Nun also doch. Tsipras bringt sich in Sicherheit, indem er ein Referendum durchführen lässt, bei dem er das griechische Volk über nichts weniger als den Verbleib im Euro abstimmen lässt. Das sagt er zwar nicht so explizit, er stellt die Frage anders: „Wollt ihr den totalen Sparkurs?“ und fügt gleich noch hinzu „Also ich will den auf keinen Fall!“.

Nicht dass ich hier falsch verstanden werde, das nun geplante Ausscheiden aus dem Euro halte ich für das Beste, was Griechenland derzeit tun kann. Die erratischen Handlungen der griechischen Regierung um das Ausscheiden herbeizuführen sind es, die mich fassungslos machen. Die Ankündigung des Referendums samt der Empfehlung mit Nein zu stimmen hat für klare Verhältnisse gesorgt. Für klar chaotische Verhältnisse. Es ist als hätte der Chefmeteorologe zur besten Sendezeit einen gigantischen Sturm angekündigt und  anstatt die Bevölkerung zur Ruhe zu gemahnen gesagt, er werde nun noch mal schnell einen Supermarkt plündern, weil ja morgen eh alles kaputt sei.

Das  wirklich schlimme an der Situation in Griechenland ist, das die Tsipras-Regierung nach dem Sturm immer noch an der Macht sein wird. Denn es wird das Volk gewesen sein, das Volk und die „Institutionen“, die den Grexit (der nun eher ein Graccident wird) verursacht haben werden. So zumindest wird Tsipras das der Welt verkaufen. Griechenland wird danach zwar mit einer geeigneteren Währung, aber ohne eine fähige und mutige Regierung, ohne Konzepte, ohne Reformen und ohne Freunde dastehen.

Ich ging noch vor einer Woche davon aus, dass die griechische Regierung sich nochmal so irgendwie durchschummelt und Reformlisten unterschreibt, die sie nie vor hat umzusetzen. Die Gläubiger würden jubeln obwohl  sie genau das auch wissen und zähneknirschend Geld nach Athen überweisen. Nun, es kommt offenbar anders.

Liebe Griechen,

wenn ihr am 5.7. zu den Urnen geht, um dem „Sparkurs“ eine Absage zu erteilen, denkt an Kalifornien!  Stellt euch vor, die Bürger dort hätten die Nase voll davon, Wasser sparen zu müssen (mehr als 25% pro Jahr) und würden die Wasserhähne wieder voll aufdrehen, weil sie die Demütigungen der örtlichen Wasserversorger nicht mehr ertragen können. Wasser ist leider eine endliche Ressource. Genau wie Geld und Geduld.

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