Tribute-Von-Panem-Hunger-Games-2Der August dieses Jahrs wird ein ruhiger Monat. Nichts Wesentliches wird sich ereignen und wenn der IS die Füße stillhält, werde ich meinen Fingern auch mal eine kleine Schreib-Pause gönnen können. Was sagen Sie, Rio? Nein, da ist nichts. Ich habe beschlossen, dass mich olympische Spiele nicht mehr interessieren. Schon die in London vor vier Jahren habe ich nur deshalb in Erinnerung, weil die Queen eine komödiantische Höchstleistung bei ihrem „Fallschirmsprung“ am Eröffnungsabend ablieferte. Sonst war da nichts, was mir im Gedächtnis blieb. Ok, zwei Jahre später gab es Sotchi, den olympischen Overkill aus Korruption und Misswirtschaft. Jede Menge Stoff für Kritik und Häme. Sport gab es am Rande auch, wurde mir berichtet. Nun also Rio, die olympischen Sommer…ja was eigentlich? Mit Spiel hat das ganze nichts zu tun. Teurer, skrupelloser, korrupter. Das ist seit Langem der olympische Dreiklang und ich bin ihn leid. Auf mich als Zuschauer muss Herr Bach und sein mafiöser Wanderheuschrecken-Zirkus verzichten und sollte ich in meinem Einkaufswagen ein Produkt finden, auf dem die fünf Ringe abgebildet sind, werde ich mich trotzig nach Alternativen umsehen.

Rückblick

Der 8.8.1988 war ein beliebtes Hochzeitsdatum, weil ganz leicht zu merken. Als Gast stand ich bei der Hochzeitsfeier eines Freundes mitten unter der halben Olympiamannschaft der Schwimmerinnen und Schwimmer der DDR, kurz bevor diese nach Soul zu den olympischen Spielen abreisten. Damals hielt ich die olympischen Spiele noch für das Größte, die meisten der anwesenden Sportler taten das auch. Gesundheitliche und psychische Probleme durch das systematische Doping kamen erst Jahre später. Bei vielen der Menschen, die ich auf der Party 1988 kennen gelernt hatte, wurde das Kleingedruckte der Packungsbeilagen, die sie nie zu lesen bekamen, wie alter Fisch. Von Tag zu Tag wurde der Gestank größer. Nach dem, was ich über olympischen Spitzensport weiß, kann man die Athleten in drei Gruppen einteilen. Sieger, die erwischt wurden, Sieger, die noch nicht erwischt wurden und die Sportler, die irgendwie „dabei“ waren. Das ist heute nicht anders als 1988.

Heute wie damals sind die Sportler nur das laufende, springende und schwimmende Personal das man eben braucht, um dem Wanderzirkus eine Legitimation zu geben. In Wirklichkeit geht es um etwas viel Profaneres. Es geht um verdammt viel Geld.

Es ist eigentlich nichts dagegen einzuwenden, dass sich mit Sportveranstaltungen Geld verdienen lässt. Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele jedoch, die sich nachweislich immer wieder als gigantische Korruptions- und Geldverbrennungsmaschine erweisen, ziehen plündernd rund um die Welt und hinterlassen nichts als Schulden, nutzlose Infrastruktur, zerstörte Natur und enttäuschte Hoffnungen. Einzig das IOC, seine Vasallen, seine Anwälte und Markenschützer verdienen gut an dem Geschäft. Sie definieren es, sie machen die Regeln, sie kassieren ab. Diesen „Markt“ haben sie ganz für sich allein – ein feuchter Monopolistentraum!

Hungerspiele der Neuzeit

Alle vier Jahre schicken die Länder dieser Erde ihre Tribute dorthin, wo die olympische Flamme brennt. Das ist das Ereignis, auf das sie sich ein Leben lang vorbereitet haben, all ihr Streben ist auf diese wenigen Tage gerichtet. Ihre Staatschefs und Sportverbände sagen ihnen, wie wichtig das ist. Ihre Freunde und Familien sagen ihnen, wie stolz sie auf sie sind. Die Sportler würden ihr Leben geben für die Chance, bei Olympia starten zu dürfen und langfristig geben viele ihr Leben dafür. Ähnlich wie im Film „Die Tribute von Panem“ die „Hungerspiele“, stellen die Sportler das System Olympia nicht in Frage. Der menschenverachtende Zirkus wird unter einer Glitzerschicht aus Show und Emotionen versteckt, oben drauf gibt es die Cocktailkirschen in Gold, Silber, Bronze, Medaillenspiegel und „Länderwertung“.

Die Segler riskieren, sich im Wasser vor der Küste Rios mit multiresistenten Keimen zu infizieren und alle Sportler riskieren eine Infektion mit dem Zika-Virus. Brasilien droht nicht zuletzt durch Olympia die Staatspleite, etwas, das Griechenland nicht zuletzt wegen Olympischer Spiele schon hinter sich hat. Ein kleiner Preis für den großen olympischen Gedanken.

An alle Bürger dieses Landes, die Hamburg, Berlin und München davor bewahrt haben, Gastgeber olympischer Spiele werden zu müssen: Danke! An alle Funktionäre des IOC: Macht den Laden endlich dicht! An alle Sportler: Kommt gesund nach Hause!

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1 Kommentar

  1. Sie haben Recht. Ich schaue mir nichts mehr über die Olympischen Spiele an, ich die sauberen Sportler nicht von den gedopten unterscheiden kann und Siege bzw. Niederlagen für mich daher bedeutungslos geworden sind.

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