In Artikeln wie diesem von Anne Kunz in der „Welt“ zeigt sich exemplarisch, warum der Journalismus in diesem Land derart auf den Hund gekommen ist. Oberlehrerhaft und atemlos rennen Kunz und Genossen mit ihren kleingeistigen Geodreiecken durch die Geschichte um Maß zu nehmen. Was hätte sich die Menschheit doch alles sparen können, wäre der Atheismus vor dem Monotheismus erfunden worden, die 2-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung in Hamburg-Altona vor dem verschwenderischem Barock und wie schön wäre es doch gewesen, wenn der Tesla schon gefahren wäre, bevor jemand auf die Idee kam, in Texas nach Öl zu bohren. Mit dem Halbbildungsdünkel glutenfreier Millenials betrachtet, bricht jede Errungenschaft vergangener Epochen im LED-Licht der Neuzeit in sich zusammen: zu teuer, zwecklos, nicht klimaneutral, mangelnde soziale Gerechtigkeit, falsch gegendert. Pyramiden fallen durch, weil sie auch durch Sklavenarbeit errichtet wurden, die Kanalbauten von Suez oder Panama sind eine einzige Umweltzerstörung, der Dieselmotor wird vom Sockel der industriellen Revolution geholt und als Feinstaubschleuder verteufelt. Wie viele Kindergartenplätze entstanden wohl nicht, weil die Amerikaner unbedingt zum Mond wollten? Wenn sich Kunz prüfend und rügend rückwärts durch die Zeit schreibt, erscheint die Gegenwart allein als Ergebnis endloser Fehlentscheidungen. Der Bau von Kathedralen wie Notre-Dame in Paris zum Beispiel. Kunz:
„Die Kathedrale von Notre-Dame wird weltweit bewundert. Doch sie stammt aus einer düsteren Zeit. Der französische Kirchenbau der Zeit war grotesk teuer – und könnte das Mittelalter um Jahrhunderte verlängert haben. — Der Verschwendungswahn der Kirche kostete nicht nur sehr viel Geld: Tausende Arbeitskräfte waren im Einsatz, um die prunkvollen Bauten zu errichten.“
Hätte, hätte, Lichterkette
Was bleibt vom Vorwurf der Verschwendung eigentlich übrig, stellt man ihm die technologischen Entwicklungen gegenüber, die der europaweite Bau gigantischer Kathedralen brachte? Strebewerk, Kreuzgewölbe, der Kran, Gerüstbau, Malerei, Glaskunst…es waren die Sakralbauten, die im Europa nach der Antike zuerst aus Stein errichtet wurden. Es waren die Dome und Klöster, die zuerst Hospitäler betrieben. Die Geschichte durch die Brille der Gegenwart wertend betrachten, ist eine der schlimmsten medialen Unsitten und daher abzulehnen. Man wirft den Passagieren der Titanic ja auch nicht vor, sich an Bord dieses Schiffes leichtfertig in Lebensgefahr begeben zu haben.
Die Gnade der späten Geburt und die Möglichkeit, Wikipedia zu benutzen, bringt uns und Kunz noch lange nicht auf den Erfahrungshorizont der Menschen im „finsteren Mittelalter“ – das übrigens gar nicht so finster war, wie es heute dargestellt wird. Einer der Lichtblicke waren ausgerechnet jene Kathedralen der Gotik, an denen sich Kunz in ihrem Artikel so verächtlich abarbeitet. Ich für meinen Teil bin bei der Lektüre von Artikeln wie dem erwähnten in der „Welt“ stets froh, dass Leute wie Frau Kunz keinen Zugriff auf Zeitmaschinen haben. Sie würden zurückreisen bis zum Augenblick der Singularität, um ihr den Urknall auszureden. Denn ab diesem Zeitpunkt ging es ja eigentlich nur noch bergab.
Doch der Klugscheißer von heute ist ja aus der Zukunft betrachtet auch nur der Dummschwätzer von vorgestern. Wenn etwa eines Tages festgestellt wird, dass der Weltuntergang durch Klimawandel ausfallen musste und das Urteil über die Energiewende lautet, sie sei so „grotesk teuer“ gewesen, dass sich wegen der immensen fehlgeleiteten Ressourcen das energetische Mittelalter um Jahrhunderte verlängert hatte. Ob die verfallenen Windparks dann aber so schön anzusehen sein werden, wie Notre-Dame und andere gotische Kathedralen, wage ich zu bezweifeln.
Das würde ich mir patentieren lasssen, Herr Letsch:
„Halbbildungsdünkel glutenfreier Millenials“
Zur Zuspitzung vielleicht noch „gendervariable“ oder „genderunsichere“ hinzufügen…
Typischer Fall von „real vegetierendem Feminismus“.
Hinz und Kunz, zwei Leuchttürme des Intellekts: von nichts ’ne Ahnung, aber aus allem Profit schlagen. Nicht aufbauen, sondern herunterwirtschaften. Ja, so lieben wir die Östrogen-Fraktion…
Komisch: alle wollen Multikulti, aber in der Werbung, im Urlaub usw. sehnt man sich nach Monokulti. Dem klischeehaften Franzosen, dem entspannten Italiener in der toskanischen Landschaft, dem Bierbauch-Bayern. Keiner will feixende Nafris sehen. Und alle fahren zu den grossen Bauwerken. Ich bin mir recht sicher. In der Summe lohnen sich historische Megabauten, vor allem für „uns“ heute. Tja, damals hat man halt nicht für 20 Jahre gebaut. Man könnte das „nachhaltig“ nennen 😉
Schauen Sie sich die Werbung hierzulande an. Dort ist der durchschnittliche Von-Luschan-Wert weit höher als im echten Leben. Drei Dinge gehen für Frauen immer: Hunde, Katzen und süße Nagerkinder. Daher werden sie jetzt auch en gros importiert. Also die kleinen Schokohäschen.
Geht’s alles auch ’ne Nummer kleiner?
https://n0by.blogspot.com/2019/04/an-der-loire-von-burgen-schlossern.html
Na ja, wenn man Stuttgart21 und den BER zusammenrechnet, wie viele „Liebe Frau von Paris“ würde man dafür gebaut bekommen?
Man sollte sich doch mal die Frage stellen, warum sind denn wirklich diese für damalige Zeiten,
solch gewaltig monströse Bauten entstanden. Denn die allermeisten Menschen der damaligen Zeit
mußten in erbärmlichen Behausungen Ihr Dasein fristen! War tatsächlich der Glaube an einen Gott
die alles entscheidende Triebfeder, diese Kollossalen Bauten entstehen zu lassen? Oder dienten Diese
in Wirklichkeit nur der Macht einiger Weniger über die Meisten! Denn bezahlt haben mit Sicherheit nicht Die,
Die sich das ausgedacht haben, sondern die Masse der „Gläubigen“!
Das ist durchaus mit den Heutigen Monumentalen Projeckten zu vergleichen, die der Masse nichts nützt,
aber Unmengen an Geld verschlingt, die auch wieder nur die Breite Masse auf bringen muß! In dieser
Hinsicht hat sich seit den Mittelalter nicht viel verändert.
So Bewundernswert diese Sakralen Bauwerke auch erscheinen mögen, mit Ihrer alles in den Schatten stellender
Handwerkskunst und Baukunst, so haben Diese doch nur dazu beigetragen den Stillstand in der Entwicklung der
damaligen Menschen für einige Jahrhunderte zu festigen!
Der Kölner Dom war gewissermaßen der deutsche BER des Mittelalters. 😉
Das goldene Mittelalter war ungefähr dann zu Ende, als die mittelalterliche Warmzeit im Rahmen des Klimawandels zu Ende ging. Als Folge der Abkühlung hatte es die schwarze Pest deutlich leichter, große Teile der Bevölkerung zu eliminieren. Der resultierende Mangel an Arbeitskräften brachte später Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten und legte so den Grundstein für unsere moderne Zivilisation.
Vom DDR Regimekritiker Robert Havemann stammt der bemerkenswerte Satz: „Soziale Ungleichheit ist die Voraussetzung jeder Kultur“. (Vorlesung in Jena). Ergo: Soziale Ungleichheit war die Voraussetzung, daß im Mitelalter ein Bauwerk wie Notre-Dame entstehen konnte. Frage zur weiteren Übung: Welches bedeutendes Bauwerk ist unter einer sozialdemoratischen Regierung entstanden? Mir fällt keines ein, aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
Der Schürmann-Bau?
Die Gotik lässt sich nur vergleichen mit der Raumfahrt. Nur über solche ehrgeizige Spitzenleistungen deren Verwirklichung zu Beginn völlig offen ist/war, wurde/wird Fortschritt der/für die Menschheit möglich. Eine Kultur des Mittelmaßes steuert auf den Untergang zu. Das ist Naturgesetz.
Die Menschen des Mittelalters bauten Kathedralen für ihr Seelenheil. Daß diese Bauten immense Ressourcen benötigten wird niemand bestreiten. Sie überdauern Jahrhunderte, manchmal tausend Jahre. Und sonst? Sie verkörperten das Herz der Gemeinschaft, der Stadt, der Kultur. Sie waren Kristallisationskerne einer Zivilisation. Sie versammelten die Menschen in der Not wie im Glück. Sie wiesen über den Tod hinaus und halfen gegen die ewige Angst. Sie stifteten Identität, sie stifteten SINN.
Heute bauen wir für unser Seelenheil Windräder. Auch ein Windrad stiftet Sinn, denn es schenkt uns den GUTEN Strom. Seine Lebensdauer dürfte bei zwanzig Jahren liegen, vielleicht fünfundzwanzig. Danach fallen gigantische Kosten für den Abriß und die Entsorgung an. Am Ende wird festzustellen sein: Wir haben für hundert Milliarden Windräder gebaut und diese für 300 Milliarden wieder abgerissen. Die identitätsstiftende Kraft der Windräder ist vernachlässigbar, außer – in der Negation – für die Fledermäuse. Mit dem Geld für die Windräder hätten wir alternativ auch ein paar hunderttausend Wirtschaftsredakteurinnen für die Welt lebenslang bezahlen können.
Lieber Roger, sei bitte nicht so streng mit der armen Anne von der untergehenden WELT.
Denn wer weiß es schon?
Vielleicht ist unsere Anne nicht ganz wohlbehalten von einem LSD-Trip aus dem Mittelalter zurückgekehrt, von dem sie nun allen erzählen möchte. Sah sie gar Dinge, die wir Normalsterblichen vielleicht nicht sehen oder so sehen wollen?
Wissen wir es?
Aber vielleicht ist Frau Kunz einfach nur neidisch auf das einfache, überschaubare Leben der damaligen Zeit.
Die arme Frau Kunz hingegen muss den ganzen, lieben langen Tag in einem miefigen Büro vor einem Computer hocken, ständig copy & paste bei Flicki- und Mickipedia machen, stromlinienförmig schreiben und dann auch noch vegan und CO2-neutral leben.
Da kann man schon mal neidisch werden – oder?
Spitze. Nagel auf Kopf. Klau ich für Seite AAiA…
Das passiert wenn Wirtschaftsredakteure über Geschichte und Kunst schreiben. An Dummheit kaum noch zu überbieten.
Besonders blödsinnig die Idee das Mittelalter hätte Jahrhunderte kürzer ausfallen können. Also von der Antike ins Industriezeitalter oder so
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