Das Gute,
dieser Satz steht fest,
ist stets das Böse,
was man lässt.
(Wilhelm Busch)

Die kleinlaute Meldung, dass die ukrainischen Soldaten, welche die Schlangeninsel im Schwarzen Meer verteidigten, wohl doch nicht den Heldentod gestorben, sondern gefangen genommen wurden, schafft es in der Googlesuche noch nicht auf die vorderen Plätze. Man sollte eigentlich froh darüber sein, dass deren erfrischend freches „Fuck you“ an die russische Marine nicht zum Tod geführt hat, sofern sie es wirklich so gesagt und nicht stattdessen einen deftigen russischen Fluch verwendet haben, was ja auch in Ordnung wäre. Doch statt Freude über das Lebenszeichen liest man zwischen den Zeilen ein seltsames Bedauern darüber, dass sich wieder mal einer dieser „schönen Mythen“ von Heldenmut und Opfertod in Luft auflöst.

Da wir Partei in diesem Krieg sind, finden die Schlachten natürlich auch bei uns statt. Wenn schon nicht auf deutschem Boden, dann doch in den Köpfen. Und meine Güte, wie groß sind die Verheerungen, die dort angerichtet werden! Sich darüber bewusst zu werden, dass jede Meldung aus der und über die Ukraine mit Lügen, Propaganda und Übertreibungen angereichert sein kann, sollte man stets einkalkulieren. Das bedeutet natürlich, dass wir auch der Meldung vom Überleben der Schlangeninselsoldaten nicht glauben können. Im Grunde können wir in diesem Konflikt niemandem glauben, am wenigsten uns selbst und unserem Motiven.

Kriege werden nicht von Menschen, sondern von Regierungen angezettelt, mit Lügen geführt und mit Blut bezahlt. Das Papier ist weiß und geduldig, auf das Absichten, Begründungen, Beschuldigungen, Lügen und Heldengeschichten geschrieben werden. Erst in der Realität von Kiew und Charkiw verlassen die Worte den Raum des Abstrakten und werden ungeduldig und rot. Der Nebel des Krieges liegt nun über der Welt und wir sind erkennbar nicht gewohnt, uns darin zurecht zu finden. Leicht verläuft man sich in den angebotenen Narrativen aus Provokation, empfundener Bedrohung und scheinbar plausiblen nationalen Interessen.

Doch all das sind Details, die man getrost Friedensverhandlungen oder fernen historischen Betrachtungen überlassen kann, weil in der Realität ein einziges Detail zur Einordnung von „Richtig“ und „Falsch“ genügt. Dieses Detail ist auf beiden Seiten unbestritten: Putin hat die souveräne Ukraine angegriffen und ist deshalb der Aggressor. Putin ist Staatsoberhaupt und deshalb ist momentan jede Sanktion, die den russischen Staat in seinem Möglichkeiten treffen kann, weiter Krieg zu führen, gerechtfertigt. Dass auch unbeteiligte Zivilisten und sogar erklärte Gegner des russischen Angriffs von den Sanktionen betroffen sind, ist allerdings ein Dilemma. Aber so ist das bekanntlich häufig in dieser an Dilemmata reichen Zeit.

Anders sieht es mit der Legitimität aus, wenn Sanktionen auf einzelne, unbeteiligte Personen oder gar schon aufgrund der Zuschreibung „russisch“ angewendet werden. In einem Akt der kollektiven Raserei werfen sich die Deutschen gerade auf alles, was sie auch nur vage mit Russland in Verbindung bringen. Doch wird es Putin kratzen, wenn Russen (laut einer „Richtigstellung“ der Klinik nur reiche Russen, die extra aus Russland anreisen, dass ist dann natürlich in Ordnung) in einer Münchner Klinik nicht mehr behandelt werden? Stöhnt er getroffen auf, wenn Wodka (der zum größten Teil nicht mal aus Russland kommt) aus unseren Regalen verschwindet oder eine deutsche Bäckerei im patriotischen Rausch dem „Russischen Zupfkuchen“ das Terroir entzieht? Waltet hier nicht vielmehr die neudeutsche Verstiegenheit, durch die Änderung einer Benennung auch den Gegenstand umformen zu können? Kommt uns das nicht bekannt vor? Sieht nicht jedes Problem in Wokistan wie ein Nagel aus, weil man nur den Cancel-Hammer kennt? Ob Mohrengasse, Bismarckplatz oder Russischer Zupfkuchen: umbenennen, umbenennen, umbenennen!

Und ist es wirklich die Gewissheit einer Bedrohung, welche die Bayrische Staatsoper dazu bewog, die Opernsängerin Anna Netrebko zu entlassen, weil diese sich nicht ausreichend von Putin distanziert habe? Wie weit wäre denn „ausreichend“ gewesen? Kniend? Auf dem Bauch liegend? Geht es um Buße, Distanz oder doch nur um schnöde Konformität und Kapitulation vor dem Stiefel, der gerade über dem Nacken schwebt und gern zutreten möchte? Schon Saint-Just rief der französischen Nationalversammlung zu „markiert den Abstand, der euch von den Verrätern trennt“ um klar zu machen, dass vor ihm niemand Gnade finden werde, der im Prozess gegen den König für „nicht schuldig“ gestimmt hat.

Netrebko hatte zu ihrem 50. Geburtstag im Kreml Glückwünsche von Putin erhalten. Nicht gerade verwunderlich, dass sich Staatenlenker gern mit allerlei Künstlerprominenz schmücken. Sowas hat man schon gern als Dekor. Gut, dass unsere Politiker so gar nicht anfällig sind für derlei Eitelkeiten und dass amerikanische und britische Popstars für fette Gage nicht schon das halbe nahöstlich-mittelasiatische Diktatoren-ABC ganz privatim bei Geburtstagspartys unterhalten haben! Gegen Netrebko waltet die Kontaktschuld sogar in ihrer revisionistischen Form, denn als sie ihren Geburtstag feierte, glaubte die Welt ja noch, Putin die Flausen austreiben zu können. Die Welt gab sich im Kreml die Klinke in die Hand und nun muss eine Opernsängerin dafür büßen, dass sie sie etwas zu freudig gedrückt habe.

Das Deutsch-Russische Museum in Karlshorst, eigentlich einem besonders tiefgreifenden und festen Ereignis in der Geschichte, nämlich der Kapitulation der Wehrmacht vor der Roten Armee im Jahr 1945 gewidmet, sorgt ebenfalls für seltsame Bilder, indem der Namensteil „Deutsch-Russisch“ am Haus durchgestrichen wird und die Ukrainische Fahne am Mast flattert. Ich denke zwar, dass man davor zurückschrecken wird, die Ereignisse von 1945 post festum umzuschreiben und sich der Ukraine zu ergeben, aber was senden wir hier bitte für schräge Signale aus?

Streicht die Ungeimpften von der Liste und setzt die Russen drauf

All die Gespenster der Ausgrenzung und gesellschaftlichen Ächtung sind gerade losgelassen und fokussieren sich auf einen neuen Feind. Frei nach Mao: Streicht die Ungeimpften von der Liste und setzt die Russen drauf! Der Krieg in der Ukraine trifft uns zu einem Zeitpunkt, in welchem das halbe Land nach zwei Jahren Coronadiktatur nur zu gern irgendjemanden anbrüllen und windelweich prügeln möchte. Wie praktisch, dass da „der Russe“ ist und weil wir den Zündelzaren aller Reussen nicht zu fassen bekommen, kühlen wir unser Mütchen an Kuchen, Wodka, Läden mit russischen Besitzern und Opernsängerinnen. Mehr mittelalterlicher Furor geht kaum! Unterdessen fließt weiter zuverlässig russisches Gas nach Europa und weil die russischen Banken von SWIFT abgekoppelt sind, lassen wir die Zahlungen über amerikanische Banken laufen. Man kann das „business as usual“ nennen, verlogen ist es auf jeden Fall und nützt Putin weit mehr als ihm die Kündigung von Dirigenten und Operndiven schadet.

Ich verlange nicht, dass wir sofort das Gas abstellen, schon weil wir dankt unserer „klugen“ Politik so energetischen Selbstmord begehen würden. Aber all die peinlichen Ersatzhandlungen bewirken bei Putin in etwa so viel, als würde man wegen einer Missernte in der Ukraine in Bamberg ein paar „Hexen“ verbrennen. Schlimmer noch: er kann all diese Ereignisse gegen uns verwenden, indem er die Russen sehen lässt, was hier passiert. Was gibt es Nützlicheres für ihn, als all die Vorurteile bestätigt zu finden, die er uns für seine Kriegspropaganda medienwirksam unterstellt hat? ‚Russland wird ignoriert, ungerecht behandelt, ausgegrenzt, bedrängt…wir stehen allein gegen die ungerechte und bigotte Welt des Westens, niemand mag uns, wir sind allein, wir müssen zusammenhalten und alle hinter Putin stehen.‘

Wir wollen Putin treffen, werfen aber allen Russen die Tür vor der Nase zu. Auf diese Weise werden wir letztlich nicht nur den Krieg in der Ukraine, sondern auch den psychologischen Krieg um die Herzen und den Verstand der Russen verlieren. Beides ist aber notwendig, damit die Russen eines Tages diesen Despoten überwinden können und nicht länger seinen Versprechungen von zurückzuerlangender imperialer Größe hinterherlaufen. In Anbetracht dessen, was gerade in der Ukraine geschieht und angesichts unserer Hilflosigkeit, wirklich zählbares gegen Putin in die Waagschale zu werfen, muss man sich vielleicht dazu zwingen, die eigenen Vorurteile und Affekte runterzuschlucken und sollte zumindest den hier lebenden Russen die Hand zu reichen, statt ihnen spontan und in peinlichen Aktionen rechts und links eine einzuschenken.

Ich musste das einst auch lernen und angesichts des irrlichternden Kremlherren ist dieser Prozess leider nie abgeschlossen. Morgen, am 5. März, jährt sich der Todestag Stalins, der mir nur deshalb im Gedächtnis haftet, weil auch der russische Komponist, dessen Musik für mich ein ewiger Quell der Freude und Inspiration ist, am selben Tag, ja, zur selben Stunde starb: Prokofjew. Ich will daran glauben, dass es nicht die Stalins und Putins sind, die Russland ausmachen, sondern die vielen völlig normalen Menschen und nicht zuletzt die Dostojewskis und Prokofjews unter ihnen.

Die Impfpflicht soll übrigens immer noch kommen, und wer jetzt noch dagegen ist, kann ja nur ein heimlicher Putinversteher sein. Also, seien sie endlich mal solidarisch! Der vierte Schuss ist für die Ukraine. Und jetzt: zwei Minuten Russenhass für alle! Ihr dürft die Masken kurz abnehmen.

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28 Kommentare

  1. Als Mitglied russische Minderheit in Ukraine habe ich alltägliche Disktriminierung erlebt. Angefangen mit Namensänderung bis Schmiergelder aber nur für Leute mit „Nationalität: russisch“ im Passport. Irgend wann ist auch genug.
    Krieg in Ukraine lauft seit 8 Jahre, wird von EU als „antiterror Operation“ ignoriert. Die Bilder weg zensiert. Da muss man fragen wo waren die europäische Werte 8 Jahre lang? Haus von meine Oma wurde von ukrainische Armee zerbombt.

    • Russland ist ein enorm großes Land, das größte überhaupt; 9% der Landfläche der Erde sind Russland. Wobei das Land ein vergleichsweise winziges Bruttosozialprodukt hat, das gerade so eben dem Frankreichs entspricht. Warum müssen Russen ausgerechnet in der Ukraine wohnen?, hat Russland nicht genug Platz oder keinen Bedarf für mehr Arbeitskräfte?
      Putins Angriffskrieg will mehr Territorium für das ohnehin lächerlich riesige Russland. Das ist klassischer Imperialismus wie im 19. Jahrhundert, einschließlich die skrupellosen Methoden. Für dieses Ziel klassischer Großmannssucht verkauft Putin tausende russische Soldaten, die elend sterben… ganz zu schweigen von russischen Mordbrennereien gegen Ukrainer.

      Um das Haus Ihrer Großmutter tut es jedem normalen Menschen Leid. Niemand anderer als Putin hat das verursacht, indem er zuerst Russen in die Ukraine einsickern ließ, um einen Konflikt zu schüren und dann zwei Angriffskriege zu starten: 2014 wegen der Krim, jetzt 2022 gegen die ganze Ukraine.

      Zivilisten sind das erste Opfer eines Krieges. Furchtbar. Dieser Krieg ist ja nicht ‚ausgebrochen‘, kein Krieg bricht jemals aus. Kriege wie dieser werden von Großmannssüchtigen gestartet. Weshalb der Mann nicht mehr Putin heißt; er heißt jetzt Putler.

      Lang lebe die Ukraine.

  2. Das meiste hier beschriebene sind natürlich Petitessen. Auf der anderen Seite ist es natürlich schwierig, Sanktionen so auszurollen, dass die Leute wissen, wie sie handeln sollten.

    Jetzt lass ich mich prügeln, aber so hab ich auch schon bei den chaotischen ersten Corona-Maßnahmen reagiert. Bevor man grob weiß, was zu tun ist, braucht es etwas Aktionismus. Wer sich verirrt hat, findet schneller wieder einen Anhaltspunkt, wenn er sich beim grübeln bewegt. Bei Corona war meine Geduld rapide erloschen und beim „russischen Zupfkuchen“ (übrigens eine deutsche, vermutlich ostdeutsche Kreation aus den 1990ern) hört sie auch rapide auf.

    Aber ein reicher Russe kann auch ein chinesisches Krankenhaus besuchen. Denn darum geht es dann eben schon. Es soll schon stören und zwar weniger die einfachen Leute und mehr die Wohlhabenden und Einflussreichen. Man kann in einem Konflikt nicht jeden Einzelfall gerecht entscheiden, dem Putin-Kritiker helfen und dem Apparatschik nicht. Putin wird auch nicht nach Einzelmeinungen fragen, wenn er die Häuser bombardieren lässt.

    Die eigentlich viel wichtigere Frage ist, wie lange das gut geht. Wann lässt die Disziplin nach? Wann bricht unser Leben hier im Westen unter dem Inflationsdruck und den simultanen Krisen zusammen? Ich denke, es wäre besser, finanzielle Sanktionsmöglichkeiten schnell und hart durchzuführen als sich ewig auf zwei Wochen Kriegskurve abflachen einzurichten.

    Die russischen Panzer müssen abziehen. Niemand weiß, ob sie sich in der Ukraine festsetzen. Entsprechend weiß auch keiner, ob sie irgendwann weiter rollen, nach Estland, Littauen, Polen, zu uns. Es ist nämlich absolut unklar, was die Russen überhaupt wollen. Laut Putin wollen sie einen Völkermord stoppen, der nicht stattgefunden hat. Mangels Massenerschießungen und anderer Gräuel, muss das Verbot von Russia Today und die Feststellung des Ukrainischen als Amtssprache herhalten. Das sind beides Maßnahmen, die ich ablehne, aber sie sind kein Völkermord.

    Und natürlich geht es laut russischer Propaganda um NATO-Mitgliedschaften und Militärbasen. Da alle Siedlungsgebiete Russlands in atomarer Reichweite liegen (ebenso wie umgekehrt wir in Europa und auch die US-Amerikaner), ist der einzige „Angstfaktor“, dass die Ukraine oder ein NATO-Land mit Bodentruppen Napoleon und Hitler nachfolgen wollen.

    Also kurz: Putin hat keine Angst vor NATO-Mitgliedschaften, Militärbasen oder Völkermorden. Aber der Konflikt hat erfolgreich die westliche Opposition gespalten, die sich gerade in der abklingenden Corona-Situation gesammelt hatte.

    Nicht nur die AfD hat eine dubiose Russlandverklärung. Die zieht sich durch sämtliche Umfragen und durch die Gesamtbevölkerung. Insbesondere wenn man einen Vergleich zu den Amerikanern anbietet. Amerikanern kann man nicht trauen. Viel vertrauenswürdiger ist in den Augen vieler Deutschen die russische Oberschicht. Auch darin zeigt sich unsere Spaltung und unsere Entfremdung. Ich hab massive Schwierigkeiten, mich mit meinen Leuten zu identifizieren. Ich weiß seit 2015 nicht mehr, wofür sie stehen. Sie stehen jedenfalls nicht für die Dinge, denen sie immer Lippenbekenntnisse zuteil werden ließen. Russland (und andere) wissen um diese Entfremdung und um die Spaltung. Wer wird aus einem Fenster einen 19-jährigen russischen Wehrpflichtigen erschießen, um Ursula von der Leyen zu retten? Putin, Xi Jinping und andere sind bestens über unsere Uneinigkeit im Bilde und werden sie zu nutzen wissen.

  3. Ich möchte auch noch etwas einbringen, was ich empfinde bzw. beobachte. Und zwar kommt nicht nur unbedingt das Bedürfnis, irgendwo draufhauen zu können, gerade zum Vorschein, sondern auch der Drang, endlich mal wieder etwas tun, wirklich helfen zu können, nützlich zu sein, gebraucht zu sein, wird gerade bedient.

    Ich ziehe mir kaum Medien rein, aber die ganzen Aktionen überall bekomme ich schon mit. Auf diesem Wege lenken sich die Menschen ab von ihren eigenen Problemen und von den Dingen, wo es wirklich hinzuschauen wert wäre, zum Beispiel zu den tatsächlichen Hintergründen. Wenn man irgendwo wirklich konkret helfen kann, fühlt man sich einfach nicht mehr ohnmächtig (wie man sich ja oft fühlt im Leben, besonders auch in undurchsichtigen gesellschaftlichen Krisen, wie Corona) und weiterhin kann man sich selbst wieder mal bestätigen, dass man ein guter Mensch ist.

    Und endlich hat auch der Überkonsum der Leute, das Zuviel an Klamotten und allem Möglichen eine Adresse und einen Ort, man kann den Sack Klamotten nützlich einsetzen und muss sich nicht mehr zuhause mit ihm auseinander setzen und Konsequenzen ziehen, man wird nicht mehr an das Zuviel erinnert.

    Ist zynisch, aber all das sehe ich, wenn ich die Leute und diesen Aktionismus beobachte.

    • Ist nicht zynisch, sondern glasklar und gut beobachtet ! Gleichzeitig aber auch nur eine Facette des ganzen Bildes ! Die jahrelange und fuer meine Begriffe, sehr einseitige mediale Beschallung und Druckbetankung der Bevoelkerung traegt nun auch reichlich Fruechte ! Interessant ist ja auch das staendig wiederholte Mantra von der russischen Propaganda ! Hoeren die sich eigentlich mal selber zu ? Man muss schon heftig selbstbesoffen und geschichtsvergessen durch das Leben taumeln, um nicht spaetestens nach der dritten Halbwahrheit , vor Scham rot anzulaufen ! Moderne Zeiten und trotzdem intellektuelles Mittelalter !

  4. Selbstverständlich hat er recht, der gute Roger Letsch. Der brave Spießer braucht immer mal jemanden zum Draufhauen: In sehr finsteren Zeiten war es der Jude, in den letzten eineinhalb Jahren waren es die „Antivaxxer“ und jetzt ist es der Russe. Wohlgemerkt der Russe, nicht Putin oder sein postsowjetisches politisches Umfeld. Und das ist zum einen selten doof und zum anderen schändlich. Diejenigen, die jetzt (angeblich) nicht mehr Dostojewski lesen, haben ihn sowieso nie gelesen. Geschweige denn verstanden. Und diejenigen, die mutig verbal auf russische Operndiven eindreschen, würden ihre eigene Frau verkaufen, um auch nur einmal in die Nähe solch weiblicher Göttlichkeit zu gelangen. Ich denke schon seit „Klima“, die haben den Leuten um mich herum ins Gehirn gesch… en. Und nachdem sich eine (an sich liebe) alte Freundin, die extra dafür von Sylt kam, weigerte, unser Haus zu betreten, weil wir „Ungeimpften“ sie dann auf die Intensivstation brächten, denke ich, Boostern beseitigt auch noch die Reste verbliebenen Hirns im Kopf. Nochmals: Roger hat recht. Es sind psychische Mechanismen im Gang, die offensichtlich sukzessive die Zivilisation in unseren Köpfen auf Steinzeit zurücksetzen. Egal, wie das aktuelle Thema lautet.

    • Danke. Wenn Sie den Satz beherzigen „Die Parolen wechseln, der Typus bleibt“, wenn Sie mit Ethnologie beschäftigen und übliche Tribalismen studieren, sei es in Papua-Neuguinea, sei es im Orinoko-Gebiet, wenn Sie rekapitulieren, was wir aus dem alten Rom wissen in unzähligen Berichten über den Mob, von Ereignissen der Sorte Bartholomäus-Nacht in der europäischen sog. Hochkultur ganz zu schweigen, usw. usf., wenn Sie schließlich das innerartliche Verhalten, v.a. die Rudel- und Hordenmechanik, von Primaten studieren, gleich ob Schimpansen oder Paviane, dann sehen Sie, ein wie rares und zartes Gut das ist, was wir als „zivilisiertes Verhalten“ bezeichnen, und wie unglaublich dünn die Decke der „Zivilisation“ ist. Ein Firnis, den man nicht mittels Marxismen, Dekonstruktivismen und anderer Paradebilismen zerstören, sondern pflegen und hüten müsste. Müsste, aber das dürfte eine vergebliche Hoffnung sein im Lichte dessen, wie die sog. Intelligenz überwiegend beschaffen ist. An Corona sieht man auch schön, dass es bereits der Kompetenz bedarf, um das Vorhandensein von Kompetenz beurteilen zu können. Wäre es anders, könnte nicht jemand wie Herr L., der in einem Film „German Psycho“ sicher Kandidat für die Hauptrolle wäre, ein – zumindest vorgeblich – hohes Ansehen genießen. Auch ist die gegenwärtige Zeit lehrreich darin, auf immer wieder überraschende Weise zu zeigen, welche Mitmenschen sich als für Meutenmechanik anfällig und welche sich als robust & autonom erweisen. In dieser Mechanik spielen die Massenmedien, vor allem die Telefiktion, eine zentrale Rolle, schließlich sind die darauf angelegt, dass ein Bild mehr lügt als tausend Worte.

      • Es scheint, dass Regierungen weiterhin die Emotionen ihrer Bevölkerung manipulieren. Ich wundere mich warum? (Das ist Sarkasmus, ja.)

        • Tja… weil es ihnen nützt? 🙂 Aber was nützt schon den Nutzlosen, außer mehr Nutzloses.
          Und dann startet der Allernutzloseste einen Angriffskrieg und weist seine kleinen Angestellten (Lotte, JohannesK und katrin seifert bis jetzt, siehe unten) an, die allernutzloseste Schamlospropaganda ins Interwebby zu tun. Hach ja.

  5. Nach der Gesellschaftsspaltung durch die staatliche Maßnahmengeilheit (bezüglich eines durch ominöse Umstände in Umlauf gebrachten Viruses), möchte man sich schon gern ein einigendes Ereignis zwecks (Wieder-) Zusammenführung wünschen. Das einsetzen von Gemetzel, das Entstellen, das Töten an Menschen, dies ganze hemmungslose Unrecht böte sich ganz unfrivol gesprochen, und unerwarteter weise, hierzu an.
    Aber nein, dem Feingeist ist anscheinend das Unrecht an den (zumeist uninformierten) russischen Bürgern wichtiger, als die seelische, geistige und vor allem körperliche Integrität der schnöden Ukrainer. Ich muss gestehen, dass ich mir bis vor kurzem keine Haltung zu einem Ereignis hätte vorstellen können, welches mein politisches Koordinatensystem soweit von denen entfernen sollte, die bisher noch eine Trutzburg des Trostes für mich gewesen sind. Oder ich will es mal anders herum sagen: wäre es allein Putins Krieg, nicht der seiner Bürger und Soldaten, also der gesellschaftliche Kräfte und Autoritäten, die bis heute nicht die geringsten Anstalten machen eine halbwegs kritische Haltung gegenüber Ansinnen und Verbrechen des Kommunismus selbstverantwortlich zu entwickeln, – ja dann wäre es höchste Eisenbahn den Stab über die beschriebenen teutonischen Russland-Basher zu brechen.

    • Hmmm. Also sind Sie irgendwie dagegen, also gegen etwas, wobei das offensichtlich irgend schwierig ist, das Etwas und das Dagegensein und besonders das Offensichtliche. Na schön. Aber was ist es denn nun? Kommunismus-? Schöde Ukrainer gar? Oder zwischen den Zeilen, ja. Aber welchen?
      Herrjeh.

  6. @ Lotte und JohannesK: sind Sie russische Trolle?
    @ Herr Lesch: „Lotte“ und viele der Kommentare zu Ihrem Artikel auf achgut.com entstammen den Geistern, die Sie – ob Ihrer hiesigen Antworten wohl ungewollt- gerufen haben. Sie haben mit Ihrer m.E. an den Haaren herbeigezogenen Verknüpfung von Corona-Impfung und Russen das Narrativ der Russland-Freunde bedient, die sich wie die Russen als Opfer gerieren wollen.

    Hierzu die PM der AfD, die von „dem russischen Partner“ – zugleich unausgesprochen nicht auch vom ukrainischen! – spricht und eine Stärkung des „gegenseitigen Vertrauens“ wünscht:

    „Berlin, 24. Februar 2022. Zum Angriff Russlands auf die Ukraine teilen der Bundessprecher und die stellvertretende Bundessprecherin der Alternative für Deutschland, Tino Chrupalla und Alice Weidel, mit:

    „Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist durch nichts gerechtfertigt. Russland muss die Kampfhandlungen umgehend einstellen und seine Truppen aus der Ukraine zurückziehen. Die Lösung zwischenstaatlicher Konflikte kann nur am Verhandlungstisch erfolgen.

    In den Gesprächen müssen dem russischen Partner endlich glaubwürdige Angebote gemacht werden, die das gegenseitige Vertrauen wieder stärken. Die Bundesregierung hat bei allen Versuchen, gemeinsam mit unseren Verbündeten eine friedliche Lösung des Konflikts herbeizuführen, die Unterstützung der Partei.“

    • Ja und was möchten Sie damit mitteilen, das die AfD realistischerweise „russische Partner“ gesagt hat, oder möchte Sie die jetzt netrebkoisieren?
      Die Bundesregierung hat dieses Land so systematisch von russischer Energie abhängig gemacht, dass dieser russische Partner jetzt realistischerweise mehr wie ein DDR-Bruder ist, den man sich bekanntlich nicht aussuchen kann. Das war schon immer sehr dumm und ist grad jetzt dümmer denn je wegen der sich steigernden Kriegslüsternheit des ewigen Hegemons dorten, aber es ist leider Realität. Weidel und Chrupalla haben das erfasst.

      Und selbstverständlich trifft Roger Letsch voll ins Schwarze mit dem Verweis auf steigende Aggressionen wegen der sinnlosen Maßnahmen gegen den den Wuhan-Schnööf, steigenden Aggressionen im gemeinen Volke auch in der Chefetage der Bayrischen Staatsoper usw. usf., und gemeinen Aktionen gegen unbeteiligte Russen. Was glauben Sie wie es zu diesen Aggressionen kommt? Man will draufschlagen. Man will aber keine deutschen Autoritäten verprellen, die sind zu nah an einem dran. Also sucht man einen Sündenbock der sich schlecht wehren kann. Das waren mal die Juden (sind es ja immer noch), das waren vorigen Woche noch die Ungeimpften, und jetzt sind das vermutete Putinversteher-plus. Ja? Wobei das ‚Plus‘ noch irgendwie unkar ist, aber das ist es ja immer bei dumpfen Aggressionen gegen die-da.

      • zum ersten Absatz:
        Wer einen Krieg beginnt, stellt sich nach meiner Meinung als jemals heraus, der kein Partner war und auch auf absehbare Zeit (10-20 Jahre) kein Partner mehr werden kann.
        Die AfD hingegen hält Russland trotz des Krieges weiter für einen Partner. Die Bundesregierung zutreffenderweise nicht mehr; die Abhängigkeit von Gas und Erdöl wird ja (erst jetzt) reduziert.
        Entgegen Ihrer Meinung bin ich davon überzeugt, dass die AfD durch die PM zum Ausdruck bringt, den Schulterschluss mit Russland zu wollen und keinesfalls eine Abkopplung, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Und das ist Verrat an der Freiheit. Was die AfD aber erwartungsgemäß nicht davon abhält, zu behaupten, sie sei eine Verteidigerin der Freiheit.

        zum zweiten Absatz:
        Netrebko und Gergijew (demnächst wohl auch Igor Zelensky (Ballett )) sind keine „unbeteiligte Russen“, sondern haben Putin öffentlich unterstützt, Netrebko u.a. durch Konzerte im Donbass, Gergijew u.a. durch Unterzeichnung einer Erklärung zur Krim.

        Wieso sollten deutsche Steuergelder dazu verwendet werden, Personen in Lohn und Brot zu halten, die sich trotz Aufforderung nicht von dem russischen Narrativ distanzieren, dass Selenskyi (als Jude!) ein Nazi sei, der getötet werden müsse, und zudem nicht einmal den Krieg verurteilen?
        Zu den Steuergeldern gilt dies nicht nur zu „Russen“, sondern auch für den Ex-Kanzler Schröder.

        Auch Sie versuchen, wie offensichtlich viele der Kommentatoren auf dieser und weiteren ähnlichen Seiten, eine Opferrolle („Sündenbock“) evtl. für sich selbst zu finden. Die Judenverfolgung und -ermordung in eine Reihe zu stellen mit Ungeimpften und Putinverstehern ist verstiegen. Mir ist kein Impfgegner bekannt, der in einem KZ ermordet worden wäre – können Sie mir solche benennen, evtl. auch gleich ein paar Millionen?

        Dumm ist es in der Tat (da bin ich bei Ihnen), pauschal Russen eine medizinische Versorgung zu versagen, Kuchen umzubenennen oder gar – dann schon kriminell – Läden zu beschmieren o.ä.. Aber eine generelle oder gar konzertierte Dämonisierung von Russen kann ich nicht erkennen und hoffentlich wird es so etwas auch nie geben. Ich treffe mich übrigens nachher mit einem Impfgegner zum Kaffee, einen schönen Samstag noch!

        • Kaffee mit Ungeimpften schmeckt gleich nochmal so gut 🙂 wie ich weiß, denn solchen trinke ich meist mit mir selbst. Gut‘ Kaffee wünsche ich Ihnen.

          Zum Beitrag: Die Bundesregierung hat seit Jahren alles dafür getan, um Deutschland abhängig von russischer Energie zu machen, also hat sie damit Tatsachen geschaffen. Die AfD sieht diesen Punkt richtig, egal wen man da mag, oder wen weniger.

          Ich habe NICHT Ungeimpfte, Putinversteher, und Juden in eine Opferreihe gestellt, das wäre absurd. Bloß das deutsche Spontanressentiment ist das gleiche. Wobei Netrebko und Gergijew Musiker sind; deren Privatmeinungen mögen Teils bescheuert sein, tun aber nichts zur Sache. Sache ist allein, dass das Musiker und keine Politiker sind. Musiker müssen keinen Krieg verurteilen oder etwas übers Klima sagen, warum müssten sie das sollen?, und wenn sie es tun, ist es nicht weiter relevant.

          Dem Rest stimme ich zu. Einen schönen Mittwoch noch!

          P.S.
          Lang lebe die Ukraine.

  7. Er ignoriert den Fakt, dass die Ukraine kein souveräner Staat ist. Die NATO daher schön auf polnischer Seite bleibt, sie kennen die wahren Grenzen (1918) und die werden wahrscheinlich wieder hergestellt. Das schmeckt vielen nicht, die diese kriminelle Okkupationsverwaltung der grün- roten Faschisten unterstützen. Kaum jemand liest die Bundesbereinigungsgesetze durch, besonders die aus den Jahren 2006-2007. Die „BRiD“ ist bald Geschichte. Putin hat in seinen Reden erwähnt, wer die Macht ab 1917 in Russland usw. hatte, wie sie von ausländischen Mächten ausgeübt wurde. Wer sich die wahre Geschichte ansieht, merkt was kommt und wie gehirngewaschen die deutschen Völker wurden.

      • Haha. In der Tat.
        Die Lotte kligt genauso wie die ewig gleichen Leserbriefe auf der Seite von Sven von Storch, der selber ja gar nicht so ist; aber irgendwie können sie dort diese lottischen Leserbriefe nicht rausschmeißen. Tja, die wahre Geschichte, und die Lotte mag den Putler auf die wahre Weise. Seufz.

  8. Ein schöner und interessanter Artikel, Herr Letsch.
    Im Großen und Ganzen stimme ich Ihrem Kommentar und Ihrer Ansicht zu. Allerdings unterschlagen Sie an einigen Stellen auch Fakten, die für Jedermann zugänglich und nachvollziehbar sind, die auch erklären, was die Ursache und Gründe für den so genannten „Angriff“ sind.

    * Dass acht Jahre lang Menschen in der Ostukraine durch Angriffe ukrainischer Milizen und Streitkräfte tyrannisiert und ermordet wurden, und in der gesamten Ukraine Menschen ausgebeutet wurden und werden, wird hier mit keinem Wort erwähnt.
    * Dass die Ukraine bereits in den Neunzigern für den Kinderhandel bekannt war, wo Müttern die neugeborene Kinder weggenommen und ins Ausland für Tausende von Euros und Dollar verkauft wurden.
    * Die so demokratische Ukraine, in der Oppositionelle ermordet und TV- und Radiosender verboten werden. Wo russisch-sprechende verprügelt und diskriminiert werden.

    Was denken Sie, wer dies herbeigeführt hat. Der wehrte Westen, angeführt von den USA. Russland gilt schon seit über hundert Jahren als Feind des Anglo-Amerikanischen Raumes. Und diesen gilt es zu vernichten, mit allen Mitteln.
    Meine Bitte an dieser Stelle. Lassen bitte diese einseitige, übrigens im Westen weit verbreitete, Sichtweise.
    Wenn Sie schon vom Tyrannen Putin (den Sie mit Stalin im selben Satz erwähnen) sprechen, dann unterschlagen Sie bitte nicht den Gegenpart. Alles andere ist Framing, das nicht besser ist, als das, was die Medien tun.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Johannes

    • Unterschlagen ist vielleicht etwas tendenziös. Ich unterschlage nichts, sondern stelle fest, dass all das, was die Ukraine vorher auch verzapft haben mag, nicht als Begründung für einen Einmarsch dieser Art taugt, auch wenn Putin das versucht und nun Sie auch. Nee nee, hier reden wir ja nicht mehr von Regelbrüchen und enttäuschten Erwartungen. Für all die Punkte Ihrer Aufzählung ist es zu spät und wenn man die einzelnen Argumente nimmt, treffen sie 1:1 auch auf jede Menge Ungeheuerlichkeiten zu, die Putin eigenen Oppositionellen, im eigenen Land oder auch in Georgien so verzapft. Wer den Krieg beginnt, setzt sich ins Unrecht, Punkt. Der Rest sind Propaganda und verzweifelte Rechtferigungsversuche.

    • guten Tag Herr Johannes, Ihren Komentar finde ich tadellos. vielen Dank dafür!
      Lieber Gruß v Frau Seifert

  9. Diejenigen die sich jetzt lautstark am allgemeinen „Russen-Bashing“ beteiligen, sind die, die schon während der Corona-Krise und auch bei kommenden globalen Krisen nicht die geringste Ahnung haben, wogegen sie überhaupt wettern.

  10. Aha, sind wir wieder so weit?

    Ich glaube, den Antrag den münchener Englöischen Garten wegen des BREXITS in Europa-Garten zu taufen lebt auch noch.

  11. Danke Herr Letsch. Ich empfehle die Lektüre von „Die letzten Tage der Menschheit“. Karl Kraus hat das Werk ja weitgehend aus Originalzitaten montiert. Zum Beispiel:

    Szene 34:

    Der Fiaker (nachrufend): „A so a notiger Beitel vardächtiga!“
    Die Menge: „Loßts’n gehn! Mochts kane Reprassalien, dös ghört si net! Mir san net aso!“
    Ein Amerikaner vom Roten Kreuz (zu einem andern): “Look at the people how enthusiastic
    they are!“
    Die Menge: „Zwa Engländer! Reden S‘ deutsch! Gott strafe England! Hauts es! Mir san in Wean“ (Die Amerikaner flüchten in ein Durchhaus.) „Loßts es gehn! Mir san net aso!“
    Ein Türke (zu einem andern): „Regardez l’en-thousiasme de tout le monde!“
    Die Menge: „Zwa Franzosen! Reden S‘ deutsch! Hauts es! Mir san in Wean!“ (Die Türken flüchten in das Durchhaus.) „Loßts es gehn! Mir San net aso! Dös war ja ttirkisch! Sechts denn net, die ham ja an Fez! Dös san Bundesgenossen! Holts es ein und singts den Prinz Eugen!“
    (Zwei Chinesen treten schweigend auf.)
    Die Menge: „Japaner san do! Japaner san a no in Wean! Aufhängen sollt ma die Bagasch bei ihnare Zopf!“
    Einer: „Loßts es gehn! Dös san ja Kineser“
    Zweiter: „Bist selber a Kineser!“
    Der erste: „’leicht du!“
    Dritter: „Alle Kineser san Japaner!“
    Vierter: „San So vielleicht a Japaner?“
    Dritter: „Na.“
    Vierter: „Na olstern, aber a Kineser san S‘ do!“
    (Gelächter.)
    Fünfter: „Oba oba oba wos treibts denn, habts denn net in der Zeitung g’lesen, schauts her, da stehts“ (er zieht ein Zeitungsblatt hervor): »Derartige Ausschreitungen des Patriatismus können in keener Weisee gedudldeet werden und sind überdies geeigneet,“

    Szene 35:
    „den Fremdenverkehr zu schädigeen«. Wo soll sich denn da nacher ein Fremdenverkehr entwickeln, wo denn, no olstern!“
    Sechster: „Bravo! Recht hot er! Der Fremdenverkehr, wann mr eahm hebn wolln, das is schwer, das is net aso —“
    Siebenter: „Halts Mäul! Krieg is Krieg und wann einer amerikanisch daherredt oder türkisch oder so —“
    Achter: „So is. Jetzt is Krieg und da gibts keine Würschtel!“
    (Eine Dame mit leichtem Anflug von Schnurrbart ist aufgetreten.)
    Die Menge: „Ah do schauts her! Das kennt ma schon, ein verkleideter Spion! Varhaften! Einspirn
    stantape!“

    usw.

  12. Danke, Sie haben mir voll aus der Seele geschrieben! Unsäglich und dumm, was da gerade passiert. Und gerade diejenigen, die immer Pauschalisierungen und Ausgrenzungen Einzelner oder Minderheiten anprangerten, tun sich als die größten Eiferer hervor. (und ich bin kein Russe, habe auch überhaupt keine diesbezüglichen Beziehungen).

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