Soll ich über den Krieg schreiben? Ich wage es kaum, denn alle Vokabeln, die mir dazu einfallen, sind mit dem Fluch des Misstrauens belegt. Nichts, absolut nichts was man darüber schreiben kann, ist geeignet, einen Konsens über das zu erzielen, was in der Ukraine passiert. Kein Datum, kein Schuss, kein Opfer. Schreibt man „Krieg“, ist man von den Amerikanern bezahlt, schreibt man „Opfer“ verhöhnt man die verletzten Sicherheitsinteressen der Russen und verbreitet ukrainische Propaganda. Schreibt man „Frieden“, ist man ein Träumer, sagt man „Waffen“ ist man ein Kriegstreiber. Und doch muss ich das alles mal aufschreiben, denn alle diese Widersprüche trage ich auch in mir. In die Welt getragen wird es dann schnell ungemütlich, weil die Zerrissenheit offensichtlich quer durch alle Meinungsteilmengen in diesem Lande geht. Ein weiterer kompromissloser Großkonflikt, ein weiterer Riss.

Glaubt man den Apologeten Putins, rechtfertigt keine Provokation jemals in der Geschichte ein amerikanisches Eingreifen, jedoch jede auch nur empfundene Kränkung oder Bedrohung einen russischen Einmarsch. Amerikanische Kriege seien stets kolonialistische Landnahmen, während russische Panzer nur Ordnung erzwingen, wo Chaos droht. Vermutlich, weil sie direkt zum Ziel rollen können und nicht per Schiff ankommen, wie sich das für Kolonialisten seit je her geziemt, aber was weiß ich schon. Doch während der russische Präsident, der für die Kamera mit freiem Oberkörper reitet, im Alleingang antike Schätze im Meer findet und nahe Sotchi eine streng bewachte Riesendatscha samt Flugverbotszone besitzt, vielen immer noch als adorabel gilt, verderben seinem ukrainischen Gegenüber Comedy-Karriere, Malibu-Villa und eine Nase voll Koks nicht nur jede Legitimität, sondern es erlischt sogar wie selbstverständlich sein Recht auf Selbstverteidigung und das aller anderen Ukrainer gleich mit.

Nun, zumindest über eines darf sich der deutsche Putinfreund sicher sein: ihr Idol sieht das genauso. Schließlich gehört der Rücktritt des „Selenskyj-Regimes“ zu den unverhandelbaren „Friedensforderungen“ des Kremlfürsten. Im verunsicherten Deutschland mangelt es nicht an guten Ratschlägen für beide Kriegsparteien, wobei die Bandbreite der Empfehlungen von sofortiger bedingungsloser Kapitulation der Ukraine bis zur Forderung nach direktem NATO-Kampfeinsatz im Donbass reicht. Auch bei der Frage der Legitimität des russischen Einmarsches ist alles vertreten, wenn auch nur wenige so weit wie Putin selbst gehen würden und der Ukraine das Existenzrecht glatt absprechen.

Meist läuft die Verteidigung auf ein wortreiches „selber Schuld, Ukraine!“ hinaus, weil Putin gar nichts anderes übriggeblieben sei, als gegen die „bis an die Zähne bewaffnete“ Ukraine vorzugehen, die sogar erwog, sich atomar zu bewaffnen und durch ihre Affinität für NATO und EU zur Bedrohung Russlands geworden sei. Es klingt ganz so, als empöre sich der Fuchs über die Stacheln des Igels, denn die Frage, was zuerst da war, die Bedrohung oder das Bedürfnis, sich vor ihr zu schützen, ist nicht ganz so leicht zu beantworten wie der Kreml es darstellt.

Es ist zu spät, Henne-Ei-Paradoxien zu erörtern, denn seit zwei Monaten kommt niemand mehr an dem einzig relevanten Fakt vorbei: nicht die Ukraine hat Russland überfallen, es war genau umgekehrt. Und egal über welchen Aspekt der Rechtfertigung oder über welchen möglichen Ausgang dieses Krieges wir auch reden: Russland ist der Aggressor und nichts rechtfertigt einen Angriffskrieg. Schreiben wir das den Amerikanern nicht seit 50 Jahren bei jeder Gelegenheit ins Stammbuch?

Grundsätzliches

Bei der Betrachtung der Ukraine gehen meiner Meinung nach sowohl Russland als auch die EU von falschen Annahmen aus. Über die falsche Annahme Putins, er würde mit offenen Armen empfangen, ist viel geschrieben worden. Auch Vorauseilendes in der eigenen Propagandaabteilung, wie wir belustigt zur Kenntnis nahmen. Ob Putins Darstellung, die Ukraine sei in Toto ein vom Westen gepäppeltes faschistisches Aufmarschgebiet gegen Moskau, wirklich so in seinem Kopf steckt oder nichts als ein Casus Belli der Sorte „Gulf of Tonkin“ ist, um von der Kreml-Propaganda zweckmäßig verwendet zu werden, wissen wir natürlich nicht. Die Illusionen des Westens liegen jedenfalls in falschen Vorstellungen davon, wie die Ukrainer so ticken. EU-Beitritt, NATO-Beitritt und was alles sonst noch in Aussicht gestellt oder gar beschleunigt werden soll, kontrastieren stark mit dem umfangreichen Katalog an Voraussetzungen, die ein Land erfüllen muss, um in diesen Organisationen Mitglied werden zu können. Keine ungeklärten Gebietskonflikte mit den Nachbarn zu haben, ist nur eine davon. Eine Korruptions- und Oligarchenwirtschaft, die selbst einige der notorischsten EU-Mitgliedern zur Schande gereichen würde, kommt noch oben drauf auf die Liste der prinzipiellen Hindernisse.

An dieser Stelle rächt sich die schlechte Angewohnheit des Westens, es im ideologischen „Notfall“ mit der Wahrheit nicht allzu genau zu nehmen. (Sowas könnte man zur Erinnerung an EZB-Chef Draghi auch „Whatever It Takes-Moment“ nennen.) Denn wer heute zur Verteidigung der Ukraine vorbringt, NATO und EU-Beitritt lägen für Kiew abseits aller Versprechen und Anküdigungen rein faktisch noch weiter weg als eine dauerhafte Besiedelung des Mars, dem wird entgegengehalten, dass es die NATO mit ihrem reinen Selbstverteidigungszweck ebenso wenig genau nimmt, wie die EU mit ihren Konvergenzkriterien und Verträgen, wenn eine Lüge der vermeintlich guten Sache der expansiven Brüsseler Bürokratie dienlich sei.

Im selben Dilemma befinden sich die Medien, die seit Jahren für jede Panik zu begeistern sind, wenn sie nur dem „Current Thing“ durch absichtsvolles Verbiegen oder Verschweigen von unerwünschten Fakten dient. Dieselben Medien, die ihre Leser seit Jahren mit Klima und Corona durch Albträume jagen, sollen es nun mit der Kreml-Kriegspropaganda nach dem Motto „Ehrlich, diesmal wirklich! Großes Aktivistenehrenwort!“ aufnehmen? Dasselbe Bild des Jammers bietet unsere Politkaste in Berlin und Brüssels und ich muss schon tief in die Kiste mit den Kalauern greifen, um die Widersprüche auszuhalten: Es ist allemal besser, eine unfähige Regierung zu haben als eine, die zu allem fähig ist.

Doch allzu leicht sollte man es der „Wir-sind-ja-auch-nicht-besser-als-die-Russen“-Fraktion nicht machen, die genüsslich und nicht zu Unrecht darauf verweist, wie sich etwa die Familie von US-Präsident Biden in der Ukraine bereichert hat, als ließe sich daraus irgendeine Rechtfertigung ableiten, warum eine von allen Seiten ausgeplünderte Ukraine nun zu Recht unter das russische Modell der Oligarchie gezwungen werden dürfe. Wäre das denn auch nur einen Deut besser? Ein ganzes Land als Spielball, als Wanderpokal, als Diebesbeute, die nur der eine dem anderen Gangster abjagen würde? Die Ukrainer jedenfalls werden nicht gefragt, ihre Interessen nicht in Rechnung gestellt und doch erheben sie die Stimme um zu rufen: „Hallo? Geht’s noch? Können wir bitte später klären, ob wir zu konservativ, zu homophob, zu korrupt oder sonst was sind? Die Russen stehen nämlich gerade in unserem Land und schießen auf uns. Wir brauchen Hilfe!“

Putin, gekommen, um zu bleiben

Gönnen Sie sich das zweifelhafte Vergnügen und lesen Sie aufmerksam den Artikel „Was soll Russland mit der Ukraine machen?“ von Timofey Sergeytsev in der Riu Novosti, liebe Leser. Er ist inzwischen geradezu klassisch, denn er zeichnet ein sehr klares Bild dessen, was Putin die Russen unbedingt wissen lassen wollte. Mein Russisch ist zu eingerostet, um dem Original folgen zu können, doch dank Google-Übersetzer und klarer russischer Grammatik haucht einen auch in der Übertragung ins Deutsche das Absolute an. Auf der einen Seite steht für Sergeytsev das „absolut Gute“, natürlich Russland. Auf der andern die Fratze des Weltfaschismus, der es nur in Russland nicht schafft, Fuß zu fassen. Auf dieser Seite stehen Sie, liebe Leser, und ich und überhaupt alle, die auch nur leise Zweifel am russischen „Frühjahrsputz“ vor dem 9. Mai äußern.

Wer also den Putin eigentlich ganz knorke findet und vielleicht lediglich kritisiert, dass er seine Panzer statt mit dem lateinischen „Z“ doch besser mit einem kyrillischen Buchstaben hätte kennzeichnen sollen, ist schon Feind und muss interniert, bestraft und umerzogen werden. Man möge sich nicht darüber täuschen, welches Maß an Widerspruch Putin gerade noch tolerieren kann, um jemanden in Ruhe zu lassen. Appeasement funktioniert hier nicht. Im Kreml ist man auch nicht besorgt, verärgert oder sogar verängstigt darüber, was der Westen tut oder unterlässt. Man stört sich nur daran, dass es ihn in all seiner Widersprüchlichkeit und brüchigen Allianz überhaupt noch gibt. Was könnte denn folgen auf die „Entnazifizierung“ der Ukraine, die nichts als ein Herzensprojekt des urfaschistischen Westens sei? Ich denke, da kommen Sie selber drauf, liebe Leser. Den 9. Mai feiert man in Moskau jedes Jahr mit einer Parade.

Was heißt das nun für die Ukraine? Ich bin kein Militärexperte und will auch nicht so tun, als könnte ich auch nur im Ansatz beurteilen, wie die Chancen der Ukraine stehen, aus diesem Krieg mittelfristig als funktionierender Staat herauszukommen. Doch sind mir in letzter Zeit einige Floskeln aufgefallen, die von unseren Medien, Politikern und auch einigen Großsprechern auf Facebook und Twitter immer wieder verwenden werden, ohne dass jemand den Gehalt dieser Redewendungen in Frage zu stellen wagt. Vielmehr sind sie stets gedacht als finales Argument, eine unbequeme Diskussion zu beenden. Hier einige Beispiele:

„Wann haben Waffenlieferungen je einen Krieg beendet?“

Die Gegenprobe der pazifistischen Vorstellung, dass Kriege nicht von Staaten, sondern von Waffen geführt werden, lässt sich mit einem einzigen Hinweis führen. Ironischerweise betrifft das historische Beispiel ausgerechnet die Sowjetunion, deren Untergang Putin bekanntlich für die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts hält. Denn es war das 1941 unter Roosevelt eingeführte „Leih- und Pachtgesetz“, dass es den USA erlaubte, Militärtechnik und Ausrüstung in riesigen Mengen an Stalin zu schicken, damit der im Kampf gegen Hitlers Armeen wieder Boden unter Füße bekam. Fahrbarer Untersatz der sogenannten „Stalinorgeln“ waren beispielsweise amerikanische Studebaker-Lkw.

„Putin musste einfach handeln und für den Schutz der verfolgten russischen Minderheit in der Ukraine sorgen.“

Das Fürsorger-Argument halte ich für besonders perfide. Doch auch hier haben wir ein Henne-Ei-Problem, für das es auf jeder Seite eine andere Erklärung gibt. Was war wohl zuerst da, der Versuch der Abgrenzung gegenüber einer Bevölkerungsgruppe, die als „unsicherer Kantonist“ gilt, oder das Werben, Umschmeicheln und die „ihr gehört zu uns“ und „ihr seid besser als die“ Lockrufe einer fremden Macht, die gern eine „dritte Kolonne“ hätte, zu deren Rettung herbeigeeilt werden kann? Und bevor sie jetzt sagen, die ukrainische Politik gegenüber der russischen Minderheit sei kurzsichtig und dumm gewesen, weil man zum Beispiel darauf bestand, dass Ukrainisch die einzige offizielle Landessprache sei und nun bekäme man eben die Quittung dafür, überlegen Sie kurz.

Würden Sie das auch gelten lassen, wenn Recep Tayyip „Integriert euch nicht“ Erdoğan die freie türkische Republik Köln-Ehrenfeld ausruft oder die libanesische Armee ein Bataillon Heimatschützer ohne Hoheitszeichen zum Schutz der Bevölkerung in Berlin-Neukölln stationierte? Könnte sich die Insel Rügen entscheiden, wieder schwedisch zu werden, weil 51,9% bei einer Umfrage so votiert haben? Oder noch besser: lassen wir doch die Südtiroler abstimmen, ob sie wieder zu Österreich gehören wollen! Ist doch egal, was die Italiener davon halten, die sprechen ja kein Deutsch! Und was ist mit der Republik Moldau, deren Präsidentin aus Moskau schon mal zu hören bekommt, sie gehöre in den „Mülleimer der Geschichte“? Es gibt immer irgendwo eine Minderheit zu verteidigen, wenn man das will. Es kommt auf die Definition der „Unterdrückung“ an, die man zu beseitigen wünscht.

„Die ganzen Nachrichten über Gräuel und Kriegsverbrechen der russischen Armee sind nichts als Fälschungen und Lügen!“

Richtig ist, dass im Krieg auf beiden Seiten gelogen wird. Wir haben allen Grund, skeptisch gegenüber Meldungen zu sein, nicht nur gegenüber den russischen. Über die Zeit betrachtet kann man jedoch schon durch die Anzahl der Meldungen und Quellen eines mit Sicherheit sagen: 1) Den Preis für die russische Invasion bezahlt die ukrainische Zivilbevölkerung mit Leben und Gesundheit. 2) Die Zerstörung der Infrastruktur erreicht örtlich das Ausmaß von 1945 zerbombten deutschen Städten. 3) Es gibt Kriegsverbrechen, auch auf der Seite der Ukraine. 4) Man kann nicht gleichzeitig vor drittem Weltkrieg und der atomaren Apokalypse warnen und den Ukrainern vorwerfen, sie wären vorwiegend damit befasst, Theateraufführungen von Kriegsverbrechen in Szene zu setzen. Wäre es so, würde man nicht die Lieferung von Waffen, sondern von Schminke und Theaterblut fordern. 5) Ceterum censeo… Russland hat die Ukraine überfallen, nicht umgekehrt.

„Waffenlieferungen an die Ukraine verlängern den Krieg“

Eine belanglose Binse. Man könnte auch sagen, wer früher kapituliert, ist länger besetzt. Oder: „Entschärfe dich!“, sprach der Konflikt zur Mine. „Du zuerst“, antwortete die Mine. Wie so viele dieser Spiegelfechtereien wird auch in dieser Phrase völlig ausgeblendet, was die Ukrainer eigentlich wollen. Damit meine ich ausdrücklich nicht deren Präsidenten, sondern die Soldaten und Freiwilligen, die sich in aussichtsloser Lage verbarrikadieren oder wie gerade heute in einem Stahlwerk nahe Mariupol ausharren. Die warten seltsamerweise auf Nachschub und nicht auf den Ruf „Ihr dürft jetzt nach Hause gehen, die Deutschen schicken endlich keine Waffen mehr!“

„Wenn wir schwere Waffen liefern, provozieren wir Putin zum Atomschlag!“

Man sieht es nicht gleich, aber hier eine typisch westliche Arroganz am Werk. Gerade bei jenen, die versuchen, ihre tief sitzende Angst vor den Russen in Verständnis und Zustimmung zu verwandeln. Die Gefahr des Einsatzes taktischer Atomwaffen ist tatsächlich gestiegen, doch seltsamerweise funktioniert Putins Abschreckung im Gegensatz zu unserer. Die innenpolitischen Folgen des Einsatzes solcher Waffen in einem Konflikt, der nach eigener Darstellung nicht mal ein Krieg ist und dann auch noch gegen eine Region, die Putin selbst zum „Herz Russlands“ erklärt hat, wären jedoch kaum auszudenken. Vom direkten atomaren Angriff auf die NATO wollen wir lieber schweigen.

Doch die typisch deutsche Frage, welche Waffen man gerade noch liefern könne, ohne von den Russen aus Kriegspartei behandelt zu werden, ist geradezu infantil! Macht es für Putin einen qualitativen Unterschied, ob eine seiner Panzerbesatzungen von einer deutschen Panzergranate aus einem Leopard-Panzer oder einer RPG am Schultergurt ausgelöscht wird? Ist das eine besser, humaner, weniger kriegerisch als das andere? Macht eine amerikanische RPG Putin weniger wütend als eine deutsche?

Und woher kamen eigentlich all die Waffen, die in den Kriegen in Korea, Vietnam oder Irak gegen die USA eingesetzt wurden? Ist nicht Russland einer der größten Waffenexporteure der Welt und seine Waffen überall auch auf Amerikaner, Briten, Franzosen oder auch deutsche Soldaten gerichtet? Ich kann mich ja täuschen und dann müssen Sie mir das sagen, liebe Leser. Aber mal abgesehen von bösartigen journalistischen Unterstellungen hatte doch selbst unter Trump niemand wirklich Angst davor, die USA würden aus gekränkter Ehre, Angst vor Umzingelung oder weil einer ihrer Kriege nicht so gut lief und sie dort mit russischen Waffen angegriffen wurden, die Atomkarte spielen.

Der alte, starrsinnige und kolonialistische Westen, der angeblich stets falsch, überstürzt und egoistisch handelt, lässt sich von sowas seltsamerweise nie beeindrucken. Wir streuen unsere Waffen (wie neulich Präsident Biden in Afghanistan) sogar derart großzügig unter unseren Feinden aus, dass wir die Chancen verbessern, von unseren erklärten Feinden mit unseren eigenen Waffen getötet zu werden! In der übersteigerten Angst vor offener Unterstützung der Ukraine wirkt das Vorurteil der gesenkten Erwartungen, selbst bei denen, die großes Verständnis für die Kriegsziele Putins haben. Ich vermute deshalb, dass sich die Zustimmung zur russischen Invasion bei einigen meiner Landsleute weniger aus echter Verehrung oder dem Wunsch nach „ausgleichender Gerechtigkeit“, als vielmehr aus der geringeren Erwartung an die Impulskontrolle der Russen speist.

Und nun?

Habe ich schon erwähnt, wie ratlos ich bin? Es ist Krieg und da sind all meine kleinen Analysen und schlau daherredenden Analysen nichts mehr wert. Ich vermute mehr als ich weiß, kenne weder die Lage vor Ort noch Pläne der Angreifer und Verteidiger genau, sehe aber die Bestrebungen der Russen, die wahren Ausmaße des angerichteten Schreckens zu vertuschen, wie es alle Aggressoren schon zu allen modernen Zeiten getan haben. Dieser Krieg könnte morgen vorbei sein oder noch Jahre dauern. Entschieden wird darüber einzig und allein in der Ukraine, nicht in Moskau, nicht in Berlin.

„Der Westen ist bereit, bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen und nach der Niederlage Kiews“ , Bild und Text: Riu Novosti

Die Zyniker unter den Putinfreunden sprechen gern davon, dass „der Westen die Ukraine bis zum letzten Ukrainer verteidigen“ werde – ein Satz, der wörtlich aus dem Propagandastück der Riu Novosti stammt und die Ukrainer zu willenlosen Handlangern erklärt, die sie aber offensichtlich nicht sind. Für den Anfang wäre es schön, wenn man dieses auch über die deutschen Appeaser Moskaus sagen könnte.

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13 Kommentare

  1. > „Putin musste einfach handeln und für den Schutz der verfolgten russischen Minderheit in der Ukraine sorgen.“

    Ich wollte mal etwas aus zweiter Hand berichten. Ich kenne da einen ITler, der ursprünglich aus der östlichsten Ostukraine stammt, nach den Sezessionsbestrebungen in Mariupol landete, und nun in Donetsk festsitzt. Der Dieser sagte in etwa Folgendes:

    1. Diejenigen, die zuerst einen Anschluss an Russland wollten, und immer noch die Mehrheit derjenigen bilden, sind alte Säcke, die in der Ukraine keine Rente bekamen, und deshalb die Gibs wollten, die sie in Russland bekämen. Hinzu kamen Kommunisten und psychisch Kranke, der ganze Aussatz der Gesellschaft, die von russischen Geheimdienstlern mit Waffen und Zwietracht sähenden Einflüsterungen versorgt wurden, und kommunistische Spinner aus der ganzen Welt, die ohne jede Befähigung Revoluzzer spielen wollen. Azov sind Helden, die ihre Heimat verteidigen.

    2. Donetsk war vor 2014 eine der wohlhabendsten Städte der Ukraine, aber nachdem die Separatisten übernommen haben, gab es keinen Handel mehr, und die Wirtschaft ging bergab. Vor Ausbruch des aktuellen Krieges lebten die Leute dort von ungefähr $80 pro Monat.

    3. Mariupol war mit Azovstal mehr oder weniger das Industriezentrum der ganzen Sovietunion, und war auch in der Ukraine dementsprechend wichtig, und die Wirtschaft der gesamten Region um Mariupol herum hängt davon ab. Nun wurde das Werk zerstört, und damit die Wirtschaft der ganzen Region.

    4. Im Augenblick (Stand vor einer Woche) geht derjenige von dem ich das habe nicht vor die Tür, und hält sich versteckt, weil da Greifkommandos herumlaufen, die jeden für ihren Volkssturm einziehen, dessen sie habhaft werden können. Allerdings geschieht dies sehr chaotisch, und die gehen nicht von Haus zu Haus, und wissen nicht, wer wo ist.

    5. Ein nennenswerter Teil der russischen Armee sind keine Soldaten, sondern „Riot Police“ Einheiten aus Russland, die nur wissen wie man Zivilisten herumschubst, welche vor ihrer gesetzlichen Authoritäh kuschen, die nun jedoch von richtigen Soldaten zusammengeschossen werden.

    6. Maximal die Hälfte der russischen Soldaten würden als „Weiße“ durchgehen. Die Mehrheit sind Asiaten oder „Churkas“, sprich sind auch optisch Landfremde.

    Ist jetzt nur ne subjektive Aussage aus zweiter Hand, aber ich halte sie für relevant, weil ich es stark bezweifle, dass die Bevölkerung in diesen Gebieten und unter diesen Umständen sehr viel Sympathie für die Russkis hat. Übrigens halte ich Punkt 4 für ein Argument gegen Meldepflicht und sehe Punkt 5 als Argument dafür, dem Staat so weit die Ressourcen zu entziehen, dass er seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen kann. Nur mal so an die Recht&Ordnung Fraktion gerichtet.

    Darüber hinaus:

    > Würden Sie das auch gelten lassen, wenn Recep Tayyip „Integriert euch nicht“ Erdoğan die freie türkische Republik Köln-Ehrenfeld ausruft oder die libanesische Armee ein Bataillon Heimatschützer ohne Hoheitszeichen zum Schutz der Bevölkerung in Berlin-Neukölln stationierte? Könnte sich die Insel Rügen entscheiden, wieder schwedisch zu werden, weil 51,9% bei einer Umfrage so votiert haben? Oder noch besser: lassen wir doch die Südtiroler abstimmen, ob sie wieder zu Österreich gehören wollen! Ist doch egal, was die Italiener davon halten, die sprechen ja kein Deutsch!

    Das würde ich alles unterstützen, und zwar deshalb, weil Selbstbestimmung vorzuziehen ist, während Zwangsintegration dazu führt, dass die Leute ihre Kultur und ethnische Zugehörigkeit aufgeben müssen, was ohnehin nicht klappt, deshalb nur zu einem Polizeistaat führt, der mit Gewalt die Probleme übertünchen soll, nur damit die Bevormundungswichser ihre Allüren weiter ungehindert ausüben können. Integration ist imperialistisch und genozidal, und Russland ist das beste Beispiel eines imperialistischen und multikulturellen Dreckslochs in dem niemand leben will.

    Außerdem gehört Berlin zu den Städten, von denen ich hoffe, dass sie im kommenden Weltkrieg mit Neutronenbomben weggeputzt werden (um die Architektur zu erhalten). Köln übrigens auch. Und Bremen, Hamburg, München, und auch sonst alles was Links und Divers ist. Nichts von Wert ginge verloren. Tel Aviv jedoch nicht, denn das ist weit weg, und geht mich nichts an. Ich möchte das unterstreichen, weil ich denke, dass da in jüngerer Vergangenheit ein Missverständnis aufkam.

    Abgesehen davon hätte ich ne Frage: Kann ich, als Nazi, mich nicht allmählich auch als unterdrückte Minderheit fühlen, den Opferbonus in Anspruch nehmen, und Entschädigungen für erlebten Hass und erlittenes Unrecht meiner weltanschaulichen Gruppe fordern? Und natürlich auch das Recht, nicht wegen meiner Weltanschauung diskriminiert zu werden? Russlands Vorgehen, das übrigens in vielerlei Hinsicht an Russlands Vorgehen im zweiten Weltkrieg erinnert, legt diese Forderung ja nahe, da kann man das ja schonmal ansprechen.

    P.S.

    > Die innenpolitischen Folgen des Einsatzes solcher Waffen in einem Konflikt, der nach eigener Darstellung nicht mal ein Krieg ist

    Doch, das ist mitlerweile ein Krieg, beziehungsweise wird wahrscheinlich am 9. Mai zu einem erklärt werden, wofür die Medien derzeit die propagandistischen Vorbereitungen treffen. Mehr dazu hier: https://static.rusi.org/special-report-202204-operation-z-web.pdf

    > „der Westen die Ukraine bis zum letzten Ukrainer verteidigen“ werde – ein Satz, der wörtlich aus dem Propagandastück der Riu Novosti stammt

    Zumindest die Redewendung, dass „Israel bis zum letzten amerikanischen Soldaten verteidigt“ werde, ist schon sehr viel viel älter, und ist gängiger Konsens in den Chans, und ich denke, dass in diesem Spruch der Ursprung liegt. Abgesehen davon war der Spruch, wie ich ihn kenne, auch von Anfang an, dass „der Jude Zelensky die Ukraine bis zum letzten Ukrainier verteidigen“ werde, und nicht die entschärfte Version, die Du zitiertest.

    Die Propaganda der Russen ist ne Mischung aus der Boomer-Propaganda der Neocons und der Memetik der Chans, die die russischen Staatsmedien und Bezahlschreiber nur kopieren, und zwar schlecht.

    Die haben in den Chans übrigens schon vor ihrem Überfall die Ukrainer als kleine Schweinchen geframed, hatten, neben „Poccner Stronk Poccner guut“ Membildern auch jede Menge Neue und spezifische Meme vorrätig, in denen gängige Meme so abgewandelt wurden, dass Nicht-Verräter-Westler als NPCs dargestellt wurden, die nahtlos von Covid auf Russlandfeindschaft umprogrammiert wurden, und dergleichen. Und es gab ne riesige PsyOp, bei der sämtliche Chans und dergleichen bis zur Unbenutzbarkeit von Russenbots geflutet wurden, die alle gleichzeitig so ziemlich jedes mögliche Narrativ pushten, so lange es nur Russland als gut, und den Westen als schwach/böse darstellte, und die Ukrainer sollten halt dankbar sein, sind keine richtige Nation, und müssen entnazifiziert werden. Egal was, egal wie widersprüchlich, es wurde gepusht. Dieses Entnazifizierungs-Zeug kam sogar von Bots, die sich selbst als Nazis oder weiße Nationalisten ausgaben, und die sagten, dass Putin ein geheimer Nazi ist, der nur deshalb die Akten, die beweisen, dass der Holocaust Fake News ist, zurückhält, weil dies in Russland politischer Suizid wäre, da das Land seine ganze Identität darum aufgebaut hat, im zweiten Weltkrieg die Guten gewesen zu sein, die von den bösen Faschisten angegriffen wurden. Aber der Westen ists, der im Begriff ist die weiße Rasse auszulöschen, und gegen hat Putin nun den Kampf aufgenommen! Und der Krieg ist dazu da, um die Ukraine von Gruppen wie Azov zu befreien, weil diese dafür kämpfen, dass die Ukraine vom Westen mit Asylanten geflutet wird. Die werden auch von Israel mit Waffen versorgt, und von jüdischen Oligarchen finanziert.

    Naja, ich nehme mal an, dass die psychisch Kranken in Donetsk ähnliche Propaganda zu hören bekamen. Sovietpatrioten, Rentner die Sozialstaat wollten, und Kaputte, die auf Einflüsterungen hörten, sowie landfremde Revoluzzer aus der ganzen Welt, waren die Mischung, die vom FSB zu einer Separatistenbewegung gemacht wurden.

  2. Ich glaube Putin kann diesen Krieg nicht gewinnen. Nur ein rascher „Blitzsieg“ wie auf der Krim hätte als Sieg gelten können. Der zweite Angriff, der jetzt anläuft ist Putin aufgezwungen, da für ihn die Alternative Aufgabe des Krieges und Rückzug nicht in Frage kommt. Die Ukrainer werden weiter kämpfen und die Zeit läuft für sie. In Wirklichkeit, und das wird tunlichst geheim vor sich gehen, wird die Ukraine gewaltig aufgerüstet. Dieser Krieg stellt vielleicht einen Wendepunkt in der Kriegstechnik dar. Die Raketen dominieren das Geschehen. Der Panzer beherrscht nicht mehr das Schlachtfeld und kann aus grosser Entfernung von einzelnen Soldaten oder einem kleinen Team ausgeschaltet werden. Wahrscheinlich kommt daher auch der zweite Angriff bald zum stehen. Ein Stellungskrieg wird folgen. Einen solchen Abnutzungskrieg kann Putin auch nicht gewinnen. Die USA können liefern und liefern und liefern. Russland steht das wirtschaftlich nicht durch. Am Ende wird Putin vor der Entscheidung stehen, ob er seine mühsam aufgebaute Armee aufreiben lässt und dann womöglich im fernen Osten völlig ohne Schutz dasteht, oder eben doch den Rückzug antritt. Grausam für alle Beteiligten, aber realistisch.

    • >Am Ende wird Putin vor der Entscheidung stehen, ob er seine mühsam aufgebaute Armee aufreiben lässt und dann womöglich im fernen Osten völlig ohne Schutz dasteht, oder eben doch den Rückzug antritt. Grausam für alle Beteiligten, aber realistisch.

      Nukleare Eskalation wär doch auch ne Option, oder halt den Westen so weit zu destabilisieren, dass dieser mit sich selbst beschäftigt ist, und sich nicht mehr in fremde Angelegenheiten einmischen kann.

      Ich hörte einen US Diplomaten bereits sagen, dass der schläfrige Joe nicht militärisch darauf reagieren würde, wenn der Putin ein Nato-Land nuked, so lange es bei einer einzelnen Explosion bleibt. Man ist ja nicht wahnsinnig. Stattdessen würde man mit Sanktionen antworten. Und Sanktionen jucken jetzt auch niemanden mehr. Also ist MAD außer Kraft gesetzt, und einer gesunden Eskalation steht nichts mehr im Weg.

      Ebenfalls ist absehbar, dass Afrika bald die Nahrungsimporte aus der Ukraine fehlen werden, die eher nicht aus Odessa raus kommen, wenn sie denn überhaupt angebaut werden. Und wenn Nahrung teuer wird, gibt es in Afrika Unruhen. Und auf Unruhen folgen Flüchtlingsströme Und hey, weiß noch jemand, was vor kurzem an der Weißrussisch-polnischen Grenze war? Ich frage mich ja, ob die sich diesmal lieber weiter destabilisieren lassen, oder obs MG-Nester gibt, und was diejenigen, die jetzt nunmal da sind, in Westeuropa zu den MG-Nestern sagen werden, und wie sie auf diverse Einflüsterungen reagieren, wenn sie sich aufgrund der Inflation (Dollar und Euro verlieren gerade ihren Status als Handelswährungen) nichts mehr von ihrem hart verdienten HIV leisten können.

      Naja. Mein Narrativ für dieses Jahr:

      Der Kriegsgott ist wütend, weil in Europa schon für zu lange Zeit kein Blut mehr geflossen ist. Er verlangt jetzt nach dem Blut der Pazifistenschweine. Opfert ihm das Blut der Pazifistenschweine! Tötet die Pazifistenschweine! Blut für den Blutgott! Schädel für den Schädelthron!

      • Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Du mit dem Narrativ besser für Marvel oder für DC Drehbücher schreiben solltest. Das Schlimme ist aber, dass auch in den verrücktesten Comics oft ein Körnchen Wahrheit steckt. Denn wenn der Westen den ärmeren Ländern das Getreide vom Weltmarkt wegkauft, steigt Afrika in die Schiffe.

  3. Ihr Artikel ist sehr gut. Das Thema emotionalisiert mich naturgemäß auch und entsprechend finde ich es ganz schwierig, Leute, die es anders sehen als ich, zu verstehen. Sie haben natürlich recht, dass die Spaltung durch alle Milieus geht, aber ich fürchte, dass im Moment die konservative Seite bei dem Thema öfter falsch liegt als die linke.

    In Deutschland ist das weniger stark ausgeprägt als im englischsprachigen Raum. Und ich denke, dass das der frühen Geistesgegenwart von „Achgut“ und „Tichys Einblick“ zu verdanken ist.

    Man muss wissen, dass für amerikanische Kommentatoren die Ukraine im Grunde nur wieder so ein weiterer Wüstenstaat im Nahen Osten ist, den man schon wieder irgendwo auf der Landkarte suchen müsste. Und „Friede“ ist deutlich weniger rechercheaufwändig, zumal ja der YouTube-Algorithmus zur Diskriminierung kleiner Accounts gegenüber großen Medienhäusern häufige Uploads sichtbarer macht. Auf dem Schreibtisch liegt auch noch die Empörung über die ein oder andere Giftmischerin, die im Knast von einer Transsexuellen vergewaltigt wurde, und das ist ja auch irgendwie kriegsentscheidend oder so.

    Sie haben den Timofey-Sergeytsev-Schrieb verlinkt und das ist es auch, was mir bei vielen fehlt: der Blick auf das, was die andere Seite tatsächlich sagt. Es ist schon im englischsprachigen Raum, wie erwähnt, schwierig, Leute zu finden, die sich alle Seiten anhören und in die Konfliktlage einarbeiten. Im deutschen Raum gibt es – mit Ausnahme von Achgut und Tichy – die Pole Zelensky-Derangement-Syndrome und Schluchz-Story-Marathon. Da gibt es erschreckend geringes intellektuelles Interesse, die Lage zu verstehen. Viele hier scheinen das Land auch nicht auf der Karte zu finden. Tipp: Es ist nah.

    Ich möchte noch einen YouTube-Kanal empfehlen.
    https://www.youtube.com/channel/UC6-33VO9eerq9MXFaivi0gg
    Vlad Vexler ist Russe, spricht ausgezeichnet englisch und hat einen sehr informativen, nüchternen Blick auf die Lage.

    Prof. Christian Rieck hatte neulich auch ein großartiges Interview (in zwei Teilen) mit Anna Wendland geführt. Die Frau ist Historikerin, Osteuropa-Expertin und Spezialistin für Kerntechnik. Es sagt alles über dieses unsrige Land aus, dass sie bislang vergleichsweise unbekannt geblieben ist.
    https://www.youtube.com/watch?v=HpfovZqQoeE
    https://www.youtube.com/watch?v=1rU7tFICFg4

    Ich selbst hab ein Interview von US-General H. R. McMaster mit Vladimir Milov nach Kernaussagen durchsucht und Illustrationen draufgesetzt, um es gewissermaßen zusammenzufassen.
    https://www.youtube.com/watch?v=p4j6Dc7tP6s
    Milov moderiert eine Sendung auf dem YouTube-Kanal von Alexei Nawalny. Er war in besseren Zeiten in verschiedenen Rollen für das russische Energieministerium tätig.

  4. Als jemand, der sowohl ukrainischen Orthodoxen als auch russischen Orthodoxen sehr viel zu verdanken hat, sehe ich meinen Platz zwischen den Stühlen. Langfristig wird sich in der Ukraine die Erkenntnis durchsetzen, dass es besser ist, jeden nach seiner Konfession und Sprache leben zu lassen. Die Schweiz ist ein sehr gutes Vorbild in Sachen Demokratie und Toleranz.Bei der EU habe ich da größere Zweifel. Politiker, Kirchen und Medien in Deutschland sollte auf Grund der Greueltaten im 2. Weltkrieg und und die in Österreich auf Grund der Massenhinrichtungen in der heutigen Westukraine im 1. Weltkrieg beim Thema Ukraine am besten die Klappe halten.

  5. Offensichtlich muss man sich in diesem Konflikt positionieren, und Herr Letsch tut das trotz des „Ich bin ratlos“ sehr eindeutig bei denen, die an die Ukraine Angriffswaffen (Kampfpanzer) liefern wollen, auf dass sie die Russen aus ihren Land vertreiben.

    Das halte ich für eine legitime Position, die allerdings – auch – einige Haken hat: Der größte ist wohl dass die Ukraine nicht genug Soldaten haben, um die Russen zu vertreiben. Russland wird sich nicht vertreiben lassen, sondern sein Potential ausschöpfen. Es würde also einen sehr langen Krieg geben.

    Da gibt es den sarkastischen Satz „Die USA werden die westlichen Werte bis zum letzten Ukrainer verteidigen lassen.“ Ohne erhebliche personelle und militärische Verstärkung durch die NATO (- also durch Luftangriffe und zusätzliche Bodentruppen), wäre die russische Armee nicht zu vertreiben. Das könnte dann sehr schnell zu einem Atomkrieg umschlagen.

    (Ich höre jetzt die Stimmen derer, die sich über solche Feigheit vor einem Atomkrieg mokieren.)

    • Mal schauen, ob sich die Russen nicht doch vertreiben lassen. Sie sind sich ja angeblich sehr sicher.

      Meine mokierende Stimme: Was haben Sie denn gegen so einen minimalinvasiven polizeilichen Atombombenabwurf im eigenen russischen Land?

    • …. dass die Ukraine Soldaten aus der Generalmobilmachung schöpfen kann ist ihnen entgangen?
      Die Truppenstärke der Russen in der Ukranine kleiner. Die Russen haben so ziemlich jede verfügbare Kraft in den Kampf geworfen, betteln bei jedem ihrer verbündeten Satelliten um manpower. Und auch auf der Materialseite siehts düster aus, die Vorräte an Lenkwaffen sind nahezu erschöpft, man leert die Depos mit eingelagertem, kaum einsatzfähigem Material. Auf der ukrainischen Seite schwillt der Zufluß an überlegenen Waffen und Material täglich an. Die taktische Lage und operative Situation am Boden favorisiert klar die ukrainische Seite, auch wenn das in den unqualifizierten Massenmedien anders dargestellt wird. Letzten Endes wird dieser Krieg so katastrophal ruinös, dass Rußland für lange Zeit keinen Krieg mehr führen können wird.

      Links:
      pessimistischer General der russichen Seite:
      https://twitter.com/mdmitri91/status/1516796704816832512?s=20&t=ZxaJxHY0QhXVIyY9pnuUgw

      https://threadreaderapp.com/thread/1517856534293848065.html

      … Analyse der ökonomischen Situation:
      The Price of War – Can Russia afford a long conflict?
      https://youtu.be/aEpk_yGjn0E

      erstklassige Lageberichte:
      https://www.youtube.com/channel/UC9kZ6FlOQfusBV8LS2x2fAA

      geostrategische Einschätzung:
      https://twitter.com/JordanHarbinger/status/1506327602939801600?s=20&t=uRWpXhuN8j1JJ2fTw3nHWg

    • Äh, die Russen sind technologisch unterlegen, deren Militärbudget ist ungefähr 50% höher als das der Bundeswehr, und deren Wirtschaftsleistung entspricht der von Mexico. Deren „Marschflugkörper“ nutzen noch Technik aus den 1970ern, von denen sie die Hälfte immer noch nicht ohne westliche Technik herstellen können. Der Mythos der der militärischen Leistungsfähigkeit der Russkis wurde im letzten Monat gründlichst widerlegt.

      Das größte Problem ist, dass Europa seine Kriegswirtschaft Jahrzehnte lang vernachlässigt hat, und jetzt die Kapazität zur Massenproduktion von High-Tech-Waffen fehlen, mit welchen sich die russischen Truppen problemlos abschlachten ließen. Bei technologisch unterlegenen Gegnern sind Kill-Ratios zwischen 1:10 und 1:100 üblich.

      Meiner Meinung nach sollte man mal für eine Weile auf Kriegsproduktion umstellen, dadurch den Zombie-Teil der westlichen Wirtschaft mit einem Schlag crashen, und sämtliche Nachbarn Russlands, die ein Problem mit Russland haben, also so ziemlich alle, mit Waffen versorgen. Nicht nur die Ukraine, sondern alle, damit überall gleichzeitig Kräfte gebunden werden. Und sobald das Antifa-Imperium kollabiert, balkanisiert man es, und teilt es untereinander auf. Dann hätte man die eigenen internen Probleme gelöst, massig Rohstoffe und Lebensraum im Osten gesichert, und einen feindlichen Gegenspieler ausgeschaltet.

      Abgesehen davon werden Atomwaffen überschätzt, nen nuklearen Winter gäbe es auch nicht, und wenn man sich mal so die Meinungsunterschiede zwischen Stadt und Land ansieht, wird ebenfalls klar, dass nach einem Atomkrieg wie man ihn sich vorstellt das Leftieproblem gelöst wäre. Außerdem will ich auch im echten Leben Fallout spielen, und in Stadtruinen Safari auf Spiteful Mutants machen.

  6. Eine exzellente Zusammenfassung der Situation! Die beste, die ich bisher gelesen habe!
    Exakt so sehe ich es auch – mit einer Ausnahme:

    „…Entschieden wird darüber einzig und allein in der Ukraine, nicht in Moskau, nicht in Berlin….“

    Es wird allein von Putin entschieden. Niemand sonst kann das entscheiden.
    Die Ukrainer könn(t)en entscheiden aufzugeben, aber das bedeutet noch nicht, dass der Krieg dann zu Ende ist.
    Einzig Putin kann/könnte das innerhalb von ein paar Minuten entscheiden und umsetzen.
    Leider handelt der jedoch komplett irrational und unvorhersehbar.

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