Foto: israel-direkt.com

Journalisten haben es schwer in unserem Land. Sinkende Auflagen, sinkende Relevanz, prekäre Arbeitsverhältnisse und dann auch noch überall diese Blogger, die ihren Senf kostenlos auf jedes Würstchen schmieren. Da bleibt die Wahrheit schon mal auf der Strecke, was soll man machen. Nun hat offensichtlich auch „Die Zeit“ aufgegeben, ihre Editorials auf elementare Korrektheit zu überprüfen und lässt jeden Blödsinn durchgehen.

Machen Sie sich nicht die Mühe, den Artikel zu lesen, der ist nach mittlerweile drei Tagen und heftigen Protesten klammheimlich und kommentarlos umgeschrieben worden. Neuer Titel, Sätze gelöscht. Man lügt nicht nur bei der „Zeit“, man ist auch zu feige, eine Richtigstellung herauszugeben. Liest eh keiner mehr, jetzt, wo der Artikel von der Startseite verschwunden ist. „Die Zeit“ schrieb: „Seit Oktober sind bei fast täglichen Messerangriffen und Schießereien in Israel und Palästina mehr als 150 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer sind Palästinenser“ – ganz so, als seien die Messer vom Himmel gefallen und die armen Palästinenser standen zufällig und friedlich da herum, wo die Messer nieder gingen. Hätte ein Journalist der NYT im Zweiten Weltkrieg von der japanischen Front berichtet  „Bei Flugzeugabstürzen in der Nähe amerikanischer Schiffe kamen mehr als 4000 Menschen ums Leben, die meisten davon Japaner“ – er würde keinen weiteren Beitrag geschrieben haben. So würde es klingen wenn man ausblendet, dass die 3000 Japaner Kamikaze-Piloten waren, nicht anders als die „meisten Opfer“ der Palästinenser heute. Für „Die Zeit“ sind die Palästinenser stets Opfer, selbst dann, wenn sie Täter sind und bei Mordverssuchen erschossen werden. Das nennt man dann wohl „Um-Etikettierung“

Noch eine Kostprobe? Wie wäre es mal mit einer dreiste Lüge? Im selben Zeit-Artikel heißt es: “Auslöser für die Gewalt ist der Streit um den Tempelberg, einem sowohl für Muslime als auch für Juden heiligen Ort in Jerusalem. Die israelische Polizei hat dort die Sicherheitshoheit, Palästinenser erhalten nur unter bestimmten Auflagen Zugang. Bisweilen, etwa während jüdischer Feiertage wie Rosch ha-Scha­na, dürfen nur Juden den Tempelberg betreten.”

Gut, Punkt für Punkt: Auslöser ist nicht ein Streit „um“ sondern „auf“ dem Tempelberg. Die israelische Polizei hat dort NICHT die Sicherheitshoheit, die obliegt der Waqf, einer religiösen Stiftung unter der Schirmherrschaft des jordanischen Königs. Muslime haben ungehinderten Zugang durch alle Tore zum Tempelberg, alle anderen Besucher nur durch EIN Tor (rechts von der Klagemauer), außer am Freitag. Freitags dürfen nur Muslime passieren. Unten kontrolliert die israelische Polizei (und verwehrt Nichtmuslimen den Zugang durch alle Tore, bis auf eines), oben kontrolliert der Waqf. Wenn es den Palästinensern allerdings mal wieder gefällt, Steine vom Tempelberg auf betende Juden zu werfen oder Besucher des Tempelberges angegriffen werden, weil man sie verdächtigt, jüdische Gebete zu murmeln, wenn man Besuchern die Hüte vom Kopf reißt, weil man eine Kippa darunter vermutet oder sie von dafür extra bezahlten „Klageweibern“ anbrüllen und beschimpfen lässt…dann kann es sein, dass die israelische Polizei sich der Sache annimmt. Das es Tage gäbe, an denen Juden das exklusive Recht hätten, den Tempelberg zu betreten ist eine so ungeheuerliche Lüge, dass mir fast die Luft wegbleibt! Fakt ist, Juden DÜRFEN den Tempelberg betreten, mit welcher Begründung auch nicht? Fakt ist, dass Juden jedes Gebet, jede religiöse Handlung oder das tragen religiöser Gegenstände von der Waqf verboten wurde. Fakt ist auch, dass das Oberrabbinat Juden generell vom Besuch des Tempelberges abrät – und der gesunde Menschenverstand empfiehlt es leider auch.

„Die Zeit“ ist leider nicht allein mit ihrer dreisten Verfälschung der Realität. Heute habe ich schon wieder einen solchen Brandfleck gefunden. In einer Dokumentation des RBB – „Bethlehem 2015“. Ich ahnte schon, in welche Richtung das wieder gehen würde: Die bösen Juden vertreiben durch die Besatzung die Christen aus Bethlehem. Kein Wort darüber, dass Bethlehem mitnichten unter israelischer Kontrolle steht, kein Wort über die Vertreibung erst der jüdischen und dann der christlichen Bevölkerung aus der Stadt infolge des Osloer „Friedens“. Kein Kommentar dazu, warum es Mauern, Checkpoints und Zäune überhaupt geben muss. Tendenziöse, weinerliche Gefühlsduselei mit Betroffenheitskommentaren und Beklemmungsbildern, das ist ARD-Berichterstattung aus Palästina. Es wird verdreht, verschwiegen und verharmlost. Man schafft es sogar nahtlos, Steine werfende Palästinenser in der einen Szene zu zeigen und Palästinenser in der nächsten Szene von ihrer Angst berichten zu lassen, von jüdischen Siedlern mit Steinen beworfen zu werden. Das da mit der Wahrnehmung grundsätzlich was nicht stimmen kann, fällt den Machern der Dokumentation nicht auf.

Entlarvendes gab es – vielleicht eher unabsichtlich – bereits nach zwei Sendeminuten. Die christlich-palästinensische Reiseleiterin bat zum Friedensgebet in der Geburtskirche Jesu und eine deutsche Reisegruppe wagt es, „Shalom Chaverim“ zu singen. Auf Hebräisch! „Gut gemeint, aber ein Fettnäpfchen“ sagt der Kommentator. Und die christliche Reiseleiterin meinte „…das macht man nicht! Auf Hebräisch in der Geburtsgrotte singen….das ist einfach nicht möglich“. Darauf der Kommentator, leider nur aus dem Off: „Warum eigentlich nicht?“.

Das hätte nach 2:20 Minuten schon das Schlusswort sein müssen, zeigt es doch genau das Grundproblem im Nahen Osten. Dieser alltägliche  Antisemitismus wird von den Menschen – besonders Europäern – nicht einmal mehr bemerkt. Immer wieder wird dreist behauptet  dass es Orte gibt, die Juden nicht betreten dürfen, an denen sie nicht leben und arbeiten dürfen und an denen es ihnen nicht erlaubt sei, ihre Sprache zu sprechen. Im nächsten Schritt spricht man ihnen in Palästina das Recht auf ihren Staat, ja, das Recht auf Leben ab. Ein Araber darf im Petersdom arabisch reden, aber die Benutzung der hebräischen Sprache soll ausgerechnet dort verboten sein, wo vor 2015 Jahren ein Jude geboren wurde? All die Toleranzapostel und Multikultiprediger in den deutschen Medien stehen bis zu den Knien in ihrer eigenen Scheiße aus Intoleranz und Antisemitismus und schauen auf der Suche nach der Ursache des Gestanks gern zum Horizont. Es stinkt aber aus der eigenen Hose.

Wechseln! Die Perspektive gleich mit!

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