Es ist also tatsächlich gut und lobenswert, Atomwaffen und insbesondere deren Test und Poliferation für ein Problem zu halten. Dass nach Hiroshima, Nagasaki, Mururoa, kaltem Krieg, Kim III. und wiederholten Vernichtungsdrohungen des iranischen Regimes in Richtung Israel endlich mal jemand darauf gekommen ist, wer hätte das gedacht! Das wurde aber auch langsam mal Zeit! Die ICAN, die „Internationale Kampagne für ein Atomwaffenverbot“ erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis – ich gratuliere! Eine mutige Entscheidung! Stößt doch das selbstlose und gefährliche Engagement der ICAN-Aktivisten gegen die allseits geliebten Atomwaffen international auf großen Widerstand und ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig, um den Menschen begreiflich zu machen, von diesen Dingern besser die Finger zu lassen – oder etwa nicht? Gehört womöglich gar kein Mut dazu, sich für die Ziele der ICAN einzusetzen? Außer vielleicht in Nordkorea, aber dort ist die ICAN ja wohlweislich nicht aktiv, sieht man vor harm- und wirkungslosen Protesten vor nordkoreanischen Botschaften ab, denen man für den politischen Proporz gern zeitgleich Proteste vor US-Botschaften beigesellt.

So kommt es, dass die ICAN weltweit nur Freunde hat und mit 468 Partnern in 101 Ländern an einer atomwaffenfreien Welt arbeitet, wozu auch die mutmaßlich letzten hinzugekommenen Atommächte Indien und Pakistan gehören, die, wenn sie nicht gerade auf ICAN-Konferenzen den Träumen von Abrüstung lauschen, sich gegenseitig den atomaren Revolver an die Schläfe drücken, um sich des Wohlwollens des jeweils anderen zu versichern. Mutmaßlich letzten, fragen sie sich? Ja, denn auf diese Einschränkung könnte man kommen, wenn man den Text des ICAN Germany vom 8.8.2017 anlässlich des Gedenkens an den Atombombenabwurf auf Hiroshima liest.

Dort heißt es: „Der Wissenschaftler Abdul Qadir Khan hat beispielsweise Pläne aus Urencos Urananreicherungsanlage in den Niederlanden geschmuggelt und so Ländern wie Iran und Nordkorea zur Atombombe verholfen.“ – Ein Faktum, dass alle Unterzeichners des Iran-Deals anders darzustellen versuchen. Nicht zuletzt der Iran selbst, der steif und fest seine absolut friedlichen atomaren Absichten beteuert – Drohungen in Richtung Israel betrachtet man ja gern als etwas schrullige Comedy. Diese lustigen Perser, sag ich dir! Kennst’e einen, kennst’e alle!

Seit dem Iran-Deal scheint das Mullah-Regime jedenfalls komplett vom Radar der ICAN verschwunden zu sein und selbst die Proteste der ICAN gegen die Atomwaffentests Nordkoreas stehen immer zusammen mit dem Protest gegen das Atomwaffenpotenzial der USA. Diese Herangehensweise betrachte ich eher als Ermutigung, sich mit diesen Waffen zu versorgen, als davon Abstand zu nehmen – denn wozu nukleare Enthaltsamkeit, solange die USA noch Nukes besitzen? Und wäre es nicht an der Zeit, dass die USA mit gutem Beispiel vorangehen und sämtliche Atomwaffen abschaffen würde, damit ihr die Welt freiwillig in eine strahlende Zukunft folgen kann? Was meinen Sie, keine gute Idee? Man könne die Polizei nicht vor der Mafia entwaffnen? Sie Kleingeist glauben eben nicht an das Gute in jedem Kim und Khomeini! Deshalb bekommt den Friedensnobelpreis ja auch das ICAN und nicht Sie!

Doch Spaß beiseite. Gegen Atomwaffen zu sein sollte in einer zivilisierten Welt längst Konsens sein und das ist es ja auch. Weder im Kreml noch im Weißen Haus lässt man – entgegen so mancher Unterstellungen – erwartungsvoll den Finger über dem Abschussknopf kreisen, um endlich mal wieder einen hübschen Atomkrieg vom Zaun brechen zu können. Aktuell gibt es nur ein Land, das ungeniert weiter testet und droht und noch mehr testet und noch mehr droht: Nordkorea. Doch ausgerechnet die Nordkoreaner haben von dieser kuscheligen NGO namens ICAN noch nie etwas gehört oder halten deren Aktivisten für das, was sie sind: Einhornstreichler und Eulen-Nach-Athen-Träger.

Bei der Gelegenheit möchte ich auch gleich einen Preisträger für 2018 vorschlagen: „Alle Menschen, die nichts Böses im Sinn haben.“ Die hatte nämlich erstaunlicherweise noch niemand auf dem Zettel und das Komitee könnte ein weiteres Mal auf Nummer sicher gehen. Total-Ausfälle wie „Ich-komme-in-Frieden“-Arafat und „Dronenkrieger“-Obama kann man sich nämlich nicht mehr leisten.

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3 Kommentare

  1. Ihren Vorschlag zur Verleihung des Friedensnobelpreises 2018 finde ich hervorragend. Nur erscheint mir die Satzstruktur doch etwas zu komplex und dürfte viele Menschen überfordern, auch die, die hier schon länger leben.
    Daher schlage ich vor, wir nennen den Preisträger 2018 einfach: „Alle Menschen doll lieb haben“.

    Das wird die Bösen in aller Welt erschüttern und -da bin ich ganz sicher- ihnen endgültig den Garaus machen.
    Ach wie schön, dass ich das noch erleben darf!

    • Aber jene, die gar nicht doll lieb gehabt werden, sondern gefürchtet wollen, werden den Preisträger von 2018 dann für einen verdammten Rassisten halten („baaah-akbar!!, liebhaben ist nur was für weiße alte reiche schwule zionistische Imperialisten!!“)
      Was machen wir dann?

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