Syrien ist für Nachrichtenagenturen und deutsche Medien mutmaßlich ein Buch mit sieben Siegeln. Mutmaßlich befindet es sich im Krieg, mutmaßlich knabberte sich der IS im Osten ein großes Stück davon ab, mutmaßlich knabbert auch Erdogan im Norden kräftig mit und mutmaßlich gibt es auch mit dem südlichen Nachbarn Israel noch immer keinen Friedensvertrag – mutmaßlich deshalb, weil nach den Angriffskriegen, welche der mutmaßliche Vater des heutigen syrischen Diktators Assad gegen den jüdischen Staat geführt hatte, keine Aussicht für die syrische Armee mehr besteht, jemals wieder die Golanhöhen zu betreten und von dort aus ganz Nordisrael wie auf einem Präsentierteller zu haben. Mutmaßlich haben die Israelis einfach die Nase voll davon, sich von ihren Nachbarn mit Auslöschung bedrohen zu lassen. Alles nur Mutmaßungen, denn wer kennt schon die Wahrheit! Unsere Journalisten jedenfalls kennen sie nicht und ergehen sich gern in vagen Andeutungen – es sei denn, man kann Israel irgendwas ans Zeug flicken, dann ist die Sache sehr viel klarer! Besatzer, Apartheid, Völkermord…kräftige Vokabeln sind schnell bei der Hand, genauer hinsehen muss man nicht, Mutmaßungen werden bei solchen Gelegenheiten zu Dogmen, die von öffentlich-rechtlichen Kanzeln gepredigt werden.

„Mutmaßlich“ ist deshalb auch die Vokabel, mit der die Tagesschau die Erklärung Israels zu relativieren versuchte, man habe am 6.9.2007 eine syrische Atomanlage in einer Geheimaktion mit acht F-15 und F-16 bombardiert, bevor diese in Betrieb gehen konnte. Das sei gar keine Atomanlage, sondern nur eine „mutmaßliche“, so der Bericht. Der in Israel lebende langjährige Nahostkorrespondent Ulrich Sahm fragte denn auch ungläubig nach, warum man in solch einem Fall, in dem klare Beweise vorliegen und eine elfjährige Geheimhaltungssperre aufgehoben wird, abschwächend von „mutmaßlich“ spräche. Er erhielt von „Team Tagesschau“ zur Antwort:

„Solang es keine eindeutige Beweise beider Seiten gibt, dass es sich bei dem Gebäude um eine atomarische Einrichtung gehandelt hat, erscheint uns die Formulierung „mutmaßlicher“ Atomreaktor als zutreffend.“

„Beweise beider Seiten“ ist hier gelinde gesprochen eine Schlingelformulierung, denn was zählen schon regierungsamtliche Erklärungen des befreundeten und verbündeten Israel, wenn sie nicht von dessen Feinden – in diesem Fall eines lumpenreinen Demokraten vom Kaliber Assad – bestätigt werden!

Deshalb jetzt nochmal zum mitdenken für alle ARD-Nahostpraktikanten mit mangelnder Erfahrung in Punkt- und Strichrechnung, die lieber ihre Bäuche an den Stränden Tel Avivs in die Sonne halten, als „Jerusalem Post“ oder wenigstens „Haaretz“ zu lesen und dann zwei und zwei zusammenzuzählen: Diese Bestätigung wird Assad nicht liefern und das kann er auch nicht, nachdem er stets bestritten hat, eine solche Anlage gebaut zu haben! Auch kann er schlecht zugeben, dass einer seiner Mitarbeiter, der an der Planung der Anlage und der Beschaffung nordkoreanischer Atomtechnologie beteiligt war, leichtsinnigerweise seinen Laptop unbeaufsichtigt in seinem Hotelzimmer in Wien ließ, was den Mossad sehr interessierte, wie wir heute erfahren haben. Interessanterweise kommt von Assad aber kein Wort der Anklage bezüglich des israelischen Angriffs. Der hat nämlich nach syrischen Angaben offenbar niemals stattgefunden! Wie bitte? Kein Angriff? Wie kann es sein, dass sich Assad, der 2007 noch keinen islamistischen Bürgerkrieg mit Giftgaseinsätzen gegen die eigene Zivilbevölkerung am Hals hatte und in den Augen der Welt noch der nette Augenarzt von nebenan war, sich solch eine Gelegenheit entgehen ließ, ein großes internationales Bohei gegen Israel zu veranstalten? Hätte man nicht ein paar Babyfläschchen in den Trümmern verstreuen und dann die internationale Presse rufen können? War wirklich niemand von der Fatah oder Hamas in der Nähe, den man fragen konnte, wie man das anstellt? So ein Pech aber auch! Assad hielt offensichtlich lieber die Füße still, als die Israelis dazu zu zwingen, ihre Beweise auf den Tisch zu legen. War wohl besser für ihn.

Für jeden Sack Reis, der im Nahen Osten umfällt, hat Israel üblicherweise umgehend eine UNO-Resolution am Arsch! Die UN erklärte es sogar zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wenn eine Straßenbahnlinie durch Jerusalem gebaut wird. Und da können 2007 acht Jagdbomber mit Davidstern unter den Tragflächen 17 Tonnen Bomben im Nordosten Syriens abwerfen, und das Regime behauptet, „Unbekannte“ hätten nahe einer landwirtschaftlichen Versuchsfarm ein „Loch in die Wüste“ gebohrt? Wen wollt ihr denn damit verarschen?! Ach ja, die ARD…hatte ich ganz vergessen.

Einen angenehmen Effekt könnte der Bericht aber dennoch haben – und zwar für die „Nahostberichterstattung“ der „ARD-Experten“, die in Tel Aviv warm und trocken sitzen und von dort aus die Propagandalügen von Fatah und Hamas brav nachplappern. Künftig wird es kaum noch möglich sein, über die „Gräueltaten“ zu berichten, welche die IDF angeblich (oder sollte ich sagen: mutmaßlich) in finsterer Absicht unter der Zivilbevölkerung Palästinas anrichtet: es braucht ja immer die Bestätigung von „beiden Seiten“, wie wir heute gelernt haben.

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20 Kommentare

  1. In der Tat, so geht es zu in einem großen Teil unserer Medien:
    Nachdem sie versucht haben, Kritik an ihrer Berichterstattung durch partielle Amnesie wegzudrücken (wer?, wir?, wann denn?, wieso das denn?), zündet nun Stufe zwei ihrer Abwehr, und sie nähern sich in Riesenschritten dem Geistes- und Gemütszustand des reifen Erich Mielke an:
    Ich weiß nichts! – Sie wissen nichts! – wir alle wissen nichts!

      • Das stimmt, U. May,
        aber der späte Mielke hat sich während seiner Befragungen im Gefängnis ähnlich geäußert (s. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9157807.html). Scheint wohl eine im vorhinein eingeübte Verhaltenspraxis bei Leuten desgleichen Milieus gewesen zu sein. Denn sowohl Mielke als auch Wehner waren als Kommunisten während der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts ständig der Gefahr ausgesetzt, von Nazi-Schergen abgefischt zu werden. Und dann war es sicher nützlich, wenn man sich vorher eine Verhaltensstrategie für die Verhöre überlegt hatte.

  2. Ich hab mal zwei Theorien und eine Frage bezüglich der Judenhasserei. Zuerst die Theorien:

    Theorie 1 – Warum Muslime Juden hassen:

    Ich glaube, Muslime fühlen sich kastriert, weils mit Israel einen kleinen Landstrich gibt, der von einer zahlenmäßigen muslimischen Übermacht umzingelt ist, und der sich dennoch von diesen nicht auf der Nase herumtanzen lässt. Der Wunsch, die Juden umzubringen, was mit der Formulierung „Ins Meer treiben“ gemeint ist, wird für die Musel so ne Sache sein, bei der man die eigene Kollektivehre wieder dadurch herstellt, dass man den uneinsichtigen Ehrverletzer umbringt. Dumm nur, dass diese Juden sich etwas schlagkräftiger wehren können, als die sechzehnjährige Cousine. Da fühlt man sich schon mal impotent, und Schwanzverlust macht aggressiv. Also dreht man durch. So weit, so verständlich.

    Theorie 2 – Warum Linke Juden hassen:

    Und die Linken hassen Israel, weils erfolgreich ist. Starkes Militär, die Gesellschaft ist stark auf Wahrung der eigenen jüdische Identität ausgerichtet, und obendrein kommen noch zahllose Innovationen aus Israel. Israel ist der erfolgreichste Staat der arabischen Halbinsel, oder wie man diesen Erdteil sonst nennt. Natürlich hassen Linke starke, selbstbewusste und erfolgreiche Länder, die für Linke schließlich das Grundübel der Welt sind. Darum gilt Israel auch als Apartheid-Staat, der die Palästinenser im KZ-Ghetto in Nazi-Manier mit Waffengewalt unterdrückt. Okay, es zeugt schon von kognitiver Dissonanz, weil Hitler in der arabischen Welt nicht zuletzt wegen des Holocausts eher beliebt ist, aber kognitive Dissonanz ist man von Linken ja mitlerweile gewohnt. Einen starken, westlich orientierten Ethno-Staat nicht zu hassen, wird für linke einfach nicht machbar sein. Wahrscheinlich gelten Israelis sogar noch als Weiße, und Weiße sind erst dann gut, wenn sie vom Antlitz der Erde verschwunden sind, diese Rassisten. Auch hier kann ich nachvollziehen, welches Problem die Linken mit Juden haben.

    Und nun die Frage:

    Was haben die aktuellen Rechtsradikalen gegen Juden? Ich meine, ich kapiers nicht. Warum tun die sowas? Was soll das? Kann mir jemand erklären, was die modernen Rechtsaußen-Leute gegen Juden haben? Ich versteh das nicht. Sind die Rechtsaußen-Judenhasser verkappte Linke? nationalSOZIALISTEN? Oder was soll das? Ich bitte um eine Erklärung.

    • Vorab, es ist schon sehr ironisch:

      Die Juden, die in Deutschland grösstenteils nichts sehnlicher wünschten, als ihre Assimilation, wurden vernichtet. Muslime, die grösstenteils alles andere als ihre Assimilation anstreben, werden verhätschelt.

      Konnte ich mir in diesem Zusammenhang einfach nicht verkneifen. 😉

      Ich bilde mir ein, einen Gutteil der NS-Zeit, und deren Entstehungsgeschichte, sowohl rational, als auch emotional zu verstehen. Was mir allerdings immer noch völlig abgeht, das ist die Judenverfolgung. Da ich keine Juden persönlich kenne (sind ja wohl nicht mehr viele übrig), habe ich auch keine persönlichen Erfahrungen, und somit auch keine Voreingenommenheiten. Kurzum, wo genau dieser Vernichtungsdrang den Juden gegenüber herkam, dass kann ich absolut nicht nachvollziehen.

      Nun sind wir bereits zwei Ahnungslose. 😉

      • Ich würde ihnen gerne Antworten, aber die Antwort würde ein Geschrei hervorrufen: „Antisemitismus“ würde der Blogbtreiber schreien. Also müssen sie sich schon selber bemühen:

        1. Israel Shahaks Buch. Jüdische Geschichte, Jüdische Religion.
        2. Haaretz. & Elior Chen googlen. Und alles genau lesen was dort steht. Es sind mehrere Artikel.
        Und dann kurz darüber nachdenken, was dem Stürmer damals vorgeworfen wurde.

        • Wenn Sie behaupten, die Quelle des Antisemitismus in den 20ern und 30ern zu kennen, UND diese darüber hinaus vollständig zu verstehen, dann müssten Sie doch in der Lage sein, diese hier allgemeinverständlich in einem Beitrag auf den Punkt zu bringen.

          Einen Begriff wie „Der Stürmer“ zu raunen, und auf Google zu verweisen, das kann ja wohl nicht der Weisheit letzter Schluss in Ihrer Argumentationskette sein.

    • Die Frage kann nur geistlich beantwortet werden. Dieses Volk wurde von Gott durch Abraham, Isaak und Jakob gebildet. Mit diesem Volk ist Gott Bündnisverpflichtungen eingegangen und hat seine Macht durch dieses Volk allen anderen Völkern der Erde gezeigt. Durch ständigen Ungehorsam gegen den Willen Gottes, hat Gott sie durch Propheten und letztlich durch seinen Sohn Jesus Christus vor dem Gericht Gottes gewarnt. Das Gericht bedeutet für das Volk Israel für eine bestimmte Zeit von Gott verworfen zu sein, mit der Zusage, dass Gott seinen Bund mit Israel einhält und das Land und das Volk wieder hergestellt werden. Diese Zeitspanne dauerte von 70 n.Chr. bis zum 14. Mai 1948. Die Wiederherstellung hat begonnen und nach dem der 3 Tempel gebaut, einige globalpolitische Ereignissen in der Zukunft stattgefunden haben werden, wird Jesus Christus zum zweiten Mal auf diese Erde kommen. Diese Mal nicht als Retter sondern als Richter und zwar genau auf dem Ölberg, gegenüber Jerusalem, um danach tausend Jahre zu regieren. Um das zu verhindern, setzt die gesamte antichristliche Welt alles daran, Gottes Plan mit Israel zu vereiteln.
      Die historische Entwicklung vom Altertum bis in die Postmoderne ist sehr spannend, vor allem da scheinbar souverän agierende und rational entscheidende Politiker, egal welcher Religion oder Ideologie sie angehören, Gott bei der Erfüllung seiner Pläne unterstützen.

        • “ mmn ist die Butter auf dieser Scheibe Brot etwas dick aufgetragen, … “

          Wenn’s wenigstens Butter wäre. Oder leckeres Griebenschmalz mit Äpfeln(!) und Zwiebeln.
          Das Zeug da oben ist billigste Halbfettmargarine, verwässert und mit Lachgas aufgeschäumt um Volumen vorzutäuschen. Und das ‚Brot‘ ist auch lumpige Toast-Pappe.
          Da lobe ich mir doch z.B. die griechische Mythologie. Hah, DAS ist Butter. Und Schinken und Käse obendrein und ’ne Flasche Liastos dazu!

          Und ganz nebenbei: Warum tendieren Leute mit bestimmten zerebralen Befindlichkeiten so vorzüglich zur Postulierung von tausenjährigen Reichen?
          >;->

        • Und schon wieder redest Du Mist.

          Zuerst schreibst Du einen ganzen Absatz damit voll, dass Du religiöse Sichtweisen als nicht vollwertig ansiehst, ohne explizit zu sagen, dass Du religiöse Sichtweisen als nicht vollwertig ansiehst. Stattdessen schwafelst Du etwas von Dingen, die man frühstückt.

          Und was genau wolltest Du eigentlich mit den zelebralen Befindlichkeiten ausdrücken, die zur Ausrufung totalitärer Staaten führen? Willst Du sagen, dass diese ganzen staatlichen Ableger des Sozialismus, zu denen auch das dritte Reich zählt, irgendetwas mit irgendeiner religiösen Sichtweise zu tun hat? Dem wage ich zu widersprechen. Oder war das lediglich so ein trivialer Kommentar, der nicht mehr aussagt, als dass sich politische Prozesse im Gehirn der Beteiligten abspielen? Das wäre eine triviale Aussage, weil sich jeder Denkprozess im Gehirn des Denkenden abspielt.

  3. When es um Israel geht haben Linke, Neonazis und Islamisten immer ein und die selben Sachen zu sagen.

    Die sind ja sooo besorgt um die Palästinenser. Man fürchtet ja sooo um den „Frieden in der Region“.

    Gleichzeitig kann die Ukraine abfackeln und keinen juckts. Nordkorea kann Atombomben zünden und -ja tatsächlich- Konzentrationslager betreiben.

    Was Merkel und deutsche Ministerien so treiben, schafft es nur in die Nachrichten, wenn nun wirklich kein Trumptweet mehr auszumachen ist, und selbst dann ist eine Großreportage über Genderdiskriminierung von Unentschlossenen wichtiger.

    Martin Sellner, AfD, Antaios sind mutmaßlich rechtsextrem. Sorry, mein Fehler. Da kommt kein „mutmaßlich“. Da heißt es einfach nur, „rechtsextrem“, besonders bei den Identitären. Die sind zu klein, um sich wehren zu können. Wer sich wehren kann, gewinnt ein „mutmaßlich“ wie in „Hinter dem Raketenbeschuss steckt mutmaßlich die Palästinenserorganisation Hamas“.

  4. Und heute kam in den israelischen Nachrichten, dass irgend ein syrischer Offizieller behauptet, es habe sich um einen HÜHNERSTALL gehandelt. Ob das die ARD jetzt auch bringt?

    • Die Syrer bauen da ja wieder. Die Latten, die ich für Teil einer Dachkonstruktion halten würde (siehe Bild), könnten die Agrarexperten der ARD schon für Teile eines Hühnerstalls halten. Die kennen sich ja mit sowas aus: Gackern und komische Eier legen…Tagesschau eben.

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