Eine der ersten Entscheidungen Musks nach Übernahme von Twitter war es, die Chefetage zu feuern. „Der Vogel ist befreit“, twitterte der selbstironische „Chief Twit“ und da ist es selbstverständlich, dass erst mal das Gefängnispersonal ausgetauscht wird.

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Mehr Meinungsvielfalt, keine lebenslangen Sperren mehr, Attraktivität für den Ad-Markt verbessern, eine neutrale Plattform für weltweite und vielleicht demnächst auch auf dem Mars verfügbare Kommunikation schaffen…was für die einen wie ein Versprechen auf Fortschritt klingt, bringt das Blut derjenigen zum Kochen, die nun einsehen müssen, dass sie die Kontrolle über die Plattform Twitter verlieren werden. Und dabei hat man die doch so genossen, weil sie freiwillig war und es kaum der staatlichen Intervention bedurfte. „Twitter? Das ist eine privatwirtschaftliche Plattform, die sperren und löschen, wie’s ihnen gefällt!“

Nun kann man sich frustriert von Twitter abwenden und still bedauern, dass nun wieder Leute dort unterwegs sein werden, die man nicht leiden kann. Oder man wirft die Tür krachend und medienwirksam hinter sich zu, sagt dem Publikum das Letzte zuerst und beweist noch im Weggehen, dass man nicht mal im Ansatz begriffen hat, wie das Internet, Twitter und der ganze Rest wirklich funktionieren. Klar, dass sich Saskia Esken, die verkniffene Oberschwester Ratched der SPD, für letzteren Weg entschieden hat. Hoffen wir, dass sie schnell genug aus der Tür kommt, ohne noch am Hinterkopf getroffen zu werden.

Das Netz zurückholen

In einem ZEIT-Gastbeitrag mit dem Titel „Wir müssen uns das Netz zurückholen“ verabschiedet sie sich geräuschvoll von Twitter. Im Twitterhauptquartier in San Francisco muss einem der zahlreichen Demokratie- und Freiheitsbeauftragten vor Schreck der goldene Löffel ins vegane Tiramisu gefallen sein. Die Saskia will uns verlassen! Die Twitterdemokratie hat – sofern die Pronomen noch aktuell sind – ihre beste Frau verloren!

Und weil das Exil wartete, schrieb Saskia in Eile. Da kommt einem schon mal einiges durcheinander, wie wenn Oma vom Krieg erzählt. In den Nullerjahren führte die Telekom in Deutschland nach dem missglückten ISDN bereits DSL ein. Das quietschende 56-k-Modem hatte da seinen Schrecken schon fast verloren. Aber wir nehmen zur Kenntnis: die Saskia war dabei beim Start der Digitalisierung und das zu sagen war ja die Absicht der Schreiberin.

„Die Emanzipation der Menschen voranbringen, sie auf Augenhöhe vernetzen und ihr Zusammenwirken demokratisieren: das waren die Ziele in den Anfängen des Netzes.“

Ach ja, die Augenhöhe. Eine ebenso abgedroschene wie unehrliche Floskel, die Politikern leicht von der Lippe geht. Ebenso wie „mitnehmen“ und „abholen“. Für die Beschreibung des Internets ist „Augenhöhe“ eine ebenso untaugliche Metapher wie ein Straßennetz, dass seine Nutzer in Höhe der Fußsohlen vernetzt. Es ging und geht um Informationsaustausch und dabei gibt es Sender und Empfänger. Und dass die Demokratie irgendeine Wirkung auf das Netz hätte, dass womöglich deren Regeln gälten, ist Kokolores. Anarchie und Selbstorganisation waren die Regel.

„…30 Jahre nach dem Start des World Wide Web müssen wir feststellen, dass die gesellschaftspolitischen Ideen der Digitalität verloren gingen.“

Immer wenn ein Politiker uns „gesellschaftspolitisch“ kommt, möchte er etwas unter seine Kontrolle bekommen. Was Twitter angeht, ging das nun gründlich schief.

Das Primat der Politik

„Heute wird die Digitalsphäre von einigen wenigen Unternehmen und ihren kommerziellen Interessen kontrolliert. Die basisdemokratische Idee des Netzes ist schwer beschädigt, doch auch mit dem Primat der Politik ist es in zentralen Fragen der Digitalisierung nicht weit her.“

Die kommerziellen Interessen sind es, die das Netz am Leben halten. Einige mögen zwielichtig sein, andere unethisch oder in den Augen von Frau Esken überflüssig. Aber nimmt man diese Interessen weg, bleiben nur Propaganda und Katzenbilder, also digitales Opium fürs Volk. Mit dem „Primat der Politik“ spricht Esken ein wahres Wort gelassen aus. Nur bedauert sie die Grenzen dieses Prinzips und die Tatsache, dass sich hin und wieder jemand gegen dieses Primat zur Wehr setzt. Es geht Esken ja nicht um die Frage, wer mit einem Federstrich oder Erlass mehr Gelder in Bewegung oder Räder zum Stillstand bringen kann. Rettungspakete und Lockdowns machen uns überdeutlich, dass die Politik im Zweifel jeden niederringt, der ihr nicht folgen will. Man kann aber nicht „basisdemokratische Idee“ und „Primat der Politik“ widerspruchslos in einen Satz stellen. Eskens Primat hat eher etwas von „wir regeln das, das ist unsere Sache“ oder auf Italienisch „cosa nostra“.

„Tim Berners Lee, einer der Begründer von Internet und WWW, hat uns dazu aufgerufen, uns das Netz zurückzuholen und es wieder zu dem zu machen, was auch meine Vorstellung davon ist: eine offene und dezentrale Struktur, die demokratisch gestaltet und kontrolliert ist, damit sie allen Menschen dient und nicht einigen wenigen. Die Kapitalverwertung hat das WWW kaputtgemacht.“

Zurückholen kann man sich nur etwas, das einem schon mal gehört hat. Weder Esken noch Lee haben die Infrastruktur errichtet oder tragen zu deren Erhalt nennenswert bei. „Das Netz“ gibt es im Sinne einer teilbaren Substanz nicht mal. Was Lee meint, sind unsere Daten, unser digitales selbst und die Spuren, die es im Netz hinterlässt. Dahin muss es gehen, zweifellos. Die vorgeschobene „demokratische Gestaltung“ ist hier überhaupt nicht anwendbar, es sei denn, man interpretiert wie Esken und möchte in erster Linie Kontrolle erlangen und sei es mit Hilfe des Wortes „Demokratie“, welches als Label aus jeder Anmaßung ein humanitäres Ansinnen machen kann.

„Besonders eindrücklich kann man das bei den sozialen Netzwerken beobachten: Vordergründig dienen sie der Vernetzung von Nutzer*innen, doch in Wahrheit sind wir dort bloße Ware und auf die Summe unserer Daten, Gewohnheiten und Vorlieben reduziert. Die Ökonomie von Aufmerksamkeit und Empörung, wie wir sie heute in den sozialen Medien erleben, beschädigt unsere politische Kultur. Hass und Hetze bedrohen den gesellschaftlichen Zusammenhalt, Kampagnen zur Desinformation und Manipulation der öffentlichen Meinung gefährden unsere Demokratie. Weil der Kampf gegen diese Phänomene den ökonomischen Interessen der Plattformen widerspricht, laufen unsere Appelle zur Selbstkontrolle ebenso wie unsere Versuche der Regulierung mehr oder minder ins Leere.“

Wer bis heute nicht begriffen hat, dass die Währung in sozialen Netzwerken die Nutzerdaten sind, dem ist wirklich nicht zu helfen. Allerdings hat man es bis zu einem gewissen Grad in der Hand, was man von sich preisgibt und natürlich auch, ob man sich mit diesen Netzen einlässt. Über dieser, offensichtlichen Ebene der Kapitalisierung, die schon allein zur Aufrechterhaltung der Dienstleistung nötig ist, gibt es jedoch eine ganze Reihe ökonomischer Möglichkeiten, in der Aufmerksamkeitsökonomie sein Auskommen zu finden. War die Anfangszeit des Netzes noch eine einzige Nabelschau, existieren heute Hunderttausende Unternehmen aller Größen, deren Geschäftsmodell sich aus Aufmerksamkeit und Empörung speist. Vom Beauty-Influenzer über Kochrezepte bis zu politischen Kommentatoren, Blogs und Medienkonzernen, die es nur online gibt. Sicher, auch Kampagnen zur Desinformation sind dabei, doch leider erweist es sich oft erst später, dass Absicht und Ergebnis nicht zusammenpassen.

Hand aufs Herz, Frau Esken, wollen Sie Ihrem SPD-Minister Lauterbach das Twittern und YouTuben verbieten, nur weil er seit Jahren Falschinformationen über die Wirksamkeit der Covid-Impfung verbreitet oder Ihr Parteigenosse Stephan Weil in übler Weise gegen Ungeimpfte hetzt? Man muss mit solchen Vögeln leider leben und ich für meinen Teil finde es weit weniger bedrohlich, dass sie Aufmerksamkeit über die sozialen Medien suchen, als dass sie öffentliche Ämter bekleiden. Vielleicht können wir hier Gemeinsamkeiten finden. Von wegen „Primat der Politik“ und so. Ich schlage eine Trennung der Politik von sozialen Medien vor. Und zwar konsequent und für alle. Also nicht nur Trump, sondern auch Biden, Lauterbach, Weil und Ayatollah Khamenei. Netzwerke für Menschen, statt für Bürokraten. Egal, ob sie in Berlin, Brüssel, Washington oder Teheran sitzen…das wäre doch was, oder?

Twitter aufhübschen

„Besonders krass sind diese Entwicklungen bei Twitter zu beobachten, nicht zuletzt weil die Plattform seit Jahren zum Verkauf aufgehübscht werden musste. Twitter unternimmt nichts gegen Fakeprofile, agiert im Umgang mit gemeldeten strafbaren Inhalten wie Beleidigung oder Volksverhetzung ausgesprochen nachlässig und lässt auch nach klaren Urteilen nicht von unrechtmäßigen Twitter-Sperren ab. Die angekündigte Übernahme von Twitter durch Elon Musk wird die Plattform ganz sicher nicht zu einem gemeinnützigen Unternehmen machen.“

Zum Verkauf aufgehübscht wurde Twitter nie. Im Gegenteil. Als kleinste der großen Plattformen meldete Twitter seit Jahren katastrophale Zahlen. Der Wert der Plattform ist nicht finanzieller Art und die bisherigen Eigentümer, darunter die Saudis, hatten auch wenig Probleme damit, nichts an dem Landen zu verdienen. Twitter ist die Plattform der politisch-medialen Wirkverstärkung und das ist der Grund, warum Politik und Medien nun so verschnupft reagieren.

Doch die Nutzerzahlen stagnierten, die Zahl der aktiven regelmäßigen User wurde lange falsch und zu hoch angegeben. Die Zahl der Fakeprofile ist in der Tat eine wichtige Frage, aber dass ausgerechnet Saskia Esken jemals Partei für unrechtmäßig gesperrte User ergriffen hätte, ist mir neu. Kein Wunder, ihre Freunde und Genossen betrifft sowas ja kaum. Im Gegenteil: ihr Parteigenosse Heiko Maas war es, der das unsägliche Netzwerkdurchsetzungsgesetz auf den Weg brachte, dass präemptive Löschungen und Sperrungen erst gesetzlich verankerte.

Übrigens war es ausgerechnet eine solche völlig willkürliche Sperrung, die Musk zum Einstieg bei Twitter bewegte. Die Seite von Babylon Bee, einem Satireformat, wurde für einen Tweet gesperrt. Der Vorwurf: falsch gegendert. Und was ist das eigentlich für eine stalinistische Idee, Musk müsse die Plattform in ein gemeinnütziges Unternehmen verwandeln? Er hat 44 Milliarden für eine ideologisch durchseuchte Filiale der Demokratischen Partei, der Antifa und BLM ausgegeben, die kaum die Hälfte wert ist und deren Angestellte von anstrengungslosen Tagesabläufen berichteten, für die sich sogar ein indischer Maharadscha schämen würde. Das Personal bei Twitter war ineffizient und aufgebläht wie eine deutsche Bundesbehörde.

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Gemeinnützigkeit, pah! Die Übernahme mag der einen oder anderen Genossin gemein vorkommen, nützlich ist sie auf alle Fälle! Musk sollte eigentlich alle entlassen, die Daten löschen und die Server bei eBay verkaufen aber als zweitbeste Lösung finde ich die Idee, eine wirklich neutrale Plattform zu bauen, die keine geheimen Algorithmen, keinen Shadowban und keine staatlich bestellten Faktenchecker braucht und auf der die Akteure ganze Medienimperien errichten können, wenn sie es wollen, sehr charmant.

Der fröhliche Diskurs

„Mit jedem Tag wird mir deutlicher, dass die kommerziellen Plattformen in keiner Weise dafür geeignet sind, Menschen und ihre freien, demokratischen Gesellschaften zu stärken. Der fröhliche Diskurs mit den vielen offenen, neugierigen und respektvollen Twitter-Freundinnen und -Freunden, den ich dort einmal pflegen konnte, ist leider begraben unter einer dicken Schicht von Clickbait-getriebener Empörung, oft misogynem Hass und von Fake-Accounts und Fake News. Und die Verantwortlichen unternehmen nichts dagegen.

Jetzt wird es wirklich albern. Ich stelle mir gerade vor, wie die vielen offenen, neugierigen und respektvollen Twitterfreundinnen und -freunde sich zu Füßen Eskens niederlassen und erwartungsvoll lächelnd flüstern „Saskia, erzähle und etwas über die großartige Politik der SPD!“. So stellt sich Frau Esken diesen „fröhlichen Diskurs“ doch vor. Sie spricht, alle anderen hören zu. Weil die meisten Menschen die sozialen Medien aber nicht zur politischen Erbauung, sondern für alles Mögliche nutzen, steigt die gestelzte Parteipolitik den Leuten ins Private nach, belästigt und belehrt.

Dabei gibt es doch die Möglichkeit, die Tür hinter sich zuzusperren und im Kreis seiner Adepten „fröhliche Diskurse“ zu pflegen. Wer dies wie Esken aber stets vor Publikum tun muss, weil Ego, Sendungsbewusstsein und Reichweitengeilheit es so verlangen, muss in Rechnung stellen, die Empfänger zu belästigen. Zugegeben, die Reaktionen sind mangels Sichtkontakt oft rüde bis unverschämt, aber man sollte das Abschalten solcher Reaktionen nicht als kostenlosen Service betrachten, sondern muss dies wie das Senden schon selber erledigen. Und was das Clickbaiting angeht, ist Esken bei Twitter oder Facebook an der falschen Adresse. Es sind Medien wie das, in dem ihr Twitterabschied erschienen ist, die solches betreiben. Twitter selbst hat keine Inhalte und der größte Produzent von Fake News der letzten Jahre heißt Lauterbach und ist Mitglied der SPD.

„Aber in einer digitalisierten Welt braucht es öffentliche Räume für Meinungsbildung und demokratischen Diskurs, in denen wir souveräne Gestalter sind. Eine digitale Zivilgesellschaft braucht Werkzeuge, um sich privat oder zivilgesellschaftlich zu vernetzen, ohne dass ihre Akteure dabei zur Ware werden. Deshalb habe ich mich entschieden, Twitter zu verlassen. Und ich werde mich mit all meiner Kraft dafür einsetzen, dass demokratisch gestaltete digitale öffentliche Räume und Werkzeuge verfügbar werden.“

Esken hält sich offenbar für die Saskia, die solche Räume bauen kann. Das „wir“ in „wir souveräne Gestalter“ ist ein exklusives. Es schließt nicht alle ein, denn dann könnte Esken ja das neue Twitter nutzen. Nein, eine ausgewählte politische Klasse soll Gestalter sein, bezahlt vom Steuerzahler, Kontrollinstanz Politbüro. Ein Staatstwitter, angesiedelt vielleicht bei der EU, überwacht von einem EU-Kommissar und einem Überwachungsausschuss, in dem paritätisch die guten Parteien vertreten sind. Das klingt alles eher nach 1984 als nach fröhlichen Diskursen, aber wir dürfen beruhigt sein, denke ich. An der Realisierung solcher Projekte scheitern die Weltverbesserer und politischen Gestalter in schöner Regelmäßigkeit. Ich könnte mir denken, man lässt es am Ende mit der Einführung einer Digital-Kopfsteuer in der EU bewenden, die Umsetzung verläuft im Sande und wird irgendwann zwischen zwei Fünfjahrplänen ganz aufgegeben.

„In den USA wurden in den Dreißigerjahren vergleichbar große Unternehmen in der Ölindustrie zerschlagen – ein Schritt, der auch in Bezug auf die großen globalen Player der Digitalwirtschaft zu Recht immer wieder diskutiert wird. Denn solche monopolartigen Strukturen gefährden nicht nur die Märkte, sie gefährden auch den Fortschritt und letztlich unsere Gesellschaften.“

Zerschlagen in was? Entlang welcher Schnittlinien? Regionaltwitter? Linkstwitter und Linksextremtwitter? Soziale Medien sind keine Ölfirmen. Man kann sie eher mit Paketdiensten vergleichen. Wenn man hier Beschränkungen vornimmt, stärkt man den Wettbewerb nicht, sondern verhindert ihn. Aber jetzt ist Esken so richtig in Fahrt und arbeitet sich am Kapitalismus ab.

„Microsoft und Google kaufen Innovationen auf, die ihnen gefährlich werden können, und behindern damit den Wettbewerb alternativer Technologien, Ideen und Konzepte. Die Marktbeherrschung durch Facebook hat zahlreiche alternative soziale Netzwerke untergehen lassen.“

Die Marktbeherrschung ergab sich aus dem Produkt, sie ist das Ergebnis von Wettbewerb, nicht sein Gegenteil. Dass alternative Netzwerke verdrängt wurden und untergegangen sind, liegt daran, dass sie nicht das anboten, was die User wollten. Aber wir freuen uns natürlich alle auf die Alternative, die demnächst durch Eskens persönliches Engagement entstehen wird. Als behördlich vielleicht dem Innenministerium unterstelltes Angebot wird es sicher voller guter Ideen und Konzepte sein. Übrigens, nur als Hinweis: Google hatte versucht, ein zu Facebook alternatives Netzwerk aufzubauen und dafür sicher viel Geld verbrannt. Google+ ist heute Geschichte.

Eine nationale Rechtsdurchsetzung gegen diese Strukturen fällt zunehmend schwer.“

Rechtsdurchsetzung im Sinne der Bürger oder der Macht? Das NetzDG ist ein bürokratisches Monster, das in seiner heutigen Form die Kommunikation eher behindert als absichert.

In diesem Ton geht es weiter und weiter, ich will Sie nicht langweilen, liebe Leser und nur weil der Artikel inzwischen hinter der Bezahlschranke verschwand, zitiere ich überhaupt so ausführlich. „Europäische Union, Neuordnung im digitalen Raum, Paradigmenwechsel, Gewinne abschöpfen, öffentliche Hand, Demokratisierung, Fortschritt, Innovation…“ all die Klingelworte, die die Gesellschaftsgestalter vom Schlage Eskens im Munde führen, wenn sie über bunte Karten gebeugt den Angriff auf die Realität verkünden, finden sich im Artikel. Es langweilt einen zu Tode. Deshalb lasse ich die SPD-Tante aus dem Politbüro nur noch mit ihrem Schlusssatz zu Wort kommen, der die ganze Anmaßung und den politischen Größenwahn perfekt einfängt.

Kleine Geister, große Pläne

„Wir brauchen eine Strategie für mehr Souveränität und Resilienz, die technologische Innovation, demokratische Ausgestaltung und dafür notwendige Kompetenzen zusammendenkt. Gerade in Zeiten wie diesen braucht es einen aktiven und starken Staat, der die demokratische Digitalisierung als eine gesamtstaatliche Mission begreift – mit und für die Bürgerinnen und Bürger.“

Der starke Staat, der alles an sich zieht und reißt, da ist er wieder. Und weil es besser klingt, nennt man den ganzen Plan „demokratisch“ und „für die Bürgerinnen und Bürger“, selbst wenn es um nichts weniger als Bevormundung und Ruhigstellung geht. Nein, Esken hat nicht begriffen, wie soziale Netze funktionieren und dass es dort kein „Primat der Politik“ und schon gar kein „Primat der SPD“ geben kann. Es gilt das Primat des Privaten, das sich öffentlich macht. Wer mit den Teilnehmern dieser Netze spricht, kann nicht von einem braven Auditorium ausgehen, sondern hat es mit teils rauen Sitten und schmutzigen Händen zu tun und man weiß nie, wo und in welcher Stimmung man die Menschen antrifft. Facebook und Twitter sind Räumen mit einem undefinierten und für jeden verschiedenem Signal-Rauschen-Verhältnis, dessen Gestaltung sich staatlichen Regulierungen entzieht. Der kann nur entweder den Stecker ziehen oder sich darauf beschränken, Kriminalität zu verfolgen. Dafür braucht es keinen starken, sondern einen effizienten Staat.

Das Gezeter nach Musks Twitterkauf wird schwächer werden, die angekündigten Accountlöschungen größtenteils in der Drohung verharren, die Aufforderungen der gratismutigsten linken Aktivisten an Musk, er solle sie doch rausschmeißen, unerwidert bleiben. Musk wird feststellen, dass sich der Laden auch mit der Hälfte der Soja-Latte-Trinkenden Angestellten betreiben lässt und neue, liberalere Regeln einführen. Er wird gelöschte Konten wiederherstellen, „Babylon Bee“ wird wieder senden und „Project Veritas“ wieder seine für die Regierung der USA unbequemen investigativen Ermittlungen publizieren. Vielleicht wird Donald Trump „Ich bin wieder da“ twittern und Alex Jones „Ich hab’s euch doch gesagt“. Rauschen für die einen, Signal für die anderen. Da wäre sogar Platz für die utopisch-etatistischen Versatzstücke von Saskia Esken. Sie müsste nur den dann vielleicht mal erreichbaren Support fragen. Das Schlüsselwort heißt „Konto wiederherstellen“. Dann rauscht es eben wieder ein bisschen mehr im Netz, damit werden wir schon klar kommen.

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19 Kommentare

  1. „Vielleicht wird Donald Trump „Ich bin wieder da“ twittern und Alex Jones „Ich hab’s euch doch gesagt“. Rauschen für die einen, Signal für die anderen.“
    Alex Jones, schau an. Selten sagte einer so deutlich, wo er hin will und welche „Signale“ er gerne hören würde.
    Grüße aus Köln
    Rudi

  2. @Roland Mock
    Die Doktoren und Professoren in den Kommentarspalten sind einfach die Spitze des Eisbergs der Gebildeten und Klugen, deren Energie von der Idiotenabwehr absorbiert wird. Ich hätte auch andere Eisbergsspitzen nehmen können; so z.B. den Physiklehrer Simeon Preuß, der neben Familie und Beruf sich noch damit erschöpft, für Kernkraft zu werben.
    https://www.youtube.com/watch?v=ap9XBadq0a0

    Oder den Youtuber Charles Krüger, der seinen Kanal gerade auf Sparflamme gesetzt hat, weil er sich vor dem ökonomischen Zusammenbruch noch so viel Know-How im Bereich der Informatik aneignen will, wie es geht.
    https://www.youtube.com/watch?v=LAAq-Ky4ZZc

    Oder den Finanzmathematiker und ehemaliger Gymnasiallehrer und ebenfalls ehemaligen Streifenpolizisten Jürgen Fritz (einige Zeitlang auch Autor bei Tichys Einblick), dessen Blog im Moment auch ruht.
    https://juergenfritz.com/

    Seit 2015 erschöpfen sich nun schon die Bürger darin, Informationen in die Öffentlichkeit zu tragen und dem wachsenden Wahnsinn Herr zu werden. Das sind nicht nur diese ganzen Akademiker in den Kommentarspalten, aber auch die, und diese Leute hatten in der Regel mal nicht vor, „irgendwas mit Medien“ zu ihrer Passion im Leben zu machen. Es ist nicht einfach so, dass sich diese Bürger zur Entspannung mit technischen Details von Elektroautos und Impfnebenwirkungen befassen wie andere mit Soap-Operas. Das ist jeweils Zeit am Tag, an dem sich diese Menschen nicht in ihrem jeweiligen Beruf einfach weiterbilden oder tatsächlich ihr Leben genießen. Natürlich muss ein Bürger immer auch etwas Zeit für solche Dinge freimachen, aber wir haben jetzt den Zustand, in dem spätestens die über 10% Inflation ein hohes Maß an Aufmerksamkeit den Leuten abnötigt.

    Der Unterschied zwischen einer erfolgreichen und einer armen Gesellschaft liegt ganz fundamental darin, ob Leistungsträger Anreize gesetzt bekommen, ihr Potenzial auszuleben oder ob man sie ständig frustriert und ihre Aufmerksamkeit auf Mist umleitet (auch Hashtag #Bürokratie).

    Währenddessen sieht man auf ZEIT und auch beim ÖR, wie die Angestellten der diversen staatlichen oder staatsnahen Einrichtungen absolut die Ruhe weghaben. Alles ist voll mit Kochrezepten, Öko-Kram und Halligalli. Schlimmstenfalls taucht irgendwo ein „Nazi“ auf, der aber gleich eins auf den Backen kriegt, und schwupps sind wir wieder zurück bei der philosophischen Erörterung des Menstruationsbluts.

  3. Esken ist peinlich, der Artikel klasse und Elon Musk – so sehr ich es auch gut finde, dass im Windschatten seiner Twitter-Übernahme die links-woken Zensurmeister in Schnappatmung verfallen – ist auch nur ein weiterer Multimilliardär, der ganz im Sinne des Great Reset von Finanzeliten’s Gnaden Kohle auf Kosten der Allgemeinheit in die eigenen Taschen schaufelt. Ein weiterer Philanthropath, der installiert wurde, um den Anschein zu erwecken, dass die Great-Resetter um die Meinungsfreiheit des gemeinen Volkes besorgt sind. Leider fressen es die meisten. Die Vögel sind frei…

  4. @Ben Goldstein: Verstehe nicht ganz, was Elon Musk oder sonst irgendwas, um das es in dem Kommentar geht, mit „Doktor dies und Professor das in den Kommentarspalten von Tichy und Achgut“ zu tun hat.

    • @Roland Mock
      Weil die Frau Esken und Co., wie @ARo61 bemerkt hat, wahnsinnig viel Aufmerksamkeit und auch Arbeit von klugen Leuten binden. Wer sich mit denen beschäftigt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Und die haben wir jetzt alle verloren. Der Strom könnte jeden der folgenden Winter ausfallen. Noch vor 20 Jahren wäre keinem eingefallen, diesen Leuten die Zeit des Tages zu schenken. Hier läuft alles aus dem Ruder wegen diesen Deppen und statt dass wir die knappe Zeit unseres Lebens möglichst amüsant und produktiv nutzen können, müssen wir jetzt auf die Verwirrten und die durch sie entstandenen Katastrophen starren wie auf ein Autowrack am Straßenrand. Sie wollen diese Leute ja auch endlich auf die Straße setzen. Sie sind halt auch einer von den Klugen, deren Geduldsfaden längst gerissen ist. Ich finde es ein Unding, dass hier sämtliche Leute mit Fleisch zwischen den Ohren bis aufs Blut gereizt werden, bis die sich Wunden leckend um ein paar Blogs scharen, während die andern noch schalten und walten, als wäre nichts.

      • Da stimme ich Ihnen ja sowas von zu, Ben. Aber was, um alles in der Welt, hat das mit Doktoren und Professoren in den Kommentaren von Tichy und der Achse zu tun?

  5. @Rolf
    Das sagt mir meine Kristallkugel auch! Twitter kann auch jeden Moment wieder an Bill Gates oder einen anderen „Guten“ gehen. Der amerikanische Kongress muss Benachteiligungen aufgrund von Ansichten gesetzlich untersagen. Es reicht schon, Klagewege aufzustoßen. 2016 haben eine Handvoll Idioten mit Mini-Social-Media-Projekten ein riesiges Geschwätz um „Public Utility“ und „Markt“ vom Zaun gebrochen. An der Stelle bin ich mir sogar mit Frau Esken einig, dass hier überhaupt gar kein gangbarer Markt vorliegt. Die Europäer werden schon kuschen (Ich hoffe, die paranoide Alice Weidel liest das hier). Die werden nicht alles dicht machen und versuchen, mit der ARD dem Volk weiszumachen, dass Internet eh keinen Wert habe. Das sind kläffende, dumme Köter.

    Das mit dem Leak ist interessant. Ich hab nämlich auch den Eindruck, dass Jack Dorsey kein Idiot ist. Sozialismus ist die Herrschaft der Dummen über die Klugen. Womit die Esken auch recht hat, ist, dass Leute wie er tatsächlich mit der demokratischen Ambitionen, den Menschen die öffentliche Rede zu erleichtern, gestartet sind. Er hat nur aufgegeben. Bei Zuckerberg vermute ich ähnliches.

    Wir haben aber auch bald den Punkt erreichen, an dem ein Machtwechsel unausweichlich wird. Man kann nur hoffen, dass keine Granaten fliegen. Das macht alles nur schwieriger. Die Menschen werden auf die Straße gehen und je besser sich die Intelligenten darauf verständigen, was passieren muss, um so weniger chaotisch wird die Phase. Dafür ist das Schreiben. Es gibt einige Politiker, deren Namen ich mittlerweile im Kopf mit „Antoinette“ vervollständige, weil die absolut zu blöd sind zu verstehen, dass man einen weicheren Ton anschlagen muss, wenn das Land gerade voll an die Wand fährt. Das zeigt für mich aber auch ganz deutlich, dass nicht nur das Böse existiert, sondern auch das Strunzdumme, das Böse UND das Dumme.

  6. Roger! Was du alles auf dich nimmst… für uns und unsere demokritische Teilhabe. Heldenhaft! Und wieder saugut geschrieben!

  7. Ich bin zwar nicht bei Twitter, aber wenn Kühnert und Esken dort weggehen, dann werde ich wütend mit dem Fuß aufstampfen!

    So, jetzt habe ich das dem Musk mal richtig gegeben! 😉

  8. Esken? Wer ist das? Ich bin ja nicht in allen Belangen Fan von Musk. Seinen Tesla z.B. kann er sich in den…. die Garage schieben. Aber wie der Mann diese linken Vogelscheuchen aufmischt imponiert mir. Als ich las, er habe die Frau gefeuert, die Trump bei Twitter gesperrt hat, habe ich einen Luftsprung gemacht. Wie geil ist das dennIch wünschte mir, es gebe einen deutschen Elon, der sämtliche Intendanten und leitenden Redakteure des Öffentlich-Rechtlichen TV/Rundfunks samt sämtlicher Figuren, die in diesem Fernseh-/Rundfunkrat sitzen innerhalb von 10 Sekunden aus ihren Büros jagt.

  9. Um jetzt mal Karl zu zitieren. Wer sich am geistigen Durchfall einer Saskia (sic) abarbeitet, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

      • Richtig. Es ist aber auch die Notwendigkeit der Notwehr, die mich persönlich die Wände hochgehen lässt. Seit 2015 werden erhebliche Kräfte in die Idiotenkontrolle verlagert. Die Kommentarspalten von Achgut und Tichy sind überfüllt mit Doktor dies und Professor das. Irgendjemand muss es halt machen, aber der Umstand, dass das jetzt so ist, macht alles kaputt. Ihr Text ist wieder super geschrieben. Man denkt sich halt nur, „In einer besseren Welt würde der Herr Letsch jetzt die Steuerung des magnethydraulische Feinradfräskopfs programmieren.“

        Aber den machthungrigen Politprimaten fällt natürlich von selbst nicht ein, auf ihr Primat der Politik zu verzichten und ihm nicht alle Lebensbereiche ihrer Mitmenschen zu unterwerfen. Über Frau Esken denke ich das Gleiche, was ich auch unter anderem über Frau von der Leyen denke. Wäre ich eine Art Weltenrichter, würde ich die nicht mal bestrafen wollen, sondern wegen geistiger Einschränkungen einer Anstalt mit dafür ausgebildetem Personal übergeben.

        Das Land ist intellektuell bald so ausgeblutet, dass die heiße Luft der Schwätzer zur Brückentechnologie wird, bis wir unsere Energieversorgung vollständig auf Bücherverbrennung umgestellt haben.

      • > Ich beschäftige mich nicht wirklich freiwillig mit Leuten, die meine Freiheit einschränken wollen. Das ist Notwehr.

        Notwehr wäre es, Handgranaten in den Bundestag zu werfen, während die da alle versammelt sind.

        Notwehr ist das mildeste Mittel um einen rechtswidrigen Angriff zuverlässig abzuwehren. Mit Schreiben wehrt man keine vom Staat ausgehenden Angriffe ab. Natürlich ist die Rechtwidrigkeit fraglich, aber ich glaube, wie so oft, wird diese am Ende vom Sieger entschieden, aber ich glaube ich könnte zumindest eine in sich stimmige Argumentation für die Rechtmäßigkeit solcher Anschläge machen.

        Jedenfalls: Es gibt einige Leaks von Konversationen zwischen Musk und Jack Dorsey, in denen Jack empfiehlt, aus Twitter eine gemeinnützige Stiftung zu machen, die ein quelloffenes Protokoll entwickelt, was seiner Meinung nach der beste Weg ist, um sich die NGOs und Staaten vom Hals zu halten. Das wäre in etwa der Weg den Signal gegangen ist.

        Weiterhin halte ich es für möglich, dass demnächst die Tesla-Aktie crasht und/oder SpaceX pleite geht. Das sagt mir meine Kristallkugel.

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