Hat die US-Armee mit Hilfe Norwegens die Northstream-Pipelines gesprengt? Diese These stellt Seymour Hersh, journalistischer Investigativ-Veteran, in einer detaillierten Beschreibung auf. Die Sache schlägt Wellen. Eine vorläufige Einschätzung.

Seymor Hershs auf der Plattform „Substack“ jedermann zugängliche Story schlägt seit gestern hohe Wellen und veranlasste die US-Regierung zu einem prompten Dementi. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Adrienne Watson, ließ verlauten: „Das ist falsch und völlig frei erfunden.“

Die schnelle Reaktion auf einen Blog-Eintrag liegt sicherlich auch daran, dass Seymour Hersh in den USA nicht irgendwer ist. Mit seiner mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Enthüllung des Massakers von My Lai während des Vietnamkriegs begründete Seymour Hersh seinen Ruf als investigativer Reporter. Für seine zahlreichen politischen Enthüllungsgeschichten hat er in den USA fünf George-Polk-Preise, zwei National Magazine Awards for Public Interest und den National Book Critics Circle Award erhalten. „Die Geschichte, die Sie heute lesen werden, ist die Wahrheit, an der ich drei Monate lang gearbeitet habe“, sagt Hersh. Wobei hinzugefügt werden muss: Auch Hersh lag bei seinen Storys mitunter daneben.

Nach seiner Schilderung, die sich letzlich nur auf einen ungenannten Gewährsmann stützt, geht der Plan der Biden-Regierung, die Nord-Stream-Pipelines zu sprengen, auf das Jahr 2021 zurück. Die Kommandozentrale, die für den Angriff auf die Pipelines ausgewählt wurde, sei das „U.S. Navy’s Diving and Salvage Center“ in Panama City, Florida, gewesen. „Im vergangenen Juni operierten die Marinetaucher unter dem Deckmantel einer Mittsommer-Übung der NATO, bekannt als BALTOPS 22“ schreibt er. Die angebrachten Sprengladungen seien drei Monate später gezündet worden. Dies entspräche auch der Ankündigung von Joe Biden bei einer Pressekonferenz zum Besuch von Olaf Scholz in den USA: „Wenn Russland einmarschiert… wird es kein Nord Stream 2 mehr geben.“

Ratlosigkeit bei deutschen Medien

Hershs Artikel beweist zunächst einmal, und das ist gut so, dass die sogenannten Mainstream-Medien nicht mehr in der Lage sind, die Verbreitung von Informationen zu selektieren oder zu hemmen. Jetzt gerade und während ich schreibe, berichten weder ZEIT, noch BILDSpiegel oder SZ. Selbst die taz, der jede „gute“ Nachricht über die „schlechten“ Amerikaner wie gerufen kommt, ist offenbar ratlos.

Aber die Debatte ist längst aufgekommen. Die WELT greift die Sache auf. Die Tagesschau schreibt: „Hershs Version wirft viele Fragen auf“. Die FAZ konzentriert sich auf das Dementi: „USA weisen Vorwürfe wegen Nord-Stream-Lecks zurück“. Beim Bayerischen Rundfunk wird „klar gestellt“, die USA „haben Nord-Stream-Pipelines nicht gesprengt“. Der Deutschlandfunk wählt die „Shooting the messenger“-Methode und stellt Hersh in die Nähe von Verschwörungstheoretikern. Auf t-online wird als Gegenargument angeführt, als eines der ersten Medienunternehmen habe der russische Propagandasender Russia Today die Geschichte aufgegriffen, was nicht unbedingt ein tragfähiges Argument ist.

Natürlich wissen wir nicht, ob Hersh letztlich auf dem richtigen Dampfer ist, aber ein Relotius ist er eher nicht. Andererseits ist es mit den von Hersh angeführten Belegen natürlich so eine Sache, denn er legt keine Dokumente vor, seine Augenzeugen bleiben ungenannt, und niemand ist bislang entnervt aus dem Gebüsch gesprungen, um zu rufen „Nehmt mich fest, ich hab’s getan!“

Sie können ja unter dem Link oben selbst nachlesen, was Hersh schrieb. Hier deshalb nur eine kurze Kurzfassung: Victoria Nuland, Anthony Blinken und Jake Sullivan – allesamt hochrangige Regierungsbeamte der Biden-Administration – hätten mit Hilfe der CIA in einer Navy-Tauchschule in Panama City (FL) das Personal für die Aktion rekrutiert, welches mit Hilfe norwegischer Spezialisten in Norwegen auf die Aktion vorbereitet wurde, so seine Story.

Man habe aber keine Spezialeinheit mit der Sache beauftragen wollen, weil man dafür die Genehmigung des Kongresses benötigt hätte, was die Geheimhaltung natürlich noch weiter erschwert hätte. Unter Deckung des NATO-Manövers BALTROPS22 habe man im Juni 2022 die Sprengladungen angebracht, die auf Wunsch Bidens nicht gleich ein paar Tage danach, sondern zu einem späteren Zeitpunkt und per Fernzündung detonieren sollten.

Nach Hershs Darstellung waren es pikanterweise die Norweger, die die Sonar-Boje abwarfen, welche letztlich das Signal zum Start der Zeitzünder gaben. Sowohl in Schweden als auch in Dänemark hätte man, so Hersh, hochrangige Militärs/Geheimdienstler zumindest soweit gebrieft, dass diese die Meldeketten unterbrechen konnten, falls die beiden Anrainerstaaten irgendwie Wind von den Aktionen bekamen.

Man kann sich fragen, was unser Olaf Scholz wusste

Man kann das alles für Humbug halten. Vielleicht für russische Propaganda oder einen perfiden Plan der Republikaner, obwohl auch deren Senator Ted Cruz nicht gerade unglücklich über das Ende der Pipeline war. Man kann sich fragen, was für den Fall, dass es stimmt, unser Olaf Scholz wusste, falls er sich denn erinnern möchte, oder Habeck, der gerade in den USA um Gas bettelt. Und man sollte sich unbedingt fragen, ob sich angesichts unserer von Überheblichkeit und Selbstverleugnung geprägten Außenpolitik der letzten Jahre überhaupt noch jemand darum schert, was unsere Interessen sein mögen.

Und natürlich muss man beklagen, dass es letztlich die vermaledeite Energiewende war, die uns die Pipeline gegen den Widerstand sämtlicher unserer Verbündeten und Nachbarn erst hat bauen lassen. Man kann sich auch fragen – sofern man den Indizien in Hershs Artikel folgt – wer die Vereinigten Staaten eigentlich wirklich regiert, Joe Biden oder sein Apparat. Und man kann sich fragen, ob Donald Trump wirklich das denkbar Schlimmste war, was uns von dort anblickte.

Aber man darf und muss sich eben auch fragen, warum die ermittelnden schwedischen Ermittlungsbehörden nach vier Monaten noch immer so wortkarg sind und uns bis heute noch keine vergleichbar flüssig und eloquent vorgetragene Erklärung vorliegt, die andere Urheber der Sprengung plausibel machen.

Auf recht sicherem Terrain ist man hingegen mit der Prognose: Falls es in Deutschland wegen der hausgemachten Energiewende-Ideologie zu einem Blackout oder einer Gassperre kommt, wurde die Schuld bisher Wladimir Putin zugewiesen. Das war sehr praktisch. Ab sofort sind die Amerikaner schuld. Das ist noch praktischer.

Zuerst erschienen auf achgut.com

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13 Kommentare

  1. Nun, Biden hat es doch eindeutig zugegeben, daß sie die Pipelines unbrauchbar machen würden. Scholz stand daneben. Auf Nachfrage einer Journalistin, hat es es nochmals bestätigt. Ein offizielles Geständnis. Was gibt es denn da noch rumzudeuteln? Daß die USA das später natürlich nicht zugeben, gehört halt zum diplomatischen Tagesallerlei dazu. Ich verstehe nicht, daß nach einer öffentlich vorgetragenen Einlassung überhaupt Zweifel aufkommen: Er war ja geradezu Stolz drauf. Wahrscheinlich hätte der senile Greis das natürlich nicht offiziell sagen dürfen, aber wie das halt mal eben so mit dementen Leuten ist. Man kann ja froh sein, daß er sich nicht öffentlich eingenäßt hat, wie das kürzlich einem afrikanischen Staatsmann coram publico passiert ist.

    • Kindermund und Greisenmund tun die Wahrheit kund. Beide brauchen die Konsequenzen der Wahrheit nicht zu fürchten. Die Kinder noch nicht; die Alten nicht mehr.

    • Also Sie vertreten die Ansicht, dass die Planer die noch geheimeren Taucher aufgesucht haben, weil die militärischen Spezialeinheiten zu transparent vom Kongress überwacht seien, nur um frühzeitig aber den senilen Präsidenten einzubinden? Ronald Reagan wurde erst kurz vor dem Enthauptungsschlag auf Grenada eingebunden.

      Sie hätten auch transparent das Video verlinken können.
      https://www.youtube.com/watch?v=OS4O8rGRLf8
      Dort sieht man, wie Biden ankündigt, dass Nordstream-Projekt auszuräumen, wenn Russland mit Panzern über die Grenze rollt. Zum Zeitpunkt der Sprengung war das Projekt längst politisch stillgelegt.

      Die AfD ist mittlerweile genauso im Lager der Erleuchteten angelangt wie Luise Neubauer und Ricarda Lange. Wer so Bescheid weiß, braucht nicht mehr ansprechbar bleiben.

      Ich kann mich gar nicht oft genug in die Nesseln setzen. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert. Ich hätte selbst die Pipelines gesprengt und zwar wegen Alice Weidel. Würden die Wirrköpfe nicht ständig an Russland signalisieren, dass die nur noch ein bisschen durchhalten müssen, bis ihre Truppen durchgewunken werden und sich gegen Polen und die baltischen Staaten neu ordnen können, dann hätte das Blutvergießen ein schnelleres Ende. Die Russen können gegen die NATO nicht militärisch gewinnen. Und weil Herr Maaßen wegen wieder so einem bescheuerten Sonstwas-„Sprache“-Vorwurf an den Pranger gestellt wird, möchte auch ich mich mit Verve ins Fettnäpfchen schmeißen und sagen, dass die NATO aber leider durch Dolchstoß-Gören wie Frau Weidel verlieren kann.

      Wir könnten schon jetzt eigenes Gas fracken und neue Brennstäbe bestellt haben sowie uns in der Planung von neuen Kraftwerken befinden. Die Wahl des Landes lag nicht zwischen Unterwerfung vor Moskau und Verarmung. Dummheit. Das ist unser Problem. Leute, die sich weder dem Dschihad noch dem „Z“-Quatsch unterwerfen wollen, haben z.B. in Deutschland absolut keine Stimme. Wir sind ein saudummes Volk (noch ne Nessel).

  2. Lieber Kollege, eine kluge Analyse (was denn auch sonst). Nur den letzten Absatz versteh ich nicht: In wessen Augen sollten denn nun plötzlich die Amis an eventuellen Blackouts schuld sein? Sie haben doch selbst herausgearbeitet, dass niemand im Mainsteam oder in der Politik diesem Bericht glauben oder ihn auch nur zur Kenntnis nehmen will. Was ist schon passiert? Ein dementer US-Präsident hat seinem Vasallenstaat den Krieg erklärt und dabei vergessen, dass dessen Kanzler neben ihm stand. Kann passieren. Da, ein Eichhörnchen! Ansonsten: Das Schweigen ist ohrenbetäubend. Die Grünen, Scholz, die Leitmedien, alle sind heilfroh, weiterhin Putin oder den Reichsbürgern die Schuld für alles geben zu können. Nur ganz wenige Aluhüte (so wie ich) glauben an die Stichhaltigkeit von Hershs Darstellung.

    • Wobei Hershs Darstellung eben alles Mögliche ist, außer stichhaltig. Der Mann ist 86 und es war längere Zeit still um ihn; es spricht viel dafür dass er sich jetzt mit einem knallenden ‚Bericht‘ (der Mann berichtet eine Geschichte, mehr Fakten hat er nicht) nochmal ganz nach oben bringen will.

      Wem nützt es: Den Russen; was stimmt oder nicht stimmt sei dahingestellt. Selbstverständlich hat Putins Regierungssprecherin heute sofortestens die Seymour-Geschichte ohne leiseste Zweifel als absolute Tatsache hingestellt. Klar, was soll sie sonst machen.

      Ich habe den deutlichen Eindruck dass uns hier etwas vorgesetzt wird, eine detaillierte Geschichte out-of-the-blue, die so passiert sein könnte. Seymour Hersh hat sein Leben lag solche Geschichten geschrieben, er sagt freilich „investigativ recherchiert“, klar, was soll er machen?, er lebt davon.

      • Bedenke: Hersh stammt nicht nur aus der Generation eines Robert Woodward, er arbeitet auch so. Langsam, in Filofax-Geschwindigkeit, mit Zetteln. Und er hat sicher nicht das Geltungsbedürfnis, es mit 85 noch mal so richtig krachen zu lassen. Alles was in diese Richtung geht, ist einen Spin zu weit gedreht. Zweifel sind angebracht, das ist klar. Aber dass die Geschichte den Russen nützt, ist kein Argument.

        • Robert Woodward?, der war entsetzlich voreingenommen, so wie Seymour Hersh übrigens. Der Gräuelmythos „Abu Ghraib“ geht auf Hershs Konto. Saddam Husseins zehntausende Entsetzlichkeiten haben den Hersh nicht interessiert, oder gar die iranischen Entsetzlichkeiten; damit war keine Sensation zu machen. Aber mit dem Bild „Abu Ghraib“ und der generellen moralischen (neokolonialistischen) Schuld des Westens.

          Du hast Recht damit dass Du die Frage „cui bono?“ nicht magst. Ich mag sie übrigens auch nicht. Trotzdem fährt man gut damit, sie manchmal zu stellen… weil sie die andere Seite zeigt.

        • Die Vorkommnisse in Abu Ghraib waren kein Mythos und man sollte nicht versuchen, sie mit Saddams Taten aufzurechnen. Ich kenne das Prinzip und es ist unehrlich. Du kannst jeden Artikel mit der Begründung ablehnen, dass darin nicht über etwas anderes berichtet wird, was einem anderen gerade durch die Rübe rauscht. Whataboutism ist hier nicht angemessen. Im übrigen könnte uns die cui bono Frage genau dorthin führen, wo Hersh hingelangt ist und Du kannst mir glauben, dass ich dort nicht hin will. Viel lieber wäre mir, die schwedischen Ermittler kämen morgen mit einer Story raus, die nur halb so plausibel ist wie die von Hersh. Und nein, die Aussage „Putin wars, weil er irre ist und böse und überhaupt…Russe!“ genügt nicht.

        • Walter Duranty bekam einen Pulitzerpreis für das Vertuschen des stalinistischen Holodomor-Massenmords. Natürlich sind die Medien seit 2015 spürbar schlechter geworden, aber das macht noch nicht die alte Garde zu einem reinen Engelschor.

          Natürlich kann sich die Darstellung von Seymour Hersh als richtig erweisen. Vielleicht überlässt er seine Dokumentation der Plattform Wikileaks oder es finden sich andere erhärtende Beweise, die keinen Quellenschutz nötig machen. Es kann aber auch sein, dass er sich einfach nur als eine Art Briefkasten feindlichen Geheimdiensten anbietet, die ihn mit teils wahren und teils erfundenen Hinweisen füttern dürfen. Er war jedenfalls bei so vielen Enthüllungen dabei, dass man so eine Arbeitsweise vermuten könnte.

          Kennen Sie die Krimiserie „Mord ist ihr Hobby“ („Murder, She Wrote“)? Da fällt eine Romanautorin jede Woche über eine andere Leiche. Man fragt sich, warum sie überall so herzlich empfangen wird, wenn doch alle umstehenden Personen ahnen können, dass kurz darauf jemand tot auf dem Boden liegt. Seymour Hersh wandelt irgendwie auch von Leiche zu Leiche. Man kann sich schon denken, woran das liegt, und Geltungssucht wird nicht altersschwach.

        • (Antwort an: Roger Letsch, 11. Febr., 16:12)

          Ich habe nirgendwo behauptet, dass die Gräuel von Abu Ghraib ein Mythos seien. Die sind passiert! Bloß hat Seymour Hersh daraus einen Mythos gemacht: Der teilt sich nämlich in der Reaktion mit, wenn Du irgendwen da draußen fragst, was „Abu Ghraib“ sei. Dann antwortet er nämlich nicht, dass Saddam Hussein dort über Jahre tausende Gefangene planmäßig foltern ließ, sondern er erinnert sich bloß daran, dass ein paar amerikanische Soldaten da privat ein paar Gefangene gefoltert haben.
          Dieser Mythos geht auf Seymour Hershs Konto.

          Ich habe auch nirgendwo behauptet, dass Putin die Gasleitung zerstört habe. Würde ich das behaupten!, wär ich ja genauso voreingenommen wie der Hersh, der so genau über dieses Stückel Meeresgrund Bescheid weiß, als wäre er mit dabeigewesen.

      • Kann durchaus so gewesen sein. Kann aber natürlich auch sein, das das Ganze strategisch angelegt ist um einen Kernstaat langfristig aus dem „Westen“ und der Nato rauszubekommen.
        Oder auch einfach nur um sowohl Rußland, als auch Nato massiv zu schwächen.
        Der politische „Gewinn“ aus der Sache, die Schwächung von Westen und Nato, kann langfristig natürlich den momentanen Verluist einer Pipeline, durch die aus politischen Gründen evtl. eh nichts mehr geflossen wäre, mehr als ausgleichen.
        Wenn ich das richtig sehe, dann verläßt Hersh sich weitestgehend auf Informanten und sozusagen „Whistleblower“. Kann funktionieren, muß aber nicht. Auch ein vermeintlich integrer Informant kann einfach nur entsprechend platziert sein.
        Erinnert sich noch jemand an Gerd Bastian und die „Generale für den Frieden“ ?

  3. Mir geht es wie bei diesem Hercule-Poirot Krimi Mord im Orientexpress. Ich trau’s jedem zu und ich nehm’s niemandem übel. Ich hätte mich vielleicht auch beteiligt. Wäre ich Russe, hätte ich mir vielleicht erhofft, das Gas nach dem Krieg zu einem höheren Preis verkaufen zu können, wenn die Fördermenge auf diese Weise reduziert wird.

    (Für die anderen Verdächtigen muss man eine Fehlzündung an einer Pipeline annehmen, weil ein Rohr intakt blieb.) Als Skandinavier oder Osteuropäer wäre mir sehr dringlich bewusst, dass Putin die Panzer schon im Februar letzten Jahres über die Gebiete hinaus fahren ließ, die Moskau als offiziellen Kriegsgrund angab (Bei der AfD-Blondine ist der Vertrauensbruch bekanntlich nicht angekommen). Als Amerikaner, Brite oder Franzose hätte ich die besten militärischen und geheimdienstlichen Mittel und damit auch die Verantwortung, den Russen gleich den Weltkriegswunsch-Zahn zu ziehen. Versorgungslinien, Abhängigkeiten und der Zugang zu Häfen sind für Menschen außerhalb der SEDAfD durchaus eine Bedrohung, wenn eine andere Nation offen feindlich agiert.

    Innerhalb der AfDSED gibt es ja Leute, die keine russische Aggression gegen uns selbst sehen wollen, aber trotzdem mit einem Nuklearschlag von den Nicht-Aggressiven rechnen und die NATO-Erweiterung rhetorisch ins Feld führen. Die NATO sind ja nach deren Meinung offenbar nicht wir. Oder sie wollen diplomatisch darauf eingehen, dass Russland eine Demilitarisierung Osteuropas will. Schützen diese „Pazifisten“, die nur westliche Aggressionen sehen und keine östlichen, dann die Polen auch ohne die NATO? Wann genau stellen wir uns den russischen Panzern entgegen? Verteidigt uns Frau Weidel mit einer Wasserpistole?

    Übrigens haben sich viele Konservative neulich wieder lächerlich gemacht, indem sie Annalena Baerbocks Rhetorik als riskant kritisierten. Es fällt tatsächlich peinlich auf, wenn man die ganze Zeit nur auf genau eine Seite glotzt. Die Russen klotzen derweil statt zu kleckern. Und unser „Goethe im Außenamt“ kleckert. Das kriegen die Übersetzer schon mit.

    Und das ganze „Kriegstreiber“-Geschrei der russosexuellen Kreise zieht bei mir gar nicht. Wer sich zum Jubelperser eines sinnlos mordenden Spinners macht, braucht sich ganz bestimmt nicht als Friedenstaube aufzuspielen.

    Ich bin mir nicht so sicher, ob der Seymour Hersh kein Relotius ist. Die Story mit den noch geheimeren Tauchern als den Spezialkräften, die von Leuten, die sonst alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aufgesucht worden sein sollen, kommt mir falsch vor. Das macht den amerikanischen Geheimdienstapparat als einen der Akteure aber nicht unwahrscheinlicher (Gettier-Problem). Ich glaub auch, dass eine Untersuchung in dieser Tiefe des Ozeans teuer ist und man das Geld auch darauf verwenden kann, den Mond nach irgendwas abzusuchen.

    Zur Energiekrise noch das Zitat der Woche:
    https://youtu.be/7jwUiTvNkGM?t=494

    Sobald ich realisiert hatte, dass die Technologie der Erneuerbaren nicht da ist, wo wir sie brauchen, um fossile Brennstoffe aufzugeben und damit leben zu können, hmm, also, [da verstand ich,] dass eine gute, saubere Lösung, um die Lücke zu füllen, zumindest im Moment, die Kernkraft wäre.

    Ana Kasparian, Moderatorin von The Young Turks.

    Ach, wir stünden besser da, wenn Frau Kasparian CDU-Vorsitzende wäre. Wie das Interview auch in der Gesamtlänge eindrucksvoll zeigt, hat sie deutlich mehr Hirn und Charakter als unser Idendes.

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