Dass alle Dinge und Dienste im marktwirtschaftlichen Wettbewerb prinzipiell, überall und immer viel zu teuer seien, ist eine Binsenweisheit und Grundeinstellung von Verbrauchern, und das ist auch richtig so. Und wenn die Theorie in der Praxis nicht durch Marktabsprachen, Subventionsgießkannen oder andere kriminelle Machenschaften überlistet wird, nennt man das, was sich als Gleichgewicht zwischen „ich will all dein Geld“ und „ist mir viel zu teuer“ überall einstellt, einen Marktpreis. Jeder BWL-Student im ersten Semester könnte das sicher besser und wortreicher erklären, aber vereinfacht gesagt, sollte das so passen. Wie sich Marktpreise nach Erschütterungen des Wettbewerbs wieder einpendeln, kann man immer dann wunderbar beobachten, wenn in einem gesättigten Markt, in dem es ein Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage gibt, ein großer Player wegfällt. Schwächelt die Abnehmerseite, sinken die Preise, fällt ein Anbieter weg, steigen sie. Eigentlich logisch.

Lufthansa beerbt „Air Berlin“

Exemplarisch kann man das gerade am Markt des innerdeutschen Luftverkehrs beobachten, dem durch die Pleite von „Air Berlin“ ein großer Anbieter weggebrochen ist. Lufthansa ist nun gerade Monopolist. Vielleicht nicht gerade „wider Willen“, aber doch auch nicht durch eigenes Handeln und genau das ruft gerade die Wettbewerbshüter vom Bundeskartellamt auf den Plan, die der Lufthansa vorwerfen, die Ticketpreise unberechtigt verteuert zu haben. Ich unterstelle hier einfach mal, dass es sich bei diesem Prüf-Vorgang nur um eine Formalie handelt, die nicht dazu führen wird, dass der Lufthansa per Gerichtsbeschluss Preise vorgeschrieben werden. „Spinnt der jetzt komplett?“, werden Sie denken. „Will der etwa keine bezahlbaren Flüge?“ – doch, will er! Aber durch Zwang könnte man dies nicht dauerhaft erreichen, sondern würde lediglich den Wettbewerb behindern und langfristig dafür sorgen, dass die Lufthansa den innerdeutschen Flugbetrieb einstellen oder nur noch gegen reichlich Subventionen aufrechterhalten würde. Vor dieser Art Erpressung könnten wir stehen, wenn wir es nicht schaffen, den innerdeutschen Flugmarkt wieder in einen echten Markt zu verwandeln. Ein Blick in die Zukunft kann hier zeigen, wie wunderbar dieser Markt indes funktionieren kann, wenn man ihn in Ruhe lässt, nicht leichtfertig regelnd eingreift und stattdessen die Spielregeln gut überwacht.

Wettbewerb statt Monopoly

Mit der Pleite von „Air Berlin“ sind zehntausende Sitzplätze pro Tag weggefallen, das Angebot wird also kleiner, die Nachfrage bleibt aber hoch. Da es vorher ein stabiles Gleichgewicht auf niedrigem Preisniveau gab, können nun die verbliebenen Marktakteure – also vor allem die Lufthansa – ihr Angebot ausbauen. Man muss Reserven aktivieren, Maschinen umleiten, die Auslastung erhöhen, weiteres Personal einstellen…you name it. All diese Maßnahmen verursachen Kosten, weshalb die Ticketpreise steigen müssen. Mittlerweile fliegt Lufthansa sogar mit Boeing 747 von Frankfurt nach Berlin-Tegel – was man in einem gesättigten Markt niemals kostendeckend tun könnte, schon weil die 747 ein typischer Vogel für die Langstrecke ist.

Die höheren Ticketpreise können nun aber auf der anderen Seite dafür sorgen, dass der innerdeutsche Markt auch für andere Airlines attraktiver wird, welche diese höheren Preise gut brauchen können, um die höheren Anfangskosten beim Einrichten einer Infrastruktur für den Flugbetrieb, die Lizenzen, das Personal usw. finanzieren zu helfen. Erst dann, wenn weitere Anbieter die Angebotslücke gefüllt haben, die „Air Berlin“ hinterlassen hat, erst dann können die Ticketpreise wieder fallen. Aber aufgrund von Wettbewerb, nicht per Order aus Politik und Verwaltung. Mit Speck fängt man Mäuse, mit hohen Preisen fängt man Anbieter. Das Bundeskartellamt wird dies hoffentlich auch wissen und die Finger von diesem Markt lassen. Ein Appell an das Luftfahrtbundesamt, die Genehmigungsverfahren für den innerdeutschen Flugbetrieb für weitere, vielleicht sogar neue Anbieter zu beschleunigen, wäre für die Verbraucher langfristig sicher das Beste, was die Politik für den Markt tun könnte.

Übrigens…

Wäre das Staatsunternehmen „Die Bahn“ nicht solch ein monopolistischer, verwöhnter und subventionsgepuderter Schienenknilch mit angeschlossenen Versorgungsposten für Politik-Darsteller im Abklingbecken, sondern ein im echten Wettbewerb stehender Markt-Konkurrent des innerdeutschen Luftverkehrs, gäbe es spätestens seit einigen Wochen Non-Stop-Direktverbindungen, die mit den schnellsten ICE-Zügen von München, Frankfurt und Düsseldorf in Richtung Hauptstadt unter dem Namen „Rail Berlin“ unterwegs wären und ehemalige, enttäuschte „Air Berlin“-Kunden hätten 20% Rabatt und ein kostenloses Upgrade in die erste Klasse. Gibt es aber nicht!

Nur in Wolfsburg nicht zu halten, genügt keinesfalls. Ich spreche von ECHTEN Direktverbindungen! Mal kurz darüber nachdenken, warum das nicht so ist und es in diesem Land stattdessen zehntausende Flugreisende gibt, die mangels Angebot nicht abheben können. Echte Marktwirtschaft greift in Deutschland scheinbar nur noch dort, wo sich die Planwirtschaft wegen der fachlichen Komplexität nicht hintraut. Hoffentlich bleibt wenigstens der Luftverkehr in Deutschland von der Planwirtschaft verschont, wenn schon die Flug-Infrastruktur am Boden in stalinistischer Starre verharrt, wie BER zeigt.

Bundeskartellamt, ich zähle auf dich!

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2 Kommentare

  1. Der Autor meint wohl Züge waren auf dem Markt so leicht verfügbar wie Busse. Was aber zum Leidwesen der Bahn nicht der Fall ist.

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