Schlechten Argumenten begegnet man am besten dadurch, dass man ihre Darlegung nicht stört – diese Regel beherzigend machte Mojib „Kein Schnee mehr in Deutschland“ Latif, der Vorsitzende des „Deutschen Klimakonsortiums“ (ein schöner Begriff, weil man die Beteiligten eines Konsortiums als „Konsorten“ bezeichnen darf), bei SPON deutlich, wohin die Reise in Deutschland gehen müsse. Und zwar schnell! Abschalten, abschalten, sofort alle abschalten – er meint natürlich die Braunkohlekraftwerke. Der gute Ruf Deutschlands als Vorreiter in Sachen Klimaschutz stehe auf dem Spiel! Dass Klimaschützer ihre Agenda für alternativlos richtig halten, stellen sie ja immer wieder gern unter Beweis. Es lohnt sich allerdings, immer wieder sehr genau hinzuhören, wenn einer ihrer umtriebigsten Propheten – und als solcher ist Latif dauerhafter Talkshow-Gast – die Schritte und Maßnahmen beschreibt, mit denen der Wandel in der Gesellschaft vollzogen werden soll. Also, halten sie sich gut fest!

Querfinanzierung und moralische Erpressung

Latif sagt: Über eine „ökosoziale Steuerreform“ müssten CO2-Emissionen besteuert werden. Mit den Einnahmen sollten zum einen neue Energien gefördert werden, zum anderen der Sozialbereich. Zahlungen zugunsten von Kindergärten, Schulen oder höheren Hartz IV-Sätzen würden die Akzeptanz für die Steuer erhöhen.

Was Latif meint, ist jedoch: Die Luft zum Atmen muss besteuert werden, wobei die Einnahmen aus dieser Steuer als Subventionen an jene CO2-Emitenten ausgezahlt werden sollen, die an der Energiewende arbeiten. Der Beton für ein Windrad-Fundament gießt sich nun mal nicht CO2-Neutral, zur Wartung der Anlagen fahren böse Diesel-Autos durch das Land und auch bei allen anderen Prozessen rund um die angeblich grüne Energie wird kräftig CO2 erzeugt. Deshalb ist es wichtig, dass Teile dieser Steuer als eine Art Schweigegeld ins Sozialsystem gepumpt werden, um „die Akzeptanz“ zu erhöhen. Nachhaltig ist das gleichwohl nicht, denn dieser Geldregen müsste ja tendenziell kleiner und kleiner werden, weil der CO2-Ausstoß doch sinken soll. Würde sich ein Kindergarten oder ein HartzIV-Bezieher dann noch über sinkende CO2-Emissionen freuen, oder müsste er sich nicht vielmehr dafür einsetzen, dass die deutsche Industrie den Volkserziehern vom Schlage eines Mojib Latif noch möglichst lange Widerstand leistet? Noch mehr Subventionen in das System „Energiewende“ zu pressen, dass eh schon nur durch Subventionen am Leben gehalten wird… derart halbgare Vorschläge zeigen deutlich, wie wenig ökonomischer Sachverstand in den Meinungsführern der Klimaretter wohnt. Und mal ganz nebenbei: Wer glaubt ernsthaft daran, dass eine einmal eingeführte CO2-Steuer je wieder die Hand aus der Tasche der Bürger nähme, wo diese doch mit dem „Soli“ immer noch den Aufbau Ost und mit der Schaumweinsteuer die Flotte des Kaisers finanzieren?

Forme sie, solange sie Jung sind

Latif sagt: An den Schulen brauche es ein Unterrichtsfach Umwelt.

Latif meint: Forme die Hirne, solange sie noch weich sind. Wo Argumente nicht greifen, wo die Milchmädchenrechnungen der Klima-Retter nicht aufgehen, da greife die Volkserziehung. Denn wie das Curriculum in diesem Fach aussähe, ist klar! Zweifel, Skepsis und logisches Denken dürften darin keinen Platz haben. Vielmehr sollen Gewissheit und Panik möglichst schon in jungen Jahren Besitz von den Köpfen ergreifen, das erleichtert in späteren Jahren den Griff in deren Portemonnaie. Spiegels infantiler Ableger Bento würde zu dieser Kulturrevolution sicher zu gern unterstützend mit Artikeln der Art „Hilfe, meine Eltern sind Klimaleugner – über den Umgang mit Feinden“ die Schalmei blasen. Am besten, man sammelt die Jugend in altersgerechten Umwelt-Organisationen wie „Jungschützer“, „Umweltjugend“ und „Bund deutscher Jungschützerinnen“, um die Kampfreserve der Grünen rechtzeitig und umfassend auf Linie zu bürsten.

Mit dem Mangel leben und glücklich sein

Latif sagt: Das Land brauche eine Wertedebatte, was Glück ausmache, um zu einem nachhaltigeren Verhalten zu kommen.

Latif meint: Glück muss der individuellen Definition des Einzelnen entzogen und gesellschaftlich normiert werden. Niemand darf sich mehr die Mühe machen, selbst herauszufinden, was Glück bedeutet um sein Leben dementsprechend auszurichten und eigene Ziele zu definieren. Nachhaltiges Verhalten ist Glück, gemäß einer staatlichen Doktrinen leben muss glücklich machen! Wer sehnte sich nicht nach dem kribbelnden Gefühl (dem im Bauch, nicht in den kalten Füßen), wenn die Heizung fünf Grad kälter eingestellt wird. Oder der Genugtuung, die uns durchströmt, wenn wir auf Flugreisen verzichten, kein Fleisch mehr essen oder wir unsere trotz Sparsamkeit immer weiter steigenden Stromrechnungen freudig begleichen! Und was ist schon der Verzicht auf zwei Wochen Strandurlaub gegen das sonnige Gefühl, das Geld sinnvoller als Spende für den Klimaschutz auszugeben. Das Glück, in einem industriell entkernten Deutschland zu leben ist allemal größer als das Pech, dass dieselbe Industrie einfach nur woanders hingezogen ist.

Globale Gouvernante für den Kohleausstieg

Latif sagt: Und die Welt brauche eine Global Governance, um international beispielsweise eine gemeinsame Steuerpolitik durchzusetzen, so dass auch Weltkonzerne „angemessen Steuern zahlen müssten“.

Latif meint: Er wäre gern die dazu passende globale Gouvernante, die den Regierungen international eine gemeinsame Steuerpolitik aufoktroyiert. Am Feindbild „Weltkonzern“ würde er auch nur zu gern schrauben, denn der einzig legitime Weltkonzern ist in seinen Augen der der Klima-Alarmisten.

Populisten sind immer die anderen

Auch Latif weiß aber, dass der Trend zu Populismus, der nationale Interessen präferiere, dem entgegensteht.

Was Latif betrauert, ist die Tatsache, dass es seine Gegner einfach nicht lassen können, ihren Wiederstand gegen die Marginalisierung nationaler Interessen aufrechtzuhalten, weil manche Länder etwa der Wunsch nach wirtschaftlicher Stabilität, technologischem Fortschritt und das individuelle Streben nach Glück, dass sich staatlichem Einfluss zu entziehen nicht müde wird, einfach nicht aufgeben wollen. Er ist nicht der erste, der beim Griff nach der Weltherrschaft enttäuscht feststellen muss, dass man ihn nicht einfach gewähren lassen will.

Verzicht ist immer der Verzicht Anderer

Latif sagt: Immerhin werde global inzwischen mehr in die Erneuerbaren Energien investiert als in die fossilen Energieträger wie Kohle oder Öl.

Was Latif nicht sagt: Es handelt sich dabei zum größten Teil um staatliche Subventionen, ohne die die „erneuerbaren“ nur in Nischenmärkten und unter besonders günstigen Bedingungen Chancen hätten. Dass große Teile der Wirtschaft den Wahnsinn mittlerweile mitmachen, liegt daran, dass ihr die Technologiefreiheit durch staatliche Weichenstellung aus der Hand genommen wurde. Vergessen wird in der Aufzählung der Energieträger in Deutschland auch gern die Kernenergie, die überall sonst als Alternative zur CO2-lastigen Energieerzeugung als geradezu „bio“ verkauft wird, hierzulande aber tabu ist. Ein französischer Präsident Macron, dessen Land sich überwiegend durch die Kernkraft mit Energie versorgt und einen Kohleanteil von nur ein paar mickerigen Prozent hat, hat es deshalb auch besonders leicht, aus der Kohle auszusteigen und von Deutschland dasselbe zu verlangen. Ich persönlich könnte zum Beispiel als ein geradezu heroisches Vorbild bei der Rettung der Fischbestände in den Weltmeeren vor Überfischung gelten, denn ich boykottiere konsequent und allumfassend den Fischverzehr. Das mich dieser „Ausstieg“ nichts kostet, weil ich wegen Eiweißunverträglichkeit keinen Fisch esse, sollte ich im Sinne einer reibungslosen Ordensverleihung wohl besser nicht erwähnen.

Wurde das Auto herbei subventioniert?

Latif sagt: Technologischer Fortschritt könne sehr schnell gehen. Er verweist darauf, dass ein Foto der Osterparade in der 5th Avenue in New York im Jahr 1900 nur Pferdekutschen zeigt und eine andere Aufnahme 13 Jahre später nur noch Autos. „Das war eine schnelle Mobilitätswende, die müssen wir heute auch schaffen“.

Was Mojib Latif vergisst: Dreizehn Jahre haben ausgereicht, das Pferd aus den Großstädten zu verbannen. Kein trocknender Pferdemist mehr, der als Feinstaub zu tuberkulöser Luftqualität führte. Keine Pferde mehr, die unter unsäglichen Bedingungen in den Städten gehalten wurden, das Auto übernahm. Doch erinnern wir uns kurz an die Begleitumstände, die zu dieser rasanten Umstellung führten: die Politik musste das Automobil sogar eher bremsen, gefördert werden musste es nie! Geschwindigkeitsbeschränkungen waren überflüssig, solange es nur Pferd und Wagen gab. Von Subventionen hingegen keine Spur, das Auto setzte sich durch, weil es sich in der Praxis bewährte und dem Pferd in allen Belangen überlegen war. Latif und seine grünen Spießgesellen wollen jedoch erreichen, dass die nächste „Verkehrswende“ herbeigefördert und subventioniert wird. Die Mobilitätswende des 20. Jahrhunderts wurde von Pionieren wie Henry Ford initiiert, der Autos massenhaft günstig verfügbar machte, während sein selbsternanntes Alter Ego Elon Musk zwar als PR-Gag eines seiner Elektro-Autos zum Mars schicken kann, sonst jedoch jede noch so niedrige Erwartungshürde reißt.

Unterm Strich

An ihren Taten sollt ihr sie erkennen! (1. Johannes 2,1-6) …und an ihren Worten und Absichten, möchte ich hinzufügen. Zur Tat indes würde Herr Latif gern schreiten und dabei sicher auch Goethes „Faust“ bemühen. Doch nicht „der Worte sind genug gewechselt“ scheint mir die passende Passage für den Übermut dieses falschen Propheten zu sein, sondern folgende:

Ihr fühlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei!
Wie wenig das dem echten Künstler zieme!
Der saubern Herren Pfuscherei
Ist, merk ich, schon bei Euch Maxime.

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4 Kommentare

  1. Lativ ist nicht allein – eine ganze Reihe von Schwaflern vor dem Herrn verdient am Klimawahn. Was sollen die auch sagen, wir sind völlig überflüssig.
    Donald Trump hat durchschaut wer am Klimawahn verdient – die USA jedenfalls nicht – das reicht für den Ausstieg und der ist hier längst fällig – und mit der Frau aus der Uckermark nicht zu machen.
    Nicht wird do sehr geglaubt wie das, was man am wenigsten weiß.

  2. Latif ist nur ein kleines Rädchen der großen Transformation, wie sie vom wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung – globale Umweltveränderungen gefordert wird. Da steht die ganze Agenda, und sie ist zutiefst demokratifeindlich, ideologisch und diktatorisch.
    Aber es ust relativ schwer lesbar, nicht twittergere h, also liest es kaum jemand

    http://www.wbgu.de/hg2011/

  3. Jeeez. Mach Sachen!
    Diese ganz und gar umfassende, alles steuern und vorschreiben wollende Gängelungssucht dieses Staats-Latifs ist ja voll grotesk. Sozialismusbesessenheit ist wieder am Werk, und die lässt sich von der Realität nicht abschrecken. Pah, Realität, was ist die schon?, ein anständiger Fünfjahresplan überschreibt bekanntlich jede Realität sofort. Weswegen Honecker so überaus erfolgreich und sein Land so irrsinnig reich geworden ist.
    Wer das nicht ständig im Kopf hat (und pah, Realität…), der muss umerzogen werden. Dann klappt’s.

    • Wenn Flugreisen nicht tabu (pardon: in der latifgerechten Sprache „ein Großes NoNo“) wären, schrie das geradezu danach (i.d.l.S: „wäre es alternativlos“), Geld zusammenzulegen (i.d.l.S: „ein GoFundMe zu starten“) um diesem grünen Bessermenschen (i.d.l.S: „Kämpfer für Weltgerechtigkeit und Umweltschutz“) eine Bildungsreise (i.d.l.S: „Incentive“? „Fortbildungsmaßnahme“?) nach Venezuela (i.d.l.S: „kulturell noch nicht völlig bereichernder OPEC-Staat südamerikanischer Provenienz“) zu ermöglichen (i.d.l.S: „sponsorn“). Bevor dort der Narzismus-Leninismus des Hugo Chavez (i.d.l.S: „die Weltrevolution“, pardon „die kulturelle Modernisierung als Weg ins 21ste Jahrhundert“) ausbrach, ging es den Leuten dort gut (i.d.l.S: „lebten sie in einem ausbeuterischen Industriestaat ohne moderne sozialmarktwirtschaftliche Standards“); dann wurden die ganze Palette der schlechten (i.d.l.S: „guten“) sozialistischen Ideen gut und effektiv umgesetzt (i.d.l.S: „schlecht und korrupt“), jetzt ist Venezuela eine bitterarme (i.d.l.S: „ein neues Schwellenland, aber dafür“) Hölle auf Erden (i.d.l.S: „nachhaltige Subsistenzwirtschaft“). Dort kann er sich die Realität (i.d.l.S: „das out-of-context Problem“) des „sozialistischen Arbeiterparadieses“ (i.d.l.S: „der visionären Utopie der Anfänge der sozialgerechten Bewegung“) persönlich anschauen (i.d.l.S: „haptisch erleben und sich ein eigenes Bild davon machen“). Nu, man müßte halt eine ganze Menge Leibwächter (i.d.l.S: „die Menschen einschüchternde Bodyguards“) mitschicken, damit er nicht nach dem herrschenden Recht des Stärkeren sofort umgebracht (i.d.l.S: „ein bedauerlicher Kolateralschaden der legitimen Äußerung der Frustration der Gedemütigten“) wird.
      Es würde allerdings wahrscheinlich nicht funktionieren (i.d.l.S: „Das Grundproblem daran ist“), daß diese Reise seine Meinung ändert (i.d.l.S: „er mit der Erweiterung seines Horizonts einen nachhaltigen Umdenkungsprozess anstößt“) über seine politischen Wunschvorstellungen (i.d.l.S: „die alternativlose, einzig zukunftsfähige Handlungsoption“), denn dazu müßte er an der Wahrheit (i.d.l-S: „Richtigkeit“) seiner Überzeugungen (i.d.l.S: „der wahren Realität“) zweifeln (i.d.l.S: „……..“*).

      *Fußnote: es gibt kein passendes Wort dafür, weil die Vorstellung eines echten Selbstzweifels in dieser Sprache nicht existiert. Es gibt zwar „infragestellen“, aber das ist eine Rückkehr zum offiziell sanktionierten** Weltbild als dem einzig richtigen nach extensiver, folgenloser Verweigerung ANDERER Überzeugungen als der eigenen.
      **Fußnote zur Fußnote: gemeint im ursprünglichen Sinn, i.e. „abgesegnet“, nicht i.d.l.S. als „mit Sanktionen belegt“ – irgendwie wird mir die ganze Übersetzerei gerade sehr anstrengend; wie sollen sich Leute an anderen Stellen des politischen Spektrums denn darauf einigen was sie wollen, wenn sie nicht mal sicher sein können, daß sie über dasselbe reden? Und ist das die Sorte „einer Wellenlänge“, über die immer geredet wird? „Demokratie“ heißt eben, oft nachfragen müssen.

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