Wieviel Lack muss man eigentlich gesoffen haben, bis die richtige Stimmung für einen PC-konformen Spargel-Verriss-Artikel erreicht ist? Nicht dass man keine gastronomische Häme über verunglückten Kreationen und totgekochtem Spargel ausschütten könnte! Da wäre sicher von diversen Küchenmisshandlungen Schlimmes zu berichten. Aber Margarete Stokowskis kulinarische Expertise dürfte mit der Unterscheidung von grünem und weißem Spargel bereits hinreichend gefordert sein. Ihre Kritik ist deshalb „politischer“ Natur und da ist der Spargel, der deutsche zumal, ein ganz pöhses Zeichen von Patriarchat, Ausbeutung, „white supremacy“ und sexistisch ist er auch! Sozusagen das „dicpic“ unter den Gemüsen. Beim Lesen macht man sich unwillkürlich und ernsthaft Sorgen über den geistigen Gesundheitszustand der Autorin, die sich mit ihrer Empörung entlang von selbstempfundenen Micro-Aggressionen an einem wehrlosen Gemüse und seinen Produzenten und Konsumenten abarbeitet.

„Die sechste Jahreszeit, die sogenannte Spargelsaison“ – Was für eine Unverschämtheit, wo Stokowski doch schon mit der fünften Jahreszeit namens Karneval sicher das eine oder andere neo-feministische Hühnchen zu rupfen hat.

„Er [der Spargel] darf überall rein und überall ran“ – Das ist natürlich Blödsinn, denn weder im Müsli noch im Smoothie noch im entkoffeinierten Soya-Latte wurde er bisher gesichtet.

„Der Loriot unter den Gemüsen – ok, aber komplett überbewertet“ – Alte weiße Männer aus der Vergangenheit, besonders wenn sie tot sind, geben eben ein perfektes Feindbild ab. Gerade wenn ihr Werk berghoch über dem der Autorin aufragt. Zwar bezeichnet Stokowski Spargel im selben Artikel als „sehr lecker“ und sogar als „Superfood“, das hindert sie aber nicht daran, im selben Artikel den Maßstab zu ändern und das Gemüse als überschätzt zu bezeichnen. Das Adjektiv muss sich der Spargel aber mit Frau Stokowski teilen.

„Der weiße Spargel, der eigentlich und nicht ohne Grund Gemeiner Spargel heißt“ – Wir haben verstanden, Gretel! Weiß und gemein. Schon klar.

„Wenn die Spitze des Spargels es ans Licht geschafft hat, verfärbt sie sich blau-lila und schmeckt dann zwar nicht schlechter, gilt aber sofort als Wertverlust.“ – Hier muss der Hobbykoch kurz einhaken. Es handelt sich hier weniger um einen Wertverlust, weil der Spargel dann zum „Veggi of color“ wird und Diskriminierung wegen seiner Hautfarbe erfahren muss, sondern um eine Änderung in der Handelsklasse. Köche sind da noch pingeliger als EU-Bürokraten. Im Handel macht sich das übrigens nicht immer am Preis fest. Die Stangen liegen nur in separaten Kisten – und nein, das ist keine Spargelapartheit!

„Grüner Spargel hat das Problem nicht, weil er über der Erde wächst, außerdem ist er gesünder und muss nicht geschält werden.“ – So viel Ahnungslosigkeit in einem Satz. Über der Erde wächst der weiße Spargel auch – wenn man ihn lässt! Aber genau das ist ja der Grund, warum man ihm den Weg verlängert, indem man Erde über ihm anhäuft. „Gesünder“ ist zudem eine sehr pauschale Aussage. Ein Medikament ist auch der grüne Spargel nicht. Außerdem möchte ich der Autorin was das Schälen angeht einfach mal Unwissenheit und Koch-Legasthenie attestieren und nicht unterstellen, sie sei einfach nur zu faul dazu. Denn Schälen muss man den grünen Spargel sehr wohl – nur nicht so viel.

Spargel und Verspargelung

Während Windkraftwerke als Verschandelung der Natur gelten, hat der gemeine Deutsche kein Problem damit, dass Spargel oft in Monokulturen unter Plastikfolie angebaut wird, die mindestens genau so hässlich aussehen. – Gemeiner Spargel, gemeine Deutsche. Da wächst zusammen, was offenbar zusammen gehört. Ob es aber etwas gibt, das hässlicher ist als eine mit Windkraftanlagen „verspargelte“ Landschaft, wage ich zu bezweifeln. Auch unterscheiden sich diese beiden „Spargelsorten“ in der Höhe der Subventionen, die sie aus dem Boden schießen lassen. Zudem ist jede andere Gemüsesorte an ihrem Standort und für eine Saison „Monokultur“, ganz zu schweigen von der horizontverändernden Energiepflanze Mais.

Außerdem sorgen die Bauern doch im Sinne eines freien Blickes auf den Horizont durch das rechtzeitige Ernten des Spargels dafür, dass dieser erst gar nicht den Blick verstellt. Windräder sind da ganz anders, wachsen höher und ihnen ist beim Spargelstechen kaum beizukommen. Dass Spargel ein mehrjähriges Gewächs ist, könnte Stokowski unter dem Nachhaltigkeitsaspekt sogar bejubeln, wüchse er nicht in Phallusform, wäre so unverschämt weiß und deutsch und würde nicht ausgerechnet(!) von polnischen Erntehelfern geerntet. Wo Stokowski sich durch die Äcker schreibt, wächst jedenfalls so schnell kein Spargel mehr.

Freuen wir uns also schon mal auf den Muttertag, an dem Frau Stokowski in einem ultimativen Mic-Drop-Artikel ein für alle Mal mit der Blumenindustrie abrechnen wird. Und die alten weißen Weihnachtsbaumzüchter können sich im November schon mal auf ein amtliches Donnerwetter gefasst machen!

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17 Kommentare

  1. Als weißer, alter und urdeutscher Mann habe ich nichts gegen Spargel, allerdings sollte der nicht Braun oder LinksGrün verdreht sein. Mir ist es mittlerweile auch egal wer den sticht und dafür ausgebeutet wird, das Volk wählt schließlich seine Sklavenhalter und muss sich anschließend auch in deren moralisch verkommenen und geistig degenerierten Ausscheidungen suhlen. Das wird im Murkelland, in dem man sich gut und gerne umvolken, abstechen, ausbeuten, enteignen, ausplündern und verarschen lässt, scheinbar exzessiv und masochistisch ausgekostet, denn eine Änderung dieser Zustände ist vorerst wohl kaum zu erwarten. Also, lasst euch wenigstens genusstechnisch nicht vergraulen und esst mehr Spargel. Das ist gesund und niemand weiß zudem, wie lange der noch für den abkackenden Euro auf dem Teller kommt.
    Am schönsten wäre es allerdings, wenn das Spargelstechen der arbeitsscheue, halbstudierte und überwiegend vollverblödete Altparteienklüngel erledigen müsste, denn nur diese gesellschaftlich überwiegend nutzlosen und der volksdienlichen Arbeit längst entwöhnten Strategen sind einzig und allein für das derzeit implementierte Ausbeutertum und miese Beschäftigungsverhältnisse verantwortlich.
    Und vom Spargelstecher zum Millionär, das gibt’s vielleicht noch im Märchen und bei Gazprom, oder war das sogar ein Ex-Bundeskanzler?

  2. Wow, hier scheint der Aspekt, dass der Spargel von Billigkräften aus dem Ausland abgebaut wird keine erwähnenswerte Rolle zu spielen. So sehr hat man es sich schon in seinem postkolonialen Komfortismus gemütlich gemacht. Was man aber immer wieder in diesen Gefilden antrifft: Die selbstüberschätzende Rhetorik auf Mittelstufen-Niveau, ad hominem als Begründung für ad hominem.

    • Immerhin bekommen diese „Billigkräfte“ fürs deutsche Spargelstechen immer noch mehr, als sie in ihrem Heimatland je verdienen würden. Wäre ihnen also die Heimat wichtiger, als das deutsche Spargelgeld, würde keinen kommen und die Deutschen würden ihren Spargel dann eben selber stechen, den sie im übrigen auch viel teurer bezahlen als im Ausland.
      Ansonsten war das sowieso nicht das eigentliche Thema im Ursprungsartikel.

  3. Für einen Rant wider die Blumenindustrie (unter besonderer Berücksichtigung der Schnittblumenproduktion in Afrika) wäre der Valentinstag sicher geeigneter gewesen, wenn man bedenkt, was so ein einfacher Strauß im Winter kostet.
    Aber jetzt kommen schon parallel zum Spargel frische, einheimische Erdbeeren auf den Markt und die Bäckereien und Cafes überschlagen sich mit Erdbeerkuchen, dann Kirschen, neue Kartoffeln (sic!), später im Jahr freut der Bürger sich über Pflaumen(sic!)kuchen, Federweißen (sic!) oder roten Rauscher, Martins(sic!)gänse …. So kann denn jede Jahreszeit mit traditionell weit verbreiteten Gaumenfreuden zum Anlaß für eine vernichtende Betrachtung unter SJW- oder Genderaspekten gemacht werden.
    Lebensfreude geht anders!

  4. Jetzt mal wieder Stokowski, weil sich der Hausherr an Svante Thunberg ausreichend abgearbeitet hat?
    Wird diese braune Gülle nicht irgendwann grottenlangweilig?

  5. Wer liest solche Grütze? Wer tut sich so was an? Solches Seitenfüllmaterial bei der WELT beschleunigt das Auflagen Minus. Wäre Sie nicht mehr Bento oder Spon Niveau? Oder sogar TAZ?

  6. Linksgrüne Gender-Gesinnung scheint die Hirnzellen anzugreifen und abzutöten. Oder ist es anders rum, verursachen abgestorbene oder fehlende Hirnzellen diese Gesinnung?

    Beim Spiegel wird jetzt schon ein Gemüse rassistisch, feministisch ausgegrenzt, nur weil es weiß ist und eine längliche runde Form hat.
    Bunte Vielfalt bedeutet dort ohne Weiße, egal ob Gemüse oder Menschen.

  7. Mit solchen Artikeln in den Mainstream-Medien vergrault man zielsicher auch die allerletzten Leser.

  8. Hallo Roger, sei gnädig mit der armen Margarete. Sie hat doch nichts Anderes und kann nichts Anderes. Alt, weiß und männlich. Also DER WEISSE Spargel. Sollen schon die alten Römer gegessen haben. Damit passt es. Und natürlich DIE Erdbeere und DIE Tomate werden wieder diskriminiert.
    Die kleine Margarete ist nun mal nicht die hellste Kerze auf der Torte. Oder aber wir haben das alle falsch verstanden und SPON wollte einfach mal was lustiges zu Ostern machen.

    • O jemine, es muss eine überschießende Immunreaktion sein, die mir im Zusammenhang mit der Maggy immer so böse Wörter einfallen lässt wie „Trine Marga“ oder ähnliches…
      Komme ich jetzt in den Karzer?

    • „einfach mal was lustiges machen“
      Lustiges geht ganz anders und ist zudem schwer herzustellen. Robert Gernhardt & Loriot haben das jahrelang erläutert, beschrieben und dazu trefflich bewiesen. Aber nicht doch dieser Frau.

  9. Lieber Roger,
    dein Artikel ist wie für mich geschrieben …
    Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass Frau Margarete Stokowski wirklich dringend Hilfe benötigt (welcher Art auch immer). Damit ist nicht zu spaßen!
    Mein Gott, was bin ich froh, dass es nur grüne Gurken gibt (auch die langen). Dumm ist nur, wenn man sie schält, sind die auch weiß …

  10. Margarete Stokowskis Beitrag über Spargel – ich habe mich durch den Original- Artikel in SPON gequält – ist im Prinzip wie alle ihre bisherigen geistigen Ergüsse: Moralinsauer, zu 100% spaßbefreit und absolut nicht kommentierungswürdig!

  11. Am besten ist der schwarze Spargel und man braucht kein schlechtes Gewissen wegen Diversity und so haben. Einfach etwas Orang-Utan freundlich veganes Pflanzenöl in der Pfanne erhitzen, Spargel rein (egal welche Farbe), 45-60 Minuten bei großer Hitze braten. Fertig. Schmeckt übelst, zeigt aber Empathie. Hoch die internationale Solidarität! Das Private ist politisch! Da muss man bereit sein, kleine Opfer im Alltag zu bringen.

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