihm die Enthauptung einen Gesichtsverlust erspart haben. Die langfristigen Nebenwirkungen einer Lobotomie sind eher peinlich. Unkontrollierter Tremor gehört übrigens dazu.

          So. Nun habe ich einen Scherz zerautistet, und ein Monster der Vergangenheit vermenschlicht. Genug für heute.

  8. Sie hat nie die Wahrheit gesagt und wird es auch jetzt nicht tun. Sie wird diese auch über sich selbst nicht wissen. DDR halt.

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